Wladimir I. Lenin: Ein Napoleon wird gesucht¹

[„Prawda" Nr. 53, 23. (10.) Mai 1917. Nach Sämtliche Werke, Band 20.1, Wien-Berlin 1928, S. 480]

Die Zeitung des Exministers Miljukow schäumt vor Wut über die Menschewiki und die Sozialrevolutionäre, die einen gewissen Jemand aus dem Ministerium verdrängt haben, und sie lässt sich darum zu nicht ganz – – „vorsichtigen" Erklärungen verleiten.

„Kann man die verbrecherische Propaganda dulden? …" – lesen wir in einem nicht gezeichneten Artikel vom 9. Mai, der sich mit der Verbrüderung befasst – „Wird dem kein Ende gemacht werden? Sollte es ohne einen Napoleon nicht gehen? Sollen wir uns zufrieden geben mit bloßen Gesprächen über eiserne Disziplin?!!"

Eine feine, sehr feine Anspielung auf die zu trauriger Berühmtheit gelangten Worte Kerenskis über eiserne Disziplin.

Die „Rjetsch" gibt den Lesern ein wahrheitsgetreues, genaues Bild dessen, was in „unserer" „neuen" Regierung vor sich geht. Danken wir der „Rjetsch" von ganzem Herzen für diese, in einer solchen Zeitung außerordentlich seltene, durch außerordentliche Umstände veranlasste Wahrhaftigkeit.

In der „neuen" Regierung verkündet Kerenski, gestützt auf Tschernow und Zeretelli, die „eiserne Disziplin" im Heer (für die Verwirklichung des imperialistischen Offensiv-Programms).

Die Grundbesitzer und Kapitalisten aber, die von 16 Ministersesseln 10 innehaben, geifern wütend gegen Kerenski: „Sollen wir uns zufrieden geben mit bloßen Gesprächen über eiserne Disziplin?"

Ist denn nicht klar, dass dieser Satz Kerenski oder die „entsprechenden" Generale anfeuern soll, die Rolle Napoleons zu übernehmen? Die Rolle des Würgers der Freiheit? Die Rolle des Arbeitermörders?