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Karl Liebknecht 19141208 Brief an Leon Levy

Karl Liebknecht: Brief an Leon Levy1

[Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, NL-1/32. Nach Gesammelte Reden und Schriften, Band 8, S. 179]

Berlin N 4, den 8. 12. 14

Chausseestraße 121

Werter Genosse!

Einiges ließ ich Ihnen anderweit zugehen. Hier nur noch in aller Eile die Bitte, die Genossen Bologne (Deputierter für Namur), Troclet (Deputierter für Lüttich) und Clajot (Sekretär des Bergarbeiterverbandes – auch in Lüttich wohnhaft) vielmals u. herzlichst zu grüßen2; außerdem natürlich alle andren Freunde, besonders Huysmans u. Vandersmissen3. Huysmans bitte für seinen Brief an meine Frau bestens zu danken.

Gute Fahrt – lassen Sie bitte von Zeit zu Zeit von sich hören.

Freundlichen Gruß u. Dank

Ihr Dr. K. Liebknecht

1 Berichterstatter des „Volksfreund" in Karlsruhe.

2 Randbemerkung Karl Liebknechts an dieser Stelle: „Adressen bitte aus Adressbuch entnehmen!"

3 Vom 4. bis 12. September 1914 besuchte Karl Liebknecht mehrere Städte Belgiens. Obwohl er den Behörden als Zweck seiner Reise Nachforschungen über den Verbleib eines nahen Verwandten, der bei Kriegsausbruch in Lüttich studierte und seitdem verschollen war, angab, hatte sie vorwiegend politischen Charakter. Er informierte sich über die brutale Kriegführung des deutschen Militarismus in Belgien und hatte Begegnungen mit führenden Vertretern der belgischen und niederländischen Arbeiterbewegung, denen er ein wahrheitsgetreues Bild über die Situation in der deutschen Partei vermittelte.

Die erste Station seiner Reise war Lüttich, wo er unter anderem mit Troclet (Deputierter für Lüttich) und Clajot (Sekretär des Bergarbeiterverbandes) zusammentraf. Er überzeugte sich davon, dass am 20. August belgische Zivilisten von deutschem Militär auf dem Platz der Universität niedergemetzelt worden waren. Danach besuchte er Namur, Andenne und Huy. Clajot und Bologne (Deputierter für Namur) begleiteten ihn auf diesem Teil der Reise. Über Thienen führte seine Reise weiter nach Brüssel. Dort besuchte er das Büro der belgischen Sozialdemokratie und das Internationale Sozialistische Büro der II. Internationale. Er führte u. a. Gespräche mit dessen Sekretär Huysmans und dem belgischen Arbeiterführer Vandersmissen. Huysmans begleitete Liebknecht schließlich zur letzten Station seiner Reise, nach Löwen. Anschließend fuhr Liebknecht in die niederländische Hauptstadt Amsterdam.

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