Karl Liebknecht‎ > ‎1915‎ > ‎

Karl Liebknecht 19150630 Kein Friedenskampfruf

Karl Liebknecht: Kein Friedenskampfruf

Notiz zu einer Erklärung des Parteivorstandes1 (Ende Juni 1915)

[Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, NL-1/27. Nach Gesammelte Reden und Schriften, Band 8, S. 252]

Am 26. Juni sah sich der Parteivorstand zu drei „Vorwärts" -Spalten über „Sozialdemokratie und Frieden" bemüßigt, denen die unverdiente Ehre einer Zensurverfolgung widerfuhr.

Diese Kundmachung bedeutet keine Umkehr von der Politik des 4. August, sondern einen atembeklemmenden Versuch, sie für die Vergangenheit zu rechtfertigen und für die Zukunft zu befestigen. Ohne Einsicht in die eigne größere Schuld oder doch ohne Bekenntnis zu ihr, strömt sie über von Vorwürfen gegen die Schacher in den Bruderparteien. Das Bemühen, die Partei auf das mit Opfern, aber auch mit Ehren bedeckte Blachfeld des internationalen Klassenkampfes zurückzuführen, wird verdächtigt, verfemt. Einer Litanei der Selbstgerechtigkeit sind noch ein paar Sätze angehängt: Lufterschütterungen gegen allerhand nichtamtliche Annexionsgelüste, schweigende Duldsamkeit gegen die gefährlicheren Eroberungspläne der Regierung, ohnmächtige Friedenswünsche – kein Friedenskampfruf – keine Aufsage des Burgfriedens.

Das heißt kurzweg: Verharren auf der bequemen Bahn des Bethmann-Offiziösentums.

Der P. V. setzt sein parteizerstörendes Gebaren fort.

Es gilt, ihn mit verstärkter Wucht zur Pflicht zwingen. Kein Wort des Protestes vom 9. Juni ist veraltet.

1 Randbemerkung Karl Liebknechts: „Aktion etc. für Sonja!"

Kommentare