Kapitel XXVI

Kapitel XXVI

Das Tor von St. Cloud ist gefallen. Der General Douay hat sich hineingestürzt.“

Thiers an die Präfekten, den 21. Mai 1871.

Die Versailler dringen Sonntag den 21. Nachmittags drei Uhr ein. Der Rat der Kommune löst sich auf.

Der große Angriff rückt heran. Die Versailler Versammlung nimmt eine drohende Haltung an. Am 16. weist sie einen Vorschlag zurück, die Republik als Staatsform von Frankreich anzuerkennen und beschließt mit 417 von 420 Stimmen öffentliche Gebete. Am 17. errichtet die Armee Batterien gegen die Tore von La Muette, von Auteuil, von St. Cloud, vom Point du Jour und von Issy, um Bresche zu schießen. Die hinteren Batterien fahren fort, den Point du Jour zu zermalmen und verwüsten Passy. Die Stücke vom Schloss von Bécon zerschmettern den Kirchhof Montmartre und reichen bis an den Platz St. Pierre. Jetzt sind fünf Arrondissements der Beschießung ausgesetzt. Am 18. abends überrumpeln die Versailler die Föderierten in Cachan, indem sie mit dem Ruf: Es lebe die Kommune! auf sie zurücken. Dennoch gelingt es uns, ihrer Bewegung auf Les Hautes-Bruyères zuvorzukommen. Die Dominikanermönche, die von ihrem Kloster aus den Feind benachrichtigen, werden verhaftet und auf das Fort Bicêtre geführt.

Am 19. – Trotz der Annäherung der Versailler wird unsere Verteidigung nicht lebhafter. Die Basteien 72 und 73 senden nur von Zeit zu Zeit einige Granaten auf das Dorf und Fort Issy. Vom Point du Jour bis zur Porte Maillot haben wir nur die Kanonen der Porte Dauphine, um den hundert Stücken der Versailler zu antworten und ihre Arbeiten im Boulogner Gehölz zu stören. Einige Barrikaden bei den Portes Bineau d’Asnières und auf dem Boulevard d’Italie, zwei Redouten auf dem Concordienplatz und in der Rue Castiglione, ein Graben in der Rue Royale, ein anderer auf dem Trocadero, das ist Alles, was der Rat in sieben Wochen für die innere Verteidigung getan hat. Es wird gar keine Arbeit beim Bahnhof Montparnasse, beim Panthéon, bei den Buttes Montmartre vorgenommen, wo am 14. zwei bis drei Geschütze Feuer gaben, um unsere Mannschaft in Levallois zu töten. An der Terrasse der Tuilerien arbeitet ein Dutzend Erdarbeiter mit der Hacke melancholisch an einem unnützen Graben. Der Wohlfahrtsausschuss sagt, er könne keine Leute finden, während er fünfzehnhundert Nichtstuer in der Kaserne des Prinzen Eugen, hunderttausend Ansässige und Millionen in der Hand hat.

Ein starker Wille, eine eiserne Leitung könnte noch Alles retten, aber wir sind in der Periode der Schlafsucht, der ungeheuren Erschlaffung. Die Eifersüchteleien, die Streitigkeiten, die Intrigen haben alle Energie untergraben. Der Rat gibt sich mit Kleinigkeiten, mit Lappalien ab. Der Wohlfahrtsausschuss verdoppelt seine romantischen Proklamationen, mit denen er keinen Hund hinter dem Ofen hervorlockt. Das Zentralkomitee ist nur beschäftigt, eine Macht an sich zu reißen, die es nicht zu handhaben vermag und kündigt sich am 19. als Verwalter des Kriegsministeriums an. Seine Mitglieder sind so fest überzeugt, die Herren zu sein, dass eines von ihnen in einem im Officiel eingerückten Dekret alle Einwohner von Paris auffordert, „sich binnen 48 Stunden bei ihnen zu stellen“, bei Strafe, „ihre Rentenscheine und ihr Hauptbuch“ verbrennen zu sehen. Dies ist ein Seitenstück zu der Aufenthaltskarte.

Unsere besten Bataillone, geschwächt, sich selber überlassen, sind nur noch spärliche Überreste. Seit Anfang April haben wir 4000 Mann an Toten und Verwundeten und 3500 an Gefangenen verloren. Wir haben jetzt nur noch 2000 Mann von Asnières bis Neuilly und vielleicht 4000 von La Muette bis Petit Vanves. Die für die Posten von Passy bezeichneten Bataillone finden sich nicht vor oder halten sich in den Häusern, vom Wall fern. Viele ihrer Offiziere sind verschwunden. Auf der Bastei 36 bis 70, gerade auf dem Angriffspunkt, sind keine zwanzig Kanoniere, die Schildwachen sind fort.

Liegt hier Verrat vor? Die Verschwörer haben sich zwar vor ein paar Tagen gerühmt, diese Wälle entblößt zu haben, aber die entsetzliche Beschießung genügt, um dieses Ausreißen zu erklären. Und doch waltet eine frevelhafte Nachlässigkeit ob. Dombrowski ist es müde, gegen die Untätigkeit des Kriegsministeriums anzukämpfen, lässt sich gehen und besucht zu häufig sein Quartier auf dem Vendômeplatz. Der Wohlfahrtsausschuss, von der Entblößung der Wälle unterrichtet, begnügt sich, das Kriegsministerium zu benachrichtigen, statt selbst zu kommen und die Situation in die Hand zu nehmen.

Sonnabend den 20. wurden die Batterien, die Bresche legen sollten, demaskiert. Dreihundert Marine- und Belagerungsgeschütze donnerten zusammen und verkündigten den Anfang vom Ende.

Am selben Tag schickte de Beaufond, den die Verhaftung Lasniers nicht entmutigt hatte, seinen gewöhnlichen Emissär, um den Chef des Versailler Generalstabs zu benachrichtigen, dass die Tore von Montrouge, Vanves, Vaugirard, vom Point du Jour und Dauphine gänzlich verlassen seien. Sogleich wurde Befehl zum Zusammenziehen der Truppen gegeben. Am 21. trafen die Versailler wieder wie am 3. und am 12. ihre Maßregeln. Aber diesmal schien das Gelingen sicher. Das Tor von St. Cloud war in Asche gelegt.

Seit mehreren Tagen zeigten Mitglieder des Rats dem Chef des Generalstabs Henry Prodhomme diese Bresche an. Er antwortete à la Cluseret, seine Maßregeln seien getroffen, er werde sogar an diesem Tor eine schreckliche maskierte Barrikade aufführen, aber er regte sich nicht. Am Sonntag Morgen überschritt Lefrançais den Graben auf den Trümmern der Zugbrücke und stieß auf fünfzehn Meter auf die Laufgräben der Versailler. Betroffen von der Nähe der Gefahr schickte er ein paar Zeilen an Delescluze, die aber verloren gingen.

Um 2½ Uhr fand unten im Tuilerienpark ein Riesenkonzert zum Besten der Witwen und Waisen der Kommune statt. Tausende von Zuhörern hatten sich eingefunden; die Frauen in Frühjahrstoilette belebten die grünen Alleen. Man sog den kräftigen Lebenshauch der großen Bäume ein. Zweihundert Meter von da auf dem Concordienplatz platzten die Versailler Bomben und unterbrachen mit ihrem Geprassel den fröhlichen Klang der Hörner, während der wohltuende Hauch des Frühlings wehte.

Beim Schluss des Konzerts stieg ein Generalstabsoffizier auf die Estrade des Orchesterdirigenten: „Bürger“, sagte er, „Thiers hatte versprochen, gestern in Paris einzurücken; Thiers ist nicht eingerückt, er wird nicht einrücken. Ich lade Sie ein zum nächsten Sonntag Morgen hierher auf denselben Platz zu unserem zweiten Konzert zum Besten der Witwen und Waisen.“

Zur selben Stunde, zur selben Minute hielt kaum zwei Büchsenschüsse entfernt die Vorhut der Versailler ihren Einzug in Paris.

Das erwartete Signal war endlich an dem Tor von St. Cloud erschienen, aber es war nicht von den patentierten Verschwörern ausgegangen. Ein Spion aus Liebhaberei, Namens Ducatel, der nicht zu den Verschwörern gehörte, durchstreifte diese Viertel, wo er Alles leer, Tore und Wälle verlassen fand. Er kletterte auf die Bastei 64, schwenkte ein weißes Tuch und rief den Soldaten in den Laufgräben zu: „Nur herein, es ist Niemand da!“

Ein Marineoffizier erschien, befragte Ducatel, überschritt die Reste der Zugbrücke und überzeugte sich, dass die Basteien und die benachbarten Häuser ganz verlassen waren. Der Offizier kehrte sogleich in den Laufgraben zurück und telegrafierte die Nachricht an die nächsten Generale. Die Breschebatterien stellten ihr Feuer ein. Die Soldaten aus den benachbarten Laufgräben drangen in kleinen Abteilungen in die Umwallung ein. Thiers, MacMahon und der Admiral Pothuan, die sich in diesem Augenblick auf dem Mont Valérien befanden, telegrafierten nach Versailles, um alle Divisionen auf die Beine zu bringen. Dombrowski, der mehrere Stunden lang von seinem Hauptquartier in La Muette abwesend war, kam um vier Uhr an. Ein Kommandant eilte herbei und zeigte ihm den Einmarsch der Versailler an. Dombrowski ließ den Offizier seinen Bericht beendigen, wandte sich dann zu einem der Seinigen und sagte mit jener Ruhe, die er bei kritischen Umständen noch übertrieb: „Lassen Sie eine Batterie Siebenpfünder beim Marineministerium holen, benachrichtigen Sie die und die Bataillone, ich werde selbst kommandieren.“ Er adressierte eine Depesche an den Wohlfahrtsausschuss und an das Kriegsministerium und schickte das Freiwilligenbataillon ab, um das Tor von Auteuil zu besetzen.

Um fünf Uhr stoßen Nationalgardisten ohne Käppi und Gewehr in den Straßen von Passy den Alarmruf aus. Offiziere ziehen blank und bestreben sich sie aufzuhalten. Die Föderierten eilen aus den Häusern, die Einen laden ihre Gewehre, die Anderen behaupten, es sei ein falscher Lärm. Der Kommandant der Freiwilligen sammelt und führt mit sich fort, was er nur immer an Mannschaft aufbringen kann.

Diese Freiwilligen waren eine im Feuer gestählte Truppe. Bei der Eisenbahn sehen sie die roten Hosen und empfangen sie mit einer vollen Salve. Ein Versailler Offizier zu Pferd, der seine Leute mit fort zu reißen sucht, springt mit geschwungenem Säbel heran und fällt unter unseren Kugeln. Seine Soldaten weichen. Die Föderierten setzen sich auf dem Viadukt und an dem Eingang des Boulevards Murat fest. Man verbarrikadiert gleichzeitig den Quai in der Höhe der Jenabrücke.

Die Depesche Dombrowskis ist dem Wohlfahrtsausschuss zugekommen. Billioray, trotz der Permanenz das einzige anwesende Mitglied, begibt sich augenblicklich auf den Rat. Die Versammlung urteilte eben Cluseret ab und Vermorel hatte das Wort. Der Ex-Delegierte saß auf einem Stuhl und hörte dem Redner mit jener hochmütigen Nonchalance zu, welche die Unkundigen für Talent hielten. Billioray tritt ganz bleich herein und setzt sich einen Augenblick. Da Vermorel fortfährt, ruft er ihm zu: „Schluss! Schluss! Ich habe der Versammlung eine Mitteilung von der höchsten Wichtigkeit zu machen, für die ich eine geheime Sitzung verlange.“

Vermorel tritt ihm das Wort ab und Billioray verliest stehend ein Schriftstück, das leicht in seiner Hand zittert: „Dombrowski an das Kriegsministerium und den Wohlfahrtsausschuss. Die Versailler sind durch das Tor von St. Cloud eingedrungen. Ich treffe Maßregeln, um sie zurückzuwerfen. Wenn Sie mir Verstärkung schicken können, so stehe ich für Alles.“A Zuerst entsteht eine angstvolle Stille, dann geht es an ein Befragen. „Bataillone sind abgegangen“, antwortet Billioray, „der Wohlfahrtsausschuss wacht.“

Die Diskussion wird wieder aufgenommen und natürlich abgekürzt. Der Rat spricht Cluseret frei. Das lächerliche Verhör Miots bestand nur aus Schwätzereien und vernachlässigte die einzigen inkriminierenden Tatsachen, die Untätigkeit Cluserets während seiner Delegation. Gruppen treten zusammen. Man kommentiert die Depesche. Das Vertrauen Dombrowskis, die Sicherheit Billiorays genügen den Romantikern. Man glaubt an den General, an die Festigkeit der Wälle, an die Unsterblichkeit der Sache. Es liegt nichts Bestimmtes vor; der Wohlfahrtsausschuss ist verantwortlich. Jeder von uns geht auf Erkundigungen aus und begebe sich im Notfall in sein Arrondissement.

Alles wird gesprächsweise abgemacht. Es gibt keinen Antrag, keine Debatte. Es schlägt acht Uhr, der Präsident hebt die Sitzung auf. Das ist die letzte Sitzung des Rats! Und Niemand verlangt die Permanenz. Niemand fordert seine Kollegen auf, hier auf dem Platz Aufklärungen abzuwarten, den Wohlfahrtsausschuss vor die Schranken zu laden. Keiner ist da, der erklärt, dass in diesem Augenblick kritischer Ungewissheit, wo es vielleicht nötig wird, schnellstens einen Verteidigungsplan aus dem Stegreif zu entwerfen, einen großen Beschluss im Fall des Missgeschicks zu fassen, der Posten der Wächter von Paris im Mittelpunkt ist im Gemeindehaus und nicht in ihren Arrondissements.

So schied der Rat der Kommune im Augenblick der höchsten Gefahr, als die Versailler in Paris eindrangen, aus der Geschichte und aus dem Stadthaus.

Auf dem Kriegsministerium ist man nicht weniger niedergeschmettert, die verhängnisvolle Nachricht war um fünf Uhr dort eingetroffen. Das Zentralkomitee hatte sich zu Delescluze begeben, der sehr ruhig schien und sagte, was Viele glaubten, der Straßenkampf werde günstig für die Kommune ausfallen. Als sich der Kommandant der Sektion vom Point du Jour einstellte und sagte, es sei nichts vorgefallen, nahm der Delegierte diese Versicherungen ohne Untersuchung hin. Der Chef des Generalstabs fand es nicht einmal angemessen, eine persönliche Rekognoszierung anzustellen und ließ gegen acht Uhr folgende unglaubliche Depesche anschlagen: „Der Beobachtungsposten des Triumphbogens widerspricht der Nachricht vom Eindringen der Versailler, wenigstens nimmt er nicht derartiges wahr. Der Kommandant Renaud, von der Sektion, verlässt soeben mein Kabinett und versichert, es sei nur eine Panik gewesen und das Tor von Auteuil sei nicht gesprengt worden; wenn einige Versailler sich hätten blicken lassen, so seien sie zurückgeschlagen worden. Ich habe elf Bataillone Verstärkung durch ebenso viele Generalstabsoffiziere holen lassen, welche dieselben nicht verlassen dürfen, ehe sie an den Posten gebracht sind, den sie besetzen sollen.“

Zur selben Stunde telegrafierte Thiers an seine Präfekten: „Das Tor von St. Cloud ist unter dem Feuer unserer Kanonen gefallen. General Douay hat sich hineingestürzt.“ Doppelte Lüge! Das Tor von St. Cloud war seit drei Tagen sperrangelweit offen, ohne dass die Versailler gewagt hätten, es zu passieren. Der General Douay hatte sich mit seiner Mannschaft sehr bescheiden Mann für Mann durch Verrat eingeschlichen.

Nachts scheint das Ministerium ein wenig zu erwachen. Die Offiziere strömen herzu und verlangen Befehle. Der Generalstab weigert sich die Sturmglocke läuten oder den Generalmarsch schlagen zu lassen, unter dem Vorwand, dass man die Bevölkerung nicht beunruhigen dürfe. Mitglieder des Rats, über einen Plan von Paris gebeugt, studieren endlich jene strategischen Punkte, die sie sechs Wochen lang außer Acht gelassen haben. Es gilt, sogleich eine Idee, eine Methode ausfindig zu machen, bestimmte Instruktionen zu erteilen, aber der Delegierte schließt sich ein, um eine Proklamation zu entwerfen.

Während inmitten des vertrauensvollen Paris einige Leute ohne Mannschaft und ohne Informationen den großen Widerstand einrichten, fahren die Versailler fort, durch die Bresche der Wälle einzudringen. Woge um Woge schwillt ihre Flut schweigend, durch die sinkende Nacht verschleiert, an. Mehr und mehr häufen sie sich zwischen der Gürtelbahn und den Befestigungen an. Um 8 Uhr sind sie zahlreich genug, um sich in zwei Kolonnen zu teilen, von denen die eine, links schwenkend, die Basteien 66 und 67 besetzt, während die andere rechts auf der Versailler Straße aufrückt. Die erste verschanzt sich im Zentrum von Passy, besetzt das Asyl St. Perine, die Kirche und den Platz von Auteuil. Die andere ersteigt, nachdem sie die auf dem Quai in der Rue Guillon begonnene Barrikade hinweggeräumt, gegen ein Uhr morgens durch die Rue Raynouard den Trocadero, der auf dieser Seite ganz unbefestigt und unverteidigt ist. Derselbe ist im Nu besetzt.

Im Stadthaus sind endlich die Mitglieder des Wohlfahrtsausschusses beisammen. Nur Billioray ist verschwunden, um nicht wieder aufzutauchen. Man kennt die Zahl und die Stellung der Truppen nicht, aber man weiß, dass sich Massen in der Dunkelheit von Passy bewegen. Die nach La Muette abgesandten Generalstabsoffiziere bringen beruhigende Nachrichten zurück. Um 11 Uhr wagt sich ein Mitglied des Rats, Assy, in die Rue Beethoven, deren Lichter erloschen sind. Bald will sein Pferd nicht mehr vorwärts, es ist in große Blutlachen getreten. An den Mauern entlang scheinen Nationalgardisten zu schlafen. Plötzlich stürzen Soldaten herzu, es sind die Versailler, die im Hinterhalt gelegen. Die Schläfer sind Leichen von Föderierten.

Die Versailler morden in Paris und Paris weiß nichts davon. Die Nacht ist blau, sternhell, warm und mit Frühlingsdüften gewürzt. Die Theater sind gedrängt voll. Die Boulevards strömen über von Leben und Fröhlichkeit; die strahlenden Cafés vermögen die Gäste kaum zu fassen. Ringsum schweigen die Kanonen; es herrscht eine seit drei Wochen unbekannte Stille. Wenn „die schönste Armee, die Frankreich je besessen hat“, geradeaus durch die Quais und die Boulevards, die von Barrikaden ganz frei sind, vorwärts rückte, so könnte sie ohne einen Schuss mit einem einzigen Griff die Kommune von Paris erwürgen.

Die Freiwilligen halten bis Mitternacht auf der Bahnlinie Stand. Dann ziehen sie sich erschöpft, da sie gar keine Verstärkung erhalten haben, auf La Muette zurück. General Clinchant verfolgt sie, besetzt das Tor von Auteuil, passiert das von Passy und marschiert auf das Hauptquartier Dombrowskis los. Fünfzig Freiwillige plänkeln noch eine Zeit lang im Schloss; um 1½ Uhr aber, da sie im Osten umgangen und nahe daran sind, vom Trocadero aus umzingelt zu werden, ziehen sie sich nach den Elysischen Feldern.

Auf dem linken Ufer hatte General Cissey den ganzen Abend seine Streitkräfte zweihundert Meter von der Umwallung konzentriert. Um Mitternacht passieren seine Sappeurs den Graben, erklettern die Wälle, ohne auf ein „Wer da?“ zu stoßen und öffnen die Tore von Sèvres und Versailles.

Um drei Uhr morgens überschwemmen die Versailler Paris durch die fünf klaffenden Wunden: die Tore von Passy, Auteuil, St. Cloud, Sèvres und Versailles. Der größte Teil des 15. Arrondissements ist besetzt. La Muette ist genommen. Genommen ganz und gar Passy und die Höhe des Trocadero, genommen die Pulverfabrik in der Rue Beethoven, sowie die ungeheuren Katakomben, die unter dem 16. Arrondissement hinlaufen und mit dreitausend Tonnen Pulver, mit Millionen von Patronen und Tausenden von Granaten vollgestopft sind. Um fünf Uhr fällt die erste Versailler Granate auf das Gebäude der Ehrenlegion. Paris schläft wie am Morgen des 2. Dezember.

A Das Original dieses Schriftstücks ist verschwunden, aber wir haben es nach dem Zeugnis des Bruders Dombrowskis und einer großen Anzahl von Mitgliedern des Rats, die bei dieser Sitzung anwesend waren, wieder herstellen können.

Kommentare