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Franz Mehring 19150415 Unsere Altmeister und die Instanzenpolitik

Franz Mehring: Unsere Altmeister und die Instanzenpolitik

15. April 1915

[Die Internationale. Eine Monatsschrift für Praxis und Theorie des Marxismus (Düsseldorf) 1915, Heft I, S. 60-70. Nach Gesammelte Schriften, Band 15, S. 655-667]

Die Instanzenpolitik – so sei der Kürze wegen die Politik genannt, die die Mehrheit einiger Parteiinstanzen (Parteivorstand, Parteiausschuss, Reichstagsfraktion) seit Beginn des Weltkrieges getrieben hat in der gewiss gutgläubigen, aber einstweilen noch unbewiesenen Annahme, dass die Mehrheit der Partei hinter ihnen stehe – diese Instanzenpolitik zeichnet sich durch eine außerordentliche Einfachheit aus. Sie sagt dem Sinne nach: Krieg ist Krieg; im Kriege handelt es sich um die nationale Existenz; der nationalen Existenz muss die Arbeiterklasse jede selbständige Politik opfern und ohne eigenen Willen, unter Verzicht auf ihre Klasseninteressen, im Schlepptau der herrschenden Klassen segeln.

Es gibt jedoch einen Punkt, wo die Vertreter der Instanzenpolitik nicht einig sind. Die einen, wie Haenisch, Cunow und Grunwald, beanspruchen für sich, das Erbe wirklich marxistischen Denkens anzutreten, gegenüber dem ganz und gar verknöcherten und blutlos gewordenen Formelmarxismus von uns armen Schluckern. Dagegen fordern andere Vertreter der Instanzenpolitik, wie Scheidemann, mit allem Nachdruck auf die Gelehrsamkeit zu pfeifen, womit den Lassalle, Marx und Engels der Scheidebrief geschrieben ist.

Denn diese so gar nicht staatsmännisch veranlagten Köpfe waren allerdings des Glaubens, dass sich ohne Gelehrsamkeit keine Politik treiben lasse. Lassalle sagte, nur auf dem Felsengrunde wissenschaftlicher Erkenntnis sei eine politische Überzeugung möglich. Die bloße „Gesinnung" genüge nicht, sie sei ihrer Natur nach ein Produkt der Umstände, des Temperaments, der Stimmung und vorübergehend wie diese. Marx aber schrieb im Jahre 1850, als die „Praktiker" des Kommunistenbundes über seine unpraktische Gelehrsamkeit spotteten: „Ich bin meist von 9 Uhr morgens bis abends 7 Uhr auf dem Britischen Museum … Die demokratischen ,simpletons', denen die Erleuchtung ,von oben' kommt, haben natürlich derartige Anstrengungen nicht nötig. Wofür sollten sie sich mit ökonomischem und historischem Material plagen, diese Sonntagskinder?

Es ist ja alles so einfach, pflegte der wackere Willich mir zu sagen. Alles so einfach! In diesen wüsten Köpfen. – Höchst einfache Kerls!"1 Danach ist klar, dass, wer auf die Gelehrsamkeit pfeift, die Marx und Genossen abdankt.

Aber auf dem richtigen Wege ist Genosse Scheidemann durchaus. Die Instanzenpolitik hat wirklich nichts mit unsern Altmeistern zu tun. Deshalb ist sie noch keineswegs abgetan, denn ein unfehlbarer Papst war Marx sowenig wie Engels oder Lassalle. Aber sie hat kein Recht, ihre natürliche Grundfarbe durch ein Löwenfell zu verdecken.

Indem wir dies Recht bestreiten, hoffen wir uns keiner „Quertreiberei" schuldig zu machen. Wir bekräftigen dadurch ja nur den kühnen Pfiff des Genossen Scheidemann, und der anderen Fakultät der Instanzenpolitiker liefern wir gleich ein viertel Dutzend „vaterlandsloser Gesellen" unter das Fallbeil ihrer vaterländischen Entrüstung.

Unsere Altmeister waren historische Köpfe und standen deshalb nicht auf dem unhistorischen Standpunkte: Krieg ist Krieg, und jeder Krieg ist nach derselben Schablone zu messen.

Für sie hatte jeder Krieg seine bestimmten Voraussetzungen und Folgerungen, von denen es abhing, wie sich die Arbeiterklasse zu ihm zu stellen habe. Über diese tatsächlichen Bedingungen eines Krieges sind sie wohl in mehr oder minder starke Meinungsverschiedenheiten geraten, aber immer nur unter dem entscheidenden Gesichtspunkt, wie der jeweilige Krieg am gründlichsten für den proletarischen Emanzipationskampf auszunutzen sei. Für ihre Klassenpolitik gab es keinen Unterschied zwischen Krieg und Frieden, es sei denn, dass sie im Kriege von der Arbeiterklasse eine noch schärfere Aufmerksamkeit auf ihre Interessen und ein noch rücksichtsloseres Eintreten für diese Interessen beanspruchten.

Im Jahre 1859 geriet Lassalle mit Marx und Engels in einen lebhaften Streit über den damaligen Krieg, den Frankreich unter russischer Beihilfe gegen Österreich führte, das als Vormacht des Deutschen Bundes2 auch die deutschen Staaten in den Krieg zu ziehen bemüht war. In der Tat machte sich namentlich in Süddeutschland eine starke Bewegung gegen Frankreich geltend, die Engels und Marx für wirklich national, naturwüchsig, instinktiv, unmittelbar hielten, also für eine Keimstätte revolutionärer Entschlüsse, die nach ihrem Wunsche durch einen Krieg gegen das bonapartistische Frankreich ausgelöst werden müssten. Lassalle dagegen meinte, die Bewegung gegen Frankreich laufe auf den bornierten Franzosenhass von Anno dazumal hinaus und sei innerlich reaktionär; wolle die deutsche Regierung mit Frankreich anbinden, so solle man sie gewähren lassen, aber man solle den Krieg als einen reaktionären Kabinettskrieg den Massen verekeln, um dann aus seinen unvermeidlichen Wechselfällen revolutionäres Kapital zu schlagen.

Die eine Meinungsverschiedenheit – es gab auch noch andere – wird hier hervorgehoben, weil sie sowohl zeigt, wie leicht verschiedene Ansichten über die tatsächlichen Voraussetzungen eines Krieges entstehen, als auch zu wie verschiedenen Schlussfolgerungen sie führen können. Aber, wie Marx selbst feststellte, es handelte sich nur um „gegensätzliche Urteile über tatsächliche Voraussetzungen "3; in dem Ziele war Lassalle mit Engels und Marx einig, dass es ihnen einzig und allein auf die revolutionären Interessen ankam, die für sie zugleich die nationalen Interessen waren. Engels schrieb an Lassalle: „Es lebe der Krieg, wenn Franzosen und Russen zugleich uns angreifen; wenn wir dem Ertrinken nahe sind, dann in dieser verzweifelten Situation müssen sich alle Parteien von der jetzt herrschenden bis zu Zitz und Blum abnutzen und die Nation, um sich zu retten, sich endlich an die energischste Partei wenden."4 Dazu bemerkte Lassalle: „Sehr richtig; und seit zwei Monaten töte ich mich hier, auszuführen, dass, wenn unsere Regierung den Krieg macht, sie uns nur in die Hände arbeitet und die Revolution, gerade aus diesen Gründen, unendlich beschleunigt." Aber, so fügte er von seinem Standpunkt aus hinzu, man müsse den vom preußischen Prinzregenten geplanten Krieg bei den Massen unpopulär machen, damit er „ein immenses Glück für die Revolution" werde.

Der Prinzregent hat 1859 schließlich doch nicht den Krieg an Frankreich zu erklären gewagt, und so ist die Probe aufs Exempel nicht gemacht worden. Auf diplomatischem Gebiete erntete er freilich keine Lorbeeren, was Lassalle denn wirklich nicht sehr betrübt hat. „Ich glaube, so guter Nationaler zu sein wie nur irgendeiner", schrieb er an Marx, „aber Teufel, was geht dich und mich denn die Machtstellung des Prinzen von Preußen an? Da alle seine Tendenzen und Interessen gegen die Tendenzen und Interessen des deutschen Volkes gerichtet sind, so liegt es gerade vielmehr im Interesse des deutschen Volkes, wenn die Macht des Prinzen von Preußen nach außen so gering wie möglich ist… Die Macht des deutschen Volkes wird schon kommen, und es ist vielleicht keiner, der es ernster und weitfassender mit ihr meint als ich! Aber sie wird und kann erst kommen, wenn wir eine volksmäßige Regierung haben, nicht unter unsern — Dynastien. Die Machtstellung des deutschen Volkes und die Machtstellung der deutschen Dynastien, das sind für mich zwei himmelweit verschiedene Dinge."

Das war auch nicht etwa nur in der Hitze des Gefechts gesprochen, sondern geradezu ein, um nicht zu sagen der Grundgedanke von Lassalles nationaler Politik. In der sorgsam ausgearbeiteten Rede: Was nun?, worin er die Fortschrittler zum energischen Kampfe gegen das Ministerium Bismarck aufforderte, wies er sie darauf hin, Bismarcks auswärtige Politik zu lähmen. „Dass keiner von Ihnen glaube, dies sei ein unpatriotisches Räsonnement." Der Politiker habe, wie die Naturforscher, alle wirkenden Kräfte in Erwägung zu ziehen; es wäre fast nicht abzusehen, auf welcher Stufe der Barbarei die Welt noch stehen würde, wenn nicht seit je die Eifersucht und der Gegensatz der Regierungen untereinander ein wirksames Mittel gewesen wäre, die Regierung zu Fortschritten im Innern zu zwingen. Die deutsche Nation schwebe nicht so in der Luft, dass eine Niederlage ihrer Regierungen eine wirkliche Gefahr für ihre eigene Existenz in sich schlösse. „Geraten wir also in einen großen äußeren Krieg, so können in demselben wohl unsere einzelnen Regierungen, die sächsische, preußische, bayrische, zusammenbrechen, aber wie ein Phönix würde sich aus der Asche derselben unzerstörbar erheben das, worauf es uns allein ankommen kann – das deutsche Volk!"

Die Spießbürger, denen Lassalle diesen Zusammenhang auseinandersetzte, schrieen Bravo, aber ließen sich ein paar Jahre darauf doch durch Bismarck vom Volk zu den Regierungen bekehren und hatten deshalb endlosen Spott von der Parteipresse zu erdulden. Heute jedoch sind die Braven gerächt, und die Instanzenpolitik wirft einen verklärenden Schein auf ihre verwaisten Stammtische. Sie singt das nationalliberale Trutzlied von 1867: Wer im rechten Augenblick nicht umzulernen wisse, verrate dadurch, sei es nun, wie Haenisch sagt, einen Mangel an Intelligenz oder, wie Scheidemann sagt, einen Überfluss an Gelehrsamkeit.

Wie im Kriegsjahre 1859, so drehten sich in den Kriegsjahren 1866 und 1870 die Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Sozialdemokratie immer nur um „tatsächliche Voraussetzungen", niemals aber um den ein für allemal feststehenden Grundsatz, dass die Arbeiterklasse in jedem Kriege eine selbständige Politik zu treiben habe.

Nachdem es der deutschen Revolution im Jahre 1848 misslungen war, ein einiges Deutschland zu schaffen, bemühte sich die preußische Regierung, die deutsche Einheitsbewegung, die durch die ökonomische Entwicklung immer wieder erweckt wurde, für dynastische Zwecke auszubeuten und statt eines einigen Deutschlands ein, wie der damalige König Wilhelm sagte, verlängertes Preußen zu schaffen. Lassalle und Schweitzer, Marx und Engels, Liebknecht und Bebel waren völlig einig darin, dass die deutsche Einheit, deren das deutsche Proletariat bedurfte, nur durch eine nationale Revolution geschaffen werden könne, und sie haben demgemäß alle dynastisch-partikularistischen Bestrebungen der großpreußischen Politik aufs schärfste bekämpft. Aber sie haben auch, früher oder später, je nach dem Masse ihrer Einsicht in die „tatsächlichen Voraussetzungen", in diesen sauren Apfel gebissen, als sich herausstellte, dass eine nationale Revolution durch die Feigheit der Bourgeoisie und die Schwäche des Proletariats ausgeschlossen war und das mit „Blut und Eisen" geschaffene Großpreußen dem Klassenkampf des Proletariats günstigere Aussichten bot, als die – ohnehin natürlich unmögliche – Wiederherstellung des Deutschen Bundestages mit seiner kläglichen Winkelwirtschaft ihm je hätte bieten können. Nach Königgrätz nahmen Marx, Engels und Schweitzer – Lassalle war damals schon tot –, nach Sedan5 auch Liebknecht und Bebel, das preußischdeutsche Reich in all seiner verkümmerten und verkrüppelten Gestalt als eine keineswegs begeisternde, aber als eine Tatsache hin, die dem proletarischen Emanzipationskampf festere Handhaben bot als die schauerliche Wirtschaft des Bundestages.

Die letzten Spuren des Zwiespalts zeigten sich, als im Juli 1870 über die ersten Kriegskredite abgestimmt wurde, und zwar die übrigen sozialdemokratischen Abgeordneten dafür stimmten, Liebknecht und Bebel aber sich der Abstimmung enthielten. Bei der Abstimmung über die zweiten Kriegskredite im Dezember desselben Jahres war bereits alles in Ordnung, und sämtliche parlamentarischen Vertreter der Sozialdemokratie, die Eisenacher Liebknecht und Bebel, die Lassalleaner Schweitzer und Hasenclever, der Hatzfeldtianer Mende und der Gewerkschaftler Fritzsche, stimmten mit Nein. Alle damaligen Fraktionen der Sozialdemokratie schwenkten gegen den Militarismus des Klassenstaats in die geschlossene Front, in der die gesamte Partei bis zum 4. August vorigen Jahres geblieben ist.

Mit derselben Entschiedenheit, womit Marx und Engels 1870 den deutschen Krieg bis Sedan billigten, weil der Sturz Bonapartes das wichtigste Interesse der europäischen Arbeiterbewegung war, mit derselben Entschiedenheit warfen sie sich dem deutschen Kriege nach Sedan entgegen, der nur um die Annexion Elsass-Lothringens geführt wurde, also um ein Ziel, dessen Erreichung, wie sie richtig voraussahen und voraussagten, über die europäische Kultur und damit auch über die europäische Arbeiterbewegung die schwersten Gefahren heraufbeschwören musste. Nach einer Mitteilung Vaillants, der darüber vollkommen genau unterrichtet sein kann, hat Engels sogar der Regierung der Französischen Republik seine militärischen Einsichten zur Verfügung gestellt, um den Einbruch der deutschen Heere in Frankreich abzuwehren. Dem scheint nun zwar die Tatsache zu widersprechen, dass Engels über die „Regierung der nationalen Verteidigung" gleich nach ihrem Antritt im September 1870 sehr ungünstig geurteilt und die Fortsetzung des militärischen Widerstandes in Frankreich für aussichtslos erklärt hat6, allein einige Monate später, als Gambetta seine Milizorganisationen mit großem Erfolge aufzubieten verstand, lagen die Dinge doch anders.

Am 16. Januar 1871 schrieb Marx an die „Daily News": „Frankreich – und seine Sache ist glücklicherweise weit davon entfernt, verzweifelt zu sein – kämpft im Augenblick nicht nur für seine eigene nationale Unabhängigkeit, sondern – für die Freiheit Deutschlands und Europas."7 Hat Engels diese Ansicht geteilt, was als selbstverständlich angenommen werden muss, so liegt kein innerer Grund vor, an der Angabe Vaillants zu zweifeln.

So scharf nun aber Marx und Engels die Annexion Elsass-Lothringens verurteilt haben, sowenig dachten sie daran, in das französische Revanchegeschrei einzustimmen, sobald die Annexion einmal vollzogen war. Der Leitstern ihrer Politik blieb immer: Wir haben an der Befreiung des westeuropäischen Proletariats mitzuarbeiten und diesem Zwecke alles andere unterzuordnen.8 So auch die Klagen der unterdrückten Elsass-Lothringer. Wenn sie am Vorabend einer sichtbar heranziehenden Revolution einen Krieg zwischen Frankreich und Deutschland provozieren, diese beiden Völker wieder verhetzen und die Revolution dadurch vertagen wollten, so sage ich: Halt da! Ihr könnt ebensoviel Geduld haben wie das europäische Proletariat. Wenn das sich befreit, seid ihr von selbst frei, bis dahin aber dulden wir nicht, dass ihr dem kämpfenden Proletariat in die Parade fahrt.9 So Engels im Jahre 1882.

Die Sorge, dass die französischen Revanchegelüste einen neuen europäischen Krieg entzünden könnten, ist dieser getreue Eckardt des europäischen Proletariats nie losgeworden. Als das französisch-russische Bündnis abgeschlossen wurde, das er gemeinsam mit Marx als die verhängnisvolle Folge der deutschen Annexionspolitik von 1871 vorhergesagt hatte, und im Herbste 1891 der Champagnerrausch von Kronstadt10 die Köpfe der französischen Bourgeoisie umnebelte, warnte Engels die französischen Arbeiter in dem „Almanach du Parti Ouvrier" von 1892, sich von diesem Rausch anstecken zu lassen. Etwas später veröffentlichte er diesen Artikel auch in der „Neuen Zeit", im ersten Bande des zehnten Jahrgangs11, und da seine Ausführungen seit acht Monaten unzählige Male von der Instanzenpolitik den deutschen Arbeitern vorgeritten worden sind, so muss hier etwas länger bei ihnen verweilt werden.

Engels entwarf in diesem Artikel eine kurze Skizze der deutschen Parteigeschichte. Er zeigte das unaufhaltsame Wachstum der deutschen Sozialdemokratie und sagte ihren Sieg in etwa zehn Jahren voraus. Sie könne und werde auf revolutionäre Mittel niemals verzichten, aber einstweilen gedeihe sie bei gesetzlichen Mitteln vortrefflich; wenn die Bourgeois, woran kein Zweifel sei, zuerst schießen würden, so würde eine konterrevolutionäre Übermacht den Triumph des Sozialismus vielleicht um einige Jahre verzögern, aber nur damit er dann um so vollständiger wäre.

Alles das gelte aber nur, fuhr Engels in dem zweiten Abschnitt seines Aufsatzes fort, wenn Deutschland seine ökonomische und politische Entwicklung im Frieden verfolgen könnte. Ein Krieg würde das alles ändern. Und der Krieg könnte von heute auf morgen losbrechen. Frankreich und Russland hier, gegen Deutschland, Österreich, vielleicht Italien dort. Die Sozialisten aller dieser Länder, wider Willen eingestellt, müssten sich gegeneinander schlagen. So fragte Engels: „Was würde in solchem Fall die deutsche Sozialdemokratische Partei tun, was würde aus ihr werden?12

Was aus ihr werden würde, sagte er wörtlich wie folgt:

Soviel ist sicher: Weder der Zar noch die französischen Bourgeoisrepublikaner, noch die deutsche Regierung selbst würden eine so schöne Gelegenheit vorübergehen lassen zur Erdrückung der einzigen Partei, die für sie alle drei ,der Feind' ist. Man hat gesehen, wie Thiers und Bismarck sich die Hände gereicht haben über den Ruinen des Paris der Kommune; wir würden dann erleben, wie der Zar, Constans und Caprivi – oder ihre beliebigen Nachfolger – sich in die Arme sinken über der Leiche des deutschen Sozialismus."13

Engels fragte dann weiter: Was ist gegenüber einer solchen Aussicht die Pflicht der deutschen Sozialisten? Sollen sie die Ereignisse, die ihnen Vernichtung drohen, passiv über sich ergehen lassen, sollen sie widerstandslos ihren Posten als Vorkämpfer des internationalen Proletariats aufgeben? Engels antwortete darauf, und wir geben seine Ausführungen wiederum wörtlich, schon deshalb, weil die Instanzenpolitiker, so unzählige Male sie sich darauf berufen haben, sie aus guten Gründen immer nur verstümmelt wiedergeben:

Keineswegs. Im Interesse der europäischen Revolution sind sie verbunden, alle eroberten Stellungen zu behaupten, nicht zu kapitulieren, ebenso wenig vor dem äußern wie vor dem innern Feind. Und das können sie nur, indem sie bis aufs äußerste Russland bekämpfen und alle seine Bundesgenossen, wer sie auch seien. Sollte die französische Republik sich in den Dienst Seiner Majestät des Zaren und Selbstherrschers aller Reußen stellen, so würden die deutschen Sozialisten sie mit Leidwesen bekämpfen, aber bekämpfen würden sie sie. Gegenüber dem deutschen Kaisertum kann die französische Republik möglicherweise die bürgerliche Revolution repräsentieren. Aber gegenüber der Republik eines Constans, eines Rouvier und selbst eines Clemenceau, besonders aber gegenüber der Republik im Dienste des russischen Zaren repräsentiert der deutsche Sozialismus unbedingt die proletarische Revolution.

Ein Krieg, wo Russen und Franzosen in Deutschland einbrächen, wäre für dieses ein Kampf auf Tod und Leben, worin es seine nationale Existenz nur sichern könnte durch Anwendung der revolutionärsten Maßregeln. Die jetzige Regierung, falls sie nicht gezwungen wird, entfesselt die Revolution sicher nicht. Aber wir haben eine starke Partei, die sie dazu zwingen oder im Notfall sie ersetzen kann, die Sozialdemokratische Partei.

Und wir haben das großartige Beispiel nicht vergessen, das Frankreich uns 1793 gab. Das hundertjährige Jubiläum von 1793 naht heran. Sollte der Eroberungsdurst des Zaren und die chauvinistische Ungeduld der französischen Bourgeoisie den siegreichen, aber friedlichen Vormarsch der deutschen Sozialisten aufhalten, so sind diese – verlasst euch darauf – bereit, der Welt zu beweisen, dass die deutschen Proletarier von heute der französischen Sansculotten von vor hundert Jahren nicht unwürdig sind und dass 1893 sich sehen lassen kann neben 1793. Und wenn dann die Soldaten des Herrn Constans den Fuß auf deutsches Gebiet setzen, wird man sie begrüßen mit den Worten der Marseillaise:

Quoi, ces cohortes étrangères

Feraient la loi dans nos foyers!

Wie, soll dies fremde Heer uns schnöde

Gewalt antun am eignen Herd?

Kurz und gut: Der Friede sichert den Sieg der deutschen Sozialdemokratischen Partei in ungefähr zehn Jahren. Der Krieg bringt ihr entweder den Sieg in zwei bis drei Jahren oder vollständigen Ruin, wenigstens auf fünfzehn bis zwanzig Jahre. Demgegenüber müssten die deutschen Sozialisten toll sein, wünschten sie den Krieg, bei dem sie alles auf eine Karte setzen, statt den sichern Triumph des Friedens abzuwarten. Noch mehr. Kein Sozialist, von welcher Nationalität auch immer, kann den kriegerischen Triumph weder der heutigen deutschen Regierung wünschen noch den der französischen bürgerlichen Republik, am allerwenigsten den des Zaren, der eins wäre mit der Unterjochung Europas. Und deshalb sind die Sozialisten in allen Ländern für den Frieden."14

So Engels. Es liegt auf der Hand, dass er – in der höchst anerkennenswerten Absicht, den französischen Arbeitern die Aussicht auf den Revanchekrieg wegen Elsass-Lothringens zu verleiden – in dem Artikel eine etwas verwegene Konjekturalpolitik treibt und für einen im Jahre 1893 etwa möglichen Krieg „tatsächliche Voraussetzungen" macht, von denen heute nicht mehr nachgewiesen zu werden braucht, dass sie nicht zutrafen, beispielsweise nicht der etwa im Jahre 1901 schon fällige Sieg der deutschen Sozialdemokratie. In Wirklichkeit ist um diese Zeit etwa der Sieg der imperialistischen Ära eingetreten, von der Engels im Jahre 1891 nichts wusste und nichts wissen konnte, so dass schon aus diesem Grunde seine damaligen Betrachtungen für den imperialistischen Weltkrieg von 1914 nichts besagen. Sie weisen viel mehr nach rückwärts als nach vorwärts, denn sie sind nur die breitere Ausführung eines von ihm schon 1859 geäußerten Gedankens, dass nämlich, wenn erst die Franzosen in Köln und die Russen in Königsberg ständen, die Stunde der deutschen Revolution geschlagen habe.15

Es ist nun gar seltsam, dass die Instanzenpolitik, deren Vertreter sonst wohl an Engels „das leichtfertige Spiel mit dem Revolutionsfeuer", das „schnellfertige Prophezeien" usw. nicht genug zu tadeln wussten, in diesen Aufsatz unseres Altmeisters geradezu verliebt ist. Das Rätsel löst sich jedoch, wenn man erwägt, dass einzelne, aus dem Zusammenhange gelöste Sätze geeignet sind, den Arbeitern als Sand in die Augen gestreut zu werden: Sätze, durch die nicht etwa bewiesen werden soll, dass die deutschen Arbeiter sich zur Wehr setzen müssten, wenn sie von Franzosen und Russen angegriffen werden – denn das tun sie schon von selber, ohne eine Autorität für oder wider zu bemühen –, sondern Sätze, durch die den Arbeitern unvermerkt unter dem Schutze eines Namens, den sie mit Verehrung zu nennen gewöhnt sind, die Vorstellung eingeflößt werden soll, als hätten sie im Falle eines Krieges mit Frankreich und Russland sich blindlings in die Arme der herrschenden Klassen zu werfen.

Bei Nacht sind unzweifelhaft alle Katzen grau, aber unsere Altmeister waren weit entfernt davon, diese Tatsache auf die Kriege zu übertragen. Für sie hatte jeder Krieg sein besonderes Gesetz, und Engels selbst würde „den ganz und gar verknöcherten und blutlos gewordenen Formelmarxismus" ablehnen, der für den wirklichen Krieg von 1914 zum Evangelium machen wollte, was er für den möglichen Krieg von 1893 gefordert hat. Aber wenn die Instanzenpolitik dies Evangelium mit allen Zungen verkündigt, so sollte sie die Gläubigen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie in allem das Gegenteil von dem tut, was Engels im Jahre 1891 als damals für den Sieg der deutschen Waffen notwendig gefordert hat.

Engels beanspruchte, dass die deutsche Sozialdemokratie vor dem „inneren Feinde", worunter er die deutsche Regierung verstand, sowenig kapitulieren dürfe wie vor dem äußeren; sie müsse die Regierung zu einer revolutionären Politik zwingen oder sie im Notfalle ersetzen. Die Instanzenpolitik hat sich im Gegenteil sofort ins Schlepptau der Regierung begeben und ohne jeden Versuch eines noch so erlaubten Widerstandes Press- und Versammlungsfreiheit des Proletariats preisgegeben, auf dem Altar des Vaterlandes geopfert. Engels forderte von der deutschen Sozialdemokratie die Sansculottenpolitik von 1793, und die Instanzenpolitik verketzert jeden Parteigenossen als „Quertreiber" und „Disziplinbrecher", wenn nicht gar als „Spitzel", der überhaupt noch daran zu erinnern wagt, dass die deutsche Arbeiterklasse im Kriege doch nicht bloß den „stummen Hund" spielen dürfe. Engels erklärte, kein deutscher Sozialist könne den Sieg der heutigen deutschen Regierung wünschen, und die Instanzenpolitik verkündet von diesem Siege das Morgenrot der deutschen Freiheit.

Sie mag sich für klüger halten, als Engels war; das ist ihr unanfechtbares Recht. Sie mag sogar auch klüger sein, was hier dahingestellt bleiben soll. Aber dann sollte sie auch keinen Hokuspokus mit Friedrich Engels treiben. Das schickt sich nicht, am wenigsten für die kühnen Bahnbrecher einer neuen Zukunft.

Wir haben gesehen, dass Marx, Engels und Lassalle in jedem Kriege die selbständige Politik der Arbeiterklasse als eine unerlässliche Notwendigkeit, als die oberste Pflicht der Stunde betrachtet haben. Aber die Ära der imperialistischen Kriege haben sie nicht erlebt; würden sie in ihnen einen anderen Grundsatz befolgt haben?

Bis zum 4. August 1914 war die ganze sozialistische Welt einig, die Frage zu verneinen; die Beschlüsse der Internationalen Kongresse von Stuttgart (1907), Kopenhagen (1911) und Basel (1912) sind darin vollkommen klar und unzweideutig; die Marschroute, die sie den Arbeiterparteien der einzelnen Länder für den Fall eines Krieges vorschreiben, ist allein von den Interessen des internationalen Proletariats diktiert.

Danach kann [man] sich nur noch fragen: Hätten sich Marx, Engels und Lassalle am 4. August 1914 über diese Beschlüsse hinweggesetzt, wie es die Instanzenpolitik getan hat, wohlgemerkt, ohne jede Befugnis, mit grobem Bruch der Parteidisziplin und mit der Verketzerung derjenigen Parteigenossen, die gewissenhaft genug sind, an den immer und allein noch rechtskräftigen Beschlüssen der Internationalen Kongresse festzuhalten?

Diese Frage wird verneint durch das ganze Leben und Wirken unserer Altmeister. Man denke sich, dass Marx im November 1912 im Münster von Basel die Finger gereckt hätte, um „ein Menetekel in Flammenschrift an die Wände der Paläste der Könige, der Minister und Botschafter" zu schreiben, um dann zwei Jahre später mit denselben Fingern auf nüchternem, schwarz-weiß geheftetem Kanzleipapier dem Klassenkampf des Proletariats für die Dauer des Krieges abzusagen – die Vorstellung ist einfach undenkbar. Und was würde derselbe Marx, der seine ersten Lorbeeren gewann, indem er der Zensur einen Kampf auf Leben und Tod machte16 und einen ehrenvollen Untergang einem entseelten Dasein vorzog, was würde dieser Marx zu den Moralpauken sagen, mit denen mehrere Parteizeitungen unser tapferes kleines Blatt in Gotha überschüttet haben, weil es sich nicht tief genug vor der Zensur gebeugt hätte? Sollte Marx sich die kleine Szene vom Olymp aus angesehen haben, so hat er sicherlich seine Löwenmähne verwundert geschüttelt. Was unserem Gothaer Parteiblatte vor ein paar Wochen passierte, das ist ihm ja schon im Jahre 1843 mit der „Rheinischen Zeitung" passiert, aber selbst der verstockteste vormärzliche Philister hat ihn nicht mit einer Moralpauke wegen mangelnder Ehrfurcht vor der Zensur belästigt. Den Teufel auch! Eine solche Höhe patriotischer Gesinnung will erklommen sein.

Von der Pressfreiheit dachten unsere Altmeister hoch, und sie stellten strenge Anforderungen an den Mut der Presse, Anforderungen, denen sie selbst auch immer gerecht geworden sind! Als sich im Jahre 1870/71 die ersten, noch äußerst schüchternen Ansätze eines „Burgfriedens" bemerkbar machten, behandelte Marx die „Press- und Redefreiheit in Deutschland" in dem schon erwähnten Briefe, den er am 16. Januar 1871 an die „Daily News" richtetet17; man kann den ungemein erfrischenden Text in der „Neuen Zeit" nachlesen, im zweiten Bande des zwanzigsten Jahrgangs. Wie bitter hat sich Marx über die liberale Presse der fünfziger Jahre ausgelassen, als sie in Angst und Zittern vor Manteuffels Polizeistock bebte, so bitter, dass sich seine Worte für den „guten Ton" unserer gesitteten Zeit gar nicht mehr schicken; wir beschränken uns darauf, den mildesten seiner Sätze zu zitieren: „Sie hatte in breitspurigen Zügen auf ihre Fahne geschrieben: Sicherheit ist die erste Bürgerpflicht, und unter diesem Zeichen wirst du – leben."18 Ähnlich Lassalle, als die liberale Presse sich in den sechziger Jahren ohne jeden ernsthaften Widerstand den Pressordonnanzen Bismarcks fügte, und auch hier können wir nur den mildesten Satz zitieren: „Eine Partei, die ihre wichtigste Position nicht mit ihren Toten zu bedecken weiß, um sie zu verteidigen – eine solche Partei hat keine Möglichkeit des Sieges für sich."

Allerdings bezogen sich diese Kritiken unserer Altmeister immer nur auf die liberale Presse; während ihres Lebens, und noch einige Jahrzehnte danach, war kein Anlass gegeben, ihre Ansicht von den Aufgaben der Presse gegenüber den Parteiblättern kritisch zu betätigen. Im Kampfe zu leben oder im Kampfe zu sterben, war ihnen ein gleich ehrenvolles Los für die Presse; ja sie erklärten wohl, mit Ehren zu sterben sei in politischen Parteikämpfen oft das wichtigste, aber die Wirkungen einer zensierten Presse hat schon der junge Marx in seinen ersten Arbeiten mit ebenso düstern wie wahren Farben geschildert.

Im „Hamburger Echo", der fahnenflüchtigsten Fahne der Instanzenpolitik, hieß es jüngst, die „Quertreiber" liefen nörgelnd und polternd hinter dem Wagen der Arbeiterbewegung her. Die Phrase war nicht eignes Machwerk, aber immerhin glücklich aus dem offiziösen Phrasenmeer aufgefischt. Sie stammt von einer feilen Dirne Bismarcks, die damit ihren jahrzehntelang angebeteten Herrn und Meister in die Ferse stach, als er beim Kaiser in Ungnade fiel. Nun sollte Bismarck nörgelnd und polternd hinter dem Wagen der Reichspolitik herlaufen.

Aber mit solchem giftigen Insekt ist nicht zu spaßen. Indem die Instanzenpolitik es für ihre Zwecke ummodelt, wird sie selbst von ihm in die Ferse gestochen. Will sie heute Recht haben, so ist sie mehr als vier Jahrzehnte nörgelnd und polternd hinter dem Wagen der Reichspolitik hergelaufen. Wenn man der Regierung für die Führung eines Krieges, von dem man tausendmal vorausgesagt hat, dass er in absehbarer Zeit kommen müsse und jeden Tag kommen könne, zwanzig Milliarden und weiße Karte für ihre Politik bewilligt, so durfte man derselben Regierung nicht Jahr für Jahr „jeden Mann und jeden Groschen" verweigern, den sie verlangte, um für den Krieg gerüstet zu sein. Hier heißt es: Entweder – oder!

Mit anderen Worten: Die Instanzenpolitik ist der vollständigste Bruch mit dem geistigen Erbe unserer Altmeister, mit der ganzen Geschichte und allen bisherigen Grundsätzen der deutschen Sozialdemokratie. Ihre logische Folge wäre eine nationalsoziale Arbeiterpartei, die sich mit dem Militarismus und der Monarchie versöhnt und sich mit demjenigen Masse von Reformen begnügt, das auf dem Boden der kapitalistischen Gesellschaft für das Proletariat zu erreichen ist. Diejenigen Vertreter der Instanzenpolitik, die diese unabweisliche Schlussfolgerung ziehen, sind ihre klareren und zugleich ungefährlicheren Köpfe.

Dagegen wäre es gleichbedeutend mit einer Vergiftung der Arbeiterbewegung auf unabsehbare Zeit, wenn der klaffende Riss, der die Gegenwart von der Vergangenheit trennt, mit tönenden Schlagworten verkleistert und vertuscht, wenn die Arbeitermassen in eine Selbsttäuschung gejagt werden könnten, die ihnen das Blut aus den Adern und das Mark aus den Knochen saugen müsste. Gegen dies Grauen aller Grauen, das Marx als ,,Sich-selbst-Verfälschen“19 und Lassalle als „Umlügen einer Situation" gebrandmarkt hat, muss man sich um die Fahne unserer Altmeister sammeln, mit der Losung Lassalles: Hier unser Banner und dies unsere Ehre!

gez.: Franz Mehring

1 Marx an Joseph Weydemeyer in Frankfurt a. M., 27. Juni 1851. In: Marx/Engels: Werke, Bd. 27, S. 559.

2 Der durch die Deutsche Bundesakte auf dem Wiener Kongress am 8. Juni 1815 gegründete Staatenbund von 34 (zuletzt 31) monarchischen Staaten und 4 Freien Städten. Der preußisch-österreichische Konflikt über Schleswig-Holstein führte 1866 zur Auflösung des Deutschen Bundes.

4 „Im Übrigen scheinen die Weltereignisse einen recht erfreulichen Verlauf nehmen zu wollen. Eine bessere Grundlage zu einer gründlichen deutschen Revolution lässt sich kaum denken, als durch eine französisch-russische Allianz gegeben wird. Uns Deutschen muss das Wasser bis an den Hals reichen, ehe wir en masse in den furor teutonicus (deutschen Ungestüm) versetzt werden; und diesmal scheint die Gefahr des Ersaufens uns nahe genug treten zu wollen. Tant mieux (Um so besser). In einer solchen Krisis müssen sich alle bestehenden Mächte ruinieren und alle Parteien nacheinander aufreiben, von der ,Kreuz-Zeitung' bis zu Gottfried Kinkel und vom Grafen Rechberg bis zu ,Hecker, Struve, Blenker, Zitz und Blum': In einem solchen Kampf muss der Moment eintreten, wo nur die rücksichtsloseste, entschlossenste Partei imstande ist, die Nation zu retten, und müssen zugleich die Bedingungen gegeben werden, unter denen es allein möglich ist, den ganzen alten Plunder, die innere Trennung einerseits und die durch Österreich gegebenen polnischen und italienischen Anhängsel vollständig über Bord zu werfen." (Engels an Ferdinand Lassalle in Berlin, 18. Mai 1859. In: Marx/ Engels: Werke, Bd. 29, S. 605.)

5 Der Sieg des deutschen Heeres bei Sedan am 1. September 1870 führte am 2. September zur Gefangennahme der eingeschlossenen französischen Armee und Napoleons III. Er war entscheidend für den Ausgang des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71.

10 Im Juli 1891 fand in Kronstadt der feierliche Empfang eines französischen Flottengeschwaders statt, der zu einer offenen Demonstration der Annäherung zwischen dem zaristischen Russland und Frankreich wurde. Zur gleichen Zeit wurden diplomatische Verhandlungen geführt, die im August 1892 mit der Unterzeichnung eines französisch-russischen Abkommens endeten. In diesem Abkommen gingen Frankreich und Russland die Verpflichtung ein, sich in Fragen der internationalen Politik gegenseitig zu konsultieren und im Falle eines Angriffs auf einen der beiden Partner gemeinsame militärische Aktionen zu unternehmen. Dieses Abkommen war eine wichtige Etappe bei der Vorbereitung des französisch-russischen Bündnisses von 1893. 660

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