Geburt und Abstammung

I

Jugendjahre

Geburt und Abstammung

Friedrich Schiller wurde in Marbach, einem kleinen Städtchen des damaligen Herzogtums Württemberg, am 10. November 1759 geboren. Seine Großeltern von väterlicher wie von mütterlicher Seite gehörten dem ehrsamen Bäckergewerbe an, und seine Mutter, eine bescheidene, einfache und gutherzige Frau, ist auch aus dem engen Gedankenkreise des damaligen Handwerks niemals herausgetreten. Aber Schiller war nicht, wie Goethe und Herder, ein „mütterliches" Kind, sondern, wie Lessing, der Sohn seines Vaters, der ihm die Bahn des Lebens gebrochen hat, im Guten und auch im Schlimmen.

Johann Kaspar Schiller war ein begabter, energischer und in seinen jungen Jahren auch wohl abenteuerlustiger Mann, ein Stück von einem Glückssoldaten, der, bei einem Klosterbarbier in der Wundarzneikunst ausgebildet, im Jahre 1745 mit einem bayrischen Husarenregiment als Feldscher in die Niederlande zog. Es war in den Kriegen um Maria Theresias Erbe, doch die Sache, um die gefochten wurde, focht den jungen Mitläufer nicht an; als ihn französische Truppen gefangen nahmen, tat er bei ihnen, zunächst zwar nach der barbarischen Sitte der Zeit erzwungene, aber dann doch auch willige Dienste, bis er wieder von den Österreichern gefangen genommen und in sein altes Husarenregiment zurückgesteckt wurde. Wie die Fahne, so wechselte er auch die Kunst; er hing die Feldscherei zuzeiten gern an den Nagel, um auf Unternehmungen auszureiten und Beute zu gewinnen.

Groß war nun freilich die Beute nicht, die er nach dem Aachener Frieden1 in die Heimat zurückbrachte: 200 Gulden bar, einen Gaul und einen ungarischen Sattel mit völligem Zeug. Damit traf er im Frühling 1749 in Marbach ein und stieg im Wirtshause zum Goldenen Löwen ab, das der Bäcker Kodweiß unterhielt. Dessen sechzehnjährige Tochter Elisabeth Dorothea führte er dann bald als seine Gattin heim und übte als friedlicher Bürger von Marbach mehrere Jahre seine ärztliche Kunst aus. Aber wie er auch das Heiraten durchaus von der praktischen Seite betrachtete, so hatte er sich arg verrechnet; es zeigte sich, dass seines Schwiegervaters „so beträchtlich geschienene Finanzen" ganz zerrüttet waren. Da überkam ihn die alte Lust an Abenteuern noch einmal, und er nahm württembergische Kriegsdienste, nicht als Feldscher, sondern als Fourier, mit einem Monatssolde von sechs Gulden.

So gab er sich in die Hand des Herzogs Karl Eugen von Württemberg, eine Hand, die auf dem Leben seines einzigen Sohnes schwer gelastet hat.

1 Gemeint ist der Friedensabschluss zwischen Frankreich und Spanien mit England, den Generalstaaten, Savoyen-Sardinien und Österreich zur Beendigung des Österreichischen Erbfolgekrieges am 18. Oktober 1748.

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