Kapitel VI

Kapitel VI

Der Gedanke an ein bevorstehendes Blutbad erfüllte mich mit Schmerz.“

Jules Favre, Untersuchung über den 4. September.

Die Maires, die Deputierten, die Journalisten und die Versammlung fallen über Paris her. Die Reaktion rückt auf den Vendômeplatz und bekommt ihre Züchtigung.

Am 21. zeichnete sich die Situation sehr klar ab.

Zu Paris – das Zentralkomitee. Mit ihm alle Arbeiter, alle ehrlichen, hellsichtigen Männer des Kleinbürgertums. Dasselbe erklärte: „Ich habe nur ein Ziel, die Wahlen, ich nehme jeden Beistand dazu an, aber ich verlasse das Stadthaus nicht, ehe sie vollzogen sind.“

Zu Versailles – die Versammlung. Mit ihr alle Monarchisten, die ganze Großbourgeoisie, alle Sklavenhalter. Sie brüllen zusammen: „Paris ist ein Rebellennest, das Zentralkomitee eine Räuberbande.“

In der Mitte zwischen Paris und Versailles — einige radikale Repräsentanten, sämtliche Maires, viele Adjunkten. Um sie scharen sich die liberalen Bourgeois, die erschreckte und in Verwirrung geratene Herde, die alle Revolutionen macht und alle Monarchien errichten lässt. Verhöhnt von der Versammlung und vom Volke verachtet, rufen sie dem Zentralkomitee zu: „Ihr seid Usurpatoren!“ und der Versammlung: „Ihr werdet Alles zu Grunde richten.“

Der 21. war ein denkwürdiger Tag, denn er vernahm alle diese Stimmen.

Das Zentralkomitee sagte: Paris hat keineswegs die Absicht sich von Frankreich zu trennen, das sei ferne. Es hat um seinetwillen das Kaiserreich und die Regierung der nationalen Verteidigung mit allen ihren Verrätereien und Feigheiten ertragen. Es hat gewiss nicht im Sinn, sich heute von ihm abzuwenden, sondern nur, ihm als ältere Schwester zu sagen: „Stelle dich auf deine eigenen Füße, wie ich es getan, widersetze dich der Unterdrückung wie ich.“

Der Officiel sagte in dem ersten jener schönen Artikel, worin Moreau, Longuet, Rogeard, die neue Revolution erklärten: „Die Proletarier der Hauptstadt haben inmitten der Schwäche und des Verrats der regierenden Klassen die Einsicht gewonnen, dass es an ihnen war, die Situation zu retten, indem sie die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten in die Hand nahmen. – Kaum zur Macht gelangt, haben sie sich beeilt, das Volk von Paris zu seinen Wahl-Versammlungen zu berufen. Es gibt kein Beispiel in der Geschichte, dass sich eine provisorische Regierung eilfertiger gezeigt hätte, ihr Mandat niederzulegen. Angesichts dieses uneigennützigen Betragens fragt man sich, wie sich eine Presse finden kann, ungerecht genug, Verleumdungen und Beschimpfungen auf diese Bürger zu häufen. Die Arbeiter – sie die Alles schaffen und Nichts genießen –, sollen sie ohne Unterlass der Beschimpfung zur Zielscheibe dienen? Sieht die Bourgeoisie, die ältere Schwester, die sich selbst befreit hat, heute nicht ein, dass die Reihe der Befreiung an das Proletariat gekommen ist? Warum besteht sie darauf, dem Proletariat sein gesetzliches Erbteil zu verweigern?“

Dies war die erste sozialistische Äußerung während dieser Bewegung. Die Pariser Revolutionen können nicht rein politisch bleiben. Die Nähe der Fremden und die Selbstverleugnung der Arbeiter hatten am 4. Sept. den sozialen Forderungen Schweigen auferlegt. Nachdem der Friede abgeschlossen und die Arbeiter an der Regierung waren, musste sich notwendigerweise diese Stimme erheben. Und wie gerecht war diese Beschwerde des Zentralkomitees! Welche Anklageakte konnte das französische Proletariat gegen seine Herren schleudern!!

Was hatte die Bourgeoisie während einer achtzigjährigen Regierung für dieses Kind der Faubourgs St. Antoine und St. Marceau getan, das der Winter 1789 ohne Kleider und Handwerkszeug fand, und das im April um die Urversammlungen herirrte, von denen es ausgeschlossen war? Nachdem es bei der Revolution Geburtshilfe geleistet, die Republik gegründet, das Vaterland gerettet, auf allen Kampfplätzen sein Blut verspritzt, die Produktionsmittel neu gestaltet und jedem Aufruf für die Freiheit Folge geleistet hatte, empfing es als einzigen Lohn ein paar Mitrailleusensalven. Diese Bourgeoisie, die sich den ganzen Grundbesitz zugeteilt hatte, wusste ihm nicht einmal Schulen zu bauen. Sie, die selbst über die Luft zum Atmen Verordnungen gemacht, weigerte sich stets, gegen die Räuberwirtschaft des Kapitalwesens eine Verfügung zu treffen. Dreimal hatte sie das unglückselige Proletariat, dem sie weder Unterricht noch Hilfe gönnen wollte, unter die Füße der Fremden gestoßen. Hatten achtzig Jahre nicht genügende Beweise geliefert? Konnte das Volk am 18. März 1871 nicht, sein großes Wort von 1848 erweiternd, sagen: „wir haben der Bourgeoisie achtzig Jahre lang geduldig gedient?“

Ja, die Arbeiter hatten das Recht, durch den Mund des Zentralkomitees zu erklären, dass die Stunde für sie geschlagen habe, die Leitung ihrer Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen, und unter der regierenden Bourgeoisie konnte Niemand antworten: „Wir haben etwas für euch getan.“

Am selben Tage suspendierte das Komitee den Verkauf der auf dem Mont de Piété verpfändeten Gegenstände, verschob den Verfalltermin der Wechsel um einen Monat und verbot den Hausbesitzern bis auf weiteres, ihre Mieter hinauszuweisen. Mit drei Zeilen schaffte es Gerechtigkeit, besiegte Versailles und eroberte Paris.

Im Angesichte des so in Bewegung und zum Bewusstsein gelangten Volkes schreien die Repräsentanten und Maires: Keine Wahlen, es geht Alles nach Wunsch. „Wir wollten die Erhaltung der Nationalgarde, wir werden sie haben. Wir wollten, dass Paris seine Munizipalfreiheit wieder erlange, es ist erreicht. Eure Wünsche sind der Versammlung vorgetragen worden, die Versammlung hat durch einen einstimmigen Beschluss, der die Munizipalwahlen garantiert, denselben nachgegeben. – In Erwartung dieser gesetzlichen Wahlen erklären wir, dass wir den auf morgen anberaumten Wahlen fremd bleiben werden und protestieren gegen ihre Ungesetzlichkeit.“

Diese Adresse enthielt drei Lügen. Die Versammlung hatte kein Wort von der Nationalgarde gesagt, sie hatte nicht eine Munizipalfreiheit versprochen, mehrere Unterschriften waren gefälscht.

Die Bourgeoispresse folgte. Seitdem 18. hörten die Schandblätter, welche von Polizei, Altar und Alkoven unterstützt werden, die liberalen Zeitungen, durch welche Trochu Paris auf die Kapitulation zugesteuert, diese Federfuchser aller gegen die Arbeiter verbündeten Regimes, nicht auf, die Föderierten mit ihrem Geifer zu überschütten. Sie streuten aus, die öffentlichen Kassen und das Privateigentum seien der Plünderung übergeben, das preußische Gold regne in den Faubourgs, die Komiteemitglieder hätten die gerichtlichen Urkunden vernichtet. Die republikanischen Organe witterten auch Gold in der Bewegung, aber bonapartistisches, und die Besten unter ihnen, in der naiven Überzeugung, dass die Republik allein ihren Schutzherren angehöre, griffen die Proletarierherrschaft an: „Diese Leute entehren uns,“ hieß es. Durch die Maires und Deputierten aufgemuntert, verständigten sie sich alle zur Widersetzlichkeit und forderten am 21. durch eine gemeinsame Erklärung die Wähler auf, die ungesetzliche Berufung vom Stadthaus als nicht geschehen zu betrachten. Ungesetzlich! Und auf diesen Standpunkt stellten sich die zweimal durch fremde Bajonette eingesetzten Legitimisten, die aus den Barrikaden hervorgegangenen Orleanisten, die Dezemberbanditen, die Proskribierten, welche der Aufstand zurückgeführt hatte! Wie, wenn die Bourgeois, die alle Gesetze geben, immer ungesetzlich Vorgehen, welchen Weg soll dann der Arbeiter einschlagen, gegen den alle Gesetze gerichtet sind?

Diese beiden Angriffe von Seiten der Maires und Deputierten und von Seiten der Presse gaben den Eisenfressern der Reaktion wieder Mut. Seit zwei Tagen gestikulierte der Schwarm der Franc-fileurs1, welche während der Belagerung die Cafés von Brüssel und die Trottoirs von HaymarketA unsicher gemacht, auf den eleganten Boulevards und verlangte Ordnung und Rückkehr zur Arbeit. Am 21. gegen ein Uhr zogen ungefähr hundert dieser „Arbeiter“ auf dem Börsenplatz mit wehender Fahne um die heilige Arche, rückten mit dem Rufe: „Es lebe die Versammlung“, über das Boulevard auf den Vendômeplatz und brüllten vor dem Generalstab: „Nieder mit dem Komitee!“ Der Platzkommandant Bergeret wollte sie auffordern, Delegierte abzuschicken, aber sie schrien beständig: „Nein, nein! Keine Delegierten! Ihr würdet sie ermorden.“ Die Föderierten verloren die Geduld und ließen den Platz räumen. Die Börsenmänner bestellten sich auf den anderen Tag vor das neue Opernhaus.

Die Versammlung machte zur gleichen Stunde ihre Demonstration. Man hatte ihr einen Adressvorschlag an das Volk und die Armee, ein Gewebe von Falschheiten und Beschimpfungen gegen Paris, verlesen. Als Millière sagte, derselbe enthalte unglückliche Stellen, wurde er ausgepfiffen. Die Linke verlangte, man solle wenigstens schließen: Es lebe die Republik! aber die ungeheure Mehrzahl weigerte sich tobend. Als Louis Blanc und seine Fraktion die Versammlung beschworen, augenblicklich ihren Gesetzesvorschlag zu prüfen und den Wahlen, die das Komitee auf den folgenden Tag anberaumt, eine Abstimmung entgegen zu setzen, da antwortete Herr Thiers: „Lassen Sie uns Zeit, die Frage zu studieren, Paris kann nicht wie eine Stadt von dreitausend Seelen regiert werden.“ – Zeit!“ rief Herr Clemenceau, „das ist es ja gerade, was uns Allen fehlt.“ – Jetzt gab Herr Thiers diesen Drohnen die verdiente Lektion: Wozu sollten Konzessionen dienen? Welche Autorität hatten sie denn in Paris? Wer hörte im Stadthaus auf sie? Glaubten sie denn, die Annahme eines Gesetzesvorschlags würde diese Räuberpartei, diese Mörderbande entwaffnen? Für die Provinz beauftragte er Jules Favre mit der feierlichen Exekution. Anderthalb Stunden lang umstrickte dieser scharfzüngige Schüler Gaudets Paris mit seinen weisen Perioden und bespritzte es mit seinem giftigen Geifer. Ohne Zweifel dachte er an den 31. Okt., wo ihn das Volk, das ihn in seiner ganzen Jämmerlichkeit erkannte, begnadigt hatte, eine marternde Erinnerung für seinen Hochmut, für seine Rachsucht.

Er begann mit Verlesung der Erklärung der Presse, die, wie er sagte, „mutig unter dem Messer der Mörder geschrieben war.“

Er schilderte Paris in den Händen einer „Bande von Verbrechern, welche irgend ein raub- und blutgieriges Ideal über die Rechte der Versammlung stellten.“ „Was man will“, rief er, „was man verwirklicht hat, ist ein Versuch jener unheilvollen Lehre, die in der Philosophie: Individualismus und Materialismus, und in der Politik: die über das allgemeine Stimmrecht gestellte Republik genannt werden kann.“ Bei dieser blödsinnigen Silbenstecherei stieß die Versammlung ein Freudegrunzen aus. „Diese neuen Doktoren“, fuhr er fort, „erheben den Anspruch, Paris von Frankreich zu trennen. Aber die Empörer mögen es erfahren: wenn wir Paris verlassen haben, so geschah es nur mit der Absicht, zurückzukehren und sie entschlossen zu bekämpfen.“ (Bravo! Bravo!) Und um die Panik dieser Ruraux wieder anzuschüren, die schon jeden Augenblick die föderierten Bataillone einrücken zu sehen glaubten, setzte er hinzu: „Wenn Einer von Ihnen, meine Herren, diesen Menschen, die sich die Macht nur um der Gewalttat, des Mordes und des Diebstahls willen angemaßt haben, in die Hände fiele, so würde er das Los der unglücklichen Opfer ihrer Wut teilen.“ Dann brach er jählings ab und rief, indem er eine ungeschickte Note des Officiel über die Hinrichtung der Generale mit grimmiger Gewandtheit ausbeutete: „Keine Mäßigung mehr! Ich habe drei Tage lang die Forderung des Siegers bekämpft, welcher die Nationalgarde entwaffnen wollte. Ich bitte Gott und die Menschen dafür um Verzeihung.“ Jede neue Beschimpfung, jeder Banderillo, den er Paris ins Fleisch heftete, entriss der Versammlung ein brüllendes Kriegsgeschrei. Admiral Saisset stampfte Beifall und bekräftigte einzelne Stellen durch heisere Ausrufungen. Durch den Beifall gespornt, stieg Jules Favre noch höher in der Invektive. Seit der Gironde, seit dem Anathema Isnards war keine ähnliche Verwünschung mehr gegen Paris ausgestoßen worden. Langlois selber konnte nicht mehr an sich halten und rief: „O es ist entsetzlich, es ist himmelschreiend, so etwas zu sagen.“ Und als Jules Favre starr und unversöhnlich, nur mit ein wenig Schaum in den Mundwinkeln schloss: „Nein, Frankreich wird nicht auf das blutige Niveau der Elenden herabsinken, welche die Hauptstadt bedrücken,“ da fuhr die ganze Versammlung tobend auf. „Appellieren wir an die Provinz“, schnaubten die Ruraux. „Ja, appellieren wir an die Provinz und marschieren wir nach Paris,“ rief Saisset. Vergebens beschwor einer der Deputierten-Maires die Versammlung, sie nicht mit leeren Händen nach Paris zurückkehren zu lassen. Diese Großbourgeoisie, die den Preußen das Schamgefühl, das Glück und den Boden Frankreichs ausgeliefert hatte, zitterte vor Wut bei dem bloßen Gedanken, Paris auch nur das Geringste zu bewilligen.

Nach dieser grauenvollen Sitzung brachten die liberalen Repräsentanten nur ein weinerliches Plakat zustande, worin sie Paris zur Geduld ermahnten. Das Zentralkomitee musste sich zu einer Vertagung der Wahlen auf den 23. bequemen, denn mehrere Maires gehörten zu seinen Gegnern. Aber am 22. ließ es den Zeitungen die Warnung zugehen, dass jede Aufreizung zur Empörung mit Strenge unterdrückt werden würde.

Die reaktionären Matadore, denen durch Jules Favres Rede der Kamm wieder geschwollen war, hielten die Warnung für Prahlerei. Am 22. Mittags versammelten sich die Börsenmänner vor dem neuen Opernhaus. Um ein Uhr waren ihrer tausend beisammen, Stutzer, Krautjunker, Zeitungsschreiber, alte Hausfreunde des Kaiserreichs, die unter dem Ruf „Es lebe die Ordnung!“ die Rue de la Paix herunterzogen. Ihr Plan war, unter dem Schein einer friedlichen Kundgebung den Vendômeplatz zu stürmen und die Föderierten daraus zu vertreiben. Dann hätten sie, im Besitz der Mairie des 1. und der Hälfte des 2. Arrondissements Paris entzwei geschnitten und das Stadthaus bedroht. Admiral Saisset folgte ihnen aus der Entfernung.

Vor der Rue Neuve St. Augustin entwaffneten und misshandelten diese friedlichen Manifestanten zwei als Schildwache aufgestellte Nationalgardisten. Bei diesem Anblick griffen die Föderierten auf dem Vendômeplatz zu den Gewehren und eilten in geschlossenen Reihen auf die Anhöhe der Rue des Petits Champs. Die beiden in der Rue de la Paix aufgeprotzten Kanonen waren nicht mit Patronen versehen.

Bald prallten die Reaktionäre gegen die erste Linie. „Nieder mit dem Komitee! Nieder mit den Mördern!“ riefen sie den Gardisten ins Gesicht, schwenkten eine Fahne und ihre Taschentücher. Einige streckten die Hand nach den Gewehren aus. Die Komiteemitglieder Bergeret und Maljournal, welche in die erste Reihe geeilt waren, forderten die Aufrührer auf, sich zurückzuziehen. Ein wütendes Geschrei erstickt ihre Stimme, „Memmen, Räuber!“ tönt es ihnen entgegen und die Stöcke werden erhoben. Bergeret lässt die Trommeln rühren, noch zehnmal wird die Aufforderung wiederholt. Fünf Minuten lang hört man nichts als Trommelwirbel und dazwischen ein wildes Geschrei. Die letzten Reihen der Manifestanten drängen die vorderen vorwärts und versuchen die Föderierten zu durchbrechen. Endlich, da sie vermutlich daran verzweifelten, diese durch den Schreck zu vertreiben, zogen die Insurgenten ihre Revolver.B Zwei Gardisten wurden getötetC, sieben verwundet, Maljournal erhielt eine Verletzung am Schenkel.

Jetzt gingen die Gewehre der Föderierten gleichsam von selber los. Eine Salve, ein grässlicher Schrei, dann eine schauerliche Stille. Die wimmelnde Straße leerte sich in fünf Sekunden. Zehn menschliche Körper, Revolver, Stockdegen, Hüte, deckten das verödete Pflaster. Wenn die Föderierten gezielt, ja nur auf Mannshöhe geschossen hätten, so wären zweihundert Tote geblieben, denn in dieser dichten Masse hätte jeder Schuss getroffen. Die Emeute hatte einen ihrer eigenen Leute getötet, den Vicomte de Molinet, der mit einer Kugel im Hinterkopfe, das Gesicht nach dem Vendômeplatz gekehrt, in der ersten Reihe gefallen war. Man fand auf dem Leichnam einen mittels eines Kettchens am Gürtel befestigten Dolch. Eine geistreiche Kugel hatte den Chefredakteur des Paris-Journal, den Bonapartisten de Pene, einen der schmutzigsten Beschimpfer der Bewegung, in den After getroffen.

Die Flüchtigen rannten in Paris umher und schrien „Mord“! Auf den Boulevards wurden die Läden geschlossen, der Börsenplatz füllte sich mit wutschnaubenden Gruppen. Um 4 Uhr rückten einige wohlgeordnete Kompanien entschlossen mit geschultertem Gewehr auf, um Ordnung zu schaffen und besetzten das ganze Börsenviertel.

Seit 3 Uhr war man in Versailles von der Begebenheit unterrichtet. Die Versammlung hatte soeben den Gesetzesvorschlag Louis Blancs in Bezug auf den Munizipalrat verworfen und Picard verlas darauf einen anderen, worin er Paris alle Billigkeit verweigerte, – als sich die Nachricht verbreitete. Die Versammlung hob eilig die Sitzung auf, die Minister waren schwer bestürzt.

Mit ihrer ganzen Prahlerei vom vorhergehenden Tage hatten sie nichts beabsichtigt, als Paris zu erschrecken, die Ordnungspartei zu ermutigen und einen Handstreich herauszufordern. Nun war dieser Vorfall wirklich eingetreten und das Zentralkomitee hatte gesiegt. Jetzt tauchte Herrn Thiers zum ersten Mal der Gedanke auf, dass dieses Komitee, welches einen Aufstand zu unterdrücken wusste, doch eine Regierung sein könne.

Am Abend liefen beruhigendere Nachrichten ein. Das Gewehrfeuer schien die Männer der Ordnung aufgeweckt zu haben; sie strömten auf dem Börsenplätze zusammen. Viele Offiziere, die aus Deutschland zurückgekehrt waren, boten ihre Dienste an. Die reaktionären Kompanien setzten sich auf der Mairie des 9. Arrondissements fest, nahmen die vom 6. wieder ein, vertrieben die Föderierten vom Bahnhof St. Lazare, bewachten alle Zugänge zu den besetzten Vierteln und hielten die Vorübergehenden mit Gewalt auf. Es gab jetzt eine Stadt in der Stadt; die Maires erklärten sich auf der Mairie des 2. Arrondissements in Permanenz, ihr Widerstand verfügte über eine Armee.

1 Ausreißer, solche die Paris während der Belagerung verlassen – im Gegensatz zu Franc-tireurs. A. d. Übers.

A In London, Sammelplatz der jeunesse dorée und der demi-monde.

B Der Angriff war so augenscheinlich, dass keines von den 16 Kriegsgerichten, welche alle Winkel der Revolution vom 18. März durchstöberten, das Scharmützel auf dem Vendômeplatz ans Licht zu ziehen wagte.

C Der Officiel veröffentlichte ihre Namen.

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