Kapitel XV

Kapitel XV

Die ersten Kämpfe von Neuilly und Asnières. Organisierung und Niederlage der Vermittler.

Der Rückzug vom 3. schlug die Furchtsamen nieder und setzte die Feurigen in Flammen. Bataillone, welche bis dahin untätig geblieben, erhoben sich. Die Bewaffnung der Forts wurde nicht verzögert. Außer Issy und Vanves, die ziemlich beschädigt waren, befanden sich alle in unversehrtem Zustand. Bald hörte Paris diese schönen Siebenpfünder, welche Trochu so tief verachtet hatteA nach Kräften donnern und zwar so nachdrücklich, dass die Versailler von abends 4 Uhr an genötigt waren, das Plateau von Châtillon zu räumen. Die Laufgräben, welche die Forts deckten, füllten sich immer dichter. Les Moulineaux, Clamart, Le Val Fleury wiederhallten von Gewehrfeuer. Auf der rechten Seite besetzten wir Courbevoie von Neuem und die Brücke von Neuilly wurde verbarrikadiert.

Von jetzt an bedrohten wir Versailles unablässig. Vinoy erhielt Befehl, Neuilly zu stürmen. Am Morgen des 6. eröffnete der Mont Valérien, der kürzlich mit 24-Pfündern bewaffnet worden, sein Feuer auf Courbevoie. Nach sechsstündigem Bombardement räumten die Föderierten das Rondell und nahmen hinter der großen Barrikade der Brücke von Neuilly Stellung. Die Versailler beschossen dieselbe, sie war aber durch die Porte Maillot gedeckt.

Diese Porte Maillot, an welche sich in der Folge eine förmliche Legende knüpfte, hatte nur einige Geschütze, die ohne Deckung schossen unter dem nach unten zielenden Feuer des Mont Valérien. Achtundvierzig Tage lang fand die Kommune Leute, um diesen unhaltbaren Posten zu halten. Ihr Mut übte eine elektrisierende Wirkung. Die Menge strömte zum Arc de Triomphe, um sie zu sehen, die Gassenjungen warteten kaum die Explosion ab, um den krepierenden Granaten nachzulaufen.

Die Unerschrockenheit der Pariser trat gleich bei den ersten Scharmützeln wieder hervor. Selbst die Bourgeoiszeitungen bedauerten, dass ein solcher Ungestüm nicht gegen die Preußen ins Feld geführt worden. Auch in der Panik vom 3. waren heroische Taten geschehen. Der Rat, von einer sehr glücklichen Eingebung geleitet, wollte den Verteidigern der Kommune ein würdiges Leichenbegängnis bereiten. Er rief das Volk zusammen. Am 6. um 2 Uhr strömte eine unzählige Menge nach dem Hospiz Beaujon, wohin man die Toten gebracht hatte. Mehrere von ihnen, die nach dem Gefecht füsiliert worden, trugen noch die Spuren der Stricke an den Armen. Hier sah man herzzerreißende Auftritte. Mütter und Frauen warfen sich über die Leichname her und stießen Wutgeschrei und Racheschwüre aus. Drei ungeheure Katafalke, deren jeder 35 Särge enthielt, rollten, in schwarze Schleier gehüllt, mit roten Fahnen geschmückt, jeder von acht Pferden gezogen, langsam auf die großen Boulevards zu; voraus schritten die Hornisten und die „Vengeurs de Paris“. Delescluze und fünf Mitglieder der Kommune, mit entblößtem Haupt und roter Schärpe, führten den Trauerzug. Ihnen folgten die Angehörigen der Opfer, die Witwen von heute, gestützt durch die Witwen von morgen. Tausende und aber Tausende, Männer, Weiber, Kinder, die Immortelle im Knopfloch, bewegten sich schweigend und gedrückt beim gedämpften Klang der Trommeln. Von Zeit zu Zeit ließ sich dumpfe Musik vernehmen, wie der unwillkürliche Ausbruch eines zu streng verhaltenen Schmerzes. Auf den großen Boulevards waren wir zu 200.000, und 100.000 bleiche Gesichter blickten aus den Fenstern. Die Frauen schluchzten, Viele wurden ohnmächtig. Dieser Passionsweg der Revolution, die Stätte so vieler Schmerzen und so vieler Feste, hat vielleicht nie zuvor eine solche Gemeinschaft aller Herzen gesehen. Delescluze rief hingerissen: „Welch bewundernswertes Volk! Wird man jetzt noch behaupten, wir seien eine Handvoll Aufwiegler?“ Auf dem Père Lachaise trat er an das gemeinsame Grab. Die grausamen Prüfungen des Gefängnisses von Vincennes hatten seine schwächliche Hülle gebrochen. Gefurcht, gebeugt, nur durch seine unerschütterliche Treue aufrecht erhalten, grüßte dieser Sterbende diese Toten: „Ich will euch keine langen Reden halten – sie haben uns schon zu viel gekostet – Gerechtigkeit für die Angehörigen der Opfer! – Gerechtigkeit für die große Stadt, die nach fünfmonatlicher Belagerung, von ihrer Regierung verraten, noch die Zukunft der Menschheit in ihren Händen hält! – Wir wollen unsere Brüder nicht beweinen, die heldenmütig gefallen sind, aber schwören wir, ihr Werk fortzusetzen, die Freiheit, die Kommune, die Republik zu retten!“

Den anderen Morgen beschossen die Versailler die Barrikade und die Avenue von Neuilly. Die Bewohner, welche sie nicht so menschlich gewesen zu benachrichtigen, mussten sich in die Keller flüchten. Gegen 4½ Uhr stellten die Versailler das Feuer ein und die Föderierten ruhten sich ein wenig aus, als die Soldaten in Masse auf die Brücke losrückten. Die überraschten Föderierten suchten sie aufzuhalten, töteten zwei Generale, von denen der eine, Besson, während des Marsches nach Sedan die Überrumpelung von Beaumont l’Argonne verschuldet, und verwundeten einen dritten. Aber den Soldaten gelang es vermöge ihrer bedeutenden Überzahl, bis zu dem alten Park von Neuilly vorzudringen.

Der Verlust dieser Stellung war um so empfindlicher, als Bergeret in einem im Officiel veröffentlichten Schreiben die Verantwortlichkeit für Neuilly übernommen hatte. Die Exekutivkommission setzte den Polen Dombrowski an seine Stelle, welchen Garibaldi während des Vogesenkriegs zu seinem Generalstab berufen hatte. Der Generalstab Bergerets erhob Protest und sein Geschrei bewirkte, dass der bereits argwöhnische Rat seinen Chef verhaften ließ. Die Nationalgarde selbst zeigte einiges Misstrauen gegen den Neuangekommenen. Die Kommission musste ihn Paris vorstellen, und da sie ungenau berichtet war, schuf sie ihm eine Heldensage. Dombrowski zögerte jedoch nicht, sich dieselbe zu verdienen.

Am selben Tag sahen die Föderierten von Neuilly einen jungen Mann von kleinem Wuchs in bescheidener Uniform, der im Schritt unter dem Gewehrfeuer die Vorposten inspizierte. Es war Dombrowski. An Stelle der schwungvollen, blendenden französischen Tapferkeit die kalte, gleichsam unbewusste des Slawen. In wenigen Stunden hatte der neue Chef seine Mannschaft gewonnen. Der Offizier gab sich bald in ihm zu erkennen. In der Nacht des 9. überfiel Dombrowski in Begleitung Vermorels, mit zwei Bataillonen vom Montmartre die Versailler in Asnières, vertrieb sie daraus, bemächtigte sich ihrer Geschütze und Geschosse von der Eisenbahn aus mit gepanzerten Waggons Courbevoie und die Brücke von Neuilly von der Seite. Gleichzeitig stürmte sein Bruder das Schloss von Bécon, welches die Straße von Asnières nach Courbevoie beherrscht. Als Vinoy in der Nacht vom 12. auf den 13. diese Position wieder nehmen wollte, wurden seine Leute schmählich zurückgeworfen und liefen was sie nur laufen konnten bis Courbevoie.

Paris wusste nichts von diesem Erfolg, so unvollkommen war die Organisation des Generalstabs. Dieser glänzende Angriff ging von Einem Manne aus, wie die Verteidigung der Forts eine selbständige Tat der Nationalgarde war. Es war noch gar keine Oberleitung da. Wer Vorstöße machen wollte, machte sie, wer Kanonen, Verstärkungen brauchte, der holte sie, wo er sie fand, auf dem oder dem Platz, auf dem Stadthaus, beim Zentralkomitee, bei dem Generalissimus Cluseret.

Dieser hatte schon mit einem Missgriff den Anfang gemacht, indem er nur die Unverheirateten von 17 bis 35 Jahren aufrief und so die Kommune der energievollsten Männer beraubte, der Grauköpfe, welche bei allen Insurrektionen die Ersten und die Letzten im Feuer sind. Man musste drei Tage nachher auf den Beschluss zurückkommen. Am 5. verkündete dieser tiefe Stratege in seinem Bericht an den Rat, der Angriff von Versailles maskiere eine Bewegung, um die Forts auf dem rechten Ufer, die sich augenblicklich in den Pfänden der Preußen befanden, zu besetzen. Er tadelte, wie Trochu, die Kanonaden, durch welche nach seiner Behauptung, die Munition verschleudert werde. Und dies Alles zu einer Zeit, wo Paris an Pulver und Kugeln Überfluss hatte, wo man junge Truppen hatte, welche der Artilleriedienst abhärtete und belustigte, wo die Versailler von Châtillon, unablässig durch unser Feuer verfolgt, sich jede Nacht zum Abzug genötigt sahen, wo die fortgesetzte Beschießung allein uns Neuilly bewahren konnte.

Der Rat machte es nicht besser mit seinen Verteidigungsmaßregeln. Er dekretierte den obligatorischen Dienst und die Entwaffnung der Widersetzlichen, aber die ohne Polizei, ins Blaue angestellten Untersuchungen ergaben weder einen Mann noch hundert Gewehre weiter. Er bestimmte lebenslängliche Pensionen für die Verwundeten, für die Witwen und Eltern der im Gefecht gefallenen Föderierten, für ihre Kinder eine Rente bis zum 18. Jahr und er adoptierte die Waisen. Eine ausgezeichnete Maßregel, die den Kämpfern das Herz leicht machte, die aber eine siegreiche Kommune voraussetzte! Wäre es nicht besser gewesen, wie man es für die Witwen Duvals und Dombrowskis tat, sogleich einige Tausend Francs an die Berechtigten auszuzahlen? In der Tat erhielten diese unglücklichen mit Renten gedachten nicht mehr als 50 Fcs. von der Kommune.

Diese unvollständigen oder ungeschickten Maßregeln enthüllten dem Publikum den Mangel an Studium und Nachdenken. Wer im Stadthause war, sah noch mehr. Die Männer, welche die auf ihnen lastende, ungeheure Verantwortlichkeit zu begreifen schienen,. waren dünn gesät. Man sah im Rat wenig von jenem Ernst und jenem Eifer zur Arbeit, wie er Kämpfern zukommt, die siegen oder sterben wollen. Außer einer kleinen Zahl von fleißigen und eifrigen Männern kamen Viele unregelmäßig und wie zu einer Versammlung, ohne Vorbereitung und geneigt beim ersten Anstoß einer Idee zu stimmen. Man hatte eine Art parlamentarischer Corderie. Die Dekrete vom vergangenen Tag wurden vergessen, die Fragen übers Knie abgebrochen oder nur halb gelöst. Der Rat schuf die Kriegsgerichte und ließ das Zentralkomitee das Prozess-Verfahren und die Strafen regeln. Er organisierte die eine Hälfte des Sanitätswesens und Cluseret die andere. Er unterdrückte den Generalstitel und die höheren Kommandierenden behielten ihn bei, weil er ihnen von den Delegierten des Kriegswesens verliehen worden. Mitten in einer Sitzung sprang Félix Pyat vom Stuhle auf, um die Niederreißung der Vendômesäule zu verlangen, während Dombrowski einen verzweifelten Aufruf erließ.

Dombrowski hatte kaum 2500 Mann, um Neuilly, Asnières und die ganze Halbinsel von Gennevilliers zu halten. Die Versailler zogen ihre besten Truppen gegen ihn zusammen. Vom 14. bis zum 17. beschossen sie das Schloss von Bécon, am 17. morgens griffen sie es mit einer Brigade an. Die 250 Föderierten, welche die Besatzung bildeten, hielten sechs Stunden lang Stand und die Überlebenden zogen sich nach Asnières zurück, wo zugleich die Panik ausbrach. Dombrowski, Okolowitz und einige andere standhafte Männer eilten herbei, stellten wieder ein wenig Ordnung her und befestigten den Brückenkopf. Als Dombrowski Verstärkung verlangte, schickte ihm das Kriegsministerium nur ein paar Kompanien. Den anderen Tag wurden unsere Vorposten von starken Abteilungen überfallen und das Geschütz von Courbevoie schoss Asnières in den Grund. Nach hartnäckigem Kampf verließen mehrere sehr mitgenommene Bataillone gegen 1 Uhr den südlichen Teil des Dorfs. Im nördlichen Teil war der Kampf äußerst erbittert, Dombrowski schickte Depeschen auf Depeschen und erhielt dennoch nur 300 Mann. Um 5 Uhr abends rafften sich die Versailler zu einer großen Kraftanstrengung auf; die erschöpften Föderierten, welche für ihren Rückzug fürchteten, stürzten sich auf die Schiffbrücke, die sie in Unordnung passierten.

Die reaktionären Zeitungen schlugen großen Lärm über diesen Rückzug, Paris geriet darüber in Bewegung. Die große Erbitterung beim Gefecht öffnete allmählich den Optimisten die Augen. Viele hatten bis dahin an ein entsetzliches Missverständnis geglaubt und Vermittlungsgruppen gebildet. Wie viele Tausende und aber Tausende, die in Paris lebten, begriffen den Plan des Herrn Thiers und der Koalition erst am Tag des ärgsten Würgens. Am 4. April hatten Industrielle und Handelsleute die „Nationalunion der Syndikalkammern“ gegründet und die „Aufrechterhaltung und Befreiung der Republik, die Anerkennung der Munizipalfreiheiten von Paris“ als Programm aufgestellt. Am selben Tag erließen Professoren, Ärzte, Advokaten, Ingenieure, Studenten im lateinischen Viertel ein Manifest, worin sie die demokratische und weltliche Republik, die selbstregierende Kommune und die Föderation der Kommunen verlangten. Eine ähnliche Gruppe veröffentlichte ein Schreiben an Herrn Thiers: „Sie glauben an eine Emeute, während Sie bestimmten und fest eingebürgerten Überzeugungen gegenüber stehen. Die ungeheure Mehrzahl von Paris fordert die Republik als ein höheres Recht, das über jede Streitfrage erhaben ist. Paris hat in dem ganzen Verhalten der Versammlung die vorbedachte Absicht einer Wiederherstellung der Monarchie gesehen“. Einige 'Würdenträger der Freimaurerloge erließen denselben Aufruf an Versailles und die Kommune: „Tun Sie der Vergießung dieses kostbaren Blutes Einhalt.“

Endlich errichtete eine gewisse Anzahl jener Maires und Adjunkten, welche erst in der letzten Stunde kapituliert hatten, Leute wie Floquet, Bonvalet, Corbon usw. hochtrabend die „Republikanische Unionsliga der Rechte von Paris.“ Sie verlangten jetzt die Anerkennung der Republik, das Recht der Selbstregierung für Paris, die ausschließliche Übergabe der Bewachung der Stadt in die Hände der Nationalgarde; kurz Alles was die Kommune verlangte, Alles was sie vom 19. bis 25. März bekämpft hatten.

Es bildeten sich noch verschiedene Gruppen, welche alle in zwei Punkten übereinkamen: Befestigung der Republik, Anerkennung der Rechte von Paris. Beinahe alle kommunalistischen Zeitungen wiederholten dieses Programm; die republikanischen nahmen es an. Die Deputierten von Paris sprachen zuletzt und sie ergriffen das Wort nur, um Paris niederzuschlagen. In dem weinerlichen Jesuitenton, in welchem er die Geschichte entstellt hatB, in den schwülstig-sentimentalen Perioden, unter welchen er die Dürre seines Herzens, die Kleinheit seiner Person versteckt, schrieb Louis Blanc, der König der Missgeburten, für seine Kollegen: „Noch kein einziges Mitglied der Majorität hat die republikanischen Prinzipien in Frage gestellt. – Was die Urheber des Aufstandes betrifft, so sagen wir ihnen, dass sie hätten schaudern sollen bei dem Gedanken, die Geißel der fremden Okkupation zu erschweren und zu verlängern, indem sie ihr noch die Geißel des Bürgerkriegs beigesellten.“

Dies wiederholte Herr Thiers am 8. Wort für Wort den ersten Vermittlern, welche zu ihm kamen, den Delegierten der Syndikalunion: „Die Insurrektion soll abrüsten, die Versammlung kann es nicht. – Paris will die Republik. – Die Republik besteht ja und bei meiner Ehre, so lang ich am Ruder bin, soll sie nicht untergehen. – Paris will Munizipalfreiheiten. – Die Kammer bereitet ein Gesetz für alle Gemeinden vor, Paris soll nicht mehr noch minder haben.“ Die Delegierten verlasen einen Vorschlag zum Vergleich, welcher von Generalamnestie, von Waffenruhe sprach. Herr Thiers ließ ihn verlesen, ohne einen einzigen Punkt formell zu bestreiten und die Delegierten kehrten in der festen Überzeugung, eine Grundlage der Verständigung gefunden zu haben, nach Paris zurück.

Kaum waren sie fort, so eilte Herr Thiers in die Versammlung, welche soeben allen Gemeinden das Recht der Erwählung ihres Maires zuerkannt hatte. Herr Thiers stieg auf die Tribüne und verlangte, dass dieses Recht auf die Städte von weniger als 20.000 Seelen beschränkt werde. „Es ist bereits beschlossen,“ rief man ihm zu, er aber beharrte auf seinem Protest, indem er erklärte, in einer Republik müsse man die oberste Gewalt um so nachdrücklicher bewaffnen, als die Ordnung schwerer aufrecht zu halten sei, drohte seine Entlassung zu nehmen und zwang die Versammlung auf ihre Abstimmung zurückzukommen.

Am 10. setzte die Liga der Rechte von Paris die Trompete an den Mund und ließ eine feierliche Proklamation anschlagen: „Die Regierung möge es aufgeben, die vollendeten Tatsachen vom 18. März anzugreifen. – Man schreite zur allgemeinen Neuwahl der Kommune. – Wenn die Versailler Regierung diesen berechtigten Forderungen gegenüber taub bleiben sollte, so möge sie wissen, dass sich ganz Paris zu ihrer Verteidigung erheben wird.“C Den anderen Tag gingen ihre Delegierten nach Versailles. Herr Thiers stimmte das alte Lied wieder an: „Paris soll abrüsten“ und wollte weder von einem Waffenstillstand noch von Amnestie hören. „Gnade soll denen widerfahren,“ sagte er, „die abrüsten, ausgenommen den Mördern von Clément Thomas und Lecomte.“ Dies hieß so viel als sich einige Tausende zur Auswahl zurückbehalten. Kurz, er wollte, dass man ihn in die Sachlage des 18. März zurückversetze, mit dem Sieg als Zugabe. Am selben Tage sagte er den Delegierten der Freimaurerlogen: „Wenden Sie sich an die Kommune, es bedarf der Unterwerfung der Insurgenten, nicht der Abdankung der gesetzlichen Gewalt.“ Um die Unterwerfung zu erleichtern, verglich das Journal Officiel von Versailles Paris mit der Ebene von Marathon, die neuerdings durch eine „Räuber- und Mörderbande“ unsicher gemacht sei. Als am 13. ein Deputierter, Namens Brunet, die Regierung fragte, ob sie mit Paris Frieden machen wolle, oder nicht, vertagte die Versammlung diese Interpellation auf einen Monat.

Am 14. kam die solchermaßen ausgepeitschte Liga aufs Stadthaus. Der Rat, der all diesen Verhandlungen fremd war, ließ ihnen völlige Freiheit und hatte nur eine auf der Börse durch schlechtverkleidete Jobber angekündigte Zusammenkunft untersagt. Er begnügte sich, der Liga ihre Erklärung vom 10. entgegenzuhalten: Ihr habt gesagt, wenn Versailles taub bleibe, so werde ganz Paris sich erheben. Versailles ist taub geblieben, erhebt euch! – Und um Paris zum Schiedsrichter zu machen, veröffentlichte der Rat loyalerweise im Officiel den Bericht der Vermittler.

A Auf 400 Geschütze, die Paris gießen ließ, wollte die Regierung der Verteidigung nur 40 annehmen, da sie behauptete, die anderen seien untauglich. Vinoy, Belagerung von Paris, S. 287.

B Manchmal sogar bis zur Fälschung. In seiner Schilderung des 9. Thermidor lässt er Barrère zu Billaud-Varennes sagen: „Greife nur Robespierre nicht an“ und benutzt diese Gelegenheit, um sich über die Größe seines Helden zu verbreiten. Nun lautet aber der Bericht Courteois’, den er, vermutlich in der Hoffnung nicht berichtigt zu werden, zitiert: „Greife nur Robespierre an“ und keineswegs „nur Robespierre nicht.“

C Wie es scheint, herrschte Zwiespalt unter ihnen. Die Radikalen Floquet, Corbon etc. missbilligten diese halb-kommunalistische Haltung und rühmten sich dessen später vor der Untersuchungskommission über den 18. März. Aber sie erhoben während der Kommune keinen öffentlichen Protest gegen diese Adresse.

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