Permanente Revolution 19320116 Sabotage der Einheitsfront

Permanente Revolution: Sabotage der Einheitsfront

[Nach Permanente Revolution, Zeitschrift der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) (Sektion der Internationalen Linken Opposition) 2. Jahrgang Nr. 2 (Mitte Januar 1932), S. 1 f.]

In der Arbeiterbewegung gehen jetzt erfreuliche Prozesse vor sich. In den Betrieben in den Gewerkschaften und in den überparteilichen proletarischen Organisationen bricht sich nach langem Stillstand ein gewaltiger Drang nach Einheitsfront Bahn. Verzweifelnd an der Unfähigkeit ihrer Führer, die Einheitsfront der Klasse herzustellen, beginnen die Arbeiter in den Betrieben, die Einheitsfront von unten herzustellen, ihren Führern die Einheitsfront aufzuzwingen.

Der Beschluss der Berliner Gasarbeiter ist in dieser Hinsicht von großer Bedeutung. Die Betriebsräte dieses Betriebes erkennen in dieser gefahrvollen Stunde den Ernst der Lage, in der sich die Belegschaften der Gaswerke und der gesamten Arbeiterschaft befinden, welche sich in dem Programm der Nazis, Deutschland in eine kapitalistische Blutdiktatur zu verwandeln, ausdrückt … Der Arbeiterrat appelliert an die Führung der Arbeiterparteien, alles daran zu setzen, dass die Einheitsfront aller Arbeiter hergestellt wird. Der Arbeiterrat..wird jetzt schon alle Schritte unternehmen, um die Einheitsfront aller Arbeiter von unten her- und sicherzustellen.

Die Funktionäre der Berliner Schuhmacherverbandes beschlossen: alle proletarischen Parteien und Gewerkschaften treten in Einheitsfront. Aktionsausschüsse sollen gebildet werden usw.

Die SAP-Arbeiter drängen ihre Führer auf den Weg der Bildung der Einheitsfront. Sie verlangen Einheitsfront mit der KPD. Aus der «Roten Fahne» vom 5. Januar ist zu ersehen, dass der Drang nach Einheitsfront auch die Parteiorganisationen im Reiche erfasst hat: Württemberg, Schlesien, Sachsen usw. Diese Erscheinungen zeugen davon, dass die Arbeiterklasse trotz aller Hindernisse, trotz aller Schwierigkeiten beginnt, selbst die Einheitsfront zu verwirklichen.

Was tut die Parteiführung. Anstatt die ersten und wirklichen Schritte zur Herstellung der Einheitsfront, die von unten kommen, von den Betrieben, zu unterstützen. sie in eine revolutionäre Bahn zu leiten, verdächtigt sie die Betriebsarbeiter mit Anwürfen wie den folgenden: Die SPD-Betriebsräte wollen nur die Einheitsfront, um die Arbeiterschaft für die Verratspolitik von Wels einzuspannen. Deswegen kann die KPD diese Einheitsfront nicht mitmachen und darum bleibt nur die «Rote Einheitsfront». Die Parteiführung lehnt ab gemeinsame Aktionen nicht nur mit der SPD, sondern auch mit der SAP. Jeder Arbeiter muss von vorneherein die Führung der KPD als einzig berufene Führung der Arbeiterklasse anerkennen.

Die Arbeiter haben durch ihre Loslösung von der SPD, durch die Anerkennung, dass nur durch die Diktatur des Proletariats der Sozialismus erkämpft werden kann, zum Ausdruck gebracht, dass sie den Boden des revolutionären Klassenkampfes betreten haben. Sie haben durch die Gründung der SAP von vornherein bekundet, dass sie kein Vertrauen zu der heutigen Führung der KPD haben. Aber gerade die Politik der heutigen Führung der Kommunistischen Partei zwingt sie, eine eigene Partei zu haben, wobei sie sich durch die Politik gewisser Führer ihrer Partei Illusionen hingeben, dass man eine neue kommunistische Partei gründen muss, da die vorhandene ihre Politik nicht ändern kann.

Was sagt die KPD-Führung diesen Arbeitern? Mit eurer Organisaton können wir keine «Einheitsfront» machen, da eure Führer «linke Sozialfaschisten» sind. Ihr müsst eure Organisation zertrümmern und in die KPD eintreten! Nur auf diese Weise wird die wirkliche Einheitsfront des Proletariats, d. h. die «Rote Einheitsfront», verwirklicht.

Die heutige Parteiführung, die allein die Schuld daran trägt, dass die von der SPD losgelösten Arbeiter nicht direkt zur Kommunistischen Partei gestoßen sind, die jetzt alles tut, um sic davon zurückzuhalten, glaubt, dass die SAP-Arbeiter sofort ihrem Rufe folgen und ihre eigene Partei zertrümmern.

Wahrhaft, nie hatte es in der Kommunistischen Partei eine solche leichtsinnige, verantwortungslose und verbrecherische Politik einer Führung gegeben?

Wenn die «Eiserne Front» Verrat an der Arbeiterklasse bedeutet, so bedeutet die Politik der «Roten Einheitsfront» Sabotage des einheitlichen Kampfes der Arbeiterklasse. So ist heute die Auffassung von vielen Millionen deutscher Arbeiter ohne Unterschied der Partei. Diesem richtigen Klasseninstinkt nicht Rechnung zu tragen, heißt bewusst auf eine Niederlage hinarbeiten. Das tut ja gerade die heutige Führung der Partei.

Weil die Linke Opposition diese Politik der Parteiführung, die auf eine blutige Niederlage des deutschen Proletariats hinausläuft, aufs Schärfste verurteilt, gießen die Parteibeamten in ihrer Presse täglich Kübel von Schmutz und Verleumdungen gegen sie aus. So schreibt «Die Rote Fahne» vom 8. Januar, dass der Gen. Trotzki bei Noske und Grzesinski gelandet sei. Die Redakteure der «R. F.», denen ihre Posten über alles gehen und für die die Revolution nur Phrase ist, sind große Helden, wenn es um die niederträchtige Bekämpfung der Linken Opposition geht, hingegen wegen der kleinsten Regung des Klassenfeindes geraten sie in die größte Panik.

Nicht aus Prinzipienfestigkeit wollen sie keine Einheitsfront mit SPD und SAP, sondern aus politischer Hilfslosigkeit and purer Angst, in der Einheitsfront den Gegnerparteien zu unterliegen.

Die Tatsache, dass die «R. F.» vom 5. Januar sich mit den «Trotzkisten», mit dem «Vortrupp der konterrevolutionären Bourgeoisie» beschäftigen muss, beweist, wie stark die Ideen der Linken Opposition in die Partei eindringen. In der Partei geht auf Grund der Stimmung in den Betrieben ein Prozess vor sich, der sich gegen die Politik der Führung auswirkt. Es ist Tatsache geworden, dass sogar die Anhänger der RGO nicht bereit sind, die Politik der Parteiführung, weiter durchzuführen. Die Teilstreiks laut Kommando führen zu großen Opfern der Kommunisten in den Betrieben, ohne aber dabei den Einfluss der Partei dort zu stärken, im Gegenteil nur noch mehr schwächen. Die Parteiorganisationen im Reiche sträuben sich, noch weiter die heutige Politik der Parteiführung durchzuführen. Die «R. F.» vom 5. Januar teilt mit, dass in Württemberg, Schlesien, Sachsen, Berlin, Ruhrgebiet usw. opportunistische Abweichungen zu verzeichnen sind. Das sind Erscheinungen, die noch vor einigen Monaten kaum möglich waren. Es ist zweifellos: je stärker die Einheitsfrontbestrebungen von unten in Erscheinung treten, desto schwerer wird es den Kommunisten in den Betrieben sein, die Politik der Parteiführung durchzuführen. Sie werden in krassen Gegensatz zur Parteiführung geraten.

Die Aufgabe der Linken Opposition ist es, diesen Prozess in der Partei mit aller Aufmerksamkeit zu verfolgen. Es gilt, alle Parteigenossen, die schon zu verstehen beginnen, dass die Politik Thälmanns und Remmeles die Partei in den Abgrund führt, weiter zu treiben auf dem Wege der Gesundung der Partei, sie zu einer festen Fraktion zusammenzufassen. Hierin liegt die einzige Sicherheit dafür, dass die Kommunistische Partei aus dem entscheidenden Kampf als Sieger hervorgeht.

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