In der Verbannung

In der Verbannung (1898-1901)

Nach Minussinsk, wohin ich auf eigene Kosten reiste, begleitete mich meine Mutter. Wir kamen am 1. Mai 1898 in Krasnojarsk an; von dort musste man per Dampfer den Jenissej hinauffahren, aber die Dampfer verkehrten noch nicht, weil der Fluss um diese Jahreszeit noch vereist war. In Krasnojarsk lernten wir den Volksrechtler Tjutschew und seine Frau kennen, die, als in diesen Dingen erfahrene Leute, mir eine Zusammenkunft mit einer durch Krasnojarsk reisenden Gruppe von verbannten Sozialdemokraten ermöglichten. Unter diesen befanden sich auch Lengnik und Silwin, Genossen, die in dasselbe Verfahren verwickelt waren wie ich. Die Soldaten, die die Verbannten zum Fotografen gebracht hatten, setzten sich derweil abseits und verzehrten die Wurstbrote, die wir ihnen mitgebracht hatten.

In Minussinsk besuchte ich Arkadi Tyrkow, einen nach Sibirien verbannten Perwomartowez1, um ihm von seiner Schwester, einer Schulkameradin von mir, einen Gruß auszurichten. Ich besuchte auch F. J. Kon, einen polnischen Genossen, der 1885 in Sachen „Proletariat" zu einer Zuchthausstrafe verurteilt worden war; er hatte im Gefängnis und in der Verbannung viel Schweres durchgemacht und war in meinen Augen mit dem Ruhmesglanz eines alten, unversöhnlichen Revolutionärs umgeben. Er hat mir außerordentlich gefallen.

In der Dämmerung kamen wir in das Dorf Schuschenskoje, wo Wladimir Iljitsch lebte. Wladimir Iljitsch war gerade auf der Jagd. Wir stiegen ab und wurden in ein Bauernhaus geführt. Der sibirische Bauer im Kreise Minussinsk wohnt sehr sauber. Auf den Dielen liegen bunte selbst gewebte Läufer. Die Wände sind sauber geweißt und mit sibirischer Tanne geschmückt. Das Zimmer Wladimir Iljitschs war zwar nicht groß, aber ebenfalls sauber. Die Wirtsleute räumten meiner Mutter und mir den übrigen Teil des Hauses ein. Alle Leute aus dem Haus und der Nachbarschaft strömten zusammen und fanden kein Ende, uns zu mustern und auszufragen. Endlich kam Wladimir Iljitsch von der Jagd zurück. Er wunderte sich, dass in seinem Zimmer Licht war. Der Wirt sagte ihm, Oskar Alexandrowitsch (ein verbannter Petersburger Arbeiter) sei in betrunkenem Zustand in sein Zimmer gekommen und habe alle seine Bücher durcheinander geworfen Iljitsch rannte schnell die Vortreppe hinauf, und da kam ich ihm schon entgegen. Was gab es in jener Nacht nicht alles zu erzählen!

In Schuschenskoje gab es unter den Verbannten nur zwei Arbeiter: einen Sozialdemokraten aus Łódź, den polnischen Hutmacher Prominski mit Frau und sechs Kindern, und einen Arbeiter aus den Putilow-Werken, Oskar Engberg, der Nationalität nach Finne, beide sehr gute Genossen.

Prominski war ein ruhiger, ausgeglichener, charakterfester Mensch. Er hatte wenig gelesen und besaß nicht viel Kenntnisse, dafür aber einen außergewöhnlich stark ausgeprägten Klasseninstinkt. Seine damals noch gläubige Frau behandelte er mit gelassenem Spott. Er sang sehr schön die polnischen revolutionären Lieder „Ludu roboczy, poznaj swoje sily", „Pierwszy maj"2 und eine ganze Reihe anderer Lieder. Die Kinder sangen mit, auch Wladimir Iljitsch, der in Sibirien sehr gern und viel sang, gesellte sich zu dem Chor. Prominski sang auch russische revolutionäre Lieder, die Wladimir Iljitsch ihn gelehrt hatte. Prominski wollte zur revolutionären Arbeit nach Polen zurückkehren. Er erlegte eine Unzahl Hasen, um zur Reise Pelzmäntelchen für seine Kinder vorzubereiten. Aber es gelang ihm doch nicht, bis nach Polen zu kommen. Er zog mit der Familie nur ein Stückchen weiter nach Krasnojarsk zu und nahm dort bei der Eisenbahn Arbeit an. Die Kinder wurden groß. Er selbst wurde Kommunist, Frau Prominskaja wurde Kommunistin, und auch die Kinder wurden Kommunisten. Ein Sohn ist im Kriege gefallen. Ein zweiter wäre im Bürgerkriege beinahe umgekommen und ist jetzt in Tschita. Erst im Jahre 1923 machte sich Prominski nach Polen auf, starb aber unterwegs an Flecktyphus.

Der zweite Arbeiter, Oskar, war ein ganz anderer Typus. Er war noch jung und wegen Streiks und draufgängerischen Benehmens während des Streiks verschickt worden. Er las viel und alles mögliche, hatte aber vom Sozialismus nur ganz verworrene Vorstellungen. Einmal kam er aus dem Kreisamt und überraschte uns mit folgender Neuigkeit: „Es ist ein neuer Schreiber da, und wir haben die gleichen Auffassungen!" „Und zwar welche?" fragte ich. „Er und ich, wir sind beide gegen die Revolution!" Wladimir Iljitsch und ich sperrten den Mund auf. Am nächsten Tag begann ich mit ihm das „Kommunistische Manifest" zu lesen (ich musste es aus dem Deutschen übersetzen), und später gingen wir an die Lektüre des „Kapitals" heran. Zufällig kam einmal während des Unterrichts Prominski, setzte sich dazu und begann seine Pfeife zu rauchen. Ich stellte irgendeine Frage über das Gelesene. Oskar wusste darauf nichts zu sagen, und Prominski beantwortete sie ruhig und lächelnd. Oskar kam darauf eine ganze Woche lang nicht zum Unterricht. Im übrigen war er aber ein guter Kerl. Sonst gab es in Schuschenskoje keine Verbannten mehr. Wladimir Iljitsch erzählte, er hätte versucht, mit dem Lehrer anzuknüpfen, aber daraus wäre nichts geworden. Der Lehrer hielt es mit den „Honoratioren" am Orte, dem Popen und einigen Ladenbesitzern. Sie spielten Karten und tranken. Die sozialen Fragen interessierten den Lehrer nicht. Der älteste Sohn Prominskis, Leopold, der schon damals ein junger Sozialist war, lag mit diesem Lehrer dauernd im Streit.

Wladimir Iljitsch war auch mit einem Bauern namens Schurawljow bekannt, den er sehr gern hatte. Schurawljow war dreißig Jahre alt und schwindsüchtig. Früher war er Schreiber gewesen. Wladimir Iljitsch sagte von ihm, er sei seiner Natur nach ein Revolutionär und Rebell. Schurawljow trat mutig gegen die Reichen auf und war gegen jede Ungerechtigkeit unversöhnlich. Er war oft auf Reisen und starb bald an der Schwindsucht.

Ein anderer Bekannter Iljitschs war ein armer Häusler, mit Namen Sossipatytsch, ein ganz bescheidenes Bäuerlein. Mit ihm ging Wladimir Iljitsch oft auf die Jagd. Er hatte Wladimir Iljitsch sehr gern, machte ihm allerlei Geschenke, mal einen Kranich, mal Zedernnüsse usw.

Mit Sossipatytsch und Schurawljows Hilfe studierte Wladimir Iljitsch das sibirische Dorf. Er erzählte mir einmal von einem Gespräch mit dem wohlhabenden Bauern, bei dem er wohnte. Dem hatte ein Knecht Leder gestohlen. Der Bauer bekam ihn am Bach zu packen und brachte ihn um. Iljitsch sprach aus diesem Anlass von der unbarmherzigen Rohheit des kleinen Eigentümers, von der schonungslosen Ausbeutung der Knechte. In der Tat arbeiteten die sibirischen Knechte wie Zuchthäusler, und nur an Feiertagen konnten sie sich ausschlafen.

Iljitsch hatte noch eine andere Methode, das Dorf zu studieren. Sonntags hielt er juristische Beratungsstunden bei sich ab. Er genoss als Jurist große Popularität, nachdem er einem von den Goldminen vertriebenen Arbeiter dazu verholfen hatte, seinen Prozess gegen den Minenbesitzer zu gewinnen. Die Nachricht von dem gewonnenen Prozess verbreitete sich rasch unter den Bauern. Bauern und Bäuerinnen kamen und brachten ihre Anliegen vor. Wladimir Iljitsch hörte jeden aufmerksam an, ging auf alles ein und erteilte dann einen Rat. Einmal kam ein Bauer aus zwanzig Werst Entfernung, um sich zu beraten, wie er seinen Schwiegersohn dafür verklagen könne, dass dieser ihn nicht zu einer Hochzeitsfeier eingeladen hatte, wo es hoch hergegangen war. „Wird der Schwiegersohn Sie denn jetzt bewirten, wenn Sie ihn besuchen?" „Jetzt wird er es wohl tun." Wladimir Iljitsch verbrachte fast eine Stunde damit, den Bauer zu bewegen, sich mit seinem Schwiegersohn zu versöhnen. Manchmal war aus den Erzählungen überhaupt nicht zu entnehmen, worum es sich eigentlich handelte, und deshalb drang Wladimir Iljitsch stets darauf, dass man ihm eine Kopie der Akten brachte. Einmal hatte der Stier eines reichen Bauern die Kuh einer armen Bäuerin mit den Hörnern aufgespießt. Das Amtsgericht hatte den Besitzer des Stiers zur Zahlung von zehn Rubel an die Bäuerin verurteilt. Die Bäuerin hatte gegen den Beschluss Berufung eingelegt und eine „Kopie" der Akten verlangt. „Du willst wohl eine Kopie von der weißen Kuh?" verhöhnte sie der Richter. Die erzürnte Bäuerin kam zu Wladimir Iljitsch,um sich bei ihm zu beklagen. Oft genügte die Drohung des Beleidigten, er werde sich bei Uljanow beklagen, um den Beleidiger zum Nachgeben zu bewegen.

Wladimir Iljitsch hat das sibirische Dorf gründlich studiert. Bis dahin hatte er nur das Wolgadorf gekannt. Iljitsch erzählte einmal: „Meine Mutter hätte gern gesehen, dass ich mich mit der Landwirtschaft befasste. Ich begann auch damit, sah aber ein, dass es nicht ging; die Beziehungen zu den Bauern wurden anomal."

Eigentlich war Wladimir Iljitsch als Verbannter nicht berechtigt, sich mit juristischen Angelegenheiten zu befassen, aber es war damals eine liberale Zeit im Kreise Minussinsk. Faktisch bestand überhaupt keine Aufsicht.

Der „Ortsvorsteher", ein wohlhabender Bauer, war mehr darum besorgt, uns recht viel Kalbfleisch zu verkaufen, als darum, dass ihm „seine" Verbannten nicht ausrissen. Fabelhaft billig war es in diesem Schuschenskoje. Zum Beispiel hatte Wladimir Iljitsch für sein „Gehalt", eine Unterstützung von acht Rubel, ein sauberes Zimmer mit Verpflegung, dazu bekam er die Wäsche gewaschen und ausgebessert, und auch da hieß es noch, er zahle zu viel.

Allerdings waren Mittagessen und Abendbrot ziemlich einfach. In der einen Woche schlachtete man für Wladimir Iljitsch einen Hammel und setzte ihm diesen tagtäglich vor, bis er ihn ganz aufgegessen hatte; war der verzehrt, so kaufte man für die andere Woche ein Stück Fleisch, und die Magd zerhackte es für Buletten im selben Trog, in dem man das Futter fürs Vieh zurechtmachte, wieder für eine ganze Woche. Aber Milch und Schangas3 gab es reichlich, sowohl für Wladimir Iljitsch als auch für seinen Hund, einen sehr schönen Gordonsetter, Schenka mit Namen, dem er das Apportieren und Stehen auf den Hinterpfoten und manch andere Hundefertigkeit beigebracht hatte. Da sich die Männer bei Syrjanows (unseren Wirtsleuten) häufig betranken, auch ein Familienleben in vieler Hinsicht dort unbequem war, zogen wir bald in eine andere Wohnung und mieteten für vier Rubel ein halbes Haus mit Gemüsegarten und Hof.

Hier führten wir einen regelrechten Familienhaushalt. Im Sommer konnte man niemand als Hilfe für den Haushalt bekommen. Mama und ich kämpften vereint mit dem russischen Ofen. Im Anfang kam es vor, dass ich mit der Topfgabel den Suppentopf mit Klößen umkippte. Später gewöhnte ich mich an den Ofen. Im Gemüsegarten zogen wir allerhand Grünzeug: Gurken, Möhren, Rüben, Kürbis; ich war sehr stolz auf meinen Gemüsegarten. Den Hof richteten wir zum Garten her. Wir holten wilden Hopfen aus dem Walde und pflanzten ihn an.

Im Oktober fing die dreizehnjährige Pascha als Hilfe bei uns an, ein hageres Mädchen mit eckigen Formen, und nahm rasch die ganze Wirtschaft an sich. Ich lehrte sie lesen und schreiben, und sie bemalte die Wände mit Mamas Anweisungen: „Gieße nie den Tee weg!" Sie führte ein Tagebuch, in dem sie notierte: „Oskar Alexandrowitsch und Prominski waren da. Sie sangen das Lied vom .Baumstumpf, ich sang mit."

Ich erinnere mich, wie wir den Ersten Mai feierten. Am Morgen kam Prominski zu uns. Er hatte ein besonders feierliches Aussehen, hatte einen sauberen Kragen umgelegt und glänzte selbst wie ein blankes Kupferstück. Seine Stimmung steckte uns schnell an, und wir gingen zu dritt zu Engberg und nahmen auch den Hund Schenka mit. Unsere heitere Stimmung übertrug sich auf Schenka, und sie kläffte freudig. Man musste am Flüsschen Schuscha entlanggehen. Auf dem Fluss war Eisgang. Schenka rannte bis zum Bauch in das eisige Wasser hinein und bellte herausfordernd die zottigen Wachhunde von Schuschenskoje an, die sich nicht entschließen konnten, in ein so kaltes Wasser zu springen.

Oskar geriet über unsere Ankunft in Erregung. Wir machten es uns in seinem Zimmerchen bequem und begannen zu singen, erst russisch, dann dasselbe Lied auf polnisch:

Der Tag brach an, der heit're Mai,

Lied erschalle, mutbeseeltes!

Aus dem Wege, Leidesschatten!

Streik ist heute das Signal!

Polizisten, schweißgebadet,

Das infame Werk verrichten,

Fangen will uns diese Bande

Und in düst're Kerker werfen.

Wir, wir spucken dreimal drauf,

Feiern tapfer unsern Mai.

All zusammen stimmet an:

Es lebe der Erste Mai!

Nach dem Mittagessen beschlossen wir, aufs Feld zu gehen und dort den Ersten Mai zu feiern. Draußen waren wir schon mehr, sechs Personen, da Prominski seine beiden Söhne mitgenommen hatte. Prominski strahlte noch immer. Auf einem trockenen Hügel blieb er stehen, holte aus der Tasche ein rotes Tuch hervor, breitete es auf der Erde aus und schlug Purzelbäume. Die Kinder quietschten vor Begeisterung. Am Abend versammelten wir uns alle bei uns und sangen wieder. Die Frau Prominskis kam, und auch meine Mutter und Pascha schlossen sich dem Chor an.

Und am Abend konnten Iljitsch und ich nicht einschlafen. Wir träumten von mächtigen Arbeiterdemonstrationen, an denen wir einmal teilnehmen würden …

Auch Kinder fehlten nicht. Im Hof wohnte ein lettischer Ansiedler, Walker von Beruf. Er war ein starker Trunkenbold. Er hatte 14 Kinder gehabt, von denen aber nur eins am Leben geblieben war, Minka. Minka war ein Junge von sechs Jahren, mit durchsichtigem, blassem Gesichtchen. Er hatte klare Äuglein und plapperte so ernsthaft. Er begann täglich zu uns zu kommen. Kaum waren wir aufgestanden, so ging schon die Tür auf, eine kleine Gestalt mit großer Mütze, einer warmen Jacke von der Mutter und einem Wollschal stolzierte herein und meldete vergnügt: „Da bin ich also." Er wusste schon, dass Mama ihn sehr gern hatte, dass Wladimir Iljitsch stets mit ihm scherzte und sich mit ihm abgab. Manchmal kam auch Minkas Mutter herein gelaufen „Minitschka, hast du nicht einen Rubel gesehen?" „Hab' gesehen, wie er auf dem Tisch herumlag, und ihn in ein Kästchen gesteckt."

Als wir abreisten, wurde Minka krank vor Sehnsucht. Er lebt nicht mehr. Sein Vater meldete sich später einmal mit einem Brief und bat, ihm ein Grundstück hinter dem Jenissej einzuräumen, „er möchte mal auf seine alten Tage genug zum Leben haben".

Unser Haushalt bekam ständig Zuwachs, wir schafften uns noch ein Kätzchen an.

Vormittags arbeiteten Wladimir Iljitsch und ich an der Übersetzung der Webbs, die mir Struve besorgt hatte. Nach dem Mittagessen schrieben wir beide etwa zwei Stunden lang die „Entwicklung des Kapitalismus in Russland" ins reine. Nachher gab es sonst noch allerhand zu tun. Potressow schickte uns einmal für zwei Wochen die Broschüre Kautskys gegen Bernstein. Wir ließen alles andere beiseite und übersetzten sie zum festgesetzten Termin, binnen zwei Wochen. Nach der Arbeit gingen wir spazieren. Wladimir Iljitsch war ein leidenschaftlicher Jäger, er schaffte sich Lederhosen an und stapfte durch alle Sümpfe. Was gab es da für Wild! Als ich im Frühjahr ankam, wunderte ich mich immer wieder. Prominski kam – er war ebenfalls ein leidenschaftlicher Jäger – und meldete mit strahlendem Gesicht: „Ich habe Enten auffliegen sehen"; Oskar kam und sprach ebenfalls von Enten; stundenlang wurde von den Enten geredet. Und im Frühling darauf konnte ich schon selbst sachkundig mitreden, wo und wann jemand eine Ente gesehen hatte. Nach den langen Winterfrösten erfolgte im Frühling ein stürmisches Erwachen der Natur. Mit unüberwindlicher Gewalt! – Sonnenuntergang. Das ganze Feld – eine riesige Frühlingspfütze. Wilde Schwäne schwimmen darauf. Oder: Man steht am Waldessaum. Das Flüsschen rauscht. Die Auerhähne balzen. Wladimir Iljitsch geht in den Wald, bittet mich, Schenka zu halten. Ich halte sie. Schenka zittert vor Aufregung. Wie man sich hingerissen fühlt von dem brausenden Erwachen der Natur! – Wladimir Iljitsch war ein leidenschaftlicher Jäger, nur etwas zu hitzig. Einmal gehen wir im Herbst auf fernen Waldwegen, und Wladimir Iljitsch sagt: „Weißt du, wenn uns ein Hase begegnen sollte, schieße ich nicht, ich habe den Riemen nicht mitgenommen; er wäre zu unbequem zu tragen." Ein Hase springt auf – Wladimir Iljitsch schießt.

Im Spätherbst, wenn auf dem Jenissej schon Eis trieb, fuhren wir zur Hasenjagd auf die Inseln hinaus. Die Hasen bekamen schon ihr Winterkleid. Sie konnten dann schon nicht mehr von der Insel herunter und liefen herum wie die Schafe. Unsere Jäger erlegten manchmal ein ganzes Boot voll.

Als wir in Moskau lebten, ging Wladimir Iljitsch in den letzten Jahren auch manchmal auf die Jagd, aber sein Jagdeifer war schon bedeutend geringer. Einmal veranstaltete man eine Fuchsjagd mit Fähnchen. Die ganze Art interessierte Wladimir Iljitsch sehr. „Schlau erdacht", sagte er. Die Jäger richteten es so ein, dass der Fuchs direkt auf Wladimir Iljitsch zulief, aber er griff erst zur Flinte, als der Fuchs, nachdem er eine Minute stillgestanden und ihn angestarrt hatte, rasch in den Wald zurück gelaufen war. „Warum hast du denn nicht geschossen?" „Weißt du, er war zu schön."

Im Spätherbst, solange noch kein Schnee lag, die Flüsse aber schon zugefroren waren, gingen wir weite Strecken den Strom entlang. Man sah dann jedes Steinchen, jedes Fischchen unter dem Eise – wie in einem Zauberreich. Und im Winter, wenn das Quecksilber im Thermometer fest wurde, die Flüsse bis auf den Grund gefroren und das Wasser über die Eisdecke hinweg strömte und schnell wieder von einer Eiskruste bedeckt wurde, konnte man bis zu zwei Werst über die sich unter den Füßen biegende Eisdecke laufen. All das machte Wladimir Iljitsch ungeheures Vergnügen.

Abends las Wladimir Iljitsch gewöhnlich entweder philosophische Werke: Hegel, Kant und die französischen Materialisten, oder, wenn er sehr müde war, Puschkin, Lermontow, Nekrassow.

Als Wladimir Iljitsch zum ersten Mal in Petersburg auftauchte und ich ihn nur vom Hörensagen kannte, erzählte Stepan Iwanowitsch Radtschenko, Wladimir Iljitsch lese nur ernsthafte Bücher, er habe sein Lebtag keinen einzigen Roman gelesen. Ich wunderte mich darüber. Als ich dann Wladimir Iljitsch näher kennenlernte, kamen wir nie darauf zu sprechen, und erst in Sibirien merkte ich, dass das alles reine Erfindung war. Wladimir Iljitsch hatte Turgenjew, Leo Tolstoi, „Was tun?" von Tschernyschewski nicht einmal, sondern mehrere Male gelesen; er kannte die Klassiker ausgezeichnet und schätzte sie sehr. Als später die Bolschewiki zur Macht gelangt waren, stellte er dem Staatsverlag die Aufgabe, die Klassiker in billigen Ausgaben neu herauszugeben. Im Album Wladimir Iljitschs fanden sich außer den Fotografien von Verwandten und ehemaligen politischen Strafgefangenen die Bilder Zolas, Herzens und einige Bilder TschernyschewskisC.

Zweimal in der Woche kam Post. Wir unterhielten eine ausgedehnte Korrespondenz.

Es kamen Briefe und Bücher aus Russland. Anna Iljinitschna (Lenins Schwester) schrieb ausführlich über alles. Auch mit Petersburg standen wir in Verbindung. Nina Alexandrowna Struve berichtete mir unter anderem von ihrem Söhnchen:

Er kann schon das Köpfchen heben, wir tragen ihn jeden Tag zu den Bildern von Darwin und Marx und sagen zu ihm: ,Begrüße Großväterchen Darwin, begrüße Marx', und er grüßt sie so drollig." Es kamen auch Briefe aus der fernen Verbannung: von Martow aus Turuchansk, von Potressow aus Orlow im Gouvernement Wjatka. Die meisten Briefe jedoch kamen von den Genossen aus den Nachbardörfern: Aus Minussinsk (50 Werst von Schuschenskoje entfernt) schrieben Krschischanowskis und Starkow. In Jermakowskoje, 30 Werst entfernt, wohnten Lepeschinski, Wanejew, Silwin und Panin, ein Freund Oskars. 70 Werst von uns, in Tes, wohnten Lengnik, Schapowal, Baramsin und, in der Zuckerfabrik, Kurnatowski. Die Nachrichten aus Russland, unsere Zukunftspläne, neue Bücher und neue Strömungen, philosophische Fragen – all das gab den Stoff für unseren Gedankenaustausch. Man stellte einander auch Schachaufgaben. Wladimir Iljitsch spielte Schach per Brief, und zwar meist mit Lepeschinski. Oft nahm er das Schachbrett zur Hand, stellte die Figuren auf und vertiefte sich in Überlegungen. Eine Zeitlang war er davon so hingerissen, dass er manchmal sogar aus dem Schlaf hoch fuhr: „Geht er mit dem Springer dahin, so gehe ich mit dem Turm dorthin!"

Sowohl Wladimir Iljitsch wie Alexander Iljitsch haben von Kindheit an leidenschaftlich gern Schach gespielt. Auch Wladimir Iljitschs Vater spielte mit. „Anfangs setzte der Vater uns matt", erzählte Wladimir Iljitsch, „bis wir Brüder uns eine Anleitung zum Schachspiel besorgten. Und nun begannen wir, den Vater zu schlagen. Wir wohnten damals oben, und einmal überraschte ich den Vater, wie er mit einem Licht in der Hand aus unserm Zimmer kam und unser Schachlehrbuch wegtrug. Er machte sich dann eifrig darüber her."

Nach seiner Rückkehr nach Russland gab Wladimir Iljitsch das Schachspiel wieder auf. „Das Schachspiel nimmt einem zu viel Zeit weg; das beeinträchtigt die Arbeit", sagte er. Und da Wladimir Iljitsch keine Sache halb machen konnte, da er sich jeder Sache mit ganzer Seele hingab, so setzte er sich sowohl während der Erholung wie auch während der Emigration nur ungern ans Schachspiel.

Wladimir Iljitsch hat schon in früher Jugend verstanden, auf alles zu verzichten, was ihn ablenkte. „Als ich noch aufs Gymnasium ging, lief ich gern Schlittschuh, wurde aber müde davon. Nach dem Schlittschuhlaufen war ich schläfrig und konnte schlecht lernen. Deshalb unterließ ich es!"

Eine Zeitlang", erzählte Wladimir Iljitsch ein anderes Mal, „begeisterte ich mich sehr für Latein." „Für Latein?" fragte ich verwundert. „Ja, nur beeinträchtigte es die anderen Fächer, und deshalb gab ich es auf." Neulich las ich einen Aufsatz in der Zeitschrift „Lef"4, in dem Stil und Aufbau der Reden Wladimir Iljitschs behandelt wurden. Der Verfasser wies darin nach, wie ähnlich Satzbau und Rhetorik bei Wladimir Iljitsch und bei den römischen Rednern waren, und es wurde mir klar, warum Wladimir Iljitsch sich für die lateinischen Schriftsteller hatte begeistern können.

Unser Verkehr mit den verbannten Genossen beschränkte sich nicht auf den Briefwechsel, zuweilen trafen wir uns auch mit ihnen, wenn auch nicht allzu oft.

Einmal besuchten wir Kurnatowski. Er war ein sehr guter Genosse und ein sehr gebildeter Marxist. Er hatte ein schweres Leben hinter sich: eine harte Kindheit unter einem Unmenschen von Vater, später eine Verbannung nach der anderen, eine Gefängnishaft nach der anderen. Er hatte kaum Gelegenheit, in Freiheit zu arbeiten; nach ein, zwei Monaten war er stets wieder für Jahre der Freiheit beraubt worden und hatte das Leben gar nicht kennengelernt. Eine kleine Szene, die in meiner Erinnerung haftenblieb: Wir gehen zusammen an der Zuckerfabrik vorbei, wo er angestellt war. Kommen da zwei Mädchen vorüber, ein größeres und ein kleineres. Die Große hat einen leeren Eimer am Arm, die Kleine schleppt einen Eimer voll Rüben. „So eine Schande, die Große lässt die Kleine tragen", sagte Kurnatowski zu dem älteren Mädchen. Das schaute ihn nur verständnislos an. Wir fuhren auch einmal nach Tes. Krschischanowski hatte geschrieben: „Der Chef der Landpolizei hat auf die dortigen Verbannten wegen irgendeines Protestes eine Wut und lässt sie aus Tes nicht heraus. Nun gibt es in Tes einen in geologischer Hinsicht interessanten Berg. Schreiben Sie, Sie wollten ihn erforschen." Wladimir Iljitsch erlaubte sich den Scherz und reichte dem Chef der Landpolizei ein Gesuch ein, mit der Bitte, nicht nur ihm, sondern auch seiner Frau die Einreise nach Tes zu gestatten; er möchte sie zu seiner Unterstützung dorthin mitnehmen. Darauf schickte der Chef der Landpolizei die Erlaubnis durch Kurier. Wir mieteten bei einer Bäuerin für drei Rubel Pferd und Wagen. Sie beteuerte uns, das Pferd sei kräftig und kein Vielfraß, es brauche kaum Hafer. Wir brachen nach Tes auf. Das „nicht gefräßige" Pferd blieb auf halbem Wege stehen und wollte nicht mehr vom Fleck, aber zum Schluss kamen wir doch nach Tes. Wladimir Iljitsch sprach mit Lengnik über Kant und mit Baramsin über die Zirkel in Kasan. Lengnik hatte eine sehr schöne Stimme und sang uns etwas vor. Überhaupt blieb uns diese Fahrt in besonders angenehmer Erinnerung.

Wir fuhren auch einige Male nach Jermakowskoje. Das erste Mal, um eine Resolution über das „Credo"5 zu fassen. Genosse Wanejew befand sich damals im letzten Stadium der Tuberkulose und lag im Sterben. Man brachte sein Bett in das große Zimmer, wo sich alle Genossen versammelt hatten.

Die Resolution wurde einstimmig angenommen. Das zweite Mal fuhren wir schon zum Begräbnis Wanejews dorthin.

Von den „Dekabristen" (so nannte man scherzhaft die Genossen, die im Dezember 1895 verhaftet wurden) gingen uns zwei endgültig verloren: der im Gefängnis irrsinnig gewordene Saporoschez und der in der Haft schwer erkrankte Wanejew; beide gingen zugrunde, als die Flamme der Arbeiterbewegung gerade erst aufzulodern begann.

Zu Neujahr fuhren wir nach Minussa, wo sich alle verbannten Sozialdemokraten versammelt hatten.

In Minussa gab es auch verbannte Narodowolzen: Kon, Tyrkow und andere. Sie hielten sich aber für sich. Die Alten misstrauten der sozialdemokratischen Jugend; das waren in ihren Augen keine echten Revolutionäre. Auf dieser Basis war es im Kreise Minussinsk kurz vor meiner Ankunft in Schuschenskoje zu einer Affäre unter den Verbannten gekommen. In Minussa hatte es einen verbannten Sozialdemokraten namens Raitschin gegeben, der mit der Auslandsgruppe „Befreiung der Arbeit" in Verbindung stand. Er beschloss zu fliehen. Man hatte ihm das nötige Geld besorgt; nur den Tag der Flucht hatte man noch nicht festgesetzt. Nach Erhalt des Geldes war Raitschin aber die Geduld gerissen, und er war geflohen, ohne jemanden davon wissen zu lassen. Die alten Narodowolzen beschuldigten nun die Sozialdemokraten, sie absichtlich nicht informiert zu haben, obwohl sie von der Flucht Raitschins gewusst hätten; es hätten Haussuchungen stattfinden können, auf die sie nicht vorbereitet gewesen wären. Die „Affäre" wuchs von Stunde zu Stunde. Wladimir Iljitsch erzählte mir bei meiner Ankunft davon: „Es gibt nichts Schlimmeres als derlei ,Verbanntenaffären'", sagte er, „sie ziehen einen fürchterlich hinein. Die Alten haben eben verbrauchte Nerven. Das ist nach den Zuchthausjahren und allem, was sie durchgemacht haben, verständlich. Aber wir dürfen uns nicht von solchen Geschichten aufsaugen lassen. Die ganze Arbeit liegt ja noch vor uns. Wir dürfen uns nun einmal nicht in dieser Weise verzetteln." Wladimir Iljitsch bestand deshalb auf einem Bruch mit den Alten. Ich entsinne mich der Versammlung, auf der es zum Bruch kam. Der Beschluss darüber war schon vorher gefasst worden, man musste ihn nur möglichst schmerzlos durchführen. Man brach ab, weil man abbrechen musste, aber man tat es ohne Feindseligkeit, mit Bedauern. Von da an lebte man nebeneinander her.

Im Allgemeinen verlief die Zeit der Verbannung nicht schlecht. Es waren Jahre ernsten Lernens. Je näher das Ende der Verbannung heranrückte, um so mehr dachte Wladimir Iljitsch an die bevorstehende Arbeit. Aus Russland kamen nur spärliche Nachrichten: dort wuchs und erstarkte der Ökonomismus. Die Partei bestand faktisch überhaupt nicht. Eine Druckerei hatten wir in Russland auch nicht. Der Versuch, die Herausgabe von Literatur durch den „Bund"6 zu bewerkstelligen, schlug fehl. Dabei war es ganz unmöglich geworden, sich auf die Herausgabe von populären Broschüren zu beschränken und auf die Erörterung der grundlegenden taktischen Fragen zu verzichten. In der Arbeit herrschte die größte Desorganisation. Die dauernden Verhaftungen machten jede Kontinuität unmöglich. Man verstieg sich bis zum „Credo", bis zu den Ideen der „Rabotschaja Mysl"7, die die Korrespondenzen eines von den Ökonomisten verhetzten Arbeiters abdruckte, der schrieb: „Wir Arbeiter brauchen Marx und Engels nicht…"

Leo Tolstoi schrieb einmal, dass man auf der ersten Hälfte eines Weges gewöhnlich daran denkt, was man verlassen hat, und auf der zweiten Hälfte, was einen erwartet. So erging es uns auch in der Verbannung. In der ersten Zeit wurde mehr aus dem Vergangenen das Fazit gezogen. In der zweiten Hälfte dachte man mehr an die Zukunft. Wladimir Iljitsch dachte immer intensiver daran, wie man die Partei aus dem Zustand herausbringen könnte, in den sie geraten war, wie man die Arbeit ins richtige Gleis bringen und ihr die richtige sozialdemokratische Führung sichern könnte. Womit sollte man beginnen? Im letzten Jahr der Verbannung reifte bei Iljitsch jener Organisationsplan, den er später in der „Iskra", in der Broschüre „Was tun?" und im „Brief an einen Genossen" entwickelte. Man musste mit der Organisierung einer gesamtrussischen Zeitung anfangen. Man musste sie im Ausland herausgeben und so eng wie möglich mit der revolutionären Arbeit in Russland, mit den russischen Organisationen verbinden. Man musste den Transport so gut wie möglich organisieren. Wladimir Iljitsch begann an Schlaflosigkeit zu leiden und magerte zusehends ab. In den schlaflosen Nächten erwog er seinen Plan in allen Einzelheiten, besprach ihn mit Krschischanowski, mit mir, korrespondierte darüber mit Martow und Potressow und verständigte sich mit ihnen über die Abreise ins Ausland. Je näher die Zeit heranrückte, desto stärker bemächtigte sich Iljitschs die Ungeduld, desto mehr drängte es ihn zur Arbeit. Dazwischen überfiel man uns mit einer Haussuchung. Man hatte bei irgend jemand die Quittung eines Briefes von Ljachowski an Wladimir Iljitsch gefunden. In dem Brief war von einem Denkmal für Fedossejew die Rede. Die Gendarmen nahmen die Gelegenheit wahr, um eine Haussuchung bei uns vorzunehmen. Die Haussuchung fand im Mai 1899 statt. Sie fanden den Brief, er war ganz harmlos; sie sahen die Korrespondenz durch und fanden auch nichts Interessantes darunter. Nach alter Petersburger Gewohnheit hielten wir das illegale Material und die illegale Korrespondenz gesondert. Sie lag allerdings gerade im unteren Schrankfach. Wladimir Iljitsch setzte den Gendarmen einen Stuhl hin, damit sie die Durchsicht bei den oberen Fächern beginnen sollten, wo verschiedene statistische Werke standen; sie ermüdeten dabei so, dass sie die unteren Fächer gar nicht mehr durchsahen und sich mit meiner Erklärung begnügten, dass dort nur meine pädagogische Bibliothek stehe.

Die Haussuchung verlief glücklich, aber wir waren deshalb so in Sorge, weil wir befürchteten, man könne die Gelegenheit benutzen, uns noch einige Jahre Verbannung aufzubrummen. Eine Flucht war damals noch nicht so üblich wie einige Jahre später; jedenfalls hätte das die Sache kompliziert. Denn vor der Abreise ins Ausland galt es noch, eine große organisatorische Arbeit in Russland zu leisten. Die Sache verlief aber glücklich, die Verbannung wurde nicht verlängert.

Im Februar 1900, als die Zeit der Verbannung für Wladimir Iljitsch abgelaufen war, brachen wir nach Russland auf. Pascha, die in den zwei Jahren eine richtige Schönheit geworden war, vergoss Ströme von Tränen. Minka lief geschäftig hin und her und schleppte die übriggebliebenen Papiere, Bleistifte, Bildchen usw. zu sich nach Hause. Oskar Alexandrowitsch kam, setzte sich in offensichtlicher Aufregung auf eine Stuhlkante; er hatte mir eine selbst gefertigte Brosche in Form eines Buches mit der Aufschrift „Karl Marx" zum Geschenk gemacht, zur Erinnerung daran, dass ich mit ihm das „Kapital" durchgenommen hatte. Jeden Augenblick schaute die Wirtin oder eine Nachbarin ins Zimmer herein. Unser Hund sah mit Verwunderung diesem ganzen Treiben zu und öffnete immer wieder alle Türen mit der Schnauze, um sich zu vergewissern, dass noch alles an seinem Platz stand. Mama hüstelte beim Packen, Wladimir Iljitsch verpackte geschäftig die Bücher.

Wir kamen in Minussa an, wo Starkow und Olga Alexandrowna Silwina sich uns anschließen sollten. Dort hatte sich schon unsere ganze Verbannten-Gemeinschaft versammelt. Es herrschte eine Abschiedsstimmung, wie stets, wenn ein Verbannter nach Russland zurückkehrte. Jeder dachte daran, wann und wohin er selbst dereinst reisen, wie er für die Sache arbeiten werde. Wladimir Iljitsch hatte sich schon früher mit allen, die demnächst nach Russland zurückkehren sollten, über die gemeinsame Arbeit, und mit allen, die zurückblieben, über die weitere Korrespondenz verständigt. Jeder dachte an Russland, sprach aber nur über nebensächliche Dinge.

Schenka wurde Baramsin vererbt. Er fütterte sie mit Butterbroten, aber sie reagierte gar nicht darauf. Sie lag zu Mamas Füßen, ließ kein Auge von ihr und beobachtete jede ihrer Bewegungen.

Endlich machten wir uns, angetan mit Filzstiefeln, Pelzen usw. auf den Weg. Da heller Mondschein herrschte, fuhren wir Tag und Nacht im Schlitten 300 Werst den Jenissej entlang. Wladimir Iljitsch hüllte mich und Mama auf jeder Station sorgsam ein, schaute nach, ob man nichts vergessen hatte, und scherzte mit der durchfrorenen Olga Alexandrowna. Die Pferde jagten nur so dahin, und Wladimir Iljitsch saß, die Hände in Mamas Muff gesteckt – er saß ohne Docha8, denn er behauptete, es sei ihm in ihr zu heiß –, in Gedanken an Russland versunken, wo er so recht nach Herzenslust würde arbeiten können.

In Ufa besuchten uns am Tage unserer Ankunft die Genossen A. D. Zjurupa, Swiderski und Krochmal. „Wir waren schon in sechs Gasthöfen", sagte Krochmal stotternd, „bis wir euch endlich gefunden haben."

Wladimir Iljitsch blieb einige Tage in Ufa. Nachdem er mit den dortigen Genossen gesprochen und mich und Mama ihnen empfohlen hatte, reiste er in Richtung Petersburg weiter. Aus diesen wenigen Tagen ist mir nur der Besuch bei der alten Anhängerin der „Narodnaja Wolja" Tschetwergowa im Gedächtnis geblieben, die Wladimir Iljitsch von Kasan her kannte. Sie besaß eine Buchhandlung in Ufa. Wladimir Iljitsch besuchte sie gleich am ersten Tage, und in seiner Stimme und in seinem Gesicht lag, während er mit ihr sprach, eine ganz besondere Weichheit. Als ich später den Schluss der Broschüre „Was tun?" las, kam mir dieser Besuch in Erinnerung.

Viele von ihnen", heißt es dort von den jungen sozialdemokratischen Führern der Arbeiterbewegung, „hatten als Narodowolzen revolutionär zu denken begonnen. Fast alle hatten in früher Jugend die Helden des Terrors begeistert verehrt. Die Befreiung von dem faszinierenden Eindruck dieser heroischen Tradition kostete Kampf, war begleitet von dem Bruch mit Menschen, die um jeden Preis der Narodnaja Wolja treu bleiben wollten und die von den jungen Sozialdemokraten hoch geachtet wurden."9

Dieser Absatz drückt ein Stück Lebensgeschichte Wladimir Iljitschs aus.

Es war sehr hart, sich in dem Augenblick trennen zu müssen, als die „richtige" Arbeit gerade erst beginnen sollte. Aber es kam einem gar nicht in den Sinn, dass Wladimir Iljitsch in Ufa bleiben könnte, wo es für ihn doch die Möglichkeit gab, näher bei Petersburg zu leben.

Wladimir Iljitsch ließ sich in Pskow10 nieder, wohin später auch Potressow und L. N. Radtschenko mit ihren Kindern kamen. Wladimir Iljitsch erzählte einmal lachend, wie die kleinen Mädchen Radtschenkos, Schenjurka und Ljuda, ihn und Potressow nachahmten. Die Arme auf dem Rücken verschränkt, gingen sie nebeneinander im Zimmer auf und ab, wobei eine immer ,Bernstein" sagte und die andere „Kautsky" antwortete.

Während seines Aufenthalts in Pskow knüpfte Wladimir Iljitsch eifrig die Fäden der Organisation, die die zukünftige, im Ausland erscheinende allgemeine russische Zeitung mit Russland, mit der Arbeit in Russland verknüpfen sollten. Er kam mit Babuschkin und einer ganzen Anzahl anderer Personen zusammen.

Ich richtete mich allmählich in Ufa ein, besorgte mir Übersetzungen und Schüler.

Kurz vor meiner Ankunft in Ufa hatte sich ein Zwist unter den Verbannten abgespielt, der die dortigen Sozialdemokraten in zwei Lager spaltete. Zu dem einen gehörten Krochmal, Zjurupa, Swiderski, zum anderen die Brüder Plaksin, Saltykow und Kwjatkowski. Tschatschina und Aptekman standen außerhalb der Gruppen und unterhielten Beziehungen zu beiden. Mir stand die erste Gruppe näher, und ich begann bald mit ihr zusammenzuarbeiten. Sie leistete einige Arbeit und umfasste überhaupt den aktivsten Teil der Genossen. Sie stand in Verbindung mit den Eisenbahnwerkstätten. Dort bestand ein Zirkel aus zwölf sozialdemokratischen Arbeitern. Der aktivste unter ihnen war der Arbeiter Jakutow. Er kam häufig zu mir, um sich Bücher zu leihen und sich auszusprechen. Er suchte lange nach einer populären Darstellung der Marxschen Lehre, kam aber, als er sie bekommen hatte, nicht dazu, sie durchzulesen. „Ich habe niemals Zeit", klagte er, „dauernd kommen die Bauern mit ihren Angelegenheiten zu mir. Mit jedem muss man sich aussprechen, damit er nicht schlecht von sich denkt. So hat man für sich gar keine Zeit." Er erzählte, auch seine Frau Natascha sei eine Sympathisierende; sie hätten beide keine Angst vor der Verbannung; sie würden schon nicht zugrunde gehen; sie würden überall von ihrer Hände Arbeit leben können. Er war ein Meister konspirativer Arbeit. Nichts war ihm so zuwider wie Geschwätz, Prahlerei und große Worte. Er hatte den Grundsatz, alles gründlich zu machen, ohne Aufsehen, aber für die Dauer.

Jakutow war 1905 Vorsitzender der Republik, die sich in Ufa gebildet hatte, und wurde später, in den Jahren der Reaktion, im Gefängnis von Ufa gehenkt. Während er auf dem Gefängnishof starb, sang das ganze Gefängnis. In allen Zellen wurde gesungen und gelobt, seinen Tod niemals zu vergessen und nie zu verzeihen.

Ich unterrichtete auch noch einen jungen Metallarbeiter aus einem kleinen Betrieb; er erzählte mir vom Leben der dortigen Arbeiter. Er war ein sehr impulsiver und nervöser Mensch. Später hörte ich, dass er zu den Sozialrevolutionären übergetreten und im Gefängnis wahnsinnig geworden sei.

Auch ein tuberkulöser Buchbinder namens Krylow kam häufig zu mir. Er stellte mit großer Sorgfalt doppelte Einbanddecken her, in denen man illegale Manuskripte verstecken konnte, und klebte Manuskripte zu Einbanddecken zusammen. Er erzählte häufig von der Arbeit der ortsansässigen Buchdrucker.

Auf Grund dieser Berichte wurden später Korrespondenzen für die „Iskra" zusammengestellt.

Außer in Ufa selbst wurde auch in den Betrieben der Umgegend gearbeitet. In dem Betrieb Ust-Katawsk gab es eine sozialdemokratische Arztgehilfin, die dort unter den Arbeitern tätig war und populäre illegale Literatur verbreitete. An Literatur mangelte es uns sehr.

In den Betrieben gab es auch einige sozialdemokratische Studenten, die dort praktizierten. Unsere Organisation in Ufa unterhielt einen Illegalen in Jekaterinburg, den Arbeiter Masanow, der aus Turuchansk zurückgekehrt war, wohin er zusammen mit Martow verbannt worden war. Aber die Arbeit klappte bei ihm nicht recht.

Ufa war das Zentrum des Gouvernements. Die Verbannten aus Sterlitamak, Birsk und anderen Kreisstädten bemühten sich dauernd um die Erlaubnis, nach Ufa reisen zu dürfen.

Zudem lag Ufa unmittelbar auf der Reiseroute von Sibirien nach Russland. Die Genossen, die aus der Verbannung zurückkehrten, kamen nach Ufa, um sich über die weitere Arbeit zu verständigen. Unter anderen kamen Martow, dem es nicht gleich gelungen war, aus Turuchansk wegzukommen, G. I. Okulowa und Panin. Aus Astrachan kam illegal Djadenka (L. M. Knipowitsch), aus Samara kamen Rumjanzew und Portugalow.

Martow ließ sich in Poltawa nieder. Wir standen mit ihm in Verbindung und hofften, durch ihn Literatur zu bekommen. Die Literatur kam, soviel mir erinnerlich ist, eine Woche nach meiner Abreise aus Ufa an, und Kwjatkowski, der sie abholte, bezahlte diese unterwegs aus den Fugen gegangene Kiste mit fünf Jahren Sibirien. Eigentlich hatte er sich gar nicht an der Arbeit beteiligt und nur deshalb die Abholung der Kiste übernommen, weil sie an eine Bierbrauerei adressiert war und er der Tochter des Besitzers Stunden erteilte.

Auch Narodowolzen gab es in Ufa: Leonowitsch und später Boroschtsch.

Vor der Abreise ins Ausland wäre Wladimir Iljitsch beinahe gefasst worden. Er kam mit Martow aus Pskow nach Petersburg. Die Polizei kam ihnen auf die Spur und verhaftete sie. Wladimir Iljitsch trug in der Weste 2000 Rubel, die er von „Tante" (A. M. Kalmykowa) erhalten hatte, und Notizen über die Verbindungen im Ausland. Die Notizen waren mit unsichtbarer Tinte auf ein Stück Briefpapier geschrieben, auf das zum Schein noch etwas Nebensächliches, irgendeine Rechnung, mit gewöhnlicher Tinte geschrieben war. Wenn die Gendarmen darauf verfallen wären, den Zettel anzuwärmen, so wäre es Wladimir Iljitsch nicht gelungen, eine gesamtrussische Zeitung im Ausland zu organisieren. Aber er hatte Glück und wurde nach zehn Tagen wieder auf freien Fuß gesetzt.

Er kam noch einmal nach Ufa, um sich von mir zu verabschieden. Er erzählte, was er inzwischen erreicht hatte und mit wem er zusammengekommen war. Selbstverständlich wurden anlässlich der Ankunft Wladimir Iljitschs eine Reihe von Versammlungen veranstaltet. Ich erinnere mich, dass Wladimir Iljitsch außer sich geriet, als sich herausstellte, dass Leonowitsch, der sich für einen Narodowolzen hielt, die Gruppe „Befreiung der Arbeit" nicht einmal dem Namen nach kannte. „Wie kann ein Revolutionär so etwas nicht wissen! Wie kann er die Partei, in der er arbeiten soll, bewusst wählen, wenn er nicht einmal die Schriften der Gruppe „Befreiung der Arbeit" kennt und studiert hat!"

Wladimir Iljitsch blieb damals etwa eine Woche lang in Ufa.

Aus dem Ausland schrieb er mir meist in Büchern, die an verschiedene Personen gesandt wurden. Die Organisierung der Zeitung ging im allgemeinen nicht so rasch vorwärts, wie Wladimir Iljitsch es wünschte. Die Verständigung mit Plechanow machte Schwierigkeiten, und Wladimir Iljitschs Briefe waren kurz und verdrossen; oft hieß es am Schluss: „Ich erzähle es Dir, wenn Du kommst", „über den Konflikt mit Plechanow habe ich ausführliche Notizen für Dich gemacht" usw.

Ich konnte kaum das Ende der Verbannung abwarten. Auch bekam ich lange Zeit gar keine Briefe von Wladimir Iljitsch.

Ich beabsichtigte, nach Astrachan zu Djadenka (L. M. Knipowitsch) zu fahren, unterließ es aber in der Eile.

Ich suchte mit Mama die Mutter Wladimir Iljitschs, Maria Alexandrowna, auf. Sie wohnte damals allein in Moskau. Maria Iljinitschna saß im Gefängnis, Anna Iljinitschna war im Ausland.

Ich hatte Maria Alexandrowna sehr gern, sie war immer so feinfühlend und aufmerksam. Wladimir Iljitsch liebte seine Mutter sehr. „Sie hat eine ungeheure Willenskraft", sagte er einmal zu mir, „wenn das mit dem Bruder passiert wäre, als der Vater noch lebte, so weiß ich gar nicht, was geschehen wäre."

Seine Willenskraft hat Wladimir Iljitsch von der Mutter geerbt, auch sein Feingefühl und sein Verständnis für Menschen hatte er von ihr.

Als wir im Ausland lebten, versuchte ich, ihr unser Leben möglichst lebendig zu schildern, damit sie das Gefühl habe, er lebe in ihrer Nähe. Als Wladimir Iljitsch 1897 in der Verbannung lebte, war einmal in den Zeitungen die Todesanzeige einer in Moskau verstorbenen Maria Alexandrowna Uljanowa zu lesen. Oskar erzählte darüber: „Einmal komme ich zu Wladimir Iljitsch. Er ist kreideweiß im Gesicht und sagt: ,Meine Mutter ist gestorben.'" Es stellte sich heraus, dass es die Todesanzeige einer anderen M. A. Uljanowa war.

Viel Kummer ist Maria Alexandrowna zuteil geworden: die Hinrichtung des ältesten Sohnes, der Tod ihrer Tochter Olga, die endlosen Verhaftungen ihrer anderen Kinder.

Als Wladimir Iljitsch im Jahre 1895 erkrankte, kam sie sofort zu ihm, bereitete das Essen für ihn und pflegte ihn gesund. Wurde er verhaftet, so war sie wieder auf dem Posten, saß stundenlang in dem halbdunklen Warteraum des Untersuchungsgefängnisses, ging zu den Besuchszeiten hin und richtete Bestellungen aus. Und nur ihr Kopf zitterte kaum merklich.

Ich versprach ihr, Wladimir Iljitsch zu behüten, und habe ihn doch nicht behüten können …

Von Moskau aus brachte ich meine Mutter nach Petersburg, richtete sie dort ein und reiste selbst ins Ausland ab. Ich fuhr so richtig auf Schildbürgerart. Ich begab mich nach Prag in der Annahme, dass Wladimir Iljitsch sich unter dem Namen Modráček dort aufhalte.

Ich hatte telegrafiert. Als ich in Prag ankam, war niemand an der Bahn. Ich wartete eine Weile, mietete dann in großer Verlegenheit eine Droschke – der Kutscher hatte einen Zylinder auf –, ließ meine Körbe aufladen, und los ging's. Wir kommen in ein Arbeiterviertel, in eine schmale Gasse, vor eine riesige Mietskaserne, in deren Fenstern eine Unmenge Bettzeug zum Lüften ausgelegt ist…

Ich laufe zur vierten Etage hinauf. Eine blonde Tschechin öffnet mir. „Herr Modráček", stoße ich hervor. Ein Arbeiter kommt heraus und sagt: „Ich bin Modráček." „Nein", murmele ich bestürzt, „das ist mein Mann." „Ach, Sie sind wahrscheinlich die Frau von Herrn Rittmeyer", begreift Modráček endlich, „er wohnt in München, hat Ihnen aber durch mich Briefe und Bücher nach Ufa geschickt." Modráček widmete mir einen ganzen Tag. Ich erzählte ihm von der russischen Bewegung und er mir von der österreichischen. Seine Frau zeigte mir ihre gehäkelten Spitzen und fütterte mich mit tschechischen Knödeln.

Als ich nach München kam11 – ich trug noch meinen warmen Pelz, während dort alles schon ohne Mantel ging –, gab ich, gewitzigt durch die Erfahrung, meine Körbe zur Aufbewahrung auf dem Bahnhof ab und fuhr mit der Straßenbahn zu Rittmeyers. Ich fand auch das Haus. Die betreffende Wohnung stellte sich als eine Bierstube heraus.

Ich gehe an den Schanktisch heran, hinter dem ein dicker Bayer steht, und frage schüchtern nach Herrn Rittmeyer, in der Vorahnung, dass es wieder nicht das Richtige ist. „Das bin ich", antwortete der Wirt. „Nein", lalle ich völlig niedergeschlagen, „das ist mein Mann."

Und wir stehen uns einen Augenblick blöde gegenüber. Schließlich kommt die Frau Rittmeyers, schaut mich an und begreift: „Ach, das ist wahrscheinlich die Frau von Herrn Meyer, er erwartet seine Frau aus Sibirien. Na, da kommen Sie mal mit."

Ich folge der Frau Rittmeyer auf den Hinterhof des großen Hauses, in irgendeine unbewohnte Wohnung. Die Tür geht auf. Am Tisch sitzen: Wladimir Iljitsch, Martow und Anna Iljinitschna. Ich vergaß mich bei der Wirtin zu bedanken und fing an zu schimpfen: „Warum in aller Welt hast du denn nicht geschrieben, wo du steckst?"

Wieso nicht geschrieben? Ich ging ja dreimal täglich zur Bahn, um dich abzuholen. Woher kommst du denn?" Später stellte sich heraus, dass der Mann, an den das Buch mit der Adresse gesandt worden war, das Buch zum Lesen behalten hatte.

Diese Art zu reisen war damals bei den Russen üblich: Schljapnikow reiste das erste Mal nach Genua statt nach Genf, und Babuschkin wäre um ein Haar nach Amerika geraten statt nach London.

1 So nannte man die Revolutionäre, die an dem Bombenanschlag auf den Zaren Alexander II. am 1. März 1881 beteiligt waren.

2 „Arbeitervolk, erkenne deine Macht", „Der Erste Mai".

3 Schanga – ein sibirisches Gebäck, eine Art Fladen.

C Wladimir Iljitsch hatte besonders Tschernyschewski gern. Auf einer von Tschernyschewskis Fotografien steht in der Handschrift Wladimir Iljitschs geschrieben: geboren dann und dann, gestorben 1889. N. K..

4 „Lef" („Lewy front iskusstwa" [Die linke Front der Kunst]) – Zeitschrift einer literarischen Gruppe, Anhängern des Formalismus in der Kunst, die sich 1923 in Moskau gebildet hatte.

5 „Credo" – Manifest einer Gruppe von „Ökonomisten" (S. N. Prokopowitsch, J. D. Kuskowa und anderen, die später Kadetten wurden).

6 Der „Bund" („Allgemeiner Jüdischer Arbeiterverband in Litauen, Polen und Russland") wurde 1897 gegründet und vereinigte hauptsächlich jüdische Handwerker in den Westgebieten Russlands.

7 „Rabotschaja Mysl" (Arbeitergedanke) – Zeitung der „Ökonomisten", die von Oktober 1897 bis Dezember 1902 erschien.

8 Docha – sibirischer Pelz mit nach außen gekehrtem Haar, wird über einem anderen Pelz getragen.

9 W. I. Lenin: Werke, Bd. 5, S. 538/539.

10 Lenin kam am 10. März (26. Februar) 1900 in Pskow an. Anm. d. russ. Red.

11 Nadeschda Krupskaja kam Mitte April 1901 nach München. Anm. d. russ. Red.

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