Kapitel XXXVI

Kapitel XXXVI

Die Deportierten sind besser daran als unsere Soldaten, denn unsere Soldaten haben Schildwache zu stehen, während der Deportierte unter den Blumen seines Gartens lebt.“

Marineminister Admiral Fourichon in seiner Rede gegen die Amnestie. Sitzung vom 17. Mai 1876.

Gerade die Republikaner dürfen die Amnestie nicht wollen.“

Victor Lefranc. Sitzung vom 18. Mai 1876.

Neu-Kaledonien. Das Exil. Die allgemeine Bilanz. Die liberale Kammer und die Amnestie.

Zwei Tagesreisen von Frankreich entfernt liegt eine Kolonie, die dringend Arbeitskräfte verlangt und fruchtbar genug ist, um Tausende von Familien zu bereichern, aber die Bourgeoisie hat es bei ihren Siegen über die Pariser Arbeiter stets vorgezogen, ihre Opfer zu den Antipoden zu schicken, statt Algier durch sie fruchtbar zu machen. Die Republik von 1848 hatte Nuka-Hiva, die Versailler Versammlung Neu-Kaledonien. Auf diesen Felsen, 6000 Meilen vom Vaterland entfernt, beschloss sie die zu lebenslänglichen Strafen Verurteilten zu transportieren. „Der Rat der Regierung“, sagte der Berichterstatter, „gibt den Deportierten eine Familie und einen Herd.“ Die Mitrailleuse war ehrlicher.

Die zur Deportation Verurteilten waren in vier Depots angehäuft, im Fort Boyard, St. Martin de Ré, Oléron, Quélern, und viele Monate lang schmachteten sie zwischen Verzweiflung und Hoffnung, welch letztere die politischen Besiegten nie verlässt, Eines Tags, als sie sich schon beinahe vergessen glaubten, erscholl ein roher Aufruf: Zur Untersuchung! Ein Arzt misst sie, fragt sie aus, hört ihre Antwort nicht an und erklärt: „Zur Abfahrt tauglich!“A

Und jetzt lebt wohl, Familie, Vaterland, Gesellschaft, menschenwürdiges Dasein! Vorwärts zum Grab bei den Antipoden. Glücklich noch, wer zur Deportation verurteilt ist! Er darf doch zum letzten Mal eine befreundete Hand drücken, eine Träne fließen sehen, einen Abschiedskuss empfangen. Aber der Galeerensträfling der Kommune bekommt nichts zu sehen als gemeine Verbrecher. Auf den Pfiff hat er sich zu entkleiden, man untersucht ihn, dann wirft man ihm die Sträflingskleidung hin und ohne noch einmal den Kopf zu wenden, muss er das schwimmende Lager besteigen.

Das Deportationsschiff ist der Ponton zur See. Große in den Batterien konstruierte Käfige nehmen die Gefangenen auf und werden bei Nacht Pflanzstätten ansteckender Krankheiten. Bei Tag dürfen die Eingesperrten nur eine halbe Stunde lang aufs Verdeck kommen, um frische Luft zu schöpfen. Vor den Käfigen stehen scheltend und brummend die Wächter und bestrafen das geringste Vergehen gegen das Reglement mit dem dunkeln Loch. Viele Unglückliche haben die ganze Überfahrt im untersten Schiffsraum, zuweilen fast nackt, durchgemacht, weil sie sich irgend einer Laune widersetzt hatten. Im Gefängnis werden die Frauen behandelt wie die Männer; die Nonnen, die sie bewachen, sind noch schlimmer als die gemeinen Verbrecher. Fünf Monate lang müssen sie, im Käfig zusammengedrängt, im Unrat des Nachbars, bei halbverfaultem Zwieback, Speck und salzigschmeckendem Wasser aushalten, bald von der Hitze der Tropen geröstet, bald erstarrt unter der Kälte des südlichen Polarmeers oder dem Gischt, der das Verdeck peitscht. In der Tat, sie kommen als Gespenster an. Als die Orne auf der Reede von Melbourne Anker warf, hatte er 360 Skorbutkranke auf 588 Deportierte.B Selbst den rauen Kolonisten von Australien flößten sie Mitleid ein. Die Bewohner von Melbourne wollten sie unterstützen und sammelten in wenigen Stunden 40.000 Frs.; aber der Kommandant der Orne weigerte sich, den Gefangenen die Summe zuzustellen, selbst in der Form von Kleidungsstücken, Handwerkszeug und den allernotwendigsten Gegenständen.

Die Danaë eröffnete am 3. Mai den Zug. Die Guerrière, die Garonne, der Var, die Sibylle, die Orne, der Calvados, die Virginie usw. folgten. Am 1. Juli 1875 hatte Neu-Kaledonien 3859 Deportierte aufgenommen.C

Dieses kaledonische Grab hat drei Abteilungen: auf dem Festland, nicht weit von der Hauptstadt Numea, die Halbinsel Ducos für die zur Deportation an einen befestigten Platz Verurteilten – 811, worunter 6 Frauen; – 30 Meilen südwestlich von dem Festland die Fichteninsel für die zur einfachen Deportation Verurteilten – 2808, worunter 13 Frauen; – und ganz im Innern, schlimmer als der Tod des Bagno, die Insel Nou für 240 Galeerensträflinge.

Die Halbinsel Ducos, eine schmale von Kanonen beherrschte, am Engpass von Soldaten bewachte Landzunge, ohne fließendes Wasser, ohne Gras- und Baumwuchs, ist von unfruchtbaren Anhöhen und sumpfigen Tälern durchzogen. Als einziges Obdach fanden die Verurteilten einige zerfallene Hütten, als Mobiliar einen Topf und eine Hängematte vor.

Die Fichteninsel, eine im Innern öde Hochebene, ist von fruchtbaren Landstrichen begrenzt, die jedoch von der Brüderschaft der Maristen, welche die Arbeit der Eingeborenen ausbeuten, in Beschlag genommen sind. Nichts war zur Aufnahme der Deportierten hergerichtet; die ersten Ankömmlinge irrten in den Wäldern umher. Erst sehr spät erhielten sie schlechte Zelte und eine Hängematte. Die Eingeborenen, durch Missionare aufgestachelt, gingen ihnen aus dem Weg oder verkauften ihnen die Lebensmittel zu unsinnigen Preisen.

Die Administration sollte die unentbehrlichsten Kleidungsstücke liefern; aber keine Vorschrift des Reglements wurde befolgt. Kopfbedeckung und Schuhwerk nützte sich sehr schnell ab. Die ungeheure Mehrzahl der Deportierten war ohne alle Hilfsmittel barhäuptig und barfüßig den Regenschauern und den Sonnenstrahlen ausgesetzt. Es gab weder Tabak noch Seife, noch Branntwein, um das salzige Wasser genießbar zu machen.

Die Deportierten ließen sich durch diesen Anfang nicht erschrecken. Fleißig, gewandt, mit der großen Anstelligkeit des Pariser Arbeiters, fühlten sie sich Manns genug, die ersten Schwierigkeiten zu überwinden. Der Berichterstatter der Regierung hatte die 1000 Hilfsquellen Neu-Kaledoniens, den Fischfang, die Viehzucht, den Minenertrag bei weitem übertrieben und diese gezwungene Emigration als die Grundlage eines neuen Kaiserreichs des stillen Meeres dargestellt. Die Deportierten hofften diesem fernen Boden eine Heimat abzugewinnen. Diese Proletarier waren weit entfernt von dem falschen Stolz der Bourgeoisgeächteten; statt die Arbeit abzuweisen, suchten sie darum nach. Auf der Fichteninsel war ein Spital auszubauen, eine Wasserleitung, Verwaltungsmagazine, eine Fahrstraße herzustellen; 2000 Deportierte fanden sich dazu ein. Nur 800 wurden angestellt und ihr Lohn betrug nicht mehr als 85 Cent. pro Tag. Von den Übrigen verlangten einige Konzessionen. Man gab ihnen einen kleinen LandstrichD, und zu ungeheuren Preisen Samenkörner und Handwerkszeug. Sie konnten dem Boden kaum einige Gemüse abgewinnen. Die, welche ganz mittellos waren, wandten sich der Privatindustrie zu und boten sich den Geschäftsleuten von Numea an. Aber die Kolonie, durch die Militärwirtschaft erdrückt, durch das bürokratische Personal geplagt, überdies mit sehr beschränkten Hilfsmitteln versehen, lieferte nur für höchstens 500 Mann Arbeit. Viele von ihnen, welche kleine Äcker angelegt hatten, mussten darauf verzichten und auf die Fichteninsel zurückkehren.

Dies war noch das goldene Zeitalter der Deportation. Gegen Mitte des Jahres 1873 kommt plötzlich eine Depesche des Marineministers in Numea an. Die Versailler Regierung hebt alle Vorschüsse der Administration auf, welche die Staatswerkstätten erhalten. „Wenn man“, sagte sie, „den Deportierten das Recht auf Arbeit zugestände, so würde man bald das schmähliche Beispiel der Nationalwerkstätten von 1848 sich erneuern sehen.“ Nichts kann logischer sein. Versailles ist den Unglücklichen keine Arbeit schuldig, denen es die Freiheit der Arbeit geraubt hat. Alsbald werden die Werkstätten geschlossen. Die Wälder der Fichteninsel boten den Tischlern kostbare Hilfsquellen und einige Deportierte fabrizierten Möbel, welche in Numea sehr gesucht waren. Man befahl ihnen, diese Arbeit einzustellen. Und am 13. Dezember wagte der Marineminister auf der Rednerbühne zu sagen, der größere Teil der Deportierten habe jede Art von Arbeit zurückgewiesen.E

Im selben Augenblick, wo sie den Deportierten so das Leben verkürzte, berief die Administration die Frauen derselben auf das Marineministerium und entwarf ihnen eine bezaubernde Schilderung von Kaledonien. Sie sollten bei ihrer Ankunft ein Haus, Ländereien, Samenkörner, Handwerkszeug usw. vorfinden. Die Meisten witterten eine Falle und weigerten sich abzureisen, ehe sie durch ihre Männer aufgefordert würden. Neunundsechzig ließen sich überreden und wurden auf dem Fénélon eingeschifft mit Weibern aus dem Armenhaus, die zur Verheiratung mit den Kolonisten versandt wurden. Die Unglücklichen fanden bei der Landung nur die Verzweiflung und das Elend ihrer Gatten vor. Die Regierung verweigerte ihnen die Rückkehr in die Heimat.

So lagen diese Tausende von Menschen, die an Arbeit und geistige Tätigkeit gewöhnt waren, müßig und elend zusammengepfercht, von Bestien mit dem Revolver in der Faust beaufsichtigt.F Die Einen auf der schmalen Halbinsel, die Anderen auf der Fichteninsel, ohne Kleidung, bei kärglicher Nahrung und nur durch die spärlichen Briefe, die sich in Numea noch um drei Wochen verspäten, mit der Welt im Zusammenhang. Endlose Träumereien begannen, dann kam die Entmutigung und die finstere Verzweiflung. Fälle von Wahnsinn traten auf; der Tod stellte sich ein. Der Lehrer Verdure, ein Mitglied des Rats der Kommune, wurde zuerst befreit. Der Kommissar des Kriegsgerichts hatte nur eine Beschuldigung gegen ihn vorgebracht: „Er ist ein philantropischer Utopist.“ Er wollte auf der Halbinsel eine Schule eröffnen; man verweigerte ihm die Ermächtigung. Zur Untätigkeit verdammt, fern von den Seinigen, siechte er hin und starb. An einem Morgen des Jahres 1873 sahen die Wächter und Priester auf dem gewundenen Fußpfad, der nach dem Kirchhof führt, einen blumenbekränzten Sarg, welcher von den Verurteilten getragen wurde; ihm folgten 800 Freunde in tiefem Schweigen. „Der Sarg“, so erzählte Einer von ihnen, „wird in die Grube gesenkt, ein Freund spricht einige Abschiedsworte, Jeder wirft seine kleine rote Blume auf den Toten, man ruft: Es lebe die Republik! Es lebe die Kommune! und damit ist Alles gesagt.“ Im November starb Albert Grandier, ein Redakteur des Rappel auf der Fichteninsel. Sein Herz war in Frankreich bei seiner Schwester geblieben. Er erwartete sie jeden Tag am Ufer und verfiel darüber in Wahnsinn. Die Administration verweigerte ihm die Zulassung in ein Asyl. Er entwich den Freunden, die ihn hüteten, und eines Morgens fand man ihn unweit der Straße, die an das Meer führt, im Gebüsch erfroren.G Doch haben diese noch den Trost, mit Ihresgleichen zu leiden. Aber die Galeerensträflinge, die in der Verbrecherkloake gefesselt liegen!

Ich kenne nur ein Bagno“, gab der republikanische Minister Victor Lefranc einer Mutter zur Antwort, die für ihren Sohn bei ihm bat. Und in der Tat, es ist nur ein Bagno, wo Helden wie Trinquet, Lisbonne, Männer, die aus Selbstverleugnung und Rechtschaffenheit zusammengesetzt sind, wie Fontaine, Roques, der Maire von Puteaux – es drängen sich mir so viel Namen auf, dass ich gar nicht weiß, welche ich anführen soll – hochgesinnte Journalisten, wie Brissac, Humbert, Leute, deren ganzes Verbrechen darin besteht, dass sie einen Haftbefehl vollstreckt haben, seit 5 Jahren mit Dieben und Mördern zusammengesperrt, ihren Beschimpfungen ausgesetzt sind, und abends mit ihnen an dieselbe Pritsche gefesselt werden. Die Versailler wollen mehr als bloß den Körper, sie müssen auch die rebellische Seele treffen, sie in eine Atmosphäre von Gestank und Laster stoßen, um sie zu brechen. Die Sträflinge der Kommune, den Verbrechern gleichgestellt, derselben Arbeit, demselben Reglement von Stock und Peitsche unterworfen, werden von dem ganz besonderen Hass der gemeinen Verbrecher belauert, welche die schlimmsten Elemente gegen sie aufhetzen. In langen Zwischenräumen schlüpft von Zeit zu Zeit ein Brief durch, dringt bis zu uns. So schreibt ein Mitglied des Rats der Kommune, ein Mann von 32 Jahren, der nicht sehr kräftig war:

St. Louis …

Die Feldarbeit gilt für die anstrengendste. Sie besteht in der Ausgrabung von Steinen, Erdarbeiten etc. und wird nur am Sonntag Morgen während des Gottesdienstes eingestellt. Als Nahrung bekommen wir um 5 Uhr morgens schlechten Kaffee ohne Zucker, 700 Gramm Brot und 100 Gramm Bohnen, abends ein kleines Stück Rindfleisch, und wöchentlich 69 Zentiliter Wein. Wenn ich mir ein Quart Brot kaufen kann, so lässt meine Gesundheit weniger zu wünschen übrig. Mehrere von den Unseren sind schon gestorben; viele liegen an Entkräftung darnieder, fünfzehn auf sechzig von St. Louis sind im Spital … Das Alles wäre zu ertragen, wenn wir nicht mit gemeinem Gesindel zusammengesperrt wären. Wir sind zu fünfzig in einer Hütte … Was die Anstellungen, Magazine, Büros betrifft, so sind die Kommunarden davon ausgeschlossen …“

Ein Anderer schreibt:

Insel Nou, den 15. Februar. „Ich isoliere mich soviel ich kann, aber es gibt Stunden, wo ich mich bei Todesstrafe im Bagno zu befinden habe. Es gibt Stunden, wo ich meine Ration gegen die Fressgier meiner Gefährten verteidigen, wo ich mich von einem Mano und Lathauer duzen lassen muss.H – Es ist grässlich, und ich erröte vor Scham bei dem Gedanken, dass ich gegen all diese Ruchlosigkeiten beinah unempfindlich geworden bin. Diese Elenden betragen sich aufs Nichtswürdigste und sie sind nicht unsere geringsten Folterer. Es ist um den Verstand zu verlieren, und ich glaube auch, dass ihn Mehrere unter uns verlieren werden. Der unglückliche Berezowski, der seit 8 JahrenI schon so viel gelitten hat, ist nahe daran und es ist ein Jammer, ihn zu sehen. Es ist entsetzlich, und ich wage nicht, daran zu denken, Wie viele Monate, Jahre werden wir noch in diesem Bagno zubringen müssen? Ich schaudere bei diesem Gedanken …

Trotz alledem dürfen Sie glauben, dass ich mich nicht beugen lassen werde. Ich habe ein ruhiges Gewissen und fühle mich stark. Meine Gesundheit allein könnte mich verraten und besiegt werden, aber ich bin meiner selbst sicher und werde nicht schwach werden …“

Ein Anderer:

Ich habe viel erlitten: das Bagno von Toulon, die Kette, die Sträflingsjacke und was noch schlimmer ist, die schmachvolle Berührung mit den Verbrechern, Alles das habe ich ertragen müssen. Freilich habe ich zum Trost für so viel Leiden mein ruhiges Gewissen, die Liebe meiner alten Eltern und die Achtung von Männern, wie Sie … Wie oft war ich entmutigt, wie viele schwache Stunden, wie viele Zweifel haben sich meiner bemächtigt. Ich glaubte an die Menschen, und eine Illusion ist mir um die andere zerstört worden, eine Veränderung ist in mir vorgegangen, und ich wäre beinahe so vielen Täuschungen erlegen.“ Ein Anderer:

Ich verhehle es mir nicht: diese Jahre sind vollkommen verloren für mich; nicht nur, dass meine Gesundheit untergraben ist, ich fühle auch, dass ich täglich herunterkomme. Dieses Leben ist wirklich zu schwer zu ertragen; ohne Bücher, (außer denen der Bibliothek), in diesem gemeinen Bagno, allen Beschimpfungen und Schlägen preisgegeben, in vergitterten Käfigen eingesperrt, in den Werkstätten wie wilde Tiere behandelt, von der Galeerenmannschaft und unseren Gefängnisgefährten beschimpft, müssen wir Alles dulden, ohne zu murren; die geringste Übertretung zieht schreckliche Strafen nach sich: die Einzelhaft, die Entziehung der Brotration, die Daumenschrauben, die Peitsche. Es ist schmachvoll, und ich schaudere, wenn ich daran denke. Mehrere unserer Kameraden sind an der doppelten Kette im Korrektionspeloton, den härtesten Arbeiten unterworfen, vom Hunger verzehrt, mit Stockschlägen, häufig mit Revolverschüssen bedient, ohne Verbindung mit uns, die wir ihnen nicht einmal einen Bissen Brot zustecken können. Es ist schrecklich, und ich fürchte, dass das Alles noch nicht sobald ein Ende nimmt. Aber man wird doch Protest erheben, man wird uns doch nicht verlassen, es wäre entsetzlich, wenn man uns hier ließe. Es ist mir unmöglich zu arbeiten, und ich habe allen Grund zu sagen, dass diese Jahre für mich verloren sind. Das bringt mich in Verzweiflung; ich hatte ja im Sinn zu lernen, aber was soll man anfangen ohne Bücher und ohne Anleitung?

Wir sind beinah ohne Nachrichten, doch wissen wir, dass die Republik sich täglich befestigt. Unsere Hoffnung liegt darin, aber ich wage nicht zu fest daran zu glauben, wir sind schon so off enttäuscht worden!

Wie Viele heute noch am Leben sind, weiß man nicht. Maroteau hat uns im März '73 verlassen. Die Begnadigungskommission hatte, um seine Strafe zu erschweren, Satory in die Insel Nou umgewandelt. Mit 25 Jahren starb er im Bagno wegen zwei Artikeln, während die Schakale der Versailler Presse, die durch jede Zeile Ströme Blutes verlangt und erhalten haben, unser Paris besetzt halten. Er bewahrte seinen Mut bis zum letzten Augenblick. „Es ist keine schwere Sache um das Sterben“, sagte er zu den Freunden, die sein Sterbelager umstanden, „aber ich hätte den Pfahl von Satory diesem Pestpfuhl vorgezogen. Freunde, denkt an mich; was wird aus meiner Mutter werden?“ Hört, wie ein Galeerensträfling die Totenglocke läutet.

Insel Nou, (Four à Chaux) den 19. April 1875.

Ich kann nicht verhehlen, dass um mich her viele Freunde starben, und dass ich in diesem Monat fünf erliegen sah.“

15. Mai 1875.

Vater Audant, ein aus Cayenne Zurückgekommener, ist jetzt auf immer von der Kette befreit. Er war leidend, er war alt (59 Jahre) und unsere Arbeit hatte ihn aufgerieben. Eines Tags befiel ihn eine schwere Bronchitis und warf ihn nieder, er musste trotzdem seine Arbeit wieder aufnehmen. Zwei Tage später kam er um Zulassung zur Untersuchung ein; er erhielt dafür Gefängnis. Fünf Tage darauf starb er im Spital und einige Tage später folgte ihm ein Anderer, Namens Gobert ins Grab.“

Canalea, den 25. Dezember 1875.

... Dazu kommt der Tod von guten alten Freunden, nach Maroteau: Morten, Mars, Lecolle, die wir vor einem Monat begraben haben.“

Sie sterben, aber Keiner sinkt in diesem Schlamm unter. „Die politischen Sträflinge sind Männer, es ist ihnen gelungen, sich im Schmutz unbesudelt zu erhalten.“ Generalinspektor Reboul hat sich dieses Zugeständnis entschlüpfen lassen. Was ist der viel gerühmte Heroismus der christlichen Märtyrer, der nur eine Stunde lang auszudauern brauchte, im Vergleich zu diesen Männern, die Tag für Tag unter den unermüdlichen Krallen der Henker ihr politisches Glaubensbekenntnis und ihre Würde aufrecht erhalten?

Und kennen wir überhaupt nur das ganze Elend? Nur der Zufall hat einen Zipfel des Schleiers gelüftet. Am 19. März 1874 gelang es Rochefort, Jourde, Paschal Grousset und drei anderen Deportierten, an Bord eines australischen Fahrzeugs zu entkommen.J

Sie landeten glücklich in Australien und ihr Bericht hat diese Höhle ein wenig aufgehellt. Man erfuhr nun, dass Kommunarden auf der Galeere besondere Foltern erlitten hatten, dass die Strafe der Daumenschrauben, welche die Hände verstümmeln, noch im Bagno üblich ist, dass vier Deportierte wegen eines bloßen Streites, der von einem gewöhnlichen Tribunal mit ein paar Wochen Gefängnis bestraft worden wäre, auf der Fichteninsel erschossen worden sind, dass die Härte und Rohheit der Wächter darauf berechnet schien, eine Empörung herbeizuführen, welche Gelegenheit gab, die zur Deportation Verurteilten auf das Bagno zu schicken. Die Deportierten hatten diese Enthüllungen teuer zu bezahlen. Die Versailler Regierung schickte augenblicklich den Konteradmiral Ribourt ab, und die Folterbank wurde noch unbarmherziger angewendet. Die, welche die Ermächtigung erhalten hatten, auf dem Festland zu wohnen, wurden auf die Halbinsel Ducos und die Fichteninsel zurückgeholt; der Fischfang wurde untersagt, jeder versiegelte Brief konfisziert, das Recht, im Wald Holz zum Kochen zu holen, wurde aufgehoben. Die Aufseher verdoppelten ihre Rohheit, schossen auf die Verurteilten, welche die Grenze überschritten oder sich nach der festgesetzten Stunde aus ihrer Hütte herauswagten. Geschäftsleute aus Numea, welche beschuldigt waren, die Flucht erleichtert zu haben, wurden von der Insel vertrieben.

Ribourt hatte die Absetzung des Gouverneurs La Richerie überbracht, eines ehemaligen Gouverneurs von Cayenne, der sich durch seine Erpressungen in Kaledonien bereichert hatte. Wie man sich denken kann, war nicht dies, sondern die Flucht vom 19. März der Grund seiner Absetzung. Das provisorische Gouvernement wurde dem Oberst Alleyron, der sich während der Maimetzeleien berühmt gemacht, übertragen. Alleyron dekretierte, dass jeder Deportierte die Hälfte seines Tagwerks dem Staat zu leisten habe, bei Strafe, nur noch die allerunentbehrlichsten Lebensmittel, 700 Gramm Brot, 1 Zentiliter Öl und 60 Gramm trockenes Gemüse zu bekommen. Da die Deportierten Protest erhoben, brachte er sein Dekret auf siebenundfünfzig Personen, darunter vier Frauen, in Anwendung.

Die Frauen werden nämlich mit gleicher Strenge behandelt, da sie mutig ihren Teil an dem gemeinsamen Los gefordert haben. Louise Michel und Lemel, die man von ihren Gefährten trennen wollte, erklärten, sie würden sich töten, wenn man das Gesetz verletze. Durch die Wächter beleidigt, zuweilen in den Tagesbefehlen des Kommandanten der Halbinsel beschimpft, kaum mit Kleidungsstücken versehen, waren die Frauen mehr als einmal benötigt, Männerkleider anzulegen.

Die Ankunft des neuen Gouverneurs, de Pritzbuer, im Jahre 1875 setzte der kurzen aber glänzenden Laufbahn Alleyrons ein Ziel. Pritzbuer, ein protestantischer Renegat, der vollendeter Jesuit geworden und durch jesuitische Einflüsse im Ministerium nach Kaledonien gekommen war, fand Mittel und Wege, mit zuckersüßer Miene das Elend der Deportierten zu vergrößern. In dieser Aufgabe gab ihm der Oberst Charrière, der Generaldirektor der kaledonischen Pönitenziaranstalt, Anleitung, welcher erklärte, die Verbrecher des Bagno seien weit ehrenhafter, als die Verurteilten der Kommune. Pritzbuer erneuerte die Verfügung seines Vorgängers mit dem Zusatz, dass wer in einem Jahr sich nicht die genügenden Hilfsquellen zu verschaffen gewusst habe, nicht mehr die vollständige Ration erhalten, und dass die Administration sich nach Verlauf einer gewissen Zeit aller Verpflichtungen gegen die Deportierten entledigen würde. Ein Agent wurde als Vermittler zwischen ihnen und den Handelsleuten von Numea aufgestellt. Aber alle Beschlüsse der Welt können dem Handel, der Industrie, nicht aufhelfen in einem Land, wo es an den Grundbedingungen selber mangelt. Man hat es hundertmal nachgewiesen, dass Neu-Kaledonien für diese Tausende von Händen keine Verwendung hat, die man nur in einer fruchtbaren und blühenden Kolonie verwerten könnte.

Die wenigen Deportierten, die man beschäftigen konnte, haben ihre Intelligenz bewiesen und mehrere Medaillen oder ehrenvolle Erwähnungen bei der letzten Ausstellung von Numea davongetragen. Die minder Begünstigten sind zu Hunderten unter dem Beschluss von 1875 erlegen. In Wirklichkeit ist jetzt die ungeheure Mehrzahl der zur Deportation Verurteilten dem Regime der Zwangsarbeit unterworfen. Die seit Rocheforts Entweichung in Kraft getretenen Statuten sind nie gemildert worden. Die Frauen und Mütter der Deportierten dürfen nur in langen Zwischenräumen und in Gegenwart der Aufseher mit ihnen verkehren und mehr als eine von ihnen ist aus der Kolonie ausgewiesen worden.

Trotz so vieler Bemühungen, sie zu erniedrigen, hat sich die Ehre der Deportierten aufrecht erhalten. Ja noch mehr, sie steht als leuchtendes Beispiel da. Wiewohl die Kriegsgerichte den Verurteilten der Kommune ein schlechtes, dieser Revolution gänzlich fremdes Element beigemengt haben, sind gemeine Verbrechen sehr selten. Die Berührung mit den politischen Sträflingen, mit der Elite der Arbeiter, hat sogar in Vielen, die eine ärgerliche Vergangenheit haben, das Gewissen wieder geweckt. Die meisten Verurteilten werden nur wegen Übertretung der Statuten und wegen Fluchtversuchs bestraft.

Diese Versuche sind beinahe immer schon im Voraus gerichtet. Wie soll man ohne Geld und ohne Verbindungen entfliehen? Man zählt kaum fünfzehn gelungene Fluchtversuche. Mitte März 1875 entflohen zwanzig Deportierte von der Fichteninsel, worunter das Mitglied des Rats der Kommune, Rastoul, auf einer Barke, die sie heimlich gebaut hatten. Man hat nie erfahren, was aus ihnen geworden ist, aber einige Tage nach ihrer Flucht wurden Trümmer der Barke an den Klippen gefunden. Im November 1876 gelang es Trinquet und einigen seiner Bagnogefährten, auf einer Dampfschaluppe zu entkommen. Sie wurden verfolgt und eingeholt. Zwei stürzten sich ins Wasser, um den Siegern zu entrinnen. Einer von ihnen kam um, der Andere, Trinquet, wurde herausgefischt und dem Leben und dem Bagno zurückgegeben.

Angesichts dieser Abgründe von Elend, haben die Verbannten von ihren Schmerzen zu schweigen. Aber sie dürfen mit einem kurzen Worte sagen, dass sie die Ehre der Sache nicht befleckt haben.

Tausenden von Arbeitern, die mit ihren Familien mittellos in Länder mit unbekannter Sprache hinausgestoßen worden, Angestellten und Lehrern, die noch ärmer sind, ist es durch Willenskraft gelungen, sich wieder Arbeit zu verschaffen. Die Arbeiter der Kommune von Paris haben sich einen ehrenvollen Platz in den Werkstätten des Auslands errungen. Sie haben sogar, namentlich in Belgien, Industriezweige, die bis dahin brach lagen, in Blüte gebracht und gewissen Fabrikationszweigen durch die nur ihnen bekannten Geheimnisse den Pariser Geschmack verliehen. Die Ächtung der Kommunalisten hat, wie einst die der Protestanten, einen Teil des Nationalreichtums über die Grenzen hinausgetragen. Die Geächteten von den sogenannten freien Gewerben, die häufig schlimmer daran sind als die Arbeiter, haben nicht weniger Mut bewiesen. Einige nehmen Vertrauensposten ein. Mancher, der als Brandstifter zum Tod oder wegen Plünderung zur Zwangsarbeit verurteilt ist, lehrt in großen Pensionaten oder examiniert Kandidaten in den öffentlichen Schulen. Trotz der Schwierigkeit des Anfangs, trotz Krankheiten und Arbeitslosigkeit ist kein Geächteter schwach geworden, man weiß von keiner Verurteilung vor den Zuchtpolizeigerichten. Keine Frau hat gefehlt, und doch sind sie es, die den größten Teil des allgemeinen Elends getragen. Unter diesen Tausenden von Beamten hat man im Ganzen nur drei bis vier Mouchards entdeckt und es fand sich nur ein Landeck, um eine Denunziationszeitung zu gründen, die den Figaro an Gemeinheit übertrifft. Es wurde schnelle Justiz geübt, denn keine Flüchtlingsschaft zeigte sich je so besorgt um ihre Würde. Ein Exmitglied des Rats der Kommune musste sich vor den Flüchtlingen verteidigen, von den Deputierten der äußersten Linken Unterstützungen angenommen zu haben. Nie waren die Gedächtnisversammlungen des 18. März stärker besucht als im Jahr 1876 während der Debatten über die Amnestie, denn Jeder hätte sich geschämt, in diesem Augenblick seine Fahne zu verleugnen. Freilich hat die Flüchtlingsschaft von 1871 wie alle anderen ihre Spaltungen und Zerwürfnisse, aber man findet sich wieder bei der roten Fahne, die den Sarg eines Kameraden geleitet; freilich gab es unüberlegte Manifeste, aber diese kompromittieren nur ihre Urheber. Auch haben diese Verbannten ihre Brüder in Neu-Kaledonien nicht vergessen; sie haben eine permanente Subskription für sie eröffnet, die in London ihren Mittelpunkt hat. Allerdings eine kärgliche Unterstützung, aber das Scherflein des Verbannten sagt dem unglücklichen Sträfling der Kommune:

Mut, Bruder, deine Kameraden lieben dich und werden dich nicht vergessen.“ Es ist der Verwundete, der dem Sterbenden die Hand reicht.

Fünfundzwanzigtausend Männer, Weiber und Kinder während oder nach der Schlacht getötet, dreitausend zum Mindesten in den Gefängnissen, den Pontons, den Forts oder an Krankheiten, die sie sich während ihrer Gefangenschaft zugezogen, gestorben, dreizehntausendsiebenhundert verurteilt, die Meisten zu lebenslänglichen Strafen, siebzigtausend Frauen, Kinder, Greise ihrer natürlichen Stützen beraubt oder aus Frankreich hinausgestoßen; hundertelftausend Opfer zum Allermindesten, das ist die Bilanz der Bourgeoisrache allein für die Revolution vom 18. März.

Welch revolutionäre Gewalt liegt in dieser Lehre, die die Arbeiter empfangen haben! Die Klasse der Drohnen hält sich nicht damit auf, Geiseln auszuwählen, sie füsiliert massenhaft. Ihre Wut ist nicht vorübergehend, sie dauert Jahre hindurch und setzt ihre Arbeit administrativ, methodisch bis zur völligen Ausrottung der Rebellen fort.

Vier Jahre hindurch hatte die Krautjunkerversammlung den Kriegsgerichten freie Hand gelassen. Über die Amnestie ging man ein- oder zweimal zur Tagesordnung über. Als sich die Versammlung im Januar 1876 auflöste, hatte sie einige Deportierte von der Halbinsel Ducos auf die Fichteninsel versetzt, einige Gefängniszeiten abgekürzt und 600 völlige Straferlasse bewilligt, die sich auf die leichtesten Strafen bezogenK; der kaledonische Schlund blieb unberührt.

Aber bei den Generalwahlen hat das Volk seine Verteidiger nicht vergessen. In allen bedeutenden Zentralpunkten stand die Amnestie in dem demokratischen Programm, alle öffentlichen Versammlungen legten den Kandidaten diese Frage vor. Die Radikalen verpflichteten sich gerührt, eine Generalamnestie zu verlangen, selbst die Liberalen versprachen, „die Spuren unserer Bürgerzwietracht zu verwischen“, wie die Bourgeoisie sich ausdrückt, wenn es ihr beliebt, das Pflaster abzuwaschen, das sie mit Blut gerötet hat.

Die Februarwahlen 1876 fielen in großer Mehrzahl republikanisch aus. Die berühmten „gambettistischen Mistbeete“, durch die Frankreich wieder aufblühen sollte, waren an die Oberfläche gedrungen. Ein Schwarm von Advokaten, Gutsbesitzern, Liberalen, hatte die Provinz mit den Worten Freiheit, Reformen, Abwiegelung erobert. Buffet, der Minister der Reaktion, wurde sogar in den Krautjunkernestern geschlagen. Alle radikalen Blätter stimmten darin überein, die demokratische Republik für definitiv begründet zu erklären. Die Hoffnungen auf Amnestie wurden zur Gewissheit. Kein Zweifel, dass die neue Versammlung dem Volk dieses freudige Antrittsgeschenk machen würde. Ein Deportiertentransport sollte eben nach Neu-Kaledonien unter Segel gehen. Victor Hugo, der in den Senat gewählt worden, forderte den Präsidenten MacMahon auf, die Abfahrt bis zu der jedenfalls günstigen Entscheidung der beiden Kammern zu verschieben. Eine in Eile organisierte Petition brachte in wenigen Tagen mehr als hunderttausend Unterschriften zusammen. Die Amnestiefrage überwog dermaßen alle anderen, dass MacMahons neuester Minister Dufaure die Versammlung bat, dieselbe augenblicklich zu erledigen.

Fünf Anträge wurden gestellt. Ein einziger verlangte volle und ganze Amnestie, die anderen nahmen die von den Kriegsgerichten als „gemeine“ bezeichneten Verbrechen aus, worunter auch Zeitungsartikel gerechnet waren. Die Versammlung ernannte Kommissare, um diese Anträge zu untersuchen. Unter den gewählten Kandidaten waren sieben von zehn jeder Amnestie feindlich gesinnt.

Die neuen Gestaltungen offenbarten sich. Es war immer noch jene ideenlose, hochmütige, stellenjagende, mittlere Bourgeoisie des Kaisertums, welche die Macht nur für sich will, eine Clique von Ränkemachern und Rechtsverdrehern. Sie kannte bei ihrem Antritt die Kommune nur durch die parlamentarische Untersuchung und die schmutzigen Schimpfereien der reaktionären Schriftsteller, und sie war zu beschränkt, um den Ursprung und die Folgen dieser Bewegung zu erraten. Die Arbeiter, die im Juni 1848 durch eine republikanische Versammlung mit Kartätschen traktiert worden waren, sollten im Jahr 76 eine republikanische Versammlung sehen, welche die Rache der Krautjunker zu ihrer eigenen machte.

Die volle und ganze Amnestie wurde durch dieselben Radikalen unterstützt, die zum größten Teil die Kommune bekämpft hatten oder Thiers’ Spießgesellen gewesen waren. Sie waren jetzt die demokratischen Donnerkeile eines Paris ohne sozialistische Zeitungen, ohne volkstümliche Rednerbühnen, ohne Geschichte der Kommune, belauert von den Kriegsgerichten, die immer nach Opfern suchten. Unausrottbares Marodeurgesindel, das abends auf das Schlachtfeld herabsteigt, und die Ehre beansprucht, die Sache zu repräsentieren, wenn die Tapferen tot und keine Schläge mehr zu empfangen sind! In dieser Stadt, die er selber schröpfen half, durfte sich Louis Blanc seinen Deputiertensitz wählen; und der Depurtierte von Montmartre war derselbe, der sich am 18. März an den General Lecomte angeschlossen hatte, Clemenceau.

Derselbe gab eine matte, verstümmelte Darstellung des 18. März, die der Unwissenheit und Furchtsamkeit seiner Zuhörer angemessen war und hütete sich wohl, die wirklichen Ursachen zu berühren, von denen er übrigens auch kein Wort wusste. Andere Depurtierte der äußersten Linken plädierten für die Besiegten, indem sie dieselben beschimpften. „Man täuscht sich vollständig über den Charakter dieser Revolution“, sagte Einer von ihnen, sehr von oben herab; „man sieht eine soziale Revolution darin, während sie in Wahrheit nur ein Nervenzucken, ein Fieberanfall war.“ Floquet, Deputierter des Arrondissements, welches Delescluze gewählt hatte, nannte die Bewegung „verabscheuungswürdig“. Der Staatsmann Marcou erklärte, die Kommune sei ein „Anachronismus“. Keiner sprach von den entsetzlichen Metzeleien, Keiner verlangte Rechenschaft über das vergossene Blut, über die Gefängnisse, die Pontons, Keiner wagte dem Land die Wahrheit hinzuwerfen und man sah bald, dass sie nur ihren Wählern gegenüber ihr Wort auslösen wollten.

Diesen schmachvollen Verteidigern, welche geduldig ihren Rücken hinhielten, antworteten die Minister, die reaktionären Bänke frech genug: „Nein, meine Herren“, sagte der Haifisch Dufaure, „das war keine kommunale Bewegung, sie war in ihren Ideen, ihren Gedanken, selbst in ihren Akten die radikalste Revolution, die je in der Welt unternommen worden ist.“ Und der Berichterstatter der Kommission: „Es gab in unserer zeitgenössischen Geschichte Stunden, wo die Amnestie als eine Notwendigkeit erscheinen konnte, aber die Insurrektion vom 18. März kann von keinem Standpunkt aus mit unseren Bürgerkriegen verglichen werden. Ich sehe eine furchtbare, eine verbrecherische Insurrektion darin, eine Insurrektion gegen die ganze Gesellschaft. Nein, nichts verpflichtet uns, den Verurteilten der Kommune ihre bürgerlichen Rechte wieder zu geben.“ Dufaure sang das Lob der Kriegsgerichte, er behauptete, es seien alle Regeln befolgt worden, die Offiziere hätten es den besten Richtern von Beruf gleich getan. Die ganze Kammer applaudierte und keiner von der äußersten Linken wagte es, diesen schamlosen Minister der Bourgeoisjustiz aufzufordern, ein einziges regelrechtes Aktenbündel vorzuweisen. Der Marineminister Admiral Fourichon leugnete, dass die Sträflinge der Kommune mit den anderen vermengt würden und behauptete, sie lebten inmitten von Blumen. Als ein Radikaler schüchtern einwarf: Man hat die Folter wieder hergestellt! erhielt er die kostbare Antwort: „Sie sind's, der uns darauf spannt.“

Am 18. Mai verwarfen 392 gegen 50 Stimmen die volle und ganze Amnestie. Gambetta enthielt sich der Abstimmung. Die Kommission widersetzte sich gleicherweise den Amnestieanträgen, welche die von den Kriegsgerichten als gemeine Verbrecher Bezeichneten ausschloss und sagte, man müsse sich an die Begnadigung halten, sich an die Milde der Regierung wenden. Die Radikalen diskutierten ein wenig der Form wegen, erklärten aber schließlich durch die Fistel von Floquet: „In einer Frage der Milde und des Edelmuts werden wir nie den Absichten der Regierung misstrauen“ und die Anträge wurden beseitigt. Den zweitfolgenden Tag verlangte Victor Hugo im Senat die Amnestie, indem er unglücklicherweise die Verteidiger der Kommune mit den Verbrechern vom 2. Dezember zusammenbrachte. Sein Antrag wurde nicht einmal erörtert.

Zwei Monate später schrieb MacMahon, um die heuchlerische Komödie zu vervollständigen, an den Kriegsminister Cissey: „Von heute an darf keine Verfolgung mehr stattfinden, wenn sie nicht durch das einmütige Gefühl der anständigen Leute verlangt wird.“ Die anständigen Militärs verstanden ihn. Die Verurteilungen dauerten fort. Einige in contumaciam verurteilte Flüchtlinge, die sich auf die in den ersten Tagen erregten Hoffnungen hin nach Frankreich gewagt, waren ergriffen worden; ihre Strafen wurden bestätigt. Die Organisatoren der Arbeitergruppen wurden aufgespürt und unerbittlich bestraft, wenn sie in irgend welchen Zusammenhang mit der Kommune gebracht werden konnten.L Im November 1876 sprachen die Kriegsgerichte Todesurteile aus.

Die barbarische Hartnäckigkeit erregte die öffentliche Meinung in einem solchen Grad, dass die Radikalen sich noch einmal rühren und die Einstellung oder wenigstens die Beschränkung der Verfolgungen verlangen mussten. Am Schluss des Jahres 1876 stellte die Kammer ein illusorisches Gesetz auf, das unter Umständen Einstellung der Verfolgungen bedeuten konnte. Der Senat lehnte dasselbe ab; darauf hatten unsere Liberalen gerechnet.

Im Januar 1877 hielten sie das Ministerium in der Hand. Der frühere Radikale Jules Simon, Anhänger der Freiheit „bis zum Äußersten“, Exmitglied der Heulregierung, war Präsident des Ministerrats und Martel der ehemalige Präsident der Begnadigungskommission, trat im Justizministerium an Dufaures Stelle. — Die Verfolgungen dauerten fort und die Urteile fielen noch ebenso streng aus. Im Gefängnis de la Santé lag ein Föderierter Namens Marin, der von den Kriegsgerichten dreimal zum Tode verurteilt worden war. Erst im Juli 1877 wurde sein Schicksal entschieden. Sechs Jahre nach dem Kampf wurde er lebenslänglich ins Bagno geschickt.

Die Milde MacMahons ging denselben Gang. Am Tag nach der Zurückweisung der Amnestievorschläge hatte Dufaure eine beratende Begnadigungskommission eingesetzt, bestehend aus Liberalen, die er selbst sorgfältig ausgewählt, Degouves-Denuncques, Dubail, E. Ferry, ehemalige Maires und Adjunkten vom 18. März, Lenoël etc. etc. Die Strafanstalten Frankreichs enthielten in diesem Augenblick 1600 Verurteilte der Kommune und die Zahl der Deportierten betrug ungefähr 4400.

Die zweite Begnadigungskommission war die würdige Schwester der ersten. Auf die von Dufaure oder Martel vorgelegten Vorschläge begnadigte MacMahon Verurteilte, die nur noch wenige Wochen zu verbüßen hatten, veränderte einige Strafen, und ließ sogar zwei bis drei Verurteilte frei, welche gestorben waren. Bis zum Mai 1877 waren aus Neu-Kaledonien nur zwei- bis dreihundert Verurteilte zurückgekommen, welche die wirksamste Unterstützung gefunden hatten und auch ihnen war zum größten Teil die Strafe nur umgeändert worden. Nach dem Staatsstreich vom 16. Mai, als die liberale Bourgeoisie, gegen MacMahon aufsässig, die Popularität suchte, dankten die Mitglieder der zweiten Begnadigungskommission geräuschvoll ab und erklärten schamlos, der Marschall habe ihre guten Absichten immer lahm gelegt.

Am heutigen Tage, sechs und ein halbes Jahr nach den Metzeleien, werden noch fünfzehntausend Männer, Frauen und Kinder in Neu-Kaledonien oder im Exil festgehalten.

Die Flüchtlinge, die Familien der Deportierten haben es vielleicht, durch die Not getrieben, so weit gebracht, sich neue Hilfsmittel zu verschaffen; aber die Mehrzahl der Deportierten schmachtet noch im selben Elend wie in den ersten Tagen. An mehreren Orten sind Subskriptionen zu Gunsten der Opfer von Versailles eröffnet worden, und es findet keine Bürgerversammlung, kein Bankett statt, das nicht beim Schluss sein Andenken schickt; aber es sind die Herren Louis Blanc und Greppo, die Verräter der Kommune, welche diese Gaben in Empfang nehmen und verteilen. Ja, die Mitschuldigen Thiers’, durch sich selbst als Komitee eingesetzt, spenden jetzt, wohlverstanden mit dem Gelde Anderer, den Unglücklichen, die sie niederwerfen halfen, Almosen. Damit nicht genug. Sie verteilen die Unterstützungen nach Laune und Willkür und in einer Weise, um sich unter den Unglücklichen einen Anhang zu verschaffen. Was gehen sie die Geächteten bei den Antipoden an? Diese haben ja bei den Wahlen Nichts zu tun. Und mit dem Vorgeben, dass die Spender nur die Familien der Opfer unterstützen wollen, schließen diese Jesuiten die Opfer selbst von aller Unterstützung aus, das heißt gerade die Allerbedürftigsten, die Deportierten, die, von Allem entblößt, ohne Arbeit, ohne Trost, von der Zukunft Nichts zu erwarten haben.M

An den jetzt gewarnten Demokraten ist es, ihre Pflicht zu tun. Mögen sie das Versailler Komitee verlassen, ein eigenes, ein loyales Komitee bilden. Mögen alle Arbeitergruppen sich eine regelmäßige Beisteuer auferlegen und, wie die Irländer nach dem Fenieraufstand, nicht eher ruhen, als bis alle Wunden verbunden sind.N Euch Frauen, deren Hingebung den Mut stützt und verdoppelt, euch schwebe der Gedanke an die Deportierten unablässig vor. Alle Arbeiter der Welt mögen es als Ehrensache ansehen, durch ihre Gaben die herrliche Solidarität zu bekräftigen, für die ihre Brüder in Paris gekämpft haben und seit sechs und einem halben Jahr alle physischen Leiden und alle Verzweiflung dulden.

Habe ich die Sieger verleumdet? Habe ich die Fehler der Besiegten verheimlicht? Habe ich auf der einen oder der anderen Seite übertrieben? Mögen die Gegner Beweise statt Deklamationen entgegenstellen.

Die Tatsachen sprechen; die Geschichte braucht nur ihren Schluss daraus zu ziehen.

Wer anders hat energisch gegen das Kaisertum, gegen den Krieg, gegen die Kapitulation angekämpft als die Arbeiter?

Wer anders hat die revolutionäre Situation vom 18. März geschaffen als die Fehler, der Egoismus und die Verbrechen der regierenden Klassen? Wer anders hat die Explosion erzwungen als Thiers?

Was ist der 18. März anders als die instinktive Entgegnung eines misshandelten Volkes? Wo ist die Spur von einem Komplott, von Sekten und Führern? Gab es eine andere Losung als: „Es lebe die Republik!“ einen anderen Zweck, als die Monarchie zu verhindern?

Ist es zu leugnen, dass in den darauf folgenden Tagen die Proklamierung der Republik, die Annahme eines guten Munizipalgesetzes Alles beigelegt hätte, und dass Versailles Alles verweigert hat?

Ist es zu leugnen, dass Paris durch eine der zahlreichsten, der freiesten Abstimmungen, die es je gesehen, seine Kommune ernannt hat?

Ist es zu leugnen, dass Versailles ohne jede Provokation, ohne die geringste Herausforderung, Paris angegriffen, und dass die Ordnungsarmee vom ersten Zusammenstoß an Gefangene füsiliert hat?

Ist es zu leugnen, dass die einzigen Vermittlungsversuche aus Paris und der Provinz gekommen sind, und dass Versailles sie immer zurückgewiesen und die Vermittler als Verbrecher behandelt hat?

Ist es zu leugnen, dass in zwei Monaten des Kampfs und der absoluten Herrschaft die Föderierten das Leben aller ihrer Gefangenen, aller ihrer politischen Feinde geachtet haben?

Ist es zu leugnen, dass Versailles zum Mindesten siebzehntausend Personen erschossen hat, um ein paar Mauern und den Tod von dreiundsechzig Geiseln zu rächen?

Ist es zu leugnen, dass Versailles die Weiber und Kinder füsiliert, eingekerkert, gefoltert hat?

Ist es zu leugnen, dass Tausende zum Tod, zum Bagno, zur Deportation, zum Exil verurteilt wurden ohne ernstliche Untersuchung, ohne Beweise, durch die Soldaten, die sie besiegt hatten, durch Beschlüsse, deren Ungerechtigkeit die reaktionärsten Regierungen anerkannt haben?

Mögen Männer von Billigkeit antworten, mögen sie sagen, auf welcher Seite die Verbrechen, die Gräuel sind, bei den Erwürgten oder Würgern, bei den angeblichen föderierten Räubern oder bei den angeblichen zivilisierten Versaillern, mögen sie sagen, wie es mit der Moralität, mit der politischen Intelligenz einer regierenden Klasse steht, die eine Bewegung wie den 18. März erst unvermeidlich machen und dann so unterdrücken konnte.

Und wenn ich jetzt auf diese sechseinhalb Jahre zurückblicke, wenn ich die Ereignisse betrachte, die auf die Niederlage der Kommune gefolgt sind, bin ich denn nicht berechtigt zu sagen:

Ja, sie hatten Recht, dass sie ihre Kanonen, ihre Gewehre behalten wollten, diese Pariser, die sich an den zweiten Dezember erinnerten, denn seit ihrer Niederlage ist das entwaffnete Frankreich den Staatsstreichen preisgegeben; ja sie hatten Recht mit ihrer Behauptung, dass man eine Restauration vorbereitete, denn seit ihrer Niederlage steht die Monarchie auf der Tagesordnung; ja sie hatten Recht auf Tod und Leben gegen die Pfaffenherrschaft zu kämpfen, denn seit der Niederlage des Volkes von Paris halten die Pfaffen Frankreich fester in Händen als vor 89; ja sie hatten Recht, in der konservativen Republik, deren Schneide ihnen ihr Präsident Thiers entgegenstreckte, eine versteckte Unterdrückung zu sehen, die so schwer ist wie die des Kaisertums, denn seit ihrer Niederlage ist nichts für den Arbeiter geschehen und sieben Jahre nach dem Blutbad macht die Bourgeoisrepublik noch auf den unbedeutendsten Föderierten Jagd. Wahrhaftig, es macht einen famosen Eindruck, wenn man die radikalen Fettwänste den 18. März eine verbrecherische Insurrektion nennen und fragen hört, was sie zurückgelassen habe? Dann war auch die Insurrektion vom 14. Juli 1789 ein Verbrechen, denn sie hatte gleichfalls ihre Hinrichtungen (Launay, Flesselles), sie war sogar ein noch größeres, denn damals griff das Volk an, statt angegriffen zu werden. Und doch machen die Radikalen einen ihrer größten Ruhmestage daraus. Nur ein wenig Logik, gierige, undankbare Bourgeoisie; die Insurrektion vom 18. März 1871 ist wie die vom 14. Juli 1789 ein Ruf zur Ordnung an die Despoten.

Was sie zurückgelassen hat?

Ein Banner, die freie Kommune; eine festgegründete Partei, die Arbeiterpartei.

Von jetzt an ist Frankreich verpflichtet, die Frage zu studieren und anzuerkennen, dass es keine dauerhafte Republik mit sozialem Fortschritt gibt, als durch die reorganisierte Kommune.

Von jetzt an bilden die Arbeiter nicht mehr das Anhängsel der radikalen Partei. Der 18. März hat ihnen das Bewusstsein ihrer Kraft gegeben, der 18. März hat sie emanzipiert. Zum ersten Mal in unserer Geschichte haben sie die Leitung ihrer Angelegenheiten in die Hand nehmen können. Sie werden also klar und bestimmt auftreten, so wie sie wieder an das Tageslicht dürfen.

Der kommunalistische Gedanke ist somit die Idee, die Mitregierung des Arbeiters ist das Faktum, worin der 18. März gipfelt. Deshalb ist diese Bewegung eine Revolution, deshalb hat sie das Wasser und die Erde geschieden, deshalb denken die Sklavenhalter nur mit Wut daran, deshalb begrüßen sie alle Arbeiter der Erde als ein Datum der Befreiung.

Freilich hat die revolutionäre Partei in Frankreich, bei ihrem Erwachen angegriffen, unorganisiert, durch verschiedene Elemente gehemmt, zu einem militärischen Kampf gezwungen, weder ihre Ideen noch ihre Legionen zu entfalten vermocht, und die Revolutionäre sind nicht so töricht, in dieser Episode, wie gigantisch sie auch sei, die ganze Revolution zu sehen. Dieser Kampf ist nur ein Vorspiel, ein „Vorpostengefecht“ wie Bebel sagte. Aber die revolutionäre Partei in Frankreich hat ein unvergessliches Beispiel der Initiative, der Kühnheit und des Mutes hinterlassen. Wenn sie nicht gesiegt hat, so hat sie doch wenigstens den Weg gezeigt. Mehr noch; sie tritt die chauvinistischen Traditionen, die sich in den Sozialismus eingeschlichen hatten, mit Füßen, sie setzt nicht einen törichten Stolz darein, ihre Fehler zu leugnen. Sie enthüllt sie vielmehr, damit sie der Zukunft zur Lehre dienen, damit der Sohn nicht den Weg des Vaters aufs Neue zu machen habe.

Deshalb glaubt der Verfasser dieser Geschichte, indem er ohne Rückhalt, ohne Schonung selbst für die Gesinnungsgenossen die volle Wahrheit sagte, sich als den treuesten und den achtungsvollsten Dolmetscher des Willens dieser Revolution zu zeigen, deren Verteidiger auf den Vorposten sagten: „Wir stehen hier für die Menschheit!“

A „Wir erinnern uns Alle an einen Kameraden, Namens Corcelles, der schwer an der Lungenschwindsucht litt. Als er sich vor die Kommission schleppte, war er kaum im Stand, sich auf den Beinen zu halten. Auf die Frage des Präsidenten antwortete er nur durch ein trauriges Lächeln. Da eines der jüngsten Mitglieder der Kommission beim Anblick dieses wandelnden Leichnams, von Mitleid ergriffen, dem alten Chirurgen etwas ins Ohr flüsterte, vermutlich um einen Aufschub zu verlangen, antwortete dieser laut genug, dass ihn der Kranke selbst und mehrere andere Gefangene hören konnten: „Pah, die Haifische müssen auch etwas zu fressen haben!“ Die Haifische bekamen auch wirklich zu fressen, denn 3 Wochen später, als wir auf hohem Meer fuhren, war unser Freund Corcelles eine Leiche, und wir senkten seine Hülle in die große Gruft. Wir wollen diesen Freund der Haifische beim Namen nennen: er heißt Dr. Chanal. Auf die Tausende von Verurteilten, die so vor ihm defilierten, zählt man keine zehn Ausnahmefälle. Über die Gründe, die ihn zu einer Ausnahme bewegen konnten, gibt der folgende Fall Aufschluss. Als Edmond Adam, Deputierter der Seine, auf die Insel Ré kam, um Henri Rochefort zu besuchen, der daselbst interniert war, erschien eine junge Frau in seinem Hotel, die ihn bat, für die geringe Summe von 1000 Frs. durch den Chefarzt die Abfahrt ihres Freundes aufschieben zu lassen. Sie brauche nur ein Wort zu sagen, erklärte sie, und der Alte sei ganz zu ihren Diensten.“ Bericht zweier Entwichenen.

(Paschal Grousset und Jourde.)

C Bericht der Begnadigungskommission im Januar 1876, vorgelegt von M. Martel und F. Voisin.

D Auf der Fichteninsel erhielten 900 Deportierte miteinander nur 500 Hektar Landes.

Man hat sich über die Hilfsquellen der Fichteninsel getäuscht,“ sagte im Jahr 1876 der Marineminister philosophisch. „Das habe ich schon vor 3 Jahren gesagt“, entgegnete Georges Périn.

E „Admiral Ribourt erklärt in seiner Untersuchung, das Gemeinwesen habe im Lauf des Jahres 1873 110.524 Frs. an die Deportierten der Halbinsel ausgezahlt. Man gebe daher die Behauptung auf, dass die Deportierten nicht arbeiten wollen.“

Georges Périn in seiner Rede für die Amnestie. Sitzung vom 17. Mai 1876.

F Ein Aufseher der 1. Klasse wurde wegen Mordversuchs verurteilt, ein Anderer, der mit dem Kreuz der Ehrenlegion dekoriert war, zu siebenjähriger Zwangsarbeit wegen Mord an einer Frau. Viele wurden täglich wegen Trunkenheit bestraft.

G Details aus dem sehr exakten und keineswegs übertriebenen Bericht, den Paschal Grousset und Jourde nach ihrer Flucht in der Times veröffentlicht haben. Derselbe ist später als Broschüre erschienen.

H Zwei berüchtigte Raubmörder.

I Verurteilt, weil er zu Paris auf den Kaiser von Russland geschossen.

J Zwei von ihnen haben die ganze Flucht beschrieben und interessante Details über Neu-Kaledonien mitgeteilt.

Eine Reise um die Welt, von A. Baillère.

Erinnerungen eines Kommunemitglieds, von Jourde.

K Bericht der Begnadigungskommission, vorgelegt von M. Martel und F. Voisin.

L Am 2. Dezember 1876 wurde Baron, früherer Rechnungsführer beim Arbeiterkongress, vor das dritte Kriegsgericht gestellt, weil er Sekretär der Delegation des Kriegswesens gewesen. „Die Herren vom Rat“, sagte der Präsident, „werden bemerken, dass der Angeklagte noch immer in den Gefühlen beharrt, die ihn im Jahr 1871 beseelten, denn wir haben ihn im Jahr 1876 am Arbeiterkongress teilnehmen sehen.“ Für den Söldner ist ein Arbeiterkongress gleichbedeutend mit einer Insurrektion. Baron wurde zur Deportation an einen befestigten Ort verurteilt.

M In diesen Ausdrücken antwortete das Komitee der Kommission von Neu-Kalededonien, die den Anteil der Deportierten einforderte.

N Gegen 30.000 Francs wurden für die Verteidigung der gefangenen Fenier verwendet. Die in Manchester Gehängten erhielten am Morgen ihrer Hinrichtung die Versicherung, dass es ihren Familien an Nichts fehlen solle. Dieses Versprechen wurde gehalten. Die Frauen und Kinder aller Verurteilten wurden untergebracht, erzogen oder dotiert. In Irland allein übersteigen die Gaben für die Familien 125.000 Frs. Als die teilweise Amnestie kam, eilten alle Irländer zur Unterstützung der Amnestierten herbei. Das einzige Journal The Irishman erhielt in wenigen Wochen durch Subskription von 10 und von 60 Centimes 24.000 Frs. Auf ein einziges Mal schickten die Irländer in Amerika 100.000 Frs. und die Ärmsten der armen Irländer, die Emigranten von Neuseeland, mehr als 6000. Das war nicht die Aufwallung eines Tags Im Jahr 1874 flossen noch einmal 10.500 Frs. in die Kasse der Familien. Die Gesamtsumme überstieg 250.000 Frs. Endlich im Jahr 1876 mieteten einige Fenier ein Schiff und entführten ihre Kameraden, die noch in Australien zurückgehalten waren.

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