Baum: Die Aufgaben des KJVD [Nach Permanente Revolution, Zeitschrift der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) (Sektion der Internationalen Linken Opposition) 2. Jahrgang Nr. 2 (Mitte Januar 1932), S. 11. = Der Jungkommunist. Jugendbeilage der „Permanenten Revolution", II. Jahrgang, Nr. 1, S. 1] Der KJV soll die Avantgarde der proletarischen Jugend sein. Die Hauptaufgabe, die heute vor dem gesamten deutschen Proletariat steht, ist der Abwehrkampf gegen den Faschismus, die sich daraus ergebende Aufgabe für eine revolutionäre Partei heißt: Organisierung des Proletariats zur geschlossenen einheitlichen Abwehrfront gegen den Faschismus. Wir Kommunisten wissen alle, das sich die sozialdemokratischen und reformistischen Gewerkschaftsführer, die eng mit dem kapitalistischen Staatsapparat verbunden sind, als Saboteure der proletarischen Einheitsfront betätigen werden. Wir Kommunisten kennen die Verräterrolle dieser «Führer» ganz genau, aber trotz allen Verrates stehen in den Organisationen dieser sozialdemokratischen und reformistischen Arbeiterverräter noch Millionenmassen, die die Rolle ihrer «Führer» noch nicht erkannt haben. Diese Arbeiter haben noch mehr oder weniger Vertrauen zu ihren Führern und halten deren Politik noch für mehr oder weniger richtig und durchführbar. Diese Millionenmassen glauben nicht, dass ihre Führer die Saboteure und die Verräter der proletarischen Einheitsfront sind und immer sein werden. Es ist nun Aufgabe der Kommunisten, den sozialdemokratischen und freigewerkschaftlichen Arbeitern immer wieder in der Praxis das Versagen und den Verrat der SPD und Gewerkschaftsführer zu zeigen. Nur so wird es gelingen, die Arbeiter von ihren kapitalfrommen «Führern» zu Iösen und in die Reihen des revolutionären Proletariats herüberzuziehen. Eine der wichtigsten Lehren, die Lenin dem internationalen Proletariat gab, ist eben diese Lehre von der Loslösung der sozialdemokratischen, reformistischen Arbeiter von ihren Führern und die Eingliederung in die Reihen des revolutionären Proletariats, in die Reihen der kommunistischen Arbeiter zur gemeinsamen Aktion. Das ist die Lehre von der Einheitsfronttaktik, die, weil sie besonders von Lenin in aller Klarheit formuliert wurde, die leninistische Einheitsfronttaktik heißt. Leninistische Einheitsfronttaktik – das heißt Entlarvung der reformistischen Führer an konkreten Beispielen vor der Masse der sozialdemokratischen und reformistischen Arbeiter. Es ist einer der ernstesten Fehler der heutigen Komintern-, KPD- und KJVD-Führung, dass sie diese Lehre Lenins und deren Anwendung in der Praxis «vergessen» haben. Wo entlarven heute die KPD und der KJVD noch die sozialdemokratischen und die Gewerkschaftsführer? Nirgends. – KPD und KJVD beschränken sich darauf, diese Bürokraten zu beschimpfen als Verräter der proletarischen Einheitsfront usw. Man muss aber den Massen den Verrat dieser Reformisten in der Praxis beweisen. Dann besteht auch die Möglichkeit, dass die sozialdemokratischen Arbeiter den Verrat ihrer Führer an der proletarischen Einheitsfront nicht mitmachen, sondern im Gegenteil über die Köpfe dieser «Führer» hinweg und mit der revolutionären Partei, mit den Kommunisten gehen werden. Das ist der Weg zur proletarischen Einheitsfront. Die Fehler der KPD in der Anwendung der leninistischen Einheitsfronttaktik sind auch die Fehler des KJVD. Auch der KJV verzichtet auf die praktische Entlarvung der SAJ und der Freigewerkschaftlichen Jugendführung und hofft auf die Selbstentlarvung dieser Führer. In einem Rundschreiben des ZK des KJVD vom 15. Dezember 1931 über «Einheitsfrontpolitik als Kampfpolitik» wird geschrieben: «Die Einheitsfront im Kampf gegen Faschismus bedingt, dass wir den schärfsten Kampf gegen die sozialdemokratischen Jugendorganisationen einschließlich SJV und ihre Führung bei gleichzeitiger stärkster Anstrengung zur Gewinnung der Mitglieder dieser Organisationen führen.» Diese Formulierung sieht nicht aus nach proletarischer Einheitsfront. Im Gegenteil, dahinter verbirgt sich die Tendenz zur weiteren Isolierung von den Massen der sozialdemokratischen und freigewerkschaftlichen Jugend. Nicht ihnen und ihren Organisationen gilt der schärfste Kampf. Der schärfste Kampf gilt dem Faschismus, der schärfste Kampf des Jungproletariats gilt den SA-Banden und der Hitler-Jugend. Dass die KJV-Bürokraten das noch nicht erkannt haben, ist ein trauriges Zeichen einer bodenlosen politischen Verwirrung. Der KJVD als die politische Avantgarde hat heute eine Aufgabe von ungeheurer, von historischer Bedeutung zu erfüllen. Er hat die Massen des deutschen Jungproletariats zusammenzuschweißen zum Kampfe gegen die drohende faschistische Machtübernahme. Es genügt aber nicht, wenn das ZK des KJV überheblich und selbstgenügsam formuliert: «Die Partei und der Jugendverband sind nicht nur verpflichtet, die Einheitsfront zu organisieren und zu führen, sondern sie sind auch als einzige revolutionäre Partei und Jugendorganisation dazu berechtigt und befähigt.» Nun, die einzige «Berechtigung» und «Befähigung» muss der KJVD erst beweisen. Den Beweis seiner Befähigung zur Organisierung der breitesten Einheitsfront des Jungproletariats muss der KJVD erst noch erbringen. Vor ihm steht noch die Aufgabe der Organisierung der Einheitsfront. Bis heute ist der KJ auf diesem Wege nicht einen Schritt vorwärtsgekommen. Organisierung der Einheitsfront des Jungproletariats – das heißt, dass der KJVD Schluss macht mit seiner unsinnigen und verderblichen Politik, die nicht im Faschismus, sondern im Reformismus den «Hauptfeind» sieht. Der KJV muss darangehen, die übrigen proletarischen Jugendorganisationen aufzufordern, mit ihm gemeinsam Abwehrkartells der proletarischen Jugend gegen die faschistische Pest zu bilden. Heute noch lehnt das ZK des KJV eine solche Einheitsfront aller proletarischen Jugendorganisationen ab. Der KJV will von vornherein die Einheitsfront des Jugendproletariats nur unter seiner Führung. Aber eine «Berechtigung» zur Führung hat nur der, der bewiesen hat, dass er die Hauptkraft in der Organisierung der Einheitsfront der Arbeiterjugend darstellt. Das zu beweisen ist heute die Aufgabe des KJVD. Die KJO auf dem Wege des Opportunismus. Auf der Reichskonferenz der KJO in Leipzig entstand eine Diskussion über die Frage: «die KJO – Partei oder Richtung?» «Richtung» nicht «Fraktion». Was aber diese Halbheit bedeutet, zeigt eine Schrift «Die Jugend Liebknechts», in der über die Aufgaben der Kommunistischen Jugendopposition geschrieben wird: «Ihre Aufgabe ist es, durch ihre Tätigkeit das Vertrauen der jungen Arbeiter zu gewinnen und so zur Führerin und damit zur Massenorganisation der proletarischen Jugend zu werden.» An einer anderen Stelle heißt es: «Vor allem gilt es anzusetzen bei der heutigen Lage des Jugendlichen, den Kampf um seine Besserstellung und um die Erhaltung seiner Organisationen zu führen.» In diesem Sinne geht das Flugblatt weiter, in welchem kein Wort vom KJVD, dessen Opposition sie ja sein will, steht. Mit anderen Worten heißt das, – die KJO verneint die Führerrolle des KJVD, sie verneint weiterhin die Reform desselben. Nach Meinung der Rechten (Brandleristen) bestehen die Fehler der offiziellen Partei in einer falschen Taktik gegenüber der SPD und im inneren Parteiregime. Braucht man deshalb eine neue Partei? Die KJO tritt so nur als Spalterin, als Splittergruppe auf. Die Linke Opposition im KJVD bekämpft diese Richtung des Opportunismus aus den oben genannten Gründen und besonders, weil ihre national begrenzte Kritik und ihre politischen Forderungen (Eroberung der Gewerkschaften) opportunistisch sind. Die Linke Opposition kämpft als Fraktion im KJVD mit dem Ziel der bolschewistischen Reform des KJVD sowie der gesamten KJI. Die KJO sagt den oppositionellen SAJlern und Unorganisierten: hinein in die KJO, das ist der kürzeste Weg zum Kommunismus! – die Linke Opposition erklärt demgegenüber, geht zum KJVD. denn er ist trotz aller Fehler immer noch die kommunistische Avantgarde des Jungproletariats. Kämpft mit der Linken Opposition des KJVD für die bolschewistische Reform des KJVD! Baum. |
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