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Wladimir I. Lenin 19180518 Brief an die Konferenz der Vertreter der nationalisierten Betriebe

Wladimir I. Lenin: Brief an die Konferenz der Vertreter der

nationalisierten Betriebe

18. Mai 19181

[Nach Ausgewählte Werke, Band 7, Zürich 1934, S. 393 f.]

Nach Entgegennahme der Mitteilung der von der Arbeiterdelegation auf der Konferenz der größten Metallbetriebe gewählten Genossen und zur Resolution der Konferenz kann ich sagen, dass sich der Rat der Volkskommissare meines Erachtens sicherlich einstimmig zugunsten unverzüglicher Nationalisierung aussprechen wird, falls die Konferenz mit aller Energie die Sicherung einer planmäßigen, straffen Organisation der Arbeit und der Hebung ihrer Produktivität in Angriff nehmen wird.

Es ist daher erwünscht, dass die Konferenz: 1. sofort einen Provisorischen Rat zur Vorbereitung der Zusammenfassung der Betriebe einsetze; 2. dem Hauptvorstand des Metallarbeiterverbandes das Recht gebe, die Betriebe im Einvernehmen mit dem Obersten Volkswirtschaftsrat umzugestalten und die Zusammensetzung dieses Provisorischen Rates zu erweitern, um ihn in einen Vorstand des Verbandes (oder der Vereinigung) aller nationalisierten Werke zu verwandeln; 3. zwecks Schaffung strenger Arbeitsdisziplin eine Betriebsordnung nach der Art derjenigen der Werke in Brjansk billige oder durch eine Resolution zur gesetzlichen Vorschrift mache; 4. aus den Reihen der Fachleute, Ingenieure und Organisatoren der Großbetriebe Kandidaten zur Beteiligung an dem Vorstand vorschlage oder den Obersten Volkswirtschaftsrat beauftrage, solche ausfindig zu machen und zu ernennen; 5. es wäre erwünscht, dass Arbeiter aus den bestorganisierten Betrieben oder solche, die in der Leitung von Großbetrieben die größte Erfahrung besitzen (vom Provisorischen Rat oder vom Hauptvorstand des Metallarbeiterverbandes) in minder erfolgreiche Betriebe geschickt werden, um diese zu unterstützen und die Produktion richtig zu organisieren; 6. bei strenger Rechnungsführung und Kontrolle über sämtliche Materialien

Brief an die Vertreter der nationalisierten Betriebe kann und muss im Interesse der Produktivität der Arbeit eine gewaltige Ersparnis an Rohstoffen und Arbeit erzielt werden.

Ich denke, dass bei energischer Arbeit der Konferenz und der von ihr gewählten Körperschaften bereits in den nächsten Tagen ein Beschluss des Rates der Volkskommissare über die Nationalisierung herbeigeführt werden kann.

1 Im April 1918 wurde im Rat der Volkskommissare und in den Wirtschaftsorganen das sogenannte „Meschtscherski-Projekt“ diskutiert. Dieses Projekt sah die Zusammenfassung sämtlicher wichtigsten Hüttenbetriebe Russlands in einem kombinierten Unternehmen vor, wobei die Aktien dieser Vereinigung unter die Industriellen und den Staat aufgeteilt werden sollten. Der Urheber dieses Projekts, Meschtscherski, war einer der bedeutendsten Kapitalisten und Industriellen Russlands.

Der Rat der Volkskommissare lehnte am 18. April das „Meschtscherski-Projekt“ endgültig ab und beschloss, die Hüttenbetriebe und Maschinenbaufabriken zu nationalisieren.

Zwecks Beratung über die Fragen, die mit der Nationalisierung der größten Betriebe (der Werke in Sormowo, in Kolomna, der Baltischen Werke u. a.) zusammenhingen, wurde vom 12. bis zum 18. Mai eine Konferenz der nationalisierten Betriebe einberufen, an die sich Lenin mit dem vorliegenden Brief wandte. Die Konferenz sprach sich für eine Nationalisierung der Hüttenwerke aus und wählte ein provisorisches Komitee zur Organisierung der Vereinigten Staatlichen Hüttenwerke (abgekürzt: Gomsa). Auf der Konferenz wurden jedoch auch Stimmen gegen die Nationalisierung laut; so forderte Professor Grinewezki (ein offener Gegner des sowjetischen Wirtschaftssystems) die Annahme des „Meschtscherski-Projekts“, während ein Teil der auf der Konferenz anwesenden Ingenieure sich der Stimme enthielt.

Später, im Zusammenhang mit den Schädlingsprozessen, wurde festgestellt, dass Meschtscherski zusammen mit einer bedeutenden Gruppe von Industriellen eine Reihe von Maßnahmen ergriffen hatte, um die Arbeit der nationalisierten Betriebe zu paralysieren.

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