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Wladimir I. Lenin 19170900 Zur Zimmerwalder Frage

Wladimir I. Lenin: Zur Zimmerwalder Frage1

[Geschrieben in der ersten Septemberhälfte 1917 Zum ersten Mal veröffentlicht 1928 im „Leninski Sbornik", Nr. 7. Nach Sämtliche Werke, Wien-Berlin 1931, S. 161]

Es ist jetzt besonders klar, dass es ein Fehler war, dass wir nicht ausgetreten sind.

Man betrügt alle mit der Hoffnung auf Stockholm. Die Stockholmer Konferenz wird aber von Monat zu Monat „verschoben"

Und Zimmerwald „wartet" auf Stockholm! Die Kautskyaner + die Italiener, d. h. die Mehrheit von Zimmerwald, „wartet" auf Stockholm.

Und wir beteiligen uns an dieser Komödie, für die wir vor den Arbeitern die Verantwortung tragen. Das ist eine Schande.

Man muss sofort aus Zimmerwald austreten.

Wenn wir nur zu Informationszwecken dort bleiben, verlieren wir nichts, tragen aber keine Verantwortung für die Komödie des „Wartens" auf Stockholm.

Indem wir das faule Zimmerwald verlassen, müssen wir sofort auf der Plenarsitzung vom 3. September 1917 beschließen: Wir berufen eine Konferenz der Linken ein und beauftragen damit die Stockholmer Vertreter.

Nachdem wir die Dummheit gemacht haben, in Zimmerwald zu bleiben, hat es den Anschein, als ob unsere Partei, die einzige internationalistische Partei der Welt, die siebzehn Zeitungen besitzt usw., mit den deutschen und italienischen Martow und Zeretelli ein ebensolches Kompromisslerspiel treibt, wie Martow mit Zeretelli, Zeretelli mit den Sozialrevolutionären und die Sozialrevolutionäre mit der Bourgeoisie

Und das nennt man „für die dritte Internationale kämpfen"!!!

1 Die Frage des Verhaltens zu Zimmerwald wurde in der Allrussischen Aprilkonferenz erörtert. Die Konferenz trat für die Teilnahme an der dritten Zimmerwalder Konferenz ein, deren Einberufung damals für den 31. (18.) Mai geplant war. In der von der Aprilkonferenz angenommenen Resolution Sinowjews wurde auf den Opportunismus der Zimmerwalder Mehrheit hingewiesen, doch wurde gleichzeitig beschlossen, im Zimmerwalder Block zu bleiben, innerhalb dieses Blocks die Taktik der Zimmerwalder Linken zu vertreten und die notwendigen Schritte zur Gründung der III. Internationale zu unternehmen. Lenin schlug vor, „nur zu Informationszwecken drin zu bleiben", aber dieser Antrag wurde abgelehnt.

Von Ende Mai bis September fand in Stockholm eine Reihe von Konferenzen der Delegierten zur Zimmerwalder Konferenz statt, wobei in diesen Konferenzen auch die Frage der Stockholmer Konferenz erörtert wurde. Mehrere Zimmerwalder erklärten sich für die Teilnahme an der Stockholmer Konferenz, was Lenin den Anlass gab, sich an das ZK der Partei mit einem Brief zu wenden, in dem er gegen das weitere Verbleiben der Bolschewiki in der Zimmerwalder Vereinigung Stellung nahm.

Die „Stockholmer Vertreter", von denen Lenin spricht, sind die Delegierten des ZK der Bolschewiki zur dritten Zimmerwalder Konferenz – W. Worowski und N. Semaschko.

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