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Wladimir I. Lenin 19170529 Verächtliche Methoden

Wladimir I. Lenin: Verächtliche Methoden

[„Prawda" Nr. 58, 29. (16.) Mai 1917. Nach Sämtliche Werke, Band 20.1, Wien-Berlin 1928, S. 495 f.]

Der ganze Kongress der Frontdelegierten hat am 13. Mai in einer einstimmig angenommenen Resolution1 die niederträchtigen Methoden der „Rjetsch" gebrandmarkt, die über unseren Genossen Sinowjew Lügen ausstreute, um Zwietracht zwischen dem Heere und den Bolschewiki zu stiften. Den Ehrenmännern der „Rjetsch" ist es selbstverständlich nicht eingefallen, die Resolution des Frontkongresses abzudrucken, obwohl der Kongress die Resolution auch der „Rjetsch" zugesandt hatte. Dafür aber setzt die wenig ehrenwerte Zeitung ihren provokatorischen Feldzug gegen unser Blatt und unseren Genossen Sinowjew fort, hetzt direkt zu einem kleinen Pogrom.

Die „Prawda" bringt systematisch Nachrichten über Deutschland, die man in keiner anderen Zeitung finden kann. Woher und wie erhält die „Prawda" ihre speziellen (!) Nachrichten? – fragt die „Rjetsch" mit vielsagender Miene in einem Artikel, dessen vielsagende Überschrift lautet: „Eine eigentümliche Informiertheit."

Woher, ihr Herren Verleumder?

Aus den Briefen und Telegrammen unseres Korrespondenten, des Genossen Radek, eines polnischen Sozialdemokraten, der eine Reihe von Jahren in den zaristischen Gefängnissen zugebracht hat, der, über zehn Jahre in den Reihen der deutschen Sozialdemokratie tätig, aus Deutschland wegen revolutionärer Agitation gegen Wilhelm und gegen den Krieg ausgewiesen worden und eigens nach Stockholm übergesiedelt ist, um uns von dort aus zu informieren. Aus den Briefen und Telegrammen, ihr Herren Kadetten, die nicht immer von euren Agenten, die an der russisch-schwedischen Grenze ihr Unwesen treiben, aufgefangen werden; aus Zeitungsausschnitten und aus illegalen deutschen Zeitungen und Flugblättern, die uns unsere Freunde, die Anhänger Karl Liebknechts, liefern – genau so wie uns das entsprechende Material über Frankreich von dem französischen internationalistischen Sozialisten Henri Guilbeaux, einem Freund Romain Rollands und einem Gesinnungsgenossen des bekannten französischen Internationalisten, des Genossen Loriot, geliefert wird.

Der deutsche Generalstab hat die Verbrüderung verboten" – so schrieben wir in der „Prawda" auf Grund einer Nachricht, die vor ein paar Tagen in allen russischen Zeitungen erschienen ist. Die Verleumder von der „Rjetsch" machen aus diesem Anlass große Augen und suchen dieser Nachricht die Erklärung des russischen Kriegsministers „gegenüberzustellen", dass „alle Frontabschnitte, wo sich die Soldaten verbrüdert hatten, durch die feindliche Artillerie bereits zerstört worden" seien.

Wir wissen natürlich nicht, ob die Mitteilung von der Zerstörung der Abschnitte auf Wahrheit beruht. Wenn sie aber wahr ist, so widerlegt sie nicht die Meldung, dass der deutsche Generalstab gegen die Verbrüderung ist, sondern bestätigt sie vielmehr. Denn jeder begreift: der deutsche Generalstab will, indem er die Abschnitte, wo Verbrüderungen stattgefunden haben, zerstören lässt, damit sowohl den russischen Soldaten als auch jenen ehrlichen deutschen Soldaten, die dabei keine hinterlistigen Absichten hegen, das Verbrüdern austreiben.

Eure Argumentation hat ein Loch, ihr Herren kadettischen Falschmünzer!

Zum Schluss sei noch eine Lüge vermerkt: „Wie bekannt, ist es Sinowjew auf dem Bauernkongress nicht gelungen, seine Rede zu beenden", schreibt das Organ Miljukows. „Wie bekannt", schwindelt ihr wieder einmal, ihr Herren Kadetten, ebenso wie ihr über den Frontdelegiertenkongress geschwindelt habt. Schlecht, sehr schlecht muss es um eure Sache bestellt sein, wenn ihr gezwungen seid, zu solch schamlosen, verächtlichen Methoden zu greifen.

1 Die hier erwähnte Resolution hatte folgenden Wortlaut: „Die Konferenz der Frontdelegierten erklärt, dass der Bericht über die Sitzung vom 12. Mai (25. Mai n. St. Die Red.) in der Zeitung ,Rjetsch' und anderen bürgerlichen Blättern in keiner Weise der Wirklichkeit entspricht.

Die Haltung der Konferenz gegenüber der Rede des Genossen Sinowjew war ganz anders, als es in der Zeitung ,Rjetsch' geschildert wird, und die Konferenz ist empört über die Entstellung der Tatsachen.

Die Behandlung der Fragen, die mit dem Referat des Genossen Sinowjew und der Antwort des Genossen Anissimow verbunden sind, wird fortgesetzt, und die Konferenz dankt ihnen für die Aufklärung."

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