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Franz Mehring 19020507 Der Tanz auf Rhodus

Franz Mehring: Der Tanz auf Rhodus

7. Mai 1902

[Die Neue Zeit, 20. Jg. 1901/02, Zweiter Band, S. 161-166. Nach Gesammelte Schriften, Band 14, S. 469-475]

Nach einem rühmenden Ausdruck der bürgerlichen Presse gibt die „sozialdemokratische Revisionsbewegung" in der Mainummer der „Sozialistischen Monatshefte" eine „Art Galavorstellung". Dabei wird besonders ein Artikel Paul Kampffmeyers hervorgehoben, der in seiner Schlusswendung den „Revisionismus" für „selbstverständlich" erklärt. Nichts kann uns erfreulicher sein, als dass wir darin ganz und gar mit Kampffmeyer übereinstimmen.

Er definiert den Unterschied zwischen Marxisten und Revisionisten nämlich so: Nach den Marxisten steigere sich der Widerspruch zwischen den Produktivkräften und den Produktionsverhältnissen bis zu einer Höhe, wo die Produktivkräfte die zu eng gewordenen Produktionsverhältnisse zersprengten. Dagegen höben die Revisionisten die Möglichkeit hervor, dass die Gesellschaft dank ihrer wachsenden ökonomischen und politischen Macht die Produktivkräfte lenken und zügeln lerne und die Produktionsverhältnisse, das heißt die kapitalistischen Eigentumsverhältnisse, im sozialistischen Sinne ausweite. Kampffmeyer meint nun, hier ständen sich zwei Hypothesen gegenüber, die man ganz ruhig wissenschaftlich, ohne persönlichen Groll diskutieren könne.

Diesem gut gemeinten Vorschlag steht allerdings nichts im Wege, selbst nicht einmal die Scheu vor einer zu langen Ausdehnung der Diskussion. Die „Hypothese", dass die Produktivkräfte die zu eng gewordenen Produktionsverhältnisse zersprengten, wird durch jede Handelskrisis erhärtet, und zwar mit einer Gründlichkeit, wogegen selbst das eiserne Würfelspiel der Schlachten eine verhältnismäßig schüchterne Demonstrationsmethode ist. Nicht minder schlüssig wird die andere, die angeblich revisionistische „Hypothese", wonach die Gesellschaft die kapitalistischen Eigentumsverhältnisse in sozialistischem Sinne ausweite, durch jedes Fabrikgesetz bestätigt. Was ist darüber also viel zu diskutieren? Und wenn man gleichwohl diskutieren will, so kann man es gewiss ganz ruhig wissenschaftlich, ohne persönlichen Groll tun.

Soweit dieser von Kampffmeyer hervorgehobene Unterschied überhaupt eine historische Bedeutung hat, ist er der Unterschied zwischen dem Kommunistischen Manifest und der Inauguraladresse der Internationale. Die Möglichkeit, dass die kapitalistische Gesellschaft bewusst und planmäßig auf die naturwüchsige Gestalt ihres Produktionsprozesses zurückwirken könne, haben Marx und Engels im Jahre 1847 noch nicht erkannt; erst die Erfahrungen der fünfziger Jahre belehrten sie darüber, dass diese Rückwirkung ebenso sehr ein notwendiges Produkt der großen Industrie sei wie Baumwollgarn, Selfaktors und der elektrische Telegraf. Mehr noch als aus dem Kommunistischen Manifest geht aus den gleichzeitigen Schriften seiner Verfasser, so aus einem Aufsatz, den Engels über die englische Zehnstundenbill in der „Neuen Rheinischen [Zeitung. Politisch-ökonomische] Revue" veröffentlicht hat1, mit aller Evidenz hervor, dass sie damals nicht an die Möglichkeit geglaubt haben, die Kampffmeyer als das unterscheidende Merkmal der Revisionisten hervorhebt. Aber vor immerhin schon vierzig Jahren haben sie den „allmählichen Sozialisierungsprozess" der bürgerlichen Gesellschaft als „möglich" anerkannt, und sie haben damals auch schon wörtlich ausgesprochen, worin Kampffmeyer jetzt die „Hauptbedeutung" des Revisionismus sieht, nämlich die Einsicht, dass eine gewaltsame Sprengung dieser Gesellschaft keine unumgängliche Notwendigkeit sei. Siehe beispielsweise die Rede, womit Marx im Herbst 1872 den Haager Kongress der Internationale schloss.2

Wo steckt denn nun aber der Unterschied zwischen den Marxisten und Revisionisten, über den Kampffmeyer in einer, bürgerliche Gemüter so begeisternden Weise schreibt? Darin, dass Kampffmeyer zu sehr buchstabengläubiger oder, wie es ja wohl heißt, „orthodoxer Marxist" ist. Er gibt ganz richtig die Meinung von Marx wieder, wenn er schreibt: „Nicht unbewusste ökonomische Mächte erzeugen in dialektischen Umschlagprozessen mit ‚Naturnotwendigkeit' die sozialistische Gesellschaftsordnung, sondern bewusst handelnde Menschen gestalten planmäßig diese Ordnung." Aber Kampffmeyer vergisst leider diese richtige Erkenntnis, wenn er das revisionistische Glaubensbekenntnis dahin ablegt, dass die „Gesellschaft dank ihrer wachsenden ökonomischen und politischen Macht die kapitalistischen Eigentumsverhältnisse im sozialistischen Sinne ausweite". Dass dem nicht so ist, dass vielmehr die kapitalistische Gesellschaft, je mehr ihre ökonomische und politische Macht wächst, um so mehr ihre Eigentumsverhältnisse im kapitalistischen Sinne verknöchert, hat Kampffmeyer selbst in trefflichen historischen Schriften gezeigt. Er wird hier irregeführt durch den Satz von Marx, dass die Fabrikgesetzgebung ebenso ein notwendiges Produkt der kapitalistischen Gesellschaft sei wie Baumwollgarn und der elektrische Telegraf. Er legt diesen Satz buchstäblich aus und schließt daraus, dass die kapitalistische Gesellschaft, je mehr ihre ökonomische und politische Macht wachse, umso mehr Baumwollgarn, elektrische Telegrafen und Fabrikgesetze produziere. Nachdem wir so viel von „orthodoxen Marxisten" haben läuten hören, freut es uns, in Kampffmeyer einmal einen leibhaftigen Vertreter dieser Spezies kennen zu lernen.

Die wirkliche Meinung von Marx ist folgende: Die kapitalistische Gesellschaft produziert Baumwollgarn, indem das Kapital der Bourgeoisie die Arbeitskraft des Proletariats aufsaugt, und sie produziert Fabrikgesetze, indem das Proletariat als Klasse ein Staatsgesetz erzwingt als übermächtiges gesellschaftliches Hindernis gegen die Ausbeutungsgelüste der Bourgeoisie, indem die Arbeiter als bewusst handelnde Menschen die sozialistische Gesellschaftsordnung, den „allmählichen Sozialisierungsprozess" der kapitalistischen Gesellschaft anbahnen. Indem die kapitalistische Gesellschaft Baumwollgarn und Fabrikgesetze produziert, ist ihre Produktionsmethode in jedem dieser Fälle verschieden und sogar gerade entgegengesetzt, diese Unterscheidung, die Marx macht, ist der wirkliche Unterschied zwischen den Marxisten und den Revisionisten, nicht aber die Unterscheidung zwischen der „allmählichen Sozialisierung" oder der „gewaltsamen Sprengung" der kapitalistischen Gesellschaft.

Ob auf diesem oder jenem Wege die Lohnsklaverei beseitigt wird, das mag eine „Hypothese" sein, insofern als ihre Entscheidung gar nicht von dem Willen der Arbeiterklasse abhängt, sondern allein von dem Willen ihrer Unterdrücker. Das Bedürfnis der Arbeiterklasse, sich aus den Fesseln der Lohnsklaverei zu befreien, ist gebieterisch, unbedingt, historisch notwendig; die Arbeiterklasse selbst sucht dies Bedürfnis auf dem Wege einer „allmählichen Sozialisierung" der Gesellschaft zu befriedigen, aber wenn sich die herrschenden Klassen diesem friedlichen und gesetzlichen Prozesse einmal mit hartnäckiger Gewalt widersetzen sollten, so wird nach aller historischen Erfahrung diese Gewalt auch gewaltsam gebrochen werden. Was hierüber zu sagen ist, das hat Lassalle schon in seiner bekannten Einsendung an die „Kreuz-Zeitung" erschöpfend gesagt. An dieser historischen Auffassung halten die Marxisten fest. Die Revisionisten dagegen leugnen nach Kampffmeyer die Notwendigkeit, mit der Lohnarbeit aufzuräumen; sie sehen nach ihm keinen ausschließenden Gegensatz zwischen Kapitalismus und Sozialismus, sie erkennen die „objektive Notwendigkeit des Sozialismus" nicht an. Alles Nötige besorgt die kapitalistische Gesellschaft selbst, indem sie sich „dank ihrer wachsenden ökonomischen und politischen Macht" sozialistisch ausweitet. In dieser Form ist der Revisionismus denn allerdings „selbstverständlich", das heißt vollkommen nichtssagend geworden.

Logischerweise verleugnet Kampffmeyer die historischen Anfänge der Richtung, die er vertritt. Er sagt, die Fragen von „Endziel" und „Bewegung", von Lebenskraft und Leistungsfähigkeit des Liberalismus usw. seien ganz nebensächlich, die Hauptsache sei der Nachweis, dass sich die kapitalistischen Gegensätze durch die Verelendung der Massen nicht in dem Maße zu verschärfen brauchten, um eine gewaltsame Sprengung der kapitalistischen Produktionsform als eine unumgängliche Notwendigkeit erscheinen zu lassen. Dass sie sich nicht soweit zu verschärfen brauchten, war, wie wir schon sagten, auch die Ansicht von Marx, aber ob sie sich nicht so viel verschärfen werden, das hängt von der bewussten und planmäßigen Rückwirkung der kapitalistischen Gesellschaft auf ihren Produktionsprozess, oder mit anderen Worten, das hängt von der energischen und klassenbewussten Aktion des Proletariats ab, die allein den kapitalistischen Ausbeutungsgelüsten übermächtige Hindernisse entgegenzustellen vermag.

Nun aber führte der proletarische Klassenkampf in einer Reihe von Ländern zwar zu einer starken Schwächung der demokratischen und liberalen Parteien, während er die Reaktion in ihren verschiedenen absolutistischen, feudalen, klerikalen, militaristischen, bürokratischen, polizeilichen Formen erst recht ans Staatsruder berief. Die Arbeiter schienen ihren Gegner nur niederzuwerfen, wie Marx diese Entwicklung einmal kennzeichnet, damit er neue Kräfte aus der Erde sauge und sich riesenhafter ihnen gegenüber wieder aufrichte, bis die Situation geschaffen ist, die jeden Verkehr unmöglich macht, und die Verhältnisse selbst rufen: Hic Rhodus, hic salta! Die Sorge um diesen Tanz auf Rhodus war nun so recht eigentlich die Mutter des Revisionismus. Man sagte sich: Der „revolutionäre" Klassenkampf hat das Proletariat in unvermittelten Gegensatz zu einer waffenstarrenden Reaktion gebracht, die nur auf den Augenblick lauert, um die Arbeiterbewegung für Jahrzehnte in ihrem Blute zu ersticken. Diese Macht in einer Straßenschlacht zu überwinden, ist unmöglich, und selbst wenn ein gewaltsamer Handstreich gelänge, käme die Arbeiterklasse in einem Augenblick zur Herrschaft, wo sie noch lange nicht „reif" ist, um als Klasse zu herrschen. Zudem stehen die ganzen Dinge sozusagen auf dem Kopfe. Das Proletariat hat die Bourgeoisie in ihrem Kampfe gegen noch rückständigere Klassen zu unterstützen; stattdessen hilft es durch sein „revolutionäres" Auftreten diesen Klassen zur Herrschaft und entwaffnet nur die Bourgeoisie. Fangen wir die Sache also am richtigen Ende an; bilden wir mit der Bourgeoisie gemeinsam eine politische Demokratie, die allmählich den Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus besorgt, in stetig fortschreitender Bewegung und ohne sich viel ums Endziel zu kümmern; zunächst kommt es darauf an, gemeinsam mit der Bourgeoisie die Bürokraten-, Junker- und Polizistenwirtschaft zu stürzen.

Dies war – natürlich in ganz verallgemeinerter und deshalb allerdings auch stark vergröberter Form – der ursprüngliche Gedankengang des Revisionismus. Wir schreiben ihn nicht der Böswilligkeit oder auch nur Kurzsichtigkeit einzelner Personen zu; wir sehen in ihm vielmehr den geistigen Reflex einer bestimmten Situation, einen Reflex, der sich überall in den Köpfen zeigte, wo die gleiche oder eine ähnliche Situation bestand. Jedenfalls aber ist klar, dass die Frage nach der Lebenskraft und der Leistungsfähigkeit des Liberalismus nicht nur eine, sondern selbst die Lebensfrage dieses Revisionismus war, und es sind ja auch nur erst wenige Jahre verflossen, seitdem über die „Fresslegende" eifrig verhandelt wurde, das heißt über die Annahme, dass der Liberalismus, durch die „revolutionären" Drohungen der Arbeiterklasse erschreckt, keinen ernsthaften Kampf gegen die vormärzlichen Gewalten zu führen wage. Jedoch gerade diese Annahme war der Grundirrtum des Revisionismus, und nachdem er sich als solcher entpuppt hat, ist es begreiflich genug, dass Kampffmeyer ihn für eine „Nebenfrage" erklärt.

Er bestand darin, dass die absolutistisch-feudalistisch-militaristisch-polizistische Reaktion trotz der Bourgeoisie bestehen sollte, während sie gerade von Gnaden der Bourgeoisie besteht. Es ist schon vor einiger Zeit an dieser Stelle nachgewiesen worden, dass der heutige Absolutismus ein ganz anderer ist als der vormärzliche, und das gleiche gilt von jeder anderen reaktionären Potenz. Aufräumen könnte die Bourgeoisie mit ihnen allen, wenn sie anders nur wollte, aber sie will es nicht, da sie in ihrer natürlichen Feigheit vor einer unmittelbaren Herrschaft über ein starkes und selbstbewusstes Proletariat zurückscheut. Sonst gewohnt, mit den Produktionskosten ihres Regiments nach Möglichkeit zu knickern, zahlt sie gern die ausschweifendsten Versicherungsprämien an die reaktionären Preisfechter, die ihr im Falle der Not die Arbeiterklasse niederhalten sollen, wie eben jetzt in den Kornzöllen. Die Zumutung, gemeinsam mit der Arbeiterklasse eine Reaktion auszurotten, die sie gerade als ihre Schutzgarde vor der Arbeiterklasse betrachtet, muss der Bourgeoisie als eine vollkommene Abenteuerlichkeit erscheinen, und so haben namentlich die Organe der großen Bourgeoisie, die Blätter der Krupp und Stumm, die revisionistische Bewegung immer mit dem ausgesuchtesten Hohne behandelt. Wie jeder große Bourgeois vor drei Jahren im günstigsten Falle die Achseln zuckte über die revisionistische Prophezeiung, dass es mit der periodischen Wiederkehr der Handelskrisen vorüber sei, so zuckt er heute die Achseln über die Versicherung Kampffmeyers, dass es eine „objektive Notwendigkeit des Sozialismus" nicht gebe. Die große Bourgeoisie lebt in viel zu engem Verkehr mit dem modernen Proletariat, um nicht bis in ihre Fingerspitzen hinein von der „objektiven Notwendigkeit des Sozialismus" überzeugt zu sein.

Nicht viel anders steht es um die liberalen Trümmer in Deutschland, um diejenigen bürgerlichen Schichten, die noch nicht, wie die eigentliche große Bourgeoisie, auf die unmittelbare Ausübung ihrer Herrschaft verzichtet haben. Sie machen zwar ein mehr oder minder großes Aufheben von der revisionistischen Bewegung, jedoch nur, um gleichzeitig die Arbeiterbewegung zu verhöhnen, weil sie nun nach ihren revolutionären Jugendeseleien gänzlich verspießbürgert sei. Sobald es dann zum Klappen kommt, rinnen ihnen diese widerstreitenden Gefühle in die Empfindungen eines Angsthasen zusammen, und sie traben ebenso wie die große Bourgeoisie in den Schutz der ärgsten Reaktion. Siehe die neuliche Wahl in Memel, wo die Freisinnigen Richterscher Observanz dem junkerlichen Brotwucherer gegen den Arbeiterkandidaten durchhalfen, oder die neueste Schellenglorie derselben Heldenschar in Lübeck, wo sie den Prinzen Heinrich als Kandidaten sämtlicher „Ordnungsparteien" gegen die Sozialdemokratie ausriefen. Selbst die nationalsozialen Gesellschaftsretter, die ihr nebelhaftes Dasein recht eigentlich im Nebel des Revisionismus fristen, laufen am Tage der Wahl lieber zu den grimmigsten Todfeinden der Arbeiterklasse über, als dass sie einem revisionistischen Arbeiterkandidaten ihre Stimme geben.

Das alles ist durchaus nicht zum Verwundern; es bestätigt vielmehr nur, wie richtig die revolutionäre Taktik gewesen ist, von der die deutsche Sozialdemokratie seit ihrem Beginn nicht gewichen ist. Dem proletarischen Klassenkampf ist jede Umkehr unmöglich; er muss den Tanz auf Rhodus wagen, er muss den Sieg riskieren bei Strafe seines Untergangs. An diesem siegreichen Bewusstsein ist der ganze Revisionismus von ihm abgeglitten wie das Wasser am Wachstuch; wollte man selbst einen Augenblick zu Unrecht annehmen, es hätte anders sein können, so hätte das Millerand-Experiment und la belle défaite, die schöne Niederlage, in Belgien die letzte Hoffnung des Revisionismus vernichtet. Er ist zur nichts sagenden Floskel geworden, zur „Sozialisierung" der kapitalistischen Gesellschaft, die sich sozialistisch ausweitet, bis eines schönen Morgens Kapitalismus und Sozialismus wie zwei friedliche Lämmer auf derselben Weide grasen. Wann dieser schöne Morgen anbricht, ist ungewiss, denn in seinen Zeitbestimmungen ist der Revisionismus recht unsicher. Im Anfang war die Tat, sagt Kampffmeyer: ja, aber welche Tat? Und er schließt, die Revision des Programmes sei der erste Sieg der Revisionisten: ja, aber wo ist diese Revision?

Augenblicklich bestehen die Taten und Siege des Revisionismus in den literarischen „Galavorstellungen", auf die ihnen die „soziale Demokratie" des Herrn Sonnemann und der „nationale Sozialismus" des Herrn Naumann mit unwandelbarer Regelmäßigkeit bestätigen, nun seien die Marxisten aber wirklich mausetot. Mit diesen kostbaren Papieren ist das Portefeuille des Revisionismus bis zum Bersten gefüllt, und es wird eine herrliche Welt sein, die er sich dafür kauft.

2 Karl Marx: Rede über den Haager Kongress. In: Ebenda, Bd. 18, S. 159-161.

Hier setzt Mehring zwei grundverschiedene Auffassungen gleich. Marx und Engels hielten unter konkreten geschichtlichen Bedingungen einen friedlichen Entwicklungsweg der sozialistischen Revolution für möglich. Das hat aber nichts mit der Illusion des Revisionismus von einem „allmählichen Sozialisierungsprozess" der bürgerlichen Gesellschaftsordnung, vom „friedlichen Hineinwachsen" des Kapitalismus in den Sozialismus zu tun. Ganz gleich, auf welchem Wege sich die Umwälzung der kapitalistischen in die sozialistische Gesellschaft vollzieht, ob friedlich oder nichtfriedlich, es handelt sich stets um eine Revolution, während Revisionismus und Reformismus immer in den Grenzen des Kapitalismus bleiben.

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