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Wladimir I. Lenin 19170620 Gibt es einen Weg zu einem gerechten Frieden?

Wladimir I. Lenin: Gibt es einen Weg zu einem gerechten Frieden?

[„Prawda" Nr. 75, 20. (7.) Juni 1917 Nach Lenin, Sämtliche Werke, Band 20.2, Wien-Berlin 1928, S. 144-150]

Gibt es einen Weg zu einem Frieden ohne Austausch von Annexionen (Eroberungen), ohne Teilung der Beute unter die kapitalistischen Räuber?

Es gibt einen solchen Weg – er führt über die proletarische Revolution gegen die Kapitalisten aller Länder.

Russland steht jetzt dem Beginn einer solchen Revolution am nächsten.

Nur in Russland ist der Übergang der Macht an fertig vorhandene Körperschaften, an die Räte, sofort, auf friedliche Weise, ohne Aufstand möglich, denn die Kapitalisten werden den Räten der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten keinen Widerstand entgegensetzen können.

Bei einem solchen Übergang der Macht könnte man den Kapitalisten, die Milliarden an den Heereslieferungen verdienen, Zügel anlegen, man könnte alle ihre Machenschaften aufdecken, die Millionäre, die den Staat bestehlen, verhaften, ihre Allmacht brechen.

Nur nach dem Übergang der Macht auf die unterdrückten Klassen könnte sich Russland an die unterdrückten Klassen der anderen Länder nicht mit leeren Worten, nicht mit bloßen Aufrufen wenden, sondern mit dem Hinweis auf das eigene Beispiel und mit dem sofortigen genauen Angebot klarer Bedingungen für einen allgemeinen Frieden.

Genossen Arbeiter und Werktätige aller Länder! – würde es in diesem Angebot eines sofortigen Friedens heißen. Genug des Blutes. Der Frieden ist möglich. Ein gerechter Frieden ist ein Frieden ohne Annexionen, ohne Eroberungen. Mögen die deutschen kapitalistischen Räuber samt ihrem gekrönten Räuber Wilhelm wissen, dass wir mit ihnen nicht verhandeln werden, dass wir für eine Annexion von ihnen nicht nur das ansehen was sie nach dem Kriegsausbruch zusammengeraubt haben, sondern auch Elsass-Lothringen, sowie die dänischen und die polnischen Gebiete Preußens.

Für eine Annexion der russischen Zaren und Kapitalisten halten wir auch Polen, Finnland, die Ukraine und die übrigen nicht-großrussischen Gebiete.

Für eine Annexion der englischen, französischen und anderen Kapitalisten halten wir alle ihre Kolonien, Irland und so weiter.

Wir russischen Arbeiter und Bauern werden kein einziges der nicht-großrussischen Gebiete und keine Kolonie (wie Turkestan, die Mongolei, Persien) gewaltsam festhalten. Nieder mit dem Krieg um die Aufteilung der Kolonien, um die Aufteilung der annektierten Gebiete, um die Aufteilung der kapitalistischen Beute!

Dem Beispiel der russischen Arbeiter werden unvermeidlich, vielleicht nicht morgen (Revolutionen werden nicht auf Bestellung gemacht), aber doch unvermeidlich die Arbeiter und Werktätigen mindestens zweier großer Länder, Deutschlands und Frankreichs, folgen.

Denn beide gehen zugrunde, das eine an Hungersnot, das andere an Entvölkerung. Sie werden beide zu unseren gerechten Bedingungen Frieden schließen, trotz ihrer kapitalistischen Regierungen.

Der Weg zum Frieden liegt vor uns.

Sollten die Kapitalisten Englands, Japans, Amerikas versuchen, sich einem solchen Frieden zu widersetzen, dann werden die unterdrückten Klassen Russlands wie der anderen Länder vor einem revolutionären Krieg gegen die Kapitalisten nicht zurückschrecken. In einem solchen Krieg werden sie nicht nur die Kapitalisten der drei, von Russland fernab liegenden und miteinander konkurrierenden Länder besiegen, sie werden die Kapitalisten der ganzen Welt besiegen.

Der Weg zu einem gerechten Frieden liegt vor uns. Fürchten wir uns nicht, ihn zu beschreiten.

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