Permanente Revolution: Zur Gründung der SAPD [Nach Permanente Revolution, Zeitschrift der Linken Opposition der KPD (Bolschewiki-Leninisten) (Sektion der Internationalen Linken Opposition) 1. Jahrgang Nr. 4 (Oktober-November 1931), S. 15] Eines der wichtigsten Symptome für den Charakter der Krise in Deutschland ist die schwere Erschütterung fast aller bürgerlichen Parteien. Die alten bürgerlichen Parteien sind, man kann beinahe sagen, in Auflösung. Eine nur teilweise Ausnahme hiervon macht das Zentrum, dessen Widerstandsfähigkeit auf die starken konfessionellen Bindungen beruht: jedoch auch dort ist eine große Differenzierung (von Papen einerseits – Stegerwald andererseits) unverkennbar. Die Sammlung im bürgerlichen Lager vollzieht sich in der faschistischen Nazi-Bewegung. Eine gründliche marxistische Analyse der Ursachen und Bedingungen dieser Erscheinung muss Gegenstand einer besonderen Arbeit sein. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass im Ergebnis der letzten beiden Wahlen, in Hamburg und Anhalt, eine erste schwache Gegenkonzentration innerhalb des Bürgertums durch ein leichtes Erholen der Staatspartei zu bemerken ist. Wo die Krise in solchem Maße die bürgerlichen Parteien erfasste, ist es klar, dass die Auswirkungen auch nicht vor der bürgerlichen Arbeiterpartei, der SPD, Halt gemacht haben. Wie weit diese Partei zur Bourgeoisie überging, zeigte, nach der Abspaltung der sächsischen Held-Leute, jetzt wieder der Austritt des Herrn Professor Waentig aus der SPD: dieser SPD-Abgeordnete bezog eine Stellung rechts von der Deutschen Volkspartei. Dass der Herr Professor keine Einzelerscheinung in der SPD ist, zeigten die Anhalter Wahlen, bei welchen ein großer Teil Wähler der SPD nicht zur KPD, sondern nach rechts abgewandert ist. Dem linken Flügel der SPD kann bei «bestem Willen» nicht nach gerühmt werden, starke oder gar konsequente Wortführer besessen zu haben. Die Politik der linken Delegierten des Leipziger SPD-Parteitages war knapp weniger als eine schmähliche Kapitulation, und nächst dem Verrat der Seifenkünstler die unverantwortlichste Preisgabe der Forderungen der oppositionellen SPD-Arbeiter. Man kann es Seydewitz und Rosenfeld aufs Wort glauben, wenn sie erklären, es sei nicht ihr Wille gewesen zu spalten oder gar eine neue Partei zu gründen. Dem Wesen dieser durch und durch in Halbheiten steckenden Gruppe entsprach es auch, die Spaltung in einer untergeordneten organisatorischen Frage, dem Herausgaberecht der Zeitschrift «Die Fackel», zu führen. Außer dieser Frage stellten die Linken nur die negative Losung «gegen die Tolerierungspolitik» auf, ohne jedoch hier positive Antwort – was statt dessen – zu geben. In dem auf der Gründungskonferenz vorgelegten Programm findet man dementsprechend ein Sammelsurium von Forderungen ohne jede klare Zielsetzung, ein typisches Dokument des Zentrismus. Am deutlichsten kommt das zum Ausdruck in der jeden Revolutionär vom Reformisten trennenden Frage der Stellung zur Diktatur des Proletariats. Die Tatsache, dass mit solchen Verwaschenheiten und Halbheiten es möglich ist in der gegenwärtigen Situation, vielleicht 20-50.000 Arbeiter zu einer schlechten Neuauflage einer USPD zu sammeln, ist der härteste Vorwurf, das vernichtende Urteil gegen die Politik der KPD-Führung. Ohne die schweren Fehler des ZK hätte keine Macht die Entwicklung der SPD-Arbeiter zum Kommunismus durch eine neue Station aufhalten können. Der alten falschen Taktik jedoch einen neuen Fehler hinzuzufügen heißt es, wenn wir in der «Prawda», im Artikel zur SAPD das Stichwort «linke Sozialfaschisten» finden. Dieses falsche und dumme Schlagwort verhindert, nebst anderen Fehlern in der Vergangenheit, die Anwendung einer leninistischen Einheitsfrontpolitik. Es ist die Konsequenz dieser Phrase, dass in der ersten öffentlichen Versammlung der SAPD in Berlin die Diskussion mit den Fäusten geführt wurde und zur Sprengung der Versammlung führte. Mit Prügel werden wir keinen dieser Arbeiter überzeugen und für uns gewinnen. Ebenso wie in den grundsätzlichen Fragen ist auch in der Tagespolitik der SAPD der zentristische Charakter, mit seiner, für das Proletariat in der jetzigen Situation mehr denn je gefährlichen Folgen, offenkundig. Es ist Verrat und Verbrechen, wenn, wie in der letzten Nummer der «Fackel», zum Faschismus eine Stellung genommen wird, die diese Gefahr herabmindert, ja sogar leugnet. Wir wissen, dass in den Reihen der SAPD sich Gruppen und Elemente befinden, die sich in vielen Fragen dem Kommunismus nähern. Aufgabe dieser ist es, einen rücksichtslosen Kampf gegen den Zentrismus sowohl in grundsätzlichen Fragen, wie auch in der Tagespolitik zu fuhren, offen und klar für die Schaffung einer revolutionären Einheitsfront mit der KPD einzutreten. Von unserer Kommunistischen Partei jedoch fordern wir eine Politik der leninistischen Einheitsfronttaktik. Wir verweisen auf unsere Vorschläge im Brief an das ZK der KPD. Vor die Erfüllung der revolutionären Erfordernisse des Tages gestellt, entlarvt sich am schnellsten jeder Zentrismus. |
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