Karl Radek 19111107 Das deutsch-französische Abkommen

Karl Radek: Das deutsch-französische Abkommen

(November 1911)

[Freie Volkszeitung (Göppingen), 7. und 8. 11, gezeichnet „K.R.“ und Bremer Bürger-Zeitung, Nr. 262-263, 8. und 9. November 1911, ungezeichnet]

1. Marokko französisch

Die französischen Imperialisten schlagen die Siegestrommel, die deutschen heulen wehmütig. Marokko ist in den Krallen des gallischen Hahns geblieben. Deutschland, dessen Kaiser im Jahre 1906 in Tanger erklärt hatte, er besuche den marokkanischen Sultan als unabhängigen Herrscher, hat seine Zustimmung zum französischen Protektorat über Marokko erteilt. Deutschland erkennt das Recht Frankreichs zur militärischen Besetzung Marokkos, zur Übernahme seiner diplomatischen Vertretung, zur Kontrolle seiner Finanzen und Verwaltung, seiner öffentlichen Arbeiten an. Dafür verpflichtet sich Frankreich, auf zollpolitischem Wege die französische Einfuhr nicht zu begünstigen. Damit diese Verpflichtung nicht umgangen werden kann, soll die so genannte marokkanische Staatsbank, in der alle Staaten vertreten sind, sich in der Zollkommission vertreten lassen. Auch im Bergbau sollen alle Nationen gleich berechtigt sein, gleichem Berg- und Steuerecht unterliegen, und die Erzausfuhr soll ungehindert sein. Der Vertrieb aller größeren öffentlichen Unternehmungen bleibt in den Händen Marokkos, d.h. der französischen Regierung, die sie Privaten abtreten kann. Bei den öffentlichen Ausschreibungen soll wieder die marokkanische Staatsbank durch ihre Vertreter, also auch Deutsche, über die Gleichheit der Vergebungsbedingungen wachen. Wenn Frankreich eine Gerichtsorganisation in Marokko eingeführt haben wird, sollen die Konsulargerichte verschwinden. Die deutschen Offiziösen erklären, das Abkommen gewähre dem deutschen Kapital vollkommene Gleichberechtigung mit dem französischen. Dass dem nicht so ist, ist schon voraus ersichtlich, dass Frankreich den Betreib der größeren öffentlichen Unternehmungen sich vorbehält, dass es ihre Vergebung an das private Kapital keiner Kontrolle unterstellt. Das französische Kapital schöpft aber nicht nur den Rahm weg, sondern es lässt den anderen nicht einmal die Milch. Private Unternehmungen entwickeln sich in den kulturell zurückgebliebenen Ländern nur sehr langsam und unterliegen den größten Gefahren. Die Bedürfnisse der Eingeborenen sind sehr klein, sie geben alle wenig Gelegenheit zum Profitmachen. Dafür ist aber die Geneigtheit zu Aufständen gegen fremde Ausbeutung und Unterjochung bei den Eingeborenen sehr groß, darum ist das private Kapital großen Gefahren ausgesetzt. Bei großen öffentlichen Unternehmungen dagegen liefert der Staat Zinsgarantie und sichert Entschädigung für jede unvorhergesehene Störung.

Aber auch ohne dieses klare Eingeständnis, dass es mit der Gleichberechtigung des Kapitals in Marokko aus ist, würde eine sehr große Naivität zu der Annahme nötig sein, dass das französische Kapital Millionen über Millionen verpulvert, die Gefahr zweier Kriege auf sich genommen hat, um schließlich … mit dem deutschen Kapital gleichberechtigt zu sein. Dies konnte es doch ohne achtjähriges Mühen und Nöte haben. Die Versicherungen, die es dem deutschen Kapital gibt, klingen auf dem Papier sehr schön, aber die deutsche imperialistische Presse hat ganz Recht, wenn sie Zweifel an ihrem Wert äußert. Wer die Verwaltung eines Landes hat, der kann auf tausend Umwegen die überhaupt unkontrollierbar sind, das Kapital seines Landes bevorzugen. Und wenn irgendein Kapital sich speziell monopolistisch in seiner Kolonialpolitik gezeigt hat, so ist es eben das französische, was sich schon daraus ergibt, dass die französische Industrie weniger konkurrenzfähig ist als die deutsche und englische. Natürlich wird Frankreich, so lange der Vertrag besteht, das fremde Kapital nicht durch höheren Zoll ausschließen können, wie es dies in Algerien und Tunis tut. Aber erstens gibt es tausend Plackereien bei der Verzollung und anderen Gelegenheiten, durch die man dem unangenehmen Eindringling das Leben sauer machen kann, zweitens zeigt die Vorgeschichte der französischen Politik in Tunis am besten, dass auch Verträge nicht immer dauern. Auch in Tunis übernahm Frankreich mit dem Protektorat eine Reihe zollpolitischer Verpflichtungen, aber es vergingen keine fünfzehn Jahre und es war ihrer ledig. Es nützte eben alle Schwierigkeiten der Gegner aus, um von ihnen den Verzicht auf diese Verpflichtungen zu erlangen.

Wie die Sachen jetzt liegen, hat Frankreich die Möglichkeit, der Konkurrenz des fremden Kapitals auf Schritt und Tritt entgegenzutreten. Damit diese Verpflichtungen irgendwelchen Wert besitzen sollten, müsste die deutsche Regierung tagtäglich Scherereien mit der französischen beginnen. Wird sie, um freie Hand für andere Nationen zu haben dies vermeiden, so kann das deutsche Kapital seine Bude in Marokko schließen. Nimmt sie aber die von ihr erfochtenen Rechte wirklich ernst, dann werden wir überhaupt aus den Marokkokonflikten nicht hinauskommen. Am wahrscheinlichsten ist, dass die deutsche Regierung, so lange schweigen wird, bis ihr wieder bei günstiger Gelegenheit die Übertretungen des Abkommens durch Frankreich einen willkommenen Anlass geben werden zu einem neuen weltpolitischen Vorstoß. Zusammenfassend kann man also feststellen, dass das deutsche Kapital die Entwicklungsfreiheit in Marokko verliert, dass aber das deutsche Volk von der Gefahr neuer Marokkokrisen nicht befreit wird.

Die deutsche Sozialdemokratie hat nicht den kleinsten Grund, aus Freude, dass die Regierung vor einem Kriege Marokkos wegen zurückgewichen ist, dem deutschen Kapital in der Manier der offiziösen Blätter einzureden: „Bleib‘ doch ruhig, die deutsche Regierung scheint ziemlich umfangreiche Garantien für die offene Tür durchgesetzt zu haben.“ Die deutsche Arbeiterklasse hat umgekehrt alle Veranlassung, sich davon Rechenschaft zu geben in welcher Richtung die weltpolitische Entwicklung geht. Der Ausgang der Marokkokrise bestätigt, dass ein Teil der Erde nach dem andern dem freien Verkehr entrissen und von einzelnen Gruppen des Kapitals mehr oder weniger ausschließlich für sich mit Beschlag belegt wird. Das Proletariat kann desto offener dieser Tatsache in die Augen schauen, als es nicht das geringste Interesse hat, an der Politik der sog[enannten] offenen Tür festzuhalten. Ihre Niederlagen zu beklagen oder sogar die Regierung in ihrer Verteidigung zu unterstützen. Die sog[enannte] Politik der offenen Tür unterscheidet sich von der monopolistischen nur dadurch, dass sie ein Kolonialland dem Kapital aller Länder ausliefert, statt dem eines Landes. Die Eingeborenen leiden darum um keinen Deut weniger und diese Politik schafft nicht einmal den kolonialen Raub und den kolonialen Wettstreit aus der Welt. Denn es genügt, dass die ausgebeuteten Völker gegen die Ausbeutung sich erheben — und die Verfechter der offenen Tür besetzen ihr Land oder sie geraten sich seinetwegen in die Haare. Aber noch mehr! Die Flucht des Kapitals in die unentwickelten Länder bedeutet, dass es auf Schwierigkeiten in seinem Heimatlande stößt, die es nicht lösen kann. Das Proletariat weiß, was das für Schwierigkeiten sind und kennt ihre beste Lösung! Sie bestehen darin, dass die Produktivkräfte dem Kapital über den Kopf wachsen. Die deutsche Eisenproduktion ist größer als bei den gegebenen Umständen der deutsche Markt fassen könnte usw. Darum sucht das Kapital Anlage im Ausland, darum wird es seine Ausschaltung in Marokko beklagen. Aber das Proletariat weiß, dass es einen anderen Ausweg gibt, der dem Volke Wohlstand und Glück geben könnte. Denn warum wächst der innere Markt nicht in gleichem Maße wie die Produktionskräfte? Sind die Wohnungen, in denen das deutsche Proletariat hockt, so groß, so luftig, dass nicht für Milliarden Mark Material nötig wäre, um der arbeitenden Klasse eine menschenwürdige Unterkunft zu geben? Was steht dem im Wege, dass der innere Markt vergrößert wird? Die Armut des Proletariats, des proletarischen Bauern. Diese wird aber nur von dem Kapitalismus bewirkt, der die Produktionsmittel in die Hände der Aktiengesellschaften, der Trusts ausliefert, die dem Arbeiter das Produkt seiner Arbeit vorenthalten. Würde dem ein Ende gemacht werden, so brauchte man nicht erst um Marokko zu kämpfen, um dort Bahnen bauen zu können. Die Arbeiterklasse führt den Kampf um den Sozialismus, um die Entwicklung der Produktivkräfte zu ermöglichen, das Kapital sucht in verschiedenen unentwickelten Ländern Unterschlupf, um die Produktion entwickeln und dabei dem Sozialismus entrinnen zu können. Wenn ihm also angesichts des Ausgangs der Marokkoaffäre das Fässlein trübe läuft, so fällt es dem Proletariat nicht ein, zuzugeben, die Welt gehe zur Neige, wie es ihm nicht in den Sinn kommt, zusammen mit Herrn Kiderlen das Kapital zu beruhigen.

Seine Aufmerksamkeit gilt in höherem Maße der Kongo-„Entschädigung“ und den mutmaßlichen politischen Folgen des Marokkoabkommens, zu denen wir im nächsten Artikel übergehen. —

2. Die Kongoentschädigung

Marokko französisch! Diese Tatsache erweckt Jubel bei der französischen Bourgeoisie, denn sie bedeutet, dass das Werk, das vor achtzig Jahren mit der Besetzung Algiers begann, sich dem Ende nähert Das nordafrikanische französische Kolonialreich mit seinen anderthalb Millionen Geviertkilometern Flächeninhalt und dreizehn Millionen Bevölkerung bietet dem französischen Kapitalismus eine ungeheure Ausbeutungsmöglichkeit. Die Tatsache, dass vielleicht erst lange Jahre des Kampfes gegen die Eingeborenen Marokkos kommen müssen, bis das Land dem französischen Kolonialreich gänzlich einverleibt wird, schreckt die Haifische des Kapitals nicht. Nicht ihr Blut wird in diesen Kämpfen verspritzt. Und je mehr Geld die Eroberung Marokkos kosten wird, desto besser: auf die Weise fließt es doch aus den Taschen der französischen Steuerzahler in die des Bankkapitals.

Die Freude des französischen Kapitals bedeutet Leid und Trauer des deutschen. Das wäre nicht weiter zu verwundern. Aber gleichzeitig bietet sich den Augen des Zuschauers ein noch niemals gesehenes Schauspiel. Die deutsche kapitalistische Klasse beweint mit blutigen Tränen nicht nur, dass ihr die marokkanischen Felle weg geschwommen sind, sondern sie empfängt auch mit sehr gemischter Freude die „Entschädigung“, die ihr für diesen Verlust von der deutschen Diplomatie erschachert wurde. Dreimal hunderttausend Geviertmeter vom Französischen Kongo legt Herr Kiderlen-Wächter vor die Füße des deutschen Kapitals nieder und unseren Kolonialpatrioten fällt es nicht nur nicht in den Kopf, diese Vergrößerung ihres Ausbeutungsgebietes zu bejubeln, sondern sie spucken seit Monaten aus allen Kräften in das ihnen vorbereitete Gericht. Und als das Geschäft perfekt war, als sich das unmutige Bild durch die Kongoabtretungen des vergrößerten Kamerun zeigte — die Kolonie sieht jetzt aus wie ein Bär mit abgehacktem Hintern und vorgestreckten Pfoten — da hatte der Kolonialsekretär von Lindequist nichts Eiligeres zu tun, als durch seinen demonstrativen Rücktritt kundzugeben, dass es ihm vor dieser Bereicherung graut. Wenn man sich daran erinnert, dass deutsche Kolonialsekretäre durch die deutschen Kolonien nicht verwöhnt worden sind, so kann man sich erst vergegenwärtigen, was Deutschland durch das Kongogeschenk beschert wird.

Französisch-Kongo, von dem im Süden und Osten Kameruns Deutschland einen Teil bekommt, ist eine der am wenigsten entwickelten, am meisten ausgeraubten und aussichtslosesten französischen Kolonien. Obwohl es schon vor mehr als dreißig Jahren von dem Forscher Savorgann de Brazza für Frankreich gewonnen worden, ist es bis jetzt so wenig erforscht, dass nicht einmal die Zahl seiner Bevölkerung festgestellt ist: von 3½ bis 10 Millionen schwanken die Angaben. Das Land ist feucht, heiß, größtenteils besteht es aus Waldungen und Sümpfen. Es ist nur wenig unterworfen. „Da manche Stämme im Innern noch nicht unterworfen sind, werden die Militärlasten eher wachsen als abnehmen“, schreibt die „Koloniale Rundschau“ in ihrer Oktobernummer; und diese Lasten betrugen schon im Jahre zirka acht Millionen Francs. Und wie sie wachsen könnten, das lässt ein Einblick in die Wesenart unserer neuen Landsleute ahnen. In der dem südlichen Kamerun zugewiesenen Landstrecke wohnen neben den Bantunegern die Fan, über welche Ratzel folgende Auskunft erteilt: „Sie sind heute das gefürchtetste Volk zwischen Niger und Kunene. So jung sie sind, so mächtig haben sie gewirkt. Sie haben eine Menge von Völkern aus ihren Sitzen getrieben, haben sich an deren Stelle gesetzt und ihre Nachbarn unterjocht. Sie allein haben den Europäern ausdauernden Widerstand geleistet; die Franzosen wissen davon zu erzählen. Wenn auch ihre Übereinstimmung in Körperbau, Geistessart, Sprache, Sitten mit den umwohnenden Stämmen der Bantuneger eine im Grunde verschiedene Anlage ausschließt, so genügt es doch, dass sie eine kriegerische Organisation besitzen, besser bewaffnet sind, um sie ihren Nachbarn als höher organisiertes Volk erscheinen zu lassen … Sie haben etwas vom Nationalgefühl, eine der in Afrika seltensten Eigenschaften, durch eine tiefer liegende Tradition überkommen“. (Völkerkunde, Band II, S. 354/5). Diese Schilderung verdient die größte Aufmerksamkeit nicht nur, weil sie von dem bedeutendsten Geographen Deutschlands stammt, sondern weil sie ohne alle Voreingenommenheit in einer Zeit niedergeschrieben wurde, wo noch niemand daran dachte, dass gerade an diesem kriegerischen Volke die bekannte Kolonisationslust des deutschen Kapitals sich wird bewähren müssen. Den im Nordosten von Kamerun abgetretenen Teil des Landes bewohnen die Mundang, ein kräftiger und räuberischer Stamm, den unterzukriegen auch keine Leichtigkeit sein wird.

Und welche wirtschaftlichen Aussichten hat das Land? Was die an den Ufern des Kongo gelegenen Landschaften betrifft, so äußerte sich über sie schon vor 10 Jahren der bekannte Geograph Siewers in folgenden Worten: „Auf dem Papier ist zwar ein großer Teil des französischen Kongoufers an Ausbeutung und Handelsgesellschaften vergeben, aber die hieraus gegründeten Hoffnungen sind völlig gescheitert und eigentliche Kolonisten dürfte es in der ganzen Kolonie noch nicht geben, zumal da das Klima, wenigstens im Waldland, anhaltende europäische Arbeit und überlängeren Aufenthalt der Europäer nicht gestattet“. (Afrika, S. 411)

Wie wenig entwicklungsfähig aber auch die anderen Teile der Kolonie sind, zeigt schon die Tatsache, dass nach dreißig Jahren französischer Herrschaft in vielen Gegenden die keinesfalls beträchtliche Kopfsteuer (3 Frank pro Kopf, nicht mehr als 16 [??] pro Hütte) in Kautschuk eingezogen werden muss und dass der ganze Handelsverkehr der Kolonie im Jahre 1907 28 Millionen Franc betrug. Elfenbein, Kautschuk und Pamöl das ist alles, was das Land hervorbringt.

Diese Tatsachen zeigen, dass der neue Kolonialzuwachs weder als Absatzgebiet für die deutsche Industrie, noch als Rohstoffbezugsland gar nicht in Betracht kommen kann, geschweige denn als Ansiedlungsland. Aber selbst dem Ausrauben seiner spärlichen Schätze an Kautschuk und Elfenbein steht auf Jahre lang die Tatsache im Wege, dass sie zu einem großen Teil von der französischen Regierung an Konzessionsgesellschaften verliehen sind, deren Rechte auch unter deutscher Herrschaft bestehen bleiben. Und wie groß diese sind, ergibt sich aus folgender Vereinbarung, die im Jahre 1910 zwischen den Gesellschaften und der französischen Regierung geschlossen worden ist: bis zum Jahre 1920 besteht der Pachtvertrag. In dieser Zeit haben die Gesellschaften das Monopol auf Kautschukgewinnung auf einem zehnfachen Gebiete des von ihnen schon in Kultur genommenen Landes. Das in Kultur genommene Land bleibt ihr Eigentum auch nach dem Erlöschen des Pachtvertrages. Und das ist wohl die Tatsache, weshalb die deutschen Kolonialkreise gegen die Kongoentschädigung protestierten. Wenn schon den Negern Blut abgezapft wird, dann sollen sich daran deutsche „Patrioten“ mästen, nicht französische Ausbeuter.

Aber es wäre eine Illusion, wenn man annehmen würde, dass das Kapital in seiner Feindschaft gegen die neuen kolonialen Erwerbungen verbleiben wird. Wenn nur die Regierung durch die Sümpfe Bahnen zu bauen beginnt, werden die jetzt entrüsteten Patrioten einlenken. Sie machten Radau, weil sie glaubten, dass sich die Regierung noch zum Kampfe um Südmarokko aufhetzen lassen wird, und später, weil sie annahmen, dass sich durch das wilde Geschrei bessere Bedingungen bei dem Schacher erlangen lassen werden. Jetzt kann man die losgelassene Meute nicht so leicht zurückpfeifen, und so wird die Regierung eine schwere Stunde im Reichstag erleben. Es wird die Sache der Sozialdemokratie sein, durch prinzipielle Opposition gegen den kolonialen Zuwachs unseren Standpunkt von dem der bürgerlichen Kongogegner abzugrenzen. Dazu wird besonders geeignet sein die Aufrollung des Bildes der Ausbeutung, welche die Konzessionsgesellschaften treiben. Mögen die Anwärter auf die Ersetzung der französischen Ausbeutung durch die deutsche auch die Neigung verspüren, an der Geißelung der Wirtschaft der französischen Konzessionsgesellschaften teilzunehmen. Jedes Wort aber, dass sie gegen diese sagen, wird gegen ihre eigene Wirtschaft zeugen.

Es bleibt noch die weltpolitische Bedeutung des Abkommens zu schildern; dazu werden uns die Marokkodebatten im Reichstag Gelegenheit geben. —

Kommentare