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Wladimir I. Lenin 19170419 Zwei Welten

Wladimir I. Lenin: Zwei Welten

[„Prawda" Nr. 25, 19. (6.) April 1917. Nach Sämtliche Werke Band 20.1, Wien-Berlin 1928, S. 101-112 f.]

Die Zeitungen der Kapitalisten vom Schlage der „Rjetsch" und „Nowoje Wremja"1 bringen Artikel gegen unsere Reise durch Deutschland mit dunklen Andeutungen, dass die Zurückgekehrten vielleicht Handlanger der deutschen Imperialisten seien*.

Die Zeitung „Iswestija" des Arbeiter- und Soldatendeputiertenrates2 bringt den vollständigen Bericht, der gestern in der „Prawda"** veröffentlicht war und der sofort am ersten Tag nach der Ankunft dem Exekutivkomitee des Arbeiter- und Soldatendeputiertenrates erstattet wurde; außer dem Bericht bringen die „Iswestija" noch den Beschluss des Exekutivkomitees. Dieser Beschluss wird von der Redaktion der „Iswestija" folgendermaßen wiedergegeben:

Das Exekutivkomitee hat nach Entgegennahme der Berichte der Genossen Surabow und Sinowjew beschlossen, sich sofort an die Provisorische Regierung zu wenden und Maßnahmen zu treffen, die allen Emigranten die sofortige Rückreise nach Russland ermöglichen, unabhängig von ihren politischen Ansichten und ihrer Stellung zum Krieg. Über das Ergebnis der Verhandlungen mit der Regierung werden wir in den nächsten Tagen berichten. Die Red."

Hier habt ihr ein kleines – sehr kleines, aber sehr charakteristisches – Bild zweier Welten. Die Welt der Kapitalisten, der „Rjetsch", der „Russkaja Wolja"3, des „Nowoje Wremja" mit ihren schmutzigen Anspielungen, niederträchtigen Verdächtigungen gegen die Sozialisten; und die Welt der revolutionären Demokratie, der Arbeiter- und Soldatendeputierten, die in ruhiger, bestimmter und würdiger Form beschlossen hat, „Maßnahmen zu treffen". Maßnahmen wozu? Zu erfüllen, was die Provisorische Regierung nicht erfüllt hat. Läuft das nicht hinaus auf eine Verurteilung der Provisorischen Regierung? Und ist die Verurteilung nicht verdient?

Wohlgemerkt, das Exekutivkomitee hat diese Resolution angenommen, obwohl es sich über seine politischen Differenzen mit den Bolschewiki klar war. Für die Kapitalisten wäre das ein Anlass zu Verdächtigungen. Menschlichen Anstand – in der Welt der Kapitalisten soll man den nicht suchen.

1 Nowoje Wremja" („Neue Zeit") – große reaktionäre Tageszeitung, erschien in Petersburg 1876-1917. Unter dem Zarismus sehr einflussreich; war hauptsächlich in den bürokratischen Kreisen verbreitet.

* Das „Material", mit dem die berühmte, traurig berühmte „Russkaja Wolja" in ihrem gegen uns gerichteten Artikel aufwartet, ist ganz im Geiste der „Rjetsch". Ob die Herren Miljukow u. Co. sich einer solchen Nachbarschaft nicht schämen werden?

2 „Iswestija" („Nachrichtenblatt") – Organ des Petrograder Rates der Arbeiter- und Soldatendeputierten, im März 1917 mehr im Geiste des Internationalismus geleitet. Auf Verlangen des Exekutivkomitees wurde jedoch die Besetzung der Redaktion geändert und das Blatt schlug eine ausgesprochen sozialpatriotische Richtung ein. Seit dem zweiten Rätekongress am 7. November 1917 sind die „Iswestija" das amtliche Organ der Sowjetregierung. Seit März 1918 erscheint das Blatt in Moskau.

** Wird die „Rjetsch" sich entschließen, ihn abzudrucken?

3 „Russkaja Wolja" („Der russische Wille") – Tageszeitung, 1916 mit Unterstützung der Großbanken von dem Mitglied der Reichsduma Protopopow gegründet, der bald darauf unter Mitwirkung des berüchtigten Rasputin vom Zaren zum Minister des Innern ernannt wurde. Ein scharfmacherisch-reaktionäres Organ der Großbourgeoisie.

[„Prawda" Nr. 25, 19. (6.) April 1917. Nach Sämtliche Werke Band 20.1, Wien-Berlin 1928, S. 101-112 f.]

Die Zeitungen der Kapitalisten vom Schlage der „Rjetsch" und „Nowoje Wremja"1 bringen Artikel gegen unsere Reise durch Deutschland mit dunklen Andeutungen, dass die Zurückgekehrten vielleicht Handlanger der deutschen Imperialisten seien*.

Die Zeitung „Iswestija" des Arbeiter- und Soldatendeputiertenrates2 bringt den vollständigen Bericht, der gestern in der „Prawda"** veröffentlicht war und der sofort am ersten Tag nach der Ankunft dem Exekutivkomitee des Arbeiter- und Soldatendeputiertenrates erstattet wurde; außer dem Bericht bringen die „Iswestija" noch den Beschluss des Exekutivkomitees. Dieser Beschluss wird von der Redaktion der „Iswestija" folgendermaßen wiedergegeben:

Das Exekutivkomitee hat nach Entgegennahme der Berichte der Genossen Surabow und Sinowjew beschlossen, sich sofort an die Provisorische Regierung zu wenden und Maßnahmen zu treffen, die allen Emigranten die sofortige Rückreise nach Russland ermöglichen, unabhängig von ihren politischen Ansichten und ihrer Stellung zum Krieg. Über das Ergebnis der Verhandlungen mit der Regierung werden wir in den nächsten Tagen berichten. Die Red."

Hier habt ihr ein kleines – sehr kleines, aber sehr charakteristisches – Bild zweier Welten. Die Welt der Kapitalisten, der „Rjetsch", der „Russkaja Wolja"3, des „Nowoje Wremja" mit ihren schmutzigen Anspielungen, niederträchtigen Verdächtigungen gegen die Sozialisten; und die Welt der revolutionären Demokratie, der Arbeiter- und Soldatendeputierten, die in ruhiger, bestimmter und würdiger Form beschlossen hat, „Maßnahmen zu treffen". Maßnahmen wozu? Zu erfüllen, was die Provisorische Regierung nicht erfüllt hat. Läuft das nicht hinaus auf eine Verurteilung der Provisorischen Regierung? Und ist die Verurteilung nicht verdient?

Wohlgemerkt, das Exekutivkomitee hat diese Resolution angenommen, obwohl es sich über seine politischen Differenzen mit den Bolschewiki klar war. Für die Kapitalisten wäre das ein Anlass zu Verdächtigungen. Menschlichen Anstand – in der Welt der Kapitalisten soll man den nicht suchen.

1 Nowoje Wremja" („Neue Zeit") – große reaktionäre Tageszeitung, erschien in Petersburg 1876-1917. Unter dem Zarismus sehr einflussreich; war hauptsächlich in den bürokratischen Kreisen verbreitet.

* Das „Material", mit dem die berühmte, traurig berühmte „Russkaja Wolja" in ihrem gegen uns gerichteten Artikel aufwartet, ist ganz im Geiste der „Rjetsch". Ob die Herren Miljukow u. Co. sich einer solchen Nachbarschaft nicht schämen werden?

2 „Iswestija" („Nachrichtenblatt") – Organ des Petrograder Rates der Arbeiter- und Soldatendeputierten, im März 1917 mehr im Geiste des Internationalismus geleitet. Auf Verlangen des Exekutivkomitees wurde jedoch die Besetzung der Redaktion geändert und das Blatt schlug eine ausgesprochen sozialpatriotische Richtung ein. Seit dem zweiten Rätekongress am 7. November 1917 sind die „Iswestija" das amtliche Organ der Sowjetregierung. Seit März 1918 erscheint das Blatt in Moskau.

** Wird die „Rjetsch" sich entschließen, ihn abzudrucken?

3 „Russkaja Wolja" („Der russische Wille") – Tageszeitung, 1916 mit Unterstützung der Großbanken von dem Mitglied der Reichsduma Protopopow gegründet, der bald darauf unter Mitwirkung des berüchtigten Rasputin vom Zaren zum Minister des Innern ernannt wurde. Ein scharfmacherisch-reaktionäres Organ der Großbourgeoisie.

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