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Wladimir I. Lenin 19170505 Der Ratschlag oder Befehl Schingarjows und der Ratschlag eines örtlichen Arbeiter- und Soldatendeputiertenrates

Wladimir I. Lenin: Der Ratschlag oder Befehl Schingarjows und der Ratschlag eines örtlichen Arbeiter- und Soldatendeputiertenrates

[„Prawda" Nr. 38, 5. Mai (22. April) 1917. Nach Sämtliche Werke, Band 20.1, Wien-Berlin 1928, S. 295 f.]

Die Petrograder „Gazeta-Kopejka"1 vom 14. April bringt folgende Meldung:

Requisition privaten Grundbesitzes

Kischinew, 13. IV. Der Arbeiter- und Soldatendeputiertenrat in Akkerman hat angesichts der im Landkreis vorhandenen riesigen Gebiete unbebauten Landes, das des hohen Pachtzinses wegen nicht verpachtet ist, allen Dorf- und Landbezirkskomitees vorgeschlagen, alle brachliegenden Ländereien, die sich in Privatbesitz befinden, durch Kommissare zu requirieren, wenn keine freiwilligen Vereinbarungen erzielt werden können."

Diese Meldung ist, falls sie den Tatsachen entspricht, von außerordentlicher Wichtigkeit. Der Akkermaner Arbeiter- und Soldatendeputiertenrat lässt sich offenbar von praktischen Erwägungen leiten; er ist zweifellos mit den örtlichen Verhältnissen innig und aus eigener Anschauung vertraut. Er zieht ganz richtig in Betracht, dass die Anbaufläche um jeden Preis und im größten Umfange erweitert werden muss. Wie aber kann das geschehen, wenn die Grundbesitzer den Pachtzins unverschämt in die Höhe getrieben haben?

Eine freiwillige Vereinbarung mit den Grundbesitzern?

Minister Schingarjow rät von Petrograd aus ganz entschieden, so zu verfahren, er droht den Bauern und zetert gegen eigenmächtiges Vorgehen. Schingarjow hat in Petersburg gut reden. Er ist dazu da, die Grundbesitzer im Namen der Kapitalistenregierung zu „beschützen".

Nun, und was sollen die Bauern im Lande tun? Ob der Akkermaner Arbeiter- und Soldatendeputiertenrat, der von der „Unmöglichkeit freiwilliger Vereinbarungen" spricht, die Lage nicht denn doch richtiger einschätzt.

1Gazeta-Kopejka" – bürgerliche Tageszeitung von kleinem Format, erschien in den Jahren 1908-1917 in Petrograd. Herausgeber war M. Gorodetzki.

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