Wladimir I. Lenin: Rede auf dem 2. Allrussischen Verbandstag

der Medizinal- und Sanitätsarbeiter

1. März 1920, Protokollaufzeichnung

[Veröffentlicht am 26. Januar 1924 in der Zeitschrift „Medizinski Robotnik“ Nr. 3 (75). Nach Sämtliche Werke, Band 25, Wien-Berlin 1930, S. 50 f.]

Genossen, gestattet mir, euren Kongress im Auftrage des Rates der Volkskommissare zu begrüßen. Ich brauche wohl nicht viel über die Aufgaben des Verbandstags und über die von euch geleistete Arbeit zu reden. Außer dem Kampf an der Front hat wohl keine andere Arbeit mehr Opfer gefordert als die eure. Die Folgen des vierjährigen imperialistischen Krieges führten dazu, dass die Menschheit mehrere Millionen Krüppel und eine Reihe von Epidemien bekommen hat.

Uns ist eine ungeheure, schwere, verantwortungsvolle Aufgabe zugefallen. Der Kampf an der Front hat bewiesen, dass die Versuche der Imperialisten fruchtlos waren. Die größten Schwierigkeiten des Krieges haben wir hinter uns, jetzt aber müssen wir die Aufgabe des friedlichen Aufbaus in Angriff nehmen. Die Erfahrungen, die wir uns an der blutigen Front erworben haben, werden wir auf die unblutige Front übertragen, wo wir uns viel mehr Sympathien erobern werden.

Wir haben es verstanden, Tausende von Fachleuten, eine gewaltige Zahl von Offizieren, Generalen in unseren Dienst zu stellen, die zusammen mit den kommunistischen Arbeitern auf verantwortlichen Posten stehen. Die ganze Energie, die ganze Erfahrung des Bürgerkrieges müssen wir auf den Kampf gegen die Epidemien konzentrieren.

Es gab eine Zeit, wo die Vertreter des ärztlichen Berufs ebenfalls von Misstrauen gegen die Arbeiterklasse erfüllt waren und von der Wiederherstellung der bürgerlichen Ordnung träumten. Jetzt haben auch sie sich davon überzeugt, dass man nur zusammen mit dem Proletariat Russland einer kulturellen Blütezeit entgegenführen kann. Die Zusammenarbeit der Vertreter der Wissenschaft und der Arbeiter, – nur eine solche gemeinsame Arbeit wird imstande sein, die ganze Last des Elends, der Krankheiten und des Schmutzes zu beseitigen. Und das wird geschehen.

Dem Bündnis der Vertreter der Wissenschaft, des Proletariats und der Technik wird keine noch so finstere Gewalt widerstehen können.