Karl Radek 19220101 Die proletarische Einheitsfront

Karl Radek: Die proletarische Einheitsfront

(Entwurf von Radek)

Proletarier und Proletarierinnen aller Länder!

Die Exekutiven der Kommunistischen Internationale und der Roten Gewerkschaftsinternationale haben sich in drei Sitzungen mit der Weltlage und mit der Lage des internationalen Proletariats befasst, und sind zur Überzeugung gekommen, dass diese Lage die Zusammenfassung aller Kräfte des internationalen Proletariats erfordert, die Errichtung einer einheitlichen Front aller sich auf das Proletariat stützenden Parteien, ohne Rücksicht auf die sie trennenden Gegensätze, vorausgesetzt dass sie gemeinsam für die nächsten unaufschiebbaren Bedürfnisse des Proletariats kämpfen wollen. Zum 19. Februar 1922 beruft die Exekutive der Kommunistischen Internationale eine erweiterte Sitzung ein, zu der sie von jedem Lande eine doppelt starke Vertretung der kommunistischen Parteien einladet. Sie ruft gleichzeitig die Proletarier aller Parteien auf, alles zu tun, damit auch ihre Parteien sich zum gemeinsamen Vorgehen bereit zeigen.

Proletarier und Proletarierinnen!

Drei Jahre sind seit dem Ende des großen imperialistischen Krieges verflossen, in dem Ihr Euer Leben für die Interessen des Kapitals geopfert habt. Drei Jahre lang konnte das internationale Kapital, frei schaltend und waltend, zeigen, ob es fähig ist, eine menschenwürdige Ordnung einzuführen, die den breiten Volksmassen ein Mindestmass von Sicherheit gewähren, das Minimum der zum Leben notwendigen Bedingungen sichern würde.

Das weltwirtschaftliche Chaos.

Das Resultat liegt klar vor Augen.

Sechs Millionen Arbeitslose in Amerika, zwei Millionen in England; wachsende Arbeitslosigkeit in den Siegerstaaten und den neutralen, im Kriege reich gewordenen Ländern, in Ermangelung von Exportmöglichkeit.

In den ruinierten Ländern Mittel- und Osteuropas aber, in Russland, auf dem Balkan und in der Türkei herrscht die größte Not. Sie brauchen für Milliarden Waren der Industrieländer, um ihre Wirtschaft in Gang zu setzen und der industriellen Welt Brot und Rohstoffe liefern zu können. Und zwischen Ost und West eingezwängt, steht Deutschland da in rastloser Arbeit und wirft eine Unmenge von Waren auf den Weltmarkt zu Preisen, die den anderen Ländern Schmutzkonkurrenz bereiten. Es kennt keine Arbeitslosigkeit, aber die Arbeiter Deutschlands sind schlimmer dran, als die Arbeitslosen in England. Sie sind gegen ihren Willen den Arbeitern der anderen Länder gegenüber Lohndrücker geworden. Die Wohnungsnot wächst, die Steuerlast wächst. Die zerklüftete und zerrissene Welt, die Welt, durch die bisher der Schrei drang „Wehe den Besiegten!“ und die jetzt bald den Ruf hören wird „Wehe den Siegern!“ kann nicht von der Bourgeoisie zur Ruhe und zum Frieden gebracht werden.

Deutschlands Reparationspflicht ist der Wiederaufbau Sowjetrusslands. Die Ruinen Nordfrankreichs, Belgiens, Serbiens, Rumäniens, Polens und Russlands sind noch nicht fortgeräumt. Das siegreiche Kapital sucht die Kosten eines Neuaufbaues einem einzigen Lande aufzubürden, und das Resultat ist, dass Deutschland selbst unter der Last zusammenbrechen und sich in einen Trümmerhaufen verwandeln muss. Und wo die Bourgeoisie an den Wiederaufbau geht, dort macht sie ihn zum Gegenstand der Spekulation, der Ausbeutung, die neue Konflikte schaffen muss. Drei Jahre des imperialistischen Krieges, drei Jahre der bewaffneten Intervention der Verbündeten in Sowjetrussland haben diese Kornkammer Europas trotz aller heldenmütigen Gegenwehr Sowjetrusslands verwüstet. Die Dürre dieses Sommers, die 25 Millionen Menschen mit dem Tode bedroht, gestaltet die Frage des Wiederaufbaues Russlands für Millionen russischer Arbeiter und Bauern zu einer Lebensfrage. Und immer mehr wird es sogar dem stupidesten Bourgeois klar, dass ohne Anerkennung der unbesiegbaren Sowjetregierung, ohne wirtschaftlichen Wiederaufbau Russlands weder die Weltwirtschaftskrise noch die großen weltpolitischen Spannungen auch nur vorübergehend überwunden werden können. Wenn Russland nicht wieder als Absatzmarkt und Rohstofflieferant auf dem Weltmarkt erscheint, wird ein Riss durch die Weltwirtschaft gehen. Und solange Sowjetrussland nicht gesichert vor neuen Angriffen dasteht, wird es die rote Armee unter Waffen halten müssen, wird die Gefahr immer vorhanden sein, dass aus den Abenteuern der polnischen Weißgardisten, aus den Abenteuern der rumänischen Bojaren von neuem ein Weltbrand entsteht. Aber die Weltbourgeoisie lässt die hungernden Millionen der russischen Bevölkerung ohne Hilfe, denn sie erwartet, dass der Hunger sie für die Forderungen des Weltkapitals gefügiger machen wird. Und diese Forderungen gehen dahin, dass die Sowjetregierung als Gegenleistung für ihre Anerkennung Russland an ein Syndikat der internationalen Finanz ausliefert, das in Russland wirtschaften wurde, wie es in der Türkei und in China gewirtschaftet hat. Das russische Volk, das sich vier Jahre lang mit den Waffen in der Hand gewehrt hat gegen die Errichtung der Herrschaft des Weltkapitals in Russland unter der Maske der Diktatur der russischen Weißen, wird sich natürlich mit allen Kräften gegen diesen „friedlichen“ Versuch seiner Versklavung wehren. Die Frage der Einbeziehung Russlands in die Weltwirtschaft, die Frage des allgemeinen Friedens, werden den Gegenstand neuer großer Kämpfe bilden.

Die Washingtoner Konferenz.

Aber nicht nur das Verhältnis des Weitkapitals zu Deutschland und zu Sowjetrussland bildet eine Quelle neuer großer Erschütterungen. Die Washingtoner Konferenz hat die Fragen des fernen Ostens nicht gelöst. Das große chinesische Volk von 400 Millionen Menschen ist ein Gegenstand des weiteren Schachers und des weiteren Kampfes geblieben. Unfähig, auf die Plünderung oder Aufteilung Chinas zu verzichten, haben die verbündeten Mächte den Vierervertrag geschlossen, der nur eins zeigt: dass sie fühlen, wie groß die Kriegsgefahr ist und darum versuchen, sich gegenseitig durch das Spinngewebe eines Abkommens vor selbständigen Schritten zurückzuhalten. Die Rüstungen zu Lande wagten sie nicht einmal auf dem Papier einzuschränken; der ganze Krakeel über die Abrüstung zur See endete damit, dass sie die alten Schiffe ausrangieren. die Zahl der Überdreadnoughts einschränken, um unter der See und in der Luft zu rüsten. Gleichzeitig sind sie bestrebt, neue Gesetze auszuarbeiten, die ganze Völker vernichten könnten.

Die Offensive des Kapitals gegen die Arbeiterklasse.

Unfähig, sich zum Wiederaufbau der Welt zusammenzuschließen, ihr Brot und den Frieden zu sichern, vereinigen sich die Kapitalisten aller Länder zum Angriff gegen die Arbeiterklasse. Überall suchen sie die Löhne zu kürzen, die den Arbeitern nicht einmal das geben, was sie vor dem Kriege zur Fristung ihres dürftigen Lebens erhielten. Trotz Arbeitslosigkeit suchen sie überall die Arbeitszeit zu verlängern. Das Kapital hat in der ganzen Welt die Offensive. gegen die Arbeiterklasse ergriffen. Der Krieg hat Berge von Staatsschulden hinterlassen und der imperialistische Friede hat sie erhöht. Die kapitalistischen Regierungen wagen nicht, diese Staatsschulden zu annullieren. Jemand muss sie tragen, und da die Kapitalisten sie nicht tragen wollen, so suchen sie, sie den Arbeitern aufzuerlegen. Was sind die Staatsschulden? Sie stellen das Recht des Kapitalismus dar, Teile des Arbeitsproduktes des Proletariats sich mühelos anzueignen, ohne irgendwie an der Produktion beteiligt zu sein. Die Offensive des Kapitals bezweckt, die Arbeiter zu zwingen, mehr zu arbeiten, mehr zu produzieren, damit die Kriegsgewinnler und die Friedensspekulanten einen immer mehr wachsenden Teil des Produkts der proletarischen Arbeit erhalten. Das Proletariat, das während des Krieges durch seine Arbeit in den Fabriken, durch seine Gefügigkeit, dem Kapital ermöglicht hat, die Welt in Trümmer zu schlagen, soll jetzt im Frieden durch angestrengte Arbeit den Hyänen der Schlachtfelder ermöglichen, auf diesen Ruinen ein Leben in Freude und Überfluss zu führen.

Die Erfolge der reformistischen Politik.

Drei Jahre lang habt Ihr trotz aller Kriegserfahrungen gehofft, dass es besser wird, dass die Kapitalisten ihre im Kriege gegebenen Versprechungen halten werden, dass sie Euch Demokratie, Selbstbestimmungsrecht, Brot und Freiheit geben. Eure Hoffnungen sind vernichtet. Anstatt die Nationalisierung der Kohlengruben zu erzielen, müssen die englischen Bergarbeiter zusehen, wie die Kohlenbarone ihnen den Lohn kürzen. Die deutschen Arbeiter, die glaubten, dass wenn sie sich der Herrschaft der Bourgeoisie fügen, sie auf friedlichem Wege die Sozialisierung der Industrie erreichen würden, müssen jetzt zusehen, wie die Könige der deutschen Industrie, die Stinnes und Co., ihre Hand auf alle Produktivkräfte des Landes legen, wie sie die Eisenbahnen beschlagnahmen wollen, wie sie die Schätze des Landes ausführen, um fremde Valuta in den ausländischen Banken vor dem deutschen Volke zu verbergen. Frankreich befindet sich mehr als je in den Händen des im Kriege vereinigten Kapitals. In Amerika bedeutet die Herrschaft der republikanischen Partei die nackte und unverhüllte Herrschaft der Trusts. Sogar die staatlichen Zuschüsse zur Verbilligung des Brotes werden in allen Ländern abgeschafft; wer die hohen Brotpreise nicht erschwingen kann, soll Hungers sterben. Die Demokratie der Nachkriegszeit ist nichts anderes als eine Maske der Herrschaft der Kriegsspekulanten und die Kulisse, hinter der eine hirnlose Diplomatie Komplotte gegen die Völker schmiedet. In einer Anzahl kapitalistischer Länder herrscht der weiße Terror. in Indien und Ägypten hat die englische Weltoligarchie diesen Terror, der sich bisher gegen kleine Gruppen richtete, gegen die Massen gerichtet. In Amerika, in Polen, Rumänien und Jugoslawien sind die Kämpfer des Proletariats zum Freiwild erklärt. Alle Verheißungen der 2. Internationale, der 2½ Internationale und des Amsterdamer Gewerkschaftsbundes sind zu Wasser geworden, alle diese internationalen Vereinigungen haben sich unfähig gezeigt, Euch sei es auch nur um die Demokratie und um Reformen in den Kampf zu führen, weil sie durch die Koalition mit der Bourgeoisie zur Ohnmacht verurteilt worden sind, und ob sie wollen oder nicht, nur helfen, die Herrschaft der Bourgeoisie zu festigen.

Die Einheitsfront tut not.

Die bisherigen Erfahrungen mussten sogar Blinden gezeigt haben, wie recht die Kommunistische Internationale hatte, wenn sie sagte, die Arbeiterklasse kann sich nur befreien, wenn sie die Macht der Bourgeoisie bricht und die Herrschaft der Arbeiterklasse errichtet, wenn sie fest verbunden im internationalen Maßstabe die Ruinen des Krieges forträumt und die Arbeit des Wiederaufbaues beginnt. Aber wir wissen, wie stark noch die Fesseln der Vergangenheit, die Einflüsse der kapitalistischen Schule, der Presse und der Kirche sind. Wir wissen, wie groß noch die Furcht und die Scheu großer Proletariermassen ist, die Macht in die Hand zu nehmen und der Schmied des eigenen Schicksals zu werden. Wir wissen, wie groß noch die Angst breiter Proletariermassen vor Niederlagen ist, wie die kommunistischen Minderheiten sie in ihrem Kampfe zur Errettung der breiten Massen vor dem Schicksal der Sklaverei erlitten haben. Wir wissen, wie die kapitalistische Presse der ganzen Welt Euch den Mut rauben will, indem sie auf die Wunden hinweist, die sich das vereinsamte russische Proletariat in seinem Zweikampf mit der ganzen kapitalistischen Welt geholt hat. Und darum sagen wir Euch: Nun, Ihr wagt den Kampf noch nicht aufs Neue, Ihr wagt noch nicht den Kampf mit den Waffen in der Hand um die Macht, um die Diktatur. Ihr wagt den großen Angriff auf die Zitadellen der Weltreaktion nicht. So sammelt Euch wenigstens zum Kampf um das nackte Leben, zum Kampf um ein Stück Brot, zum Kampf um den Frieden. Schließt Euch zu diesem Kampfe in eine einige Streitfront zusammen, vereinigt Euch als proletarische Klasse gegen die Klasse der Ausbeuter und Verräter der Welt. Reißt die Schranken nieder, die zwischen Euch aufgerichtet worden sind, stellt Euch in eine Reihe, ob Kommunist, ob Sozialdemokrat, ob Anarchist, ob Syndikalist - zum Kampfe gegen Elend und Not.

Die kommunistische Partei hat die Arbeiter, die auf dem Boden der Diktatur des Proletariats. auf dem Boden der Sowjets stehen, immer aufgefordert, sich in selbständige Parteien zu organisieren. Die kommunistische Partei nimmt kein Wort zurück von dem, was sie zur Begründung der Bildung selbständiger kommunistischer Parteien gesagt hat. Sie ist überzeugt, dass jeder weitere Tag immer größere Massen überzeugen wird, wie recht sie in all ihrem Tun und Handeln hatte. Aber trotz dem, was uns trennt, sagt sie: Proletarier und Proletarierinnen aller Länder, schließt Euch zum einigen Kampfe zusammen, zum Kampfe darum, was Ihr alle als gemeinsames Ziel empfindet.

Alle Arbeiter - ob Kommunisten, ob Sozialdemokraten, ob Syndikalisten, sogar ob christliche oder liberale Gewerkschaftler - wollen keine weitere Minderung der Löhne zulassen. Sie wollen nicht hungernd und frierend weiter arbeiten, und darum gilt es, sie zu einer gemeinsamen Front gegen die Offensive der Unternehmer zu vereinigen.

Alle Arbeiter - ob Kommunisten, ob Sozialdemokraten, ob Syndikalisten, ob christliche oder liberale Gewerkschaftler - wollen nicht tagein tagaus von einem Fabriktor zum anderen um Arbeit betteln gehen. Sie alle fürchten, auf die Straße geworfen zu werden. Darum müssen sie sich zum Kampfe sammeln gegen alles, was die Arbeitslosigkeit erhöht. Und die Arbeitslosigkeit wird in allen Industrieländern wachsen, wenn das deutsche Proletariat als Sklave der Entente und des deutschen Kapitals, als internationaler Lohndrücker wird schuften müssen, damit die deutschen Kapitalisten ihre Waren zu Schleuderpreisen auf den Weltmarkt werfen und so die Versailler Tribute bezahlen können. Die Arbeitslosigkeit wird wachsen, wenn die kapitalistische Weit Sowjetrussland Versklavungs- und Unterjochungsbedingungen stellt und es zwingt, sich weiter durchzuhungern oder sich mit der Waffe in der Hand seiner Haut zu wehren. Darum vereinigt Euch zum Kampfe für die Annullierung der Kriegsschulden, zum Kampfe gegen die Erdrosselung Deutschlands, zum Kampfe für die Anerkennung Sowjetrusslands und seinen Aufbau auf Grund von Bedingungen, die den Interessen des internationalen Proletariats entsprechen.

Und nicht nur die Arbeitslosigkeit schlägt dem Proletariat Wunden, es wird bedroht von Anarchie in der Produktion, wird dadurch bedroht, dass die Kapitalisten produzieren und ausführen können, was sie wollen. Die verarmte Welt fordert ein planmäßiges Verteilen der Rohstoffe, ihre planmäßige Ausnutzung, sie fordert die Kontrolle der Preise: alles dies ist unmöglich solange die Arbeiterklasse nicht die Kontrolle über die Produktion erobert, solange die von den Arbeitern gewählten Organe nicht die Möglichkeit haben, das Schalten und Walten der kapitalistischen Industriedesorganisatoren zu kontrollieren. Zum Kampfe um diese Kontrolle über die Produktion, die nicht nur im Interesse der Proletariats liegt, sondern auch im Interesse der breitesten Schichten des unter dem Bacchanal der Preise ächzenden Kleinbürgertums, müssen sich alle Arbeiter vereinigen.

Alle Arbeiter - ob Kommunisten, Sozialdemokraten, Syndikalisten, christliche oder liberale Gewerkschaftler - haben ein Interesse daran zu verhindern, dass die kapitalistische Diplomatie einen neuen Weltbrand entzündet, haben ein Interesse daran, dass ihr das Handwerk gelegt wird. Darum vereinigt Euch zum Kampfe gegen die kapitalistischen Rüstungen, gegen die kapitalistischen Ränke!

Bereitet die Einheitsfront in der Werkstatt vor!

Die Kommunistische Internationale fordert alle kommunistischen, alle ehrlichen Arbeiter auf, überall, in der ganzen Weit, in der Werkstatt, im Versammlungssaal sich zu einer Familie der Arbeitenden zusammenzuschließen, die in allen Nöten der Zeit gegen das Kapital zueinander stehen wird. Schafft den eisernen Willen zur proletarischen Einheit, an dem jeder Versuch, die Proletariermassen zu zersplittern, scheitern wird. Nur wenn Ihr, Proletarier, in Werkstatt und Wirtschaft Euch so zusammenfindet, werden alle Parteien, die sich auf das Proletariat stützen und bei ihm Gehör finden wollen, gezwungen sein, sich zum gemeinsamen Abwehrkampf gegen das Kapital zusammenzuschließen. Nur dies kann sie zwingen, ihr Bündnis mit den kapitalistischen Parteien zu brechen.

Schließt sich aber das Proletariat zusammen, so wird es imstande sein, die kargen Rechte, die ihm die kapitalistische Scheindemokratie gewährt, zum Kampfe um die Besserung der Lage des Proletariats, um die Stärkung seiner Positionen auszunützen. Wir sagen Euch: Unter dem Dache des bürgerlichen Hühnerstalles kann der Riese Proletariat seine Glieder nicht recken, sich nicht in seiner ganzen Höhe erheben. Wenn Ihr zu kämpfen beginnt, werdet Ihr sehen, dass Ihr das Schwert der Diktatur braucht, um zu siegen. Aber wir wissen, diese Diktatur ist nur möglich, wenn die große Mehrheit des Proletariats aus eigener Erfahrung zu ihr gelangt, und deshalb will die Kommunistische Internationale, wollen die Kommunistischen Parteien geduldig und brüderlich mit allen anderen Proletariern zusammen marschieren, selbst wenn sie auf dem Boden der kapitalistischen Demokratie kämpfen. Wenn Ihr Euch vereinigt, wenn das gesamte Proletariat zusammen aufmarschiert, dann wird es sich überzeugen, welch gewaltige Kraft es vorstellt, dann wird es sehen, dass die Bürgerlichen, die auf den Ruinen der Welt sich als Herren fühlen, Euch gegenüber klein werden.

In der eisernen Überzeugung, dass Ihr den Weg gehen werdet, den Eure Besten mit ihrem Blute gezeichnet haben, für den Hunderttausende russischer Arbeiter, für den Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, Leo Jogiches und Hunderte anderer ungenannter Kämpfer gefallen sind, für den Zehntausende in Gefängnissen schmachten, in dem festen Bewusstsein, dass das kämpfende Proletariat gezwungen sein wird, den Weg des Kommunismus zu betreten, rufen wir Euch zu: Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!

Es lebe die Einheitsfront des Proletariats gegen die Bourgeoisie!

Auf zum Gegenangriff gegen die Offensive des Kapitals!

Auf zum Kampf um die Kontrolle der Arbeiter über die Produktion!

Nieder mit den kapitalistischen Rüstungen und Komplotten!

Fort mit den Sklavenketten des arbeitenden Deutschlands!

Hände weg von Sowjetrussland!

Brot und Maschinen für den russischen Proletarier!

Es lebe die proletarische Solidarität in jedem Lande und in der ganzen Welt!

Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale.

Die Exekutive der Roten Gewerkschaftsinternationale.

Moskau, 1. Januar 1922.

Kommentare