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Karl Radek 19150900 Die Entwicklung der Internationale

Karl Radek: Die Entwicklung der Internationale

[Lichtstrahlen, August/Sept. 1915. Nach ders., In den Reihen der deutschen Revolution 1909-1919, S. 298-305]

Der Krieg hat die internationalen Beziehungen unterbrochen, aber „der Menschheit Geist" ist nicht ausgelöscht, und nach dem Kriege wird es nötig sein, von neuem einen Bund der Völker zu errichten. So und ähnlich hört man heute oft die offiziellen Vertreter der sozialdemokratischen Parteien sich äußern. Ja, es finden sich Theoretiker, die beweisen, dass nur derjenige, der die Grenzen der Internationalität nicht genügend beachtet hat, der seine Wünsche für Wirklichkeit nahm, von einem Zusammenbruch sprechen kann. Die internationale Solidarität sei eben nur im Frieden möglich, die Internationale sei ein Friedensinstrument. Der Krieg schafft die nationale Solidarität in der Verteidigung des Bodens, auf dem die Arbeiterbewegung jedes Landes aufwächst. Ist er zu Ende, dann kommen die gemeinsamen Interessen der Arbeiterklasse wieder zum Worte und die Internationale wird auferstehen. Nur soll man durch gegenseitige Anklagen dies nicht erschweren. So Kautsky. Und Victor Adler, der Führer der österreichischen Sozialdemokratie, mahnt sogar die Führer der Arbeiterparteien, sich nach dem Kriege nicht an die Worte zu erinnern, die sie im Kriegsdelirium geschrieben haben!

Aber die Wirklichkeit kehrt sich nicht einmal an die Wünsche von Parteileitungen. Die Arbeitermassen sind nicht in der Lage, nach dem Operettenrefrain zu handeln: Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist. Es handelt sich für sie nicht um die „Bestrafung der Schuldigen", zu denen sie doch selbst gehören. Ein Vergessen ist unmöglich, wenn die Massen für die Zukunft vom Kriege lernen wollen. Und es ist undurchführbar, weil die nationale Bourgeoisie bei dem ersten Versuch, die alten Melodien wieder anzustimmen, die Führer an die neuen Lieder erinnern würde, die sie während des Krieges mitgesungen haben. Ein Jahr des Weltkrieges lässt sich aus dem Buch der Geschichte, aus dem Bewusstsein der Volksmassen nicht ausreißen. Nicht gegenseitiges Vergessen, sondern kühle Untersuchung des Zusammenbruchs der zweiten Internationale bildet die Voraussetzung für die Bildung der dritten. Das Proletariat übernahm den Gedanken der internationalen Solidarität von den Ideologen der revolutionären Bourgeoisie Frankreichs, die, von den Heeren der Feudalmächte bedrängt, den Bund der Völker im Kampfe gegen den feudalen Absolutismus proklamierte. Zu der Zeit aber, als das Proletariat diese Losung übernahm, begann die Bourgeoisie schon auf den revolutionären Kampf gegen den Feudalismus zu verzichten, und eine neue soziale Frage drängte sich an die Tagesordnung der Geschichte, bevor noch die Trümmer des Feudalismus aufgeräumt waren: der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit. Diese Frage wurde zur Triebkraft der internationalen Solidarität des Proletariats. Es vergaß natürlich nicht den Kampf gegen den Feudalismus, die Unterstützung der um bürgerliche Freiheiten kämpfenden Nationen. Ja, die ersten internationalen Kundgebungen der englischen und französischen Proletarier entstanden als Proteste gegen die Unterdrückung der Polen durch Russland, der Italiener durch Österreich. Aber je mehr die nationalen Einheitsbestrebungen verwirklicht wurden, desto mehr wurde das Proletariat zum einzigen Hüter des Gefühls der internationalen Einigkeit. Die Internationale Arbeiterassoziation, die im Jahre 1864 zum ersten Male gebildete größere internationale Vereinigung des Proletariats, begann mit einer Protestversammlung gegen die Niederwerfung des Polenaufstandes im Jahre 1863, aber ihren Hauptinhalt bildete die Vereinigung, Vereinheitlichung und Förderung des proletarischen Befreiungsstrebens. Sie entstand, als die Arbeiterbewegung nur in England und Frankreich größeren Umfang hatte, als die deutsche Arbeiterklasse durch Lassalle erst in einem sehr winzigen Teile aufgerüttelt war. In Österreich, Italien, den skandinavischen Ländern, Amerika war der Kapitalismus noch so jung, dass sein Produkt und Gegner, die moderne Arbeiterbewegung, erst im Entstehen begriffen war. Nirgends hatte die Arbeiterbewegung schon so großen Umfang angenommen, sich so sehr an die bestehenden staatlichen Rahmen angepasst, dass sie keine Leitung oder Regelung von außen hätte vertragen können. Ja, in vielen Ländern war die national-staatliche Absonderung noch nicht einmal beendet, weswegen auch die junge Arbeiterbewegung über die Grenzen ihres Landes schaute, dorthin, wo die Geschicke ihres Landes besiegelt werden sollten. Die Verhältnisse ermöglichten nicht nur, sie erforderten eine zentrale internationale Leitung. Die junge Arbeiterbewegung stand da ohne Kenntnis des Weges, den sie zurückzulegen hatte. Marx, Engels und ihr Freundeskreis kannten die Geschichte der englischen und französischen Arbeiterbewegung bis in alle Einzelheiten. Kenner der kapitalistischen Gesellschaft und der sie bewegenden Gesetze, konnten sie aus den bisherigen Erfahrungen der Arbeiterbewegung Lehren schöpfen, die den weiten Weg zu kürzen imstande waren. Sie sahen weiter als die Arbeiterführer der verschiedenen Länder, und so suchten sie die junge internationale Arbeiterbewegung von einem Orte her zu leiten, ihr, entgegen den Unterschieden, die sich aus der verschiedenen Geschichte der einzelnen Länder ergaben, eine einheitliche Richtung zu geben. Das gelang dank der Klugheit von Marx und Engels, die ihre Lehren der Arbeiterschaft nicht aufdrängten, sondern die Massen zu ihnen zu bringen suchten. Aber es konnte nur so lange gelingen, als die Arbeiterbewegung Deutschlands und Frankreichs nicht stark genug war, um gemäß den verschiedenen Bedingungen ihrer Länder den eigenen Weg zu gehen. Als der Französisch-Deutsche Krieg die Epoche der Kämpfe um die nationale Einigung Westeuropas abgeschlossen hatte, als die Staaten abgesondert dastanden mit ihren besonderen Gesetzen, die auf Jahrzehnte hinaus den Boden des Klassenkampfes absteckten, als die dank der Entwicklung des Kapitalismus erstarkende Arbeiterklasse in jedem Lande besonders gegen ihre eigene Bourgeoisie operieren musste, da war eine zentrale Leitung der Internationale unmöglich. Die erste Internationale war tot. Sie entstand nach fünfzehn Jahren wieder, aber in ganz anderer Form, mit ganz anderen Aufgaben. Sie entstand, weil die Arbeiter in allen Ländern, trotz der Grenzen, trotz der besonderen Kampfbedingungen es empfanden, dass ihre Interessen dieselben sind. Ihre Lage war trotz aller Unterschiede gleichartig. Das Vorschreiten der Arbeiterklasse jedes Landes ermutigte ihre ausländischen Kameraden. Bei jeder Forderung, die die Arbeiter eines Landes erhoben, entgegnete ihnen ihre Bourgeoisie mit dem Hinweis auf das Ausland. Sie bezeichnete die Forderung nach Verkürzung der Arbeitszeit, nach Arbeiterschutz als Anschläge gegen die Konkurrenzfähigkeit der eigenen Industrie auf dem Weltmarkte. So brachte die Bourgeoisie dem Proletariat die Notwendigkeit bei, die zweite Internationale zu gründen. Wenn aber z. B. die englischen Verhältnisse einen Kampf um die Arbeitslosenversicherung erlaubten, konnten sie in Deutschland dafür eben am ungünstigsten liegen. Der Kampf um Koalitionsfreiheit in Deutschland konnte zwar die Sympathie des Proletariats aller anderen Länder, aber keine gleichartige und gleichzeitige Bewegung hervorrufen, weil seinerzeit in England diese Frage bereits erledigt war. Da wurde die Internationale zur Internationale der gemeinsamen Demonstration der Aufstellung gemeinsamer Losungen. Am charakteristischsten ist in dieser Beziehung die Geschichte des Maifeiergedankens. Die Arbeiter aller Länder steckten sich das gemeinsame Ziel: den Achtstundentag zu erobern. Sofort entstand die Frage, ob die Demonstration dafür wirklich am 1. Mai stattfinden müsse, ob es nicht besser wäre, je nach den Verhältnissen eines jeden Landes sie eventuell auf den Sonntag nach dem ersten Mai zu verlegen. Und da der Kampf um den Achtstundentag nicht auf einmal ausgefochten werden konnte, da hierzu vielmehr ein mühevoller, Jahrzehnte dauernder Gewerkschaftskampf erforderlich war, so teilte er sich in eine große Anzahl besonderer Kämpfe, und die Maidemonstration wurde zur allgemeinen Demonstration für den Sozialismus, mit besonderer Betonung der jeweilig wichtigsten Fragen. Während die erste Internationale die gemeinsame Einleitung des Klassenkampfes war, ward die zweite Internationale zur Organisation der Verständigung über die gemeinsamen Ziele und der Demonstration für sie.

II.

Während die Arbeiterbewegung in der Epoche der zweiten Internationale sich in engster Weise an die staatlichen Grenzen und die in jedem Staate herrschenden Gesetze anpasste, ging die kapitalistische Entwicklung über die Rahmen der einzelnen Staaten hinaus. Es entstand die Weltwirtschaft, die alle Staaten voneinander abhängig machte. Aber der Kapitalismus bedeutet Konkurrenz, Kampf der kapitalistischen Gruppen untereinander. So suchte die Bourgeoisie eines jeden Staates ein möglichst großes Stück der Welt für sich auszuschneiden, um von den übrigen Staaten unabhängig zu bleiben. Sie wollte alle zur Produktion notwendigen Rohstoffe und Lebensmittel aus selbständigen Quellen besitzen, ihr eigenes Wirtschaftsgebiet allein beherrschen. So entstand der wilde Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkte, das Bestreben, eigene Kolonien zu erobern, das Bestreben, den nationalen Markt zu monopolisieren. Während die Weltwirtschaft die Nationen verband, teilte die imperialistische Politik sie; sie schuf die Gefahr der Weltkriege. Diese Entwicklung bahnte sich schon in den neunziger Jahren an; seit dem großen Aufschwung des Kapitalismus nach dem Jahre 1893 schlug sie ein schnelles Tempo ein. Aber ihre Bedeutung, ihre Gefahren waren dem Proletariat lange unbekannt, obwohl einzelne Theoretiker sie zu würdigen wussten. Erst seit der Marokkokrise des Jahres 1905, der bosnischen Krise des Jahres 1909, der Verschärfung des deutsch-englischen Gegensatzes begannen weitere Kreise des Proletariats Pulver zu riechen. Man protestierte gegen die Kriegsgefahr, aber mit Protesten kann man sie nicht bannen. Trotzdem blieb es bei den bloßen Protesten, weil der Kampf gegen die Kriegsgefahr eine Änderung der Taktik des Proletariats erforderte. Das Parlament, in der zweiten Epoche der Internationale das wichtigste Betätigungsmittel der Arbeiterklasse, war hier ohnmächtig. Es hat eine bürgerliche Mehrheit, und das Bürgertum ist imperialistisch. Würde aber die Möglichkeit bestehen, dass die Arbeiterklasse in ihm die Mehrheit erlangt – die Gewalten, die um die Neuaufteilung der Welt zu kämpfen wagen, würden sich vor einer sozialdemokratischen Parlamentsmehrheit nicht fürchten. Der Widerstand gegen die Gefahren eines drohenden Weltkrieges erfordert das Aufgebot der sozialen Macht des Proletariats außerhalb des Parlaments, was natürlich die Notwendigkeit der parlamentarischen Tätigkeit nicht aufhebt. Die Arbeiterparteien konnten sich nicht leicht den neuen Anforderungen der Lage anpassen. Die neue Taktik verlangte, die bisherigen Errungenschaften aufs Spiel zu setzen. Zu einem solchen verantwortungsvollen Entschluss rafften sich die Führer nicht auf, da auch sie sich ganz der Epoche des langsamen Fortschrittes angepasst haben. Sie „dämpften", was die Neuorientierung der Volksmassen, die von Hause aus schwer beweglich sind und nur unter dem Druck der Ereignisse ihre Haltung ändern, noch erschwerte. So tröstete man sich, dass die Gefahr nicht so groß sei, dass auch im Bürgertum Friedenstendenzen vorhanden sind usw. Das war der politische Sinn der Kautskyschen Theorie, dass der Imperialismus eigentlich auch für das Bürgertum keine Notwendigkeit darstelle, dass es gelte, die Friedensbestrebungen im Bürgertum zu unterstützen.

Wenn aber die sozialdemokratischen Parteien in einzelnen Ländern nicht vermochten, zu einem wirklichen Widerstand gegen die imperialistische Gefahr überzugehen, so war die zweite Internationale noch weniger dazu fähig. War sie doch eine Organisation zur Demonstration gemeinsamer Grundsätze und Forderungen. Das wussten die Regierungen sehr gut. So schrieb ein aktiver deutscher Diplomat vor dem Kriegsausbruche: „Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Regierungen in allen Fragen, in denen sie an das Nationalgefühl appellieren können, auf den Internationalismus ihrer sozialistischen Parteien keinerlei Rücksicht zu nehmen brauchen, dass bisher kein nationaler Krieg mit Rücksicht auf die Kriegsfeindlichkeit des Sozialismus unterblieben ist, noch in Zukunft aus solchen Gründen unterbleiben wird. Die Regierungen mögen durch die Rücksicht auf die Friedenstheorien des Sozialismus vielleicht veranlasst sein, bei ihren Unternehmungen sorgfältig auf die Deckung durch das nationale Gefühl bedacht zu sein, wobei sich nichts in der Sache, sondern nur manches in der Form und der Technik ändert, deren sich die moderne Politik zu bedienen hat." (J. J. Ruedorffer: Grundzüge der Weltpolitik in der Gegenwart, S. 178, Berlin 1914.)

Als der Weltkrieg aus den Gegensätzen der kapitalistischen Entwicklung geboren wurde, zeigte sich die vollkommene Ohnmacht der zweiten Internationale. Ohne Widerstand übergab sie die Positionen, rollten die Fahnen zusammen und ging mit kleinen Ausnahmen an die nationale Arbeit. Wie kann sie wieder auferstehen? Auf Grund gegenseitiger „Verzeihung"? Aber wer kann dem Proletariat zumuten, noch einmal Proteste und Erklärungen anzuhören, die nach den Erlebnissen des Jahres 1914/15 als hohle Deklamationen, wenn nicht gar als bewusster Betrug der Massen klingen müssen! Oder kann die Internationale etwa existieren, wenn sie die Kriegspraxis zu ihrer dauernden Politik macht, wenn sie erklärt: machen wir uns keine Illusionen, eine solidarische Aktion gegen die Gefahren des Imperialismus ist unmöglich, die Solidarität kann nur im Frieden betätigt werden? Auf dieser Basis kann man vielleicht Kartelle der Gewerkschaften zur Erfüllung besonderer praktischen Zwecke bilden, aber nicht eine sozialistische Internationale zur Erringung des Sozialismus, die doch nicht eine Ferienarbeit zwischen zwei Kriegen sein kann. Die dritte Internationale wird dort anknüpfen müssen, wo die zweite versagt hat, bei den Fragen der außerparlamentarischen Tätigkeit. Wird sie sie nicht in zeitgemäßer Form lösen, dann wird sie nicht existieren oder nur eine Scheinexistenz führen. Deswegen sind all die altklugen Betrachtungen, dass wir uns schwächer, die Gegenseite sich stärker gezeigt hat, dass niemand, der offene Augen hat, nach dem Kriege mit den alten Diskussionen über die Massenbewegung kommen kann, entweder ein Gerede von Menschen, die ihren Katzenjammer für die einzige Änderung in der Weltgeschichte halten, oder sie sind ein Verzicht auf die Internationale. Ist denn aber dieser Katzenjammer nicht berechtigt? Hat es sich nicht in der Tat gezeigt, dass die Arbeiterklasse viel schwächer, die Gegenseite viel stärker war? Sind die Philippiken gegen die Illusionisten, die vor dem Kriege „den Mund voll nahmen", nicht vollkommen am Platze? Was die Verfechter der neuen Formen der Aktion anbetrifft, so brauchen sie sich ihrer früheren Haltung nicht zu schämen. Sie haben beim Anbruch der imperialistischen Periode anerkannt, dass sie das Proletariat vor die Alternative stellten wird: Aktion oder Verzicht auf sozialistische Politik. Sie suchten die Partei zum ersten Teil der Alternative zu bewegen. Aus Rücksicht auf die angeblichen Interessen der Organisationen haben sich die Mehrheiten der offiziellen Parteien gegen eine solche Politik gewandt. Sie haben Illusionen im Volke gesät, die bei ihm ein Gefühl der Sicherheit hervorgerufen hatten. Die Folgen zeigen sich jetzt. Werden die proletarischen Parteien nach dem Kriege sich im alten Geleise bewegen können? Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Mehrheit der Parteiführer sich die Sache so vorstellt, ja dass das Irrlicht einer Hoffnung auf Zugeständnisse sie zu noch größeren Feinden einer aktiven Politik machen wird, dass sie also eine grundsätzlich reformatorische Politik befürworten werden. Aber der Weltkrieg und seine Folgen werden die Volksmassen aufs tiefste aufrütteln. Wie es schon jetzt keinem Zweifel mehr unterliegen kann, wird dieser Weltkrieg nicht im Mindesten zur Milderung der Gegensätze, die ihn geboren haben, beitragen. Er wird nur eine Änderung der Mächtegruppierungen herbeiführen. Neue Verwicklungen, neue Gefahren wird er heraufbeschwören. Dabei wird die verschärfte wirtschaftliche Lage nach dem Kriege im Bewusstsein der Arbeiterklasse ganz klar als Folge des Weltkrieges und der Triebkräfte, die ihn hervorgerufen haben, erscheinen. Weder gegen die Folgen des jetzigen noch gegen die Aussichten eines neuen Weltkrieges wird die parlamentarische Aktion genügen. Die neue Praxis, zu der die Volksmassen in den nationalen Rahmen werden greifen müssen, wird die Vorbedingungen zu internationaler Tätigkeit schaffen. Nicht platonische Wünsche, nicht die Sucht, sich über die Lage der Gegenwart hinwegzutrösten, sondern eine kühle Untersuchung der Änderungen, die der Krieg bringen muss, erlauben die feste Zuversicht in die Zukunft der Internationale als der Organisation der Tätigkeit, die, wenn sie auch vielleicht keine genügende Kraft haben sollte, um der Geschichte ihren Willen zu diktieren, jedenfalls verhüten wird, dass die Arbeiterbewegung zu fremden Zielen missbraucht wird. In die Richtung der internationalen Betätigung werden die Ereignisse die Arbeiterschaft aller kapitalistischen Länder drängen. Je mehr wir uns die Richtung der Entwicklung klarmachen und zielbewusst auf sie hinarbeiten, desto schneller wird sie sich vollziehen. Jeder Versuch der Galvanisierung der alten Internationale durch Versöhnungskomödien der Sozialpatrioten bedeutet eine Verzögerung dieser Entwicklung. Darum gilt es, allen Phrasen von Menschheitswerten, die gerettet werden sollen, von alten Grundsätzen, die nicht aufgehoben seien durch eine Katastrophe, die niemand von uns gewollt hat, von der aber alle mitgerissen wurden, die Frage entgegenzustellen: Wozu soll sie dienen, die neue Internationale, was soll sie tun? Das ist des Pudels Kern.

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