Franz Mehring 19061003 Der Sorgesche Briefwechsel

Franz Mehring: Der Sorgesche Briefwechsel

Oktober 1906

[Die Neue Zeit, 25. Jg. 1906/07, Erster Band, S. 10-19, 50-57. Nach Gesammelte Schriften, Band 4, S. 54-76]

In wenigen Tagen wird ein Werk erscheinen, das dazu bestimmt ist, ein dauerndes Denkmal in der Literatur nicht nur der deutschen, sondern auch der internationalen Sozialdemokratie zu werden. Wir meinen den Sorgeschen Briefwechsel, wie wir den genaueren, aber weitläufigeren Titel „Briefe und Auszüge aus Briefen von Joh. Philipp Becker, Jos. Dietzgen, Friedrich Engels, Karl Marx und anderen an Fr. A. Sorge und andere" der Kürze wegen zusammenfassen möchten.

Unser alter Parteifreund Sorge ist namentlich den älteren Lesern der „Neuen Zeit" bekannt durch seine vortrefflichen Berichte aus den Vereinigten Staaten. Wie er dorthin kam, ein sächsischer Pfarrerssohn, der die Reichsverfassungskampagne in Baden mitgemacht hatte, in seiner Heimat zum Tode verurteilt, dann auch aus der Schweiz und aus Belgien vertrieben worden war, das hat er in den „Erinnerungen eines Achtundvierzigers" erzählt, die im siebzehnten Bande der „Neuen Zeit" abgedruckt worden sind. Das Elend des Flüchtlingslebens, das er schon in Genf und in Lüttich reichlich durchgekostet hatte, hat ihn noch über den großen Teich verfolgt, doch er wusste sich wacker durchzukämpfen, vor allem auch zu völliger Klarheit über das Wesen und das Ziel der modernen Arbeiterbewegung, für die er sich schon als Knabe begeistert hatte.

In seinem bekannten Werke über den „Emanzipationskampf des vierten Standes" schrieb Rudolf Meyer: „Sorge ist für Marx das in Amerika, was Johann Philipp Becker ihm in der Schweiz war." Diese Anerkennung aus dem Munde eines Gegners darf sich Sorge wohl gefallen lassen. Er ist ein Mann der bescheidenen, fast scheuen Zurückhaltung, dem es nicht nur kein Opfer, sondern selbst ein Bedürfnis ist, seine Person immer hinter seiner Sache verschwinden zu lassen. Aber die ihn aus nächster Nähe am Werke gesehen haben, sind immer des Lobes voll gewesen für seinen Eifer, der durch nichts zu ermüden, und für seine Treue, die durch nichts zu erschüttern war. Sorge hat das uneingeschränkte Vertrauen der Besten und Größten besessen, die im Vordertreffen des proletarischen Emanzipationskampfes gestanden haben; sie sprachen zu ihm ohne jeden Rückhalt, um seinen Rat zu hören, auf den allemal sicherer Verlass war. So hat sich im Archiv dieses getreuen Eckarts ein reicher Schatz an urkundlichem Material zur Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung gesammelt.

Wir können ihm nicht dankbar genug dafür sein, dass er am Abend seines Lebens uns einiges davon spendet; nur hätte er, wenn er sich einmal dazu entschloss, seiner Bescheidenheit noch ein Zugeständnis mehr abringen und seine an sich sehr wertvollen Anmerkungen nicht gar so knapp bemessen sollen. Er hätte dann sicherlich mehr von seiner eigenen Wirksamkeit sprechen müssen, aber er hätte dies Opfer doch nur seinen toten Freunden gebracht, deren Briefe den Lebenden dadurch leichter zugänglich geworden wären. Es wäre zu wünschen, dass diese Briefsammlung auch in die Arbeiterkreise dränge, denen sie einige ihrer unvergesslichsten Vorkämpfer wieder lebendig machen kann. In dem reißend schnellen Vormarsch des Proletariats tauchen überwundene Etappen seines weltgeschichtlichen Weges allzu schnell in die Schatten der Vergessenheit, und wenn dem historischen Forscher Sorges karge und kurze Art, immer nur das Notwendige zu sagen, gerade recht sein mag, so hilft sie doch nicht dem einfachen Leser über jede Schwierigkeit des Verständnisses fort.

Vornehmlich nach dieser Richtung hin möchten wir dem Sorgeschen Briefwechsel einige begrüßende nicht nur, sondern auch erläuternde Worte widmen; wir möchten ein wenig dazu beitragen, den sozusagen ästhetischen Genuss seiner Sammlung zu erleichtern. Ihre erschöpfende Würdigung als eines unschätzbaren Quellenwerkes zur Geschichte der Arbeiterbewegung würde weit über den Rahmen eines Aufsatzes greifen; es hat auch keine Not, dass sie in dieser Beziehung sich selbst eine breite Bahn brechen wird.

I

Es sind im ganzen 217 Briefe, die Sorge veröffentlicht, womit schon gesagt ist, dass nicht jeder Brief von großer Wichtigkeit sein kann, und sie erstrecken sich fast über ein Menschenalter heißen Kampfes, womit auch schon gesagt ist, was Sorge in seiner lakonischen Art andeutet: „Persönliches war meistens nicht zu vermeiden, wenn man die Briefe nicht bis zur Verstümmelung schädigen wollte."

Treitschke sagt einmal: „Will der Historiker immer und überall neu sein, so wird er notwendig unwahr." In gleicher Weise kann man sagen: Soll eine Briefsammlung nur enthalten, was von bleibendem Werte ist, so verfehlt sie notwendig ihren Zweck, wenn es anders ihr Zweck ist, die Menschen auferstehen zu lassen, aus deren Federn die Briefe geflossen sind. Man hört dann einen Gedankenautomaten Weisheitssprüche raunen, aber man sieht den Menschen nicht, wie er leibte und lebte. Nimmt man die tausend Briefe, die Goethe und Schiller miteinander gewechselt haben, so sind mindestens die Hälfte, vermutlich aber noch viel mehr, völlig gleichgültige Zettel, die als solche ebenso gut von Schulze und Müller geschrieben sein könnten und deren Drucklegung dann eine frevelhafte Verschwendung von Druckerschwärze und Papier sein würde. Aber sie gehören mit dazu, wenn ein vollständiges Bild von dem Verkehr der beiden großen Dichter gegeben werden soll.

Freilich hat jedes Prinzip seine vernünftige Grenze in sich selbst, und es mag wenige Briefsammlungen geben, die nicht daran gescheitert sind, dass sie diese Grenze nicht zu beachten gewusst, dass sie auch vollkommen nichts sagende Briefe veröffentlicht haben, die in keiner Weise ein neues Licht auf bedeutende Bewegungen oder bedeutende Menschen warfen. Selbst dem Goethe-Schillerschen Briefwechsel merkt man stark an, dass ihn der alternde Goethe redigiert hat, dem jeder Quark „bedeutend" war; ein paar hundert Nummern hätte er immerhin ausscheiden können, ohne das Gesamtbild zu trüben. Ganz zu geschweigen der Düntzer und Konsorten, der „Hosenknopfmünzer", wie sie ein geistvoller österreichischer Genosse jüngst genannt hat, die über Goethes und Schillers hinterlassene Papierkörbe hergefallen sind und mit deren Inhalt literarischen Raubbau getrieben haben.

Nach unserem Dafürhalten hat der Sorgesche Briefwechsel hier die richtige Mitte gehalten: gerade genug des Mörtels, der die Steine zusammenhält, aber kein überflüssiges Beiwerk, an dem das Interesse des Lesers abstumpft. Jede Versuchung zu einer „Hosenknopfmünzerei" war von vornherein ausgeschlossen; wäre eine Neigung dafür überhaupt in der deutschen Partei vorhanden, wie sie vorhanden sein soll, aber sicherlich nicht vorhanden ist, gerade durch diese Briefe würde sie gründlich ausgerottet werden. Namentlich Marx und Engels erscheinen in ihnen durchaus nicht als Halbgötter, im Gegenteil in all ihrer Menschlichkeit: Sie greifen oft genug daneben, und keineswegs bloß in nebensächlichen Dingen; es ist nicht der geringste Reiz dieser Briefe, zu sehen, wie beide eine so schwere Belastungsprobe ihrer historischen Größe glänzend bestehen. Nur will dieser psychologische Prozess aus viel tieferem Grunde verstanden sein, als indem man sich an ihre Worte klammert; wer sich darauf einließe, käme nicht weit in dem Briefwechsel, ohne arg in die Brüche zu kommen.

Heikler und schwieriger noch war die Frage zu entscheiden, wie das persönliche Element zu behandeln sei: die oft so harten wie raschen Urteile über Gegner nicht nur, sondern auch über Mitkämpfer, die einmal nicht gleichen Schritt und Tritt hielten oder einen falschen Hieb führten oder sich vom Gegner übertölpeln ließen. Hier durfte keine unzeitige Pietät entscheiden: Die Männer, die diese Briefe geschrieben haben, würden am wenigsten verzeihen, wenn ein heftiges oder ungeduldiges oder gar ungerechtes Wort, wie es in einem Augenblick leidenschaftlicher Erregung leicht geäußert werden kann, nach ihrem Tode ein Same der Zwietracht werden, der großen Sache, für die sie gekämpft und gelebt haben, auch nur ein Sandkorn mehr in den Weg wälzen würde. Die Briefe tragen Spuren genug davon, dass der Herausgeber hier zwar mit der gebührenden Vorsicht, aber doch tief eingegriffen hat.

Allein, auf der anderen Seite ist Sorge ebenso darauf bedacht gewesen, das persönliche Element nicht bis zur Verstümmelung der Briefe auszuscheiden. Um ein Beispiel anzuziehen, und gleich das derbste, das sich, wenn wir nicht irren, in all diesen Briefen findet, so schreibt der alte Becker am 2. November 1873: „Der Teufel soll die großmannsrufverlustbangen Klugscheißer holen! Zweimal hätten sie kommen müssen, wenn sie Gefahr im Verzuge vermuteten." Das Kraftwort galt keinen geringeren Leuten als Marx und Engels, die zudem gar nicht verdient hatten, so gewaltig verdonnert zu werden; aber wäre es gestrichen worden, so wäre in der Tat dieser Brief und mittelbar auch der ihm vorangehende vom 22. September 1873, die zusammen den alten Kämpen wie im Spiegel zeigen, arg verstümmelt worden.

Es waren hart gewohnte Leute, unsere Vorläufer; sie verstanden wenig vom „guten Ton", und wenn sie nicht lange jeden Puff überlegten, den sie austeilten, so greinten sie auch nicht über jeden Puff, den sie empfingen. In ihrem schweren Tagewerk sind sie nie roh geworden, aber manchmal rau. Man muss auch diese Dinge in einem tieferen Zusammenhang auffassen als die „Hosenknopfmünzer" vom verkehrten Ende, die sonst zwar vieles oder alles an Marx und Engels auszusetzen haben, aber jedes anfechtbare Urteil, das diese Männer je über Personen geäußert haben, wie das Messer der Guillotine betrachten, das den Kopf für immer vom Rumpfe trennt.

Scharfrichter waren Marx und Engels nie, noch haben sie je eine richterliche Perücke über ihren Kopf gestülpt. Immer waren sie Kämpfer, denen die hörnene Haut des Siegfried so wenig fehlte wie sein gutes Schwert Balmung. „… wenn sie glauben, dass ihre Nadelstiche mein altes, wohlgegerbtes und dickhäutiges Fell durchdringen können, so irren sie sich"1, schreibt Engels einmal, und die Freiheit von jeder Empfindlichkeit, die sie selbst besaßen, setzten sie auch wohl bei anderen voraus.

Der ihnen in vielem so geistesverwandte Lessing meinte einmal, nicht alles, was er streitend schreibe, würde er lehrend schreiben. So wäre unrecht, jedes unwirsche Wort von Marx und Engels auf die Goldwaage zu legen. Auch ist ihr gutes Schwert wohl einmal von einem ehernen Schilde abgeglitten; diese Briefe beseitigen den letzten Zweifel, dass sie bis an ihr Lebensende, Marx sowohl wie Engels, in Lassalle nie etwas anderes gesehen haben als einen Sektenstifter. Als ihren Pair haben sie ihn nicht anerkannt.

II

Sorge hat die Briefe in zwei große Abteilungen geschieden; die eine reicht bis zum Tode von Marx, die andere bis zum Tode von Engels. Diese Einteilung ist vollkommen sinngemäß. Doch innerhalb der beiden großen Teile markieren sich noch gewisse Grenzen; so bewegen sich die ersten 67 Briefe um die Internationale, namentlich in ihrer letzten Zeit.

Um sie in allen Beziehungen zu überblicken, wird man gut tun, das treffliche Büchlein Jaeckhs über die Internationale zur Hand zu nehmen, das Sorge mit Recht sehr hoch schätzt. Der große Arbeiterbund bestand schon einige Jahre, als Sorge ihm die ersten amerikanischen Truppen zuführte. Sie lieferten namentlich Munition, an der es sehr gebrach. „Das mit dem Geldmangel ist so alt wie die Internationale", schrieb Engels am 14. Juni 1873, als die Tage sich neigten. „Die Amerikaner waren die einzigen, die zahlten, und wärst Du nicht gewesen, so hätten wir schwerlich auch das bekommen."2 Auch Johann Philipp Becker, der in der unendlichen Misere, womit er sich all sein Lebtag herumschlug, nie den guten Humor verlor, wusste diese treffliche Eigenschaft an „dem alten, für alle Welt besorgten Sorger" wohl zu schätzen.

Seine Briefe überwiegen im Anfange, und sie sind ein prächtiger Auftakt. Immer den Kopf oben in allen herzbrechenden Nöten, manchmal geneigt, in den Mond auszuwandern oder sich wie Prometheus an den Felsen schmieden zu lassen, wenn's gar zu arg kam, aber nie wirklich verzagt, voll gutmütiger Selbstironie mitten im tollsten Gedränge: „Da soll man auch noch einen schönen Gang haben und gut tanzen können", so sieht er den herrlichsten Lohn seines mühseligen Lebens darin, immer seiner Überzeugung treu geblieben zu sein, nicht bloß in Passivität, sondern auch in Aktivität.

Freilich würde er wohl noch einmal gern in die neue Welt gucken, für die er so unermüdlich kämpfte; gleich in seinem ersten Briefe vom 30. Mai 1867 heißt es: „Wenn nur jeder von denen, die die Sache einmal begreifen, seine Schuldigkeit tut, so sind wir in einigen Jahren eine unüberwindliche Weltmacht. Darum mutig und beharrlich vorwärts, damit wir auch noch was erleben." Er schob dann auch wohl einmal die historische Entwicklung, wenn sie ihm gar zu langsam einher hinkte; als es sehr fraglich geworden war, ob im Herbst des Jahres 1873 noch ein Kongress der Internationalen in Genf stattfinden könne, nahm er „die Verantwortlichkeit für das Gelingen des Kongresses, wie die Schicksalstücke sie hämisch mir zu einer sonst schon verzweifelten Lage aufgeladen, frischen Mutes" auf sich, „stampfte dreizehn Delegierte gleichsam aus der Erde" und fand, dass alles über Erwarten gut gegangen sei, so dass dieser letzte Kongress der Internationalen alle seine Vorgänger an nüchterner Haltung und praktischer Leistung übertroffen habe. Tatsächlich war der Kongress nur ein Genfer Lokalereignis, als das ihn Marx und Engels von Anbeginn richtig eingeschätzt hatten3, aber ebendeshalb bekamen sie jenes Donnerwetter auf den Hals, von dem schon gesprochen wurde. Doch hatte Becker bei alledem einen scharfen Blick für historische Tatsachen; er schalt 1871 mit Recht auf die falsche Taktik eines Parteiblattes, das sich, um dem Preußentum etwas anzuhängen, durch Gambettas „Siegeslügenberichte" täuschen ließ, und stellte an seinem Teile der neuen Reichsgeburt das sichere Horoskop: Die Bourgeoisie wird lieber kosakisch, als dass sie durch größere Volksfreiheit das Proletariat obenauf kommen lässt.

Worin das historische Wesen der Internationalen bestand, sagt Marx in einem Briefe an ihren amerikanischen Zweig: Sie setzte die wirkliche Organisation der Arbeiterklasse für den Kampf an die Stelle der sozialistischen oder halbsozialistischen Sekten. Sie hätte sich nicht behaupten können, wenn der Gang der Geschichte nicht bereits das Sektenwesen zerschlagen gehabt hätte. Solange die Sekten historisch berechtigt waren, war die Arbeiterklasse noch unreif zu einer selbständigen geschichtlichen Bewegung; sobald sie zu dieser Reife gelangte, wurden alle Sekten reaktionär. Indessen wie immer in der Geschichte suchte sich auch in der Geschichte der Internationalen das Veraltete innerhalb der neu gewonnenen Form wiederherzustellen und zu behaupten.4

Auch der amerikanische Zweig der Internationalen hatte mit diesem Sektenwesen zu kämpfen, das ja in den Vereinigten Staaten eine verhältnismäßig weite Ausdehnung gewonnen hatte. Sorge bringt dazu manche interessante Einzelheit bei; hier darf es genügen, auf den zweiten Brief der Sammlung zu verweisen, worin der alte Weitling erklärt, auf Grund seiner dreißigjährigen Erfahrung, „dass mit dem Einzwängen von Mitteln und Zwecken einer erhabenen Sache in parlamentarischen Formenkram nicht allein nichts erreicht, sondern der Sache auch geschadet wird". Sorge aber hielt die Fahne der Internationalen aufrecht und wurde als amerikanischer Delegierter, zusammen mit dem Kommuneflüchtling Dereure, im Herbste 1872 auf den Haager Kongress gesandt. Mit Marx erneuerte er hier eine flüchtige Bekanntschaft schon aus dem Jahre 1852 her; mit ihm, mit Dietzgen, mit Engels schloss er nun auch eine persönliche Freundschaft, die nur der Tod zerstören konnte. In der Internationalen aber gewann er eine leitende Stellung. Bekanntlich wurde der Haager Kongress der sektiererischen Elemente Herr, allein er verlegte den Sitz des Generalrats nach New York, und der neue Generalrat wählte Sorge zu seinem Generalsekretär.

Es ist viel darüber gestritten worden, ob diese Verlegung notwendig war und aus welchen Gründen sie erfolgte; einen Teil der Legenden, die darüber verbreitet waren, hat Jaeckh schon weggeräumt, namentlich die irrige Annahme, dass der Untergang der Internationalen wesentlich durch den Abfall der englischen Trade-Unions bewirkt worden sei, die durch die Parteinahme der Internationalen für die Pariser Kommune vor den Kopf gestoßen worden seien. Jaeckhs Beweis, dass die englischen Wirren auf keinen Fall die Ursache, sondern eher die Wirkung der Verlegung des Generalrats nach New York gewesen seien, wird durch den Sorgeschen Briefwechsel durchaus bestätigt. Darüber hinaus eröffnen sie aber einen tiefen Einblick in die Kämpfe, in denen die Internationale ihr historisches Dasein beendete; für diese bedeutsame Wende der modernen Arbeiterbewegung sind sie eine ganz unschätzbare Quelle.

Hier ist nur möglich, einen oder den anderen Gesichtspunkt hervorzuheben. An dem Sektiererwesen ist die Internationale nicht untergegangen, weder an Bakunin mit seinen Jurassiens, noch am britischen Föderalrat mit seinen Eccarius, Haies, Mottershead. Diese Sekten waren die rudimentären Organe eines Körpers, den sie beschweren, aber nicht töten konnten. Die Internationale starb nicht an ihnen, sondern sie starben mit der Internationalen. Diese aber zerfiel, weil ihre Form überlebt, weil die proletarische Bewegung zu groß und zu weitläufig geworden war, um nicht erst eine Periode nationaler Differenzierung durchmachen zu müssen, ehe sie auf höherer Stufenleiter wieder internationale Formen annehmen konnte.5

Insofern witterte Bakunins schlaue Demagogie richtig die Zeichen der Zeit, als sie gegen den Londoner Generalrat den Vorwurf erhob, er werde vom Pangermanismus beherrscht. Marx erwiderte darauf mit gelassenem Stolze, der Angriff beziehe sich auf das unverzeihliche Faktum, dass er von Haus aus ein Deutscher sei und in der Tat einen entscheidenden intellektuellen Einfluss auf den Generalrat ausübe. „Notabene: das deutsche Element ist im [Mehring übersetzt: Generalrat] numerisch 2/3 schwächer als das englische und ditto schwächer als das französische. Die Sünde besteht also darin, dass die englischen und französischen Elemente theoretisch vom deutschen Element beherrscht sind! und diese Herrschaft, i. e. die deutsche Wissenschaft, sehr nützlich und selbst unentbehrlich finden."6 Diese „Herrschaft" ist auch niemals gebrochen worden, aber ein Jahr später, eben zur Zeit des Haager Kongresses, war Marx selbst seiner „Herrschaft" müde, und trotz seines Sieges verzichtete er auf eine Stellung im Generalrat.

Auf diesem Kongress handelt es sich um Leben oder Tod der Internationalen. Sie und wenigstens noch einer, wenn nicht zwei, müssen kommen"7, schrieb Marx am 21. Juni 1872 an Sorge. Da beide im Haag persönlich zusammen waren, so fehlen briefliche Äußerungen von Marx über die Verhandlungen des Kongresses selbst. Wie Sorge angibt, hat Marx die Verlegung des Generalrats aus London gewünscht, um ihn nicht in die Hände der Blanquisten fallen zu lassen; gleich darauf sagt Sorge aber, dass der Haager Kongress ein seltenes Beispiel von Harmonie zwischen Deutschen und Franzosen geboten hätte. Es ist nur ein scheinbarer Widerspruch, der darin zu liegen scheint; die Franzosen wollten dem Generalrat nicht an den Kragen, aber sie wollten ihn als Mittel für ihre nationalen Zwecke benutzen.

Am klarsten wird das Verhältnis eigentlich an den Deutschen. Wie Marx in dem bekannten Programmbrief, so klagt er, wie namentlich auch Engels, in diesen Briefen oft, dass sich die Eisenacher von den Lassalleanern übertölpeln ließen. Wäre der Lassalleanismus nun wirklich nur eine Sekte gewesen, wie sie annahmen, so wäre hier gewissermaßen eine historische Rückbildung eingetreten. Tatsächlich aber war der Vorsprung der Lassalleaner, soweit es einen solchen gab, namentlich in der Geschlossenheit und Stärke ihrer Organisation, darin begründet, dass Lassalle in seine Agitation gleich das nationale Element aufgenommen hatte, das nun überall vordrang und auch die Eisenacher mindestens gleichgültig gegen die Internationale zu machen begann. „Die Deutschen, obwohl sie ihren eignen Krakeel mit den Lassalleanern haben, sind durch den Haager Kongress, wo sie im Gegensatz zu ihrem eignen Gezänk lauter Brüderlichkeit und Harmonie erwarteten, sehr enttäuscht und schlaff geworden"8: so lautet ein charakteristischer Stoßseufzer, den Engels am 3. Mai 1873 in einem Brief an Sorge ausstieß.

Bei späteren Rückblicken auf den Haager Kongress hat Engels wohl gemeint, mit der Verlegung des Generalrats nach New York habe die Internationale sich vorläufig von der öffentlichen Bühne zurückziehen wollen gegenüber den ungeheuren Schwierigkeiten der europäischen Lage, mit denen sie sich nicht hätte messen können, bei Strafe der unfehlbaren Niederlage und Zurückdrängung der Arbeiterbewegung auf Jahrzehnte. Dabei haben sich ihm aber aus der zeitlichen Entfernung doch einigermaßen Absicht und Wirkung verschoben. An eine Auflösung der Organisation konnte im Haag schon deshalb niemand denken, weil sich dann allerhand Abenteurer, Intriganten und sonstige falsche Brüder ihres großen Namens bemächtigt hätten, um die Arbeiter zu nasführen. Aber man hat sich auch nicht bloß mit ihrer formellen Aufrechterhaltung begnügen wollen. Vielmehr war bei richtiger Erkenntnis, der Schwierigkeiten, in denen sie steckte, New York der einzige Ort, wohin der Generalrat verlegt werden konnte; wie London verbürgte New York die Sicherheit der Archive und die internationale Zusammensetzung des Generalrats, ohne dass dieser deshalb doch, wie es in London nicht mehr zu vermeiden war, ein Tummelplatz nationaler Kämpfe zu werden brauchte.

Engels vor allem betrachtete den Generalrat in New York immer noch als eine aktive Körperschaft; er war der einzige von den Sekretären der Internationalen, der eifrig und fortlaufend seine Berichte einsandte, die wir nun in dem Sorgeschen Briefwechsel mit ihrem reichen Detail über die damalige Entwicklung des europäischen Proletariats studieren können. Der Generalrat freilich, und in erster Reihe der arme Sorge, waren nicht auf Rosen gebettet; die alte Fahne konnte in keinen treueren und zuverlässigeren Händen sein, aber Truppen sammelten sich nicht mehr um sie. Der Generalrat litt unter dem drückendsten Geldmangel; ganz zu geschweigen, dass er seinen Beamten, meistens armen Lohnarbeitern, keinen Pfennig zu zahlen vermochte, so brachte er nicht einmal mehr die nötigen Druckkosten, höchstens etwa die Portokosten auf. Regelmäßige Beiträge zahlten nur noch die Holländer und die Nordamerikaner; die Österreicher sandten einmal 100 Gulden; die Deutschen waren so großmütig, wie Sorge schreibt, 25 Taler Pauschalsumme als Beitrag anzubieten.

Es erwies sich als unmöglich, im Herbste 1873 den fälligen Jahreskongress abzuhalten; die paar Leute, die Beckers rastloser Eifer in Genf zusammentrommelte, konnten unmöglich dafür gelten. Marx selbst riet am 27. September 1873 dazu, sich an die „Genfer Lokalbeschlüsse" nicht zu kehren, sie einfach zu ignorieren. Nach seiner Ansicht von den europäischen Verhältnissen sei es Zeit, die formelle Organisation der Internationalen in den Hintergrund treten zu lassen und nur den Zentralpunkt New York nicht aus den Händen zu geben, damit keine Idioten und Abenteurer sich der Leitung bemächtigen und die Sache kompromittieren könnten. Die Verhältnisse und die unvermeidliche Entwicklung der Dinge würden von selbst für Auferstehung der Internationale in verbesserter Form sorgen; einstweilen genüge es, die Verbindung mit den Tüchtigsten in den verschiedenen Ländern nicht ganz aus den Händen schlüpfen zu lassen.9 Ihn drängten jetzt seine wissenschaftlichen Arbeiten, und eine „verdammte Leberkrankheit" lähmte seine Arbeitskraft; „arbeitsunfähig ist in der Tat das Todesurteil jedes Menschen, der kein Vieh ist"10.

Sorge hielt auch jetzt noch aus; erst ein Jahr später, im August 1874, legte er sein dornenreiches Amt als Generalsekretär nieder. Und nun fügte sich auch Engels ins Unvermeidliche. „Mit Deinem Austritt", schrieb er am 12. September 1874 an Sorge, „ist die alte Internationale ohnehin vollständig abgeschlossen und zu Ende. Und das ist gut. Sie gehörte der Periode des Zweiten Kaiserreichs an, wo der in ganz Europa herrschende Druck der eben wiedererwachenden Arbeiterbewegung Einigkeit und Enthaltung von aller innern Polemik vorschrieb. Es war der Moment, wo die gemeinsamen kosmopolitischen Interessen des Proletariats in den Vordergrund treten konnten."11 Doch man lese im Sorgeschen Briefwechsel selbst nach, was Engels in diesem Zusammenhang ausführt.

Und wir brauchen auch nicht zu sagen, wie herrlich sich die Prophezeiung erfüllt hat, womit er schloss: „Ich glaube, die nächste Internationale wird – direkt kommunistisch sein und geradezu unsre Prinzipien aufpflanzen."12

III

Einen anderen Charakter als die ersten 67 Briefe, die sich wesentlich um die letzten Kämpfe der Internationalen bewegen, tragen die nächsten 18, mit denen die erste Abteilung schließt. In ihnen spiegelt sich das Ende des gewaltigen Mannes, der das geistige Haupt der Internationalen war, der die internationale Arbeiterbewegung mit so reichen Gedankenkeimen befruchtet hat wie keiner sonst, dessen Name immer wie ein Feld- und Siegesruf klingen wird im Emanzipationskampf des modernen Proletariats.

Die Reihe dieser Briefe liest sich wie ein bewegtes Drama. Ein helles Klingen und Leuchten geht von dem ersten aus, einem Trostbrief von Frau Marx an Sorges, die durch den Verlust zweier blühender Kinder aufs schwerste getroffen waren. Einfache menschliche Worte, ohne jeden rednerischen Schmuck, geschöpft aus den Tiefen eines Mutterherzens, das unheilbare Wunden zu tragen gelernt hatte, ohne je das Hoffen zu verlernen; man hört diese seltene Frau nie sprechen, ohne ihr Bild wie in heiterem Glänze aufleuchten zu sehen auf dem Hintergrund einer dunklen Wolkenwand.

Auf den Briefen ihres Mannes aber, die dann folgen, liegen schwere Wolken, aus denen mancher Blitz zuckt über Ungerechte und auch über Gerechte. Namentlich die Briefe vom 19. Oktober 1877, vom 19. September 1879, vom 5. November 1880, und von ihnen wieder besonders der mittelste, dröhnen von einem maßlosen Zorne über die deutsche Partei. Aber Sorge wäre nicht würdig gewesen, der Freund eines Marx zu sein, wenn er diese Briefe unterdrückt hätte, und wer vor ihnen nicht jede kleinliche Empfindlichkeit zu beherrschen weiß, mag darauf verzichten, diesen großen Menschen je zu verstehen. Was sich hier an ihm vollzieht, ist ein tragisches Schicksal; in menschlicher Leidenschaft zahlt Marx die Schuld, dass er es nie über sich gewann, dem Manne gerecht zu werden, dessen Namen die Dankbarkeit der deutschen Arbeiterklasse immer neben seinem Namen nennen wird, noch vor dem Namen selbst von Engels.

Wenn es mir erlaubt ist, hier meine Parteigeschichte zu zitieren, so sage ich in dem Kapitel über den Gothaer Einigungskongress, wo ich den Programmbrief von Marx bespreche, es sei schwer zu verstehen, wie Marx die Eisenacher habe theoretisch überschätzen können. „Hat er den ‚Volksstaat' aufmerksam und regelmäßig gelesen, so konnte er schwer verkennen, wie breit sich noch mancherlei eklektischer Sozialismus in den Spalten des Eisenacher Organs machte."13 Der Sorgesche Briefwechsel bestätigt nun die Berechtigung meiner Vermutung an wiederholten Stellen; schon im April 1874 klagt Marx über die „halbgelehrten Philisterphantasien", die sich im „Volksstaat" breit machen. „Das Zeug kommt von Schulmeistern, Doktoren, Studenten. Engels hat dem Liebknecht den Kopf gewaschen, was ihm von Zeit zu Zeit nötig zu sein scheint."14 Sie schoben also – mit Unrecht – auf die Schultern Liebknechts, was nur dem theoretisch noch unentwickelten Klassenbewusstsein der Eisenacher zuzuschreiben war.15

Dann aber sage ich in der angezogenen Stelle meiner Parteigeschichte, leichter sei zu verstehen, weshalb Marx die Lassalleaner theoretisch unterschätzt habe. Nach der Versicherung des „Volksstaats" habe Marx das Fraktionsorgan der Lassalleaner nicht gelesen, und wenn er sich diese Fraktion so vorgestellt habe, wie sie in dem „Volksstaat" abkonterfeit worden sei, habe er sich von ihr ein grundfalsches Bild machen müssen. Diese Versicherungen des damaligen „Volksstaats" werden nun aber durch den Sorgeschen Briefwechsel nicht bekräftigt. Mindestens an einer Stelle spricht Engels davon, in einem Briefe vom 3. Mai 1873, dass er eine längst gehegte Vermutung (über schleswig-holsteinische Vorgänge) täglich mehr durch den „Neuen Sozialdemokraten" bestätigt finde, der über die Kopenhagener Vorgänge viel besser unterrichtet sei als der „Volksstaat". In demselben Briefe weiß sich Engels das Verlangen des Eisenacher Parteivorstandes, der „Volksstaat" möge mehr in der prinzipiell klaren Weise des „Neuen Sozialdemokraten" schreiben, nur daraus zu erklären, im Eisenacher Parteivorstand säßen eingefleischte Lassalleaner, die Partei und Parteiblatt „auf den Standpunkt des allerplattesten Lassalleanismus" herab zwängen wollten.16

Daraus spricht eine Voreingenommenheit, die man nicht anders denn als eine intellektuelle Schuld bezeichnen kann. Lasen Marx und Engels die Organe der beiden deutschen Fraktionen, so mussten sie erkennen, dass, wenn ein Unterschied der theoretischen Klarheit bestand, der Vorsprung auf der Seite der Lassalleaner war, dass jedenfalls das Gothaer Programm ein Gleichmaß der theoretischen Klarheit enthielt, wie sie hüben und drüben bestand. Sie sahen aber in diesem Programm einen Sündenfall der Eisenacher, und als nun die geeinigte Partei in praktisch raschem Fortschreiten der Theorie mehr und mehr vergaß, erblickten sie darin die so unheilvolle wie unvermeidliche Folge der Einigung mit den Lassalleanern. In einer an sich sehr erklärlichen Erbitterung versteiften sie sich noch in ihren Irrtum, als Höchberg in der „Zukunft" ein theoretisches Organ gründete, dessen programmatische Ankündigung schon, so wenig Höchberg das beabsichtigte oder auch nur eine Ahnung davon hatte, ein blutiger Hohn auf die theoretische Erkenntnis war, die Marx und Engels in den Kämpfen eines Menschenalters errungen hatten. Und als nun gar nach Erlass des Sozialistengesetzes die taktisch-theoretische Richtung Höchbergs das leitende Wort in der Partei zu bekommen schien, da brach Marx in jenen furchtbaren Zorn aus, worin er seine eigene Lehre verkannte und als die Schuld von einzelnen Menschen anklagte, was nur das Produkt einer zeitgeschichtlichen Entwicklung war.

Doch er wäre nicht Marx gewesen, wenn er sich nicht bald wieder gefunden hätte. Am 5. November 1880 schilt er noch weidlich über das miserable Parteiorgan von Zürich, aber er fügt die versöhnlichen Worte hinzu: „… wir haben vermieden, irgendwie öffentlich einzuschreiten. Denen, die comparativement parlant [verhältnismäßig] ruhig im Ausland sitzen, ziemt es nicht, den unter den schwierigsten Umständen und mit großen persönlichen Opfern im Inland Wirkenden, zum Gaudium der Bourgeois und der Regierung, ihre Position noch zu erschweren."17 Er freut sich nun, dass die Dinge im großen Ganzen ausgezeichnet gehen, sowohl in der europäischen Gesamtentwicklung wie innerhalb der kontinentalen, wirklichen Revolutionspartei.

Dann kam der Abend. Am 30. Juni 1881 schrieb Marx an Sorge, dass die Krankheit seiner Frau unheilbar sei. Es war sein eigenes Todesurteil, aber derselbe Brief zeigt noch einmal die Tatze des sterbenden Löwen: in einer Charakteristik Henry Georges, einem kleinen Meisterstück von gedrungenster Kraft, wie aus den Tagen seiner vollendeten Meisterschaft.

Am 15. Dezember 1881 meldet er dann an Sorge, dass seine Frau am 2. Dezember gestorben sei. Es klingt fast befremdend, dass der eiserne Mann, der immer so unempfindlich gegen Lob wie Tadel gewesen war, nun doch hinzufügt, dass Belfort Bax in einer englischen Monatsrevue einen Artikel über ihn veröffentlicht habe, die erste englische Publikation dieser Art, die von einem wirklichen Enthusiasmus für die neuen Ideen selbst durchweht sei und sich kühn gegen britisches Philistertum aufrichte.

Aber der todeswunde Kämpfer zeigte zugleich, was sein starkes und stolzes Herz erschüttert hatte: „Das Wichtigste für mich dabei war, dass ich die besagte Nummer von ,Modern Thought' bereits am 30. November erhielt, so dass meiner lieben Frau die letzten Tage ihres Lebens aufgeheitert wurden. Du weißt ja, welch leidenschaftliches Interesse sie an allen solchen Dingen genommen hat."18 So schloss Marx seinen letzten Brief an Sorge.

IV

Auf den letzten Brief, den Marx an Sorge gerichtet hat, folgen im ersten Teile des Briefwechsels noch einige Briefe, in denen Engels über die letzte Lebenszeit seines Freundes berichtet; sie enthalten wertvolle Bausteine zu einer Biographie von Marx. Den zweiten Teil des Werkes eröffnet dann Engels mit einem Briefe vom 7. März 1884 und behält nun das Wort bis zum 16. Januar 1895. Die weitaus meisten seiner Schreiben sind an Sorge gerichtet, einige auch an Frau Florence Kelley-Wischnewetzky, die sein Buch über die Lage der englischen Arbeiter ins Englische übersetzt hatte, und an Schlüter, unseren alten Parteigenossen, der im Stabe des Züricher „Sozialdemokraten" die bekannte hervorragende Stellung eingenommen hatte, aber gegen Ende der achtziger Jahre nach New York übergesiedelt war, wo er heute noch unser dortiges Parteiblatt leitet.

Dazwischen gestreut sind einige Briefe Josef Dietzgens an Sorge. Sie nehmen in diesem zweiten Teile ungefähr eine ähnliche Stellung ein wie im ersten Teile die Briefe Johann Philipp Beckers und stehen in einem eigentümlichen Gegensatz zu diesen. Das ganze Herz der beiden Männer gehörte der Arbeiterklasse; kein Tag ihres Lebens, der ihnen nicht verloren gewesen wäre, wenn sie an ihm nicht für die proletarische Sache gekämpft hätten; es konnte so gut von Becker wie von Dietzgen gelten, wenn dieser schrieb: „Ich denke immer, der Same muss ausgestreut werden, und wenn pro Mille nur ein Exemplar auf fruchtbaren Boden fällt und Keim erweckt, bin ich für meine Arbeit halbwegs belohnt, die andere Hälfte zahlt mir die Lust an der Sache."19 Aber sonst unterschieden sie sich in jedem Betracht, und es ist reizvoll zu sehen, wie die moderne Arbeiterbewegung die verschiedensten Charaktere mit gleicher Gewalt packt und mit gleichem Nutzen für sich in den Dienst spannt: Becker, der immer mit ganzer Seele auch in jedem kleinen Kram des Tages aufging, und Dietzgen, den „unverbesserlichen Generalmenschen", der dem Speziellen geringe Aufmerksamkeit schenkte, wochen- und auch monatelang keine Zeitung las, das Agitieren mit x-mal wiederholten Phrasen nicht liebte.

Marx pflegte ihn „unseren Philosophen" zu nennen, und er war Philosoph nicht nur als Denker, er war auch, was man einen praktischen Lebensphilosophen nennt. „Unsere verkehrte Zivilisation, welche die Kultur in Äußerlichkeiten setzt, hat auch meine Kinder angesteckt, und ich bin hauptsächlich nach Amerika gekommen, um ihnen den Marxschen Ausspruch empirisch und faktisch klarzumachen, dass (auch für das Individuum) die Ökonomie die Grundlage ist, auf der sich aller geistiger Überbau erhebt. Unsere Welt will zivilisiert wohnen, essen, trinken, wenn auch inwendig Barbarei ist. Ich für meinen Teil kann bei einer barbarischen Lebensweise ganz vergnügt sein, wenn nur die Privatökonomie soweit geordnet ist, mich sorglos mit dem Überbau beschäftigen zu können." Er beanspruchte nicht viel von der „Privatökonomie"; wenn die Kinder etabliert seien, wollte er für den Abend seines Lebens nach Deutschland zurückkehren – per Zwischendeck, denn in einer gedemütigten Rolle fühle er sich wohler als auf hohem Pferde –, in sein rheinisches Heimatdörfchen, wo er mit einem Nettoeinkommen von zwei Mark pro Tag wie ein heruntergekommener Kavalier leben, und wenn er noch eine alte Jugendfreundin fände, die ihm Gesellschaft leiste, sein Jahrhundert in die Schranken fordern könne.

Man ahnt nicht, wenn man diese Briefe mit ihrem heiteren Gleichmut liest, dass Dietzgen, derweil er sie schrieb, auf dem heißesten Posten stand, den es dazumal vielleicht in der ganzen Arbeiterbewegung gab. Er war im Frühjahr 1886 nach Chicago übergesiedelt, wo die anarchistische Partei eine gewisse Stärke erlangt hatte und nach anfänglicher Reserve die Bewegung für den Achtstundentag unterstützte. Die Unternehmer ließen ihre Pinkertons auf die streikenden Arbeiter los; es kam zu blutigen Zusammenstößen, und die anarchistischen Führer beriefen für den 4. Mai eine Massenversammlung nach dem Heumarkt, um die kapitalistischen Mordbuben zu brandmarken. Die Versammlung verlief durchaus friedlich und war im Auseinandergehen begriffen, als eine Polizeigruppe zweckloserweise heranrückte und aus einer benachbarten Gasse eine Dynamitbombe zwischen sie geschleudert wurde. Wer sie geworfen hat, hat sich niemals aufklären lassen; am wahrscheinlichsten ist noch immer, dass ein Lockspitzel der Täter war.

Nun begann ein furchtbares Kesseltreiben gegen die Anarchisten. Die Tagespresse forderte laut den Strang für ihre Führer; alle Arbeiterversammlungen wurden aufgelöst, die gesamte Redaktion und alle Setzer der „Arbeiterzeitung" verhaftet. Ein schamlos parteiisches Gerichtsverfahren begann; wütende Arbeiterfeinde wurden als Geschworene berufen, falsche Zeugen in Masse aufgeboten; der Vorsitzende Richter scheute vor keinem Rechtsbruch zurück; so gelang es, von den Führern der Anarchisten sieben zum Tode und einen zu einer Zuchthausstrafe von fünfzehn Jahren zu verurteilen. Und so furchtbar wirkte der erbarmungslos-grausame Druck des Kapitals, das selbst die organisierten Arbeitermassen eingeschüchtert wurden. Der Orden der Arbeitsritter20, der damals im Zenit seiner Macht stand und gegen eine Million Mitglieder zählte, weigerte sich, für die unschuldig Verurteilten einzutreten, unter denen sich eines seiner Mitglieder befand. Vier der Verurteilten wurden am 11. November 1887 hingerichtet; sie starben als tapfere Männer. Einer tötete sich selbst; zwei andere wurden zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Wenige Jahre später ist dann die Ehre der Verurteilten wiederhergestellt, der Prozess revidiert und als eine niederträchtige Justizposse entlarvt worden.

Mitten aber im wildesten Toben des kapitalistischen Schreckens, sofort nachdem die Redakteure der „Arbeiterzeitung" verhaftet worden waren, erschien Dietzgen vor ihrem Verwaltungsrat und erklärte, das Blatt weiterführen zu wollen, da die Chicagoer Arbeiter in solcher Krisis eines Organs nicht entbehren könnten. Sein Anerbieten wurde angenommen, und so wenig ihm journalistische Tagesfron behagte, Dietzgen hat ehrlich die Pflicht erfüllt, die er freiwillig übernommen hatte. Er hat sie ehrlich erfüllt, obgleich er deshalb aus der eigenen Partei angefeindet wurde und auch das Exekutivkomitee der Sozialistischen Arbeiterpartei in New York nicht das nötige Verständnis für seine brave und mannhafte Tat hatte.

Freilich dachte er auch ein wenig philosophisch über den Unterschied zwischen Anarchismus und Sozialismus. Er meinte, man mache zu viel Aufhebens davon. „Wenn die einen tolle Wüteriche zwischen oder unter sich haben, sind die anderen dafür mit Angstmeiern gesegnet. Deshalb sind mir die einen so lieb wie die anderen; die große Zahl der beiden Fraktionen bedarf noch sehr der Erziehung, die von selbst den Ausgleich bewerkstelligen wird." Natürlich befreundete er sich nicht mit dem Mostianismus, sofern er das Putschen und die Privatrache zum System machte; auch wollte er die Anarchie nur als Übergangsstadium gelten lassen. Bei der Herstellung der neuen Gesellschaft werde es nicht ohne ernstliche Kämpfe, nicht ohne wüsten Rummel, nicht ohne „Anarchie" hergehen; nach dieser anarchistischen Unordnung käme dann das eigentliche Endziel, die sozialistische Ordnung. Ganz konnte selbst Engels diese Dialektik nicht verdauen; er meinte, weil die New-Yorker sich erbärmlich benommen hätten, brauche Dietzgen nicht plötzlich auf die andere Seite zu rücken und „uns alle" als Anarchisten darstellen.21

Liest man Dietzgens Briefe an Sorge auf dem düsteren Hintergrund, den sie haben, so wird man die wundervolle Ruhe dieses Philosophen nicht genug bewundern können. Leider hat er das deutsche Idyll, das er sich für den Abend seines Lebens ausgemalt hatte, nicht mehr erlebt; er starb schon im Frühjahr 1888, eines glücklichen Todes, wie sein Leben trotz aller Kämpfe und Nöte glücklich gewesen war; auf dem Totenplatz Waldheim in Chicago ist er bestattet worden, neben den Gräbern der Anarchisten, die eine schuftige Justiz gemordet hatte.

V

In den Briefen von Engels, die der zweite Teil des Sorgeschen Briefwechsels enthält, spiegelt sich ein Jahrzehnt der internationalen Arbeiterbewegung. Und es gab von der Mitte der achtziger bis zur Mitte der neunziger Jahre keinen Kopf, der sie treuer auffangen konnte.

Immer mit der Einschränkung, dass der proletarische Emanzipationskampf eine zu gewaltige Erscheinung ist, als dass ihn auch der genialste Geist völlig erschöpfen könnte. Was Engels selbst nur über die Entwicklung der deutschen Partei schreibt, ist immer anregend, aber nicht immer zutreffend. Die Missstimmung über die „Zukunft", und was damit zusammenhing, war jetzt verflogen; schon im ersten Briefe dieses zweiten Teiles heißt es: „In Deutschland steht's übrigens sehr gut. Unsre Jungen halten sich ganz famos. Das Sozialistengesetz verwickelt sie überall in einen Lokalkampf mit der Polizei, der mit allerhand Witz und Schindluder verbunden ist und meist für uns siegreich ausfällt und das beste Propagandamittel von der Welt abgibt."22 Aber bald kommen dann wieder Klagen über „allerhand kleinbürgerliches Vorurteil" auch der deutschen Deputierten, über "kolossale Spießbürgergelüste", die sie bei der Dampfersubvention hätten durchscheinen lassen.23 Es sei fast zur Spaltung gekommen, was jetzt, solange das Sozialistengesetz dauere, nicht wünschenswert sei. Aber sobald wir wieder etwas Ellbogenraum in Deutschland hätten, werde die Spaltung wohl eintreten, und dann nur nutzen. Eine kleinbürgerlich-sozialistische Fraktion sei in einem Lande wie Deutschland unvermeidlich; sie sei auch nützlich, sobald sie sich getrennt von der proletarischen Partei konstituiert habe.24

Engels sieht hier den Streit um die Dampfersubvention doch in unrichtigem Lichte. Die eigentliche Ursache des Zusammenstoßes war eine gewisse Überreizung, die unter dem schon ins siebente Jahr währenden Drucke des Sozialistengesetzes eingetreten war und sich, wie solche unbewusste Explosionen gewöhnlich, am unrechten Orte und zur unrechten Zeit entlud. Wäre die Frage heute zu entscheiden, so würde sie vermutlich ohne lange Debatten im Sinne der damaligen Fraktionsmehrheit entschieden werden, wie zum Beispiel schon ein Jahr später die Frage des Nordostseekanals. Mag man darüber aber auch anderer Ansicht sein, so war die Mehrheit jedenfalls nicht von "kolossalen Spießbürgergelüsten" oder von "kleinbürgerlichem Sozialismus" beseelt; sie wäre dann eher großbürgerlich-kapitalistischer Neigungen verdächtig gewesen. Gerade dieser Fall war am wenigsten geeignet, einen „rechten Flügel" zu wittern, von dem sich zu trennen für die proletarische Partei hätte nützlich sein können.25 Jedoch dieser „rechte Flügel" beunruhigte Engels über die Maßen; noch bei den Reichstagswahlen von 1887 meinte er, die Herren von diesem Flügel wüssten, dass sie nur infolge des Sozialistengesetzes noch toleriert und an die Luft fliegen würden an dem Tage, wo die Partei wieder Bewegungsfreiheit erhielte.26

Der glorreiche Erfolg vom 20. Februar 1890 brachte die Umkehr. Nun fürchtete Engels auch nicht mehr die Februarerlasse der Regierung. „Unsre Leute haben die preußische Faust zu sehr zu fühlen bekommen. Einige Schwächlinge, wie z. B. Herr Blos, und dann einige der 700 000 Mann, die uns in den letzten 3 Jahren neu zugelaufen, mögen in dieser Beziehung ein bissel wacklig sein, aber die werden rasch niedergestimmt, und ehe das Jahr aus, haben wir die schönste Enttäuschung bei Wilhelm über seine Macht über die Arbeiter und damit Umspringen der Liebe in Wut, der Liebkosung in Verfolgung."27 Es sollte nicht mal ein Jahr dauern.

Engels war jetzt ganz damit einverstanden, dass zum 1. Mai 1890 scheinbar etwas abgewiegelt werden müsse. „Wir wissen, dass die Generale den 1. Mai gern zum Schießen verwerten möchten."28 „erst müssen wir das Sozialistengesetz los sein, d. h. den 30. September überstanden haben. Und dann machen sich die Dinge in Deutschland gar zu prächtig für uns, als dass wir sie uns durch pure Renommage verderben sollten."29 Engels nimmt nun auch einen "kleinen Krakeel" nicht mehr tragisch. „Die Partei ist so groß, dass absolute Freiheit der Debatte innerhalb ihrer eine Notwendigkeit ist. Anders sind die vielen neuen Elemente, die ihr in den letzten 3 Jahren zugekommen und die stellenweise noch recht grün und roh, gar nicht zu assimilieren und auszubilden. Einen neuen Zuwachs von 700 000 Mann in 3 Jahren (nur die Wähler gerechnet) kann man nicht wie Schuljungen einpauken, da muss Debatte und auch ein bisschen Krakeel sein, das hilft am ersten darüber weg. Gefahr der Spaltung ist nicht im Entferntesten vorhanden, dafür hat das 12-jährige Bestehn des Drucks gesorgt."30 Er tadelt jetzt selbst die deutsche Parteileitung, die sich durch ein „paar naseweise Literaten" in größeren Zorn bringen lasse, als gerechtfertigt sei. Er findet, sie führe den Kampf (mit den damals so genannten "Jungen"31) keineswegs mit Geschick, und will sie von der Unklugheit aller Herausschmeißereien überzeugen, die nicht auf schlagende Beweise von die Partei schädigenden Handlungen, sondern bloß auf Anklagen der Oppositionsmacherei gegründet sind. Die größte Partei im Reiche kann nicht bestehen, ohne dass alle Schattierungen in ihr vollauf zur Geltung gelangen.32

Dann kommen die Gratulationen zu seinem siebzigsten Geburtstag; Bebel, Liebknecht und Singer melden sich an. „Ich wollt', die Geschichte wär' vorüber, es ist mir gar nicht geburtstäglich zumut, und dabei nun noch der unnütze Lärm, den ich sowieso nicht ausstehn kann. Und schließlich bin ich ja großenteils doch nur derjenige, der den Ruhm von Marx einerntet!"33 Nicht lange, und wieder ist eine kleine Verstimmung da. Engels veröffentlichte in der „Neuen Zeit" den bekannten Marxschen Programmbrief, der „bei den sozialistischen Machthabern in Deutschland anfangs großen Zorn verursacht (hat) – Dagegen in der Partei selbst – mit Ausnahme der alten Lassalleaner – sehr viel Freude." Er sendet an Sorge eine Nummer der Wiener „Arbeiter-Zeitung", deren Berliner Korrespondent ihm förmlich für den der Partei erwiesenen Dienst danke – „ich denke, es ist A. B."34, was unseres Wissens ein gründlicher Irrtum war.

Aber bald ist der Friede wieder da. „Singer und Bebel haben in sehr liebenswürdiger Weise an mich geschrieben. Die Deutschen können sich noch immer nicht dran gewöhnen, dass jemand in Amt und Würden nicht Anspruch auf zarteres Anfassen hat als andre Leute. Das war im Grunde die Hauptursache der Kränkung."35 Mit diesem gutmütigen Klaps endet die kleine Fehde.

Als Engels dann im Jahre 1893 an den Rhein reiste, von da in die Schweiz, über München und Salzburg nach Wien und endlich nach Berlin, wurde er namentlich in Zürich, Wien und Berlin mit lautem Jubel empfangen. Aber ihm war es wieder viel zu viel. „Das war ja alles sehr nett von den Leuten, ist aber nichts für mich, ich bin froh, dass es vorüber ist, und werde das nächste Mal [Mehring übersetzt: einen schriftlichen Vertrag] verlangen, dass ich nicht vor dem Publikum zu paradieren brauche, sondern als Privatmann in Privatangelegenheiten reise. Ich war und bin ja erstaunt über die Großartigkeit des Empfangs, den man mir überall bereitete, aber das überlasse ich doch lieber den Parlamentariern und Volksrednern, bei denen gehört so etwas zu ihrer Rolle, bei meiner Art Arbeit aber doch kaum." Er hat Deutschland nach siebzehnjähriger Abwesenheit vollständig revolutioniert gefunden, die Industrie enorm entwickelt gegen früher, den Ackerbau, im großen und kleinen, sehr verbessert und als Folge davon die Arbeiterbewegung ausgezeichnet im Gange. „Mit diesen Leuten ist alles zu machen, sie fühlen sich nur im Kampf recht glücklich, sie leben nur für den Kampf und langweilen sich, wenn ihnen die Gegner keine Arbeit schaffen. Es ist positive Tatsache, dass die meisten ein neues Sozialistengesetz mit Hohngelächter, wenn nicht mit positivem Jubel begrüßen würden – da bekämen sie doch wieder tagtäglich was Neues zu tun!" Doch die „reflektierte Altklugheit" der Berlinerinnen hat dem alten Herrn nicht so gut gefallen wie die naive Ursprünglichkeit der Wienerinnen.36

Zum letzten Male kam er auf die deutsche Partei zu sprechen, als die Bauernfrage auf dem Frankfurter Parteitag im Jahre 1894 auftauchte. Er tadelte die damalige bayerische Agitation Vollmars.37 „… der Bauer, mit dem er … zu tun hat, (ist) nicht der verschuldete rheinische Kleinbauer, sondern der Mittel- und selbst Großbauer, der Knechte und Mägde exploitiert und Vieh und Getreide in Massen verkauft. Und das geht nicht ohne Aufgeben des ganzen Prinzips."38 Wozu jede erläuternde Bemerkung überflüssig ist.

VI

Es ist aber nicht nur die deutsche, sondern auch die internationale Arbeiterbewegung eines Jahrzehnts, die Engels in diesen Briefen am Auge des Lesers vorüber gleiten lässt. Darauf an dieser Stelle näher einzugehen verbieten räumliche Rücksichten; nur einige Worte mögen noch vergönnt sein über die Stellung, die Engels zur amerikanischen und zur englischen Bewegung einnahm. Und zwar auch nur unter einem begrenzten Gesichtspunkt.

Er hat sowohl an dem Exekutivkomitee der Sozialistischen Arbeiterpartei in New York wie an der Sozialdemokratischen Föderation in London viel auszusetzen. Namentlich mit Hyndman geht er scharf ins Gericht, wozu jedoch zu bemerken ist, dass Hyndman, solange Engels noch lebte, dem „Großlama von Regents Park Road" auch arg mitgespielt hat, ohne dass Engels je geantwortet hätte. Das wäre natürlich kein Grund, heute die scharfe Kritik zu veröffentlichen, die Engels in seinen Briefen an Hyndman geübt hat. Eher im Gegenteil! Es räumt nur einen Anstoß fort, der einer Veröffentlichung dieser Kritik hinderlich sein könnte, sobald sie um ihres sachlichen Inhalts willen veröffentlicht werden soll. Und eine solche Veröffentlichung verdient sie in hohem Grade. Es kommt nicht darauf an, ob Engels den Sozialisten in London und in New York einmal zu viel getan hat, oder ob sie ihm einmal zu viel getan haben. Aber was er an ihnen tadelt, gleichviel ob durchweg mit Recht oder durchweg mit Unrecht, und wie er an ihnen tadelt, das ist eine Sache von sehr lebhaftem Interesse.

Diese Auseinandersetzungen ziehen sich durch den ganzen zweiten Teil des Sorgeschen Briefwechsels. Gewissermaßen ihren Kern fasst Engels in einem der letzten Briefe zusammen, indem er schreibt: „Die Social Democratic Federation hier teilt mit Euren Deutsch-amerikanischen Sozialisten die Auszeichnung, die einzigen Parteien zu sein, die es fertig gebracht haben, die Marxsche Theorie der Entwicklung auf eine starre Orthodoxie heruntergebracht zu haben, zu der die Arbeiter sich nicht aus ihrem eignen Klassengefühl heraus emporarbeiten sollen, sondern die sie als Glaubensartikel sofort und ohne Entwicklung herunterzuwürgen haben."39

Man begreift danach, worum es sich hier handelt, um einen förmlichen Kursus in der so viel umstrittenen Frage, was denn nun eigentlich "marxistische Orthodoxie" sei und was nicht. Engels sagt einmal selbst, in England verständen Hyndman und die Männer der Sozialdemokratischen Föderation die Theorie am besten, aber er macht ihnen engherzige Ausschließlichkeit in ihrer praktischen Anwendung zum Vorwurf40; so auch sagt er von den deutschen Sozialisten in Amerika, sie hätten nun einmal nicht verstanden, von ihrer Theorie aus den Hebel anzusetzen, der die amerikanischen Massen in Bewegung setzen könnte; sie behandelten die Theorie doktrinär und dogmatisch als etwas, das auswendig gelernt werden müsse, dann aber auch ohne weiteres genüge. Sie sei ihnen ein Kredo, keine Anleitung zum Handeln.41

Der große Aufschwung der amerikanischen Arbeiterbewegung im Jahre 1886 war für Engels ein Gegenstand der lebhaftesten Teilnahme. Er nahm durchaus keinen Anstoß daran, dass die Arbeiter in New York denselben Henry George zu ihrem Führer wählten, dessen theoretische Rückständigkeit Marx eben schlagend nachgewiesen hatte. Engels meinte, der erste große Schritt, worauf es in jedem neu in die Bewegung eintretenden Lande ankomme, sei immer die Konstituierung der Arbeiter als selbständige politische Partei, einerlei wie, solange es nur eine besondere Arbeiterpartei sei. Wenn das erste Programm dieser Partei noch äußerst konfus und mangelhaft sei, wenn sie den Henry George als Fahne aufgesteckt habe, so seien das unvermeidliche Übelstände, aber auch nur vorübergehende.42 Sache der Theoretiker sei es, in eine solche Bewegung einzutreten, sie von innen heraus zu revolutionieren, sie an ihren Misserfolgen über deren Ursachen aufzuklären, sie so zum richtigen Verständnis der Theorie anzuleiten, nicht aber sich von ihr fernzuhalten oder ihr gar feindlich gegenüberzutreten, weil sie ein verkehrtes Programm habe oder ein „alleinseligmachendes Dogma" nicht annehmen wolle.43

Speziell in Amerika sei mit einer Theorie gar nichts zu machen, die in anderen Ländern noch so gut erprobt sein möge, aber von den amerikanischen Arbeitern gar nicht verstanden werden könne. „In einem so naturwüchsigen Land wie Amerika, das ohne alle feudale Vergangenheit rein bürgerlich sich entwickelt hat, dabei aber einen ganzen Haufen aus der Feudalzeit überkommne Ideologie unbesehn mit aus England übernommen, als da ist englisches gemeines Recht, Religion, Sektentum, und wo die Notdurft des praktischen Arbeitens und Kapitalkonzentrierens eine allgemeine, erst jetzt in den gebildetsten Gelehrtenschichten abkommende Verachtung aller Theorie erzeugt hat – in einem solchen Land müssen die Leute über ihre eignen gesellschaftlichen Interessen dadurch ins klare kommen, dass sie Böcke über Böcke machen. Das wird auch den Arbeitern nicht erspart bleiben, die Konfusion der Trades Unions, Sozialisten, [Mehring übersetzt: Arbeitsritter] usw. wird noch einige Zeit vorangehn, und erst durch Schaden werden sie klug werden. Aber die Hauptsache ist, dass sie in Bewegung gekommen sind, dass es überhaupt vorangeht, dass der Bann gebrochen ist, und rasch wird's auch gehn, rascher als irgendwo anders, wenn auch auf einem aparten, vom theoretischen Standpunkt aus fast verrückt erscheinenden Weg."44 Es ist dieser Gedanke, den Engels in der verschiedensten Weise und immer gleich fesselnd in seinen Briefen an Sorge, Schlüter und Frau Wischnewetzky behandelt; eine oder zwei Millionen Arbeiterstimmen für eine echte (bona fide) Arbeiterpartei sind ihm für den Augenblick unendlich mehr wert als hunderttausend Stimmen für ein theoretisch vollkommenes Programm.45

Ergänzt wird dieser Gedanke aber durch den anderen Gedanken, der ebenso häufig wiederkehrt und ebenso vielseitig beleuchtet wird, dass nämlich eine wirkliche Arbeiterbewegung, sosehr sie nur durch Fehlgriffe sich über sich selbst klar zu werden und auf den richtigen Weg zu gelangen vermag, immer eine Arbeiterbewegung bleiben muss, ihre proletarischen Interessen nie mit Interessen der Bourgeoisie verquicken darf. Engels verwirft radikal „Verkauf des Prinzips an die Bourgeoisie gegen Konzessionen im Detail und namentlich gegen gut bezahlte Posten für die Führer (Stadtrat, Arbeitsbörse etc.)46. Er freut sich im Januar 1890, dass die gedankenlose Sympathie des Bürgerpacks für die Arbeiterbewegung, wie sie beim Dockerstreik ausbrach, sich gelegt habe und dem weit natürlicheren Gefühl des Misstrauens und der Beängstigung Platz mache47, und es bedarf demnach kaum noch der ausdrücklichen Versicherung, dass er von den Fabians48 ganz und gar nichts wissen wollte.

Zwar ist er so gerecht, anzuerkennen, dass sie mit großem Fleiße unter allerlei Schund auch manche gute Propagandaschrift und überhaupt das Beste herausgegeben haben, was die Engländer in dieser Beziehung geleistet hätten. Und das ist viel mehr, als sich von ihren deutschen Nachahmern Barth und Naumann behaupten lässt. Aber sonst sind sie für Engels eine Gesellschaft von Leuten, die verständig genug seien, die Unvermeidlichkeit der sozialen Umwälzung einzusehen, jedoch dem rohen Proletariat unmöglich diese Riesenarbeit allein anvertrauen könnten und deshalb die Gewogenheit hätten, sich an seine Spitze zu stellen. „Angst vor der Revolution ist ihr Grundprinzip. Sie sind die ,Gebildeten' par excellence."49 Und als die Fabians im November 1893 bitter enttäuscht wurden durch dieselben Liberalen, von denen sie jahrelang den Arbeitern vorgeschwärmt hatten, ganz – la Barth und Naumann, dass „die Emanzipation der Arbeiterklasse nur durch die große liberale Partei bewerkstelligt werden könne", schreibt Engels: „es ist ein vollständiges pater peccavi dieser hochnäsigen Bourgeois, die sich in Gnaden herbeilassen wollen, das Proletariat von oben herab zu befreien, wenn es nur so einsichtig sein will zu begreifen, dass so eine rohe ungebildete Masse sich nicht selbst befreien kann und zu nichts kommt, außer durch die Gnade dieser gescheuten Advokaten, Literaten und sentimentalen Weibsleute."50 Und dabei haben die Fabians noch wirklich etwas geleistet an sozialistischer Aufklärung, sehr im Unterschiede von den Weisen der „Hilfe", der „Nation" und der „Frankfurter Zeitung", die sich als ihre deutschen Ableger auftun möchten.

Es mag noch erwähnt werden, dass die eingehenden und häufigen Exkurse, die Engels in diesen Briefen über die amerikanische Arbeiterbewegung macht, jetzt durch die eben erschienene deutsche Übersetzung von Morris Hillquits „Geschichte des amerikanischen Sozialismus" ein dankenswertes Hilfsmittel tieferen Verständnisses finden.

VII

Mit alledem ist der reichhaltige Inhalt des Sorgeschen Briefwechsels nicht entfernt erschöpft, doch kam es hier nur auf einige Fingerzeige an, die dem deutschen Leser gewissermaßen das erste Einlesen erleichtern sollen. Sonst werden die Briefe ihre Sache selbst am besten führen; man lebt in ihnen ein bewegtes und großes Stück Parteigeschichte mit, das dem heutigen Geschlecht doch schon in einer gewissen historischen Ferne steht.

Eben dies war nun freilich auch eine Voraussetzung, die überhaupt erst ermöglichte, dass sie veröffentlicht werden konnten. Die Kämpfe, über die sie berichten, gehören einer Vergangenheit an, die so nicht wiederkehrt, und die Kämpfe, in denen wir stehen, liegen noch außerhalb ihres Gesichtskreises. Bezeichnend dafür ist ein Brief, den Engels vor gerade fünfzehn Jahren an Sorge über den „Blödsinn" des Generalstreiks51 schrieb, und zwar des Generalstreiks in dem Sinne, wie er in Jena und eben wieder in Mannheim debattiert worden ist. .

Auch die Persönlichkeiten, die in dieser Briefsendung so kraftvoll und lebendig hervortreten, muss man ein wenig aus historischer Ferne betrachten, wenn man sie richtig erkennen will. Es sind keine liebenswürdigen Charaktere im landläufig-oberflächlichen Sinne des Wortes, aber wer nur anders versteht, sich immer gegenwärtig zu halten, wie sie sich im Dienste einer großen Sache – der größten, die die Geschichte der Menschheit je gekannt hat – leidenschaftlich verzehren, der wird mächtig hingerissen werden von ihrem Schalten und Walten mitten in ihrer täglichen Werkstatt. Diese Werkstatt ist keine Spinnstube, wo friedliche Räder zu eintönigem Geschwätz schnurren; sie konnte nur eine Schmiede sein, wo die Funken spritzten unter dem Schlage der schweren Hämmer, die die gewaltigen Waffen des proletarischen Emanzipationskampfes schmiedeten.

Die Arbeiter werden aus dieser Briefsammlung viel Anregung und viel Belehrung schöpfen und nicht zuletzt auch viel Liebe für die Briefschreiber; was aber die kapitalistische Kritik angeht, so ist sie im voraus abgefunden mit dem Worte, das Engels in einem dieser Briefe äußert: „Und ich habe immer gefunden, dass ein gutes Buch sich seinen Weg bahnt und seine Wirkung hat, was auch die Zeilenschinder von heute sagen mögen."52

1 Engels an Florence Kelley-Wischnewetzky in New York, 2. Mai 1888. In: Ebenda, Bd. 37, S. 59.

2 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 14. Juni 73. In: Ebenda, Bd. 33, S. 585.

3 Siehe Marx an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 27. Sept. 73. In: Ebenda, S. 605.

4 Siehe Marx an Friedrich Boke in New York, 23. Nov. 71. In: Ebenda, S. 328.

5 Siehe Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 12.[-17.] Sept. 1874. In: Ebenda, S. 641/642.

6 Marx an Friedrich Boke in New York, 23. Nov. 71. In: Ebenda, S. 330.

7 Marx an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 21. Juni 72. In: Ebenda, S. 491.

8 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 3. Mai 73. In: Ebenda, S. 583.

9 Siehe Marx an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 27. Sept. 73. In: Ebenda, S. 606.

10 Marx an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 4. August 1874. In: Ebenda, S. 634.

11 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 12.[-17.] Sept. 1874. In: Ebenda, S. 641.

12 Ebenda, S. 642.

13 Franz Mehring: Gesammelte Schriften, Bd. 2, Berlin 1960, S. 449.

14 Mehring irrt sich hier im Datum. Der Brief wurde nicht im April, sondern am 4. August 1874 geschrieben. Siehe Marx/Engels: Werke, Bd. 33, S. 636.

15 Siehe Klassenkampf, Tradition, Sozialismus. Von den Anfängen der Geschichte des deutschen Volkes bis zur Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der Deutschen Demokratischen Republik. Grundriss, Berlin 1974, S. 290, und Geschichte der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Abriss, Berlin 1978, S. 20/21.

16 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 3. Mai 73. In: Marx/Engels: Werke, Bd. 33, S. 583.

17 Marx an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 5. Nov. 1880. In: Ebenda, Bd. 34, S. 474.

18 Marx an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 15. Dez. 1881. In: Ebenda, Bd. 35, S. 249.

19 Josef Dietzgen an F. A. Sorge, 15. Juli 1885. In: Briefe und Auszüge aus Briefen von Joh. Phil. Becker, Jos. Dietzgen, Friedrich Engels, Karl Marx u. A. an F. A. Sorge und Andere, Stuttgart 1921, S. 206.

20 Die Organisation der Knights of Labor (Ritter der Arbeit), die in Amerika von Ende der sechziger Jahre bis Anfang der neunziger Jahre bestand, vereinigte hauptsächlich unqualifizierte Arbeiter. Ihre höchste Blüte erreichte diese Organisation im Jahre 1886, als sie mehr als 700 000 Mitglieder zählte.

21 Dietzgens unerschrockenes Eintreten für die Chicagoer Arbeiter war zweifellos richtig, war aber mit einem Fehler verbunden. Anstatt den prinzipiellen Gegensatz von wissenschaftlichem Sozialismus und Anarchismus zu betonen, verwischte er ihn.

Engels kritisierte in einem Brief an F. A. Sorge sowohl die Haltung der Sozialistischen Arbeiterpartei als auch das Fehlerhafte an der Stellungnahme Dietzgens zu den Chicagoer Ereignissen. Siehe Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 16. Sept. 1886. In: Marx/Engels: Werke, Bd. 36, S. 532-534.

22 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 7. März 1884. In: Ebenda, S. 123.

23 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 31. Dez. 1884. In: Ebenda, S. 265. - Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 3. Juni 1885. In: Ebenda, S. 323.

24 Siehe Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 3. Juni 1885. In: Ebenda, S. 323/324.

25 Mehring erkennt hier nicht klar genug, dass es bei den Auseinandersetzungen um die Dampfersubventionsvorlage um die prinzipielle Haltung der revolutionären Arbeiterpartei zur Kolonialpolitik der herrschenden Klassen ging. Daher kommt er auch zu einer Unterschätzung der opportunistischen Kräfte und Gefahren innerhalb der Partei.

26 Siehe Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 3. März 87. In: Marx/ Engels: Werke, Bd. 36, S. 623.

27 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 12. April 90. In: Ebenda, Bd. 37, S. 380/381.

28 Ebenda, S. 382.

29 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 19. April 90'. In: Ebenda, S. 395.

30 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Mount-Desert, 9. Aug. 90. In: Ebenda, S. 439 u. 440.

31 Die „Jungen" waren eine halbanarchistische Strömung innerhalb der deutschen Sozialdemokratie (vorwiegend Redakteure, Journalisten, Literaten), die unmittelbar nach dem Fall des Sozialistengesetzes mit heftigen Angriffen gegen die Führung der Partei und ihre marxistische Strategie und Taktik auftraten.

32 Siehe Engels an Friedrich Adolph Sorge in Mount-Desert, 9. Aug. 90. In: Marx/ Engels: Werke, Bd. 37, S. 440. 71

33 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 26. Nov. 1890. In: Ebenda, S. 505.

34 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 11. Febr. 91. In: Ebenda, Bd. 38, S. 30. - Mehring geht hier davon aus, dass Engels vermutet habe, der Berliner Korrespondent sei August Bebel; tatsächlich war es jedoch Adolf Braun. Siehe Marx/Engels: Werke, Bd. 38, S. 30.

35 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 8. April 91. In: Ebenda, S. 79.

36 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 7. Okt. 1893. In: Ebenda, Bd. 39, S. 131 u. 132.

37 Siehe Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Abgehalten zu Frankfurt a. M. vom 21. bis 27. Oktober 1894, Berlin 1894. - Friedrich Engels: Die Bauernfrage in Frankreich und Deutschland. In: Marx/Engels: Werke, Bd. 22, S. 483-505.

38 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 10. Nov. 94. In: Ebenda, Bd. 39, S. 309.

39 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 12. Mai 1894. In: Ebenda, S. 245.

40 Siehe Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 7. Dez. 89. In: Ebenda, Bd. 37, S. 320.

41 Siehe Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 29. Nov. 86. In: Ebenda, Bd. 36, S. 578.

42 Siehe ebenda, S. 579.

43 Engels an Florence Kelley-Wischnewetzky in New York, 28. Dez. 1886. In: Ebenda, S. 589.

44 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 16. Sept. 1886. In: Ebenda, S. 533.

45 Siehe Engels an Florence Kelley-Wischnewetzky in New York, 28. Dez. 1886. In: Ebenda, S. 590.

46 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 8. Juni 89. In: Ebenda, Bd. 37, S. 231.

47 Siehe Engels an Hermann Schlüter in New York, 11. Jan. 90. In: Ebenda, S. 340.

48 Die Fabian Society, eine reformistische Organisation, wurde im Jahre 1884 von einer Gruppe bürgerlicher Intellektueller gegründet. Sie setzte sich für eine Lösung der sozialen Missstände in der bürgerlichen Gesellschaft ein, wandte sich aber gegen die politische Selbständigkeit der Arbeiterbewegung und propagierte deren Anschluss an die liberale Bourgeoisie.

49 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 18. Jan. 93. In: Marx/Engels: Werke, Bd. 39, S. 8.

50 Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 11. Nov. 93. In: Ebenda, S. 166.

51 Siehe Engels an Friedrich Adolph Sorge in Hoboken, 11. Febr. 91. In: Ebenda, Bd. 38, S. 32.

52 Engels an Florence Kelley-Wischnewetzky in New York, 3. Dez. 1887. In: Ebenda, Bd. 36, S. 727.

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