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Wladimir I. Lenin 19171107 An die Bürger Russlands

Wladimir I. Lenin: An die Bürger Russlands!

[„Rabotschij i Soldat"1 Nr. 8, 7. November (25. Oktober) 1917. Nach Sämtliche Werke, Band 22, Zürich 1934, S. 1]

Die Provisorische Regierung ist gestürzt. Die Staatsmacht ist in die Hände des Organs des Petrograder Arbeiter- und Soldatenrats, des Revolutionären Militärkomitees2, übergegangen, das an der Spitze des Petrograder Proletariats und der Garnison steht.

Die Sache, für die das Volk gekämpft: das sofortige Angebot eines demokratischen Friedens, die Aufhebung des gutsherrlichen Grundbesitzes, die Arbeiterkontrolle über die Produktion, die Bildung einer Sowjetregierung, – diese Sache ist gesichert.

Es lebe die Revolution der Soldaten, der Arbeiter und der Bauern!

Das Revolutionäre Militärkomitee des Petrograder Arbeiter- und Soldatenrats

7. November (25. Oktober) 1917 10 Uhr morgens

1 Die Zeitung „Rabotschij i Soldat" („Arbeiter und Soldat") war das Organ des Petrograder Arbeiter- und Soldatenrats (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Organ des ZK und der Militärorganisation der Bolschewiki). Sie erschien vom 30. (17.) Oktober 1917 bis zum Januar 1918. Redakteur der Zeitung war W. Bontsch-Brujewitsch.

2 Das Revolutionäre Militärkomitee des Petrograder Arbeiter- und Soldatenrats (ursprünglich hieß es „Revolutionäres Komitee zur Verteidigung Petrograds") wurde in der Sitzung des Petrograder A- und S-Rats vom 22. (9.) Oktober 1917 geschaffen, „um den Versuchen des Stabs des Petrograder Wehrkreises, die revolutionären Truppen aus Petrograd zu entfernen, entgegenzuarbeiten". Entsprechend der in der geschlossenen Sitzung des Exekutivkomitees am 25. (12.) Oktober angenommenen und am 29. (16.) Oktober vom A- u. S-Rat bestätigten Instruktion bestanden die Funktionen des Revolutionären Militärkomitees darin, Maßnahmen zur Verteidigung Petrograds und zur Kontrolle über die Tätigkeit der Wehrkreiskommandos auszuarbeiten. In Wirklichkeit war das Tätigkeitsfeld des Revolutionären Militärkomitees viel breiter. Das Revolutionäre Militärkomitee, das unter der unmittelbaren Führung des ZK der Partei arbeitete und im engsten Kontakt mit der bolschewistischen Militärorganisation stand, leitete die Organisierung von Abteilungen der Roten Garde und die Bewaffnung der Arbeiter. Nachdem das ZK der Partei den Beschluss über die technische Vorbereitung des Aufstandes gefasst hatte, schickte das Revolutionäre Militärkomitee seine Kommissare in die verschiedenen Truppenteile. Am 4.-5. November (22.-23. Oktober) arbeitete das Revolutionäre Militärkomitee auf Grund der Septemberdirektiven Lenins einen Operationsplan für den Aufstand aus, der am 6.-7. November (24.-25, Oktober) durchgeführt wurde.

Nach der Bildung der Sowjetregierung auf dem II. Rätekongress stellte das Revolutionäre Militärkomitee sich als Hauptaufgabe den Kampf gegen die Konterrevolution und den Schutz der revolutionären Ordnung. Damit führte es den Auftrag des Rates der Volkskommissare durch. Das Revolutionäre Militärkomitee wurde durch den Eintritt von 13 Vertretern des Allrussischen Zentralexekutivkomitees (es bekam den Namen „Revolutionäres Militärkomitee des Allrussischen Zentralexekutivkomitees" oder „Allrussisches Revolutionäres Militärkomitee") erweitert. Es schickte Emissäre und Agitatoren in die Provinz, die den Arbeiterräten in der Provinz bei der Machtergreifung halfen. In dem Maße, wie der Apparat der Sowjetmacht sich festigte und konsolidierte, wurden die Funktionen des Revolutionären Militärkomitees eingeschränkt und den entsprechenden Volkskommissariaten übergeben. Am 18. (5.) Dezember 1917 wurde das Revolutionäre Militärkomitee aufgelöst.

Dem Revolutionären Militärkomitee gehörten folgende Organisationen an: die Revolutionäre Militärzentrale des ZK der Partei, Vertreter der Militärorganisation der SDAPR (B), Mitglieder des Präsidiums der Soldatensektion des Petrograder Sowjets, Vertreter der Gewerkschaften, der Militärabteilung des Petrograder Arbeiter- und Soldatenrats und des 2. Allrussischen Zentralexekutivkomitees, der Roten Garde u. a.

An den Arbeiten des Revolutionären Militärkomitees nahmen während der ganzen Dauer seines Bestehens teil: W. Antonow-Owsejenko, G. Bokij, A. Bubnow, S. Gussew, F. Dserschinski, K. Jeremejew, A. Joffe, N. Krylenko, B. Lasimir, K. Mechonoschin, W. Molotow, W. Newski, N. Podwoiski, K. Peterson, S. Pestkowski, F. Raskolnikow, A. Sadowski, J. Swerdlow, J. Stalin, L. Trotzki, I. Unschlicht, M. Uritzki, G. Tschudnowski u. a.

Der erste Vorsitzende des Revolutionären Militärkomitees war der linke Sozialrevolutionär B. Lasimir. Bald darauf wurde er durch N. Podwoiski ersetzt. Sekretär des Revolutionären Militärkomitees war W. Antonow-Owsejenko.

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