Wladimir I. Lenin: Materialien zur Frage des Kampfes innerhalb der sozialdemokratischen Dumafraktion1 [„Sa Prawdu", Nr. 22, 29. Oktober/11. November 1913 Der in „Sa Prawdu" abgedruckte Text wurde mit dem Text des Artikels im Sammelband „G. Sinowjew, W. Iljin, J. Kamenew: „Marxismus und Liquidatorentum", II. Teil, Verlag „Priboj", St. Petersburg 1914, verglichen. Nach Sämtliche Werke Band 17, Moskau-Leningrad 1935, S. 52-70] Zwischen den sechs Arbeiter- (Kurien-) Abgeordneten der Sozialdemokratie in der Reichsduma, Badajew, Malinowski, Muranow, Petrowski, Samoilow und Schagow einerseits und den übrigen sieben Mitgliedern der sozialdemokratischen Dumafraktion anderseits ist ein Kampf ausgebrochen. Sowohl die Sechs als auch die Sieben haben sich in Aufrufen an die Arbeiter gewandt mit der Bitte, die Frage zu behandeln und ihre Meinung zu äußern. Die Petersburger Arbeiter haben mit der Behandlung der Frage bereits begonnen, und damit sie erfolgreich fortschreite, geben wir hier eine Zusammenfassung der Materialien und Erwägungen, die für jeden Arbeiter, der sich um das Schicksal seiner marxistischen Organisation kümmert, von Interesse sein werden. Wessen Wille? Die grundlegende Frage, die sich anlässlich der Spaltung der sozialdemokratischen Dumafraktion vor den Arbeitern erhebt, ist die Frage nach dem Verhältnis der Dumafraktion zum marxistischen Ganzen. Wessen Wille soll die Beschlüsse, die Taktik, die Haltung der sozialdemokratischen Dumafraktion bestimmen? Die Erfahrung aller sozialdemokratischen Parlamentsfraktionen der Welt gibt auf diese Frage eine klare und absolut unanfechtbare Antwort. Die Parlamentsabgeordneten der Sozialdemokratie sind die Vertreter des Willens des klassenbewussten und organisierten Proletariats des betreffenden Landes. Jene Beschlüsse, die das vorgeschrittene Proletariat fasst und die es in seinem gesamten wirtschaftlichen und politischen Kampfe durchführt, sind für die sozialdemokratische parlamentarische Vertretung bindend. Parlamentsabgeordnete, die mit dem Willen des klassenbewussten, organisierten, vorgeschrittenen Proletariats nicht übereinstimmen, legen ihre Vollmachten nieder, d. h. verzichten auf ihr Abgeordnetenmandat. Diese allgemeinen und wichtigen Grundsätze, die von allen Marxisten der ganzen Welt geteilt werden, muss man vor allem klar begreifen und genau erfassen, um verschiedenen gewissenlosen Leuten die Möglichkeit zu nehmen, die strittige Frage zu verwirren und zu verdunkeln. Sollte jemand versuchen, die unabhängigen Sozialdemokraten im Parlament vor dem Willen der Mehrheit der zusammengeschlossenen klassenbewussten Arbeiter zu schützen, so würde er sich sofort als Feind der marxistischen Organisation und als Zerstörer jeder Einheit, jeder einmütigen Tätigkeit der sozialdemokratischen Arbeiter offenbaren. Es fragt sich nun, wie wir, die russischen Arbeiter, den Willen und die Beschlüsse der Mehrheit der klassenbewussten und zu einem Ganzen zusammengeschlossenen sozialdemokratischen Arbeiter Russlands bestimmen können. Was ist der Wille der Mehrheit der klassenbewussten Arbeiter Russlands? In allen Ländern der Welt dienen zur Bestimmung des Willens des zu einem einheitlichen politischen Ganzen zusammengeschlossenen Proletariats die folgenden Kennzeichen: Erstens die Arbeiterzeitungen. Dadurch, dass das Proletariat diese oder jene Arbeiterzeitungen unterstützt, bestimmt es seinen politischen Willen, bestimmt es, zu welcher Richtung es steht. Zweitens die Wahlen ins Parlament. Die Wahlgesetze sind in verschiedenen Ländern verschieden, doch lässt sich oft unfehlbar bestimmen, welche Abgeordnete das Proletariat wählt. Die Richtung der von den Arbeitern gewählten Abgeordneten zeigt den Willen des Proletariats. Drittens geben die Arbeiterverbände und -vereinigungen aller Art, besonders die Gewerkschaften, die den Kampf gegen das Kapital führen, die Möglichkeit, über den Willen des Proletariats zu urteilen. Viertens findet in Westeuropa der Wille des Proletariats seinen genauesten Ausdruck in den Beschlüssen der sozialistischen Parteien, die sich legal betätigen und deren Mitgliedschaft allgemein bekannt ist. In Russland gibt es bekanntlich keine legale sozialdemokratische Partei – selbst die Partei der Kadetten gilt bei uns als verboten. Die Leute, die über die Illegalität herfallen oder auf sie verzichten oder den Verzicht auf sie rechtfertigen, werden deshalb in Russland als Liquidatoren, d. h. als Abtrünnige, als Zerstörer der Arbeiterorganisationen bezeichnet. Wollen wir nun sehen, wie es mit den Daten über den Willen der vorgeschrittenen Arbeiter Russlands bestellt ist. Was sagen die Wahlen in die II., III. und IV. Reichsduma über den Willen des Proletariats? Das Wahlgesetz in Russland hat zu dem reaktionären Zweck der Absonderung der Arbeiter von der Bauernschaft Arbeiterkurien, d. h. besondere Wahlen für die Arbeiter eingeführt. Doch auf diese Weise ist um so eher der Wille der Arbeiter festzustellen, die in die Duma Leute schicken, die mit ihren Ansichten, mit ihrer Richtung übereinstimmen. Deshalb waren alle Abgeordneten von der Arbeiterkurie sowohl in der II. als auch in der III. und in der IV. Duma Sozialdemokraten. Alle des Lesens und Schreibens kundigen Leute (mit Ausnahme der politisch unehrlichen) waren gezwungen, daraus zu schließen, dass der Wille der Arbeiter Russlands der ist, einmütig und treu mit den Sozialdemokraten zusammenzugehen. Aber welche Richtung innerhalb der Sozialdemokratie unterstützten die Arbeiter? Eine klare Antwort darauf gibt die Zusammenstellung der Daten über die Richtung der Abgeordneten aus der Arbeiterkurie. In der II. Duma gab es 23 solche Abgeordnete, davon 11 Bolschewiki (d. h. 47%). Bekanntlich wurde zu derselben Zeit, im Frühjahr 1907, zahlenmäßig genau festgestellt und nachgeprüft, dass in der Arbeiterpartei die Mehrheit hinter den Bolschewiki steht. In der III. Duma, nach der Abänderung des Wahlgesetzes, blieben noch 8 Abgeordnete aus der Arbeiterkurie, davon 4 Bolschewiki (d. h. 50%). In der IV. Duma gab es 9 Abgeordnete aus der Arbeiterkurie, davon 6 Bolschewiki (d. h. 67%). Somit sind im Verlaufe der sechs Jahre, von 1907 bis 1912. als die Intelligenz von der Sozialdemokratie floh, die Arbeiter immer mehr und mehr auf die Seite der Bolschewiki übergegangen. Mehr als zwei Drittel der Arbeiter Russlands teilen die Anschauungen und die Richtung der sechs Arbeiter-(Kurien-) Abgeordneten der IV. Duma: Badajews, Malinowskis, Muranows, Petrowskis, Samojlows und Schagows. Auf ihrer Seite steht die erdrückende Mehrheit der klassenbewussten, am politischen Leben teilnehmenden Arbeiter. Die Intellektuellen flohen aus der marxistischen Organisation, sie liquidierten sie. Die Arbeiter flohen von den Liquidatoren. Nur unehrliche Leute können diese Wahrheit bestreiten. Wer sind die Vertreter? An demselben Tage, als in den Zeitungen die Erklärung der sechs Abgeordneten einerseits und die ihrer Gegner anderseits erschienen, beeilte sich die Zeitung der Liquidatoren (in Nr. 60), als Argument zur Verteidigung der sieben Abgeordneten anzuführen, die sieben Abgeordneten hätten nicht weniger Arbeiterstimmen hinter sich als die sechs.2 Zu dieser Zeit erschienen in unserer Zeitung (Nr. 13) Daten, die die Liquidatoren vollständig aus ihrer Position schlugen und die Bedeutung des von ihnen vorgebrachten „Argumentes" von Grund aus vernichteten.3 Diese Daten handeln von der Zahl der Arbeiter in jenen Gouvernements, die sozialdemokratische Abgeordnete in die Duma geschickt haben, und geben eine klare Vorstellung davon, hinter welchem Teil der sozialdemokratischen Fraktion mehr, und sogar um wie viel mehr Arbeiterstimmen hinter ihm stehen. Hier diese Daten:
Da der Abgeordnete Jagello nicht zu der Zahl der sieben Abgeordneten gehört –, denn er gehört nicht der Sozialdemokratie an und hat in der Frage des Verhältnisses zwischen den sechs und den sieben Abgeordneten nicht beschließende Stimme, und außerdem ist er gegen den Wunsch der Mehrheit der Arbeiterwahlmänner der Stadt Warschau in die Duma gekommen –, so kann die Zahl der Arbeiter des Gouvernements Warschau nicht in die Zahl der hinter den sieben Abgeordneten stehenden Arbeiterstimmen einbezogen werden. Somit ergibt sich, dass von 1.144.000 auf die 7 Abgeordneten nur 136.000 oder 11,8% oder ungefähr ein Zehntel, auf die 6 Abgeordneten dagegen 1.008.000 oder 88,2% oder ungefähr neun Zehntel entfallen. Die entschiedene Behauptung der Liquidatoren von der Gleichheit der Arbeiterstimmen erwies sich damit als gänzlich widerlegt. Was wenden sie nun dagegen ein? Ihre Antwort verdient vollständig wiederholt zu werden; erklären lässt sie sich nur durch die Ausweglosigkeit ihrer Lage. „Die Frage der Richtigkeit und der Bedeutung dieser Zahlen beiseite lassend, stellen wir fest" … schreibt Herr F. in Nr. 61 der „Nowaja Rabotschaja Gaseta" … Ihr habt, meine Herren, von der Zahl der Arbeiterstimmen gesprochen; man hat euch Zahlen angeführt, und ihr lasst sie beiseite. Kaum hatte er dies gesagt, als in der folgenden Nummer (Nr. 62) eine Behauptung erschien, angesichts der man nur den Kopf schütteln kann. „Über die arithmetische Seite dieser Behauptung hat sich unsere Zeitung gestern ausgesprochen." Beiseite lassen bedeutet – „sich aussprechen". Auf was für Einfaltspinsel rechnen denn die Herren Liquidatoren? Als wir die erwähnten, von den Liquidatoren nicht widerlegten Zahlen anführten, sprachen wir mit keinem Ton davon, dass jene Gouvernements, in denen die sechs Arbeiterabgeordneten gewählt wurden, in unserem Wahlsystem von besonderer Bedeutung sind. Durch die Tatsachen entmutigt, versuchen die Liquidatoren nun, vom besonderen, dem sechs Abgeordneten durch das Gesetz vom 3. Juni gewährten Privilegien, von unserer Verneigung vor den Stolypinschen Kurien und davon zu reden, dass wir nur die sechs Abgeordneten als sozialdemokratische Abgeordnete betrachten usw. Solche Behauptungen tragen eine ganz bestimmte, wenn auch nicht schmeichelhafte Bezeichnung… Aber wir wollen uns nicht beschmutzen! … Die Zahl der Arbeiter in den Gouvernements bleibt dieselbe. Sie zu vergleichen ist möglich und notwendig. Die deutsche Sozialdemokratie berechnet ihre Erfolge bei den Wahlen, ungeachtet dessen, dass dort die Frauen kein Stimmrecht haben. All das ist in so hohem Grade klar und einfach, dass man sich verwundert fragen muss, wen die Liquidatoren mit ihren „Argumenten" irrezuführen gedenken. Von welchem Willen der Arbeiter zeugen die Arbeiterzeitungen in Russland? Wie allgemein bekannt, begannen in Russland die Arbeiterzeitungen, nach der Periode der Verzagtheit und des Zerfalls der Jahre 1908–1910, im Jahre 1911 zu entstehen und erstarkten im Jahre 1912. Man nehme das Jahr 1912. Vor allem entstand und festigte sich die Wochenzeitung „Swjesda", die später zweimal wöchentlich zu erscheinen begann und der Tageszeitung „Prawda" den Weg bahnte. Die „Prawda" entstand im April 1912 dank der außergewöhnlich starken Unterstützung durch die Arbeiter. Diese Zeitung scharte die Mehrheit der klassenbewussten Arbeiter um sich. Ihre Richtung war die Richtung der Mehrheit der organisierten und klassenbewussten Proletarier. Im Jahre 1913 erschienen bereits zwei für ganz Russland bestimmte Zeitungen ein und derselben Richtung. Der gewaltige Aufschwung der Unterstützung der Arbeiter schuf in Moskau die Zeitung „Nasch Putj", eine Zeitung derselben Richtung. Die andere Richtung, die der Liquidatoren, ließ erst vom Herbst 1912 an, nach sehr schwachen Wochenzeitungen, die Tageszeitung „Lutsch" erscheinen. Folglich beweisen die Tatsachen unwiderlegbar, dass sich die Mehrheit der Arbeiter weit früher um die „Prawda" geschart hat. Die Gründung der Zeitung der Liquidatoren war ein späteres Werk, ein Werk des Kampfes gegen den Willen der Mehrheit, ein Werk der Spaltung, d. h. des Widerstrebens der Minderheit, sich der Mehrheit zu fügen. Jeder Arbeiter wird begreifen, dass die Einheit der Aktionen des Proletariats verletzt wird, wenn in derselben Stadt eine zweite Zeitung gegründet wird, die die erste zu untergraben sucht. Keine einzige sozialdemokratische Partei Europas duldet dies. Von welchem Willen der Arbeiter zeugen die Sammlungen für die Arbeiterzeitungen? Die bürgerlichen Zeitungen werden durch große Kapitalien gehalten. Die Arbeiterzeitungen erhalten sich durch Geldsammlungen der Arbeiter selbst. Dadurch, dass die Arbeiter Beiträge für die Unterstützung der einen oder der anderen Publikation, der einen oder der anderen Zeitung spenden, bestimmen sie klar ihren Willen. Die Geschichte der Beiträge der Arbeiter für die Arbeiterzeitungen in Russland ist deshalb eines der wichtigsten Kennzeichen des Willens der Arbeiter. Über diese Geschichte hinwegzugehen vermögen nur ganz unwissende oder unehrliche Leute (von der Art der Kadetten und der Liquidatoren). Hier die Angaben über die gruppenweisen Geldsammlungen der Arbeiter, Angaben, die schon wiederholt veröffentlicht worden sind und von jedem lesekundigen Menschen überprüft werden können.
Diese Angaben umfassen eine große Zeitspanne. Sie erstrecken sich auf das ganze Jahr 1912 und 9 Monate des Jahres 1913. Sie beziehen sich auf ganz Russland.* Wovon sprechen sie? Ohne Zweifel davon, dass die Anhänger der „Sa Prawdu", die Anhänger der sechs Arbeiterabgeordneten und Gegner der Liquidatoren, unter den klassenbewussten Arbeitern vollständig überwiegen. Jeder, der die Beschlüsse dieser erdrückenden Mehrheit nicht anerkennt, verletzt den Willen der Arbeiter, ist ein Spalter und Desorganisator. Von welchem Willen der Arbeiter zeugen die Gewerkschaften in Petersburg? Bekanntlich sind die Metallarbeiter die entwickeltsten und fortgeschrittensten Arbeiter, nicht nur in Petersburg, sondern in ganz Russland, und nicht nur in Russland sondern in der ganzen Welt. Niemand kann leugnen – die Liquidatoren haben es am Tage der Metallarbeiterversammlung selbst zugegeben –, dass die Metallarbeiter die Avantgarde (der Vortrupp) des gesamten russischen Proletariats sind. Was hat nun die Versammlung der Petersburger Metallarbeiter gezeigt? Es fand die Wahl der Gewerkschaftsleitung statt. Zwei Wahllisten lagen vor. Die eine Wahlliste, die in der Zeitung der Liquidatoren veröffentlicht und von dieser Zeitung vertreten wurde, enthielt eine Reihe von Namen bekannter Liquidatoren. Die andere, in der „Prawda" veröffentlichte Wahlliste war gegen die Liquidatoren gerichtet. Die Liquidatoren gaben ihre Wahlliste betrügerischerweise für den Beschluss der Gewerkschaft aus, doch half ihnen der Betrug nicht. In der Versammlung der Metallarbeiter waren an die 3.000 Personen anwesend. Davon gaben nur einige 150 ihre Stimme für die Liste der Liquidatoren ab. Es ist klar, dass der Wille der klassenbewussten und vorgeschrittenen Arbeiter völlig festgelegt ist. Die Arbeiter wollen von den Liquidatoren nichts wissen. Von allen Gewerkschaften Petersburgs hält nur noch die eine Gewerkschaft der Typographen zu den Liquidatoren** und die hat such vom .gesamten Petersburger Proletariat isoliert. Ja es muss gesagt werden, dass auch hier schon für die Liquidatoren nicht alles „gut bestellt" ist. Gibt es etwa viele Anhänger der Liquidatoren unter den Handlungsgehilfen, Holzarbeitern, Bijouteriearbeitern, Schneidern, Bäckern, Bauarbeitern, Gastwirtsangestellten usw.? Wie viele sind ihrer, wo sind sie? Gibt es etwa viele solcher Anhänger in den Institutionen für Kultur und Aufklärung? Sie sind nicht zu sehen! Aber die Liquidatoren haben doch, als sie sich gegen die Illegalität und gegen den „Streikfimmel" wandten und für die Legalität unter dem Schutze der Stolypinschen Reformen stritten, behauptet, alles Legale stehe hinter ihnen! Wem aber folgten die proletarischen Intellektuellen? In der vorigen Nummer richten 106 Arbeiterstudenten eine Begrüßung an die sechs Abgeordneten und brandmarken die Liquidatoren! Die sieben Abgeordneten, die den Liquidatoren folgen, verletzen den Willen der Mehrheit der Arbeiter. Das haben sowohl die Wahlen in die Duma als auch die Geldsammlungen für die Zeitungen und die Versammlung der Metallarbeiter sowie auch die gesamte Tätigkeit in der legalen Bewegung und die gegenwärtig stattfindende Versicherungskampagne (die Unterstützung der Wochenschrift für Versicherungswesen auf den Appell der sechs Arbeiterabgeordneten hin) bewiesen. Die sieben Abgeordneten, die den Willen der Mehrheit der Arbeiter verletzen, sollen dessen eingedenk sein, welche die unvermeidlichen Folgen sind, wenn sie auf ihrem Willen gegen die Mehrheit der Arbeiter beharren. Die ideelle Einheit Die Zeitung der Liquidatoren schreibt: „Die Sozialdemokratie ist eine gewisse ideelle Einheit, und wer ihre Ideen nicht anerkennt, gehört nicht zu ihr." Das ist wahr, aber nicht die ganze Wahrheit. Denn die Sozialdemokratie ist nicht nur eine ideelle, sondern auch eine organisatorische Einheit. Dies vergessen können nur Liquidatoren, d. h. Leute, die gerade das organisatorische Ganze nicht anerkennen wollen, die mit seinem Willen nicht rechnen, seine Beschlüsse verletzen usw. Unsere Liquidatoren, gerade jene, die in der Zeitung „Lutsch" schrieben und in der „Nowaja Rabotschaja Gaseta" schreiben, haben ihr Gesicht den Arbeitermassen am deutlichsten dadurch zeigt, dass sie gegen die Organisation der russischen Marxisten aufgetreten sind und gegen sie einen entschiedenen Kampf aufgenommen haben. In einer ganzen Reihe von Beschlüssen hat diese einzige poliitische Organisation der russischen Arbeiter, die es gibt, die Liquidatoren entschieden verurteilt, und zwar wegen ihres unzulässigen, desorganisierenden, zur Spaltung führenden Verhaltens gegenüber dieser Organisation. Diese Beschlüsse sind sowohl im Jahre 1908 als auch im Jahre 1910 und im Jahre 1912 gefasst worden. Sie sind den russischen Arbeitern, die sich für die Angelegenheiten ihrer Klasse interessieren, bekannt. Doch die Liquidatoren haben es nicht nur nicht für nötig gefunden, sich ihnen zu fügen, sie treten sie vielmehr in ihrer ganzen Tätigkeit und in ihrer ganzen Propaganda ganz ungeniert mit Füßen. Gerade das ist der Grund, weshalb die Zeitung der Liquidatoren bei der Behandlung der organisatorischen Frage ihren Lesern verheimlicht hat, dass die Sozialdemokratie nicht nur eine ideelle, sondern auch eine organisatorische Zusammenfassung ist. Da die Liquidatoren mit der Organisation vollständig gebrochen haben, ihre Beschlüsse mit Füßen treten und selbst über die Tatsache ihrer Existenz spotten, ziehen sie es natürlich vor, die Arbeiter nicht daran zu erinnern. Der liquidatorische Schriftsteller, der diesen Umstand seinen Lesern verheimlichte, musste aber immerhin bekennen, dass zur Sozialdemokratie schon gar nicht Leute gezählt werden können, die ihre Ideen nicht teilen. Doch gerade zu diesen Leuten gehören die Herren Liquidatoren. Ihre Ideen sind nicht sozialdemokratische Ideen, sondern die Ideen einer liberalen Arbeiterpolitik. Die Ideen von Opportunisten und Legalisten, die Ideen von Leuten, die die konsequenten marxistischen Losungen beschneiden und die für die Zerstörung der alten Organisation sowie für die Gründung einer legalen Partei unter dem Regime des 3. Juni agitieren, können nirgends, niemals und von niemandem als sozialdemokratische Ideen betrachtet werden. Die Liquidatoren haben sowohl durch ihre organisatorische Tätigkeit als auch durch ihre Propaganda unmarxistischer Ideen die Grenzen der Sozialdemokratie überschritten. Die Sozialdemokratie ist eine bestimmte organisatorische Einheit, und Leute, die sich der Disziplin dieser Organisation nicht unterordnen, sie missachten und ihre Beschlüsse mit Füßen treten, gehören nicht zu ihr. Das ist eine Grundregel. Aber der sich verplappernde Liquidator hat auch recht. Er hat recht, wenn er schreibt, dass Leute, die mit den sozialdemokratischen Ideen nicht übereinstimmen, nicht zur Sozialdemokratie gehören. Gerade so ist es, Herr Liquidator. Nur haben Sie nicht in Erwägung gezogen, dass diese Worte sich vor allem und in erster Linie gerade auf Sie selbst, auf Ihre liquidatorischen Ideen beziehen. Die Liquidatoren und die Bourgeoisie Sollte irgend jemand an dem eben Gesagten zweifeln, so müsste der Betreffende seine Aufmerksamkeit vor allem darauf richten, wie sich die bürgerlichen Politiker und die bürgerliche Presse zu dem Liquidatorentum, zu seinen Ideen und zu seinem Kampfe gegen die marxistische Arbeiterorganisation verhalten. Jeder, der sich mit der bürgerlichen Presse bekannt macht, wird sich schnell davon überzeugen, dass jedes Auftreten der Liquidatoren gegen die Marxisten von der Bourgeoisie mit einem ganzen Schwall von Lob und Entzückung aufgenommen wird. Mit Freude hat sie den Kampf der Liquidatoren gegen die alte Organisation aufgenommen, mit Freude hat sie ihren Feldzug gegen die streikenden Arbeiter, gegen den „Streikfimmel" aufgegriffen. Doch die bürgerliche Presse, die die Liquidatoren lobt und herausstreicht, konnte sich einen betrüblichen Umstand nicht verhehlen. Sie war gezwungen anzuerkennen, dass das Liquidatorentum, das den bürgerlichen Liberalen so sehr gefällt (gleich und gleich gesellt sich gern!), nur eine Intellektuellenströmung ist, die unter den Arbeitermassen nicht die geringsten Erfolge aufzuweisen hat. Das betrübt die Liberalen sehr, jeden klassenbewussten Arbeiter aber muss es freuen! Man sehe, wie die „Rjetsch", das Hauptorgan der bürgerlichen Liberalen, die Ereignisse in der sozialdemokratischen Dumafraktion beurteilt. Sie erklärte direkt, dass die Sieben die „parlamentarischen Elemente der Sozialdemokratie" seien, dass sie zur „Partei der parlamentarischen Arbeit" gehören, dass „die Haltung der Intelellenabgeordneten durchdachter" sei. Kurz gesagt, den Herren Liberalen gefällt die Haltung der Liquidatoren und der „Nowaja Rabotschaja Gaseta" weit besser als die Haltung der sechs Arbeiterabgeordneten. „Sie alle sind direkt von den Arbeitern gewählt", sagen die Liberalen von den Arbeiterabgeordneten, sie vertreten die Gruppe der „Unversöhnlichen" und ihre Losungen sind den Arbeitermassen weit „zugänglicher". Gerade diese „Unversöhnlichkeit" der Arbeiterabgeordneten und ihre direkte Verbindung mit den Massen ist es, was den Herren Liberalen nicht gefällt. Und sie klagen darüber, dass „Grund vorhanden ist, zu erwarten, dass die parlamentarische Mehrheit der sozialdemokratischen Intelligenz gezwungen sein wird, der außerparlamentarischen Arbeitermehrheit nachzugeben". Die Herren Liberalen möchten von ganzem Herzen, dass im gegenwärtigen Streit die „Gemäßigten", die Anhänger der „parlamentarischen" Taktik, die Liquidatoren siegen und die unversöhnlichen Arbeiterabgeordneten mit ihren „gradlinigen" Losungen an Händen und Füßen binden. Aber auch die Liberalen fühlen es, dass die Arbeiterklasse und ihr treues Festhalten an den ungekürzten Losungen die Erfüllung des Traums der Liquidatoren und Liberalen vom Siege der Opportunisten in der Sozialdemokratie verhindern werden. Der Beschluss der zusammengeschlossenen Marxisten Die sieben Abgeordneten, die den Willen der Mehrheit des Proletariats verletzen, umgehen furchtsam die Tatsache, dass die Sechs in Übereinstimmung mit diesem Willen handeln. Hier der bereits veröffentlichte Beschluss der Marxisten: „Die Beratung ist der Meinung, dass die Einheit der sozialdemokratischen Fraktion auf dem Gebiete der Dumaarbeit möglich und notwendig ist. Die Beratung stellt indessen fest, dass die Haltung der sieben Abgeordneten die Einheit der Fraktion ernstlich bedroht. Unter Ausnützung einer zufälligen Mehrheit von einer Stimme verletzen die sieben Abgeordneten die elementarsten Rechte der sechs Abgeordneten, die die gewaltige Mehrheit der Arbeiter Russlands vertreten. Von eng-fraktionellen Interessen ausgehend, nehmen die sieben Abgeordneten den anderen sechs die Möglichkeit, in den wichtigsten Fragen des Arbeiterlebens auf der Dumatribüne aufzutreten. In einer ganzen Reihe von Fällen, wo die sozialdemokratische Fraktion zwei und mehr Redner stellte, erhielten die sechs Abgeordneten ungeachtet ihres Verlangens nicht die Möglichkeit, ihren Redner zu stellen. Gleichermaßen weigern sich die sieben Abgeordneten, bei der Verteilung der Plätze in den Dumakommissionen (z. B. in der Budgetkommission) den sechs Abgeordneten einen von den zwei Plätzen zu überlassen. Bei den Wahlen von Vertretern der Fraktion in für die Arbeiterbewegung wichtige Institutionen berauben die sieben Abgeordneten mit einer Mehrheit von einer Stimme die sechs Abgeordneten der Vertretung. Das für die Fraktion arbeitende Personal wird stets einseitig ausgewählt (z. B. wurde die Forderung nach einem zweiten Sekretär abgelehnt). Die Beratung ist der Meinung, dass eine derartige Handlungsweise der sieben Abgeordneten in der Fraktion unvermeidlich Reibungen schafft, die eine einmütige Arbeit hindern und zur Spaltung der Fraktion führen. Die Beratung protestiert auf das entscheidendste gegen eine derartige Handlungsweise der sieben Abgeordneten. Die sechs Abgeordneten vertreten die gewaltige Mehrheit der Arbeiter Russlands und handeln in voller Übereinstimmung mit der politischen Linie ihres organisierten Vortrupps. Die Beratung ist deshalb der Meinung, dass die Einheit der sozialdemokratischen Fraktion auf dem Gebiete der Duma nur dann aufrechterhalten werden kann, wenn die beiden Teile der Fraktion völlig gleichberechtigt sind und die sieben Abgeordneten auf die Politik der Vergewaltigung verzichten. Ungeachtet der unversöhnlichen Meinungsverschiedenheiten, die nicht nur auf dem Gebiete der Dumatätigkeit vorhanden sind, fordert die Beratung die Einheit der Fraktion auf der oben bezeichneten Grundlage der Gleichberechtigung ihrer beiden Teile. Die Beratung fordert die klassenbewussten Arbeiter auf, ihre Meinung zu dieser wichtigen Frage zu äußern und mit allen Kräften zur Aufrechterhaltung der Einheit der Fraktion auf der einzig möglichen Grundlage der Gleichberechtigung der sechs Arbeiterabgeordneten beizutragen." Dieser Beschluss hat durch die Vertreter der Arbeiter den Willen der Mehrheit, von dem wir schon früher ausführlich gesprochen haben, klar und genau festgelegt. Nur außerhalb der Partei stehende Sozialdemokraten sind imstande, diesen Willen zu verletzen. Nur Liquidatoren können den Sieben raten, auf eigene Gefahr zu handeln, so wie Spalter und Desorganisatoren der Arbeiterorganisationen handeln. Unsere Tätigkeit innerhalb der Fraktion Die sechs Abgeordneten haben die Frage ihrer Vergewaltigung in der Dumafraktion durch eine zufällige Fraktionsmehrheit vor das Gericht der Arbeiter gebracht. Sie haben erstaunliche Tatsachen aus dem Leben der Fraktion angeführt. Und was haben die sieben Abgeordneten ihnen geantwortet? Anstatt einer offenen und deutlichen Erklärung und einer Widerlegung der von den sechs Abgeordnetem angeführten Fälle der Behinderung ihrer Tätigkeit in der Duma beschäftigten sich die sieben Abgeordneten mit der Aufzählung einer Reihe von Tatsachen, wo keine Beengung oder Vergewaltigung stattgefunden hat. Ohne Zweifel hat es in der Fraktion Fälle gegeben, wo man mit den sechs Abgeordneten rechnete; wenn dem nicht einmal so wäre, so wäre dies einfach eine Verhöhnung des Proletariats; eine solche Lage in der Fraktion könnte sich auch nicht einen Tag lang halten. Die Einheit der Fraktion ist möglich, und eine Verständigung ist notwendig, das zeigt die Erfahrung des einjährigen Bestehens der Fraktion. Aber diese Erfahrung zeigt auch, dass die sechs Abgeordneten in der Fraktion von den auf die Seite des Liquidatorentums hin neigenden und mit dem Willen der Mehrheit der Arbeiter nicht rechnenden sieben Abgeordneten an Händen und Füßen gebunden worden sind. Die Tatsachen, die von den sechs Abgeordneten angeführt wurden und die ein klares Bild vom inneren Leben der Fraktion geben, sind unwiderlegt geblieben. Die sieben Abgeordnetem haben 1. Versuche gemacht, das Programm der Sozialdemokratie abzuändern. Z. B. haben sie vom der Dumatribüne herab die im Jahre 1903 von allen Marxisten abgelehnte kulturell-nationale Autonomie vertreten. 2. Sie haben den Abgeordneten Jagello, der einer anderen Organisation und nicht der Sozialdemokratie angehört, mit beschließender Stimme in Dumaangelegenheiten in die Fraktion aufgenommen und mit beschließender Stimme in Parteiangelegenheiten aufnehmen wollen. 3. Sie haben trotz wiederholter Forderung den sechs Abgeordneten das Recht verweigert, einen eigenen Sekretär zu halten. 4. Sie haben die sechs Abgeordneten auf jede Art und Weise daran gehindert, von der Dumatribüne herab zu sprechen. 5. Sie haben den sechs Abgeordneten in einer wichtigen Institution keine Vertretung gewähren wollen. 6. Sie haben die Teilnahme der sechs Abgeordneten an den Dumakommissionen, darunter an der Budgetkommission, behindert. Auf all das haben die sieben Abgeordneten nur die eine Antwort: der Nutzen für die Sache. Es ist klar, dass die Vergewaltigung und Einschränkung der Tätigkeit der sechs Abgeordneten, die die gewaltige Mehrheit der Arbeiter Russlands vertreten, nicht durch den Nutzen für die Arbeitersache und die Sache der Sozialdemokratie erklärt werden kann. Wie die sechs Abgeordneten in der Dumafraktion vergewaltigt worden sind, das beweisen überzeugend die Daten über die Beteiligung der sozialdemokratischen Abgeordneten an den Dumakommissionen. Von 26 Kommissionen, in denen es sozialdemokratische Vertreter gibt, waren beteiligt: die 6 Abgeordneten an 7 Kommissionen; die übrigen 7 an 13 Kommissionen, fast zweimal soviel. Von 20 Kommissionen, in denen es je einen sozialdemokratischen Vertreter gibt, befinden sich: die 6 Abgeordneten in 7 Kommissionen; die übrigen 7 in 13 Kommissionen, fast zweimal soviel. An den Kommissionen, in denen es je zwei sozialdemokratische Vertreter gibt, nahmen teil: die 6 Abgeordneten an 3 Kommissionen, die übrigen 7 an 6 Kommissionen – zweimal soviel. In drei dieser Kommissionen gibt es je zwei Vertreter der anderen Abgeordneten. Von den 6 Abgeordneten ist kein einziger in mehr als 2 Kommissionen; von den übrigen ist: Tschchenkeli in 6 Kommissionen; Skobelew in 6 Kommissionen; Manjkow in 4 Kommissionen. Was fordern die Sechs? Die Sechs forderten einen eigenen Sekretär, einen der zwei Plätze in der Budgetkommission, die Wahl zweier und nicht eines Vertreters in eine wichtige Institution. Die Sieben haben zugegeben, dass sie diese Forderungen bis heute nicht erfüllt haben, und sie haben sich geweigert, sie zu erfüllen. Jeder Arbeiter sieht, dass diese Forderungen absolut gerechtfertigt sind. Die Sieben werden das Vertrauen verlieren, wenn sie diese gerechten Forderungen nicht erfüllen wollen! Die Sieben sind verpflichtet, den sechs Arbeiterabgeordneten, die in Übereinstimmung mit dem Willen der Mehrheit handeln, Gleichberechtigung, völlige Gleichstellung zu gewähren. Nur so können die Sieben, die gegen den Willen der Mehrheit handeln, einen Schritt zur Einheit wenigstens in der Dumatätigkeit tun. Die Arbeiter müssen die Sieben zwingen, mit dem Willen der Mehrheit zu rechnen! Die Einheit in der Duma und die Einheit außerhalb der Duma Die Einheit außerhalb der Duma kann nur auf eine Art und Weise verwirklicht werden: durch die Einheit der Arbeiterzellen, dadurch, dass in diese Arbeiterzellen alle jene eintreten, die aufrichtig und würdig zum Wohle der Arbeiterklasse und unter der Führung ihrer politischen Organisation arbeiten wollen. Der Zutritt zu diesen Zellen steht allen offen. Jeder, der in Übereinstimmung mit der Organisation arbeiten will, kann und muss einer dieser Zellen beitreten. Nur so lässt sich in der Arbeiterbewegung die Einheit verwirklichen, die Einheit von unten, die Einheit in der praktischen Arbeit, im Kampfe, unter gegenseitiger Kontrolle. Unsere Zeitung hat diese Losung schon vor langem aufgestellt und vertritt sie stets. Man hört jedoch nichts davon, dass die Liquidatoren diesen Weg beschreiten wollen, der ihnen stets offensteht, wenn sie tatsächlich nach sozialdemokratischer Arbeit und Einheit streben. Wie soll es aber mit der Einheit in der Dumatätigkeit sein? Die Einheit der Tätigkeit im Parlament wird überall und stets nur auf einem Wege erreicht: dadurch, dass sich die parlamentarische Vertretung der Mehrheit der organisierten Arbeiter unterordnet. Aber bei uns wollen die zum Liquidatorentum hin neigenden sieben Abgeordneten mit diesem Willen nicht rechnen. Sie wollen nicht mit den genauen Beschlüssen der organisierten Arbeiter rechnen. Sie ziehen es vor, ihre zufällige Mehrheit von einer Stimme dazu zu gebrauchen, die sechs Abgeordneten, die den Willen der gewaltigen Mehrheit der Arbeiter mm Ausdruck bringen und in völliger ideeller Übereinstimmung mit der marxistischen Organisation arbeiten, an die Wand zu drücken. Der einzig richtige Ausweg bestände für diese Leute, die mit dem marxistischen Ganzen nicht rechnen, darin, dies auch offen zu erklären. Aber sie ziehen es vor, ihre angeblich verantwortungsfreie Stellung auszunutzen. Nicht nur, dass sie mit den Beschlüssen der organisierten Arbeiter nicht rechnen, sie wollen ihre Mehrheit in der Duma ausnutzen, um die Beschlüsse zu verletzen, die den Willen des Proletariats außerhalb der Duma widerspiegeln. Die Einheit in der Duma ist nur in dem Falle möglich, dass die sieben Abgeordneten auf eine derartige Handlungsweise verzichten. Mehr fordern ja die sechs Abgeordneten nicht. Die Einheit in der Dumatätigkeit ist möglich – sagen unsere Genossen –, wenn die sieben Abgeordneten, die sich durch die Beschlüsse der Marxisten nicht binden lassen, darauf verzichten, uns, die wir mit den ideellen Beschlüssen der Marxisten Schritt halten wollen, an die Wand zu drücken. Auf dieser Grundlage ist die Einheit möglich. Aber nur auf dieser Grundlage. Die Nichterfüllung dieser Forderungen durch die sieben Abgeordneten bedeutet, dass sie bewusst und offen auf die Spaltung hinarbeiten. Die gewaltige Mehrheit der organisierten Arbeiter, die, wie dies oben an Hand von Zahlen bewiesen wurde, hinter der Sechs steht, stellte es den sieben Abgeordneten anheim, auf der Grundlage einer Verständigung zu arbeiten. Der Verzicht der sieben Abgeordneten auf diese Verständigung zeigt ihren vollständigen und entschiedenen Abfall auch von der marxistischen Arbeiterorganisation an. Er bedeutet, dass die sieben schwankenden Abgeordneten vollständig den Standpunkt des die Partei spaltenden Liquidatorentums eingenommen haben. 1 Die „Materialien zur Frage des Kampfes innerhalb der sozialdemokratischen Dumafraktion" wurden von Lenin gemeinsam mit Sinowjew und Kamenew geschrieben. In einem Briefe an die Redaktion der „Prawda" (der sich im Archiv des Marx-Engels-Lenin-Instituts befindet) verlangte Lenin, dass die „Materialien" als Beilage zur Sonntagsnummer vom 9. November (27. Oktober) 1913 veröffentlicht werden. Anscheinend gelang es nicht, eine solche besondere Beilage herauszugeben, und die „Materialien" wurden in Nummer 22 der Zeitung „Sa Prawdu" abgedruckt und dann in dem Sammelbuch „Marxismus und Liquidatorentum", herausgegeben vom Verlag „Priboj", im Jahre 1914 unter dem Titel „Materialien zur Geschichte der Bildung der Sozialdemokratischen Arbeiterfraktion Russlands in der Duma" zusammen mit dem ergänzenden Artikel „Das Echo der Arbeiter auf die Bildung der Sozialdemokratischen Arbeiterfraktion Russlands", der im März/April 1914 geschrieben wurde, nochmals abgedruckt. 2 Gemeint ist hier der Leitartikel in Nummer 60 der „Nowaja Rabotschaja Gaseta" vom 31. (18.) Oktober 1913 mit der Überschrift „Die Arbeiter haben das Wort!". In derselben Nummer dieser Zeitung wurde auch der Aufruf der bolschewistischen „Sechs" mit der Forderung der Gleichberechtigung sowie die Antwort der „Sieben" veröffentlicht. 3 Es handelt sich hier um den nicht gezeichneten Artikel „Einige Ziffern über die sozialdemokratische Fraktion" in Nummer 13 der Zeitung „Sa Prawdu" vom 31. (18.) Oktober 1913. *Im Mai 1914 gab es in runden Zahlen: 6.000 Arbeitergruppen der „Prawda"-Richtung und ungefähr 1500 der Liquidatoren. **Wie es scheint, beginnt jetzt auch diese Gewerkschaft von den Liquidatoren abrücken. |