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Wladimir I. Lenin 19170630 Wie gegen die Konterrevolution gekämpft werden muss

Wladimir I. Lenin: Wie gegen die Konterrevolution gekämpft werden muss

[„Prawda" Nr. 84, 30. (17.) Juni 1917. Nach Sämtliche Werke, Band 20.2. Wien-Berlin 1928, S. 196 f,]

Noch vor wenigen Tagen erklärte Minister Zeretelli in seiner „historischen" Rede, es gäbe keine Konterrevolution. Heute schlägt die ministerielle „Rabotschaja Gazeta" in einem Artikel „Drohende Anzeichen" einen ganz anderen Ton an.

Allenthalben spürt man die Anzeichen der rüstenden Konterrevolution."

Schönen Dank, dass ihr endlich wenigstens die Tatsache selbst zugebt. Doch das Ministerorgan fährt fort:

Wir kennen ihren (der Konterrevolution) Stab nicht, wir sind über den Grad ihrer Organisiertheit nicht unterrichtet."

Ach so! Ihr kennt den Stab der Konterrevolution nicht? Gestattet, euch in eurer Unwissenheit zu Hilfe zu kommen. Der Stab der sich organisierenden Konterrevolution befindet sich in der Provisorischen Regierung, in demselben Koalitionsministerium, ihr Herren, dem sechs eurer Genossen angehören. Der Stab der Konterrevolution befindet sich in den Wänden der Konferenz der IV. Reichsduma, wo Miljukow, Rodsjanko, Schulgin, Gutschkow, A. Schingarjow, Manuilow u. Co. die Oberregie führen – die Kadetten, die in der Koalitionsregierung sitzen, sind die rechte Hand der Miljukow u. Co. Der Stab der Konterrevolution rekrutiert sich aus einigen reaktionären Generalen. Im Stab der Konterrevolution befinden sich manche höhere Beamte, die ihren Abschied genommen haben.

Wenn ihr über die Konterrevolution nicht bloß jammern, sondern auch gegen sie kämpfen wollt, seid ihr verpflichtet, mit uns zu sagen: Nieder mit den zehn kapitalistischen Ministern …

Die „Rabotschaja Gazeta" verweist ferner darauf, dass die wichtigste Waffe der Konterrevolution jene Presse sei, die den Antisemitismus schüre und die Massen gegen die Juden hetze.

Das ist richtig. Doch was folgt daraus? Ihr seid doch eine ministerielle Partei, meine Herrschaften? Was habt ihr unternommen, an die infame konterrevolutionäre Presse zu bändigen? Könnt ihr, die ihr euch „revolutionäre Demokratie" nennt, auf revolutionäre Maßnahmen gegen die zügellose, offen konterrevolutionäre Presse verzichten? Und weiter. Weshalb schafft ihr kein staatliches Inseratenorgan, um so der niederträchtigen konterrevolutionären Presse ihre Haupteinnahmequelle und damit auch die wichtigste Möglichkeit des Volksbetruges zu entziehen? Wo steht es in der Tat geschrieben, dass man für die Herausgabe der „Nowoje Wremja", der „Malenkaja Gazeta"1, der „Russkaja Wolja" and anderer Reptilien jetzt Tausende und aber Tausende von Menschen einer wirklich produktiven Arbeit entziehen muss?

Was habt ihr getan zur Bekämpfung der konterrevolutionären Presse, die alle ihre Kräfte auf die Hetze gegen unsere Partei konzentriert hat? Nichts! Ihr selbst habt für diese Hetze den Stoff geliefert. Ihr hattet ja mit dem Kampf gegen die Gefahr von links zu tun.

Ihr erntet, Herrschaften, was ihr gesät habt.

So war es, so wird es sein – solange ihr fortfahrt, zwischen der Stellung der Bourgeoisie und der Stellung des revolutionären Proletariats hin und her zu schwanken.

1 Malenkaja Gazeta" („Kleine Zeitung") – Boulevardblättchen in Petrograd, erschien 1915-1917. Herausgeber war A. Suworin jr., der Sohn des Herausgebers des „Nowoje Wremja". Im Jahre 1917 legte sich das Blättchen den Untertitel zu: „Zeitung der parteilosen Sozialisten".

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