Lenin‎ > ‎1917‎ > ‎

Wladimir I. Lenin 19170912 Die Verleumder

Wladimir I. Lenin: Die Verleumder

[„Rabotschij", Nr. 8, 12. September (30. August) 1917. Gezeichnet: N. Lenin. Nach Sämtliche Werke, Wien-Berlin 1931, Band 21, S. 143 f.]

Die „Rjetsch" vom 20. August, ebenso wie die „Russkaja Wolja", ein mit Geldmitteln notorisch dunklen Ursprungs gegründetes Blatt, das den Wählern, soweit sie „sozialistisch gesinnt" sind, empfiehlt, für das „Jedinstwo" und für die „Volkssozialisten" zu stimmen, — veröffentlichen wieder verleumderische Behauptungen über mich.1

Beide Zeitungen teilen mit, dass diese Informationen aus „dem Kriegsministerium" kommen, und die „Rjetsch" behauptet sogar, dass sie „auf authentischen Dokumenten und zahlreichen Zeugenaussagen" beruhen.

Das Gesetz über Verleumdungen in der Presse ist in Russland faktisch aufgehoben. Die Herren Verleumder, besonders die von der bürgerlichen Presse, genießen unumschränkte Freiheit: sie dürfen anonym in der Presse auftreten, lügen und verleumden, so viel sie wollen; sie dürfen von keiner offiziellen Person unterzeichnete, aber angeblich offizielle Mitteilungen vorschützen; sie dürfen sich alles erlauben. Die schmutzigen Verleumder mit den Herren Miljukow an der Spitze genießen das Privileg der Unantastbarkeit.

Die Verleumder behaupten, ich hätte gewisse Beziehungen zu dem „Bund zur Befreiung der Ukraine" unterhalten. Die Zeitung Miljukows schreibt:

Lenin hat von der deutschen Regierung den Auftrag bekommen, Propaganda für den Frieden zu machen." „...In Berlin haben zwei Sozialistenversammlungen stattgefunden, an denen Lenin und Joltuchowski teilgenommen haben."

Diesem letzten Satz fügt die „Russkaja Wolja" hinzu: „Lenin war bei Joltuchowski abgestiegen."

Da Herr Miljukow und ähnliche Schufte und Ritter der niederträchtigen Verleumdung Straflosigkeit genießen, bleibt mir nur eines übrig: noch einmal zu wiederholen, dass das Verleumdung ist, und diesen Helden der Erpressung, die sich auf Zeugenaussagen berufen, noch einmal das Zeugnis eines den Massen bekannten Zeugen entgegenzustellen.

Ein Führer des „Bundes zur Befreiung der Ukraine", Bassok, ist mir seit 1906 bekannt, wo er, damals noch Menschewik, zusammen mit mir an dem Stockholmer Kongress teilnahm. Im Herbst 1914 oder Anfang 1915, als ich in Bern lebte, erschien in meiner Wohnung der bekannte kaukasische Menschewik Tria, der aus Konstantinopel gekommen war. Tria erzählte mir von Bassoks Teilnahme am „Bund zur Befreiung der Ukraine" und von der Verbindung dieses Bundes mit der deutschen Regierung. Er übergab mir dabei einen an mich gerichteten Brief von Bassok; in diesem Briefe sprach mir Bassok seine Sympathien aus und brachte seine Hoffnung auf eine Annäherung unserer Ansichten zum Ausdruck. Ich war so entrüstet, dass ich sofort in Trias Anwesenheit eine Antwort an Bassok schrieb und den Brief demselben Tria zur Weitergabe aushändigte, denn Tria beabsichtigte wieder nach Konstantinopel zu fahren.

In dem Brief an Bassok erklärte ich, dass unsere Wege unbedingt auseinandergehen und dass es nichts Gemeinsames zwischen uns geben könne, da er mit einer der imperialistischen Mächte in Verbindung getreten sei.

Darauf beschränken sich alle meine „Beziehungen" zum „Bund zur Befreiung der Ukraine".

1 In dem Artikel „Der Bund zur Befreiung der Ukraine", veröffentlicht in der Rjetsch", Nr. 195 (3937) vom 2. September (20.) August 1917 ohne Unterschrift des Verfassers, wurde mitgeteilt: „Das Kriegsministerium hat ein umfassendes Material über die Organisation ,Bund zur Befreiung der Ukraine in Händen, aus dem die Beteiligung der österreichisch-ungarischen und der deutschen Regierungen an dieser Organisation hervorgeht." Und weiter: „Die deutsche Regierung hat Lenin beauftragt, den Frieden zu propagieren, aus allen Kräften danach zu streben, das Vertrauen des Volkes zur Provisorischen Regierung zu untergraben, und um jeden Preis die Absetzung der Minister zu erwirken, die sich den deutschen Friedensbestrebungen entgegensetzen… In Berlin haben zwei sozialistische Versammlungen stattgefunden, an denen Lenin und Joltuchowski teilgenommen haben."

Kommentare