Kapitel II

Kapitel II

Man hat behauptet, durch die Nationalversammlung sei die Republik bedroht gewesen. Meine Herren, als die Insurrektion ausbrach, hatte die Nationalversammlung ihren politischen Standpunkt erst durch zwei Handlungen kundgegeben: die Ernennung des Chefs der Exekutivgewalt und die Annahme eines republikanischen Kabinetts.“ (Das ist richtig! ertönt es auf sehr vielen Bänken.)

H. Lamy (vom linken Zentrum) in seiner Rede gegen die Amnestie. Sitzung vom 18. Mai 1876.

Die Koalition eröffnet das Feuer gegen Paris. Das Zentralkomitee konstituiert sich. Herr Thiers lässt angreifen.

Auf das Krautjunker-Plebiszit hatte die Nationalgarde durch die Föderation, auf die Drohungen der Monarchisten durch die Kundgebungen der Bastille, auf den Vorschlag der Dekapitalisierung, die Ohrfeige d’Aurelles, durch die Beschlüsse vom 3. März geantwortet. Was die Gefahren der Belagerung nicht vermocht, das brachte die Versammlung zu Stande, die Vereinigung des Kleinbürgertums mit dem Proletariat. Die ungeheure Majorität von Paris sah ohne Verdruss, wie sich dieses Verteidigungsheer der Republik organisierte. Als Picard, der Minister des Innern, am 3. das „anonyme Zentralkomitee“ denunzierte und „alle guten Bürger“ aufrief, seine schuldigen Kundgebungen zu unterdrücken, rührte sich Niemand. Übrigens war diese Beschuldigung lächerlich. Das Komitee entfaltete sich am hellen Tageslicht, schickte seine Berichte an die Zeitungen und hatte nur eine Kundgebung gemacht, um Paris vor einer Katastrophe zu retten. Es antwortete den folgenden Tag: „Das Komitee ist nicht anonym, es ist eine Zusammenkunft von Bevollmächtigten freier Männer, welche die Solidarität zwischen allen Mitgliedern der Nationalgarde anstreben. Seine Aktenstücke sind stets unterzeichnet gewesen. Es weist die Verleumdungen, die es der Aufreizung zur Plünderung und zum Bürgerkrieg beschuldigen, mit Verachtung von sich.“ Hier folgten die Unterschriften.A Die Führer der Koalition sahen bald, worauf man zielte. Von Tag zu Tag bereicherte die republikanische Armee ihr Arsenal mit Gewehren und besonders mit Kanonen. An zehn Orten waren jetzt Feuerschlünde aufgestellt: an der Barrière d'Italie, im Faubourg St. Antoine, auf den Hügeln des Montmartre. Ein rotes Plakat verkündete die Bildung des Zentralkomitees der Föderation der Nationalgarde und forderte die Bürger auf, in jedem Arrondissement die Bataillone, die Legionsräte zu organisieren und die Delegierten für dieses Zentralkomitee zu ernennen. Die Einheit, die Gleichzeitigkeit der Bewegung ließen den Glauben an eine sehr ernste Organisation zu. Noch ein paar Tage und die Rüstung des Volks war vollständig, wenn man nicht schnell einen Streich führte.

Was die Führer der Koalition außer Acht ließen, war nur die Großherzigkeit ihres Gegners. Der Sieg vom 22. Januar verblendete sie. Sie glaubten an die Berichte ihrer Zeitungen, an die Feigheit der Nationalgarde, an die Prahlereien Ducrots, der auf den Büros den Demagogen, ohne welche er nach seiner Behauptung gesiegt hätte, einen ewigen Hass schwor.B Die Maulhelden der Reaktion benebelten sich und bildeten sich ein, sie seien im Stande, Paris zu verschlingen.

Die Operation wurde mit der ganzen Geschicklichkeit, Planmäßigkeit und Disziplin des Klerus ausgeführt. Legitimisten und Orleanisten, die in Bezug auf den Namen des Monarchen gespalten waren, hatten Thiers’ Kompromiss – gleichen Anteil an der Gewalt – angenommen (was man den Pakt von Bordeaux nannte). – Wenn es gegen Paris ging, konnte es ja überhaupt keine Meinungsverschiedenheiten geben.

In den ersten Märztagen brachen die Zeitungen aus der Provinz gleichzeitig los und sprachen von Brandstiftungen und Plünderungen in Paris. Am 4. verbreitete sich in den Büros der Versammlung ein plötzlicher Lärm: Ein Aufstand ist ausgebrochen, die telegrafischen Verbindungen sind abgeschnitten, der General Vinoy hat sich auf das linke Ufer zurückgezogen. Die Regierung, welche diese Gerüchte ausstreuteC, sandte eilig vier Maires als Deputierte nach Paris. Diese langten am 5. an und fanden die Stadt vollkommen ruhig, sogar heiter.D Die Maires und Adjunkten, welche bei dem Minister des Innern zusammenkamen, bezeugten die Ruhe der Stadt. Aber Picard, der ohne Zweifel eingeweiht war, sagte: „Diese Ruhe ist nur scheinbar, man muss handeln.“ Und der ultra-konservative Vautrain sagte: „man man den Stier bei den Hörnern packen, das Zentralkomitee verhaften.“

Die Rechte ließ keinen Tag vorüber gehen, ohne dem Stier einen Stich beizubringen. Spottreden, Herausforderungen, Beschimpfungen fielen hageldicht auf Paris und seine Repräsentanten. Als einige von ihnen, Rochefort, Tridon, Malon, Ranc sich angesichts einer Abstimmung, die das Vaterland verstümmelte, zurückzogen, rief man ihnen zu: „Glückliche Reise!“ Als Victor Hugo Garibaldi verteidigte, wurde er ausgepfiffen. Als Delescluze den Antrag stellte, Mitglieder der Nationalverteidigung in Anklagestand zu versetzen, fand er ebenso wenig Gehör. Jules Simon erklärte, er würde die Gesetze gegen die Assoziationen aufrecht erhalten. Am 10. wurde die Sturmlücke gebrochen; man fasste den Beschluss, dass Paris nicht länger Hauptstadt bleiben und dass die Versammlung in Versailles tagen sollte. Dies hieß die Kommune herbeirufen, denn Paris konnte nicht gleichzeitig die Regierung und die Munizipalität entbehren. Nachdem das Schlachtfeld gefunden war, schuf man aus der Verzweiflung eine Armee. Die Regierung hatte bereits beschlossen, den Sold der Nationalgarde nur noch denen auszubezahlen, die ihn verlangen würden. Die Versammlung erließ ein Dekret, wonach die am 13. November 1870 verfallenen Wechsel am 13. März, das heißt in zwei Tagen, eintreiblich sein sollten. Der Minister Dufaure verweigerte hartnäckig jedes Zugeständnis in dieser Hinsicht. Trotz der dringenden Mahnungen Millières enthielt sich die Versammlung eines Ausspruchs in Bezug auf die seit sechs Monaten unbezahlten Mietzinse. Zwei bis dreimalhunderttausend Arbeiter, Krämer, Modellmacher, kleine Fabrikanten, welche ihr Geld verbraucht hatten und wegen der fortdauernden Geschäftsstockung noch nichts entnahmen, wurden dadurch der Gnade des Hausbesitzers, dem Hunger und dem Bankrott überliefert. Vom 13. bis zum 17. wurden 150.000 Wechsel protestiert. Endlich nötigte die Rechte Herrn Thiers, auf der Tribüne zu erklären, die Versammlung könne sich zur Beratung nach Versailles verfügen, „ohne die Pflastersteine der Erneute fürchten zu müssen,“ und zwang ihn dadurch zum schleunigsten Handeln, denn die Deputierten sollten sich am 20. in Versailles einfinden. D’Aurelles bearbeitete die Nationalgarde und erklärte, er werde sie einer harten Disziplin unterwerfen, um ihr die schlechten Elemente auszutreiben. „Meine erste Pflicht,“ sagte sein Tagesbefehl, „ist, die Achtung vor den Gesetzen und dem Eigentum zu sichern“ – das stehende Aufreizungsmittel, so oft die Bourgeoisie ans Ruder kommt.

Der andere Senator ließ sich gleichfalls vernehmen. Am 7. setzte Vinoy 21.000 Seine-Mobilgardisten mit einem Almosen von zehn Frcs. auf das Pflaster. Am 11., am Tag, wo Paris seine Dekapitalisierung und die Dekrete, welche es zu Grunde richteten, vernahm, unterdrückte Vinoy sechs republikanische Zeitungen, von denen vier, der Cri du Peuple, das Mot d’Ordre, der Père Duchesne und der Vengeur, Zweimalhunderttausend Exemplare druckten. Am selben Tag verurteilte das Kriegsgericht, welches über die Angeklagten vom 31. Oktober verhandelte, mehrere derselben zum Tode, darunter Flourens und Blanqui. Eine dreifache Explosion, welche die ganze Bevölkerung, Bourgeois, Republikaner und Revolutionäre erschütterte. Diese Versammlung von Bordeaux, die in Paris so mörderisch hauste, die so feindselig auftrat, erschien wie eine Fremdherrschaft. In den handeltreibenden Vierteln, in den Faubourgs war kein Stein, der nicht gegen sie geschrien hätte.E

Von diesem Augenblick an war es mit dem Zögern vorbei. Clemenceau, der Maire vom Montmartre, intrigierte schon seit mehreren Tagen für die Auslieferung der Kanonen und hatte sogar Offiziere gefunden, die geneigt waren, zu kapitulieren. Die Bataillone erhoben Protest. Als d’Aurelles am 12. seine Bespannung schickte, weigerten sich die Gardisten, die Stücke auszuliefern. Picard, der es mit Strenge versuchen wollte, ließ Courty kommen und sagte: „Die Mitglieder des Zentralkomitees spielen um ihren Kopf“ und erhielt ein halbes Versprechen. Darauf wurde Courty aus dem Komitee ausgestoßen.

Seit dem 6. kam dasselbe auf der Corderie zusammen. Wiewohl es für sich bestand und von den drei Gruppen ganz unabhängig war, kam ihm der Name des Lokals zustatten. Es legte einen Beweis von politischem Scharfblick ab, indem es die Intrigen des Kommandanten du Bisson vereitelte, eines ehemaligen Offiziers in auswärtigen Armeen, der mit zweifelhaften Abenteuern betraut gewesen und jetzt daran arbeitete, mit den Bataillonschefs ein Zentralkomitee von oben herab zu gründen. Das Komitee sandte drei Mitglieder als Delegierte zu dieser Gruppe, welche auf einen sehr lebhaften Widerstand stießen. Ein Bataillonschef, Namens Barbaret, zeigt sich ganz besonders unumgänglich, aber ein Anderer, Faltot, riss die Versammlung fort, indem er rief: „Ich gehe zum Volke!“ Die Fusion wurde am 10., dem Tage der Generalversammlung der Delegierten, vollzogen.

Das provisorische Zentralkomitee legte seinen Wochenbericht vor. Es führte darin die Ereignisse der letzten Tage auf, die Ernennung d’Aurelles’, den Zwischenfall Courty und sagte sehr richtig: „Was wir sind, dazu haben uns die Ereignisse gemacht. Die wiederholten Angriffe einer der Demokratie feindlichen Presse haben es uns gelehrt, die Drohungen der Regierung haben es bestätigt: wir sind die unübersteigliche Schranke gegen jeden Versuch, die Republik zu stürzen.“ Die Delegierten wurden aufgefordert, die Wahlen des Zentralkomitees zu beschleunigen. Sodann verfasste man einen Aufruf an die Armee: „Soldaten, Kinder des Volks, reichen wir uns die Hand, um die Republik zu retten. Die Könige und Kaiser haben uns genug Schaden zugefügt.“ Den anderen Tag sammelten sich die frisch von der Loirearmee angekommenen Soldaten vor diesen roten Anschlagzetteln, auf welchen die Namen und Adressen aller Mitglieder des Zentralkomitees standen.

Da die Revolution keine Zeitungen mehr hatte, sprach sie jetzt durch Plakate. Man konnte deren von allen Farben und Gesinnungen an allen Mauern sehen. Flourens und Blanqui, die in contumaciam verurteilt waren, hefteten ihre Protesterhebungen an. In allen volksfreundlichen Arrondissements wurden Unterkomitees angekündigt. Das vom 13. hatte einen Gießer, Namens Duval, einen jungen Mann von kalter und überwältigender Energie zum Chef. Das von der Rue des Rosiers zog einen Graben um seine Kanonen und ließ sie Tag und Nacht bewachen. Alle diese Komitees annullierten die Tagesbefehle und führten tatsächlich das Kommando über die Nationalgarde.

Es ist nicht zu bestreiten, dass Paris in Feuer geriet; dies war eine heilige Aufwallung, die seine Schlaffheit während der Belagerung wieder gut machte. Dieses ausgehungerte, von der Not bedrängte Paris verschob die Geschäfte, um einzig an die Republik zu denken. Das provisorische Zentralkomitee fand sich, ohne nach Vinoy zu fragen, der die Verhaftung aller seiner Mitglieder befohlen hatte, am 15. bei der Generalversammlung in Vauxhall ein. Zweihundertfünfzehn Bataillone waren vertreten. Garibaldi wurde zum General en chef der Nationalgarde ausgerufen. Ein Redner riss die Versammlung zur Begeisterung hin; dies war Lullier, ein alter Marineoffizier, ein grundverrückter Mensch mit einem Anstrich von militärischer Bildung, der aber, wenn ihm gerade das Alkohol nicht das Hirn versengte, lichte Momente hatte, die wirklich blenden konnten. Er wurde zum Obersten und Kommandanten der Artillerie ernannt. Hierauf proklamierte man die Namen der ins Zentralkomitee Gewählten – ungefähr dreißig, denn mehrere Arrondissements hatten noch nicht abgestimmt. Dies war das regelrechte Zentralkomitee, welches später im Stadthaus tagte. Viele von den Gewählten gehörten der vorhergehenden Kommission an. Die Anderen waren ebenso unberühmt, aus allen Schichten der Bevölkerung, Arbeiter, Kleinbürger, die nur im Familienrat der Nationalgarde und in ihren Bataillonen bekannt waren.

Was schadete die Namenlosigkeit? Das Zentralkomitee war ja keine Regierung, kein Haupt einer Partei, es hatte keine Utopie zu gründen. Ein sehr einfacher Gedanke, die bloße Furcht vor der Monarchie, hielt diese vielen Bataillone zusammen. Die Nationalgarde konstituierte sich als Versicherungsgesellschaft gegen einen Staatsstreich, denn wenn Thiers und seine Agenten von der Republik sprechen, so ruft ihre Vergangenheit und die Versammlung laut: „Es lebe der König!“ Das Zentralkomitee war nur die Schildwache. Die Luft war schwül, Niemand wusste, was kommen sollte. Die Internationale rief die sozialistischen Deputierten zusammen und fragte: was tun? Aber Niemand sprach den Gedanken eines Angriffs aus oder wies nur darauf hin. Das Zentralkomitee erklärte ausdrücklich, dass der erste Schuss nicht vom Volk ausgehen, dass man sich nur im Fall eines Angriffs zur Wehr setzen würde.

Am 15. kam der Angreifer in Gestalt des Herrn Thiers. Er hatte schon lang vorher gesehen, dass es zu einem schrecklichen Kampf mit Paris kommen musste, aber er wollte die rechte Stunde abwarten, sich in aller Stille mit 40.000 Mann, die gut gedrillt und von den Parisern ferngehalten waren, der Stadt bemächtigen. Dieser Plan ist durch einen General enthüllt worden. Für den Augenblick war nur ein Fetzen von Armee vorhanden. Die 230.000 Mann, die durch die Kapitulation entwaffnet worden, größtenteils Mobile und solche, die abgedankt werden konnten, wurden so schnell als möglich in ihre Heimat zurückgeschickt, denn sie hätten ja nur die Armee von Paris verstärkt. Schon hatten Mobile, Marine- und Liniensoldaten den Grund zu einer republikanischen Verbrüderung mit den Nationalgardisten gelegt. Nun war noch Vinoy mit der von den Preußen geduldeten Division und 3000 Stadtsergeanten oder Gendarmen übrig, etwa im Ganzen 15.000 Mann, ein sehr zerrüttetes Kontingent. Leflô schickte ihm zwar einige Tausend Mann, die er aus der Loire- und Nordarmee zusammengelesen hatte, aber diese kamen nur langsam, erschöpft, des Dienstes überdrüssig und fast ganz aufgelöst, vorwärts. Schon bei Vinoys erster Revue standen sie auf dem Punkt zu meutern. Man ließ sie hilflos in der Stadt umherirren, die Pariser sprangen ihnen bei, die Weiber brachten ihnen Suppen und warme Decken in die Baracken, wo sie halb erfroren. Am 17. hatte die Regierung in Wirklichkeit nicht mehr als ungefähr 25.000 Mann ohne Zusammenhang, ohne Disziplin und drei Viertel von ihnen waren durch die Faubourgs gewonnen.

Wie sollten durch diese Bande 100.000 Mann entwaffnet werden? Denn um sich der Kanonen zu bemächtigen, musste man die Nationalgarde entwaffnen. Paris hatte die Kriegführung gelernt. „Wenn wir die Kanonen hergeben, so nimmt man uns auch die Gewehre“, ging es von Mund zu Mund. Die Koalition wollte nichts hören, sobald Herr Thiers angekommen war, wurde er bestürmt und zum Handeln gedrängt. Es galt das Geschwür so schnell als möglich aufzustechen. Die Geschäftsleute – ohne Zweifel die Nämlichen, welche den Krieg beschleunigt hatten, um ihre Unternehmungen zu belebenG, sagten ihm: „Sie werden nie zu Finanzoperationen kommen, wenn Sie nicht mit dieser Verbrecherbande ein Ende machen.“H Alle erklärten die Wegnahme der Kanonen für die Grundbedingung allen Handelns. Dieselben waren tatsächlich kaum bewacht, denn die Nationalgarde wusste sie in Sicherheit. Sowie die Regierung den Versuch machte, eines von den 170 Stücken wegzuführen, so brauchte man nur fünfzig Pflastersteine herauszureißen und seine Fortschaffung wurde in den engen, steilen Straßen des Montmartre unmöglich. Man wage sie nur zu berühren, und Paris ist sofort zur Stelle. Das hatte man am 16. gesehen, als sich Gendarmen auf dem Vogesenplatz einstellten, um die von Vautrain versprochenen Kanonen wegzuführen. Die Nationalgardisten strömten von allen Seiten herbei, protzten die Stücke ab und die Kleinbürger in der Rue des Tournelles rissen ihr Pflaster auf.

Ein Angriff wäre widersinnig gewesen, deshalb hielt sich Paris streng in der Defensive. Aber Herr Thiers sah weder die Abneigung der Mittelklasse, noch die dumpfe Erregung der Faubourgs. Und dieses Männchen, das sein Leben lang, selbst von einem MacMahon, an der Nase herumgeführt worden, stürzte sich — gedrängt durch den Termin vom 20., aufgehetzt durch Jules Favre und Picard, die seit dem Misserfolg vom 31. Oktober die Revolutionäre keiner ernstlichen Handlung mehr fähig hielten, und selbst voll Ehrgeiz, einmal den Bonaparte zu spielen — über Hals und Kopf ins Abenteuer. Am 17. hielt er eine Beratung ab und, ohne die Kräfte des Feindes und die eigenen zu berechnen, ohne die Maires in Kenntnis zu setzen – Picard hatte ihnen ausdrücklich versprochen, dass man keinen Gewaltstreich unternehmen würde, ohne sie zu befragen –, ohne auf die Führer der Bourgeoisbataillone zu hörenI, gab diese Regierung, welche nicht einmal im Stand war, die fünfundzwanzig Mitglieder des Zentralkomitees aufzuheben, den Befehl, zweihundertfünfzig Kanonen?, welche von ganz Paris gehütet wurden, wegzuschaffen.

A Arnold, Bergeret, Bouit, Castioni, Chauvière, Chouteau, Courty, Dutil, Fleury, Frontier, H. Fortuné, Lacord, Lagarde, Lavalette, Maljournal, Malté, Ostyn, Piconel, Pindy, Prudhomme, Varlin, Verlet, Viard. Einige dieser Namen waren neu, diese waren am 3. gewählt. Andererseits fehlten viele von denen, die auf dem Plakat vom 28. gestanden. Das kam daher, dass nur diejenigen unterschrieben, die bei der Sitzung anwesend waren.

B Er wagte auf der Tribüne zu erklären, er sei am 3. Dezember nur zurückgekehrt, um Paris vor demagogischen Anschlägen zu bewahren.

C Die Präfektur von Rennes heftete folgende Depesche der Regierung an: „In diesem Augenblick organisiert sich eine verbrecherische Insurrektion in Paris. Ich schicke Streitkräfte dahin ab, die vereinigt mit der treu gebliebenen Pariser Nationalgarde und den anderen regulären Truppen, welche dort beisammen sind, wie ich hoffe, diesen gehässigen Anschlag unterdrücken werden.“

D Jules Ferry, der zu Paris wohnte, telegrafierte am 5.: „Niemals ist ein Sonntag ruhiger verlaufen, trotz der unheilvollen Berichte. Die Bevölkerung geht im Sonnenschein spazieren, als ob nichts geschehen wäre. – Ich glaube nicht mehr an eine Gefahr.“

E „Die Abstimmung der Versammlung,“ schreibt Jules Favre, „wurde in Paris äußerst ungünstig aufgenommen. Nicht nur unter den Aufgeregten und den Agitatoren, alle Klassen der Bevölkerung zeigten nahezu die gleiche Gesinnung. Jedermann sah eine Beschimpfung, eine Drohung darin. Man wiederholte allenthalben, dies sei der erste Akt eines monarchischen Staatsstreichs, die Versammlung stehe im Begriff, einen König zu ernennen und da sie wohl wisse, wie unpopulär ihre Handlungsweise sei, suche sie dieselbe fern von den Blicken der Opponenten zu vollziehen.“

G Einige Börsenspekulanten, welche der Ansicht waren, ein sechswöchentlicher Feldzug sei hinreichend, um die Spekulationen, von denen sie lebten, wieder in Gang zu bringen, sagten: Dies ist ein schlechter Moment, über den man wegkommen muss. Einige fünfzehntausend Mann müssen geopfert werden, dann wird sich der Himmel wieder aufklären und die Geschäfte werden wieder aufblühen. Untersuchung über den 4. September. Thiers, Bd. I. S. 9.

H Untersuchung über den 18. März. Thiers, Bd. II, S. 11.

I Um 11 Uhr abends rief d’Aurelles vierzig von den Erprobtesten zusammen und fragte sie, ob ihre Bataillone marschieren würden. Sie erklärten Alle, man könnte nicht auf ihre Mannschaft zahlen. Unters. über den 18. März. B. II. S. 435, 456.

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