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Karl Radek 19210805 Bericht über die Arbeit der Mandatskommission

Karl Radek: Bericht über die Arbeit der Mandatskommission

    Siebzehnte Sitzung des zweiten Weltkongresses der Komintern, 5. August

[Der zweite Kongress der Kommunistischen Internationale. Hamburg 1921, S. 607 f.]

Die Mandatskommission hatte die Frage der amerikanischen Mandate zu entscheiden. Die beiden amerikanischen Parteien, die Kommunistische Partei und die Kommunistische Arbeiterpartei, sind hier vertreten. Inzwischen ist ein Delegierter aus Amerika, der Genosse Flynn, mit der Nachricht eingetroffen, dass sich die beiden Parteien zu einer Partei vereinigt haben. Aber bei dieser Vereinigung hat ein Teil der Kommunisten erklärt, er füge sich nicht und hat sich außerhalb der Vereinigten Kommunistischen Partei gestellt. Die Vertreter der Kommunistischen Partei wollen daher ihre alten Mandate beibehalten. Der Genosse Flynn beantragt aber die Annullierung zweier Mandate, nämlich die der Genossen Fraina und Stoklitzky. Wir haben beschlossen, diese Genossen weiterhin als Delegierte anzuerkennen, und zwar aus folgenden Gründen: Wir haben es in Amerika einstweilen mit einer sich stark ändernden Situation zu tun. Wir haben in dem konkreten Fall nur die Berichte der jetzt Vereinigten Kommunistischen Partei vor uns. Wir sind nicht imstande, hier zu beurteilen, inwieweit es zwingende Gründe waren, die die Minderheit der Kommunistischen Partei genötigt haben, außerhalb der vereinigten Partei zu bleiben. Die Aberkennung der Mandate würde bedeuten, dass wir uns von vornherein mit der United Communist Party als mit der einzigen kommunistischen Partei solidarisch erklären. Vielleicht wird das notwendig sein, wenn wir nähere Berichte erhalten; aber auf Grund ungenügender Nachrichten können wir eine kommunistische Organisation nicht disqualifizieren. Wir haben deshalb beschlossen, die Mandate der beiden Parteien anzuerkennen. Und da Genosse Fraina keinesfalls leugnet, dass nach seiner Kenntnis der Sachlage die Mehrheit der organisierten Kommunisten sich in den Reihen der United Communist Party befindet, haben wir die Mandate geteilt, und zwar so, dass die Vertreter der United Communist Party sechs und die Vertreter der Communist Party vier Stimmen erhielten. Genosse Fraina versuchte übrigens, zu beweisen, dass er und Genosse Stocklitzky keineswegs auf dem Boden der Spaltung ständen, aber dass sie nicht ohne weiteres der United Communist Party beitreten können. Im Namen der Mandatskommission bitte ich den Kongress, diesem Beschluss ohne weiteres zuzustimmen.

Ich habe noch eine Mitteilung zu machen, auf die die ukrainischen Genossen bestehen, nämlich, dass die Mandatskommission das Mandat der Ukrainischen Kommunistischen Partei nicht anerkannt hat. Wie es den Genossen bekannt sein dürfte, besteht die große Kommunistische Partei der Ukraine, und daneben hat sich eine Gruppe gebildet, die zwischen hundert und fünfhundert Mitglieder zählt. Es ist klar, dass es sich um eine ganz kleine Gruppe handelt, die mit der konkreten kommunistischen Arbeit nichts zu tun hat.

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