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Wladimir I. Lenin 19180627 Telegramm über die Organisierung von Abteilungen für die Beschaffung von Lebensmitteln

Wladimir I. Lenin: Telegramm über die Organisierung von Abteilungen

für die Beschaffung von Lebensmitteln

[Veröffentlicht 1918 in der Zeitschrift „Iswestija Narodnowo Kommissariata Prodowolstwija" Nr. 10–11. Nach Sämtliche Werke, Band 23, Moskau 1940, S. 91-93]

Im Hinblick darauf, dass es für die Reise eines Vertreters des Ernährungskommissariats zu dem Kongress zu spät ist, bitte ich, dem Kongress folgendes mitzuteilen: Die zur Sowjetmacht stehenden Kongressmitglieder müssen dessen eingedenk sein, dass, erstens, das Getreidemonopol zugleich mit dem Monopol für Textilwaren und andere der wichtigsten Bedarfsartikel verwirklicht wird, zweitens, dass die Forderung nach Aufhebung des Getreidemonopols ein politischer Schritt der konterrevolutionären Schichten ist, die bestrebt sind, dem revolutionären Proletariat das System der monopolistischen Preisregulierung als eines der wichtigsten Mittel des allmählichen Übergangs vom kapitalistischen Warenaustausch zum sozialistischen Produktenaustausch aus der Hand zu schlagen. Macht dem Kongress klar, dass die Aufhebung des Getreidemonopols für den Kampf gegen den Hunger nicht nur zwecklos, sondern schädlich ist. Ein Beispiel dafür bietet die Ukraine, wo Skoropadski das Getreidemonopol aufgehoben hat und wo infolgedessen nach wenigen Tagen die Getreidespekulation solch unerhörten Umfang erreichte, dass das ukrainische Proletariat heute ärger hungert als unter dem Monopol.

Verweist darauf, dass das einzig richtige Mittel zur Erhöhung der Brotrationen der Beschluss des Rates der Volkskommissare ist, bei den Kulaken gewaltsam Getreide zu requirieren und es der Stadt- und Dorfarmut zu geben. Dazu ist es notwendig, dass die Armen rascher und entschlossener in die Reihen der Armee für Lebensmittelbeschaffung eintreten, die vom Volkskommissariat für Ernährungswesen gebildet wird.

Schlagt dem Kongress vor, unter der Arbeiterschaft unverzüglich die Agitation für den Eintritt in die Lebensmittelbeschaffungs-Armee des Pensaer Sowjets zu entfalten, und zwar unter Einhaltung folgender Regeln:

1. Jede Fabrik stellt für je 25 Arbeiter einen Mann.

2. Die Anmeldungen zum Eintritt in die Lebensmittelbeschaffungs-Armee werden vom Betriebskomitee entgegengenommen, das eine namentliche Liste der Mobilisierten in zwei Exemplaren aufzustellen hat: ein Exemplar wird dem Volkskommissariat für Ernährungswesen zugestellt, das andere bleibt im Betriebskomitee.

3. Der Liste sind Bürgschaften beizulegen für die persönliche Gewissenhaftigkeit und revolutionäre Diszipliniertheit eines jeden Kandidaten, ausgestellt von dem Betriebskomitee oder der Gewerkschaftsorganisation oder einem Sowjetorgan oder von verantwortlichen Vertretern der Sowjetinstitutionen. Die Auswahl der Teilnehmer der Lebensmittelbeschaffungs-Armee hat so zu erfolgen, dass die Namen derjenigen, die zum Kampf gegen das Häuflein der räuberischen Kulaken, für die Rettung der Millionenmassen der Werktätigen vom Hungertode aufs Land hinausziehen, später nicht den geringsten Fleck aufweisen sollen.

Genossen Arbeiter, nur unter dieser Bedingung wird es für alle offenkundig sein, dass die Getreiderequisition bei den Kulaken keine Plünderung ist, sondern revolutionäre Pflicht gegenüber den Arbeiter- und Bauernmassen, die für den Sozialismus kämpfen!

4. In jeder Fabrik wählen die Mobilisierten aus ihrer Mitte einen Vertreter, der alle erforderlichen organisatorischen Schritte unternimmt, damit die von der Fabrik vorgeschlagenen Kandidaten faktisch durch das Volkskommissariat in die Lebensmittelbeschaffungs-Armee eingereiht werden.

5. Die in die Armee Eingereihten erhalten ihren früheren Lohn sowie Verpflegung und Ausrüstung vom Tag ihres tatsächlichen Eintritts in die Armee.

6. Die in die Armee Eingereihten verpflichten sich zur widerspruchslosen Ausführung der Instruktionen, die das Volkskommissariat für Ernährungswesen bei der Entsendung der einzelnen Abteilungen in die Provinz erteilen wird, und sind den Kommissaren dieser Abteilungen unterstellt.

Ich bin dessen gewiss, wenn an die Spitze der zur Requirierung von Lebensmitteln entsandten Abteilungen überzeugte, der Oktoberrevolution treu ergebene Sozialisten gestellt werden, so werden diese Abteilungen es verstehen, Komitees der Dorfarmut zu organisieren und werden gemeinsam mit diesen den Kulaken das Getreide sogar ohne Anwendung von Waffengewalt abnehmen können.

27. Juni 1918.

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