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Wladimir I. Lenin 19170508 Unkluge Schadenfreude

Wladimir I. Lenin: Unkluge Schadenfreude

[„Prawda" Nr. 40, 8. Mai (25. April) 1917. Nach Sämtliche Werke, Band 20.1, Wien-Berlin 1928, S. 311 f.]

Die „Rabotschaja Gazeta" hüpft vor Schadenfreude über die letzte Resolution des ZK, die (im Zusammenhang übrigens mit der bereits veröffentlichten Erklärung der Vertreter der bolschewistischen Rätefraktion) gewisse Unstimmigkeiten innerhalb unserer Partei offenbart1.

Mögen die Menschewiki schadenfroh sein. Uns wird das nicht beirren. Haben doch die Menschewiki gar keine Organisation. Da sind erstens Tschcheïdse und Zeretelli, das sind Minister ohne Portefeuille; zweitens, das Organisationskomitee, das sind Sozialdemokraten ohne Linie; drittens, die „Oboronzen", diese sind für Plechanow; viertens, Martow, er wird für die Anleihe nicht zu haben sein. Was Wunder, dass Leute ohne Organisation, ohne Partei, leichten Herzens Freudensprünge machen, weil sich in einer fremden Organisation ein Mangel gezeigt hat.

Wir brauchen die Wahrheit nicht zu fürchten. Jawohl, Genossen Arbeiter, die Krise hat Mängel unserer Organisation offenbart. An die Arbeit, um sie zu beseitigen!

Die Krise hat sehr schwache Versuche offenbart, „ein klein wenig linker" als unser ZK zu steuern2. Unser ZK war damit nicht einverstanden, und wir zweifeln keinen Augenblick, dass das Einvernehmen in unserer Partei bereits wieder hergestellt ist, und zwar ein freiwilliges, bewusstes, vollkommenes Einvernehmen.

Die Richtigkeit unserer Linie wird mit jedem Tag von neuem bestätigt. Für ihre einmütige Durchführung ist eine dreimal bessere Organisation der proletarischen Massen notwendig als die jetzige. In jedem Bezirk, in jeder Straße, in jedem Betrieb, in jeder Kompanie muss eine starke, festgefügte Organisation bestehen, die wie ein Mann zu handeln vermag. Von jeder solchen Organisation müssen direkte Fäden zum Zentrum, zum ZK führen und diese Fäden müssen stark sein, damit der Feind sie nicht durch den ersten Stoß zerreißen kann, diese Fäden müssen dauernd bestehen, müssen täglich, stündlich gefestigt und geprüft werden, damit der Feind uns nicht überrumpeln kann.

Genossen Arbeiter! Lasst uns sofort, von unten auf, überall eine starke proletarische Massenorganisation schaffen, sowohl unter den Arbeitermassen als auch unter den Truppen. Wir wollen uns nicht beirren lassen durch die Schadenfreude der Feinde, wir wollen uns nicht fürchten vor einzelnen Fehlern und Mängeln. Wir werden sie verbessern. Die Zukunft ist unser.

1In Nr. 38 der „Rabotschaja Gazeta" erschien ein Artikel unter der Überschrift „Die Unteroffizierswitwe", der eine Kritik der Resolution des bolschewistischen Zentralkomitees „Über die Provisorische Regierung im Zusammenhang mit der Krise der Macht" enthielt. Der Artikelschreiber meint, die Leninisten hätten angesichts der elementaren anarchischen Bewegung, auf deren Entfachung sie selbst die ganze Zeit über hingearbeitet haben, die Courage verloren. „Die Bolschewiki schreckten zurück vor der Macht Die Leninisten schreckten zurück vor dem Widerstand, auf den sie in der erbitterten Masse der bürgerlichen Spießer gestoßen waren … Für uns war es immer klar, dass Demagogie mit Prinzipienlosigkeit und politischer Feigheit untrennbar verbunden ist … Jetzt dürfte dies hoffentlich vielen klar werden …"

2 Der Ausdruck „Versuch, ein klein wenig linker zu steuern" bezieht sich auf die Taktik des Petrograder Komitees der Bolschewiki, das in den Apriltagen die Losung „Nieder mit der Provisorischen Regierung!" aufgestellt hatte. Näheres darüber siehe „Schlusswort zum Referat über die politische Lage" auf der Aprilkonferenz

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