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Wladimir I. Lenin 19200407 Rede auf dem 3. Allrussischen Gewerkschaftskongress

Wladimir I. Lenin: Rede auf dem 3. Allrussischen Gewerkschaftskongress

7. April

[Veröffentlicht 1921 im „Stenographischen Bericht des 3. Allrussischen Gewerkschaftskongresses“, Teil 1 (Plenarsitzungen), Staatsverlag 1921. Nach Sämtliche Werke, Band 25, Wien-Berlin 1930, S. 171-186]

Genossen! Gestattet mir zunächst, den 3. Allrussischen Gewerkschaftskongress im Namen des Rates der Volkskommissare zu begrüßen. Genossen, die Sowjetmacht durchlebt gerade jetzt einen besonders wichtigen Moment, der uns in vieler Hinsicht vor sehr komplizierte und sehr interessante Aufgaben der Übergangsperiode stellt. Und gerade wegen der Besonderheit dieses Moments fallen den Gewerkschaften besondere Aufgaben und eine besondere Verantwortung beim Aufbau des Sozialismus zu.

Das ist der Grund, weshalb ich jetzt ein wenig auf die einzelnen Beschlüsse des soeben zu Ende gegangenen Parteitags eingehen will. Darüber wird euch noch ein ausführliches Referat erstattet werden. Ich möchte nur bei jenen Änderungen in den Voraussetzungen der Politik der Sowjetmacht verweilen, die alle Aufgaben des sozialistischen Aufbaus mit der Tätigkeit der Gewerkschaften verknüpfen. Die Hauptbesonderheit des jetzigen Augenblickes besteht darin, dass wir von den militärischen Aufgaben, die bisher die Aufmerksamkeit und die Anstrengungen der Sowjetmacht vollkommen in Anspruch genommen haben, zu den Aufgaben des friedlichen wirtschaftlichen Aufbaus übergehen. Vor allen Dingen müssen wir feststellen, dass die Sowjetmacht nicht zum ersten Mal einen solchen Moment durchmacht. Wir gehen zum zweiten Mal an die Lösung dieser Frage heran. Zum zweiten Mal rückt die Geschichte in der Periode der Diktatur des Proletariats die Aufgabe des friedlichen Aufbaus in den Vordergrund, Das erste Mal war das der Fall Anfang 1918, als nach der kurzen aber sehr starken Offensive der deutschen Imperialisten, zu einer Zeit, wo die alte kapitalistische Armee völlig zerfallen war, wo wir keine eigene Armee hatten und in kurzer Frist auch keine schallen konnten, diese Räuber uns den Frieden von Brest-Litowsk aufzwangen. Es schien, als ob die militärischen Aufgaben infolge der mangelnden realen Kräfte der Sowjetmacht in den Hintergrund rückten. Es schien, als ob wir zu den Aufgaben des friedlichen Aufbaus übergehen könnten. Damals hielt ich am 29. April 1918, vor fast zwei Jahren, im ZK ein Referat, auf Grund dessen eine Reihe von Thesen angenommen und später veröffentlicht wurden. Ich erinnere daran, weil bereits damals in den Thesen eine Reihe von Fragen der Arbeitsdisziplin usw. aufgezählt wurden, die auf der Tagesordnung dieses Kongresses stehen. Der damalige Moment ist dem jetzigen ähnlich. Ich behaupte, die Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten, die wir vor zwei Jahren über die Frage der Gewerkschaftsbewegung hatten, stehen auch jetzt im Mittelpunkt unseres Interesses, Es wäre ganz falsch, zu behaupten, dass die Beschlüsse des 9. Parteitages der KPR das Ergebnis der jetzigen Auseinandersetzungen seien. Eine solche Behauptung ist dazu angetan, den wirklichen Gang der Ereignisse zu entstellen. Um das Wesen der Frage richtig zu erfassen und eine richtige Methode zu ihrer Lösung zu finden, ist es von Nutzen, die Situation von 1918 mit der jetzigen zu vergleichen. Damals, nach der kurzen Unterbrechung des Krieges gegen den deutschen Imperialismus, rückten die Aufgaben des friedlichen Aufbaus in den Vordergrund, Es schien eine längere Periode friedlichen Aufbaus möglich zu sein. Der Bürgerkrieg hatte noch nicht begonnen, Krasnow war eben erst am Don aufgetaucht und wurde von den Deutschen unterstützt. Im Ural und im Norden war es noch ruhig. In den Händen der Sowjetrepublik befand sich ein gewaltiges Territorium, abgesehen von den Gebieten, die uns der Friede von Brest-Litowsk weggenommen hatte. Die Situation war so, dass man auf eine längere Periode friedlicher Arbeit rechnen konnte. Und in dieser Situation war das erste, was die Kommunistische Partei auf die Tagesordnung stellte und was in einer ganzen Reihe von Resolutionen, insbesondere in der Resolution vom 29. April 1918 hervorgehoben wurde – die Notwendigkeit einer breiten Propaganda, die nachdrückliche Forderung der Einführung einer Arbeitsdisziplin. Diktatorische Gewalt und persönliche Leitung stehen nicht im Widerspruch zur sozialistischen Demokratie. Daran muss man sich jetzt erinnern, wenn man die Beschlüsse des letzten Parteitages verstehen will. Er gibt keineswegs eine Antwort auf Fragen, die erst jetzt aufgeworfen worden sind, er ist vielmehr aufs Tiefste mit unserer Epoche verknüpft. Und wer daran zweifelt, möge sich die Situation vergegenwärtigen, in der wir uns vor zwei Jahren befanden. Er wird dann begreifen, dass man im jetzigen Moment die ganze Aufmerksamkeit auf die Fragen der Arbeitsdisziplin, der Arbeitsarmeen lenken muss, obwohl vor zwei Jahren von Arbeitsarmeen noch keine Rede war. Nur wenn man die jetzige Fragestellung mit der damaligen vergleicht, können wir zu einem richtigen Schluss gelangen, die unbedeutenden Einzelheiten beiseite lassen und das Allgemeine und Grundlegende hervorheben. Die ganze Aufmerksamkeit der Kommunistischen Partei und der Sowjetmacht ist auf die Frage des friedlichen wirtschaftlichen Aufbaus, auf die Fragen der Diktatur, auf die Fragen des individuellen Verwaltungsprinzips konzentriert. Nur die Erfahrungen, die wir in den zwei Jahren hartnäckigen Bürgerkriegs gemacht haben, veranlassen uns zu einer solchen Entscheidung dieser Fragen.

Als wir diese Fragen zum ersten Mal im Jahre 1918 stellten, da gab es bei uns noch keinen Bürgerkrieg und von irgend einer Erfahrung konnte überhaupt nicht die Rede sein.

Folglich haben nicht nur die Erfahrungen der Roten Armee und des siegreichen Bürgerkrieges, sondern etwas viel Tieferes, das mit den Aufgaben der Diktatur der Arbeiterklasse überhaupt zusammenhängt, uns jetzt, genau so wie vor zwei Jahren, veranlasst, die ganze Aufmerksamkeit auf die Fragen der Arbeitsdisziplin zu konzentrieren, die die Voraussetzung für den gesamten wirtschaftlichen Aufbau des Sozialismus und die Anerkennung der Diktatur des Proletariats ist. Seit dem Sturz des Kapitalismus trennt uns jeder Tag unserer Revolution immer mehr von jener Auffassung der alten, durch und durch kleinbürgerlichen Internationalisten, die da glaubten, dass durch Beschluss der Mehrheit, bei Aufrechterhaltung des Privateigentums an Boden, Produktionsmitteln und Kapital, innerhalb der demokratischen Institutionen des bürgerlichen Parlamentarismus die Frage entschieden werden könne, während in Wirklichkeit nur der erbittertste Klassenkampf allein diese Frage entscheiden kann. Die Bedeutung der Diktatur des Proletariats, die wirklichen praktischen Bedingungen der Diktatur entfalteten sich vor uns im Laufe der Ereignisse. Als wir nach der Eroberung der Macht an die praktische Verwirklichung der Diktatur des Proletariats gingen, da sahen wir, dass der Klassenkampf nach der Eroberung der Macht nicht aufhört, dass der Sieg über die Kapitalisten und Gutsbesitzer diese Klassen nicht vernichtet hat, dass sie zwar geschlagen, aber nicht vollständig aufgerieben worden sind. Es genügt, auf den internationalen Zusammenhang des Kapitals hinzuweisen, der von viel größerer Dauer und Festigkeit ist als der Zusammenhang der Arbeiterklasse im gegenwärtigen Augenblick. Wenn man das Kapital im internationalen Maßstab betrachtet, so muss man sagen, dass es auch jetzt nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich stärker ist als die Sowjetmacht und das Sowjetsystem. Von diesem Grundsatz muss man ausgehen und darf ihn nie vergessen. Die Formen des Kampfes gegen das Kapital ändern sich, bald haben sie einen ausgesprochen internationalen Charakter, bald konzentrieren sie sich in einem einzigen Lande. Diese Formen wechseln. Ob wir nun Krieg oder wirtschaftlichen Aufbau oder irgendein anderes Moment der sozialen Ordnung haben, – der Kampf geht weiter. Das Grundgesetz des Klassenkampfes wird durch unsere Revolution bestätigt. Je fester das Proletariat sich zusammenschließt, um die bürgerlichen Klassen zu stürzen, desto mehr schult es sich. Die Revolution entwickelt sich im Laufe des Kampfes, Auch nach dem Sturz der Kapitalisten hört der Kampf nicht auf. Erst nachdem der Sieg über die Bourgeoisie in einem Lande sich gefestigt hat, gewinnt er praktische Bedeutung für die ganze Welt. Zu Anfang des Oktoberumsturzes haben ja die Kapitalisten unsere Revolution als ein Kuriosum betrachtet. Es passieren doch allerhand seltsame Dinge in der Welt!

Damit die Diktatur des Proletariats Weltbedeutung erlangte, war es notwendig, dass sie sich in irgendeinem Lande praktisch konsolidierte. Erst dann überzeugten sich die Kapitalisten, nicht nur die russischen, die sich sofort an die anderen Kapitalisten um Unterstützung wandten, sondern auch die Kapitalisten aller übrigen Länder, dass die Stellungnahme zu dieser Frage internationale Bedeutung bekommt. Erst dann erlangte der Widerstand der Kapitalisten im internationalen Maßstab jene uns bekannte Stärke. Erst dann entfaltete sich der Bürgerkrieg in Russland, und alle Siegerstaaten boten alles auf, um den russischen Kapitalisten und Gutsbesitzern in diesem Bürgerkriege zu helfen.

Der Klassenkampf in Russland erhielt seine ausgeprägte Form um das Jahr 1900, während der Sieg der sozialistischen Revolution erst im Jahre 1917 sich vollzog. Nicht genug, dass der Widerstand der gestürzten Klasse nach ihrem Sturze sich immer mehr entwickelte, dieser Widerstand schöpfte auch neue Kräfte aus dem Wechselverhältnis zwischen dem Proletariat und der Bauernschaft. Das weiß ein jeder, der sich halbwegs mit dem Studium des Marxismus beschäftigt hat und im Sozialismus die einzige wissenschaftliche Grundlage der internationalen Arbeiterbewegung sieht. Alle wissen, dass der Marxismus die theoretische Begründung der Aufhebung der Klassen ist. Was bedeutet das? Damit der Sozialismus siege, genügt es nicht, die Kapitalisten zu stürzen; man muss auch den Unterschied zwischen dem Proletariat und der Bauernschaft beseitigen. Die Bauernschaft ist einerseits eine Klasse von Werktätigen, die jahrzehnte- und jahrhundertelang von Gutsbesitzern und Kapitalisten unterdrückt wurden und deshalb lange Zeit von der Erinnerung nicht loskommen werden, dass es nur die Arbeiter waren, die sie von dieser Unterdrückung befreit haben. Darüber kann man jahrzehntelang streiten. Darüber sind Berge von Papier verschrieben worden, und wegen dieser Frage haben sich viele fraktionelle Gruppierungen gebildet. Jetzt aber sehen wir, wie diese Meinungsverschiedenheiten angesichts der Tatsachen des Lebens ihre Schärfe eingebüßt haben. Die Bauern als Werktätige werden auf Jahre hinaus die Tatsache nicht vergessen können, dass nur die Arbeiter sie von den Gutsbesitzern befreit haben. Das kann man nicht bestreiten. Aber die Bauern bleiben Besitzer von Privateigentum innerhalb der Warenwirtschaft. Jeder Verkauf von Getreide auf dem Markt, jeder Schleichhandel, jede Spekulation ist eine Wiederherstellung der Warenwirtschaft und folglich auch des Kapitalismus, Als wir die Kapitalisten stürzten, da haben wir damit zugleich die Bauernschaft befreit, d. h. eine Klasse, die im alten Russland zweifellos die Mehrheit der Bevölkerung bildete. Der Bauer ist Eigentümer seiner Produktionsmittel geblieben, und nach dem Sturz der Bourgeoisie erzeugt er immer wieder neue kapitalistische Verhältnisse. Das sind die wesentlichen Züge unserer wirtschaftlichen Lage. Daher jene ungereimten Reden, die wir von Leuten hören, die die Lage der Dinge nicht verstehen. Das Gerede über Gleichheit, Freiheit und Demokratie im praktischen Lehen ist Unsinn. Wir führen den Klassenkampf, aber unser Ziel ist die Aufhebung der Klassen, Solange es aber noch Arbeiter und Bauern gibt, ist der Sozialismus nicht verwirklicht. Und in der Praxis geht auf Schritt und Tritt ein unversöhnlicher Kampf vor sich. Man muss darüber nachdenken, wie und unter welchen Bedingungen das Proletariat, das in seinen Händen einen so starken Apparat des Zwanges hält, wie die Staatsmacht, den Bauer als Werktätigen heranziehen und seinen Widerstand besiegen oder unschädlich machen kann.

Der Klassenkampf geht weiter, und die Bedeutung der Diktatur des Proletariats erscheint in einem neuen Lichte. Hier erscheint sie nicht nur und nicht so sehr als Anwendung der Zwangsmittel des gesamten Apparats der Staatsgewalt zur Unterdrückung des Widerstandes der Ausbeuter. Natürlich ist es richtig, wenn man behauptet, dass wir mit diesen Mitteln viel geleistet haben, aber es bleibt uns noch eine andere Methode, bei der das Proletariat, das die Schule der Arbeit, der Erfahrung, der Disziplin der kapitalistischen Fabrik durchgemacht hat, die Rolle des Organisators spielt. Wir müssen es verstehen, die Wirtschaft auf einer neuen, vollkommeneren Basis aufzubauen, unter Berücksichtigung und Verwertung aller Errungenschaften des Kapitalismus, Ohne das werden wir keinen Sozialismus und Kommunismus aufbauen können. Diese Aufgabe ist viel schwieriger als die militärische Aufgabe. Die militärische Aufgabe ist in vieler Hinsicht leichter zu lösen. Man kann sie durch Anstrengung aller Kräfte, durch Selbstaufopferung lösen. Für die Bauernschaft war es leichter und verständlicher, als sie gegen ihren jahrhundertelangen Feind, den Gutsbesitzer, kämpfte.

Sie brauchte nicht den Zusammenhang zwischen der Macht der Arbeiter und der Notwendigkeit des Sieges über den freien Handel zu begreifen. Die russischen Weißgardisten, Gutsbesitzer und Kapitalisten mit allen ihren Helfershelfern, den Menschewiki, zu besiegen, war leichter. Dieser Sieg aber wird uns teuer zu stehen kommen sowohl in Bezug auf Zeit als auch in Bezug auf Kräfte. In der Wirtschaft kann man nicht so schnelle Siege erringen, wie im Kriege, Den freien Handel kann man nicht durch Enthusiasmus und Selbstopferung besiegen. Hier bedarf es langwieriger Arbeit, hier muss man Zoll um Zoll vorgehen, hier bedarf es der organisierenden Kräfte des Proletariats, hier kann man nur siegen, wenn das Proletariat seine Diktatur als gewaltige organisierte, organisierende und moralische Kraft für alle Werktätigen, auch für die nichtproletarischen werktätigen Massen verwirklicht. In dem Maße, wie wir die erste und einfachste Aufgabe, die Unterdrückung der Ausbeuter, die direkt auf den Sturz der Sowjetmacht hinarbeiten, erfolgreich gelöst haben und lösen, rückt eine noch kompliziertere, zweite Aufgabe in den Vordergrund: die Kräfte des Proletariats zu organisieren und zu lernen, ein guter Organisator zu sein. Man muss die Arbeit auf neue Art organisieren, muss neue Formen der Heranziehung zur Arbeit, der Unterordnung unter die Arbeitsdisziplin schaffen. Sogar der Kapitalismus hat Jahrzehnte zur Lösung dieser Aufgabe gebraucht. Hier werden auf Schritt und Tritt die schlimmsten Fehler gemacht. Unter unseren Gegner gibt es viele, die diese Frage absolut nicht verstehen. Sie erklärten uns für Utopisten, als wir behaupteten, dass man die Macht ergreifen kann. Andererseits fordern sie von uns, dass wir die Organisation der Arbeit in einigen Monaten durchführen und dabei Ergebnisse von Jahren erzielen. Das ist Unsinn. Man kann unter gewissen politischen Verhältnissen vermöge des Enthusiasmus der Arbeiter die Macht behaupten, sogar gegenüber der ganzen Welt. Das haben wir bewiesen. Aber neue Formen der gesellschaftlichen Disziplin zu schaffen – das ist eine Sache von Jahrzehnten. Sogar der Kapitalismus brauchte 30 Jahre, um die alle Organisation in eine neue umzugestalten. Wenn man von uns erwartet, wenn man den Arbeitern und Bauern einredet, dass wir in kurzer Frist die Organisation der Arbeit umgestalten können, so ist das theoretisch vollkommener Unsinn,

Und das ist nicht nur unsinnig, sondern richtet auch großen Schaden an, weil es den Arbeiter hindert, den Unterschied zwischen den neuen und den alten Aufgaben klar zu erkennen. Die neue Aufgabe ist die Organisierung der Industrie und in erster Linie die Organisierung unserer Kräfte, Aber in organisatorischer Beziehung sind wir schwach, sind wir schwächer als alle fortgeschrittenen Nationen, Die Fähigkeit zur Organisation entwickelt sich aus der maschinellen Großindustrie, Irgendeine andere materielle historische Basis gibt es nicht. Die Verwendung von Millionen Menschen nach einem vorher ausgearbeiteten Plan, unter Benutzung der Mittel der maschinellen Großindustrie – das ist die einzige Basis. Und hier fallen die Interessen des Proletariats und der Bauern nicht zusammen. Hier beginnt eine schwierige Periode des Kampfes – des Kampfes gegen die Bauernschaft. Andererseits müssen wir der Bauernschaft beweisen, dass es keinen anderen Ausweg für sie gibt. Entweder muss sie mit den Arbeitern zusammengehen, dem Proletariat helfen, oder sie gerät von neuem unter das Joch der Gutsbesitzer, Einen Mittelweg gibt es nicht. Der Mittelweg ist der Weg der Menschewiki. Das ist aber ein einziger Sumpf, Der Menschewismus zerfällt überall, zerfällt auch in Deutschland, Die Bauernmassen können das nicht theoretisch oder durch Beobachtung der II. und III. Internationale begreifen. Die Bauernmassen, d. h. Dutzende von Millionen Menschen, können das nur auf Grund ihrer eigenen Praxis, ihrer tagtäglichen Lebenserfahrungen begreifen. Die Bauernschaft war imstande, den Sieg über Koltschak und Denikin zu begreifen. Sie stellte Koltschak und Denikin der Diktatur des Proletariats ganz klar gegenüber. Diese Diktatur war etwas, womit man die Bauern am meisten einzuschüchtern vermochte. Auch jetzt noch versuchen die Menschewiki und Sozialrevolutionäre, die Bauern damit einzuschüchtern. Aber die Bauernschaft konnte und kann sich natürlich nicht mit Theorie beschäftigen. Die Bauernmassen sehen, dass die Menschewiki und Sozialrevolutionäre in einem fort lügen; sie sehen aber auch den Kampf, den wir gegen die Spekulation führen. Wir müssen anerkennen, dass die Menschewiki in der Agitation ebenfalls bestimmte Erfolge zu verzeichnen haben und dass sie von den politischen Abteilungen unserer Armee mancherlei gelernt haben. Die Bauern sahen die Fahne, auf der nicht geschrieben stand „Diktatur des Proletariats“, sondern „Konstituante“, „Volksherrschaft“, Das Wort „Diktatur“ sahen sie nicht und verstanden es nicht. Aber sie begriffen, auf Grund ihrer praktischen Erfahrungen, dass die Sowjetmacht besser ist. Und jetzt stehen wir vor einer anderen Aufgabe, vor der Aufgabe der moralischen Beeinflussung der Bauernschaft. Unsere Zwangsmittel gegenüber der Bauernschaft können der Sache wenig nützen. Hier wird die Frage durch die wirtschaftlichen Gegensätze innerhalb der Bauernschaft entschieden, Nach dem Sturz der Kapitalisten haben die zwei Jahre Bürgerkrieg die Arbeiter fest zusammengeschlossen. Die Bauernschaft dagegen zersetzt sich immer mehr. Die Bauern können die Gutsbesitzer und Kapitalisten nicht vergessen. Sie behalten sie im Gedächtnis, Andererseits ist die jetzige Bauernschaft nichts Einheitliches, die Interessen eines Teils widersprechen den Interessen eines anderen Teils. Die Bauernschaft steht nicht geschlossen da. Nicht jeder Bauer besitzt Überschüsse an Lebensmitteln, Hier besteht absolut keine Gleichheit. Eine solche Behauptung wäre leeres Geschwätz. Um die Bauernschaft zu spalten und die werktätigen Elemente für uns zu gewinnen, bedarf es viel Zeit. Das wird ein langwieriger Kampf sein. Und in diesem Kampf werden wir alle unsere Kräfte, alle Mittel, die uns zur Verfügung stehen, in Anwendung bringen. Aber durch Gewalt allein kann man nicht siegen, man muss auch moralische Mittel anwenden. Hier entstehen alle die Fragen über die diktatorische Gewalt und die persönliche Verantwortung, Fragen, die viele, oder zum mindesten manche, wie man mit Sicherheit behaupten kann, für Fragen halten, die sich aus den Streitigkeiten des gestrigen Tages ergeben haben. Das aber ist ein Irrtum. Man stelle einen Vergleich mit dem Jahre 1918 an. Damals haben wir keine Streitigkeiten darüber gehabt. Als gleich nach dem Friedensschluss mit Deutschland die Frage entstand: worauf sollen wir unsere Macht gründen? – da erklärten wir Kommunisten: man muss Aufklärung darüber verbreiten, dass die Demokratie unter der Sowjetmacht nicht im Widerspruch steht zur Diktatur, Vielen Führern der alten Internationale gefiel das nicht. Auch Kautsky fiel über mich her1.

Die Bauern sind zur Hälfte Werktätige, zur Hälfte Eigentümer, und um sie für uns zu gewinnen, bedarf es eines einheitlichen Willens. In jeder praktischen Frage müssen wir wie ein Mann handeln. Der einheitliche Wille darf keine Phrase, kein Symbol sein. Wir fordern, dass er in der Praxis verwirklicht werde. Im Kriege äußerte sich die Einheit des Willens darin, dass man jeden, der seine eignen Interessen (die Interessen des eigenen Dorfes, der eigenen Gruppe) über die Interessen der Allgemeinheit stellte, als Menschen brandmarkte, der nur an seine eigene Haut dachte. Solche Leute erschoss man, und diese Erschießungen waren gerechtfertigt durch das moralische Bewusstsein der Arbeiterklasse, durch ihren Willen zum Sieg. Über diese Erschießungen haben wir offen gesprochen. Wir haben erklärt, dass wir Gewaltakte nicht verheimlichen, weil wir wissen, dass man ohne Anwendung von Zwang gegenüber dem rückständigen Teil des Proletariats aus der alten Gesellschaftsordnung nicht herauskommen kann. Eben darin kam die Einheit des Willens zum Ausdruck, Und diese Einheit des Willens äußerte sich praktisch in der Bestrafung eines jeden Deserteurs, in jeder Schlacht, in jedem Feldzug, wo die Kommunisten in den vordersten Reihen marschierten und allen ein Beispiel gaben. Jetzt besteht die Aufgabe darin, diese Einheit des Willens in der Industrie, in der Landwirtschaft herzustellen. Wir haben ein Territorium von Tausenden von Kilometern, eine unendliche Zahl von Fabriken, Hält man sich dieses Bild vor Augen, so wird es klar, dass man das mit Gewalt allein nicht durchführen kann, dass wir hier vor einer gigantischen Aufgabe stehen. Hier versteht man erst, was die Einheit des Willens bedeutet. Das ist nicht bloß eine Losung. Darüber muss man ernsthaft nachdenken. Diese Losung erfordert von uns eine langwierige tagtägliche Arbeit, Nehmen wir das Jahr 1918, wo es diese Streitigkeiten noch nicht gegeben hat, und wo ich bereits auf die Notwendigkeit der persönlichen Leitung, der Anerkennung diktatorischer Vollmachten einer einzelnen Person unter dem Gesichtspunkt der Verwirklichung des Rätegedankens hingewiesen habe. All die Phrasen von Gleichberechtigung sind Unsinn, Wir führen den Klassenkampf nicht auf dem Boden der Gleichberechtigung. Nur so kann das Proletariat siegen. Es kann siegen, weil wir Hunderttausende von disziplinierten Menschen haben, die einen einheitlichen Willen zum Ausdruck bringen, und es kann die Bauernschaft besiegen, die wirtschaftlich zersplittert ist und nicht jene gemeinsame Basis hat, auf der sich das Proletariat in den Fabriken, in den Betrieben, in den Städten zusammenschließt. Die Bauernschaft ist wirtschaftlich zersplittert. Sie besteht zum Teil aus Eigentümern, zum Teil aus Werktätigen. Das Eigentum schleppt den Bauer zum Kapitalismus, Er sagt sich: „Je vorteilhafter ich verkaufe, desto besser. Haben wir eine Hungersnot, dann werde ich um so teurer verkaufen.“ Der werktätige Bauer aber weiß, dass er vom Gutsbesitzer unterdrückt worden ist und dass ihn der Arbeiter von dieser Unterdrückung befreit hat. Hier geht ein Kampf zweier Seelen vor sich, der aus der wirtschaftlichen Lage der Bauernschaft erwächst. Diese zwei Seelen muss man auseinanderhalten. Wir werden nur dann siegen, wenn wir es verstehen, eine feste Linie durchzuführen. Alle Werktätigen bleiben für uns stets Werktätige. Aber gegen die Bauern, die Eigentümer sind, müssen wir einen Kampf führen. Sie bekämpfen nicht nur einander, sondern sind auch rückständig. Die Herrschaften vom „Völkerbund“ sind Gottseidank nicht rückständig, sie sind sogar gebildeter als unsere Menschewiki und Sozialrevolutionäre. Was aber geht dort vor sich? Japan verhimmelt den „Völkerbund“, stellt aber selbst Amerika ein Bein usw. usw.

Sie bekämpfen sich alle, wir aber sind einig, deshalb gehen die Arbeiter aller Länder auf unsere Seite über. Wenn wir so gebildete Herrschaften geschlagen haben, wie die Leiter der internationalen Politik, die so erfahren, so reich sind und hundertmal mehr Kanonen und Dreadnoughts haben, so wäre es lächerlich, anzunehmen, dass wir die Bauernfrage nicht lösen werden. Hier wird die Disziplin, der unerschütterliche einheitliche Wille den Sieg davontragen. Den Willen von Zehntausenden, von Hunderttausenden kann eine einzelne Person repräsentieren. Dieser komplizierte Wille wird durch die Sowjets entwickelt. So viele Kongresse von Arbeitern und Bauern, wie bei uns, hat es in keinem einzigen Staate der Welt gegeben. Auf diese Weise entwickeln wir das Bewusstsein, Was die Sowjetverfassung gibt, hat kein einziger Staat in zweihundert Jahren geben können. Wenn wir einfach die Zahl der Kongresse nehmen, so müssen wir feststellen, dass kein einziger Staat im Laufe von hundert Jahren Demokratie so viele Kongresse zusammenberufen hat. Auf diese Weise arbeiten wir allgemeine Beschlüsse aus und schmieden den gemeinsamen Willen.

Auf dieser ungeheuren Basis erhebt sich unsere Sowjetverfassung, unsere Sowjetmacht. Sie bewirkt es, dass die Beschlüsse der Sowjetmacht eine in der Welt nie dagewesene Autorität besitzen, die Autorität der Arbeiter und Bauern selbst. Das aber genügt uns nicht. Wir sind Materialisten, und mit Autorität allein kann man uns nicht füttern, Nein! Versuchen wir das zur Wirklichkeit zu machen! Und wir werden sehen, dass hier das alte bürgerliche Element die Oberhand gewinnt, dass es stärker ist als wir. Das müssen wir offen zugeben. Die alten kleinbürgerlichen Gewohnheiten, allein zu wirtschaften und freien Handel zu treiben, – all das ist stärker als wir. Die Gewerkschaften sind aus dem Kapitalismus hervorgewachsen als ein Mittel zur Entwicklung einer neuen Klasse, Die Klasse ist ein Begriff, der sich im Kampfe und in der Entwicklung herausbildet. Eine Klasse ist von der anderen nicht durch eine Mauer getrennt. Die Arbeiter und Bauern sind nicht durch eine chinesische Mauer voneinander getrennt. Wie hat es der Mensch gelernt, sich zu organisieren? Zuerst organisierte er sich nach Zünften, dann nach Berufen. Als das Proletariat sich in eine Klasse verwandelte, da wurde es so stark, dass es die gesamte Staatsmaschine selbst in die Hand nahm, der ganzen Welt den Krieg erklärte und den Sieg davontrug, Da wurden Zünfte und Berufsorganisationen bereits etwas Rückständiges, Es gab auch unter dem Kapitalismus eine Zeit, wo die Arbeiter sich nach Zünften und Berufen zusammenschlossen, Das war damals eine fortschrittliche Erscheinung. Anders konnte sich das Proletariat nicht zusammenschließen. Es wäre absurd, zu behaupten, dass das Proletariat sich auf einmal hätte als Klasse organisieren können. Das dauert Jahrzehnte. Niemand hat so wie Marx gegen solche kurzsichtigen Sektiererauffassungen gekämpft. Die Klasse entwickelt sich unter dem Kapitalismus, und wenn der geeignete Moment für die Revolution da ist, ergreift sie die Staatsgewalt. Dann werden alle Zünfte und Berufsvereinigungen zu einer veralteten Erscheinung, sie spielen die Rolle von rückständigen Organisationen, sie wirken reaktionär, nicht deshalb, weil dort irgendwelche schlechten Leute sitzen, sondern weil schlechte Leute und Gegner des Kommunismus dort eine Basis für ihre Propaganda finden. Wir sind von der Kleinbourgeoisie umgeben, die den freien Handel und den Kapitalismus aufpäppelt, Karl Marx kämpfte vor allen Dingen gegen den alten utopistischen Sozialismus, forderte einen wissenschaftlichen Gesichtspunkt und wies darauf hin, dass die Klasse sich auf dem Boden des Klassenkampfes entwickelt und dass man ihren Reifeprozess fördern muss. Derselbe Marx führte den Kampf gegen die Führer der Arbeiterklasse, die einen falschen Weg einschlugen, Der Generalrat fasste im Jahre 1872 einen Beschluss, in dem Marx getadelt wurde, weil er erklärt hatte, dass die englischen Führer von der Bourgeoisie gekauft seien. Marx hat das natürlich nicht buchstäblich gemeint, er hat nicht erklärt, dass diese und jene Leute Verräter seien. Das wäre Unsinn. Er sprach von dem Block eines gewissen Teils der Arbeiter mit der Bourgeoisie, Die Bourgeoisie unterstützt diesen Teil der Arbeiter direkt und indirekt. Darin besteht eben die Bestechung.

Vertreter ins Parlament zu bringen – in dieser Hinsicht hat die englische Bourgeoisie Wunder vollbracht und ist allen vorausgeeilt, Marx und Engels entlarvten die Bourgeoisie 40 Jahre lang, von 1852–1892, aber die Bourgeoisie handelt genau so in allen Ländern. Überall in der bürgerlichen Welt ist der Übergang der Gewerkschaften von der Rolle des Sklaven zu der Rolle des Mitarbeiters ein Wendepunkt. Die Arbeiter schrien: „Erhöhung der Produktivität der Arbeit – das bedeutet, dass man uns schinden, uns das Fell über die Ohren ziehen will.“ Die Arbeiter sagten das nicht nur, sondern dachten auch so. Und sie dachten nicht nur so, sondern fühlten auch so. Wir behaupten uns jetzt zwei Jahre lang unter Verhältnissen, wo es der intensivsten Arbeit bedarf. Das erheischt die große Hungersnot. Das ist statistisch bewiesen. In den Jahren 1918 und 1919 haben die Arbeiter der Staatsindustrie nur 7 Pud Brot im Jahr bekommen, die Bauern der Getreidegouvernements dagegen hatten 17 Pud. Das Proletariat hat gesiegt und ist infolge seines Sieges in noch größeren Hunger geraten als der Bauer, der unter der Sowjetmacht viel mehr hatte als unter dem Zaren, ja sogar mehr, als er brauchte. Unter dem Zaren hatte der Bauer bestenfalls 16, bei uns aber hat er 17 Pud Getreide, Das wissen wir alle. Darüber ist statistisches Material vorhanden. Jeder weiß, was es bedeutet, wenn der Bauer hungert. Die Diktatur des Proletariats verurteilte das Proletariat zu zwei Jahren Hunger, aber in diesem Hunger äußerte sich, dass der Arbeiter nicht nur seine Zunftinteressen, sondern auch sein Leben zu opfern imstande ist. Das Proletariat war imstande, zwei Jahre lang Hunger zu ertragen, weil es die moralische Unterstützung aller Werktätigen hatte und diese Opfer für den Sieg der Arbeiter- und Bauernmacht brachte. Allerdings besteht die Teilung der Arbeiter nach Berufen weiter, und unter diesen Berufen gibt es viele, die für die Kapitalisten notwendig waren, die wir aber nicht brauchen. Wir wissen, dass die Arbeiter dieser Berufe mehr hungern als die anderen. Das ist auch nicht anders möglich. Der Kapitalismus ist zertrümmert, aber der Sozialismus noch nicht aufgebaut. Und wir werden noch viele Jahre an seinem Aufbau arbeiten müssen. Hier stoßen wir auf all die Missverständnisse, die nicht zufällig sind, sondern das Ergebnis der geschichtlichen Verschiedenheit zwischen den Gewerkschaften als ein Mittel der berufsmäßigen Vereinigung unter dem Kapitalismus, und der Klassenvereinigung der Arbeiter, die die Staatsmacht ergriffen haben. Diese Arbeiter sind zu allen Opfern bereit und schaffen eine Disziplin, die zu dem unklaren Empfinden und schließlich zu der Erkenntnis führt, dass die Interessen der Klasse höher stehen als die Berufsinteressen, Die Arbeiter, die nicht gewillt sind, solche Opfer zu bringen, betrachten wir als Leute, die nur an ihre eigene Haut denken, und stoßen sie aus der proletarischen Familie aus.

Das war die Stellung der Partei zu den grundlegenden Fragen der Arbeitsdisziplin und des individuellen Verwaltungsprinzips, Das ist der Kern der Parteitagsbeschlüsse, die ihr alle kennt und über die euch spezielle Referenten ausführlicher unterrichten werden. Diese Beschlüsse stellen fest, dass die Arbeiterklasse gewachsen und herangereift ist, dass sie die Macht in die Hände genommen hat und den Kampf gegen die gesamte bürgerliche Welt führt, dass der Kampf immer schwerer und schwerer wird. Im Krieg war der Kampf leichter. Gegenwärtig bedarf es der Organisation, der moralischen Erziehung, Die zahlenmäßige Stärke des Proletariats in Russland ist jetzt nicht so groß. Die Reihen des Proletariats haben sich während des Krieges gelichtet. Infolge unserer Siege ist es uns schwieriger geworden, das Land zu verwalten. Sowohl die Gewerkschafter als auch die Massen der Arbeiter müssen das begreifen. Als wir von Diktatur sprachen – da war das keine Laune von Anhängern des Zentralismus, Die von uns eroberten Gebiete haben das Territorium Sowjetrusslands bedeutend erweitert. Wir haben Sibirien, das Don- und das Kubangebiet erobert. Prozentual ist das Proletariat dort sehr gering, Geringer als bei uns. Unsere Pflicht ist es, direkt zum Arbeiter zu gehen und ihm offen zu sagen, dass die Bedingungen der Arbeit komplizierter geworden sind. Wir brauchen mehr Disziplin, mehr persönliche Leitung und mehr Diktatur, Ohne diese Voraussetzungen kann man nicht einmal im Traum auf einen großen Sieg hoffen. Wir haben eine organisierte Armee von 3 Millionen Gewerkschaftsmitgliedern, Die 600.000 Mitglieder der Kommunistischen Partei müssen die Avantgarde dieser Armee sein.

Man muss aber auch begreifen, dass wir mit keiner anderen Armee siegen können, als mit den 600.000 Kommunisten und 3 Millionen Gewerkschaftsmitgliedern. Die Angliederung von Gebieten mit einer Bevölkerung von reichen Bauern erfordert eine neue Anspannung der proletarischen Kräfte, Wir bekommen ein neues Verhältnis zwischen den proletarischen und den nichtproletarischen Massen, zwischen ihren sozialen und Klasseninteressen. Mit Gewalt allein kann man hier nichts ausrichten. Es bedarf ausschließlich der Organisation und der moralischen Autorität. Daraus schöpfen wir unsere unerschütterliche Überzeugung, die wir auf dem Parteitag zum Ausdruck gebracht haben und die zu verteidigen ich für meine Pflicht halte. Unsere Hauptlosung ist: immer größere Annäherung an das Prinzip der persönlichen Verantwortung, mehr Arbeitsdisziplin, Anspannung aller Kräfte, militärische Entschlossenheit bei der Arbeit, Festigkeit, Selbstaufopferung, keine Gruppen- und Berufsinteressen, Opferung aller privaten Interessen! Anders ist ein Sieg unmöglich. Wenn wir aber diesen Beschluss der Partei durchführen, wenn die 3 Millionen Arbeiter ihn wie ein Mann geschlossen durchführen, und schließlich auch Dutzende Millionen von Bauern, die die moralische Autorität, die Stärke von Leuten fühlen werden, die sich für den Sieg des Sozialismus aufopfern, so werden wir ganz unbesiegbar sein.

1 Lenin meint die Broschüre K. Kautskys: „Die Diktatur des Proletariats“, Wien 1918.

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