Kapitel XII

Kapitel XII

Der Ausfall vom 3. April. Die Pariser werden überall zurückgeschlagen. Flourens und Duval werden getötet. Die Versailler metzeln die Gefangenen nieder.

Am selben Tage um 1 Uhr eröffneten die Versailler ohne Anzeige, ohne Aufforderung das Feuer, indem sie Granaten nach Paris warfen.

Seit ein paar Tagen tauschte ihre Kavallerie Schüsse mit unseren Vorposten von Châtillon und Puteaux. Wir hielten Courbevoie besetzt, das den Ausgang nach Versailles beherrscht und die Versammlung beunruhigte sich sehr darüber. Am 2. April um 11 Uhr morgens trafen drei Brigaden der besten Versailler Truppen, 10.000 Mann stark, auf dem Rondell des Bergères ein. Sechs- bis siebenhundert Reiter von der Brigade Gallifet unterstützten diese Bewegung. Wir hatten nur drei föderierte Bataillone in Courbevoie, im Ganzen 5 bis 600 Mann, die durch unvollendete Barrikaden auf der Straße von St. Germain gedeckt waren. Sie hielten gute Wacht, ihre Vedetten hatten am selben Morgen den Chefarzt der Versailler Armee getötet, den sie für einen Oberst der Gendarmerie gehalten.

Mittags stürzten sich die Versailler zum Angriff, nachdem sie die Kaserne von Courbevoie und die Barrikade bombardiert hatten. Bei den ersten Schüssen der Unseren aber nahmen sie Reißaus, indem sie Kanonen und Offiziere auf der Straße zurückließen. Vinoy musste selbst die Flüchtigen sammeln. Unterdessen umging das 113. Linienregiment Courbevoie von der rechten Seite und die Marineinfanterie näherte sich links über Puteaux. Zu schwach an Zahl, räumten die Unseren Courbevoie, aus Furcht von Paris abgeschnitten zu werden und zogen sich, von den Haubitzen verfolgt, geordnet nach der Avenue von Neuilly zurück, indem sie zwölf Tote und einige Gefangene zurückließen. Die Gendarmen nahmen fünf davon fest, darunter ein Kind von fünfzehn Jahren, schlugen sie krumm und lahm und erschossen sie am Fuß des Mont-Valérien. Nachdem diese Expedition ausgeführt war, zog sich das Kriegsheer in seine Quartiere zurück.

Beim Lärm des Geschützfeuers horchte ganz Paris auf. Niemand hatte an einen Angriff geglaubt, in einer solchen Vertrauensseligkeit lebte man seit dem 28. Ohne Zweifel galt es einen Jahrestag, höchstenfalls war es ein Missverständnis. Als die Nachrichten, die Ambulanzwagen ankamen, als sich die Kunde verbreitete: „Die Belagerung fängt wieder an“, da brach in allen Vierteln dasselbe Entsetzen aus. Die Barrikaden wurden wieder aufgerichtet, überall wurde Generalmarsch geschlagen. Man führte die Kanonen auf die Wälle der Porte Maillot und der Ternes. Um 3 Uhr waren 80.000 Mann auf den Beinen und riefen: „Nach Versailles!“ Die Weiber feuerten die Bataillone an und wollten voraus marschieren.

Die Exekutivkommission versammelte sich und schlug eine Proklamation an: „Die royalistischen Verschwörer haben den Angriff gemacht, sie haben es getan trotz unserer gemäßigten Haltung. Unsere Pflicht ist es, die große Stadt gegen diese frevelhaften Angriffe zu verteidigen.“ In der Kommission waren die Generale Duval, Bergeret, Eudes für den Angriff. „Der Anprall“, sagten sie, „ist unwiderstehlich, einzig. Was vermag Versailles gegen hunderttausend Mann? Man muss hinausziehen.“ Ihre Kollegen widersetzten sich, besonders Félix Pyat, der von dem hohen Ross, das er noch am Morgen getummelt, herabgestürzt war. Seine Hasenherzigkeit diente ihm als Brustwehr. „Man rückt nicht aufs Geratewohl aus“, sagte er, „ohne Kanonen, ohne Kader, ohne Führer;“ er verlangte Aufklärung. Duval, der schon seit dem 19. März mit Gewalt hinaus wollte, fuhr ihn heftig an: „Warum rufen Sie denn seit drei Tagen: ,Nach Versailles'“ Die größte Energie gegen den Ausfall entwickelte Lefrançais Endlich entschieden die vier Zivilmitglieder, das heißt die Majorität, dahin, dass die Generale vor allem einen detaillierten Bericht ihrer Kräfte an Mannschaft, Artillerie, Munition und Bagage darlegen sollten. Noch am selben Abend ernannte die Kommission Cluseret zum Delegierten des Kriegswesens, gemeinschaftlich mit Eudes, den nur die Kameradschaftlichkeit an diesen Posten beförderte.

Trotz der Majorität der Kommission rückten die Generale aus. Sie hatten überdies kein ausdrückliches Verbot erhalten. Félix Pyat hatte zuletzt gesagt: „Schließlich, wenn Sie sich gerüstet glauben -“. Sie sahen Flourens immer zu Handstreichen bereit, andere Kollegen ebenso abenteuerlustig und sie schickten aus eigener Machtvollkommenheit, in der Gewissheit, dass ihnen die Nationalgarde folgen würde, den Legionsführern Befehl, Kolonnen zu formieren. Die Bataillone vom rechten Ufer sollten sich auf dem Vendôme- und Wagramplatz, die vom linken Ufer auf der Place d’Italie und dem Marsfeld sammeln.

Diese Bewegungen, ohne Generalstabsoffiziere zu ihrer Leitung, wurden sehr schlecht ausgeführt. Ein großer Teil der Mannschaft, die von einem Platz zum anderen geschoben wurde, ermüdete. Dennoch waren um Mitternacht ungefähr zwanzigtausend Mann auf dem rechten und siebzehntausend auf dem linken Ufer.

Von acht Uhr bis Mitternacht hielt der Rat Sitzung. Der unerbittliche Félix Pyat, immer mit passenden Vorschlägen bei der Hand, verlangte im Namen der „Gewissensfreiheit“ die Trennung der Kirche vom Staat und die Abschaffung des Kultusbudgets. Das so entworfene Dekret war ganz ohne revolutionären Wert. Vor allem hatte die Kommune nichts vom Staat zu trennen, denn sie kämpfte ja für die Unterdrückung des Staates selbst. Wenn sie ferner die Kirche anrührte, so durfte es nur sein, um sie zu zerschmettern, um die göttliche Idee für antisozialistisch zu erklären, an ihrer Stelle die Vernunft zu proklamieren, mit fester Hand das von der 93er KommuneA einen Augenblick entfaltete und so schnell verlassene Banner wieder aufzunehmen. Dann hätte die Kommune von 71 im menschlichen Gedanken Stellung eingenommen, die Revolution fortgesetzt, ein Zukunftswort zurückgelassen. Aber es fand keine Diskussion statt und dieser um achtzig Jahre verspätete jakobinische Gemeinplatz wurde von den Romantikern, welche noch ganz in der Vergangenheit steckten, beklatscht. So verlief der Abend. Von dem Ausfall, von den kriegerischen Rüstungen, die ganz Paris betäubten, wurde im Rat kein Wort gesprochen, Niemand machte den Generalen das Feld streitig.

Ihr Plan, den sie Cluseret mitteilten, bestand in einer starken Demonstration auf Rueil, während zwei Kolonnen über Meudon und die Hochebene von Châtillon nach Versailles marschieren sollten. Bergeret, durch Flourens unterstützt, sollte auf der rechten Seite operieren, Eudes und Duval die Kolonnen des Zentrums und des linken Flügels kommandieren. Dies war ein sehr einfacher Gedanke, der sich mit erfahrenen Offizieren und einigen kriegstüchtigen Angriffskolonnen leicht ausführen ließ. Aber die Bataillone waren seit dem 18. März zum größeren Teil ohne Führer, die Nationalgardisten ohne Kader und die Generale, welche die Verantwortlichkeit auf sich nahmen, vierzigtausend Mann zu leiten, hatten nie ein Bataillon ins Feuer geführt. Sie versäumten selbst die allereinfachsten Anordnungen, boten weder Artillerie, noch Pulverwagen noch Ambulanzen auf, verpassten es, einen Tagesbefehl zu erlassen und ließen ihre Leute ohne Lebensmittel mehrere Stunden lang in einem nasskalten Nebel. Jeder Föderierte wählte sich seinen Führer nach Belieben; Viele hatten nicht einmal Patronen, da sie an eine bloße Demonstration glaubten. Die Exekutivkommission hatte nämlich eine Depesche angeheftet: „Die Liniensoldaten strömen insgesamt herbei und erklären, außer den höheren Offizieren wolle sich Niemand schlagen.“

Um drei Uhr morgens traf die Kolonne Bergerets, die aus etwa zehntausend Mann und nur sechs Geschützen bestand, auf der Brücke von Neuilly ein. Man musste den Leuten, die seit dem gestrigen Tage nichts zu sich genommen, Zeit zur Erholung lassen. Bei Tagesanbruch schlug man die Straße von Rueil ein. Die Bataillone marschierten sektionsweise in einer Linie ohne Plänkler mitten auf der Straße und erklommen munter das Plateau des Bergères, als eine Granate in ihre Reihen fiel, der sofort eine zweite folgte. Das Feuer kam vom Mont Valérien,

Eine entsetzliche Panik löst die Bataillone auf und tausend Stimmen schreien: „Verrat!“ Die ganze Nationalgarde glaubte, wir hätten den Mont-Valérien besetzt. Viele in der Kommune, im Zentralkomitee wussten das Gegenteil und verheimlichten es törichterweise, in der Hoffnung, die Festung werde nicht schießen. Sie hatte allerdings nur zwei bis drei schlecht bediente Geschütze, denen man sich mit einem Sprung entziehen konnte. Aber die Gardisten, ahnungslos überrumpelt, glaubten sich verraten und entflohen nach allen Seiten. Bergeret machte die äußersten Anstrengungen, um sie wieder zu sammeln. Eine Granate riss den Bruder seines Generalstabschefs, einen Offizier der regulären Armee, der zur Kommune übergegangen war, mitten auseinander. Der größere Teil der Föderierten zerstreute sich über die Felder und eilte nach Paris zurück. Nur das 91. Bataillon und einige Zersprengte, zwölfhundert Mann im Ganzen, blieben bei Bergeret und erreichten in kleinen Abteilungen Rueil. Bald darauf langte Flourens auf der Straße von Asnières mit kaum tausend Mann an.B Der Rest hatte sich in Paris oder unterwegs abgelöst. Flourens rückte gleichwohl vorwärts, erreichte Malmaison, jagte die Jäger Gallifets in die Flucht. Die Vorhut der Pariser drang bis Bougival vor.

Die Versailler, durch diesen Ausfall überrascht, sammelten sich sehr spät, erst gegen 10 Uhr. 10.000 Mann wurden nach Bougival abgeschickt. Batterien, die auf dem Hügel von La Jonchère aufgestellt waren, beschossen Rueil. Zwei Kavalleriebrigaden auf der Rechten und die Gallifets auf der Linken, deckten die Flügel. Die Vorhut der Pariser – nur eine Handvoll Leute, leistete hartnäckigen Widerstand, um Bergeret Zeit zur Ausführung seines Rückzugs zu lassen. Derselbe begann gegen 1 Uhr in der Richtung von Neuilly, wo man den Brückenkopf befestigte. Einige Tapfere, die nicht von Rueil weichen gewollt, hatten große Mühe, die Brücke von Asnières zu erreichen; die Kavallerie verfolgte sie und nahm Mehrere von ihnen gefangen.

Flourens wurde in Rueil überfallen, die Gendarmen umringten das Haus, worin er sich mit einigen Offizieren befand. Er wollte sich verteidigen. Der Offizier des Detachements, Kapitän Desmarets, spaltete ihm den Kopf mit einem so wütenden Säbelhieb, dass das Hirn herausspritzte. Der Leichnam wurde auf einen Karren geworfen und nach Versailles gebracht, wo die Damen herzukamen, um ihn zu beschnüffeln. So endete dieses große Herz, das ein Liebling der Revolution war.

Auf der äußersten Linken hatte Duval die Nacht mit sechs- bis siebentausend Mann auf der Hochebene von Châtillon zugebracht. Gegen sieben Uhr bildete er eine auserlesene Abteilung, rückte bis Petit-Bicêtre vor, zerstreute die Vorposten des Generals Du Barail und schickte einen Offizier zur Rekognoszierung nach Villecoublay, das die Straße beherrscht. Der Offizier berichtet, die Wege seien frei und die Föderierten rücken furchtlos vor, als in der Nähe des Ortes das Gewehrfeuer ausbricht. Die Leute bilden eine Schützenlinie. Duval gibt ungedeckt inmitten der Straße das Beispiel. Mehrere Stunden lang wird geplänkelt. Einige Haubitzen hätten genügt, um den Feind zu vertreiben, aber Duval besaß keine Artillerie. Es fehlte sogar schon an Patronen, er musste nach Châtillon schicken, um welche holen zu lassen.

Das Gros der Föderierten, welches die Redoute besetzte, war in unauflösliche Unordnung verwickelt und glaubte sich bereits eingeschlossen. Die Abgesandten Duvals baten und drohten, aber sie konnten weder Verstärkung noch Munition erlangen. Ein Offizier befahl sogar den Rückzug. Der unglückliche Duval, von den Anderen verlassen, wurde Nachmittags von der Brigade Deroja und der ganzen Division Pellé, im Ganzen 8000 Mann angegriffen. Er zog sich mit seinen Tapferen auf die Hochebene von Châtillon zurück.

Unser Unternehmen im Zentrum war nicht glücklicher. 10.000 Mann hatten morgens 3 Uhr mit Ranvier und Avrial das Marsfeld verlassen. Der General Eudes hatte weiter Nichts befohlen, als vorzurücken. Das 61. griff um sechs Uhr Les Moulineaux an, das von den Gendarmen verteidigt ward. Dieselben wurden bald gezwungen, sich nach Meudon zurückzuziehen, das von einer in den Villen verschanzten und mit Mitrailleusen versehenen Versailler Brigade stark besetzt war. Die Föderierten hatten nur acht Geschütze, während Paris deren zu Hunderten besaß, und jedes Stück nur acht Schüsse. Um neun Uhr zogen sie sich entmutigt, weil sie nur gegen Mauern plänkelten, nach Moulineaux zurück. Ranvier holte eiligst Kanonen und stellte sie im Fort Issy auf, wodurch die Versailler verhindert wurden, zur Offensive überzugehen.

Man war somit auf allen Punkten geschlagen und die Zeitungen der Kommune riefen „Sieg!“ Genasführt durch die Generalstäbe, die nicht einmal die Namen ihrer Generale kannten, verkündete die Exekutivkommission die Vereinigung Flourens’ und Duvals in Courbevoie. Félix Pyat, in dem die Kriegslust sich wieder regte, rief im Vengeur sechsmal: „Nach Versailles!“C Trotz der am Morgen zurückgekommenen Flüchtlinge verringerte sich die Kampflust des Volkes nicht. Ein Bataillon von dreihundert Weibern zog, die rote Fahne voran, die Elysischen Felder hinauf und wollte gegen den Feind ausrücken. Die Abendzeitungen verkündeten die Ankunft Flourens’ in Versailles.

Auf den Wällen entdeckte man die traurige Wahrheit. Lange Züge von Gardisten strömten zu allen Toren herein. Um 6 Uhr war das Häufchen auf der Hochebene von Châtillon die einzige, außerhalb Paris befindliche Armee. Einige Geschosse vollendeten die Auflösung. Viele der Unglücklichen bedrohten Duval, welcher verzweifelte Anstrengungen machte, um sie zurückzuhalten. Er war nur noch von ein paar Leuten umringt, aber immer noch gleich entschlossen. Die ganze Nacht wiederholte er, der gewöhnlich so schweigsam war, unaufhörlich: „Ich werde nicht weichen.“

Den anderen Morgen um fünf Uhr wurden die Hochebenen von Châtillon und die benachbarten Dörfer von der Brigade Deroja und der Division Pellé besetzt. „Ergebt euch und ihr sollt das Leben behalten!“ lässt der General Pellé sagen. Die Pariser ergeben sich. Alsbald packen die Versailler die Soldaten, welche in den Reihen der Föderierten gekämpft hatten, und erschießen sie. Die Gefangenen, zwischen zwei Reihen von Jägern eingeschlossen, werden nach Versailles transportiert. Ihre Offiziere marschieren mit entblößtem Haupt und abgerissenen Borten an der Spitze des Zugs. In Petit Bicêtre begegnet man Vinoy, dem Général en chef. Dieser befiehlt, die Offiziere zu erschießen. Der Chef der Eskorte erinnert an das Versprechen Generals Pellés. Darauf fragte Vinoy: „Ist ein Führer da?“ – „Ich“, antwortete Duval und trat rasch aus der Reihe. Ein Anderer trat gleichfalls vor: „Ich bin der Chef von Duvals Generalstab.“ Endlich stellte sich noch der Kommandant der Freiwilligen von Montrouge an ihre Seite. „Ihr seid entsetzliche Schurken,“ sagte Vinoy und wandte sich an seine Offiziere: „Man soll sie erschießen!“ Duval und seine Gefährten verschmähen es zu antworten, sie überschreiten einen Graben, stellten sich mit dem Rücken gegen eine Mauer, auf welcher zu lesen ist: Duval, Kunstgärtner. Sie entkleiden sich, rufen: „Es lebe die Kommune!“ und sterben für sie. Ein Reiter riss Duval die Stiefeln ab und trug sie als Trophäe herum, ein Redakteur des Figaro bemächtigte sich seines blutigen Hemdkragens.D

So eröffnete die Ordnungsarmee den Bürgerkrieg durch Niedermetzelung der Gefangenen. Derselbe hatte am 2. begonnen. Am 3. veröffentlichte General Gallifet, in Chatou, nachdem er drei in einem Wirtshaus bei der Mahlzeit überfallene Föderierte hatte erschießen lassen, folgende wilde Achtserklärung: „Die Banditen von Paris haben den Krieg erklärt. – Sie haben meine Soldaten ermordet. – Ich erkläre diesen Mördern einen schonungslosen Krieg. – Ich habe ein Exempel statuieren müssen.“

Der General, der die Kämpfer von Paris Banditen und drei Mordtaten ein Exempel nannte, war nichts als ein Schnapphahn der „hohen“ Gesellschaft, der erst von Schauspielerinnen ruiniert und dann von ihnen unterstützt worden war. Berüchtigt durch seine Räubereien in Mexiko, war er in wenigen Jahren Brigadegeneral geworden – Dank den Reizen seiner Frau, die in den Ausschweifungen des kaiserlichen Hofes, wo die Weiber sich Maitressen und die Männer Liebhaber hielten, eine große Rolle spielte. Nichts ist erbaulicher in diesem Bürgerkrieg, als die Bannerträger der anständigen Leute.

Ihre Bande strömte zu Versailles vollzählig in der Avenue de Paris zusammen, um die Gefangenen von Châtillon zu empfangen. Die ganze Pariser Emigration, Beamte, elegante Damen, solche von der großen Welt und öffentliche Dirnen, kamen wie rasende Hyänen, schlugen die Föderierten mit ihren Fäusten, ihren Stöcken, ihren Sonnenschirmen, rissen ihnen Decken und Käppis ab und riefen: „Mörder! Auf die Guillotine!“ Unter den „Mördern“ bemerkte man Élisée Reclus, der mit Duval festgenommen worden. Um der Wut Zeit zur Sättigung zu lassen, machte die Eskorte mehrmals Halt, ehe sie die Gefangenen in die Kaserne der Gendarmen brachte. Sie wurden endlich in die Schuppen von Satory geworfen und von dort in Viehwagen nach Brest befördert.

Picard wollte allen Ehrenmännern Frankreichs einen Teil an diesem Fang gönnen: „Niemals“, telegrafierte dieser Falstaff mit seinem Pustelgesicht, „hatte die niedere Demagogie den beleidigten Blicken der anständigen Leute unedlere Gesichter gezeigt.“

Schon den Tag zuvor, nach den Mordtaten vom Mont-Valérien und von Chatou, hatte Herr Thiers an seine Präfekten geschrieben: „Die moralische Wirkung ist ausgezeichnet.“ Abscheuliche Wiederholung der Worte: „Die Ordnung herrscht in Warschau“ und „das Chassepot hat Wunder getan.“ Ach, man wusste es wohl, nicht die französische Bourgeoisie, eine Tochter des Volks hat das große Wort gesprochen: „Ich habe nie französisches Blut fließen sehen, ohne dass sich mir die Haare gesträubt hätten.“

A Unter dem Impuls des Volkes, das dieselbe hier, wie beinahe überall überholte. Der Anstoß ging sogar von der Provinz aus. Die kleine Gemeinde von Ris, die erste, welche ihre Munizipalität organisierte, brachte auch zuerst Kalikos, Hostiengefäße, Monstranzen, Meßgewänder und noch dazu ihren Pfarrer vor die Schranken des Konvents.

B MacMahon hat mit seinem Feldherrnblick von Reichshofen und Sedan 17.000 Mann dort gesehen. Untersuchung über den 18. März, Bd. II. S. 22.

C „Nach Versailles! wenn wir nicht wieder in den Ballon steigen wollen. Nach Versailles! wenn wir nicht wieder auf die Brieftaube kommen wollen. Nach Versailles! wenn wir uns nicht wieder auf sogenanntes ,Brot' beschränkt sehen wollen.“ (Vengeur, 3. April.)

D Die Einzelheiten, welche zum Teil von den damaligen Zeitungen berichtet worden, sind durch die zahlreichen Kameraden Duvals, welche wir befragt haben, vervollständigt worden. In seinem unvollständigen, verlogenen, naiv-zynischen Buch hat Vinoy die Frechheit zu behaupten: „Die Insurgenten warfen die Waffen weg und ergaben sich auf Gnade und Ungnade; ein gewisser Duval fiel bei der Affäre.“

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