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Karl Radek 19160729 Im Fangnetz der Widersprüche

Karl Radek: Im Fangnetz der Widersprüche

[Arbeiterpolitik, I. Jahrgang, Nr. 6,7,8, vom 29. Juli, 5. und 12. August 1916. Nach ders., In den Reihen der deutschen Revolution 1909-1919, S. 347-354]

l.

Einer der hervorragendsten Theoretiker der deutschen Sozialdemokratie veröffentlichte vor kurzem unter dem Pseudonym „Junius" eine Broschüre über die Krise der Sozialdemokratie, in der er zwar die Gründe dieser nunmehr seit nahezu zwei Jahren tobenden Krise ununtersucht lässt – nebenbei auch ein Mangel der „Leitsätze" der Gruppe Internationale – in der er aber in ausgezeichneter Weise mit dem Flitterkram der Argumente aufräumt, mit denen die Sozialpatrioten Deutschlands ihre Preisgabe des Klassenkampfes und des Sozialismus verteidigen. Wir wollen uns hier nur an diejenige Frage halten, die der Verfasser natürlich auch behandelt, die nach einem treffenden Worte Karl Liebknechts die Achse aller Fragen des Weltkrieges bildet: die Frage der Landesverteidigung. Diese Frage ist für die ganze Internationale von der größten Bedeutung, nicht nur jetzt im Kriege, sondern auch nach Friedensschluss, wo es sich darum handeln wird, die geistige Bilanz des Krieges zu ziehen. Um es gleich zu sagen: wir können nicht anders, als die Auffassung von Junius über diese Frage kritisch behandeln. Der Standpunkt von Junius befindet sich im Gegensatz nicht nur zu den Auffassungen der Vertreter der radikalen Internationalisten in anderen Ländern, sondern auch Deutschlands, z. B. Karl Liebknechts. Was aber noch auffallender ist, Junius befindet sich, wie wir noch sehen werden, in ununterbrochenem Gegensatz zu sich selbst. Die Aufdeckung der Widersprüche des Verfassers dient keinen polemischen Zielen, sondern der Beleuchtung dieser höchst wichtigen Frage.

Über den Charakter des Weltkrieges ist Junius sich vollkommen klar. Das demokratische Programm der nationalen Vereinigung war das Programm des aufsteigenden Kapitalismus. „Seitdem hat der Imperialismus das alte bürgerlich demokratische Programm vollends zu Grabe getragen, indem er die Expansion über nationale Grenzen hinaus und ohne jede Rücksicht auf nationale Zusammenhänge zum Programm der Bourgeoisie aller Länder erhoben hat". Und nun analysiert Junius die nationale Parole, deren realer Inhalt und Funktion sich gegen früher in ihr Gegenteil verkehrt hat. Junius verfolgt dann den imperialistischen Charakter des Krieges bis in alle Schlupfwinkel, beweist in ausgezeichneten Ausführungen über die Lage der kleinen Staaten, dass auch sie, einmal durch die Flut des Weltkrieges mitgerissen, keinen nationalen, sondern einen imperialistischen Krieg führen würden, weil der Weltkrieg sich unter den jetzigen Bedingungen „ganz mechanisch unabwendbar zum imperialistischen Welteinteilungsprozess auswachsen musste". Aus diesen Voraussetzungen zieht Junius nun ganz unerwartete Schlüsse. „Gewiss nichtswürdig das Volk, das vor dem äußeren Feinde kapituliert, wie nichtswürdig die Partei, die vor dem inneren Feinde kapituliert. Nur eines haben die Feuerwehrleute des brennenden Hauses (d. s. die Sozialpatrioten. D. R.) vergessen: dass im Munde des Sozialisten die Vaterlandsverteidigung etwas anderes bedeutet. Etwas anderes nämlich als die Rolle, die ihm durch den imperialistischen Krieg zudiktiert wurde. Also nicht Ablehnung der Vaterlandsverteidigung, sondern eine andere Vaterlandsverteidigung. Worin besteht sie? Nachdem Junius gezeigt hat, wie oft in der Geschichte die herrschenden Klassen, die den Volksmassen die feindliche Invasion als den Schrecken aller Schrecken darstellen, eben diese Invasion herbeiriefen, um die aufsteigenden Klassen der eigenen Nation niederzuhalten, schreibt er: „Wenn für die herrschenden Klassen die Invasion ein erprobtes Mittel gegen den Klassenkampf war, so hat sich für die aufstrebenden Klassen der schärfste Klassenkampf noch immer als das beste Mittel gegen die Invasion erwiesen". Er beweist das mit dem Hinweis auf die mittelalterliche Geschichte der italienischen Städte, auf die französischen Jakobiner, die, um die gegen das revolutionäre Frankreich heranstürmenden feudalen Mächte niederzuringen, zum rücksichtslosen Kampfe gegen die Vertreter des Feudalismus in Frankreich selbst übergehen mussten, und schließt dann mit der Untersuchung der Frage nach dem Verhalten der Sozialdemokratie im heutigen Kriege. „Sollte sie etwa erklären: da dieser Krieg ein imperialistischer, da dieser Staat nicht dem sozialistischen Selbstbestimmungsrecht, nicht dem idealen Nationalstaat entspricht, so ist er uns gleichgültig und wir geben ihn dem Feinde preis?" Junius verneint diese Frage: „Das passive Gehen- und Geschehenlassen kann niemals Richtschnur für das Verhalten einer revolutionären Partei wie der Sozialdemokratie abgeben". Er verlangt dann, dass die Sozialdemokratie eine selbständige Klassenpolitik hätte einschlagen sollen, die in jeder großen Krise über sich hinaustreibt. Und worin sollte diese selbständige Klassenpolitik bestehen? Es galt gerade mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker und mit der nationalen Verteidigung ernst zu machen. Und der erste Schritt dazu sei die Miliz; d. h. unter anderem die Beseitigung aller politischen Entrechtung, da die größte politische Freiheit als Grundlage der Volksverteidigung nötig sei. „Die wirklichen Maßnahmen der nationalen Verteidigung zu proklamieren, ihre Verwirklichung zu fordern, das wäre die erste Pflicht der Sozialdemokratie". Es galt, so meint Junius, der europäischen Reaktion das alte wahrhaft nationale Programm der Patrioten und Demokratie von 1848, das Programm von Marx, Engels, Lassalle entgegenzustellen. „Das war die Fahne, die dem Lande vorangetragen werden musste, die wahrhaft national, wahrhaft freiheitlich gewesen wäre und in Übereinstimmung mit den besten Traditionen Deutschlands, wie mit der internationalen Klassenpolitik des Proletariats." Das ist der Standpunkt von Junius. Bevor wir zur Prüfung seiner historischen Voraussetzungen übergehen, möchten wir auf folgende Tatsachen aufmerksam machen. Der Standpunkt von Junius hat während vieler, vieler Monate der inneren Entwicklung der entschiedenen Linken diese nahezu unberührt gelassen. Zwar finden sich in den „Leitsätzen" der Gruppe Internationale leise Spuren dieses Standpunktes; aber ihr Kern hat mit ihm nichts gemein. Ebenso fehlt dieser Standpunkt in allen anderen Kundgebungen der entschiedenen Linken, von den I. S. D. gar nicht zu reden. Wie kommt es nun, dass zwanzig Monate der Entwicklung der Linken so sehr an dem Programm von Junius vorübergehen konnten, obwohl er selbst und seine Freunde diese Entwicklung offenbar stark beeinflussten? Weil dieses Programm nur eine historische Reminiszenz ist, den Voraussetzungen der imperialistischen Epoche aber vollkommen widerspricht. Wir wollen das im zweiten Artikel nachweisen.

2.

Sein Aktionsprogramm im Kriege spricht Junius selbst als „Aktion nach dem Vorbilde der französischen Jakobiner" an. Sehen wir näher zu.

Die Jakobiner stellten den linken Flügel des französischen Bürgertums während der großen Revolution dar. Aus den Massen des Kleinbürger- und Handwerkertums bestehend, führten sie den Kampf gegen den Feudalismus viel energischer als die durch Eigentumsrücksichten, durch die Angst vor dem Volke an Händen und Füßen gefesselten Vertreter des besitzenden Bürgertums. Als die feudalen Mächte Europas im Bunde mit den feudalen französischen Emigranten ihren Kreuzzug gegen das revolutionäre Frankreich begannen, verteidigten die Kleinbürger und Arbeiter Frankreichs ihr Werk mit großem Elan: handelte es sich doch nicht nur um die von ihnen eroberten Freiheiten, sondern um die Besserung ihrer sozialen Lage, die sie von der Revolution erwarteten. Für die Bauern handelte es sich um den Boden, den die Revolution den feudalen Grundherren genommen und ihnen gegeben hatte. Im Kriege gegen das feudale Ausland mussten die Jakobiner die Überreste der feudalen Kräfte im Lande selbst mit allen Gewaltmitteln niederhalten. Der Krieg gegen das feindliche Ausland schöpfte seine Kraft aus dem Bürgerkriege, wie dieser seine Vehemenz aus der nationalen Gefahr zog. Das Programm des Krieges, wie es sich aus der objektiven Sachlage ergab, war das Programm, das die Jakobiner gemäß ihrem sozialen Wesen zu verwirklichen suchten. Junius beschwört auch die Schatten der Revolution vom Jahre 1848, das Programm von Marx, Engels und Lassalle herauf, die selbst im Schatten der Titanen von 1792 wandelten. Wir erinnern an die Worte, die Marx unter dem 11. Juli 1848 in der „Neuen Rheinischen Zeitung" schrieb (Nachlass, Band 3, Seite 114). Österreich war damals daran, die nationalen Revolutionen der Tschechen, Italiener und Ungarn zu ersticken. Ein Teil der bürgerlichen Demokratie bejubelte die Windischgrätz als Helden des Deutschtums. Demgegenüber stellte Marx fest, dass diese Helden als Sieger sofort der deutschen Revolution an den Hals springen würden. Er sah voraus, dass die niedergerungenen Tschechen sich dem Zarismus in die Arme werfen würden; und eben dieser Zarismus war auf dem Sprunge, gegen die Revolution zu marschieren. Ihm galt es also zuvorzukommen; es konnte nur geschehen durch das Hinaustragen der Revolution nach dem Osten; dadurch, dass die Polen gegen ihn auf die Beine gebracht wurden.

In diesem Kampfe gegen den Gendarmen der Reaktion mussten alle Kräfte des deutschen Volkes entfesselt werden, Kräfte, die angesichts der Machtmittel Russlands, um nach außen hin siegreich zu werden, alle feudalen Widerstände im Innern niederringen müssten. Wir wissen, wie Engels später das auswärtige Programm der „Neuen Rheinischen Zeitung" im Jahre 1848 definierte, und wir wissen, was Engels während des Österreichisch-Italienischen Krieges an Lassalle schrieb (Nachlass, Band 4, Seite 185). Engels tritt hier direkt für einen Krieg mit Russland ein, in der Hoffnung, dass die äußeren Schwierigkeiten der Revolution im Innern zum Siege verhelfen würden. Das „wahrhaft nationale Programm der Patrioten und Demokraten von 1848" war aus der Schwäche der deutschen bürgerlichen Revolution geboren. Weil das preußische Junkertum keine abgestorbene, sondern eine im Prozess der kapitalistischen Umformung und Anpassung begriffene Klasse war, weil das schwache zersplitterte Kleinbürgertum die Bauern verriet, statt sich auf sie gegen den Feudalismus zu stützen, weil das Kleinbürgertum und seine Vertreter statt zu kämpfen schwatzten, propagierten Marx und Engels den Krieg mit Russland in der Hoffnung, dass er die Volksmassen aufrütteln und so zum Durchbruch der Revolution führen werde. Das Programm unserer großen Meister blieb unverwirklicht. Die Reaktion hütete sich, mit dem Zarismus, ihrem großen Beschützer, anzubändeln. Um sie dazu zu nötigen, musste das Kleinbürgertum sie besiegen, d. h. es musste die revolutionäre Kraft besitzen, die ihm eben fehlte und deren Weckung die Folge des Kriegs sein sollte. Marx und Engels wollten die Politik der Jakobiner wiederholen; aber der Zarismus ging nicht zur allgemeinen Attacke gegen die europäische Revolution über; er begnügte sich mit ihrer Erdrosselung in Ungarn. Es entstand keine verzweifelte Situation und kein deutsches Jakobinertum. Das Jahr 1793 wiederholte sich nicht. Die Politik von Marx und Engels scheiterte, aber sie war trotzdem eine revolutionäre und realistische Politik: der Zarismus bedrohte wirklich die europäische Revolution; die Propaganda des Krieges mit dem Zarismus war die Propaganda einer revolutionären Offensive mit einem positiven Programm der Republik, einem Programm, das damals das revolutionärste war, weil der Sozialismus noch unmöglich war. Die Politik der Jakobiner war die der bürgerlichen Revolution. Die von Marx und Engels war es nicht minder. Im einen wie im andern Falle war das Kleinbürgertum der Träger dieser Politik; das Proletariat als Klasse mit einer eigenen historischen Aufgabe war noch nicht vorhanden: bildete doch die Freimachung des Weges für die ungestörte kapitalistische Entwicklung die historische Aufgabe der Revolutionen und der nationalen Frage.

Damit kommen wir zum Sündenfall von Junius; d. h. zu der Frage, ob in der Ära des Imperialismus eine „revolutionäre Aktion nach dem Vorbilde der französischen Jakobiner" überhaupt möglich ist.

3.

Die erste Voraussetzung der Jakobinertaktik, wie sie auch Marx später anzuwenden versuchte, war der Gegensatz zwischen den in der bürgerlichen Umwälzung begriffenen Ländern und denen des Feudalismus. Dass dieser Gegensatz heute nicht mehr die geringste Rolle spielt, ist offensichtlich. Wie groß auch die verfassungsmäßigen Gegensätze zwischen England, Frankreich, Deutschland und Österreich sein mögen: keines dieser Länder stellt den anderen gegenüber den Fortschritt dar: die Unterschiede in ihrer sozialpolitischen Struktur sind quantitativ, nicht qualitativ. Keines stellt ein neues soziales Prinzip dar. Das einzige Land, das im Verhältnis zu den anderen als rückständig gelten kann, Russland, wäre, auch nach der Meinung von Junius, nicht imstande, die andern zu bedrohen, nur das französische und englische Geld ermöglichte es ihm, mit den Anstoß zum Kriege zu geben. Dabei marschiert es so schnell in der Richtung auf die kapitalistische Entwicklung, dass es auf die Länge hin die gegebenen sozialpolitischen Zustände in Mittel- und Westeuropa nicht bedrohen kann.

Der Gegensatz, der Europa in zwei Lager teilt, ist nicht der zweier verschiedener sozialer Formationen, einer fortschrittlichen und einer rückschrittlichen, es ist vielmehr ein imperialistischer Gegensatz, d. h. der Gegensatz zwischen in den Grundlinien gleichartigen sozialen Organismen, die sich bekämpfen, eben weil sie dank ihrem gleichartigen kapitalistischen Charakter den gleichen Anspruch darauf erheben, die unentwickelten Länder zu „durchdringen". Daraus ergab sich, dass die innere Umwälzung in keinem der Staaten einen Krieg benötigte, dass also erstens das Proletariat kein Kriegsprogramm hatte, während die Jakobiner und die Demokraten ein solches besaßen. Daraus ergibt sich zweitens, dass, wenn der Krieg und seine Folgen die inneren Umwälzungen in einem der Staaten oder in allen auf die Tagesordnung setzen sollte, diese nicht nationaler Natur sein werden, sondern dass es sich um internationale Aufgaben handeln wird. Und drittens werden es nicht bürgerlich-demokratische, sondern sozialistische Veränderungen sein, die sich zu vollziehen haben.

Der Krieg des revolutionären Frankreich wurde von den Volksmassen im Interesse des historischen Fortschritts geführt, ja, er begann geradezu als solcher. Der Weltkrieg begann als imperialistischer Krieg. Kann sein Charakter geändert werden? Ganz offenbar nicht; wobei es ganz gleich wäre, ob die Bourgeoisie am Ruder bliebe oder nicht. Der Krieg kann wohl beendet werden, aber seinen imperialistischen Charakter ändern, dazu ist keine Macht der Welt imstande. Sollten aber etwa die Proletarier Englands in diesem Kriege zur Herrschaft gelangen können, und sollten die übrigen Staaten sie dann weiter bekriegen, dann ständen die englischen Arbeiter vor der Aufgabe, den siegreichen Sozialismus ihres Landes zu verteidigen. Nicht eine „wahrhaft nationale", sondern eine wahrhaft internationale Aufgabe hätten sie zu lösen: die Einleitung der sozialen Umwälzung in Europa.

Internationale, sozialistische Aufgaben sind es, die vor dem Proletariat stehen, keine nationalen, bürgerlich-demokratischen. Und diese Aufgaben werden sozialistisch sein, weil die wirtschaftlichen Bedingungen für den Sozialismus reif sind. Sie werden international sein, weil keine einzige der großen sozialen und politischen Fragen jetzt mehr im nationalen Rahmen gelöst werden kann. Den Ausgangspunkt der proletarischen Politik dem Kriege gegenüber bildet also die klare Erkenntnis der Frage der Vaterlandsverteidigung. Das Mittel zur Überwindung der gegebenen allgemeinen Verhältnisse ist die Anwendung einer neuen Taktik, deren Wesen bereits vor dem Kriege ausführlich dargelegt wurde. Kein Teil des Proletariats aber könnte sich bei seinem Siege mit der Einrichtung des eigenen Hauses begnügen, sondern es müsste an die Lösung aller Fragen herantreten, die der Imperialismus aufgeworfen hat. Sonst würde es in seinem eigenen Hause, und sei es die „einzigste" Republik, erdrückt werden. Dies nicht eingesehen zu haben, in der Epoche des Imperialismus eine Losung mit einem national begrenzten Programm aufgestellt zu haben, das ist es, was wir Junius zum Vorwurf machen. Dadurch verdunkelt er das Wesen der Krise der Sozialdemokratie, wie er den Arbeitern das Verständnis ihrer historischen Aufgaben verdunkelt. Denn was sollten etwa die französischen Arbeiter mit dem „wahrhaft nationalen" und „wahrhaft fortschrittlichen Programm" der deutschen Demokraten vom Jahre 1848 anfangen? Und in letzter Linie verdunkelt die Auffassung von Junius auch das Wesen der Weltkrise, die jetzt die Welt erschüttert, indem der Verfasser wohl sagt, wie er die deutschen, nicht aber wie er die übrigen Arbeiter beglücken will.

Das bedeutet, dass Junius in Wirklichkeit gar keine Perspektive der allgemeinen Entwicklung hat. Und deshalb kann sein Standpunkt gegenüber der Frage, was die Internationale weiter tun soll, nichts sagen. Von richtigen Voraussetzungen ausgehend, verstrickt er sich in so viele Widersprüche, dass er zu der Frage, wie die Krise der Sozialdemokratie zu überwinden ist, gar nichts zu sagen weiß. Er überlässt die Arbeiterklasse sich selbst, steuerlos. Würde sie den Standpunkt von Junius akzeptieren, sie würde praktisch dieselbe Irrfahrt durchmachen, die er theoretisch durchgemacht hat. Auf historischen Reminiszenzen baut man keine Arbeiterpolitik auf, sondern nur auf dem Boden harter Tatsachen, die Junius übersehen hat.

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