Einige Resolutionen

Einige ResolutionenE

Resolution

(Angenommen mit 54 gegen 4 Stimmen von der Vertrauensmännerkonferenz zu X.1 am 20. Dezember 1914, im Februar 1915 mit großer Mehrheit im Wahlverein X.2 und gegen wenige Stimmen vom Wahlverein Y.3 am 20. Januar 1915)

1. Der Krieg ist nicht nur das Ergebnis einer von uns stets bekämpften Politik des Wettrüstens, der Geheimdiplomatie, nicht nur ein unmittelbar gegen die Arbeiterbewegung gerichtetes bonapartistisches Unternehmen. Er ist seinem geschichtlichen Wesen nach imperialistisch. Er ist imperialistisch nach seiner Entstehung. Er ist imperialistisch nach seinen Zielen, d. h., er verfolgt kapitalistische Ausdehnungs- und Eroberungszwecke. Alles dies gilt in höchstem Maße gerade von Deutschland, dessen Kriegspartei ihn im Einvernehmen mit der österreichischen Kriegspartei unter einer rücksichtslosen Verwirrungsregie auch unmittelbar veranlasst hat. Durch feindliche Einbrüche in den einen imperialistischen Raubkrieg führenden Staat wird der Krieg nicht zu einem Krieg für die Verteidigung der staatlichen und nationalen Unversehrtheit. Solche Einbrüche sind das Risiko jedes Eroberungskrieges. Der imperialistische Krieg wird geführt von einer kapitalistischen Regierung, die von den imperialistischen Mächten beherrscht wird. Es ist ein Widersinn, anzunehmen, der seinem Wesen nach imperialistische Krieg werde von ihr als ein Krieg der nationalen Verteidigung geführt. Die Kriegskredite dienen also imperialistischen Zwecken.

2. Das Wohlergehen der Völker ist bei der heutigen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung untrennbar verbunden. Der Klassenkampf des Proletariats kann nur international geführt werden, nur international erfolgreich sein. Jede Schädigung der Arbeiterklasse eines Landes zieht das Proletariat auch aller anderen Länder in Mitleidenschaft. Das sozialistische Proletariat keines Landes darf dazu beitragen, dass das Proletariat irgendeines anderen Landes die aus einer Niederlage etwa erwachsenden Schädigungen erfährt. Die Aufgabe der Sozialisten in jedem Lande muss sein, alle solche Schädigungen jedes Landes zu verhindern.

Die Aufgabe der Sozialisten ist, einen Frieden ohne Eroberungen, ohne Demütigung irgendeines Landes zu erkämpfen, alles zu tun, um in allen beteiligten Ländern eine wachsende Bewegung für einen solchen sozialistischen Frieden zu erwecken. Jede Förderung des Krieges in jedem Lande erschwert die Erreichung dieses Zieles. Die Sozialisten haben ihre Haltung zum Kriege von diesem internationalen Standpunkt aus einzunehmen, und zwar auch im Interesse jedes einzelnen Volkes.

Die Bewilligung der Kredite ist eine Unterstützung des Krieges, eines imperialistischen Krieges. Sie verstößt gegen das Wesen der Sozialdemokratie, gegen ihr Programm und die Beschlüsse der internationalen Kongresse.


Resolution

(Gegen 3 Stimmen am 11. Januar 1915 angenommen von der Kreiskonferenz des VI. Berliner Reichstagswahlkreises)

Die Kreiskonferenz des Wahlvereins des VI. Berliner Reichstags-Wahlkreises protestiert aufs schärfste gegen den Belagerungszustand und insbesondere gegen die unerträgliche Beseitigung des an sich unzureichenden Press- und Versammlungsrechts und ersucht den Parteivorstand und die Reichstagsfraktion, unter Weitergabe dieses Protestes an die Regierung mit allem Nachdruck auf die Aufhebung des Belagerungszustandes hinzuwirken.


Resolution

(Am 20. Januar 1915 einstimmig angenommen vom Wahlverein Y.4)

Die Versammlung brandmarkt den Krieg als ein imperialistisches Unternehmen. Sie protestiert auf das Schärfste gegen den Bruch der luxemburgischen und belgischen Neutralität; sie protestiert gegen den Belagerungszustand, gegen die Knebelung der Versammlungs- und Pressfreiheit. Sie fordert den schleunigen Abschluss eines Friedens ohne Eroberung, ohne Demütigung; eines Friedens im Geiste der internationalen Solidarität der Völker. Ein Ende dem Völkermord!


Resolution

(Einstimmig angenommen am 25. Januar 1915 in der Versammlung des Wahlvereins zu Z.5)

Die Versammlung brandmarkt den Krieg als ein imperialistisches Unternehmen, das unter der Verwirrungsphrase der Vaterlandsverteidigung in Wahrheit kapitalistischen Eroberungszwecken dient. Sie klagt die herrschenden Klassen und die Regierungen der kriegführenden Länder, insbesondere auch Deutschlands, an, das entsetzliche Unheil durch ihre kapitalistische Politik, durch die Politik des Wettrüstens und der Geheimdiplomatie heraufbeschworen und um ihrer imperialistischen Interessen willen viele Millionen Menschen in Elend, Jammer und Verzweiflung gestürzt zu haben.

Die Versammlung protestiert aufs schärfste gegen den Bruch der luxemburgischen und belgischen Neutralität. Sie protestiert gegen den Belagerungszustand, gegen die unerträgliche Knebelung der Versammlungs- und Pressefreiheit. Sie stellt fest, dass die politische Unterdrückung der Arbeiterklasse ebenso wie ihre wirtschaftliche Ausbeutung während des Krieges nicht gemindert, sondern verschärft ist. Sie spricht die Überzeugung aus, dass die Volksmassen durch den Weltkrieg, gleichviel, wie er ausgehen wird, keine Erleichterung, sondern eine Verstärkung des politischen und wirtschaftlichen Drucks erfahren werden, wenn sie nicht ihr Geschick entschlossen selbst in die Hand nehmen. Sie erneuert das Gelübde internationaler Solidarität, in deren Betätigung das einzige Heil des in seinen Interessen untrennbar verknüpften Proletariats aller Länder liegt.

Sie fordert den schleunigen Abschluss eines Friedens ohne Eroberung, ohne Demütigung der beteiligten Völker, eines Friedens im Geiste der internationalen sozialistischen Brüderlichkeit. Sie warnt die herrschenden Klassen und die Regierungen der kriegführenden Länder vor der Fortsetzung des blutigen Gemetzels. Sie ruft das deutsche Proletariat und das Proletariat der anderen kriegführenden Staaten auf, der imperialistischen Kriegspolitik eine Politik des Klassenkampfes gegen den Krieg entgegenzusetzen und so gemeinsam sozialistische Friedensarbeit zu leisten.

Sie fordert den deutschen Parteivorstand auf, ohne Verzug im Interesse der Volksmassen und der Menschheitskultur einen solchen sozialistischen Kampf für den Frieden aufzunehmen unter der Parole: Proletarier aller Länder, vereinigt euch! Krieg dem Kriege!

E Von Liebknecht vorgelegt.

1 Berlin-Charlottenburg.

2 Am 9. Februar in Berlin-Charlottenburg.

3 Berlin-Mariendorf.

4 Berlin-Mariendorf.

5 Berlin-Wilmersdorf.

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