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Wladimir I. Lenin 19170506 Interview mit E. Torniainen

Wladimir I. Lenin: Interview mit E. Torniainen1

Am 6. Mai (23. April) 1917

[„Työmies" vom 8. Mai 1917. Nach Sämtliche Werke, Band 20.1, Wien-Berlin 1928, S. 310]

Wir sind der Ansicht, dass der Petrograder Arbeiter- und Soldatendeputiertenrat gegenwärtig die Mehrheit der Arbeiter und Soldaten vertritt. Wir Bolschewiki unsererseits kämpfen um die Mehrheit im Petrograder Arbeiter- und Soldatendeputiertenrat und in allen örtlichen Räten. Wir schlagen den Arbeitern und Soldaten vor, in allen jenen Fällen, wo die Delegierten dem Willen der Mehrheit nicht entsprechen, Neuwahlen vorzunehmen.

Gegenwärtig folgt die Mehrheit des Rates der Führung der Narodniki und Menschewiki.

Insofern hinter dem Rat eine erhebliche und starke Mehrheit der Arbeiter und Soldaten stehen wird, insofern zweifeln wir nicht daran, dass er die Macht behaupten kann. Um so mehr, als diese Macht nicht zur Verlängerung des Krieges, sondern zu dessen schneller Beendigung unter den für die Volksmassen vorteilhaftesten Bedingungen führen würde. Wir sind auch der Ansicht, dass der Rat, der eine von den Arbeitern und Soldaten gewählte Institution darstellt, unbedingt die erdrückende Mehrheit der Arbeiter und Bauern für sich gewinnen kann.

Ob die Regierung der Kapitalisten imstande sein wird, die Einberufung der Konstituante zu hintertreiben, wird von der Entwicklung und der Stärke der Konterrevolution abhängen; die Elemente dieser Konterrevolution sind zweifellos bereits vorhanden.

Ob der Krieg durch einen wirklich demokratischen Frieden beendigt werden wird, hängt vom Gang der internationalen proletarischen Revolution ab, die in Russland bereits jetzt eine günstige Position hat und die zweifellos auch in Deutschland im Anwachsen ist (Massenstreiks, Verbrüderung).

1 Das Interview Torniainens mit Lenin wurde in der in Helsingfors erscheinenden finnischen sozialdemokratischen Zeitung „Työmies" („Der Arbeiter") vom 8. Mai 1917 veröffentlicht, mit folgender Vorbemerkung des Berichterstatters: „In der Redaktion der ,Prawda' traf ich den Genossen Lenin, von dem in Russland in den letzten Tagen soviel gesprochen wird. Da er keine Zeit hatte, erklärte sich Lenin nur zu einer kurzen Unterredung bereit. Auf meine Frage antwortete er dennoch folgendes": (Es folgt nun die Unterredung). In der russischen Ausgabe ist das Interview aus dem Finnischen ins Russische zurückübersetzt worden. Die deutsche Übersetzung in dem vorliegenden Band ist aus dem Russischen erfolgt.

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