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Wladimir I. Lenin 19170718 Dem Wesen der Dinge nahe

Wladimir I. Lenin: Dem Wesen der Dinge nahe

[Geschrieben am 18. (5.) Juli 1917 Veröffentlicht am 19. (6.) Juli 1917 im „Listok Prawdy". Nach Sämtliche Werke, Band 21, Wien-Berlin 1931, S. 14]

In der Sitzung des Zentralexekutivkomitees am Abend des 4. Juli ist Bürger Tschaikowski in seiner Rede dem Wesen der Dinge auffallend nahe gekommen.1

Er wandte sich gegen die Machtübernahme durch den Rat und führte unter anderem folgendes, sozusagen „entscheidende" Argument an: wir müssen Krieg führen, Krieg kann man nicht ohne Geld führen, Geld werden aber die Engländer und Amerikaner nicht geben, wenn die Macht bei den „Sozialisten" liegen wird, Geld werden sie nur bei Beteiligung der Kadetten geben.

Das kommt dem Wesen der Dinge nahe.

Es ist unmöglich, am imperialistischen Krieg teilzunehmen, ohne an dem kapitalistischen Unternehmen der Versklavung des Volkes durch Anleihen bei den Herren Kapitalisten „teilzunehmen".

Um sich wirklich gegen den imperialistischen Krieg zu erheben, muss man alle Fäden, durch die man mit dem Kapital verbunden und an dieses gekettet ist, zerreißen und furchtlos die Kontrolle über die Banken, die Kontrolle über die Produktion, ihre Regulierung in die Hände der Arbeiter und Bauern legen.

Die Engländer und Amerikaner – das meinen wir auch – werden nur, wenn die Kadetten bürgen, Geld geben. Eins von beiden: entweder den Kadetten, dem Kapital dienen, imperialistische Anleihen häufen (und keinen Anspruch auf den Namen „revolutionäre" Demokratie erheben, sich mit der zutreffenden Bezeichnung imperialistische Demokratie abfinden) oder mit den Kadetten brechen, mit den Kapitalisten, mit dem Imperialismus brechen, wirkliche Revolutionäre auch in den Kriegsfragen werden.

Tschaikowski ist dem Wesen der Dinge nahe gekommen.

1 Der Volkssozialist N. W. Tschaikowski äußerte in der vereinigten Sitzung des Zentralen Exekutivkomitees der Arbeiter- und Soldatenräte und des Exekutivkomitees der Bauernräte am 17. (4.) Juli 1917, in der er an der Diskussion über die Frage der „Krise der Regierungsgewalt" teilnahm, folgendes: „Das Bedrohliche unserer Lage besteht darin, dass wir einen Weltkrieg führen, von dem wir uns nicht lossagen können, und gleichzeitig, ob wir wollen oder nicht, gezwungen sind, eine soziale Revolution durchzuführen. In Petrograd vergisst man den Krieg, an der Front aber denkt niemand mehr an die soziale Revolution. Der Krieg erfordert Geld, er erfordert nicht nur militärische Macht, sondern auch finanzielle Hilfe. Wenn die Sozialisten die Macht in ihre Hände nehmen, werden sie sich innerhalb eines Monats als Bankrotteure erweisen. Das heißt, dass dann der Hunger kommen wird, die Anarchie … und der deutsche Diktator" („Iswestija", Nr. 109 vom 18. [5.] Juli 1917).

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