Karl Radek 19200000 Proletarische Diktatur und Terrorismus

Karl Radek: Proletarische Diktatur und Terrorismus

[Broschüre, Hamburg o. J.]

INHALTSVERZEICHNIS

1) Karl Kautskys Herbstoffensive gegen Sowjetrussland

2) Der Terror der Jakobiner

3) Die Musterdiktatur

4) Die Milderung der Sitten durch die Demokratie

5) Das russische Sodom und Gomorrha

6) Entweder—Oder

I. Karl Kautskys Herbstoffensive gegen Sowjetrussland

Die Offensive von 14 Völkern verkündete der englische General, der im Baltenlande die “Demokratie” von Gnaden der City und Wall Street vertritt und den Kreuzzug des englischen Imperialismus gegen das Russland der Arbeiter und Bauern organisiert. Die erwarteten “Völker” sind ausgeblieben, die Generale der russischen Konterrevolution sind zum Teil geschlagen und es wird den Londoner Sklavenhaltern trotz ihrer Tanks und Giftgase, trotz Bombardierung offener russischer Städte und aller anderen Erfüllungsarten der 14 Punkte des Wilsonschen Weltbeglückungsplanes nicht gelingen, Sowjetrussland niederzuwerfen. Aber wenn die von den Weltherrschern erwarteten Sklavenabteilungen ausblieben, es nicht für notwendig hielten, zur Restauration des Zarismus beizutragen, so hat die Entente Hilfe von unverhoffter Seite erhalten. Im Moment, wo die russischen Arbeiter im heroischen Kampfe ihre Herrschaft verteidigen, eilt der internationalen Konterrevolution zu Hilfe Herr Karl Kautsky, der Theoretiker der seligen zweiten Internationale und bis auf den heutigen Tag Mitglied der Unabhängigen Deutschen Sozialdemokratie, ja ihr Vertrauensmann auf internationalen Konferenzen, die die Einheit der Arbeiterklasse wiederherstellen sollen. Während vor Koltschaks Truppen Popen in langen Reihen herziehen, die Weihrauchgefäße schwenken und durch Hochhalten der Heiligenbilder den Mut der Bauernsöhne in der Roten Armee zu brechen, hält Herr Karl Kautsky den Proletariern Russlands und Europas das Bild der wundertätigen Demokratie in einer Hand und das Schreckensbild des proletarischen Despotismus in der anderen entgegen. Sein Buch ist “Terrorismus und Kommunismus” betitelt,* nicht Terrorismus und Kapitalismus.

Es handelt nicht davon, wie die amerikanischen Trusts in der “freiesten Demokratie der Welt” jahrzehntelang die Arbeiter unter das Joch der Sklaverei durch offene rücksichtsloseste Gewalt (erinnert Euch an Colorado!) zu beugen suchten, wie dasselbe in anderer Form in allen anderen “demokratischen” Staaten vor dem Kriege geschah. Es handelt nicht darüber, wie die kapitalistischen Cliquen die Welt in die schreckliche fünfjährige Metzelei hinein warfen, ohne auch nur ein Volk um seine Meinung zu fragen. Er spricht kein Wort darüber, wie in diesem Weltkriege überall die imperialistische Diktatur aufgerichtet wurde, wie sie auf dem Schlachtfeld Millionen Proletarierkinder vernichtete, wie sie in den Städten Tausende und Abertausende in Gefängnissen verhungern ließ. Er spricht nicht davon, wie die revolutionäre Kerenski-Regierung auf Geheiß der Pariser Börse Tausende an der Front niedermetzeln ließ, um die Julioffensive 1917 zustande zu bringen. Die Geschichte des Terrorismus in der angebrochenen revolutionären Epoche beginnt für ihn mit den Bolschewiki. “Die Bolschewiki in Russland gingen voran”, und Herrn Noske, der den deutschen Kapitalismus mit Maschinengewehren und Minenwerfern gegen die deutschen Proletarier verteidigt, bezeugt Karl Kautsky mit einer Schamlosigkeit sondergleichen, er “trete kühn in Trotzkis Fußstapfen”. Aber Noske wird die Ehre, ein Gegenstand der “historischen” Untersuchungen Kautskys zu werden, nicht zu Teil,. denn eine solche Untersuchung könnte gewisse Zusammenhänge zwischen dem sterbenden, seine Macht verteidigenden Kapitalismus und dem Terrorismus aufdecken, was Herrn Kautsky nicht interessiert, da er doch ein Buch gegen den Kommunismus, nicht gegen den Kapitalismus zu schreiben hat. Das Buch hat schon den Enthusiasmus nicht nur eines Fritz Stampfers, der Frankfurter Zeitung, sondern sogar des Lokalanzeigers erweckt. Man könnte es damit beiseite legen, aber es zeigt so gut die geistige Verlotterung des ehrenwerten Theoretikers der so genannten II. Internationale, dass es wert ist, sich bei ihm ein paar Augenblicke aufzuhalten. Desto mehr als die lichtvollen historischen Ausführungen Kautskys, — wie sich Haase ausdrückte —‚ zum Er-- müden wiederholt werden, nicht nur von den Sozialpatrioten, rechten Unabhängigen (wie Hilferding, Ströbel), sondern sogar von Leuten, die wie Ledebour noch im Rufe, revolutionäre Politiker zu sein, stehen. Der Schrei gegen den Terrorismus, die Losung der Diktatur ohne Terrorismus bildet den letzten Versuch der Verwirrung der Arbeiter, nachdem der Kampf gegen die Erkenntnis der Notwendigkeit der Diktatur sich auf proletarischem Boden vollkommen aussichtslos zeigte. “Die Diktatur ohne Terrorismus”, das ist die letzte Zuflucht der Gegner der proletarischen Diktatur. Das Buch Kautskys ihre Waffe. Es ist sehr leicht, sie zu zerbrechen. Sie ist ein Schwert aus Pappe.

II. Der Terror der Jakobiner

Als gelehrter Mann hat Herr Kautsky natürlich nicht übel Lust, die Geschichte des Terrorismus seit der Schöpfung zu verfolgen. Aber diese “lichtvollen” Ausführungen wurden uns — Gott sei Dank — erspart. Wir erfahren nur, dass wie die Raubtiere überhaupt, unsere Urahnen, die Affen, keine Diktatur ausgeübt haben.

Sie haben vorwiegend von Pflanzennahrung gelebt, die sie “hier und da durch kleinere Tiere, Raupen, Würmer, Reptilien, eventuell auch nicht flügge kleine Vögel” ergänzten. Säugetiere haben sie nicht getötet. “Kein Affe tut derartiges” — erklärt Kautsky zu unserer Beruhigung und zu desto größerer Verdammung der Bolschewiki, die, wie bekannt, in solcher Vertilgung kapitalistischer Säugetiere jetzt vorangingen. Aber ihnen sind noch die Jakobiner des Jahres 1793 vorangegangen, und da sie dafür von der Strafe ereilt worden sind, so widmet ihnen Kautsky mehr Platz in seiner Untersuchung, als unseren ehrwürdigen Urahnen, den Affen.

Sein Urteil über die Jakobiner, die direkten Urahnen der Bolschewiki, lässt sich in den Satz zusammenfassen, in den Kautsky die Meinung der französischen Proudhonisten über die Jakobiner zusammenfasst: “Sie (die Proudhonisten) erkannten die Illusionen, die zur Schreckensherrschaft geführt, das Proletariat genarrt, es zur blutigen Verwilderung gebracht haben, ohne es seiner Befreiung im geringsten näher zu führen.” (8. 72.) Dieses Urteil begründet Kautsky in folgender Weise: Robespierre und seine Regierung wollte als Partei die Interessen der Proletarier und Kleinbürger vertreten (S. 35). Als sie zur Gewalt gelangten, suchten sie und die hinter ihnen stehenden proletarischen Massen die Staatsgewalt auszunutzen, “um jenes Reich der Gleichheit zu erreichen, das die Denker der Bourgeoisie ihnen versprochen haben” (S. 27). “Dadurch kamen die armen Pariser in steigenden Gegensatz zu den Bauern, den Zwischenhändlern, den Geldleuten, jenen Elementen, die damals durch das Privateigentum an den Produktionsmitteln am meisten begünstigt wurden, dessen Aufhebung bei der Herrschaft des Kleinbetriebes unmöglich war.” (S. 4.) “Da es ihnen unmöglich. war, den Produktionsprozess zu ändern, suchten sie mit Hilfe ihrer Machtmittel die Verteilung der Ergebnisse dieses Prozesses zu ändern, mit Mitteln, die unsere Tage nur sattsam haben kennen lernen lassen: Höchstpreisen, Zwangsanleihen, die etwa unserem Wehrbeitrag entsprachen und ähnlichen Eingriffen, die alle damals noch weit weniger dein Elend entgegenwirkten als heute, bei der damaligen ungeheuren Zersplitterung der Produktion, der Mangelhaftigkeit der Statistik, der Ohnmacht der Zentralgewalt gegenüber den Gemeinden. Immer schroffer gestaltete sich der Widerspruch. zwischen der politischen Macht des Proletariats und seiner ökonomischen Lage. Und dabei wurde immer ärger die Bedrängung durch den Krieg. Da griffen die Machthaber des Proletariats in ihrer Verzweiflung immer mehr zu den äußersten Mitteln, zum blutigen Schrecken, zum Terror.” (5. 27.) “Da aber auf dem Boden des Privateigentums während des Krieges mit seinen Riesenbestellungen usw. sich eine neue Bourgeoisie bilden musste, während die Not, der Krieg die Massen erschöpfte, musste die Terrorpolitik mit der Niederlage des Thermidor enden. Also noch einmal: die “Illusion”, man könne den “allgemeinen Wohlstand” einführen, hat das Proletariat und seine Führer zur Politik des Terror geführt, die das Proletariat “narrte”, “verwilderte”, “ohne es seiner Befreiung im. geringsten näher zu führen”‘ — das ist die “lichtvolle” Beleuchtung der Epoche des jakobinischen Terrors durch den führenden Theoretiker der zweiten Internationale.

Wie sahen die Dinge aber wirklich aus? Vorerst stellte Robespierre, St. Just und der ganze führende Klüngel des “Berges” niemals die Partei des Proletariats dar und sollte sie gar nicht vertreten. Die Partei des Proletariats und des proletarischen Kleinbürgertums waren die Enragés, vertreten durch Roux, Varlet, Dolivet, Chalier, Leclerc usw., und andere Träger der kommunistischen Agitation, die von dem Berg und der Robespierreschen Richtung eben wegen ihrer kommunistischen Tendenzen aufs schärfste bekämpft und auf die Guillotine gesandt worden sind. In gemäßigterer Form vertrat die proletarischen Interessen die Pariser Kommune unter Leitung Chaumettes, der ebenfalls von Robespierre auf die Guillotine gesandt wurde. Robespierre und seine Regierung stand entschieden auf dem Boden des bürgerlichen Privateigentums, wie dies in der Verfassung des Jahres 1793 zum Ausdruck kam, die besagte: “Das Eigentumsrecht gestattet jedem Bürger nach seinem Belieben, seine Einkünfte, die Früchte seiner Arbeit und seiner Betriebsamkeit zu genießen und darüber hinaus zu verfügen,” — oder an einer anderen Stelle: “Auch nicht der kleinste Teil seines Eigentums kann ihm genommen werden, außer wenn die öffentliche Notdurft nach dem Gesetze feststeht und dann nur unter der Bedingung einer gerechten vorläufigen Entschädigung”. Robespierre war Vertreter des bürgerlichen Republikanismus. Nicht mehr und nicht weniger. Er kam zur Macht, getragen von der Welle der proletarisch-kleinbürgerlichen Bewegung, als die französische Revolution nach dreijähriger Existenz weder den Feudalismus noch das Königtum aufgehoben hat. Betrogen von den Feuillants, von den Girondisten, d. h. von den Vertretern des konstitutionellen Adels und Großkapitals, brachten die Volksmassen zur Macht die bürgerliche Demokratie, den Berg. Gegen dessen radikal bürgerliche Maßregel, die wirkliche Aufhebung der Feudallasten (am 4. August 1789 wurde sie nur auf dem Papier aufgehoben), die Durchführung der Demokratie (Aufhebung der Zensur usw.), die Köpfung des Königs setzte sich die feudale Konterrevolution im Bunde mit England, Preußen, Österreich, zur wütenden Wehr. Es begann der Krieg gegen die Armeen der Koalition auf allen Grenzen, wie gegen die Konterrevolution im Innern. Die größte Not herrschte im Lande. Die revolutionären Armeen hatten keine Schuhe, keine Kleidung, keine Lebensmittel. In dem durch den Feudalismus ruinierten, unter vieljährigen Missernten leidenden Lande mangelte es an allein. Was konnte eine radikale bürgerliche Regierung tun? Würde sie Kautskys Erfurter Programm kennen, so würde sie vielleicht auf die “Illusionen” verzichten, den Kampf auf- und das Land dem Feudalismus preisgeben. Aber da sie zum Glück keine Ahnung von dem kastrierten Marxismus hatte, suchte sie keine “statistischen” Gründe für den Verzicht auf den Kampf, sondern kämpfte mit allen Mitteln, auch des Terrors gegen das Spekulantentum, gegen den konterrevolutionären Verrat, und besiegte die Heere der Konterrevolution. Wie wenig sie Illusionen nachging, zeigte sie durch ihren Kampf gegen die kommunistische Strömung, die tief greifende, aber damals unerfüllbare Reformen anstrebte. Als die Kräfte der feudalen Konterrevolution gebrochen waren, war die Aufgabe der bürgerlich-terroristischen Regierung erfüllt. Auch die Bourgeoisie wollte sie nicht mehr dulden. Das war der Grund des 9. Thermidor, des Sturzes Robespierres.

Dies verstand schon Mignet, obwohl er seine Geschichte der französischen Revolution fast vor hundert Jahren, in der Sprache der Restauration schrieb. In seinem Buche sagt er: “Die immer zahlreichen Siege der Republik, an denen sie durch ihre kräftigen Maßregeln oder ihre hohe Begeisterung einen gewaltigen Anteil hatte, machten ihre Gewalt überflüssig. Der Wohlfahrtsausschuss war es, der Frankreich im Innern mit starker und furchtbarer Hand niederhielt und zugleich Hilfsquellen geöffnet, Heere geschaffen, Feldherrn gefunden und Siege errungen hatte, wodurch schließlich der Triumph der Revolution Europa gegenüber gesichert wurde. Eine glückliche Lage erforderte nicht mehr dieselben Anstrengungen und seine Aufgabe war gelöst, da es das eigentümliche einer solchen Diktatur ist, ein Land und eine Sache zu retten und durch das Werk der Rettung selbst unterzugehen.” (S. 359 der Reclamausgabe). Der Gegensatz, in den der Jakobinische Terror zu seiner Grundlage, dem bürgerlichen Privateigentum geriet, bedeutet für Karl Kautsky nur einen Bankerott einer Illusion. Ein gewisser Friedrich Engels schrieb aber: “Damit selbst nur diejenigen Siegesfrüchte vom Bürgertum eingeheimst wurden, die damals erntereif waren, war es nötig, dass die Revolution bedeutend über das Ziel hinausgeführt wurde — ganz wie 1793 in Frankreich und 1848 in Deutschland. Es scheint dies in der Tat eins der Entwicklungsgesetze der bürgerlichen Gesellschaft zu sein.” (Friedrich Engels: Über den historischen Materialismus. Neue Zeit 1892/93. Bd. 1, S. 43/44.)1 Um das feudale gebundene Eigentum endlich abzuschaffen und damit den Boden unter den Füßen der feudalen Restauration abzugraben, musste sich die bürgerliche Revolution am bürgerlichen Privateigentum und den Mitteln des Terrors vergreifen. Sie musste schließlich daran auf die Länge hin scheitern, aber ihre Aufgabe, die Zertrümmerung des Feudalismus war ohne Terror nicht erfüllbar. Wer behauptet, dass sie dadurch das Proletariat “genarrt”, “verwildert” hat, “ohne es seiner Befreiung im geringsten näher zu bringen”, der behauptet, dass die Befreiung des Proletariats ohne Niederringung des Feudalismus und Absolutismus möglich ist. Ein solcher Mensch ist zwar dem hehren Vorbild unserer Urahnen, den Affen, treu geblieben die “vorwiegend von Pflanzennahrung gelebt haben” (Wiederkäuen des Marxistischen ABC), diese Nahrung ”hier und da durch kleine Tiere, Raupen, Würmer, Reptilien, eventuell auch nicht flügge kleine Vögel ergänzten” (Abschlachtung sozialreformatorischer Professoren und Revisionisten), aber eine Revolution wird er nie verstehen. Sogar eine bürgerliche nicht, geschweige denn eine proletarische.

Das war bei Kautsky nicht immer so. Noch in seiner Polemik gegen Eisner nach dem Amsterdamer Kongress schrieb er über die Epoche des Jakobinischen Terrors: “In den Kämpfen der Jahre 1789/90 haben die niederen Volksmassen, besonders in Paris, ihre Macht kennen gelernt: Sie haben gesiegt, aber die Früchte des Sieges fielen den besitzenden Klassen zu. Die unteren Klassen konnten dabei nicht stehen bleiben. Sie mussten weiter streben auf dem Wege der Freiheit und Gleichheit, um aus der Not und der Erniedrigung herauszukommen. Da sich aber das Bürgertum dem aus allen Kräften widersetzte, musste es bald zu einem verzweifelten Kampfe zwischen den beiden Klassen kommen. Die Gegensätze verschärften sich dank dem Kriege, den die alliierten Monarchen Europas gegen das revolutionäre Frankreich führten. In diesem Kriege konnte Frankreich siegen nur durch die energischste Anspannung aller Kräfte, was nur der rücksichtslose Hass vollbringen konnte, der die Volksmassen dem Privateigentum gegenüber belebte. Jetzt (1792 und 1793) wurde die Monarchie gründlich zerstört, das allgemeine Wahlrecht proklamiert, das stehende Heer aufgehoben, die Volksbewaffnung eingeführt; jetzt wurde der Reichtum der Besitzenden zur Ernährung der Kämpfenden und Armen ausgenutzt. Aber das alles geschah in der Epoche des Terrors, in der Epoche der Einschüchterung der Bourgeoisie . …” (Leider habe ich das Original, das in der Neuen Zeit 1904/05 erschien, nicht bei der Hand und bin genötigt, nach einer polnischen Übersetzung der Kautskyschen Abhandlung zurückzuübersetzen).2 Im Jahre 1905 war also Kautsky noch in den Terrorismus Robespierres so vernarrt und verwildert, dass er in der Zerstörung des feudalen Absolutismus, des stehenden Heeres usw. einen Preis sah, der die Epoche des Terrorismus als die des geschichtlichen Fortschrittes ihn anerkennen ließ. Der “Marxismus” schützte ihn damals noch nicht vor dem Verständnis der Geschichte, er war noch nicht kastriert. Erst die nahende Epoche der sozialen proletarischen Revolution ließ Kautsky die Waffe der marxistischen historischen Kritik zerbrechen, weil er überhaupt auf jeden Waffengang mit der Bourgeoisie verzichtet. Darum kann er sich nicht begnügen mit der Abkehr von dem, was groß in den bürgerlichen Revolutionen war. Er suchte die Tugenden der proletarischen Revolution in ihren Lastern und Fehlern darin, was der Grund ihrer Schwäche war. Sein Lob gilt ihnen, wenn sie sich niederschlachten lassen. Wir kommen zur Behandlung der Pariser Kommune des Jahres 1871 durch Kautsky, zum zweiten Kapitel seiner “lichtvollen” Darstellung, die Haase so entzückt hatte.

III. Die Musterdiktatur

Als die Kommune von Paris von den Versaillern im Blute erstickt wurde, als um die toten und gefallenen Revolutionäre die Weltbourgeoisie einen Indianertanz der Verleumdung begann, als unter dem Einfluss dieses Verleumdungszuges die englischen honetten Gewerkschaftsführer zu zittern begannen und sich von der ersten Internationale zurückzogen, bedeckte Karl Marx die zerfetzten Leiber der Kommunarden mit der Fahne der Internationale. Obwohl jede Solidaritätserklärung mit der Kommune die schwache, junge erste Internationale mit den größten Gefahren bedrohte, tat dies Karl Marx, der dem Kommuneaufstand sehr skeptisch entgegenstand, der schärfer als jemand anders ihre tödlichen Schwächen gesehen hat. Er tat dies nicht nur aus Gefühlssolidarität mit einem Aufstand, in dem Zehntausende von Proletariern in heiligem Enthusiasmus gekämpft hatten. Er tat dies, weil er mit genialem, historischem Blick, durch den Wust oft tragikomischer Irrungen und Wirrungen der Kommune, durch die Nebel ihrer unklaren Gedanken, durch die Trümmer ihrer halben Taten die Umrisse einer neuen Zeit sah, an deren Bau sie unbewusst beschäftigt war. Marx verstand sofort, dass die Kommune im Feuer ihrer Brände dem Proletariat zwei wichtige Lehren zeigte: die erste bestand darin, dass das Proletariat sich bei der Eroberung der politischen Macht des alten staatlichen Apparates nicht einfach bedienen kann, sondern ihn vernichten, zerbrechen muss, um einen neuen zu bauen; die zweite Lehre bestand darin, dass dieser Apparat grundverschieden von dem bürgerlichen Parlamentarismus und seiner Trennung der Gesetzgebung von der Verwaltung sein muss, dass es umgekehrt beide vereinigt in den arbeitenden Vertreterkörperschaften, die selber ihre Gesetze ins Leben durchführen. Diese Lehren der Kommune waren für Marx und Engels von der größten Wichtigkeit, weil sie das Wesen der Diktatur des Proletariats zeigten. Alles andere war für sie in der Kommune Einzelfall, vorübergehendes, das war das allgemeine, die “Lehre”, das war das, was über alle Schwächen hinweg die Kommune vom Jahre 1871 zu einem gewaltigen Schritt vorwärts stempelte, obwohl ihr direktes Resultat nur Trümmer hinterließ, eine Zurückwerfung der französischen Arbeiterbewegung für fünfzehn Jahre lang bedeutete. Die Kautsky und Bernstein, denen in den neunziger Jahren die Weiterführung des Werkes von Marx und Engels zufiel, verstanden mit diesen Lehren nichts anzufangen. In den Gewässern der anbrechenden parlamentarischen Epoche herumplätschernd, in ihrem Sande nach Regenwürmern grabend, begriffen sie diese Lehren nicht und enthielten sie dem Bewusstsein des Proletariats vor. Sehen wir zu, was heute, angesichts der russischen und deutschen Revolution, Karl Kautsky mit den Lehren der Kommune anzufangen weiß.

Er widmet ihr vierzig Seiten Druck. Auf diesen vierzig Seiten sucht er sie als Musterbeispiel der Diktatur darzustellen, wie er sie, Herr Kautsky, - zu akzeptieren bereit ist. Die Pariser Kommune findet Gnade vor seinen Augen: sie war gewählt auf Grund des allgemeinen Wahlrechts, also sie verstieß nicht gegen die heiligen Gesetze der Demokratie. Herr Kautsky triumphiert. Und doch schrieb Friedrich Engels am 18. März 1891, am 20. Jahrestage der Pariser Kommune: “Ihr Herren, wollt Ihr wissen, wie die Diktatur des Proletariats aussieht? Seht Euch die Pariser Kommune an. Das war die Diktatur des Proletariats!”3 Man sieht, Marx und Engels verstanden unter dieser Diktatur keinesfalls die Aufhebung des allgemeinen gleichen Wahlrechts oder der Demokratie überhaupt.” Heil Dir im Siegerkranz, triumphiert Karl Kautsky. Er zitiert an einer anderen Stelle meine Ausführungen aus der Einleitung zu Bucharins Programmschrift, wo ich ausführe, dass abstrakt genommen man der Bourgeoisie das Wahlrecht belassen könne, auch bei der Diktatur des Proletariats. “Aber die Revolution besteht eben darin, dass sie ein Bürgerkrieg ist, und Klassen, die sich mit Kanonen und Maschinengewehren bekämpfen, verzichten auf das homerische Rededuell.” Diese meine im Sommer 1918 niedergeschriebenen Ausführungen zeigten, dass auch die russischen Kommunisten das Merkmal der Diktatur des Proletariats keinesfalls in der Abschaffung der Wahlrechte der Bourgeoisie sahen. Sie waren nur überzeugt, dass während der Periode des Bürgerkrieges der Kampf des Proletariats und der Bourgeoisie so scharfe Formen annimmt, dass der gemeinsame Boden des demokratischen Wahlrechts, das Parlament als Kampfboden verschwindet. Was beweist in dieser Hinsicht die Pariser Kommune? Sie war, was Herr Kautsky verschweigt, ein Aufstand gegen die Resultate des allgemeinen Wahlrechts in Frankreich. Auf Grund dieses Kautskyschen Allheilmittels kam die Nationalversammlung Frankreichs 1871 zustande und wies 400 Monarchisten und 200) Republikaner (und was für welche!) auf. Sie war ein getreues Spiegelbild der Reaktion, die auf dem flachen Lande und in den Kleinstädten herrschte. Die Nationalversammlung schloss nicht nur den Frieden mit Bismarck, sondern bereitete den Krieg dem revolutionären Paris. Und siehe da, Paris erhob sich gegen die Nationalversammlung. “Paris hat kein Recht, sich gegen Frankreich aufzulehnen, es muss vielmehr durchaus die Oberherrschaft der Nationalversammlung anerkennen” — so wurde Paris apostrophiert von einem seiner Abgeordneten und Maires, Herrn … Clemenceau ‚ dem jetzigen “Tiger”, und der sozialistische Ahne Kautskys, Louis Blanc ‚ erklärte den Delegierten der Kommune: “Ihr seid Aufrührer gegen die freiest gewählte Versammlung.” Und Herr Thiers erklärte: “Die Regierung würde der Versammlung, Frankreich, die Zivilisation verraten, wenn sie neben der gesetzlichen, aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangenen Gewalt die Schichten des Kommunismus und der Rebellion sich bilden ließe.” Herr Kautsky unterschlägt glatt diese ganze grundsätzliche Kontroverse, in der nicht nur Konterrevolutionäre wie Thiers, sondern bürgerliche Radikale und Sozialisten wie Louis Blanc und Miliers den Vorwurf des Verrats der Demokratie gegen die Kommune erhoben. Die Kommunarden verteidigten sich dagegen mit dem Hinweis, dass die Nationalversammlung zu Unrecht nach der Erledigung der Friedensfrage bestehe, da sie nur zu ihrer Erledigung gewählt worden war. Dieses polemische Argument war jedoch ein purer Lufthieb, weil doch die Kommune keinen Aufstand darstellte zwecks Erzwingung von Neuwahlen, sondern zwecks Eroberung besonderer kommunal-staatsrechtlicher Freiheiten für Paris (Wahl der eigenen Beamten, Nationalgarde usw.), eben um Paris und die anderen Großstädte vor der Versailler Reaktion, die durch das allgemeine Wahlrecht zum Ausdruck gebracht wurde, zu retten. So erklärte auf die oben zitierten Vorhaltungen Clemenceaus ein Mitglied des Pariser Zentralkomitees: “Was Frankreich betrifft, so denken wir nicht daran, Gesetze vorzuschreiben — wir haben zu lange unter den seinigen geseufzt — aber wir wollen nicht länger Volksabstimmungskomödien der Krautjunker ausgesetzt sein. Sie sehen, es handelt sich nicht darum, zu erörtern, welches von unseren (d. h. der Kommunarden oder der Abgeordneten zur Nationalversammlung) Mandaten das gesetzlichere sei. Wir sagen Ihnen nur: Die Revolution ist da, aber wir sind keine Usurpatoren. Wir wollen Paris aufrufen, seine Vertretung ernennen.” Während Herr Kautsky, nachdem er den Charakter der Kommune als Aufstand gegen die “demokratische” Nationalversammlung schamhaft verschwiegen hat, die allgemeinen Wahlen zur Kommune als Bestätigung dieses ihres demokratischen Charakters, der Quelle ihrer Kraft, darstellt, ist diese Verbeugung der Kommune vor der Demokratie in Paris, nachdem sie gegen die Krautjunker-“Demokratie” im Reiche rebelliert hat, ohne jede prinzipielle Bedeutung. Das taktische Manöver der Kommune ist vollkommen klar. Die Reaktion, gegen die die Kommune rebellierte, holte sich ihre Mehrheit nicht in Paris, nicht in den Großstädten, sondern auf dem flachen Lande. In Paris, wo das Proletariat und das radikale Kleinbürgertum eine entschiedene Mehrheit besaß, in Paris, dessen Konterrevolutionäre geflüchtet waren, das allgemeine Wahlrecht anerkennen, hatte nichts mit der Demokratie “überhaupt” zu tun, es war die Unterordnung unter die proletarisch-kleinbürgerliche Volksmasse, die Träger der Kommune.

Aus der Tatsache, dass die Kommune von Paris auf ihrem Boden keine Feinde hatte — die Konterrevolutionäre und die konterrevolutionären Truppen waren nach Versailles ausgerissen — ergab sich die Vermeidbarkeit der Gewaltanwendung in den Mauern von Paris. Sagt doch Kautsky selbst: ”Der Gegner, der ihr gefährlich wurde, stand außer der Mauer ihres Gemeinwesens und war mit den Mitteln des Terrorismus nicht zu erreichen (Seite 79). Die Tugend der Kommune bestand also in der Nachahmung der Nürnberger, die niemand hängen, den sie nicht gefangen haben. Der Genosse Dzierschinski, der von Kautsky verabscheute Leiter der Außerordentlichen Kommission [=Tscheka] in Moskau, hat ganz gewiss niemanden von den gefährlichsten Gegnern Sowjetrusslands füsilieren lassen, inwieweit sich solche Gegner außer des Sowjetgemeinwesens befinden und mit den Mitteln des Terrorismus nicht zu erreichen sind. Das Verteidigungsmittel der Kommune war nicht der Terrorismus, sondern der Krieg gegen die Versailler. Diesen Krieg hat die Kommune in einer Weise geführt, die ihre Niederlage um Monate beschleunigt hat. Die Armeen der Konterrevolution existierten nur als zerstreute Überreste der geschlagenen demoralisierten napoleonischen Heere. Die Kommune hatte militärisch Übergewicht: was Menschenmaterial, Munition, Geist der Bevölkerung anbetrifft, sie hatte auf ihrer Seite die Arbeiterklasse aller Großstädte Frankreichs. Sie ließ alle die Kräfte verkommen, zersplittern, suchte den zitternden, erst sich sammelnden Feind nicht auf, sondern ließ sich von ihm überrumpeln, nur der Heroismus des Todeskampf es, nicht die Organisation des Krieges kennend. Dass das ein nachzuahmendes Beispiel der proletarischen Diktatur sei, wird auch Kautsky nicht behaupten.

Wo lagen die Quellen dieses vollkommenen Versagens der Kommune. Sie hatte genügend Offiziere, die sich freiwillig in ihren Dienst stellten. Sie hatte in dem Polen Dombrowsky einen guten militärischen Leiter. Die Volksmassen waren voller Aufopferung, wie sie es in ihrem aussichtslosen Kampfe bewiesen, als die Versailler in die Stadt eindrangen. Die Ursache dieses Mangels an Offensivgeist der Kommune, ohne den auch jede kraftvolle Verteidigung ausgeschlossen ist, bildete das Fehlen klarer Ziele in der Kommune, was ein Resultat der Tatsache war, dass die Kommune nur eine historische Episode bilden konnte. Der deutsch-französische Krieg beendete die Epoche der bürgerlichen Revolutionen und leitete die Epoche der “ruhigen” Entwicklung der konsolidierten kapitalistischen Staaten West- und Mitteleuropas ein. Die Arbeiterklasse war entsprechend dem niedrigen Stand der industriellen Entwicklung überall nicht nur eine Minderheit der Bevölkerung, sondern die Industrie war weder zentralisiert noch konzentriert. Der wirtschaftlichen Unfertigkeit des Kapitalismus entsprach die Zersplittertheit, geistige Unfertigkeit des Proletariats, das gefühlsmäßig sozialistisch, in keinem einzigen Lande einen bedeutenden Teil aufweisen konnte, der wusste, auf welchem Wege zur sozialistischen Befreiung zu gelangen. Die Vorderreihen des Proletariats waren gespalten in einen Teil, der hinter dem Rücken der kapitalistischen Gesellschaft sich durch friedliche Organisation sozial emanzipieren wollte und einen, der durch Eroberung der politischen Gewalt dies Ziel zu erreichen ohne einen konkreten Gedanken davon zu besitzen, wie das zu erreichen. Als am 18. März Paris gegen die Regierung aufstand, hatte es keine weitgehenden Ziele: die Arbeiter und Proletarier verteidigten ihre Kanonen in dem richtigen Gefühl, dass sie Thiers stehlen will, um Paris, die Festung der Republik, zu entwaffnen und der sozialen und politischen Reaktion die Tore zu öffnen. Die Regierung riss aus. Die Proletarier und Kleinbürger von Paris, zusammen mit allen “Parteien” freuten sich, dass sie ihre Kommune wählen konnten und ahnten nicht einmal, dass die Flucht der Regierung die Ansage des Kampfes auf Leben und Tod bedeutet. Sie konnten Versailles zertrümmern, taten es nicht, weil sie kein Ziel hatten, das sie erstrebten, außerhalb von Paris. Sie wollten sich frei einrichten, den Armen die Mieten und Pfandschulden erlassen und die Provinz — so hofften sie — wird dem edlen Vorbild von Paris folgen. Sie entfalteten nicht einmal eine Agitation in der Provinz. Als die Belagerung durch die Versailler begann, konnten sie sich auch nicht zu einer allgemeinen Politik aufraffen, weil ihnen allgemeine Ziele fehlten. Auf sozialem Gebiet war es nicht nur der Mangel an Zeit — die Kommune existierte nur 72 Tage — der sie zu keiner weitsichtigeren konstruktiven Politik des Überganges vom Kapitalismus zum Sozialismus kommen ließ, nicht nur die Notwendigkeit zur Verteidigung. Da der Übergang zum Sozialismus bei dem zersplitterten kleingewerblichen Charakter der Pariser Industrie unmöglich war, so musste sich der Sozialismus der Kommune in sozialreformerischen Maßregeln oder überhaupt in Armeleutesozialismus erschöpfen. Wenn Kautsky erklärt, dass “die Marxsche Methode der Sozialisierung, die der der Kommune so nahe kam, noch heute auch die unsrige sei”, so ist dazu nur folgendes zu bemerken: wenn man die gelehrte Mumie des ehrwürdigen Marxpropheten selbst in eine Zentrifuge setzen würde, so würde er auch dann nicht sagen, worin die Marxsche Methode der Sozialisierung besteht, wenn er nicht dabei die Marxschen Übergangsmaßregel vom Jahre 1848 im Auge hat, die auf die Politik der Kommune und das Jahr 1919 so passen, wie das Bastard- Wort “Sozialisierung” auf die Probleme der sozialistischen Revolution. Es gibt eine Marxsche Methode des Sozialismus, das ist der Marxismus, Rezepte für die konkreten ökonomischen Maßregeln in allen Situationen der sozialen Revolution hat Marx nicht entworfen. Das Entzücken Kautskys für die “Sozialisierungsmethode” der Kommune ist eine Verehrung für das blanke Nichts, worin auch die “Sozialisierung” besteht, über die Herr Kautsky auf Geheiß Eberts und Scheidemanns zusammen mit seinem gelehrten Jünger Hilferding solange tüftelte, bis er merkte, dass er für den Papierkorb arbeitet. Zwei Tugenden hat Kautsky an der Kommune entdeckt: sie hängte keinen Konterrevolutionär, den sie nicht erwischt hat, sie sozialisierte nicht und drittens, sie war tolerant, unterdrückte nicht eine proletarische Fraktion durch die andere, im Gegensatz zu den schlechten Bolschewiki. Der gefühlvolle “alte Greis”, um mit Busch zu sprechen, vergisst eins: die Proudhonisten, Blanquisten, Internationalisten bekämpften sich während der Kommune sehr bitter, wobei ihre Ansichten — das sehen wir jetzt klar — nur verschiedene Seiten derselben Konfusion bildeten. Aber alle sie bluteten für die Kommune, für die Herrschaft des Proletariats. Als am letzten Tage vor der Niederlage Vermorel, Mitglied der Minderheit der Kommune, einen Wagen von Munition transportierend, vor dem Stadthaus Ferré, den Vertreter der Mehrheit trifft, sagt er ihm lächelnd: “Nun, Ferré, die Mitglieder der Minorität schlagen sich.” — “Die Mitglieder der Majorität werden ihre Pflicht tun,” erwidert Ferré. Und der Kommunard Lissagaray sagt: “Großmütiger Wetteifer dieser beiden dem Volke so ergebenen Männer, die beide so edel sterben sollten!” Sozialisten aber, die wie Louis Blanc in Versailles mit den Krautjunkern blieben und nicht einmal die Stimme erhoben, als unter ihren Augen die gefangenen Kommunarden füsiliert wurden, sind in die Geschichte als Verräter des Proletariats übergegangen. Wie sagt doch ein sozialistischer Historiker über Louis Blanc: “Gewählt in Paris zur Nationalversammlung blieb er in Versailles als die Nationalversammlung Paris den Krieg erklärt hat; er unterstützte die Regierung in ihrem Kampfe gegen die Kommune. Seine Illusionen über die Befreiung des Proletariats durch Zusammenarbeit mit den edleren und fortschrittlicheren Teilen der Bourgeoisie endeten mit der Zusammenarbeit mit den brutalsten, reaktionärsten Junkern zwecks Erdrosselung des Proletariats. Dabei haben sich seine Anschauungen und Sympathien wenig geändert. Aber die Klassengegensätze sind stärker als fromme Wünsche. Wer von bürgerlicher Seite kommend, nicht genug Mut und Opferwilligkeit besitzt, um sich dem kämpfenden Proletariat rücksichtslos anzuschließen, die Brücken hinter sich zu verbrennen, der wird bei allen seinen Sympathien für das Proletariat in dem Moment der Entscheidung auf die Seite der Gegner des Proletariats treten.” Diese Worte stammen von Karl Kautsky, der sich selbst vorgeahnt hat. Die ruhige warme Gelehrtenstube ist die Brücke, die ihn mit der Bourgeoisie verbindet, er hatte nicht den Mut, den Märtyrerweg Rosa Luxemburgs zu beschreiten, so wir ihn jetzt in Versailles, als den Nachfolger von Louis Blanc. Und wenn er als die größte Tugend der Kommune lobt, dass in ihr Sozialisten nicht Sozialisten verfolgten, so sagen wir ihm: dieses Lob ist eine Beleidigung der Mehrheit wie der Minderheit der Kommune, die bestehend aus Kampfeskameraden keine Ursache hatte, sich gegenseitig zu verfolgen. Sie fälschen aber die Geschichte unnotwendiger Weise; falls die proletarische Revolution in Deutschland siegt, haben Sie nichts zu befürchten, Herr Kautsky, obwohl objektiv — wie gut Ihre Absichten auch sein mögen — Sie ein Verräter sind. Sie sind so ungefährlich, dass sich die Revolution den Luxus leisten kann, Ihnen die notwendige Ration von Futter, Raupen und nicht flüggen Vögeln zuzustellen, damit Sie sich weiter nach Urahnenart ernähren können; auch die notwendige Tinte und das Papier kriegen Sie. Und trotzdem wird unser die Rache sein: Wir werden Ihre Bewunderer, Scheidemann, Hilferding etc. nötigen, ihre Schriften zu lesen, die zu lesen sie jetzt nur heucheln.

IV. Die Milderung der Sitten durch die Demokratie

Wie es in Aufklärungsfilmen geschieht, hat Herr Kautsky zu Nutz und Frommen des deutschen Lesers zwei Beispiele angeführt: die jakobinische Gewaltdiktatur, die mit einer Niederlage enden musste, weil sie mit Gewaltmitteln Illusionen zu verwirklichen suchte und die deshalb auch das Proletariat verwildern, irreführen musste; diesem schwarzen Bilde stellte er das leuchtende der moralischen Diktatur, der demokratischen Diktatur der Kommune von 1871 gegenüber, die sich tief eingegraben hat “in den Herzen aller, die nach Befreiung der Menschheit lechzen”, nicht zum wenigsten deshalb, weil sie völlig durchdrungen war von dem Geiste der Humanität, der die Arbeiterklasse des neunzehnten Jahrhunderts beseelte”. Wir haben gezeigt, dass der Kautskysche Aufklärungsfilm ein Hokuspokus ist. Die Pariser Kommune von 1793 stellte keine proletarische, sondern eine bürgerliche Diktatur dar und sie “scheiterte” nicht an der Undurchführbarkeit der proletarischen Illusionen, sondern sie erfüllte ihre gewaltige historische Aufgabe: die Zertrümmerung des Feudalismus. Die proletarische Kommune des Jahres 1871 umgekehrt scheiterte schon nach zwei Monaten ihrer Existenz an der Konfusion ihrer Führer, die, voll von Illusionen, nicht verstanden, den Kampf über die Mauern von Paris hinauszutragen. Das was Kautsky den Geist der Humanität nennt, war in Wirklichkeit die schwäche der Kommuneführer, ihre Unentschlossenheit gegen einen unerbittlichen Feind. Nicht der Gegensatz von Gewalt und Demokratie äußert sich in dem Gegensatz der Kommune von 1793 und 1871, denn die Kommune 1793 stand theoretisch ebenso wie die von 1871 auf dem Boden der Demokratie und die von 1871 verließ ihn praktisch ebenso wie die von 1793. Der Gegensatz besteht in dem kraftvollen Kampfe einer Klasse, deren Zeit gekommen ist, deren Herrschaft ein historisches Bedürfnis bildet — das war die Herrschaft der jakobinischen Bourgeoisie 1793 — und der Konfusion und Kraftlosigkeit einer Klasse, die noch unfähig zur Herrschaft, noch keine Entschlossenheit findet, mit allen Mitteln für sie zu kämpfen: das war die Lage der französischen Arbeiterklasse 1871. Wenn Kautsky behauptet, die Kommune von 1871 habe sich tief in den Herzen aller eingegraben, die nach der Befreiung der Menschheit lechzen, dank ihrem humanen Geist, so verwechselt dieser Greis sein weibisches Herz mit dem eisernen des Proletariats. Nicht wegen ihrer Schwäche, die er Humanität nennt, wurde sie zum Symbol der proletarischen Bestrebungen, sondern deswegen, weil sie der erste Versuch der Herrschaftsergreifung des Proletariats war.

Was dieser Geist der “Humanität” ist, der angeblich in der Kommune herrschte und seinem Herzen so teuer ist, sucht Kautsky darzustellen in einer seiner bekannten leblosen Abstraktionen, indem er zeigt, wie einerseits die Menschheit wilder, andererseits milder wird und einmal die Wildheit, das andere mal die Mildheit Oberhand gewinnt. Auf all diese Oberlehrersalbadereien brauchen wir gar nicht einzugehen, weil Kautsky nicht über den Rahmen von Kannegießereien hinausgeht, wie sie jeder “humanitäre Kulturphilosoph” seit Jahrzehnten verbricht, ohne auch ein historisches Ereignis durch die Milde, die zu loben und die Wildheit, die sich selbst rächt, irgendwie aufzuhellen. Konkreter wird Kautsky, wenn er behauptet, dass die Demokratie, die das Kräfteverhältnis der Klassen klar zeige, sie vom blinden Hineinrennen in Konflikte zurückhalte, und der Marxismus wirke in derselben Weise auf das Proletariat: indem das Proletariat dank der marxistischen Aufklärung gelernt hat, dass sein Sieg nur Resultat eines allmählichen Wachstumsprozesses sein kann, “wurden die Sozialisten stets darauf hingewiesen, in jedem Moment nur solche Aufgaben in Angriff zu nehmen, die bei den gegebenen Kräfteverhältnissen und materiellen Bedingungen lösbar sind. Wurde stets demgemäß sachkundig verfahren, dann war es ausgeschlossen, dass die Sozialisten bei einer ihrer Unternehmungen scheiterten, oder aber, dass sie in eine verzweifelte Situation gerieten, die sie wider den Geist des Proletariats und des Sozialismus zu blutigem Massenterror zwang. In der Tat ist, seitdem der Marxismus die sozialistische Bewegung beherrscht, diese bis zum Weltkrieg fast bei jeder ihrer bewussten großen Bewegungen von einer großen Niederlage bewahrt geblieben und der Gedanke, sich durch eine Schreckensherrschaft durchzusetzen, war aus ihren Reihen vollständig verschwunden”. (S. 100.) Wir haben den Professor, wie er im Buche steht. Bis zum Weltkriege hatte die Demokratie und der Marxismus solche schönen Folgen gezeitigt. Und warum hatte die “Demokratie” mit ihrer das Kräfteverhältnis anzeigenden, die Sitten mildernden Tendenz den Weltkrieg, diese wildeste Form der Vernichtung nicht verhindert? Wir sind sicher, Herr Kautsky wird triumphierend erklären, dass dies darum geschah, weil seine demokratische Medizin den Hohenzollern, Habsburgern und Romanows nicht in genügenden Dosen verabreicht wurde. Abgesehen davon, dass trotz aller diplomatischen Dokumente, die das Schuldkonto dieser Dynastien am Kriegsausbruch 1914 so ungeheuer belasten, kein Marxist die ganze sozialpolitische Vorgeschichte des Krieges vergessen darf, so musste doch auf der Seite der “Demokratie” der Wille bestehen, mit allen, auch den bestialischsten Mitteln die Interessen des Ententekapitals gegen die raubgierigen Expansionsbestrebungen des deutschen Imperialismus zu verteidigen, wenn es den Hohenzollern und Habsburgern gelingen könnte, den Krieg zu entfesseln. Und weiß Herr Kautsky nichts von dem nichtswürdigen Kriege der westlichen “Demokratien” gegen Sowjetrussland und Sowjetungarn? Ja, es zeigt sich, dass dieser sonderbare Marxist noch im Sommer 1919 voll von Illusionen über den Willen des Kapitals ist, sich mit den Mitteln der Gewalt gegen die Befreiungsbestrebungen des Proletariats zu wehren. Er zitiert aus meinem Vorwort zur Bucharinschen Schrift die Stelle, in der es heißt: “Je stärker der Kapitalismus in einem Lande entwickelt ist, desto rücksichtsloser, desto wilder wird sein Verteidigungskampf sein, desto blutiger die proletarische Revolution und desto rücksichtsloser die Maßregeln, vermittels deren die siegreiche Arbeiterklasse die besiegte Kapitalistenklasse unter die Füße nehmen wird.” Diesen Ausführungen gegenüber erklärt Herr Kautsky vorerst, dass ich “die bolschewistische Praxis von anderthalb Jahren” zu einem allgemeinen Gesetz der Entwicklung erhebe”, und dass ich die Praxis zu Unrecht mit der “Rücksichtslosigkeit und Wildheit des Verteidigungskampfes der Kapitalisten” motiviere. “Von solcher Wildheit ließen sie weder im November 1917 in Petersburg und Moskau und noch weniger jüngst in Budapest etwas merken”. Diese Ausführungen des nicht bezahlten Agenten der Bourgeoisie zeigen nur, dass er nichts merkt, was ihm und dem Kapitalismus nicht passt. Er hat nichts gemerkt von den Hetakomben von Opfern, die während des ihm so nahen Kerenskiregimes der demokratischen Menschewiki und Sozialisten-Revolutionäre gefallen sind, nur weil der russische Kapitalismus vor keinen Mitteln zurückschreckte, um den Sieg des Proletariats aufzuhalten. Er hat nichts gehört vom Moskauer Novemberaufstand 1917, wo in mehrtägigen schweren Kämpfen der Widerstand der kapitalistischen Garden gebrochen werden musste. Er hat nichts gehört von den dreißigtausend Opfern der Weißen in Finnland, er hat nichts gehört von dem Galgenwald in der Ukraine, der aufgerichtet wurde unter tosendem Beifall der Bourgeoisie von ganz Russland, er hat nichts gehört von den Zehntausenden hingeschlachteten Proletariern im Kuban- und Donezgebiet, er hat nichts gehört vom Koltschakregime, über das jetzt amerikanische Regierungsvertreter wie Joshua Rosett Grauenvolles berichten, er hat nichts gehört von all den von der Entente bezahlten konterrevolutionären Komplotten, die Sowjetrusslands positive aufbauende Arbeit lahm zu legen suchten. Er hat nichts gehört von den fünfzehntausend Toten, die Herr Noske in der Verteidigung des deutschen Kapitals bisher im ersten vorbereitenden Stadium der deutschen Revolution aufgeschichtet hat. Er hat nichts gehört von den Zirkularen Herrn Churchills, des “demokratischen” Kriegsministers Englands, die beweisen, dass die englische Oligarchie keinen Augenblick zaudern wird, jeden Auflehnungsversuch des Proletariats im Blut zu ersticken, wie sie — ohne dass Herr Kautsky es bemerkt hat — jetzt während der Tagung der Friedenskonferenz, der Bildung des Völkerbundes, in Kairo 1000 (schreibe tausend) Menschen füsilieren ließ in Beantwortung der Eingeborenendemonstrationen und in Indien die Unabhängigkeitsbewegung so behandelt, dass Rabindranath Tagore, ganz gewiss kein wilder Bolschewik, auf die ihm vom englischen König verliehene Ritterwürde verzichtet, und seinen Schritt damit erklärt, dass die “Schwere der Strafen, die dem unglücklichen Volke auferlegt werden, die Art ihrer Ausführung ohne Parallele in der Geschichte der zivilisierten Nationen dastehen, ausgenommen ferne, weit entfernte Zeiten”. Dies geschrieben am 7. Juni im “Manchester Guardian”, zur Zeit, als Herr Kautsky seine Studien über den Terrorismus eben beendete. Von der blutigen Schlacht Herrn Clemenceaus mit den Pariser Arbeitern, die am 1. Mai von ihrem “demokratischen Recht”, für Sowjetrussland zu demonstrieren, Gebrauch machten, hat Herr Kautsky noch nichts bemerkt. Und wir sind sicher, dass wenn nach der schwungvollen Verbreitung seiner neuesten Broschüre durch den Bund zum Kampfe gegen den Bolschewismus ihre zweite Auflage erscheinen wird, wir alle Gräuelgeschichten, die die kapitalistische Presse gegen das Räteungarn verbreitet hat, gesammelt finden, aber die zehntausend Proletarier, die die ungarischen Betyaren mit Hilfe der Entente im heiligen Kampfe für Kapital und Demokratie hingeopfert haben, wird Herr Kautsky nicht bemerken.

Seine ganze Theorie von der “Milderung der Sitten durch die Demokratie” verdeckt eine einfache Tatsache: in der Epoche vom Jahre 1871 bis 1918, gab es in Europa mit Ausnahme Russlands keinen Versuch des Proletariats, das Bürgertum zu stürzen. Das Proletariat fügte sich der kapitalistischen Herrschaft, es suchte seine Lage im Rahmen des Kapitalismus zu bessern. Deshalb konnte, abgesehen von “kleinen” Metzeleien, in denen sich in Frankreich wie in Italien, Österreich, Nordamerika der Übermut der kapitalistischen Schergen austobte, die Bourgeoisie auf Anwendung der groben Gewalt gegen das Proletariat verzichten. In den Kolonien, wo die proletarisierten Bauern in ihrer Unkenntnis des Marxismus sich zu erheben wagten, wurden sie nach allen Regeln der Kunst militärisch niedergeworfen. Die Milderung der Sitten bestand darin, dass die Bourgeoisie die Arbeiterklasse, von deren Schweiß sie lebte, nicht morden ließ, da dies nicht nur nicht nötig, sondern der Profitmacherei schädlich war.

Der Marxismus fasste nur die Erfahrung der Arbeiterklasse zusammen, wenn er sie vor Putschen warnte. Dass ihr eigenes Gefühl der Schwäche und nicht der Einfluss des Marxismus ausschlaggebend war, zeigte die Tatsache, dass auch in Ländern, wo der Einfluss des Marxismus so schwach war wie in Italien, Frankreich und England es in den letzten Jahrzehnten zu keinen Putschen kam. Dass die Arbeiterklasse vor dem Kriege in keinem Lande versucht hatte, die Macht zu ergreifen, dass sie nirgends praktisch vor die Frage der Gewaltanwendung und ihrer Grenzen gestellt wurde, war Resultat des objektiven Kräfteverhältnisses, das sich nach 1871 und mehr noch nach 1890 ausgebildet hat in der Periode der Konsolidierung der kapitalistischen Staaten und ihrer wirtschaftlichen Expansion.

Der Marxismus war praktisch gar nicht vor die Frage der Gewalt gestellt und die Verdienste, die Herr Kautsky für ihn als die große Bremse in Anspruch nimmt, bestehen zum großen Teil in seiner Phantasie. Womit nicht geleugnet werden soll, dass der Marxismus seiner Couleur nach immer große Angst vor der Gewalt hatte, immer “Genossen, lasst Euch nicht provozieren!” zum Leitstern der Politik machte und somit zum hemmenden Faktor in dem letzten Jahrzehnt wurde, wo die Arbeiterklasse durch die imperialistische Politik vor die Probleme der Gewalt gestellt wurde. Der Weltkrieg hat diese Probleme zu den Fragen der Arbeiterbewegung gemacht. Zwar seit Jahren tut der Prophet der zweiten Internationale nichts anderes, als dass er beweist, wie diesem Geschlecht, das aufgewachsen ist in der Periode der kapitalistischen “ruhigen Entwicklung” jeder reale Sinn für das geschichtliche Werden in stürmischen, revolutionären Zeiten abhanden gekommen ist. Wir sahen das an der Kautskyschen Behandlung der größten bürgerlichen, der ersten proletarischen Revolution, der Epoche der so genannten “Demokratie”, wir werden es in abstoßender Form sehen bei seiner Behandlung der großen russischen Arbeiterrevolution.

V. Das russische Sodom und Gomorrha

Wir wollen mit unbestreitbaren Tatsachen beginnen, in der Zeit vom März bis November 1917 brach die Herrschaft der russischen Bourgeoisie Tag für Tag, Stein für Stein zusammen. Die Bourgeoisie wollte den Krieg weiterführen, die Arbeiter- und Bauernmassen wollten ihn beenden, koste es was es wolle.*

Die Bauern wollten den feudalen Grund und Boden in Besitz nehmen. Die Bourgeoisie, verbunden mit den Junkern, wehrte es ab. Die Arbeiter wollten nicht mehr die Herrschaft der Bourgeoisie ertragen, die das Land ruiniert hat, und von der sie überzeugt waren, dass sie es nicht aufbauen kann. Alle Gewaltmittel der Bourgeoisie versagten angesichts der proletarisch-bäuerlichen Mehrheit der Armee, der Beherrschung der Industrie- und Regierungszentren durch die Arbeiterklasse. Im November 1917 war die Bourgeoisie fertig. Was konnten die Marxisten, die Vertreter der Arbeiterklasse in diesem Prozess des Zerfalls der kapitalistischen Macht tun? Die Freunde Kautskys, die russischen Menschewiki, die sich für Marxisten hielten, und von Kautsky als solche geschildert werden, haben in ihrer überwiegenden Mehrheit gesagt: das russische Proletariat ist zu schwach, um die Macht zu übernehmen, es muss zusammen mit der Bourgeoisie gehen, ihre Herrschaft stützen; und da die Bourgeoisie Russlands auf den Krieg nicht verzichten wollte, forderten sie vom Proletariat, dass es treu bei der Fahne des Ententekapitals ausharre. Herr Kautsky hat niemals gegen diese Politik angekämpft, er hat in Zeretelli den Vertreter des Marxismus gesehen. Die russischen Bauern und Arbeiter jagten aber den Kerenski wie den Zeretelli zum Teufel, Und die es taten, bildeten die ungeheure Mehrheit des Volkes. Keine “demokratische” Regierung der Welt hat jemals so geschlossene Massen hinter sich gehabt, als die Bolschewiki in der Zeit vom November 1917 bis März 1918. Kein Historiker wird es leugnen können, dass die Bolschewiki zur Macht kamen, getragen von einer ungeheuren Mehrheit der Bevölkerung. Der entgegengesetzte Eindruck wurde hervorgerufen einerseits durch die Tatsache, dass die kleine Schicht der Bourgeoisie und Intelligenz die gesamte Presse beherrschte, andererseits durch die Tatsache, dass dank dem Fehlen eines entsprechenden politischen Apparates im Dorfe, der Unfähigkeit der Bauern, ihren Willen in artikulierten Lauten auszudrücken, die Konstituante das Bild der wirklichen Verhältnisse verfälschte. Was es aber bedeutet, dass die Bolschewiki nach dem Zerfall der alten Armee, vor der Bildung der Roten fast ohne bewaffnete Gewalt sich im Februar, März 1918 hielten, dass die Auflösung der Konstituante nirgends irgend eine Bewegung gegen die Bolschewiki auslöste, wird nur dem klar sein, der bedenkt, dass sie die Macht als die Vertreter der entschiedenen Mehrheit der Volksmassen übernommen haben.

Die Macht war also durch einen spontanen historischen Prozess,. der die Herrschaft der Bourgeoisie und ihrer menschewistischen Helfer zerbrach, an die Bauern und Proletarier gefallen. Die Bauern hatten keine Parteivertretung. (Die linken S.-R. wollten es sein, waren es aber nicht. Sie stellten einen Teil der Intellektuellen dar, die im Bauerntum sehr wenig wurzelten.) Das Proletariat, das die Verkehrswege, die Städte beherrschte, in den Gewerkschaften, Räten, der bolschewistischen Partei Herrschaftsorgane besaß, war politisch Herr der Lage. Was sollte es tun? Herr Kautsky, der der Machtergreifung des russischen Proletariats feindlich gegenüberstand — er verschweigt dies in seinem Buch — nimmt diese Tatsache als gegeben an und gibt dem russischen Proletariat folgenden Rat:

Keine Klasse verzichtet freiwillig auf die Macht, die sie erringt, welches immer die Umstände sein mögen, die sie ans Ruder bringen. Es wäre töricht, von dem russischen und ungarischen Proletariat einen derartigen Verzicht wegen der Rückständigkeit der Länder zu fordern. Aber eine im wahrhaft marxistischen Geiste geführte sozialistische Partei würde die jeweiligen Aufgaben, die sie dem siegreichen Proletariat stellt, den materiellen und psychischen Bedingungen anpassen, die sie vorfindet, würde nicht ohne weiteres die sofortige Vollsozialisierung in einem Lande unentwickelter kapitalistischer Produktion wie Russland fordern”. (S. 106.) Es ist sehr gnädig von Kautsky, dass er eingesehen hat, dass das russische Proletariat auf die Macht nicht verzichten kann. Seine vorjährige Broschüre über die Demokratie und Diktatur mündete in den Rat aus, das “russische Proletariat solle die Demokratie wieder herstellen”. Seit dem Erscheinen dieser Broschüre ist über ein Jahr ins Land gegangen und der Krieg der Entente und der russischen Konterrevolution scheint Herrn Kautsky belehrt zu haben, dass, falls die Sowjetdiktatur fällt, ihre Stelle die Diktatur der ententistischen Konterrevolution mit den zaristischen Generalen an der Spitze einnehmen würde. Davon ausgehend sagt er: ihr seid zur Macht gelangt, nun hole euch der Teufel, es ist nicht auf demokratischem Wege geschehen; nun, wo es einmal Tatsache ist, nützt die Gewalt vernünftig aus: passt euch den Bedingungen an, macht keine unmöglichen Sprünge, lasst von der ”Vollsozialisation”, die in einem kapitalistisch so unentwickelten Lande unmöglich ist.

Was ist die Vollsozialisation? Wenn das Wort irgendwelche Bedeutung hat, so kann es nur die der sofortigen Überführung aller Produktionsmittel in den Besitz und unter die Leitung der Gesellschaft der Versuch, mit einem Schlage den Kapitalismus abzuschaffen, sein. Es ist eine vollkommene Unkenntnis des wirklichen Entwicklungsganges der russischen Revolution, wenn jemand behauptet, die kommunistische Partei hätte eine solche Vollsozialisierung programmatisch gefordert und die Arbeiterregierung Russland hätte sie aus doktrinären Gründen zu verwirklichen gesucht. Die Kommunistische Partei hat während der Kerenskiperiode für die Kontrolle der Industrie durch Betriebsräte gekämpft, eben in der Erkenntnis, dass das Proletariat Einblick in die Leitung gewinnen, sie zu handhaben lernen muss, um allmählich die Industrie leiten zu können. Wenn Kautsky sagt:

So muss das Proletariat vorher Eigenschaften erworben haben, die es zur Leitung der Produktion befähigen, wenn es diese übernehmen soll” (S. 117), so ist dies eine ganz simplizistische schulmeisterliche Auffassung eines sehr komplizierten Prozesses. Natürlich kann man eine Sache nicht leiten, die man nicht versteht. In der kapitalistischen Gesellschaft ist nicht nur die Masse der manuellen Fabrikarbeiter, sondern sogar die der geistigen Proletarier (Techniker, Ingenieure) bar der Fähigkeit zur Leitung der Industrie. Sie sind alle Teilarbeiter, Räderchen in einem komplizierten Mechanismus. Die Leitung liegt in den Händen von ein paar Direktoren,. die ihre Geheimnisse (Markt- und Kreditverhältnisse) aufs sorgfältigste hüten. Solange das Kapital herrscht, sucht es das Proletariat mit allen Mitteln von der Leitung der Produktion auszuschließen. Kommt aber das Proletariat zur Macht, bar der Fähigkeit der Leitung der Industrie, so steht es vor der Notwendigkeit,. sie zu leiten. Nicht nur, weil der Kampf um die Macht in ihm den Willen zur Übernahme der eigenen Geschicke in die eigene Hand erzeugt hat, sondern weil im Kampfe um die Macht die Kapitalisten die Industrie mit allen Mitteln schädigen, sabotieren, um so die Lage des Proletariats zu erschweren. Wie aus dieser Lage herauskommen? Die Kautsky, Hilferding, Bauer glaubten den Weg gefunden zu haben, indem sie in gelehrten Kommissionen, in denen kein einziger Proletarier saß, die “Sozialisierungsfragen” studierten. Da sollte zuerst mit den Kapitalvertretern und gelehrten Professoren nach der Reihe untersucht werden, wie man die Kohle und die Heringe nacheinander sozialisieren soll, ohne dass “die Produktion” dabei leidet. Da kamen sie zur Überzeugung, man müsse vorerst den Kapitalisten den Anlass zur Sabotage und zum Bürgerkrieg nehmen, indem man sie schön entschädigt. Später, wenn die Sache klappt, kann man ihnen doch diese Entschädigung langsam wegsteuern. Gleichzeitig mit der allmählichen Verstaatlichung der am meisten konzentrierten, am leichtesten lenkbaren Betriebe, sollte ihre Leitung aus einer rein privatkapitalistischen eine gemischte werden, neben den Kapitalisten sollte in ihr der Staat, die Konsumenten, die Arbeiter vertreten sein, wodurch zwei Ziele erreicht werden: die Arbeiter gewinnen langsam Einblick in die Leitung und die Kontinuität der Produktion wird gesichert. Dies ist der Standpunkt, von dem aus Kautsky die Wirtschaftspolitik der Sowjetregierung kritisiert.

Bevor wir die russische Entwicklung schildern, fragen wir: hat sich dieser Standpunkt in Deutschland und Deutsch-Österreich bewährt? Der Karpfen liebt es, in Sahne gebraten zu werden, heißt es in Kochbüchern, und Kautsky & Co. waren überzeugt, die Bourgeoisie liebe es, allmählich expropriiert zu werden. Sie mussten sich überzeugen, dass die Bourgeoisie es vorzieht, überhaupt nicht expropriiert zu werden. Sie ließ Herrn Kautsky mit anderen Professoren in Berlin, Herrn Bauer in Wien die Frage “studieren”, inzwischen baute sie ihre im November erschütterte Macht aus, worauf die Geschichte der Sozialisierung besiegelt war. Wenn die Regierung jetzt in ihrem Entwurf des Betriebsrätegesetzes den Vertretern der Arbeiter im Aufsichtsrat einen Sitz verleihen will — dagegen laufen die Industriellen Sturm und die Geschicke der Regierungsvorschläge sind noch nicht entschieden — so ist das eine Dekoration: nicht in gelegentlicher Einsichtnahme in die “Papiere” des Unternehmens, sondern in täglicher Teilnahme an der Leitung der Unternehmungen können die Arbeiter die Bedingungen und Aufgaben dieser Leitung kennen lernen. Somit ist gesagt, dass das Kautskysche Mittel, den Pelz zu waschen ohne ihn nass zu machen, eine Utopie ist. Die wirkliche Entwicklung, wie sie in Russland vor sich ging und in den Grundlinien auch in anderen Ländern sich wiederholen wird, macht es dem Proletariat nicht so leicht, die Leitung der Produktion zu erlernen und gestaltet den Prozess des Überganges vom Kapitalismus zum Sozialismus viel schmerzvoller Wie ging er in Russland vor sich?

Die Arbeiter forderten die Kontrolle der Industrie durch die Betriebsräte. Sie taten dies nicht aus doktrinären Gründen, nur unter dem Einflusse der kommunistischen Propaganda, sondern unter dem Drucke der Notwendigkeit. Die Kapitalisten wollten oft die Fabriken schließen, da die gesteigerten Preise der Rohstoffe, Maschinen, Arbeitskraft ihre Kriegsgewinne bedrohten: es war rentabler die Kriegsgewinne zu retten und die Industrie einstweilen lahm zu legen. In anderen Fällen legten die Kapitalisten die Produktion vorübergehend lahm, um die Arbeiter zu nötigen, ihre Forderungen zu mindern. In anderen wieder, weil sie wirklich die Rohstoffe nicht auftreiben konnten. In allen diesen Fällen suchten die Arbeiter sich vor der Arbeitslosigkeit zu retten, indem sie stürmisch die Kontrolle der Industrie forderten, um zu sehen, ob die Einstellung der Produktion unumgänglich ist, ob sie sich nicht vermeiden lässt, ob die Forderungen der Arbeiterklasse unerfüllbar sind usw. Die Kontrolle der Produktion wurde in verschiedenen Orten Russlands in verschiedenem Maße erfochten, überall war sie Gegenstand des harten Kampfes und vielerorts mussten die Arbeiter die Fabrikherrn, die Direktoren auf dem Karren aus der Fabrik hinausführen, um sich überhaupt Zutritt zum Kontor zu erkämpfen. Dass in diesem Stadium der Entwicklung nicht die allgemeinen Interessen der Gesellschaft, nicht die der gesamten Arbeiterschaft in den Vordergrund traten, dass die Arbeiter jeder Fabrik um ihr Gruppeninteresse kämpften, dass bei diesem Kampfe große Werte zu Grunde gingen, ist klar. Wenn nun Kautsky in seiner Broschüre über die Demokratie und Diktatur Lenin bekehren zu müssen glaubte, dass die Besitznahme der Fabrik durch die Arbeiter dieser Fabrik kein Sozialismus ist, so zeigt dies nur den Stumpfsinn des Herrn Professors. Solange es kein Organ gibt, das die Interessen im ganzen vertritt, solange sich erst Kampforgane einzelner proletarischer Gruppen zu bilden beginnen, kann der Gegenstand dieses Kampfes nicht allgemein sein. Ebenso ist die Vernichtung von Werten, da jede Arbeitergruppe sich in ihrer Fabrik versucht durchzusetzen, unmöglich. Mit dem Ring jeder Gruppe der Proletarier mit ihren Ausbeutern im besonderen, mit den individualistischen Tendenzen, die eigene Ausbeutung zu mildern, der Not zu entgehen, hatte die Sowjetregierung, als sie im November 1917 zur Macht gelangte, zu tun. Was musste sie in dieser Situation tun, vor welchen Aufgaben stand sie?

Vorerst stand sie vor der Gefahr, dass die Kapitalisten versuchen werden zu retten, was zu retten ist, indem sie ihre Bankguthaben abheben, die Warenvorräte an die Spekulanten verschieben. Da galt es, die Banken in die Hand zu nehmen, die Fabriken samt ihren Vorräten als Eigentum der Nation zu erklären und den Betriebsräten ihre Kontrolle zu übergeben. Dann galt es zu verhüten, dass die Arbeiter einzelner Fabriken zu ihren Gunsten die Rohmaterialien und Produktenvorräte verkaufen. Das konnte nur erreicht werden, indem anstelle der Kontrolle der einzelnen Fabriken durch einzelne Betriebsräte allgemeine proletarische Kontrollorgane gebildet wurden. Zum Schluss galt es, mit allen Mitteln nicht nur die Weiterführung der Produktion überhaupt, sondern ihre Leitung im Interesse der Gesamtheit, d. h. der Produktion dessen, was der Gesellschaft notwendig war, einzuleiten. Kautsky hat nicht den geringsten Begriff von der kolossalen Arbeit, die auf diesem Gebiete geleistet wurde seit dem ersten Tage der Novemberrevolution, obwohl der Kampf um den Frieden, die deutschen Angriffe, der Kampf mit dem sofort einsetzenden Versuchen der militärischen Konterrevolution, die spontane Demobilisation, der Aufbau der primitivsten Machtorgane des Staates das Proletariat und seine Partei vor Aufgaben stellte, von denen solch ein, an seine Gelehrtenstube mit den geordneten Bücherschränken gewohnter Professor keine Ahnung hat. Aber aus der Rede Lenins über die Aufgaben der Sowjetmacht, die im April 1918 erschien, im fünften Monat der Revolution, kann jeder denkende Mensch erkennen, dass es sich hier nicht um die aus den Fingern gesaugten Reflexionen eines Olympiers handelt, sondern um die Stellungnahme eines großen proletarischen Führers zu Fragen, mit denen praktisch ganz Sowjetrussland schon damals, in den ersten Revolutionswochen rang. Eine Broschüre Lenins ist durch und durch polemisch, sie richtet sich gegen den damals um die Zeitschrift Kommunist, die in Moskau unter Leitung Bucharins, Radeks, Ossinskis, Lomows und Smirnows erschien, gruppierten linken Flügel der Kommunistischen Partei Russlands. Die gesamte Partei war sich darüber einig, dass die Frage der Organisation der Produktion die ausschlaggebende innere Frage der Revolution ist. Beide Flügel waren sich darüber einig, was Kautsky jetzt den Kommunisten als funkelnagelneue Einsicht serviert, dass “ohne Mitwirkung der Intelligenz der Sozialismus auf der heutigen Stufe der Produktion undurchführbar ist” (S. 127). Niemals haben die russischen Kommunisten den Arbeitern eingeredet, sie könnten ohne Fachwissen die Produktion leiten oder sie könnten dieses Fachwissen so schnell erobern, dass sie auf das geistige Kapital der Gesellschaft, auf die Intellektuellen verzichten können. Wären sie dieser Meinung gewesen, so würden sie sich doch gar nicht um die Sabotage der kleinbürgerlichen Intellektuellen gekümmert haben. Die Gegensätze bestanden auf ganz anderen Gebieten. Lenin ging von der Auffassung aus, dass mit der Besiegung Kaledins die Periode des konterrevolutionären offenen Widerstandes der Bourgeoisie beendet ist, dass man anfangen kann, ihre besten, bewährten Kräfte als Leiter der Industrie zu kaufen, um mit ihrer Hilfe die Produktion zu erweitern. “Wir Kommunisten und die Arbeiterklasse haben niemals Fabriken geleitet, wir müssen es erst lernen und können es nur bei den Trustherren lernen. Wenn wir ihnen Lehrgeld dafür zahlen, so werden wir das tausendfach zurückerhalten,” erklärte Lenin. Und seine Erklärungen waren nur der äußere Ausdruck von ernsten Verhandlungen mit einer Reihe führender Industrieller über die Bildung großer gemischter Betriebe im Ural, an deren Ertrag die Industriellen beteiligt werden sollten, deren Leitung in den Händen von Industriellen, der Staats- und Arbeitervertretung liegen sollten. Alle funkelneuen Klugheiten Kautskys waren somit den Kommunisten Russlands bekannt und auch der linke Flügel der kommunistischen Partei hielt diese Versuche Lenins für keinen Verstoß gegen die Prinzipien, niemand war der Meinung, der Kommunismus müsse auf einen Anhieb durchgeführt werden, in der kommunistischen Gesellschaft könnten die kapitalistischen Elemente sofort beseitigt werden. Der von Lenin vorgeschlagene Weg war wohl prinzipiell gangbar, aber die linken Kommunisten hielten den Plan für praktisch undurchführbar. Sie wiesen darauf hin, dass es unrichtig ist, anzunehmen, der offene Widerstand der Konterrevolution sei schon ein für allemal besiegt. Hat aber die Bourgeoisie diesen Widerstand nicht aufgegeben, so ist es unmöglich, ihre Führer zur Arbeit heranzuziehen, auch wenn man ihnen in der Übergangszeit ökonomische Zugeständnisse macht. Entweder werden sie überhaupt die Mitarbeit mit der Sowjetregierung ablehnen, in der Hoffnung auf ihren baldigen Fall unter dem Drucke der europäischen Konterrevolution, im Willen, diesen Fall zu beschleunigen, oder sie werden zum Schein ein Kompromiss mit der Sowjetregierung schließen, um die ihnen eingeräumten Positionen als Bastionen gegen die Arbeiterrevolution auszubauen. Die linken Kommunisten stimmten dagegen vollkommen mit Lenin überein im Bestreben, die geistigen Arbeiter, Ingenieure, Techniker usw. möglichst gut zu situieren, um die Mitarbeit dieser nicht materiell konterrevolutionären Elemente zu gewinnen. Die Geschichte, die Lenins auswärtige Politik, die Politik des Ausweichens vor einem sofortigen Zusammenstoß mit dem deutschen Imperialismus mit Erfolg krönte, zeigte, dass sein Versuch, die Produktion durch Heranziehung von Kapitalisten zu fördern, damals undurchführbar war. Die Atempause, die seine auswärtige Politik der Revolution gewährte, ihr erlaubte, sich zu organisieren, war gleichzeitig auch die Atempause für die Konterrevolution, die sich unter den Fittichen des deutschen Imperialismus in der Ukraine, unter dem Schutze der Entente in Sibirien zu immer energischeren Angriffen auf das Sowjetrussland organisierte. Statt mit den Matadoren des Kapitals Kompromisse zu schließen, zur Hebung der Industrie, musste der proletarische Staat sie mit allen Mitteln des Terrors bekämpfen, um die Macht der Arbeiterklasse, diese fundamentale Vorbedingung jeder Sozialisierung zu schützen. Aber damit waren auch die Wege der Sozialisierungsmethoden durch harte Tatsachen, durch harte Notwendigkeiten gegeben, vorgezeichnet unabhängig von abstrakten Kombinationen.

Sowjetrussland war im Kriege abgeschnitten von den Erzen und Kohlen des Donezbeckens und des Kaukasus, von dem Naphtha Bakus, seit dem tschechoslowakischen Aufstand von den Metallen des Urals, von der Baumwolle des Taschkent. Diese Lage erforderte das Zusammenraffen jedes Atoms der notwendigen Rohstoffe. Da galt es sofort Fabriken, die nicht voll arbeiten konnten, stillzulegen, ihre Maschinen und Rohstofflager abzugeben an Betriebe, die vollbeschäftigt werden konnten, da galt es die Produktion jeder entbehrlichen ja sogar vieler notwendigen Produkte einzustellen und die Industrie in den Dienst der Verteidigung der Revolution zu stellen. Alle Großbetriebe mussten straff in den Händen des proletarischen Staates zentralisiert werden. Die “Vollsozialisierung” — mit Ausnahme des Handwerkes usw.— war kein Resultat der kommunistischen Doktrin. Sie war das Resultat des Verteidigungskrieges der Revolution.

Das schrieb auch neue Wege auf dem Gebiete der Leitung der Industrie vor. Die russischen Arbeiter haben in den vielen Monaten der Revolution sehr viel wirtschaftlich gelernt. Die bürgerlichen Korrespondenten die durchweg Feinde des Sozialismus sind, die verschiedenen Olbergs, die unter der Maske der bekehrten Freunde sich in die SowjetangeIegenheiten einschlichen, um ein paar Wochen unter der Maske der Objektivität ihre “Lebensbilder” aus Sowjetrussland verhökern zu können, haben natürlich keinen Begriff von der Arbeit, die unter den ungünstigsten Bedingungen von dem unerfahrenen russischen Proletariat geleistet wurde. Wer sich gegen diese Behauptungen auf die Reden der Sowjetführer, auf die Artikel der Sowjetpresse beruft, der vergisst den Zweck und das Ziel dieser pessimistischen Schilderungen, die die Sowjetpresse bringt. Sowjetrussland kämpft einen Kampf auf Leben und Tod. Es kann siegen nur, wenn es alle Kräfte anstrengt, wenn es sich allen Gewalten zum Trutz hält. Da müssen die Führer, da muss die Presse jede Schwäche des Organismus denunzieren, um zu neuen Anstrengungen aufzufordern Selbst wo das Versagen Resultat objektiver Hindernisse, Schwierigkeiten ist, gilt es das Trotzalledem, Trotzalledem! der Masse zuzurufen. Während die bürgerliche und sozialdemokratische Presse Deutschlands jede Korruption des Staatsorganismus zu verdecken, zu verschweigen sucht, stellt die Sowjetpresse die Schwächen der eigenen Staatsmaschine rücksichtslos bloß. Funktionäre des Sowjets werden in ihr rücksichtslos angegriffen, Schwächen der eigenen Staatsmaschine rücksichtslos bloßgestellt, aber auch die Arbeitermassen bei jedem Versagen. Trotzdem hatte Ossinski, einer der besten Kenner der Wirtschaftspolitik der Sowjetregierung vollkommen Recht, wenn er vor einem Jahre darauf hinwies, dass die Produktion der Arbeit in erster Linie von objektiven Umständen abhängt und Resultat eines kontinuierlichen Arbeitsprozesses ist. Wo die Arbeit immerfort durch Mangel an Rohstoffen, durch Mangel an Kohle unterbrochen wird, fällt die Produktion, per Stunde und Kopf gerechnet. Dazu kommt die Tatsache, dass die Masse dauernd unterernährt ist und unterernährt sein muss, da man in erster Linie für die Kriegsbedürfnisse produzieren muss, für den Austausch der Industriewaren in Lebensmittel nur zu einem geringen Teile produzieren kann. Schließlich sind die energischsten Proletarier, die die Leitung der Produktion erlernten, an der Front, sie sind die Seele der Roten Armee. In dieser Lage erlauben die Zustände nicht zu warten, bis sich allmählich die Fähigkeiten des Proletariats zur Leitung der Industrie entwickeln. Es muss in diesem Prozess der Erstarkung der kollektiven Selbständigkeit, des kollektiven Verantwortungsgefühls schroff, roh eingegriffen werden, es müssen die intelligentesten, manuelle wie geistige Arbeiter oft mit diktatorischer Gewalt ausgestattet werden. Die Kautskys sehen darin einen Bankrott des Kommunismus, ein Aufgeben des Rätegedankens. In Wirklichkeit sind diese vorübergehenden diktatorischen Eingriffe ein Resultat des Krieges, der der Räteverfassung nicht erlaubt, ihre Kinderschwächen zu überwinden, die Selbständigkeit der Masse zu erstarken. Und diese diktatorischen Eingriffe führen zur Überwindung von Stockungen nur darum, weil hinter ihnen die Räte stehen, die das Vertrauen der Masse haben, die ihnen den Sinn, die Notwendigkeit solcher Maßregeln zeigen.

Diese Schilderung der inneren Entwicklung der russischen Sowjetrepublik zeigt die Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hat, nicht nur dank der Jugend des russischen Proletariats, nicht nur dank dem überwiegenden agrarischen Charakters Russlands, sondern in erster Linie dank der Tatsache, dass die russische Revolution zum Ausbruch kam, bevor sich das Proletariat der kapitalistischen Länder erhob. Sie hatte nicht nur mit der eigenen Konterrevolution zu ringen, sondern auch mit dem Weltkapital, das sie erst zu unterdrücken versuchte, um von neuem das russische Kanonenfutter zur Verfügung zu bekommen, das sie jetzt einzustampfen sucht, um den Herd der Weltrevolution auszulöschen. Der Anprall der konterrevolutionären Armeen des Weltkapitals, die Komplotte, die es auf russischem Boden schmiedete, die Hilfe, die es dem russischen Kapital immer von neuem wieder zukommen lässt, die ihm immer wieder die Hoffnung auf den Sieg über die russische Arbeiterklasse auferstehen lässt. Dies alles musste den Charakter der Kämpfe der russischen Revolution ungeheuer verschärfen. Als die russische Arbeiterklasse zur Macht gelangte, suchte sie alle Grausamkeiten zu vermeiden, trotz all der wilden Verfolgung, die sie unter dem Kerenskiregime erlitt. Revolutionäre Arbeiter deckten mit eigenem Körper die verhafteten Minister Kerenskis, sie gaben den konterrevolutionären Generalen Pardon; denn geschult durch die kommunistische Partei, verstanden sie, dass es sich bei der proletarischen Revolution nicht um die Wegräumung von einzelnen Personen, sondern um die Änderung der sozialen Verhältnisse handelt. Wenn Taten wilder Vergeltung vorkamen, so waren sie das Werk der in Soldatenuniform gekleideten Bauernmassen, nicht aber der organisierten Arbeiter. Mit Ausnahme der Kämpfe in Moskau vollzog sich die Oktoberrevolution fast friedlich. Der politische Terror setzte in vollem Umfange ein, als die russische Bourgeoisie unter dem Schutze der deutschen Bajonette in der Ukraine mit Feuer und Schwert gegen die Arbeiter vorzugehen begann, als sie sich im Frühjahr 1918 in Zentralrussland hinter die deutsche Regierung versteckte und mit Hilfe ihrer Beamten wichtige Teile des verarmten russischen Volksvermögens nach Deutschland zu verschieben suchte, als sie mit englischem und französischem Gelde die Komplotte zu schmieden begann, Attentate gegen die Führer des russischen Proletariats organisierte und schließlich ganze Armeen aus Söldlingen in Sibirien und im Kaukasus gegen Sowjetrussland auszurüsten begann. Es ist hier nicht der Platz, all die Einzelheiten über den wilden Terror der Weißen zu wiederholen, die man in dem Bericht Joshua Rosset, des Vertreters des amerikanischen Roten Kreuzes in Sibirien nachlesen kann. Kautsky erklärt, dass wenn die Führer der Konterrevolution zu. terroristischen Mitteln greifen, so sind sie sich selbst getreu, “weil ihnen Menschenleben so wohlfeil, als bloßes Mittel für ihre eigenen Machtzwecke gilt”. “Die anderen verletzen nicht ihre Grundsätze, wenn sie Menschenleben willkürlich opfern, um sich an der Macht zu behaupten, die Bolschewiki können es nur tun, wenn sie den Grundsätzen von der Heiligkeit des Menschenlebens untreu werden, die sie selbst erhoben und gerechtfertigt wurden.” (S. 139.) Mit dem Meister wiederholt jetzt Herr Hilferding, der Vertreter junior der Firma “kastrierter Marxismus”, der Terrorismus sei absolut unsittlich, und der brave Georg Ledebour tobt mit Schaum am Munde gegen die Unsittlichkeit des bolschewistischen Terrors. Georg Ledebour kann zu seiner Verteidigung sich darauf berufen, dass er während der Kerenskiepoche mit großer Energie auf der Stockholmer Konferenz der Zimmerwalder gegen den Terrorismus der Kerenskiregierung auftrat. Die Herren Kautsky & Co. können sogar die humanitäre Konfusion für sich nicht als Milderungsgrund in Anspruch nehmen. Sie haben geschwiegen, als im Interesse des Ententekapitals russische Soldaten, Bauern und Arbeiter mit allen Mitteln des wildesten Terrors in den Kampf getrieben worden sind. Sie haben geschwiegen, als die Kerenskiregierung die revolutionären Bauern, die sich organisierten, um die Großgrundbesitzer zu enteignen, in Gefängnisse warf, als sie gegen die Bauern Strafexpeditionen zur Verteidigung der Junker ins Land sandte, als sie Tausende von Arbeitern in der schärfsten Weise wegen bolschewistischer Propaganda verfolgen ließ, als sie die bolschewistische Presse unterdrückte, als sie Führer des russischen Proletariats als deutsche Spione verfolgen ließ. Das absolut Unsittliche am Terrorismus haben die Sittlichkeitsapostel erst dann erkannt, als die Frage entstand, ob das Proletariat seine Macht, die Möglichkeit seiner Befreiung mit Zähnen und Klauen verteidigen soll, da haben diese Marxisten, die das Proletariat bisher gelehrt haben, es gebe überhaupt keine absolute Wahrheit, keine absoluten sittlichen Gesetze, da haben sie erst gefunden, dass das Proletariat nur dann ein Recht zum Siegen hat, wenn es siegen kann ohne Menschenleben zu gefährden. Wenn sie um Menschenleben besorgt sind, warum stehen vor ihren Augen nur die Opfer der außerordentlichen Kommission, nicht aber die Massen, die hungern müssen, weil die russische Bourgeoisie mit Hilfe des Ententekapitals die Eisenbahnbrücken sprengt, um den Eisenbahnverkehr zu desorganisieren, weil die russische Bourgeoisie Offensiven gegen Sowjetrussland beginnt, sogar dann, wenn diese keine Aussicht auf militärischen Erfolg haben, nur um die Ernten zu vernichten, durch Hunger die Massen zur Kapitulation zu nötigen. Aber wenn die Anklage der Unsittlichkeit, die die “sittlichen” Kautskys, Hilferdings, Ledebours gegen die junge kämpfende Arbeiterklasse erheben, unsinnig sind, so ist damit noch nicht gesagt, dass der Terrorismus zweckmäßig ist, welche Aussichten er hat, welche Ziele er verfolgt.

Es ist klar, dass auf die Länge hin auch der schärfste Terror nicht imstande wäre, die russische Revolution zu retten, falls der Kapitalismus aus der Kriegskrise siegreich hervorging und sich festigen würde. Dann könnte die Konterrevolution, indem sie Sowjetrussland nötigt, nur für Kriegszwecke zu produzieren, ihr Ziel erreichen. Wenn die Sowjetrepublik nicht in absehbarer Zeit ihre Produktion auf Friedensarbeit einstellt, um für Industrieware vom Bauern Lebensmittel zu bekommen, so ist es klar, dass die schwache Arbeiterschicht sich sogar in siegreichen Feldzügen aufreiben und verbluten wird. Aber diese Möglichkeit müsste von jedem westeuropäischen Sozialisten, für den das Wort Sozialismus kein hohles Wort ist, einen Ansporn bilden zur äußersten Anstrengung seiner Bemühungen, die westeuropäische Arbeiterklasse aufzurütteln, sie zum Kampfe gegen den Kapitalismus zu führen; nicht aber dazu, die russischen Revolutionäre aufzufordern, im Namen der Menschenrechte vor den Konterrevolutionären die Waffen zu strecken. Denn wenn ein Kautsky in seiner vorjährigen Broschüre über Demokratie und Diktatur noch die Hoffnung aussprach, die bolschewistische Diktatur werde durch die Demokratie in Russland abgelöst, so ist es nicht nur den russischen Menschewiki, sondern auch ihren stupiden europäischen Nachplapperern, demselben Kautsky wie Rudolf Hilferding klar geworden, dass falls, die russische Arbeiterdiktatur mit ihrem Terror zusammenbricht, an ihre Stelle nicht die Demokratie, sondern der weiße Terror der Koltschak und Denikin kommt. Genötigt zu wählen zwischen der proletarischen Diktatur mit dem Terrorismus und dem blanken Terrorismus der weißen Diktatur flehen sie die Proletarier an: seid milde, hilfsbereit und gut, und versprechen ihnen, dass sie dem russischen Proletariat ein Grabmal setzen werden: “Gefallen, gemeuchelt durch den kapitalistischen Terror, weil es edel war, und den Geboten der Menschlichkeit folgte, vorwiegend von Pflanzennahrung gelebt hat, die es hier und da durch kleine Tiere, Raupen, Würmer, Reptilien, eventuell auch nicht flügge kleine Vögel ergänzte. Es tötete aber kein größeres Säugetier, um es zu verzehren. Es blieb darin unsern Urahnen, den Affen gleich. Ehre seinem Andenken!”

Nun, das russische Proletariat wird diesen Ratschlägen nicht folgen und das einzig gute dieser Ratschläge besteht darin, dass dank ihnen das Proletariat im letzten Hilferding und Ledebour die Scheidemänner erkennen wird.

VI. Entweder-Oder

Welche Bedeutung hat die Terrorismusfrage für die westeuropäische Arbeiterklasse. Die Kautsky, Otto Bauer, Hilferding suchen den Terrorismus, den sie nur bei der russischen Arbeiterrevolution entdecken, aus der Tatsache zu erklären, dass die Arbeiterklasse in Russland einen kleinen Prozentsatz des Volkes bildet. Nur deshalb, sagen sie, müssen sie versuchen, sich mit Gewaltmitteln zu halten. Das europäische Proletariat werde dazu nicht genötigt sein, weil es die Mehrheit der Bevölkerung ausmache. Wenn sie gegen den russischen bolschewistischen Terror vorgehen, so tun sie es aus dem Grunde, dass sie sich verpflichtet haben, das Schild des Sozialismus zu reinigen von all dem Blut, mit dem es der Bolschewismus beflecken konnte; aber der Eifer, ja der Geifer, mit dem die Kautsky, Ströbel, Hilferding und Ledebour in dieser Frage auftreten, zeigt, dass es sich hier um etwas mehr handelt, als um die Frage, ob diese großen Vertreter des Sozialismus die Verantwortung übernehmen könnten für die arme kleine russische Arbeiterrevolution. Als die russische Arbeiterrevolution im November 1917 siegte, als vor den Proletariern aller Länder, von Berlin und Wien bis New York und San Francisco die Fahne der Sowjets als die Fahne ihres zukünftigen Kampfes und Sieges auftauchte, da galt die erste Schlacht den wankenden Elementen des Sozialismus, der Idee der proletarischen Diktatur. Die Ströbel und die Kautsky suchten um die Wette mit den offenen Lakaien der Bourgeoisie dem Proletariat einzureden, Marx habe die Diktatur nicht anders verstanden, als die Herrschaft des Proletariats, nachdem es notariell festgestellt hat, dass die Mehrheit der Bevölkerung auf der Seite des Sozialismus steht. Und nachdem es sich juristisch verpflichtet hat, die brave Bourgeoisie bis ans Ende ihres und ihrer Kinder Leben dafür zu entschädigen, dass ihr das angestammte Recht der Ausbeutung genommen wurde, nachdem es ihr zum Schlusse neben der Lebensrente auch den Genuss sicherte, sich unter der Fahne der Demokratie gegen das Proletariat zu organisieren. Die Idee der Arbeiterdiktatur setzte sich jedoch in der Arbeiterklasse Westeuropas siegreich durch, eroberte immer größere Massen des Proletariats, nicht nur dank dem Einfluss des Kampfes der russischen Sowjetrepublik, der die Herzen des Proletariats der ganzen Welt eroberte, sondern in erster Linie dank den Erfahrungen, die die Arbeiterklasse in allen Ländern mit der bürgerlichen Diktatur machte. Nachdem die Arbeiter Deutschlands im November 1918 durch die Haase, Ströbel, Hilferding, Dittmann, Kautsky sich irreführen ließen, die ihnen in die Hände gefallene Macht der Bourgeoisie auslieferten, haben sie die bürgerliche Demokratie bald an ihren Früchten erkannt. Zwischen der Nationalversammlung und den Räten besteht kein prinzipieller Gegensatz, behauptete der Führer der Unabhängigen, Haase, auf dem ersten Rätekongress und er befürwortete die Einberufung der Nationalversammlung. Die Bourgeoisie zeigte den Arbeitern, dass es nur ein Entweder — Oder gibt. Um die wirkliche Macht in die Hände zu bekommen, um aus der Nationalversammlung die Krönung der wirklichen bürgerlichen Macht durchzusetzen, begann sie sofort nach dem Kongress die Niederwerfung der Arbeiter, die Beraubung des Rechtes der Arbeiterräte, die Entwaffnung des Proletariats. In der Zeit vom Januar bis März verflog der Glaube der Arbeiter an die Wunderkraft der Demokratie und der Nationalversammlung, stürmisch sprachen sie sich für die Diktatur, für die Räteherrschaft aus. Mit Mühe und Not gelang es den Haase und Hilferding auf dem Märzparteitag der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands, den Arbeitern aufzuschwatzen, man könne durch den Druck auf die Bourgeoisie in der bürgerlichen Nationalversammlung wenn nicht die Räteherrschaft erlangen, so doch die Mitherrschaft der Räte, ihre Beteiligung an der Macht, man könne ihnen die politische Initiative sichern. Die prinzipielle Gegnerschaft gegen die Räte wagte sich innerhalb der unabhängigen Presse nicht mehr hervor. Nur in bürgerlichen Blättern und Büchern, die von bürgerlichen Verlegern herausgegeben werden, wagen die Kautsky und Ströbel die Idee der proletarischen Diktatur zu bekämpfen. Mit jedem Monat aber wurde die Sache in der Partei für sie aussichtsloser, es blieb den Gegnern der proletarischen Diktatur nichts übrig, als sich zurückzukonzentrieren auf eine Diktatur, die keine Diktatur ist.

Rudolf Hilferding, der alte Beirat Scheidemann-Eberts, der aus der österreichischen Schule der Kompromisse stammende Mann des Radikalismus in der Theorie, der halben Wahrheiten und der ganzen Lügen, gab das Signal. Er sprach auf der Septemberkonferenz der Unabhängigen sich für die Diktatur aus, aber eine solche Diktatur, die der Bourgeoisie kein Leid antun kann, eine Diktatur, die ein Messer ohne Griff ist, er sprach sich für die Diktatur unter prinzipieller Verwerfung des Terrorismus aus. Er erklärte, der Terrorismus sei nicht nur ethisch verwerflich, sondern er sei in Westeuropa gar nicht nötig, da in Westeuropa die Arbeiterklasse die Mehrheit besitze, sie also ohne jede Gewalt herrschen kann. Alle unklaren opportunistischen Elemente klammerten sich an diesen Ausweg. Er wurde zur Rettungsplanke für die Elemente der unabhängigen Partei, die dank ihrer sozialen Stellung gar nicht fähig sind, endgültig mit der Bourgeoisie zu brechen, die teils selbst vermögend, instinktiv mit der Bourgeoisie verbunden sind, teils an das ruhige Dasein des parlamentarischen Führers gewohnt sind, der protestiert und demonstriert, aber nicht riskiert. Es klammerten sich an diese Planke alle die Elemente, die zum Sozialismus kamen, weil die bürgerliche Demokratie bankerott war. Die Losung der Diktatur ohne Terrorismus wurde gleichzeitig die Losung von politischen Machern, wie von humanitären demokratischen Illusionisten. Keiner von ihnen konnte sich rücksichtslos auf den Boden des Proletariats stellen und seinen Kampf kämpfen, sowie es die Lage erfordern wird, ohne der Geschichte Bedingungen zu stellen, ohne mit ihr zu hadern, sie müsse doch dem Proletariat erlauben, durch das Meer des kapitalistischen Schmutzes und Blutes durchzuwaten und dabei weiß und unbefleckt zu bleiben wie Antigone. Die Losung “Diktatur ohne Terrorismus” ist der letzte Zufluchtsort der Bourgeoisie.

Vorerst: wie kommen wir zur Staatsgewalt? Werden wir es exakt feststellen können, dass wir die Mehrheit der Bevölkerung hinter uns haben, selbst wenn wir sie haben? Es ist klar, dass dies fast ausgeschlossen ist: wenn die Zeit der Übernahme der Herrschaft durch die Arbeiterklasse heranreift, so wird sich das in den schärfsten revolutionären Kämpfen ausdrücken, in denen die Bourgeoisie wie das Proletariat mit der äußersten Anstrengung kämpfend, die demokratische Form zertrümmern werden. Der kommenden proletarischen Diktatur wird die Bourgeoisie den weißen Terror entgegenstellen. Sie wird die Arbeiterpresse unterdrücken, die Arbeiterorganisationen auflösen, sie wird versuchen, das Proletariat zu vorzeitigem Losschlagen zu reizen, um es niederzuwerfen. Dass durch irgendwelche Wahlen festgestellt werden könnte, auf welcher Seite die Mehrheit steht, ist fast unwahrscheinlich. Es ist auch zweifelhaft, dass das bewusste, nach Herrschaft strebende Proletariat jemals vor der Machtergreifung eine Mehrheit der Bevölkerung hinter sich haben wird. Die Arbeiter stehen, solange der Kapitalismus existiert, nicht nur unter dem Einfluss der bürgerlichen Presse und Schule, unter dem Einfluss des erlernten Aberglaubens, sondern unter dem Eindrucke der Macht der Bourgeoisie. Die am meisten unterdrückten oder die geistig regsten Elemente der Arbeiterklasse befreien sich von diesem Einfluss im Prozess der Revolution. Der großen Mehrheit des Proletariats wird der Glaube an die eigene Kraft, an die Fähigkeit, zu herrschen erst durch die Taten der revolutionären Arbeiterregierung, durch eigene Kämpfe und durch eigene Erfahrungen erwachsen. Aber selbst wenn sich um die kommunistische Avantgarde des Proletariats eine Mehrheit sammeln würde, wenn sie mathematisch feststellbar wäre, so würde auch dann nicht zu hoffen sein, dass die Bourgeoisie sich einer Mehrheit unterwerfe. Die Bourgeoisie wird sich überhaupt nicht unterwerfen, die Bourgeoisie muss unterworfen werden. Solange es kapitalistische Staaten neben sozialistischen geben wird, wird die Bourgeoisie immer die Hoffnung hegen, das Proletariat noch einmal zu besiegen, wird sie, einmal niedergeworfen, von neuem beginnen, den Widerstand zu organisieren. Solange der Prozess der Revolution nicht abgeschlossen ist, solange an die Stelle der kapitalistischen Zersetzung nicht sozialistische Ordnung tritt, die den Massen durch greifbare Taten die Wohltaten des neuen Herrschaftsverhältnisses zeigt, wird die Bourgeoisie in einem wankenden und schwankenden Teil des Proletariats, des Kleinbürgertums, Elemente finden, die sich bereden lassen, unter der Herrschaft der Bourgeoisie könnten sie sich all das Schwere und Harte, das der Kampf mit sich bringt, ersparen. Im Westen, in den kapitalistisch entwickelten Ländern, wo die Bourgeoisie am besten organisiert ist, wo sie in der Arbeiteraristokratie eine viel breitere Stütze hat, als es in Russland der Fall war, werden wahrscheinlich die Kämpfe um die Macht viel schärfer als in Russland sein, der viel größeren Gewalt der Bourgeoisie wird das Proletariat eine viel entschiedenere Gewalt seinerseits entgegensetzen müssen. In diesen Verhältnissen bedeutet das Gerede über die Diktatur ohne Terrorismus nichts anderes, als die Massen einzuschläfern; die einzige Folge dessen würde sein, dass sie in den Kampf zieht, der Gefahr unbewusst und deshalb leichter der Bourgeoisie zum Opfer fallen muss. Man tröste sich nicht damit, die Arbeiterklasse sei nicht sentimental, sie werde auf harte Tatsachen mit harten Tatsachen antworten. Die Arbeiterklasse ist wie jede vorwärts strebende Klasse, die die Zukunft der Menschheit darstellt, die in sich das Streben nach allem Guten und Großen sammelt, vom Hause aus großmütig, von Hause aus vorübergehend leicht einzuschläfern, am leichtesten, wenn ihr das Einschläferungspulver von Leuten verabreicht wird, die ihr Vertrauen besitzen, die als Anhänger der Diktatur zu ihr sprechen. Es droht der Arbeiterklasse die Gefahr, dass sie zur Herrschaft gelangt durch Machinationen von Leuten, die für keinen Fall die Brücken abbrechen wollen, denen ehrliche und ehrbare Gefühle den Blick für Realitäten verdunkeln, die sie eine Zeitlang von der Benutzung der Gewalt, selbst da, wo sie notwendig ist, zurückgehalten werden, und dass sie dann unter viel größeren Opfern das versäumte wird nachholen müssen.

Ja, es droht dem Proletariat die Gefahr, dass es sogar vorübergehend große Niederlagen dank den Machinationen unsicherer Führer erleiden kann. Wer die Geschichte der ungarischen Räteregierung und ebenso der in München kennt, der weiß, welchen zersetzenden Einfluss die lyrischen Jünglinge (Jünglinge ohne Unterschied des Alters) bei ihrem Fall spielten; und deshalb ist der Einfluss, den das Kautskysche Buch noch auf einen Teil der unabhängigen Führer ausübt, ein Warnungssignal. Er warnt das Proletariat, Papierbekenntnissen Glauben zu schenken. Die unabhängigen Arbeitermassen wissen, dass es nicht genügt, ihren Führern das Bekenntnis zur Diktatur abzupressen, dass es gilt, an den Weichenstellen des proletarischen Eisenbahnsystems Vertreter des revolutionären Proletariats zu haben, deren Auge ruhig die Tatsachen wahrnimmt, und deren Hand nicht zittert. Eine Rätediktatur mit Führern, die nicht endgültig innerlich mit der kapitalistischen Welt gebrochen haben, die nicht bereit sind, alles das zu tun, was die harte Notwendigkeit erfordert, eine solche Diktatur kann nur eine Scheindiktatur, d. h. eine sichere Niederlage sein. Das Proletariat lechzt nicht nach Blut, das Proletariat weiß aus historischer Erfahrung, dass die Gewalt, dass der Terror niemals und nirgends neue Produktionsverhältnisse geschaffen hat, dass er niemals eine neue Gesellschaftsordnung erzeugte, wo für sie der Boden nicht durch die ökonomische Entwicklung bereit gemacht worden ist. Das Proletariat weiß, dass die Gewalt weder Kohle noch Brot schafft, keine Eisenbahnen baut, dass dazu freiwillige Arbeit von Millionen notwendig ist; aber gleichzeitig weiß das Proletariat, dass wenn es in die Bergwerke steigen will, um sich aus ihnen für seine Häuser, seine Hüttenwerke Kohlen zu holen, so muss es erstens die Bergwerke in gewaltigen revolutionären Kämpfen erobern, zweitens bei ihnen mit dem Schwerte in der Hand wachen, damit sie durch die weißgardistischen Banden nicht verwüstet werden. Das Proletariat weiß, dass es durch die Gewalt die Bauern nicht zwingen wird, den Acker zu bearbeiten, dass dies auf die Dauer hin nur geschehen kann, wenn der Bauer sieht, dass es ihm unter der Herrschaft des Proletariats besser geht als unter der Herrschaft der Bourgeoisie. Aber vorerst muss durch die Niederwerfung der Bourgeoisie den Bauern der Glaube geraubt werden, dass sie allein herrschen könne, und dieser Glaube wird ihnen im Kampfe nicht nur gegen die Bourgeoisie, sondern oft auch gegen das reiche Bauerntum geraubt. Wer die Geschichte der Revolutionen nicht aus Kautskyschen Büchern, sondern aus großen, wenn auch reaktionären bürgerlichen Quellenwerken studiert hat, der wird ohne weiteres Ranke zustimmen, wenn er in seiner Geschichte der englischen Revolution sagt, große Dinge müssten immer durch einen starken Willen vorgeformt werden. Die Rolle des Terrorismus, der Gewalt in den Revolutionen bestand darin, dass die revolutionäre Klasse auch in den Stunden der größten Gefahr vor nichts zurückwich, um ihren Willen durchzudrücken, sich allen Gewalten zum Trotz zu erhalten.

Diesen Willen wird die Arbeiterklasse erst nach langen Erfahrungen, vielen Kämpfen, nach Niederlagen und Siegen in sich bilden. Als beherrschte Klasse, die von beherrschten Schichten der vorkapitalistischen Geschichtsperiode abstammt, als Klasse, in deren Adern das Blut jener fließt, die Jahrhundert für Jahrhundert fremdem Willen gehorchten, hat sie heute noch nicht diesen eisenharten Willen zur Herrschaft, den z. B. die preußischen Junker und die englische Bourgeoisie in so hohem Masse entwickelt haben. Desto schärfer muss der Kampf gegen alle Elemente, die durch ihr Wanken und Schwanken ihre Rücksichtslosigkeit, ihre Energie zersetzen, geführt werden. Die Diktatur mit dem Terrorismus ist für das Proletariat, das nach der Gleichheit alles dessen, was Menschenantlitz trägt, strebt, kein Herzensbedürfnis, keine selbst gewählte Taktik. Sobald sie ihrer zu entbehren in der Lage sein wird, wird sie auf sie verzichten. Sie wird im Prozess der sozialistischen Revolution immer wieder zu untersuchen haben, ob die eine oder die andere Schicht des Bürgertums nicht zur Ausübung der Gewalt mit herangezogen werden kann, ob der Kreis der Gleichberechtigten nicht auszudehnen ist, und sie wird mit Glockenschlag und Freudenruf den Tag begrüßen, an dem alle Ketten verschwinden, aller Unterdrückung ein Ende gemacht werden kann, an dem die alte Schmach der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen aus der Welt geschaffen und vergessen sein wird, und dieser Tag der Gesellschaft von freien und gleichen Brüdern wird desto schneller kommen, je größer schon jetzt der Kreis der bürgerlichen Intellektuellen sein wird, die verstehen, dass die Herrschaft der Bourgeoisie nicht mehr zu retten ist, dass es gilt, sich rücksichtslos auf die Seite des werdenden, ringenden Lebens zu stellen. Je größer die Hilfe sein wird, die die Arbeitermassen seitens der Kopfarbeiter bekommen werden, desto leichter wird sich die Organisation des neuen Lebens vollziehen, desto schwieriger der Kampf der konterrevolutionären Kräfte gegen sie, desto geringer die Notwendigkeit der terroristischen Mittel gegen sie. Eine schwankende Politik des Proletariats wird diese Notwendigkeit nur erhöhen. Die Politik des Proletariats in dieser Frage ist vorgezeichnet durch den Ausspruch der Chartisten, die erklärten: Wir gehen friedlich zu unseren Zielen vor wenn möglich; mit Gewalt wenn notwendig. Die historischen Erfahrungen des Proletariats sagen ihm, dass die Gewalt notwendig sein wird; es hängt nur von der Bourgeoisie ab, diese Erfahrungen zu korrigieren.

* K. Kautsky: Terrorismus und Kommunismus. Berlin 1919. Verlag: Bund Neues Vaterland.

2 ”Aber in den Kämpfen der Jahre 1789 und 1790 hatten die niederen Volksklassen, namentlich von Paris, ihre Kraft erkannt; sie hatten gesiegt, aber die Frucht des Sieges war dem besitzenden Bürgertum zugefallen. Sie konnten sich dabei nicht beruhigen, sie mussten danach trachten, auf dem Wege der Freiheit und Gleichheit weiter zu marschieren, um sich aus ihrer Not und ihrem Elend emporzuarbeiten; und da sich die Bourgeoisie den Versuchen widersetze, sie auf diesem Wege mit sich zu reißen, musste es bald zu den erbittertsten Kämpfen zwischen beiden Klassen kommen.

Ihre Gegensätze wurden noch gesteigert durch den Krieg, den die verbündeten Monarchen Europas gegen das revolutionäre Frankreich führten, einen Krieg, in dem es sich nur behaupten konnte durch die energischste Aufbietung aller seiner Mittel, wie sie bloß die Rücksichtslosigkeit durchsetzen konnte, welche die unteren Klassen für das Eigentum empfinden. Jetzt (1792 und 1793) wurde die Monarchie in Trümmer geschlagen, das allgemeine Stimmrecht proklamiert, die alte Armee völlig aufgelöst und durch die Bewaffnung des gesamten Volkes ersetzt; jetzt wurde der Reichtum der Reichen dazu verwendet, die Armeen und die Armen zu ernähren. Aber es war eine Zeit des Schreckens, in der dies geschah, eine Zeit des Schreckens für die Bourgeoisie…” (Karl Kautsky: Republik und Sozialdemokratie in Frankreich, Die Neue Zeit, 23. Jahrgang 1904-5, I. Band, Heft 9-15, S. 260-70, 300-309, 332-341, 363-71, 397-414, 436-449, 467-481, hier S. 267f.

* Wenn Herr Kautsky jetzt noch, nach den deutschen Erfahrungen des November 1918 gegen die Bolschewiki die Klage erhebt: “Sie förderten die Auflösung der Armee mit allen Mitteln. unbekümmert darum, ob sie damit der deutschen Militärautokratie Vorschub leisten oder nicht”, so klagt er die Bolschewiki nur dessen an, wessen die deutschen Generale seine Partei anklagen. “Wenn diese (die deutsche Militärautokratie) nicht siegte und es daher zur deutschen Revolution kam, waren sie (die Bolschewiki) wahrlich nicht schuld daran” — so bedeutet das nur, dass Herr Kautsky den Marschall Foch für den Vater der deutschen Revolution hält. Da dieser alleinige Marxist sich in der deutschen Revolution so wohl fühlt, wie einer, der In eine wilde Prügelei geraten ist, und nur aus Mangel an Mut sie nicht für ein Unglück erklärt, so sehen wir in seiner Behauptung, die russische Revolution habe keinen fördernden Einfluss auf den Ausbruch der deutschen gehabt, nur einen rührenden Beweis, dass Herr Kautsky manchmal von christlichen Gefühlen befallen wird, und sogar die Bolschewiki von der Hölle zu befreien sucht. Also, gegrüßt sei Poch und Wilson, die Väter der Völker befreienden deutschen Revolution und Kautsky, ihr Prophet. Aber Scherz beiseite. Nachdem Herr Kautsky auf der Seite 111 die Unschuld der Bolschewiki in Sachen der deutschen Revolution “festgestellt” hat, schreibt er auf Seite 153: ”Wie immer man sich durch bisher fast zwei Jahre unter den schwierigsten die Tatsache, dass eine proletarische Regierung in einem Großstaat nicht nur ans Ruder kommen, sondern auch sich durch bisher fast zwei Jahre unter den schwierigsten Bedingungen behaupten konnte, hebt das Kraftgefühl der Proletarier ungemein aller Länder. Für die wirkliche Weltrevolution haben die Bolschewiki dadurch großes geleistet, weit mehr als ihre Emissäre, die für die proletarische Sache mehr Unheil angerichtet, als revolutionär gewirkt haben.” Sieh da, sieh da! Schenken wir Herrn Kautsky den Ausfall gegen die bolschewistischen “Emissäre”, über deren Wirken er sich aus Polizeiberichten orientieren muss, und nageln wir nur das Eingeständnis Herrn Kautskys fest, dass die bolschewistische Herrschaft in Russland für die wirkliche Weltrevolution großes geleistet hat. Hält er also die deutsche Revolution für nicht zugehörend zur “wirklichen Weltrevolution”? Dieser Widerspruch erklärt sich dadurch, dass ein kurzes Gedächtnis ebenso zur Senilität gehört wie grimmige Böswilligkeit.

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