Vierter Abschnitt

ZWEITER TEIL

VIERTER ABSCHNITT

Zwischen zwei Revolutionen

1. Eine Weltwende

Die Reaktion, die seit dem Jahre 1815 über Europa lastete, war eine logische Folge der historischen Tatsache, dass die aristokratische Regierung Englands im Bunde mit den feudalen Mächten des europäischen Festlandes in Napoleon den Erben der Französischen Revolution gestürzt hatte. Aber es war nicht minder logisch, dass alle Versuche, die feudale Gesellschaftsordnung wiederherzustellen, auf die Dauer scheitern mussten an dem Widerstande der neuen Gesellschaftsklassen, die die bürgerliche Revolution geschaffen hatte. Diese Klassen konnten sich keine Restauration gefallen lassen, die ihnen an Leib und Leben ging.

Im östlichen Europa waren sie freilich erst so schwach entwickelt, dass sie noch nicht auf eigenen Füßen stehen konnten. Ganz zu geschweigen des russischen Kolosses, an dessen naturwüchsiger Barbarei der Stoß der Revolution überhaupt abgeprallt war, so hielt sich der habsburgische Despotismus, so wie ihn Metternich vertrat, dadurch aufrecht, dass er die verschiedenen Nationen und Natiönchen des vielsprachigen Österreichs gegeneinander verhetzte und durch seinen Einfluss am Deutschen Bundestag jede freiere Regung in Deutschland unterdrückte. Einen bereitwilligen Helfershelfer fand er dabei an dem hohenzollernschen Despotismus, der in seiner angestammten Beschränktheit nicht begriff, wie sehr er sich damit ins eigene Fleisch schnitt.

Anders sah es in den westeuropäischen Kulturvölkern aus. Die Pariser Julirevolution von 1830 zerschmetterte das alte Königtum, das, durch die fremden Mächte eingesetzt, von dem französischen Volke stets als verhüllte Fremdherrschaft empfunden worden war und durch seine Junker- und Pfaffenwirtschaft den nationalen Nerv aufs äußerste gereizt hatte. Gleich darauf, im Jahre 1832, ging in England eine Wahlreform durch, die deshalb nicht weniger eine revolutionäre Tatsache war, weil sie sich vollzog, ohne dass ein Tropfen Blutes geflossen oder auch nur eine Fensterscheibe zertrümmert worden wären. Klüger als die französische gab die englische Regierung in zwölfter Stunde dem „Drucke von außen" nach; die drohende Haltung der englischen Arbeiter genügte, um durchzusetzen, was sich die französischen Arbeiter erst auf den Barrikaden erkämpfen mussten.

In England wie in Frankreich war der Sieg der Revolution den Fäusten der Arbeiter zu danken, die den Kampf der Bourgeoisie als einer gleich ihnen modernen Gesellschaftsklasse gegen die feudalen Restaurationsversuche unterstützt hatten. Aber in England wie in Frankreich eskamotierte die Bourgeoisie die Früchte des Sieges für sich allein, war sie nur darauf bedacht, die Arbeiter zu prellen, denen sie in erster Reihe ihren Sieg verdankte. Damit rief sie selbst die proletarische Opposition gegen sich wach. Vom Jahre 1830 setzt eine neue Weltwende ein, der weltgeschichtliche Kampf des modernen Proletariats.

Statt der Republik, die die Arbeiter erkämpft zu haben glaubten, richtete sich die französische Bourgeoisie ein bürgerliches Königtum ein, indem sie den Herzog von Orleans, einen Seitenverwandten des alten Königshauses, als König Louis-Philippe auf den Thron erhob, unter der Bedingung, dass er der gehorsame Diener ihrer Klasseninteressen sei. Getreu seinem Ursprung, begann das neue Königtum, durch Lug und Trug, durch eine schamlose Lockspitzelwirtschaft, durch künstlich fabrizierte Schrecken den Massen die politischen Rechte zu entreißen, die sie sich durch die Julirevolution für immer gesichert zu haben glaubten, vor allem die Press- und Vereinsfreiheit. Der gesetzlichen Mittel für den politischen Kampf beraubt, organisierten sich Kleinbürgertum und Proletariat in geheimen Gesellschaften und griffen, ausgeschlossen von Rede und Schrift, zum Dolch und zur Flinte. Da sie das Schuldlose nicht öffentlich tun durften, taten sie das Schuldige im Geheimen: nach dem bekannten Worte des Leutnants Moltke, das der Feldmarschall Moltke zur eigenen Beschämung in den Tagen des Sozialistengesetzes widerrufen hat.

Zunächst freilich scheiterten alle Versuche, mit den Waffen in der Hand die habsüchtige Krämerherrschaft zu stürzen, die der französischen Nation durch die Bourgeoisie aufgehalst worden war. Bei diesen Versuchen gingen Kleinbürgertum und Arbeiterklasse noch Hand in Hand; die Bourgeoisie war sogar verblendet genug, die „simplen Konflikte zwischen Fabrikanten und Arbeitern" weit weniger zu fürchten als die jakobinischen Überlieferungen, die im Kleinbürgertum noch vorherrschten. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtete sie selbst noch den ersten proletarischen Aufstand, den schon im Herbst 1831 die hungernden Seidenweber von Lyon unter dem Rufe versuchten: Arbeitend leben oder kämpfend sterben!

Dieser Aufstand war ein Hungeraufruhr gewesen ohne ein klares Programm; er wurde alsbald durch eine überlegene Truppenmacht niedergeworfen. Nicht glücklicher verlief ein anderer Aufstand, den wiederum die Seidenweber von Lyon, gemeinsam mit den kleinbürgerlichen Republikanern von Paris, im Frühjahr 1834 unternahmen. Danach bildete sich unter Barbès und Blanqui die geheime Gesellschaft der Jahreszeiten1, mit einem bestimmten Programm und auch einer bestimmten Taktik. Immerhin beruhte der Kommunismus, zu dem sie sich bekannte, erst auf der bürgerlich-ideologischen Forderung der Gleichheit, und ebenso unzulänglich erwies sich die Annahme, dass eine Handvoll entschlossener Verschwörer genüge, sich der Staatsgewalt zu bemächtigen. Als Barbès und Blanqui am 12. Mai 1839 ihren Aufstandsversuch machten, brach er nach wenigen Stunden scheinbaren Gelingens zusammen. Da die dreimalige Niederlage die Kräfte der revolutionären Aktionsparteien gelähmt hatte, blieb das Bürgerkönigtum von nun ab von bewaffneten Angriffen verschont, wenn auch nur um den Preis, dass sich seine innere Auflösung desto schneller vollzog.

In England wurde die Arbeiterklasse ebenso von der siegreichen Bourgeoisie betrogen wie in Frankreich. Die Wahlreform von 1832 sicherte nur der Mittelklasse den Eintritt in das Parlament; ihre Erweiterung zugunsten der Arbeiterklasse wurde von der Bourgeoisie entschieden abgelehnt. Die große Industrie, die sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in England ungleich stärker als in Frankreich entwickelt hatte, brachte unerhörte Leiden über die englische Arbeiterklasse. Solange ein strenges Koalitionsverbot bestand, organisierte sie sich in geheimen Verschwörungen und wehrte sich durch alle Mittel verzweifelten Widerstandes. Als ihr dann die Gewährung der Koalitionsfreiheit im Jahre 1824 einigen Spielraum schuf, bildete sie große gewerkschaftliche Verbände, die sich im Anfang der dreißiger Jahre zu einem mächtigen Bunde zusammenschlossen, aber durch vorzeitig unternommene Arbeitseinstellungen zunächst eine schwere Niederlage erlitten. Gleichwohl haben die englischen Arbeiter die Bourgeoisie im Kampfe gegen den Großgrundbesitz unterstützt, bis sie durch ihre Ausschließung von dem durch sie eroberten Wahlrecht auch in den politischen Klassenkampf getrieben wurden.

Im Jahre 1835 trat ein Arbeiterbund in London zusammen, der als sein Programm eine Volkscharta entwarf, die aus sechs Punkten bestand: Allgemeines Stimmrecht für jeden Mann, der bei gesunder Vernunft und keines Verbrechens überführt ist, jährliche Parlamentswahlen, Diäten für die Parlamentsmitglieder, geheime Abstimmung, gleiche Wahlbezirke, Wählbarkeit jedes Wählers. Der Chartismus2 war der erste Versuch des modernen Proletariats, die politische Macht zu erobern, um sie für seine Interessen zu handhaben. Doch war er weder eine rein proletarische Bewegung, da sich ihm viele kleinbürgerliche Elemente angeschlossen hatten, noch auch umfasste er sämtliche vorgeschrittenen Schichten des Proletariats, da sich ihm die eben durch das Scheitern ihres ersten großen Anlaufes entmutigten Gewerkschaften fernhielten. Gleichwohl hat er Großes geleistet, geistig, sittlich und körperlich das englische Proletariat gehoben und selbst auf die herrschenden Klassen einen starken Rückschlag geübt. Gestrandet ist er nur, ähnlich wie die ersten Emanzipationsversuche der französischen Arbeiterklasse, am Mangel eines klaren Endziels.

Umgekehrt versandete der Sozialismus, der im Anfang des 19. Jahrhunderts in Frankreich und England entstanden war, am mangelnden Verständnis für die historische Bedeutung der Arbeiterbewegung. Er war die Sache erleuchteter Männer, die mitten im kapitalistischen Großbetriebe standen, aber frühzeitig seine Kehrseite entdeckten. Historisch ging dieser Sozialismus dem proletarischen Klassenkampf voran. Ehe die Bourgeoisie die politische Herrschaft an sich reißen konnte, musste sie auf eine hohe Stufe der ökonomischen Entwicklung gelangt sein, die sie nicht erklimmen konnte, ohne breite Massen besitzloser Lohnarbeiter zu schaffen, ganze Schichten der Bevölkerung aus ihrem Eigentum zu werfen.

Hieraus erklärte sich das Wesen des modernen Sozialismus, wie er namentlich durch Saint-Simon und Fourier in Frankreich, durch Owen in England vertreten wurde. Sie sahen, dass die Bourgeoisie, je reicher sie wurde, ein desto zahlreicheres Proletariat züchtete, aber es auch um so tiefer in den Abgrund eines Elends stürzte, wie es in der Geschichte noch nicht erhört worden war. Sie meinten deshalb mit Recht, dass eine historische Entwicklung, die jede Steigerung des gesellschaftlichen Wohlstandes mit steigendem Elend der Massen erkaufe, zum Untergang aller menschlichen Kultur führen müsse. Aber der Gedanke lag ihnen fern – und solange in dem entstehenden Proletariat noch kein selbständiges Leben zu entdecken war, musste er ihnen auch fern liegen –, dass die Massen, die an Zahl nur zunahmen, um an Kraft abzunehmen, sich selbst helfen könnten. Daher die unüberwindliche Abneigung dieser Sozialisten gegen jede politische Aktion des Proletariats, die die herrschenden Klassen erbittern musste, während es doch darauf ankam, die herrschenden Klassen von der Notwendigkeit einer neuen Gesellschaft zu überzeugen.

Die Pläne ihrer neuen Gesellschaft entwarfen Saint-Simon, Fourier und Owen in ihren Köpfen als geniale Utopien. Sie waren revolutionäre Denker, die die Schäden der kapitalistischen Gesellschaft mit bewundernswertem Scharfsinn zu entdecken wussten, und sie haben, wie Marx und Engels im Kommunistischen Manifest bezeugen, den wissenschaftlichen Sozialismus mit vielen anregenden Gedanken befruchtet. Aber ihre unmittelbaren Anhänger erstarrten im reaktionären Sektentum, in demselben Maße, wie sich der proletarische Klassenkampf entwickelte, den sie nicht verstanden und nicht einmal verstehen wollten.

Danach bewegten sich proletarischer Klassenkampf und utopischer Sozialismus auf englischem und französischem Boden in einem fehlerhaften Kreise. Die revolutionäre Arbeiterbewegung geriet auf Irrwege, weil ihr der Generalstab fehlte, der nach sicheren Gesichtspunkten ihre Feldzüge entwerfen und ihre Schlachten leiten konnte, während sich der utopische Sozialismus in unfruchtbaren Gedankenspielen und unmöglichen Phantastereien verlor, weil er die historische Kraft nicht erkannte, die in der modernen Arbeiterbewegung heranwuchs.

2. Neues Leben in Deutschland

Auf Deutschland hatte die französische Julirevolution unmittelbar zunächst nur eine schwache Wirkung. Die bürgerlichen Klassen blieben im Allgemeinen noch ganz ruhig, und die Arbeiter rührten sich erst in einer Form, die noch ihre große politische und soziale Unreife verriet, indem sie in einzelnen rheinischen Bezirken Maschinen und Maschinenfabriken zerstörten.

Jedoch kam es in einzelnen norddeutschen Mittel- und Kleinstaaten zu Unruhen, die namentlich im Königreich Sachsen einige Reformen verursachten und im Herzogtum Braunschweig sogar zur Vertreibung des angestammten Zwergdespoten führten. Verhältnismäßig am rührigsten war die Bevölkerung jenseits des Mains, in den süddeutschen Staaten, besonders in der Rheinpfalz, der bayerischen Provinz auf dem linken Rheinufer. Das Hambacher Fest, das am 27. Mai 1832 einige tausend Menschen zu einer freiheitlichen Kundgebung vereinte, und der Putsch, den eine kleine Anzahl von Studenten gegen die Hauptwache in Frankfurt a. M. unternahm, gaben den deutschen Regierungen weniger einen wirklichen Anstoß – denn auch sie bezeugten im Grunde nur die Harmlosigkeit der ganzen Bewegung – als den willkommenen Vorwand, neue Gewaltstreiche auszuführen, die denn auch mit diesen ersten Anfängen einer politischen Opposition aufräumten.

Zum letzten Male flackerte die revolutionäre Flamme in dem Großherzogtum Hessen auf, wo der Pfarrer Weidig in Butzbach und ein junger Student der Naturwissenschaften, Georg Büchner, sie schürten. Büchner ist mit Unrecht der erste deutsche Sozialist, ein Vorläufer Ferdinand Lassalles, genannt worden; er wollte vielmehr von dem Sozialismus nichts wissen, wie er damals in Frankreich zu erwachen begann. Aber er war ein Anhänger und Bewunderer der großen französischen Revolution und für seine Zeit ein politisch sehr klarer Kopf, während Weidig, ein ehrlicher und in seiner Art auch gescheiter Mann, im Grunde ein christlich-germanischer Schwärmer für Kaiser und Reich blieb.

Zwischen beiden erneuerte sich der Gegensatz, der bereits die Burschenschaft gespalten hatte, und er prägte sich auch in dem „Hessischen Landboten" aus, dem einzigen revolutionären Flugblatte, das aus dieser hessischen Bewegung hervorgegangen ist. Büchner stürmte in ihm die Bauern auf, das Joch ihrer feudalen Unterdrücker abzuwerfen, wie einst Bauernaufstände die große französische Revolution eingeleitet hatten, aber Weidig hat den beredten und feurigen Aufruf durch biblische Sprüche arg entstellt. Irgendeinen nennenswerten Erfolg hatte das Flugblatt nicht. Die verschüchterten Bauern lieferten die Exemplare, die in ihre Hände gerieten, selbst der Regierung aus, die sich nun beeilte, ihre Hand auf die Verfasser zu legen. Büchner entkam noch in zwölfter Stunde und ist bereits im Februar 1837, noch nicht 24 Jahre alt, in Zürich gestorben, während Weidig ergriffen und durch einen an Säuferwahnsinn leidenden Untersuchungsrichter im Gefängnis so gemartert wurde, dass er den freiwilligen Tod wählte, indem er sich mit Glasscherben die Adern zerschnitt.

Aber zu gleicher Zeit bereiteten die deutschen Regierungen eine größere Umwälzung vor, als alle die Demagogen, vor denen sie in der Angst ihres bösen Gewissens zitterten, hätten herbeiführen können. Mit dem Jahre 1834 trat der preußisch-deutsche Zollverein ins Leben, der ein Gebiet von 8000 Quadratmeilen mit gegen 30 Millionen Einwohnern dem freien Verkehr im Innern erschloss und zugleich als einheitliches Ganzes den fremden Handelsmächten gegenüberstellte. Der Zollverein war ein Produkt bitterer Notwendigkeit. Auf die Dauer ließ sich der Zustand nicht aufrechterhalten, dass Deutschland in all seiner Zerrissenheit der übermächtigen Konkurrenz des Auslandes offen lag, während sich fast alle übrigen europäischen Staaten durch Zölle schützten, dagegen der inländische Markt durch zahllose Zolllinien zerschnitten wurde. Finanzielle Rücksichten hatten den preußischen Staat schon im Jahre 1818 gezwungen, alle Zolllinien innerhalb seines Gebietes zu beseitigen, aber seine Grenzen gegen das Ausland mit Zöllen zu schützen. Es war ebenfalls unerbittliche Finanznot, die die mittleren und kleineren Staaten zum Zollanschluss an Preußen zwang, so sehr sich auch der souveräne Dünkel der Winkeltyrannen dagegen sträubte, in der ganz richtigen Ahnung, dass damit der Anfang der preußischen Vorherrschaft gegeben sei.

Nicht minder als die Gründung des Zollvereins gab der Bau von Eisenbahnen der ökonomischen Entwicklung Deutschlands einen kräftigen Anstoß. Bei der Armut des Landes an guten Land- und Wasserstraßen begriffen die größeren Handelsstädte schnell ihr Interesse an dem neuen Verkehrsmittel. Die Regierungen bekundeten auch in diesem Falle ihre angestammte Kurzsichtigkeit; ihr souveräner Unverstand störte oft genug den Ausbau des Eisenbahnnetzes. Aber verhindern konnten sie ihn am letzten Ende doch nicht. Die Eisenbahnen legten die erste große Bresche in die chinesischen Mauern der partikularistischen Vorurteile; sie erschlossen den Reichtum des deutschen Bodens an Eisen- und Kohlenschätzen und förderten gewaltig die große Industrie, die nun auch in das kleinbürgerliche Süddeutschland vorzudringen begann.

Mit der ökonomischen Entwicklung gewann das literarische Leben in Deutschland einen neuen Aufschwung. Die Romantische Schule war nach und nach in die völligste Nichtigkeit versunken. Die schwäbischen Dichter, die sich an Uhland, den letzten kräftigen Spross der Romantik, angeschlossen hatten, blieben in ihrer landsmannschaftlichen Eigenart, im engen Verkehr mit der schönen Landschaft ihrer Heimat, zwar gesündere Naturen, aber eben ihre Eigenart entfremdete sie den großen Interessen des Völkerlebens. Das gilt auch von ihrem bedeutendsten Talente, von Eduard Mörike, der aus diesem Grunde, weil er sich von allem politischen und sozialen Kampfe fernhielt, von den heutigen Literarhistorikern der bürgerlichen Klasse als der größte deutsche Lyriker nächst und selbst neben Goethe gefeiert wird.

Wie die schwäbische Dichterschule noch unter dem Einfluss der Romantik stand, so ging auch Chamisso (1781-1838) von der Romantischen Schule aus; ein geborener Franzose, der sich als ehemaliger preußischer Offizier langsam ins deutsche Wesen einlebte, aber dann auch ganz von ihm durchdrungen wurde. Er suchte seine Stoffe an allen Enden der Welt, aber seine schönsten Gedichte gehörten dem modernen Leben an, das immer gebieterischer sein Recht forderte. Chamisso hat manches scharfe Kampflied gesungen; gleichzeitig auf die französischen Jesuiten und die preußischen Junker war sein Nachtwächterlied gemünzt: Und der König absolut, wenn er unsern Willen tut. Auch das Elend der Massen hörte dieser Dichter schon an die Tore der bürgerlichen Gesellschaft klopfen; in seinen Liedern von der alten Waschfrau und dem Hunde des Bettlers besang er in ergreifenden Tönen das Leben der armen Leute.

Von Chamisso wurde Ferdinand Freiligrath (1810-1876) in die deutsche Literatur eingeführt. Auch er ließ in seinen ersten Gedichten sein trunkenes Auge durch die fernsten und fremdesten Zonen schweifen und entrollte in brennender Farbenpracht das Gebiet des Welthandels: in demselben Jahre 1835, das die erste deutsche Eisenbahn entstehen sah. Der tiefe Eindruck, den schon diese ersten Gedichte Freiligraths hervorriefen, erklärt sich daraus, dass sie gewissermaßen in einem dunklen Krankenzimmer voll verdorbener Luft die Fenster aufrissen, so dass eine lachende weite Welt vor den Augen der Kranken lag. Freiligrath hat später nicht mit Unrecht gemeint, dass schon seine erste Periode, die Zeit seiner Löwen-und Wüstenpoesie, eine revolutionäre Opposition gegen die zahme Gesellschaft gewesen sei. Aber ihm selbst und seinen zahllosen Bewunderern war dieser Charakter seiner Dichtung noch unbewusst; er nahm eine kleine Pension an, die ihm der König von Preußen anbot, damit er sorgenfrei leben könne, und führte ein fröhlich-harmloses Poetendasein an den lieblichen Ufern des Rheins.

Ein engerer Landsmann des Westfalen Freiligrath war Christian Dietrich Grabbe (1801-1836), seiner Anlage nach der hervorragendste Dramatiker der dreißiger Jahre und eines der großen Talente, die an dem Elend der deutschen Zustände umgekommen sind. Solcher Talente gibt es nur allzu viele; sie alle sind erschütternde Proteste gegen die armselige Philisterweisheit, dass sich das Talent durch alle Ungunst der äußeren Umstände durchzuringen wisse. Wenn Freiligrath seinem toten Landsmanne nachsang, dass der Dichtung Flamm' allezeit ein Fluch sei, so ist das in dieser Form unrichtig; Freiligrath selbst ist trotz aller Kämpfe, die er geführt, und trotz aller Not, die ihn bedrückt hat, dennoch und gerade in diesen Kämpfen ein glücklicher Mensch gewesen. Der wirkliche Fluch, an dem Grabbe untergegangen ist, war die armselige Kleinstaaterei und Kleinstädterei, war der Druck der sozialen Verhältnisse, von dem es ihm nie gelang, sich zu befreien, war der Verfall der deutschen Bühne, die ihm, dem geborenen Dramatiker, kein fruchtbares Schaffen ermöglichte, war endlich auch seine Taubheit gegen den weckenden Ruf der Julirevolution, eine Taubheit, die sich daraus erklärt, dass er, schon als Kind geknechtet und verelendet, sich von früh auf dem Trunk ergeben hatte, der ihn endlich ganz entmannt und einem frühen Tode überliefert hat. Grabbe hat eine Reihe von Dramen geschaffen, deren jedes glänzende Gaben verrät, aber deren keines sich eine nationale Bedeutung zu erkämpfen vermocht hat.

Eine letzte Zuflucht hatte Grabbe bei Immermann gefunden. Immermann (1796-1840) war ein preußischer Landgerichtsrat, der in Düsseldorf eine kleine Musterbühne einzurichten versucht hatte. Sie blieb ein Experiment, zumal da Immermann selbst in seinen zahlreichen, längst vergessenen Dramen noch ganz in der Romantik befangen war. Bedeutender sind seine Romane, in erster Reihe der Münchhausen, der zur einen Hälfte eine bittere und heute nicht mehr recht verständliche Satire auf die damalige deutsche Literatur ist, zur anderen Hälfte aber, in der Dorfgeschichte vom Oberhof, eine Dichtung voll kerniger Gestalten schuf, die Immermann aus dem westfälischen Landleben geschöpft hatte. Weniger bekannt, aber von hohem zeitgeschichtlichen Interesse ist ein anderer Roman Immermanns, „Die Epigonen", der den beginnenden Klassenkampf zwischen Feudalismus und Industrialismus schildert. Doch war Immermann keine revolutionäre Natur, sondern all sein Lebtag der altpreußisch-stramme Beamte.

3. Revolutionäre Literatur. Heine

Wenn in diesen Dichtern der revolutionäre Gedanke überhaupt noch nicht oder doch erst schwach aufblitzte, so leuchtete er in anderen bereits so hell auf, dass sie – freiwillig oder unfreiwillig – im Auslande leben mussten, weil ihr freies und kühnes Wort in Deutschland unmöglich war.

Graf August von Platen (1796-1835) entstammte einem Junkergeschlecht, das in der Geschichte der deutschen Höfe durch oft genug unrühmliche Taten bekanntgeworden ist. Er selbst war von Beruf bayerischer Offizier und ist, solange er lebte, auf die Gnade des bayerischen Königs Ludwig angewiesen gewesen. Gleichwohl hat er der politisch-revolutionären Lyrik die Bahn in die deutsche Literatur geöffnet. Er begann mit einer Rebellion gegen den unsäglichen Verfall der Romantischen Schule, einer Rebellion in literarischen Formen, aber nur deshalb in literarischen Formen, weil eine politische Rebellion noch nicht möglich war, weil, wie Platen sang, nur ein freies Volk eines Aristophanes würdig sei.

Angeekelt von den deutschen Zuständen, ging Platen gegen Ende der zwanziger Jahre nach Italien, wohin ihn nicht nur die Reize der Natur und die Schätze der Kunst lockten, sondern wo er auch in der Mitte eines Volkes lebte, das ungebärdig an seinen Ketten zu rütteln begann. Namentlich seit der Julirevolution trat Platen unerschrocken den europäischen Gewaltherrschern entgegen. In Gedichten von ehernem Klange brandmarkte er die Petersburger Knute und die Fuchtel von Berlin; in dem geflügelten Worte vom Rubel auf Reisen geißelte er die Korruption, durch die der zarische Despotismus das westliche Europa zu verseuchen drohte. Einsam im Leben, ist Platen auch einsam im Tode gewesen; er starb, noch nicht 40 Jahre alt, in Syrakus, mehrere Jahre, ehe sich die politische Dichtung entfaltete, deren Vertreter fast alle, Freiligrath, Herwegh, Prutz, Dingelstedt, ihn als ihren Meister gefeiert haben.

Kein Dichter wie Platen, aber ein bedeutender Schriftsteller war Ludwig Börne (1786-1837). Er wurde in der Frankfurter Judengasse geboren und hat in seinen jungen Tagen noch alles Elend durchgekostet, womit die Juden in Deutschland bedrängt wurden, ehe die Franzosen kamen und ihnen eine bessere Lage schufen. Auch Börne begann mit einer literarischen Rebellion; er machte sich zuerst als geistreicher Theaterkritiker bekannt. Dann aber kam er bald mit den herrschenden Klassen seiner Vaterstadt hart aneinander, die sich zwar eine Freie Stadt nannte, aber halb noch im Moder des mittelalterlichen Pfahlbürgertums steckte, halb ein moderner Geldmarkt geworden war, den geistige Interessen durchaus nicht kümmerten. Um sich den Verfolgungen zu entziehen, die ihm sein freies Wort zugezogen hatte, ging Börne bereits 1822 nach Paris, von wo er durch seine Pariser Briefe den deutschen Despoten einen unerbittlichen Krieg machte, der sie um so empfindlicher traf, je ätzender Börnes Witz war.

Dennoch war Börnes Gedankenwelt beschränkt. Er lebte in kleinbürgerlich-demokratischen Anschauungen, und seiner politisch-sozialen Erkenntnis waren bestimmte Grenzen gezogen. Ihm fehlte der tiefere Blick für die deutsche Philosophie wie für den französischen Sozialismus. In dieser Beziehung wurde er weit übertroffen durch einen Mann, den heute noch, als weile er unter den Lebenden, Fürsten, Junker und Pfaffen durch einen wilden Hass ehren.

Heinrich Heine (1797-1856) nimmt eine ganz einzige und unvergleichliche Stellung nicht nur in der deutschen, sondern in der Weltliteratur ein. Es gibt keinen modernen Dichter sonst, in dessen Werken die Farben und Formen der drei großen Weltanschauungen, die sich im Laufe eines Jahrhunderts abgelöst haben, so harmonisch ineinander spielen, harmonisch in der geschlossenen Einheit der künstlerischen Persönlichkeit. Heine nannte sich selbst den letzten Fabelkönig der Romantik, und doch hat er die Romantik mit heller Stimme aus der Welt gelacht. Heine hat immer für die Ideen der bürgerlichen Freiheit gekämpft, und doch hat er alle Halbheit und Zwiespältigkeit des bürgerlichen Liberalismus mit glühendem Eisen gebrannt. Heine hat sich nicht wenig darauf zugute getan, dass er den Kommunismus in seiner leibhaftigen Wirklichkeit entdeckt und immer wieder seinen unaufhaltsamen Sieg in der Zukunft vorhergesagt habe, und doch hat er das innere Grauen vor dem Kommunismus nie überwunden.

Wie Börne, war auch Heine ein geborener Jude. Wenn beide frühzeitig zum Christentum übergetreten sind, so taten sie es nicht um äußerer Vorteile willen, sondern weil nach Heines treffendem Worte damals der Taufzettel den Eintrittsschein zur europäischen Kultur bedeutete, weil die Befreiung vom Judentum, das in Deutschland noch tief in mittelalterlicher Barbarei steckte, in keiner anderen Form möglich war. Ähnlich steht es um den Napoleonkultus, den Heine in seinen jungen Jahren pflegte und den er oft als angebliche Vaterlandslosigkeit hat büßen müssen. Indem Napoleon das Joch, das sie in Schmutz und Staub drückte, von den Schultern der Juden nahm, öffnete er ihnen die Pforten der modernen Bildung, und sie wären Toren gewesen, wenn sie sich nicht lieber für Napoleon begeistert hätten als für die borussischen Friedrich Wilhelme und die sonstigen deutschen Landesväter.

Heine begann in den zwanziger Jahren mit seinen Reisebildern, keck hingeworfenen Skizzen, in denen er aus unerschöpflichem Köcher die Pfeile seiner Satire gegen die spießbürgerlichen Auswüchse des deutschen Lebens richtete, und dazwischen Gedichten, die er später im „Buch der Lieder" gesammelt hat, Gedichten, die an lyrischer Kraft und Zartheit sich nur mit den Gedichten des jungen Goethe vergleichen ließen. Dann erweckte ihn die Julirevolution zum politischen und sozialen Kampfe; Heine eilte nach Paris und arbeitete in den dreißiger Jahren daran, die Schranken niederzureißen, die zwischen den beiden großen Kulturvölkern des europäischen Festlandes bestanden und von den Despoten mit Recht als die stärksten Bollwerke ihrer Macht geschätzt wurden.

Heine enträtselte den Franzosen die Geheimnisse unserer klassischen Philosophie und offenbarte ihnen dadurch die geistige Ebenbürtigkeit der deutschen Nation; den Deutschen aber schilderte er in den Briefen, die er für die „Allgemeine Zeitung" in Augsburg schrieb, das französische Leben nach all seinen politischen, sozialen, künstlerischen und literarischen Ausstrahlungen. In diesen Briefen kommt Heine wieder und wieder auf die Unbesiegbarkeit des Kommunismus als einer proletarischen Massenbewegung zurück, mit derselben prophetischen Sicherheit, womit er den Franzosen sagte, dass die deutschen Handwerksburschen die Erben unserer klassischen Literatur und Philosophie seien.

Als Vermittler zwischen deutscher und französischer Kultur hat Heine eine historische Aufgabe erfüllt, deren zivilisatorische Bedeutung der offizielle Patriotismus von heute nur in seiner nationalen, politischen und sozialen Beschränktheit bestreiten kann. Er rächt sich an Heine durch die Nachrede, dass dieser sich vom französischen Bürgerkönigtum habe bestechen lassen, um die französische Korruption zu hätscheln und die deutsche Jungfräulichkeit zu schmähen. Der hämische Klatsch beschränkt sich darauf, dass Heine, wie viele andere europäische Flüchtlinge, eine Jahrespension von dem französischen Ministerium Guizot annahm, als der Deutsche Bundestag durch einen schuftigen Gewaltstreich alle Schriften Heines, Börnes und des sogenannten Jungen Deutschlands verboten hatte, nicht nur die schon veröffentlichten, sondern auch die noch zu veröffentlichenden, wodurch Heine brotlos gemacht wurde. Soll es denn eine nationale Schmach sein, dass ein deutscher Dichter von der Gnade einer französischen Regierung gelebt hat, so fällt diese Schmach nicht auf Heine, den nichts verpflichtete, zu Ehren der Habsburger und Hohenzollern zu verhungern, und auch nicht auf die französische Regierung, die den Opfern einer schamlosen Verfolgung ihren Schutz gewährte, sondern auf den Deutschen Bundestag, den Büttel der deutschen Fürsten.

Unter dem Einfluss Börnes und Heines entstand in Deutschland selbst das Junge Deutschland, eine Gruppe von vier oder fünf Schriftstellern (Ludolf Wienbarg, Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Theodor Mündt), die unter dem Drucke des deutschen Despotismus nur zu einer halben und nach dem nichtswürdigen, auch gegen sie gerichteten Gewaltstreich des Bundestags vollends zusammenbrechenden Opposition gelangte. Die Waffen, die ihren matten Händen entsanken, nahm nunmehr die Hegelsche Philosophie auf, die ihre revolutionäre Seite hervorzukehren begann, sobald sich neues Leben in Deutschland regte.

4. Philosophie und Proletariat. Weitling

Während die älteren Hegelianer fortfuhren, an den Worten des Meisters zu klauben, entsannen sich die jüngeren Schüler Hegels, die sich in den von Ruge geleiteten „Hallischen Jahrbüchern" ein eigenes Organ gründeten, dass der innere Kern dieser Philosophie nicht das System, sondern die Methode, nicht die Ruhe, sondern die Unruhe, nicht der Stillstand, sondern die Entwicklung sei.

Aber da die Politik in Deutschland immer noch ein von dichten Dornen umhegtes Gebiet war, so nahmen sie es zunächst mit der Religion auf, der ideologischen Begleiterscheinung des deutschen Despotismus, wie es ohnehin ihrer ideologischen Geistesrichtung entsprach. Sie knüpften an die Evangelienkritik der bürgerlichen Aufklärung an, die zu keinem endgültigen Ergebnis, sondern nur zu der Frage geführt hatte, die Lessing dem Sinne nach dahin zusammenfasste: Wenn die Evangelien Märchen und Sagen sind oder gar Lug und Trug sein sollen, wie ist es dann möglich, dass sich aus diesem sumpfigen Untergrunde eine weltgeschichtliche Erscheinung wie die christliche Religion hat entwickeln können.

David Friedrich Strauß (1808-1874) beantwortete in seinem Leben Jesu, das 1835 erschien, diese Frage zwar auch noch nicht, indem er die evangelischen Berichte über Jesu Leben und Lehre der wissenschaftlich strengen Kritik unterwarf, die in der Schule der klassischen Philosophie herangereift war. Was er Unglaubwürdiges und offenbar Erdichtetes in ihnen fand, erklärte er nicht mehr für Lug und Trug, sondern für das bewusstlos geschaffene Erzeugnis der ersten christlichen Gemeinden, die auf Jesum alle messianischen Hoffnungen des jüdischen Volkes übertragen hätten. Damit war das eigentliche Problem noch nicht gelöst, ja insofern noch dunkler gemacht, als nun zu erklären blieb, wie ein junger jüdischer Rabbi mit menschenfreundlichen Gesinnungen, mit einer nicht immer einwandfreien Moral und mit der immerhin bescheidenen Fähigkeit, artige Gleichnisse vorzutragen – und mehr blieb von Jesus nach Straußens Kritik nicht übrig –, eine neue Weltreligion habe stiften können.

Hatte Strauß nun aber die Evangelien nicht mehr als heilige Schriften, sondern als weltliche Geschichtsquellen anerkannt, so ging Bruno Bauer (1809-1882) über ihn hinaus, indem er sie als Geschichtsquellen überhaupt verwarf und sie nur als Geistesprodukte ihrer Zeit gelten ließ. An der Hand der weltlichen Geschichte des römischen Weltreichs in den beiden ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung unterwarf er sie einer einschneidenden Untersuchung und wies nach, dass alle ihre Gedanken und Vorstellungen in der griechisch-römischen und jüdischen Literatur vorhanden gewesen seien, lange vor der Niederschrift der Evangelien.

War dem so, dann konnten diese Gedanken und Vorstellungen nicht erst von Jesus verkündet worden sein, um sich danach mit siegender Gewalt den Erdkreis zu unterwerfen. Bruno Bauer bestritt sogar, dass Jesus jemals gelebt habe, und wenn er darin zu weit gegangen sein mag, so wurde diese Frage doch ganz nebensächlich gegenüber dem Endergebnis seiner Kritik: Es hat nie ein Christentum gegeben, das, fix und fertig aus dem Judentum entstanden, mit bereits feststehender Glaubens- und Sittenlehre die Welt erobert hat; das Christentum ist der griechisch-römischen Welt nicht aufgenötigt worden, sondern es ist vielmehr, in seiner Gestalt als Weltreligion, das eigenste Produkt dieser Welt.

Damit glaubte Bauer die letzte Schranke niedergeworfen zu haben, die den Eingang in die weltliche und wirkliche Geschichte versperrte. Aber bei aller Schärfe seiner Kritik blieb er in der Hegelschen Philosophie befangen, die nicht die Ideen aus der Wirklichkeit, sondern die Wirklichkeit aus den Ideen, die Begriffe nicht aus den Dingen, sondern die Dinge aus den Begriffen ableitete. Bruno Bauer bildete sich ein, mit seiner reinen Kritik, wie auf religiösem, so auch auf politisch-sozialem Gebiete aufräumen zu können, wo er sich deshalb niemals zurechtgefunden hat. Wenn Strauß immer ein halber Philister blieb, der nicht nur die proletarische Revolution schmähte, sondern auch die bürgerliche Revolution bekämpfte, so ist Bruno Bauer zwar niemals dem neudeutschen Reichspatriotismus verfallen, aber auf seinen politisch-sozialen Irrfahrten selbst bis in die Arme der „Kreuz-Zeitung" gelangt.

Über ihn hinaus wieder ging Ludwig Feuerbach (1804-1872), indem er der Hegelschen Philosophie selbst den Prozess machte, indem er nachwies, dass sie die letzte Stütze der Theologie sei, dass, wer die Hegelsche Philosophie nicht aufgebe, auch die Theologie nicht aufgeben könne. Die Hegelsche Lehre, dass die Wirklichkeit aus der Idee, die Dinge aus den Begriffen hervorgingen, sei nur der philosophische Ausdruck dafür, dass Gott die Welt erschaffen habe. In seiner Schrift über das Wesen des Christentums setzte Feuerbach den wirklichen Menschen wieder in seine Rechte ein. Er sagte: Erwachsen aus der Wirklichkeit, die unabhängig von aller Philosophie besteht, ist der Mensch dem Menschen das höchste Wesen. Es gibt nichts außer den Menschen und der Natur; die himmlischen Wesen sind nur Schöpfungen der menschlichen Phantasie, sind nur phantastische Rückspiegelungen des menschlichen Wesens. Wie der Mensch dem Menschen das höchste Wesen ist, so ist das höchste Gesetz des Menschen nicht die Gottes-, sondern die Menschenliebe.

Feuerbach brach gänzlich mit dem philosophischen Idealismus und verkündete den philosophischen Materialismus. Aber auch für ihn blieb ein letzter Schritt übrig, den er nicht zu tun vermochte. Im Sinne seiner Philosophie immer ein fester Demokrat, war er den Regierungen in hohem Maße verdächtig. Er gelangte auf keinen akademischen Lehrstuhl, und seine ehrenvolle Armut fesselte ihn an ein einsames Dorf, wo ihm die historische Welt mehr oder minder verschlossen blieb. Sein Materialismus blieb auf die Natur beschränkt, was er selbst oft als eine Unzulänglichkeit empfand, ohne doch je zu einer klaren Würdigung der Tatsache zu gelangen, dass der Mensch nicht bloß in der Natur, sondern auch in der Gesellschaft lebt, dass der Materialismus also nicht nur Natur-, sondern auch Gesellschaftswissenschaft ist.

Während sich so die deutsche Philosophie revolutionär zu entwickeln begann, hatte eine ähnliche Entwicklung auch im deutschen Proletariat eingesetzt, unter den deutschen Handwerksburschen, die im Auslande lebten, sei es, weil sie nach 1830 von der Reaktion über die Grenze getrieben waren, sei es, weil sie auf der Wanderschaft im Auslande hängengeblieben waren. Ziemlich gleichzeitig, um das Jahr 1835, entstanden geheime Organisationen deutscher Handwerksburschen in Paris und in der Schweiz, dort als Bund der Geächteten, hier als Junges Deutschland, das sich an das Junge Europa unter der Leitung des italienischen Revolutionärs Mazzini anschloss. In beiden Geheimbünden herrschte die bürgerlich-demokratische Richtung vor. Das Junge Deutschland hatte in der Schweiz zunächst freieren Spielraum, wurde aber auf Andrängen des Deutschen Bundestages von den schweizerischen Regierungen unterdrückt. Im Bunde der Geächteten aber gewannen die proletarischen Tendenzen mehr und mehr das Übergewicht; er wandelte sich in den Bund der Gerechten um, der enge Beziehungen mit der Gesellschaft der Jahreszeiten anknüpfte, aber so auch in deren Katastrophe verwickelt wurde. Er siedelte nunmehr nach London über. Hier stifteten einige seiner Mitglieder am 7. Februar 1840 den Kommunistischen Arbeiterverein, der heute noch besteht. In Paris aber sammelte der Schneider Weitling die zersprengten Elemente und begab sich dann in die Schweiz, um die kommunistische Propaganda zu betreiben.

Wilhelm Weitling (1808-1871) ist der erste deutsche Arbeiter, der bahnbrechend in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung wie in der Geschichte des Sozialismus gewirkt hat. Sein Vater war ein französischer Offizier, der auf dem russischen Feldzuge Napoleons verschollen ist, seine Mutter eine arme Arbeiterin, die mit aller aufopfernden Liebe dem heranwachsenden Knaben das Elend eines unehelichen Proletarierkindes wohl mildern, aber nicht ersparen konnte. Was ihm seine Abstammung jedoch gewährte, war die Freiheit von allem borussischen Patriotismus; als die Zeit herankam, wo Weitling ins preußische Heer eintreten sollte, packte er seinen Ranzen und wanderte in die weite Welt hinaus.

In Wien fand er reichliche Arbeit als Damenschneider, jedoch setzte er bald seinen Stab weiter nach Paris, aus Sehnsucht nach Kameraden, wie er sie im Bunde der Gerechten fand. Das reiche Leben des französischen Sozialismus eröffnete ihm eine neue Welt, und es wurde sein historisches Verdienst, in dies vielstimmige und manchmal auch sinnverwirrende Konzert die proletarische Note zu tragen. Bauten sich alle sozialistischen Systeme, wie verschieden sie unter sich sein mochten, auf der gemeinsamen Voraussetzung auf, dass den arbeitenden Klassen nur durch die Einsicht und das Wohlwollen der besitzenden Klassen geholfen werden könne, so verwarf Weitling diesen „verfluchten Unsinn" und verkündete offen, dass die Arbeiterklasse nur durch sich selbst emanzipiert werden könne. Weitling gewann diese Erkenntnis früher, klarer und schärfer als die französischen Sozialisten Cabet, Louis Blanc und Proudhon, die, jeder in seiner Art, um das Jahr 1840 Arbeiterbewegung und Sozialismus zu versöhnen unternahmen.

Weitling verleugnete nicht den Sozialismus als solchen, um auf die ehemaligen Hungeraufstände von Lyon und Manchester zurückzusehen. Aber er entkleidete den Sozialismus seines allgemein menschlichen, auf eine friedliche Propaganda beschränkten Charakters und begründete ihn auf den Gegensatz der arbeitenden und der besitzenden Klassen, der niemals versöhnt, sondern nur dadurch aufgehoben werden könne, dass eine revolutionäre Aktion des Proletariats die kapitalistische in die sozialistische Gesellschaft umwälze. Geistig blieb Weitling in hohem Grade von den westeuropäischen Sozialisten abhängig, aber er öffnete einen Weg aus der Sackgasse, worin sie alle steckten; er brach eine Pforte durch die Mauer, auf der alle sozialistischen Systeme wie die Bilder einer magischen Laterne kamen und verschwanden.

Die Agitation Weitlings in der Schweiz machte geradezu ein europäisches Aufsehen. Für die herrschenden Klassen war sie eine peinliche Überraschung, wie wenn Kinder, die mit dem Feuer spielen zu können glauben, plötzlich den Schmerz verbrannter Finger empfinden. Für diese Klassen war der friedliche Sozialismus so etwas wie eine Modesache geworden; es machte sich so schön und war so wohlfeil, Gefühle großherzigen Mitleids herauszuhängen, die den gefühlvollen Herzen keinen Deut kosteten. Nun aber drehte ein leibhaftiger Proletarier die Medaille um und zeigte auf ihrer Kehrseite ein Medusenantlitz. Und dieser Proletarier führte eine Sprache, die in ihrer urwüchsigen Kraft, ihrer stürmischen Beredsamkeit und nicht zuletzt auch in ihrer Fülle einleuchtender Gedanken die lederne Literatur der bürgerlichen Professoren weit überflügelte.

Bei alledem aber war Weitling noch kein moderner Proletarier. In den Ländern, die er kannte, Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz, gab es eine große Industrie noch gar nicht oder erst in bescheidenen Anfängen; Weitling war nur erst der Dolmetsch des proletarisierten Handwerks. Er wusste nicht, dass erst die große Industrie die Mittel und Möglichkeiten schafft, die kapitalistische in die sozialistische Gesellschaft umzuwälzen, und er wusste auch nicht, dass die große Industrie im modernen Proletariat das Heer erzeugt und schult, das diese Umwälzung zu vollbringen vermag; er wurde sich niemals klar darüber, dass sich die Arbeiterklasse im Kampfe um ihre Emanzipation die Waffen und Werkzeuge dieser Emanzipation rüstet.

Deshalb wurde die Revolution für ihn das, was für die utopischen Sozialisten der rettende König oder der rettende Millionär gewesen war; sie sollte die alte Gesellschaft umstürzen, um nach mehr oder minder genialem Plan eine neue Gesellschaft einzurichten. Insoweit blieb auch Weitling noch Utopist. Wie scharfsinnig er den Plan einer neuen Gesellschaft zu entwerfen wusste, so konnte auch die scharfsinnigste Utopie nicht das Ziel des proletarischen Emanzipationskampfes werden.

Wie im Ziele, so ging Weitling in den Mitteln irre. Da er noch nicht das großindustrielle Proletariat, sondern nur erst das proletarisierte Handwerk kannte, so setzte er all seine Hoffnung auf die wachsende Verelendung der Massen. Er wollte die kapitalistische Unordnung auf den höchsten Gipfel treiben, die arbeitenden Klassen in das grenzenloseste Elend werfen. In ihrer Verzweiflung sah er den wirksamsten Hebel der Revolution, und er rechnete sogar auf das Lumpenproletariat, indem er den Diebstahl als letzte Waffe der Armen gegen die Reichen empfahl. An diesen inneren Widersprüchen musste Weitlings Agitation scheitern, auch wenn die europäischen Regierungen nicht sofort gegen sie mobil gemacht hätten. Weitling konnte noch nicht der Feldherr der modernen Arbeiterbewegung werden, aber ihr Prophet ist er gewesen, wie Ludwig Feuerbach ihn treffend taufte.

5. Unterm romantischen Könige

Inzwischen hatte sich die deutsche Bourgeoisie seit der Mitte der dreißiger Jahre kräftig entwickelt, und sie begann nun auch politische Ansprüche zu erheben.

Je mehr sich Handel und Wandel hoben, desto eindringlicher predigten die Verschiedenheit der Münzfüße, der Ellen- und Gewichtsmaße, die zahllosen Portotarife in dem zerrissenen Deutschland die Notwendigkeit der nationalen Einheit, um so empfindlicher machte sich die Vernachlässigung des Verkehrswesens durch den Bundestag, seine erbärmliche Vertretung der Handels- und Wirtschaftsinteressen gegenüber dem Auslande geltend.

Die wachsende Unzufriedenheit der Bourgeoisie kam zum ersten Ausbruch, als im Jahre 1840 der preußische König starb. Er hatte das feierliche Verfassungsversprechen, das er in den Tagen der Not gegeben hatte, aufs schnödeste gebrochen, aber er konnte es nicht völlig aus der Welt schaffen, da die französische Fremdherrschaft den preußischen Staat an den Rand des Abgrunds gedrängt und ihn gezwungen hatte, im Jahre 1820 seinen Gläubigern zu versprechen, dass er ohne Mitgarantie von Reichsständen keine neue Anleihe aufnehmen werde. Die Staatsgläubiger ließen sich nun nicht so leicht wie die Untertanen ein X für ein U machen. Hatte sich das preußische Finanzwesen unter dem alten König noch mit Ach und Krach hingeschleppt, so ließen sich neue Anleihen nicht mehr hinausschieben, um den aus militärischen wie ökonomischen Gründen drängenden Ausbau des Eisenbahnnetzes zu ermöglichen.

Mit der Thronbesteigung des neuen Königs hoffte die Bourgeoisie an ihr Ziel gelangt zu sein. Friedrich Wilhelm IV. war ein ungleich begabterer Geist als sein Vater, und man wusste, dass er die verknöcherte Bürokratie hasste, der so gar kein Verständnis für die Bedürfnisse der Bourgeoisie beizubringen war. Allein dabei waltete ein tragikomisches Missverständnis vor. Durch und durch Romantiker, wie der neue König war, hasste er die Bürokratie zwar, allein nicht, weil sie ihm zu reaktionär, sondern weil sie ihm noch zu revolutionär war; alle seine Sympathien gehörten dem feudalen Adel, dessen soziale Vorherrschaft er ganz in mittelalterlicher Weise wiederherzustellen bemüht war. Er weigerte sich, das Verfassungsversprechen seines Vaters auszuführen, und die Bourgeoisie hatte nicht den nötigen Mut, ihn dazu zu zwingen; die Flugschrift Johann Jacobys Vier Fragen eines Ostpreußen, worin sie aufgefordert wurde, die Einlösung des königlichen Versprechens als ihr Recht zu verlangen, fand in ihr nur einen schwächlichen Widerhall.

Jedoch die Finanznot ließ nicht mit sich spaßen. Sie wuchs von Jahr zu Jahr und zwang den König endlich im Jahre 1847, die acht Provinziallandtage, eine völlig bedeutungslose, schon von seinem Vater eingerichtete Scheinvertretung der Provinzen, zu einem Vereinigten Landtage zusammenzuschließen und nach Berlin zu berufen, angeblich, um das Verfassungsversprechen auszuführen, tatsächlich, um eine „Pumpanstalt des Absolutismus" zu schaffen. So leicht ließ sich die Bourgeoisie nun aber doch nicht übertölpeln. Der Vereinigte Landtag verlangte erst die Sicherung konstitutioneller Rechte, ehe er eine neue Anleihe genehmigte, und antwortete auf alle gemütvollen Vorstellungen des Königs durch den Mund Hansemanns: In Geldsachen hört die Gemütlichkeit auf. So war der König am Rande seiner Weisheit.

Inzwischen entstand ihm noch ein gefährlicherer Feind in dem Proletariat, das mit der Bourgeoisie wächst und sie wie ihr Schatten begleitet. Die vierziger Jahre sahen die Anfänge des deutschen Massenproletariats. Die große Industrie und der große Handel begannen das Handwerk aufzureiben und die kleinbürgerlichen Lebensformen zu zerstören, in denen die städtische Bevölkerung bisher vegetiert hatte. Auf dem platten Lande aber verbürgerlichte mehr und mehr der feudale Großgrundbesitz, indem er sich auf Kartoffelbrennerei und Runkelrübenwirtschaft warf und die kleinen Bauern massenhaft enteignete, um die nötigen Arbeitskräfte zu gewinnen, die er, selbst nach amtlichen Berichten, den traurigsten Zuständen überlieferte. Wie im ländlichen Proletariat, so herrschte auch im verfallenden Handwerk und unter den großindustriellen Arbeitern: ein unerträgliches Elend, am schlimmsten jedoch waren die hausindustriellen Proletarier, namentlich der schlesischen Textilindustrie, daran, die noch mit beiden Füßen im feudalen Schlamme steckten, während ihr Leib schon vom heftigsten Wirbelwinde des kapitalistischen Konkurrenzkampfes geschüttelt wurde.

Sich selbst zu helfen, fehlten dem neuen Proletariat alle Waffen zu Schutz und Trutz. Das Kapital mochte je nach Vorteil oder auch nur Laune die Proletarier massenhaft aufs Pflaster werfen, aber jeder Widerstand der Arbeiter, und sei es auch nur in der schüchternsten Form der Arbeitseinstellung, wurde vom Knüttel der Polizei erbarmungslos niedergeschlagen. Die vollkommenste Rechtlosigkeit der Arbeiterklasse war der vornehmste Rechtstitel des christlich-germanischen Staates.

In dem neuen Proletariat konnte auch noch kein proletarisches Klassenbewusstsein erwachen. Es war eine in sich sehr verschiedene Masse; betäubt vom Sturz in den Abgrund, vermochte es noch nicht zu erkennen, dass seine Not künstlich geschaffen war im Interesse der herrschenden Klassen und dass sie nur im Kampfe mit diesem Interesse beseitigt werden konnte. Es suchte sein düsteres Los, das ihm unabwendbar schien, im Rausche zu vergessen, und einen Vorzug hatte die neue Ordnung der Dinge allerdings für die Armen: den Kartoffelschnaps lieferte sie spottwohlfeil.

Allein auf die Dauer lässt sich der moderne Proletarier nicht gewaltsam entmenschen; wo sich dieser Prozess für immer zu vollziehen droht, findet auch der Schwächste noch einen Stachel gegen seine Peiniger. Um die Mitte der vierziger Jahre kündigten sich in gewaltsamen Tumulten, deren größter sich in dem Juni 1844 in den schlesischen Weberdörfern Langenbielau und Peterswaldau abspielte, die Vorboten der Revolution an. Es waren plan- und ziellose Hungeraufstände, wie diejenigen, mit denen einst die englische und die Französische Revolution begonnen hatten; sie führten nur zum Verderben der Rebellen selbst. Aber in ihrem allseitigen Hervorbrechen waren sie ein bedeutsames Zeichen dafür, dass die proletarischen Massen sich nun auch in Deutschland ihres unveräußerlichen Rechts auf ein menschenwürdiges Dasein zu entsinnen begannen.

Wenn danach die Bourgeoisie nicht den Willen und das Proletariat noch nicht die Kraft hatte, mit dem Despotismus abzurechnen, so fiel diese Aufgabe abermals der Literatur und der Philosophie zu. Die vierziger Jahre wurden die Blütezeit der politischen Lyrik. Ähnliche Triumphe hat kaum jemals, weder vorher noch nachher, ein deutscher Dichter gefeiert wie Georg Herwegh (1817-1875), als er im Jahre 1841 die „Gedichte eines Lebendigen" herausgab. In ihnen loderte eine ungestüme Kampflust auf, die das Schwert aus der Scheide riss, noch ohne zu wissen, in wessen Herz es gestoßen werden solle. Mag ein Geschlecht, das an den praktischen Ernst politischer und sozialer Kämpfe gewöhnt ist, manchmal über das unklare Pathos dieser Gedichte lächeln, so wird mehr als eins von ihnen doch erst mit der deutschen Sprache untergehen, und mit Herweghs Lied auf den Lippen ist manch tapferer Kämpfer für die Freiheit gefallen.

Leider war diesem Dichter nur ein kurzer Liederfrühling beschieden. Er hatte schon ausgesungen, als Freiligrath, ergriffen von der wachsenden Not des Volkes, sich der politischen Lyrik zuwandte. Dieser Westfale war aus einem Kernholz geschnitzt, das nur langsam in Brand geriet, aber dann um so länger flammte und leuchtete. Wenn er auch nicht so melodisch sang wie Herwegh und in seiner knorrigen Art manchmal ans Zerrbild streifte, so übertraf er ihn an revolutionärer Gestaltungskraft, und er erkannte früher, dass die Hoffnung und die Zukunft der Nation in ihrer Arbeiterklasse beruhe. Freiligrath wurde der erste Dichter des deutschen Proletariats und hat ihm seine gewaltigsten Lieder gewidmet.

Wie Freiligrath, stammte auch Georg Weerth aus Detmold. Er feierte in seinen Gedichten die soziale Revolution, für die er noch lieber kämpfte als sang, so dass er seine Lieder nicht einmal gesammelt hat. Manche von ihnen mögen noch in heute vergessenen Zeitschriften ruhen, aber was davon lebendig geblieben ist, das stellt diesen Dichter ebenbürtig neben Freiligrath.

Andere politische Lyriker der vierziger Jahre (Hoffmann von Fallersleben, Dingelstedt, Beck, Prutz) drangen nicht bis zum Verständnis der aufkeimenden Arbeiterbewegung vor, und von ihnen hat sich nur einzelnes erhalten. Um so unsterblicher leben Heines Satiren aus dieser Zeit, sein Sommernachtstraum „Atta Troll" und namentlich sein Wintermärchen Deutschland – dichterische Gebilde, die allein genügen würden, ihrem Schöpfer einen Platz unter den großen Dichtern aller Zeiten zu sichern.

Diese politische Lyrik wurde mehr oder weniger beeinflusst durch die revolutionäre Entwicklung der Hegelschen Philosophie. Nachdem Ludwig Feuerbach mit ihrem Idealismus völlig gebrochen und sich dem naturwissenschaftlichen Materialismus zugewandt hatte, taten Karl Marx und Friedrich Engels den entscheidenden Schritt, den Materialismus auch als Gesellschaftswissenschaft zu begründen.

6. Marx und Engels

Karl Marx (1818-1883) war der Sohn eines Advokatanwalts in Trier. Er genoss in seinem Elternhause eine sorgfältige Erziehung, doch atmete er in ihm noch nicht revolutionäre Luft. Das ist für den jungen Marx in einer Beziehung ebenso entscheidend gewesen wie in anderer Beziehung die Tatsache, dass er in dem Teile Deutschlands geboren wurde, der vom Pfluge der Französischen Revolution am gründlichsten durchackert worden war.

Nach ein paar lustigen Semestern, die der Jüngling an der rheinischen Universität Bonn verlebt hatte, und nach seiner frühzeitigen Verlobung mit einem Mädchen, das sich zu einer ebenso hochherzigen Freundin der Arbeiterklasse entwickeln sollte wie Karl Marx selbst, sandte der besorgte Vater, der deutscher und selbst preußischer Patriot war, das junge übermütige Blut nach Berlin, um solide und vernünftig zu werden. Den jungen Marx, der seine sonnige Heimat liebte, lockte sonst nichts nach Berlin, am wenigsten die Hegelsche Philosophie, die ihm vollkommen fremd war. Nur ein Zufall führte ihn in den Kreis der Berliner Junghegelianer, der sich um Bruno Bauer versammelt hatte. An diesen schloss sich Karl Marx aufs engste an, eben zur Zeit, wo in Bauer die Gedanken seiner epochemachenden Evangelienkritik zu reifen begannen.

Indem Bauer die christliche Religion als geistiges Produkt der antiken Welt nachzuweisen unternahm, war namentlich auch ein gründliches Studium der griechisch-römischen Philosophenschulen notwendig, deren Lehren auf die Gestaltung des christlichen Glaubens eingewirkt hatten. So wurde die historische Darstellung dieser Schulen die erste wissenschaftliche Arbeit, an die sich Karl Marx wagte. Ein Bruchteil davon ist uns in seiner Doktordissertation erhalten. Es zeigt ihn noch tief versunken in der Hegelei, aber doch auch schon als souveränen Beherrscher ihrer dialektischen Methode. In den Kreisen der Berliner Junghegelianer hat Marx unzweifelhaft viel gelernt.

Dennoch lief dieser aufsteigende Pfad seines Lebens hart an einem gefährlichen Abgrunde hin. Die Junghegelianer verstanden, die Lehre des Meisters auf religiösem Gebiete umzugestalten, aber sie verstanden es nicht auf politischem und sozialem Gebiete. Namentlich die Berliner Junghegelianer waren in dieser Beziehung vollkommen hilflos, worüber sie sich mit der Vorspiegelung zu trösten suchten, dass politische und soziale Fragen tief unter der Würde der Philosophie ständen. In Berlin fehlte der kräftige Rückhalt, den die reich entwickelte Industrie der Rheinlande dem bürgerlichen Rechtsbewusstsein bot. Berlin war eine Militär- und Residenzstadt mit einer überwiegend kleinbürgerlichen Bevölkerung, die sich höchstens durch boshaften und kleinlichen Klatsch dafür rächte, dass sie die Faust erst heimlich in der Tasche zu ballen wagte. Sobald der Kampf der Zeit praktisch zu werden begann, trat Berlin weit hinter Köln und auch Leipzig zurück. In Berlin stieß die Philosophie, die aus den Wolken herabstieg, auf keinen Boden, worauf sie gehen lernen, auf keine reellen Interessen, an denen sie sich zurecht tasten konnte.

So entscheidend deshalb für den jungen Marx sein zeitweiliger Aufenthalt in Berlin wurde, so entscheidend wurde es für ihn, dass er in seine Heimat zurückkehrte und hier sofort in praktische Kämpfe gezogen wurde: als Mitarbeiter der „Rheinischen Zeitung", die von Camphausen und Hansemann, den Führern der rheinischen Bourgeoisie, gegründet worden war, um die Interessen dieser Klasse zu vertreten. Das Blatt war kein revolutionäres Organ; es war selbst bereit, unter der Fahne des preußischen Staates zu kämpfen, wenn er dem ökonomischen Fortschritt den geistigen und politischen Fortschritt folgen lasse.

Aber die Berliner Regierung war viel zu beschränkt, um zu verstehen, wo ihr wahres Interesse lag. Sie steifte sich um so mehr auf ihre ostelbische Rückständigkeit, je kräftiger die „Rheinische Zeitung" sie auf die Höhe der modernen bürgerlichen Gesellschaft vorantreiben wollte. Dieser Konflikt verschärfte sich von Tag zu Tag und gab bald den radikaleren Mitarbeitern des Blattes das Heft in die Hand. Unter ihnen war Marx wie der Jüngste, so der Begabteste; er zeichnete sich durch seine Beiträge so aus, dass er im Oktober 1842 der politische Leiter des Blattes wurde.

Seine ersten Arbeiten befassten sich mit der Frage der Pressfreiheit und gehören heute noch zu dem Schönsten, was je über diese Frage geschrieben worden ist. Zugleich aber wurde Marx durch die Verhandlungen des rheinischen Provinziallandtages über ein Holzdiebstahlgesetz, über Freihandel und Schutzzoll usw. auf das Gebiet der materiellen Interessen geführt, wo ihn die ideologischen Gesichtspunkte der Hegelschen Philosophie nicht zurechtweisen konnten. Deshalb ließ er sich nicht abhalten, diese Fragen zu studieren, obgleich er dadurch mit seinen Berliner Freunden auseinander kam.

Ebenso machte er sich daran, den französischen Sozialismus, von dem ein schwaches Echo über den Rhein gedrungen war, in der „Rheinischen Zeitung" einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen. Zur Ausführung dieser Absicht kam er jedoch nicht; die immer oppositionellere Haltung der Zeitung und die geschickte Taktik, womit Marx die Zensur lahmzulegen wusste, namentlich auch ein scharfer Konflikt, den das Blatt wegen seiner sachkundigen Berichte über die Lage der Moselbauern mit dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz auszufechten hatte und glänzend ausfocht, veranlasste die Regierung, es zum 1. April 1843 zu verbieten. Marx schied schon einige Wochen vor diesem Termin aus, da er für die Versuche der Aktionäre, durch das Angebot einer minder oppositionellen Taktik dieses Verbot wieder rückgängig zu machen, nicht verantwortlich sein wollte.

Für ihn war nun jede öffentliche Tätigkeit in Deutschland ausgeschlossen, und er vereinigte sich mit Arnold Ruge, dem Redakteur der junghegelianischen, gleichzeitig verbotenen Jahrbücher, nach Paris überzusiedeln, um den Kampf in einer neuen Zeitschrift fortzusetzen, den „Deutsch-Französischen Jahrbüchern". Jedoch ist nur ein Heft davon erschienen, da die beiden Herausgeber sich prinzipiell nicht zu verständigen vermochten. Ruge kam nicht von seinen philosophischen Vorurteilen los, während Marx sich mehr und mehr von ihnen befreite.

Das Jahr 1844, das er in Paris verlebte, ist das fruchtbarste seiner Jugendjahre gewesen. Er studierte die Französische Revolution und ihre welterschütternden Wirkungen an der Quelle; an der Hand der französischen Geschichtsliteratur gewann er einen tiefen Einblick in die Klassenkämpfe des Bürgertums bis ins Mittelalter hinauf, und nicht minder bot ihm die reiche Literatur des französischen Sozialismus, der sich durch Cabet, Louis Blanc und Proudhon der Arbeiterbewegung zu nähern begann, eine Fülle wechselnder Eindrücke.

In den „Deutsch-Französischen Jahrbüchern" bekämpfte Marx die Ansicht der großen Utopisten, wonach sich der Sozialismus mit der Politik nicht zu befassen habe. Er wollte vielmehr gerade an die praktischen Kämpfe der Zeit anknüpfen, um die Zeit über sich selbst zu verständigen. Er berief sich auf Feuerbachs Satz, wonach der Mensch die Religion, nicht aber die Religion den Menschen machte, um an seinem Teile fortzufahren: Der Mensch ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen; der Mensch, das ist die Welt des Menschen, ist der Staat, die Gesellschaft. Nachdem die Philosophie das Jenseits der Wahrheit beseitigt hat, ist es die Aufgabe der Geschichte, die Wahrheit des Diesseits zu etablieren. Die Kritik des Himmels muss sich in die Kritik der Erde, die Kritik der Religion in die Kritik des Rechts, die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik verwandeln.

Mit einem bewunderungswürdigen Scharfsinn wies Marx an den deutschen Zuständen nach, was seitdem eine bald siebzigjährige Geschichte bestätigt hat, dass der Emanzipationskampf des deutschen Bürgertums im Sande verlaufen, der Emanzipationskampf der Arbeiterklasse sich aber um so kräftiger entwickeln werde, oder wie er es in seiner noch philosophisch angehauchten Sprache ausdrückte, dass in Deutschland nicht mehr die politische, sondern nur noch die menschliche Emanzipation möglich sei. Wenn der Mensch seine individuellen Kräfte als gesellschaftliche Kräfte erkannt und organisiert habe und daher die gesellschaftliche Kraft nicht mehr in der Gestalt der politischen Kraft von sich trenne, erst dann sei die menschliche Emanzipation vollbracht.

Marx sagte seinen alten Freunden, den Junghegelianern: Ihr könnt die Philosophie nicht verwirklichen, ohne sie aufzuheben, aber er vergaß nicht, was er von ihnen gelernt hatte, und sagte der Bourgeoisie: Ihr könnt die Philosophie nicht aufheben, ohne sie zu verwirklichen. Wie die Philosophie im Proletariat seine materiellen, so findet das Proletariat in der Philosophie seine geistigen Waffen. Der Kopf dieser Emanzipation ist die Philosophie, ihr Herz ist das Proletariat. Die Philosophie kann nicht verwirklicht werden ohne die Aufhebung des Proletariats, das Proletariat kann sich nicht aufheben ohne die Verwirklichung der Philosophie.

Wenn Marx durch seine geistige Entwicklung mit seinen Jugendfreunden auseinander gekommen war, so gewann er nunmehr in einem Mitarbeiter der „Deutsch-Französischen Jahrbücher" einen mehr als ausreichenden Ersatz dafür: in Friedrich Engels, mit dem er von nun an vierzig Jahre Schulter an Schulter gekämpft hat. Engels (1820-1895) war der Sohn eines Elberfelder Fabrikanten. Wie bei Marx, so war es auch bei ihm nicht persönliche Not, sondern hohe Intelligenz, die ihn auf die revolutionäre Bahn trieb. Er brach dadurch völlig mit dem Geiste seiner hochkonservativen und strenggläubigen Familie und verzichtete schon als Knabe auf die Beamtenlaufbahn. Er entschied sich für den kaufmännischen Beruf, nachdem er das Elberfelder Gymnasium bis zur Prima durchlaufen hatte. Dann machte er seine Lehrjahre in Barmen und Bremen durch und diente sein Freiwilligenjahr in Berlin ab.

Seine praktische Tätigkeit entfremdete ihn nicht seinen philosophischen Studien. Feuerbachs Wesen des Christentums ergriff ihn mächtig, und auch mit den Berliner Junghegelianern stand er in nahem Verkehr, zur Zeit, wo Marx schon Berlin verlassen hatte. Eine so streng philosophische Durchbildung wie Marx hat Engels in seiner Jugend nicht gehabt, aber dafür war er ihm in der Kenntnis des praktischen Lebens voraus.

Nach Ablauf seiner Militärzeit ging Engels nach Manchester, als Kommis in eine Fabrik, die sein Vater dort besaß. Hier lernte er die große Industrie kennen, und seine philosophische Bildung ermöglichte ihm, die historische Bedeutung des modernen Proletariats zu erkennen, das jene Industrie schafft. Wie Marx aus der Französischen Revolution, so lernte Engels aus der englischen Industrie, dass die ökonomischen Tatsachen, die bisher in der Geschichtsschreibung keine oder doch nur eine verachtete Rolle gespielt hatten, die entscheidende geschichtliche Macht seien. In seinen Beiträgen für die „Deutsch-Französischen Jahrbücher" kritisierte Engels die politische Ökonomie, wie sie durch Adam Smith und Ricardo geschaffen worden war; er deckte ihre inneren Widersprüche auf und kam zu dem Schluss: Produziert mit Bewusstsein als Menschen, nicht als zersplitterte Atome ohne Gattungsbewusstsein, und ihr seid über alle diese künstlichen und unhaltbaren Gegensätze hinaus.

Die Gleichheit der Ergebnisse, zu denen Marx und Engels gekommen waren, musste für sie um so wertvoller sein, als sie diese Resultate auf ganz verschiedenem Wege gewonnen hatten. Gemeinsam war ihnen der philosophische Ausgangspunkt; sie kamen von Hegel, von Bruno Bauer, von Ludwig Feuerbach, sie hatten den englischen und französischen Sozialismus studiert, aber nunmehr war für Marx die Französische Revolution, für Engels die englische Industrie zum Mittel der Verständigung über die Kämpfe und Wünsche der Zeit geworden. An den beiden großen historischen Umwälzungen, von denen die Geschichte der modernen bürgerlichen Gesellschaft datiert, hatten sie die innere Zerrissenheit dieser Gesellschaft bis auf ihre letzten Wurzeln verfolgt.

Im September 1844 verlebte Engels auf seiner Rückreise nach Deutschland zwölf Tage bei Marx in Paris, wo sie sich mündlich bis ins einzelne hinein verständigten. Zusammen entwarfen sie eine Streitschrift gegen Bruno Bauer, die „Heilige Familie", worin sie mit ihrem ehemaligen philosophischen Gewissen abrechneten. Ehe jedoch diese zum weitaus größten Teile von Marx verfasste Schrift erschien, wurde Marx auf Betreiben der preußischen Regierung aus Paris ausgewiesen und ging nach Brüssel, wo er die nächsten drei Jahre lebte und im engeren Verkehr mit Engels daran arbeitete, die neugewonnene Weltanschauung auszubauen und zu vertiefen. Engels verfasste seine epochemachende Schrift über „Die Lage der arbeitenden Klasse in England", während Marx in seiner Schrift gegen Proudhon3 den ersten Grundriss seines Werkes über das Kapital entwarf. Daneben setzten sie sich mit den verschiedensten geistigen Richtungen der Zeit auseinander, mit dem damals schon auftauchenden Regierungssozialismus nicht minder als mit dem bürgerlichen Radikalismus, der alles Unheil der Welt in den Fürsten erblickte.

An ihrer theoretischen Arbeit aber ließen sie sich nicht genügen, sondern suchten auch praktische Propaganda zu treiben. Es gelang ihnen, nicht nur in Brüssel selbst, das damals ein Mittelpunkt der europäischen Flüchtlinge war, sondern auch in Frankreich, England und Deutschland eine zunächst noch nicht zahlreiche, aber begeisterte und verständnisvolle Anhängerschaft zu gewinnen. Ihr größter Erfolg jedoch war, dass sich der Bund der Gerechten zu ihren Ansichten bekannte.

Die Geheimlehre dieses Bundes war nicht über ein Gemisch von deutscher Philosophie und französischem Sozialismus hinausgekommen. Nun wurde es für ihn eine Offenbarung, als Marx und Engels die wissenschaftliche Einsicht in die ökonomische Struktur der Gesellschaft als einzig haltbare theoretische Grundlage aufstellten und in populärer Form auseinandersetzten, dass es sich nicht um Durchführung eines utopischen Systems, sondern um selbstbewusste Teilnahme an dem unter unseren Augen sich vollziehenden Umwälzungsprozess der kapitalistischen Gesellschaft handle.

Auf einem Kongress, der im Sommer 1847 in London tagte, wurde dem Bunde der Gerechten eine neue Organisation gegeben; er taufte sich in den Bund der Kommunisten um, streifte den letzten Rest verschwörerischer Tendenzen ab und wurde eine reine Propagandagesellschaft, die auf rein demokratischer Grundlage beruhte. Ein zweiter Kongress tagte dann gegen Ende desselben Jahres in London und beriet das neue Programm des Bundes; der Entwurf, den Marx und Engels vorlegten, wurde in zehntägigen Verhandlungen durchberaten und nach Aufhellung aller Zweifel einstimmig angenommen. Im Februar 1848 erschien er öffentlich als Kommunistisches Manifest.

Quellen. Engels, Von der Utopie zur Wissenschaft, im Berliner Parteiverlag4. Ebenda W. Wolff, Gesammelte Schriften (mit der Schilderung des schlesischen Weberaufstandes) und W. Weitling, Garantien der Harmonie und Freiheit. Die politisch-soziale Dichtung Heines, Herweghs und Freiligraths sollte Jeder klassenbewusste Arbeiter kennen. Die Jugendschriften von Marx und Engels, nebst biographischem Kommentar, in den beiden ersten Bänden der Nachlassausgabe, die der Stuttgarter Parteiverlag veranstaltet hat. (Aus dem literarischen Nachlass von Marx, Engels und Lassalle, herausgegeben von F. Mehring.)

1 Société des Saisons (Gesellschaft der Jahreszeiten) – republikanisch-sozialistische geheime Gesellschaft, die in Paris 1837 bis 1839 unter Leitung von Auguste Blanqui und Armand Barbès tätig war.

2 Die Volkscharta (People's Charter) wurde am 8. Mai 1838 als Gesetzentwurf veröffentlicht.

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