Permanente Revolution 19310700 Aus der Internationale und der Organisation

Aus der Internationale und der Organisation

[Rezension. Nach Permanente Revolution, Zeitschrift der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) (Sektion der Internationalen Linken Opposition) 1. Jahrgang Nr. 1 (Juli 1931), S. 15-16]

Aus einem Brief amerikanischer Genossen

Die Leitung der Kommunistischen Liga in Amerika (Opposition) teilt mit, dass ihr Organ «The Militant», das bisher 14 tgl. erschien, ab Juli als Wochenzeitung erscheinen wird. Wir freuen uns über diesen Fortschritt der amerikanischen Genossen.

China

An das Internationale Sekretariat.

An den Gen. Trotzki.

Teure Genossen! Schanghai, d. 9. Mai 1931

Die vereinigte Konferenz der chinesischen Opposition hat am historischen Tage des 1. Mai in Schanghai stattgefunden.

An derselben haben 17 Vertreter mit Bestimmungsrecht und vier mit Beratungsrecht teilgenommen. Sie haben insgesamt 483 Mitglieder der Opposition von 4 Gruppen dargestellt. Die Konferenz hat unsere allgemeine Plattform und andere Resolutionen, die von vornherein durch die vereinigte Kommission ausgearbeitet wurden, angenommen. Es ist ein Landes-Exekutivkomitee, bestehend aus 9 Mitgliedern und 4 Kandidaten gewählt worden. Aus seinem Bestand hat sich ein Sekretariat aus 3 Genossen formiert. Unsere Organisation trägt den Namen «Linke Opposition der Chines. Komm. Partei». Unser Organ nennt sich «Funken». In allernächster Zeit werden unsere Plattform und Resolutionen in europäische Sprachen übersetzt werden.

Die Vereinigung der chinesischen Opposition hat die Aufmerksamkeit der Reaktion und auch der Arbeitermassen auf sich gelenkt.

Wir glauben, dass unter der Führung der Intern. Linken Opposition unsere Organisation die große historische Aufgabe erfüllen und verwirklichen wird. Wir hoffen, dass zwischen dem Sekretariat und der chinesischen Sektion ständige, enge Beziehungen sein werden.

Die Nachricht über den Verlust der Bibliothek des Gen. Trotzki haben wir in der bürgerlichen Presse gelesen und danach durch Ihr Zirkular bestätigt. Wir haben ein spezielles Komitee zu ihrer Wiederherstellung geschaffen.

Mit oppos. Gruß.

Das Sekretariat der Linken Oppos. d. chin. Komm. P. Es folgen Unterschriften.

Arbeiterbrief aus Bruchsal

Die Lage der Arbeiter in Baden und besonders in der Gegend von Bruchsal ist keineswegs besser als in irgend einer industriereichen Gegend Deutschlands. Die Struktur der Industrie in Baden, mit Ausnahme von Mannheim, Karlsruhe, lauter Kleinbetriebe, welche alle mehr oder weniger vor dem Untergang stehen, sind meistens stillgelegt oder arbeiten kurz. Der amtliche Bericht über die Erwerbslosigkeit besagt noch vor kurzem, dass im Bezirk Mannheim 35.000 und im Bezirk Bruchsal 16.000 Erwerbslose wären: die gesamte Tabakindustrie lag noch vor einigen Wochen vollständig danieder. Die Löhne der Arbeiter besonders in der Bruchsaler Gegend sind katastrophal abgebaut in der Holzindustrie z. B. 30%: der Durchschnittslohn in Bruchsal beträgt 25 RM. das Gros der Arbeiter aber ist erwerbslos oder arbeitet kurz. Dank der guten Arbeit der linken Opposition d. KPD auf dem Rathaus in Bruchsal ist es bisher gelungen, bei der Stadtverwaltung durchzusetzen, dass jeder ausgesteuerte Erwerbslose 26 Wochen lang bei der Stadt beschäftigt wurde; außerdem konnte der Erwl. die Hälfte seiner Miete bei der Stadt abverdienen. Durch die neue Notverordnung natürlich wird eine erhebliche Minderung dieser Errungenschaft einsetzen. Anders aber ist die Lage der Arbeiter in den Dörfern, denen jede Unterstützung abgelehnt wird. Nicht nur die Arbeiterschaft, sondern auch der Mittelstand befindet sich durch die Wirtschaftskrise vor dem Ruin, die Geschäfte gehen sehr schlecht, die Steuern drücken furchtbar, die Mieten können nicht mehr bezahlt werden. Es gibt in Bruchsal eine ganze Reihe Geschäftsleute, die den letzten Rest ihrer Habe aufzehren, teilweise sogar schon als Fürsorgearbeiter bei der Stadt arbeiten, langsam aber sicher dringt auch bei diesen Leuten die Ansicht ein. dass nur die Kommunisten den richtigen Ausweg zeigen. Sie wenden sich bereits an uns, um ihre Angelegenheiten zu vertreten.

Die linke Opposition im Bruchsaler Bezirk (hier gibt es keine Parteiorganisation) hat durch zähe Kleinarbeit ein großes Vertrauen bei den Arbeitern und Mittelschichten sich erworben, was auch die letzten Gemeindewahlen in Baden bewiesen:900 Stimmen in Bruchsal. 130 in Heidelsheim, wo noch nie eine kommunistische Liste zur Wahl stand. In Unteröwisheim war es möglich, die Gesamtarbeiterschaft (SPD KPD und parteilose Arbeiter) in einer Demonstration gegen die Nazi auf die Straße zu bringen. Unter Führung der L. O. wird am 5. Juli in Bruchsal die Gesamtarbeiterschaft unter Beteiligung aller Arbeiterorganisationen aufmarschieren gegen den Faschismus und gegen den Willen der SPD-Führer. Diese bevorstehende einheitliche Demonstration ist gewiss ein Beweis, dass mit Hilfe der Einheitsfronttaktik die Arbeiter auf den Weg des Klassenkampfes zu bringen sind.

Unterbezirkskonferenz in Leipzig

Lektüre über «Trotzkismus».

Am 7 Tuni tagte die Leipziger UBK. der Partei. Der Besuch der Konferenz, 451 Delegierte, zeigte eine bestimmte organisatorische Stärke der Partei. Von den Delegierten waren politisch organisiert seit 1919: 26. von 1919-25: 132. von 1925-30: 179 und noch kein Jahr in der Partei geschlossen aus den Gewerkschaften waren 40 Delegierte.

Das Referat über das 11. Plenum des Ekki und die Aufgaben der Partei hielt der neue «Führer» – und welch ein Führer! – der Sächs. KPD.. Selbmann. Für seine Ausführungen benutzte er dieselbe Disposition, die vor ihm schon Remmele und Thälmann auf den ZK Plenum in Gebrauch hatten. Seine theoretischen Qualitäten ließ Selbmann hervortreten u.a. in einer Attacke gegen den «Trotzkismus«. d. h. gegen das. was S. unter «Trotzkismus» versteht. S. erzählte den Delegierten :

In China bestehen 15 Sowjetrepubliken: – die KPCh. hat nicht verstanden, «die Uneinheitlichkeit des Aufbaus der chinesischen Sowjetgebiete zu überwinden.» Es ist eine Schwäche der chinesischen Partei, dass sie nicht in den großen Städten verankert ist und im Vordergrund nicht der chinesische Arbeiter steht. Die KPCh. hat nicht verstanden. Teilkämpfe zu führen, sondern nahm einen Kurs auf die allchinesische Revolution in Verbindung mit der Weltrevolution. Das ist eine Konzession an den Trotzkismus, an die Theorie der permanenten Revolution. Der Trotzkismus leugnet den Sieg des Sozialismus in einem Lande, – aber der Sieg der Sozialismus in der Sowjetunion zeigt den theoretischen Bankrott der Trotzkisten. Auf Grund ihrer Einstellung auf die Weltrevolution haben die chinesischen Kommunisten die Gewerkschaften und den Komm. Jugendverband aufgelöst und der Partei eingegliedert. Auch das war Trotzkismus. denn schon 1921-22 hat Trotzki in Russland in der Gewerkschaftsfrage einen ähnlichen Standpunkt eingenommen (militärisch durchorganisieren Transportarbeiter-Verband). Weiterhin forderte die chinesische KP die sofortige Kollektivierung von Grund und Boden, – auch das ein typisch trotzkistisches Unverständnis der Bauernfrage für die Revolution. Trotzki hat nicht verstanden, aber das 11. Ekkiplenum hat festgestellt, dass Kollektivierung nur möglich ist bei einem bestimmten Grad der Industrialisierung. Nach der Beseitigung der trotzkistischen und rechten Fehler auf dem 11. Ekkiplenum sind in nächster Zeit in China außerordentliche Erfolge zu erwarten.

In der Unterstützung der Bedeutung der Teilkämpfe gleicht die KPCh der deutschen KP von 1923. Auch 1923 hat die KPD versäumt, Teilstreiks zu führen, sondern war nur auf den Endkampf eingestellt! Das erzählte der politische Leiter des sächsischen Bezirks der KPD den 451 Delegierten – und bewies dadurch, dass er 1923 noch nichts von der KPD gewusst hat und sie vielleicht noch nicht einmal dem Namen nach kannte.

Aber er erzählte noch mehr. In Indochina befinden sich bereits zwei Drittel des Landes in den Händen der Sowjets der Kommunistischen Partei. Die KPD hat sich um diese Fragen viel zu wenig gekümmert, sie hat in diesen internationalen Fragen einen starken Tempoverlust, u. a. auch in der Popularisierung der spanischen und chinesischen Revolutionen.

Die übrigen Ausführungen Selbmann waren Wiederholungen aus den Referaten Thälmanns usw. Die RGO stagniert, der Prozentsatz der Erwerbslosen in der Partei wächst, der Prozentsatz der Betriebsarbeiter geht zurück. Auf Grund der Vernachlässigung die Einheitsfronttaktik sind die KPD-Organisationen von den Massen abgeschlossen und abgeriegelt,

Der politische Leiter von Leipzig, Rädel, gab bekannt dass die Partei in den letzten Tagen über 200 Mitglieder gewonnen habe, davon nur 11 von der SPD. In Leipzig ist es der RGO und der KPD nicht gelungen, auch nur einen einzigen Metallbetrieb streikreif zu machen. Es herrscht eine ungenügende Politisierung der Mitglieder und Funktionäre. In einer großen Stadtteilversammlung ist nicht ein politisches Wort in der Diskussion gesprochen worden, – «Die politische Diskussion war einfach katastronhal.» In Zukunft muss ein stärkeres politisches Leben geschaffen werden.

Die übrige Diskussion ergab nichts wesentliches. Ein ehemaliges SPD-Mitglied sprach noch gegen die Parole vom «Sozialfaschismus». Delegierte aus dem Unterbezirk meldetet sich – außer einem – nicht zu Wort.

Die Konferenz war ein Ausdruck der politischen Schwäche der Partei. Es war jedoch zu erkennen, dass die Delegiertet den internationalen «Darlegungen» mit Interesse folgten. Die zentristische Parteiführung ist nicht in der Lage, die Partei zu politisieren, die Selb- und Thälmänner geben den Parteimitgliedern falsche internationale Berichte.

Die Partei zu politisieren. – diese Aufgabe ist der Linke» Opposition (Bolschewiki-Leninisten) gestellt!

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