Rosa Luxemburg‎ > ‎1919‎ > ‎

Rosa Luxemburg 19190104 Brief an Marta Rosenbaum

Rosa Luxemburg: Brief an Marta Rosenbaum

[Nach Rosa Luxemburg Gesammelte Briefe Band 5, Berlin 1984, S. 425]

Berlin, 4. Januar 1919

Mein liebes, liebes Martchen!

Ich sende Ihnen mit tausend Grüßen endlich die erste Nummer der »Roten Fahne«, um die der Kampf mich all die vergangenen Tage von morgens bis abends in Atem hielt. Ich habe das dringendste Bedürfnis, Sie zu sehen, zu umarmen, zu sprechen. Kurt [Rosenfeld] sagte mir, Sie fühlten sich durch mich gekränkt. Es war mir, wie wenn einem ein Ziegelstein auf den Kopf fällt.

Habe ich mir durch die ganze Zeit unserer Freundschaft nicht so viel Vertrauen verdient, dass Missverständnisse ausgeschlossen sind? Es war schmerzlich. Nun, man muss auch das in Kauf nehmen; wir müssen uns sprechen, und kein Schatten darf zwischen mir und meiner lieben Marta mit dem goldenen Herzen stehen. Ich versuchte, Sie gestern telefonisch zu erreichen, es ging aber nicht, später hatte ich keine freie Sekunde. Ich will sehen, ob es heute geht.

Inzwischen umarme ich Sie, in alter Liebe und Treue tausendmal grüßend Sie und Ihren Gatten.

Ihre Rosa L.

Kommentare