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I. Der klassisch proletarische Charakter der kommenden Revolution in Deutschland.

Die Ereignisse in Deutschland entwickeln sich mit der Unerbittlichkeit des Schicksals. Der Weg, für den die russische Revolution zwölf Jahre brauchte, von 1906 bis 1917, wurde von der deutschen Revolution in fünf Jahren zurückgelegt, von 1918 bis 1923. Während der letzten Tage überstürzten sich die Ereignisse besonders. Erst die „Koalition“, dann die „große Koalition“, darauf die „Kornilowiade“ (die Ereignisse in Bayern!), das Ministerium der „Männer vom Fach“, die persönlichen Kandidaturen (in der Art unserer Kischkin und Burischkin), dann wiederum eine beinahe „große Koalition“ — mit einem Wort: Kabinettswirren ohne Ende. So sieht es „oben“ aus. Aber „unten“ in den tiefsten Volksmassen, da gärt die Unzufriedenheit, da beginnt der Kampf, der in sehr kurzer Zeit das Schicksal Deutschlands entscheiden wird. Die proletarische Revolution pocht an die Tore Deutschlands. Nur ein Blinder sieht das nicht.

Die nahenden Ereignisse werden von welthistorischer Bedeutung sein. Noch eine kurze Spanne Zeit, und jedem wird es klar werden, dass die Herbstmonate des Jahres 1923 nicht nur in der Geschichte Deutschlands, sondern durch diese auch für die gesamte Menschheit einen Wendepunkt bedeuteten. Mit zitternder Hand wendet das deutsche Proletariat die wichtigste Seite in der Geschichte des Weltkampfes der Arbeiterklasse um. Die Stunde schlägt. Ein neues Kapitel in der Geschichte der proletarischen Weltrevolution hat begonnen.

Welcher Art wird der soziale Inhalt der nahenden deutschen Revolution sein? Welche Klasse wird ihr Hauptträger, ihr Führer sein? Wollen wir zunächst die soziale Zusammensetzung der Bevölkerung Deutschlands untersuchen. Der erwachsene Teil der 59,4 Millionen zählenden Gesamtbevölkerung Deutschlands verteilte sich 1920 folgendermaßen:

Land- und Forstwirtschaft

9.825.000

Industrie und Bergbau

14.570.000

Handel, Verkehr und Gastwirtschaft

5.000.000

Persönliche Dienste

330.000

Öffentliche Dienste und freie Berufe

2.440.000

Berufslose

1.700.000

Insgesamt

33.865.000*

Die so genannten „Selbständigen“, d. h. ein bedeutender Teil der Besitzenden, sind der Gruppe der „Berufslosen“ oder „Beschäftigungslosen“ zugezählt worden.

Das Bild wird noch klarer, wenn wir die Daten anführen, die die Klassengliederung der Bevölkerung innerhalb einer jeden der oben angeführten Gruppen schildern. Die folgende Tabelle durchleuchtet wie mit Röntgenstrahlen das soziale Knochengerüst des heutigen Deutschland:


Selbständige

Halbproletarier

Angestellte

Arbeiter

Landwirtschaft

1180 750

1 275 500

196 500

7 172000

Industrie

550 000

1 200 000

1020000

11800000

Handel

500 000

1.000.000

1000000

2500000

Persönliche Dienste

-

-

-

330000

Freie Berufe

500000

-

1000000

950000

Berufslose

1700000

-

-

-

zusammen

4 430 750

8 475 500

3 216 500

22 750000

Also 4½ Millionen „Selbständige“, 3½ Millionen Halbproletarier, 3¼ Millionen Angestellte und 22¾ Millionen Arbeiter. Die Zahl der Arbeiter beträgt sogar ohne die Angestellten und das halbproletarische Element zweimal mehr, als alle die übrigen Schichten zusammengenommen. In der Industrie haben wir: ½ Million Unternehmer, 12 Millionen Arbeiter, über 1 Million Angestellte und 1½ Millionen Personen, die halb Proletarier, halb Unternehmer sind. In der Landwirtschaft: über 7 Millionen Arbeiter, 1‘Ä Million Gutsbesitzer und Großwirte, 11/4 Million Halbproletarier, 200 000 Angestellte. Im Handel: ½ Million Unternehmer, 3½ Millionen Arbeiter und Angestellte, 1 Million Halbproletarier. In den freien Berufen: ½ Million Selbständige, 2 Millionen Arbeiter und Angestellte.

Die soziale Basis der kommenden Revolution liegt sonnenklar vor uns: in den Städten ein absolutes Übergewicht der Arbeiter. Doch ist bis jetzt die Arbeiterklasse Deutschlands mehr oder weniger der gegenrevolutionären deutschen Sozialdemokratie gefolgt. Solange diese Riesenklasse auf der Suche nach einer „friedlichen Lösung“ herumtappte, der Revolution auszuweichen und sich ohne Bürgerkrieg ein Stück Brot zu sichern suchte, solange konnte die Bourgeoisie ruhig sein. Der Kernpunkt der gegenwärtigen Lage besteht darin, dass jetzt die Stunde gekommen ist, wo diese Riesenklasse sich davon überzeugt, dass die Geschichte nicht überlistet werden kann, dass es keinen anderen Weg zur Rettung des Landes und der Arbeiterklasse gibt, als den Weg der Revolution. Von dem Augenblick an, wo die Arbeiterklasse Deutschlands der Sozialdemokratie den Rücken kehrt, um sich den Kommunisten zuzuwenden, ist das Schicksal Deutschlands entschieden. Ein kleiner Aufschub ist möglich. Auch einige Varianten in der kalendarischen Reihenfolge der nahenden Ereignisse sind nicht ausgeschlossen, aber doch nur in sehr minimalen Grenzen. 7 Millionen landwirtschaftlicher Arbeiter werden dem Gang der nahenden entscheidenden Ereignisse auch im deutschen Dorfe ihren unauslöschlichen Stempel aufdrücken. Als in Folge des Widerstandes der Gutsbesitzer und Großbauern die Proletarierrevolution in Russland genötigt war, gegen diese Elemente einen regelrechten Krieg zu führen, da blieb der russischen Revolution nichts anderes übrig, als die städtischen Proletarier mit Gewehren zu bewaffnen und in die Dörfer zum Kampf gegen die Großbauern zu schicken. Im besten Falle konnten die aus den Städten gesandten bewaffneten Arbeitertruppen auf eine kleine Unterstützung seitens armen Bauern, der ehemaligen Frontsoldaten usw. rechnen. In Deutschland wird es auch in dieser Richtung besser bestellt sein. Aus den Städten wird man nur proletarische Führer aufs Land zu senden brauchen, während die Hauptarbeit der Unschädlichmachung (richtiger gesagt: der Ausrottung) der junkerlichen und großbäuerlichen Gegenrevolution auf dem Lande von den landwirtschaftlichen Arbeitern selbst besorgt werden wird, die in ihrer Masse bereits heute mit den Kommunisten sympathisieren. Die deutschen Großbauern, die in Wirklichkeit Gutsbesitzer im Kleinen sind, sind zwar glänzend organisiert. Sie werden sich dem proletarischen Element rasend widersetzen. Wer sich aber in die oben angeführten Zahlen vertieft, der kann nicht im Zweifel darüber sein, auf wessen Seite sich der Sieg neigen wird.

Die kommende deutsche Revolution wird eine klassisch proletarische Revolution sein. 22 Millionen Arbeiter — das ist der Kern des internationalen Proletariats, das Grundkapital der Weltrevolution. Russland hatte im Jahre 1917, reichlich gerechnet, 8-10 Millionen Arbeiter bei einer Bevölkerung von 160 Millionen. Deutschland besitzt mehr als 20 Millionen Arbeiter bei einer Bevölkerung von 60 Millionen. Bei uns war es schließlich doch immer nur eine Handvoll. In Deutschland dagegen ist es der Kern der Bevölkerung, ihre Mehrheit. Die deutschen Arbeiter sind fast alle ohne Ausnahme des Lesens und Schreibens kundig. Sie haben eine prachtvolle Schule der Organisation durchgemacht. Sie sind kulturell entwickelt. Ein großer Teil von ihnen hat in den Jahren des imperialistischen Krieges in der Armee gedient (die deutsche Armee wies in den Jahren 1914-1918 einen sehr großen Prozentsatz von Arbeitern auf). und darum werden sie die besten Soldaten der Revolution sein. Sie haben bei der Sozialdemokratie eine schwere Schule durchgemacht, haben dafür aber auch vieles in ihr gelernt.

Die Hauptsache jedoch ist, dass die deutsche Revolution eine mächtige industrielle Basis besitzt. Die deutsche Industrie befindet sich jetzt allerdings in einer schweren Lage. Deutschland hat Elsass-Lothringen mit seinen großen Naturreichtümern eingebüßt. Deutschland hat einen großen Teil von Ostpreußen, Oberschlesien, Memel, Danzig, den nördlichen Teil von Schleswig, das Saargebiet und schließlich auch das Ruhrgebiet verloren. Selbstverständlich ist Deutschland nicht imstande, 123 Milliarden Goldmark Kontribution zu zahlen, die ihm nach dem Versailler Frieden von der Entente auferlegt wurden. Aber die deutsche Industrie steht auf einer ungeheuer mächtigen Grundlage. In dieser Hinsicht bleibt die Prophezeiung des Genossen Lenin richtig: Europa (vor allem solchen Ländern Europas wie Deutschland) wird es schwerer fallen, die proletarische Revolution zu beginnen, aber leichter, sie fortzusetzen und zu beenden. Das deutsche Proletariat hat sowohl in der städtischen Industrie als auch in der Landwirtschaft das quantitative Übergewicht. Nirgends hat der technische Fortschritt solch ungeheure Errungenschaften aufzuweisen, wie in Deutschland. Nirgends ist der Kern der qualifizierten Arbeiter, die fähig sind, sich mit Erfolg an die Spitze der sozialistischen Wirtschaft zu stellen, derart kompakt wie in Deutschland.

Das deutsche Proletariat kann — im geschichtlichen Sinne des Wortes — jetzt schon nicht mehr zu früh zur Macht gelangen. Das wusste einst sogar Kautsky, der bereits im Jahre 1909 in seiner letzten revolutionären Schrift „Der Weg zur Macht“ darauf hinwies. Die objektiven Voraussetzungen zum Siege der deutschen Revolution sind längst vorhanden. Der Krieg 1914-1918 aber nebst allem, was mit dem Kriege und dem Versailler Frieden zusammenhängt, hat die übrigen Voraussetzungen zum tatsächlichen Sieg der proletarischen Revolution in Deutschland geschaffen.

Die deutsche Revolution wird eine klassisch proletarische Revolution sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass die übrige Bevölkerung Deutschlands eine „einzige reaktionäre Masse“ darstellt. Im Gegenteil. Ein neuer und eigentümlicher Charakter der deutschen Revolution wird darin bestehen, dass der kleinbürgerlichen Städtermasse der Beamten, der kleinen und mittleren Angestellten, Kleinhändler usw. eine besondere Rolle in ihr vorbehalten ist. Man kann sogar sagen, dass die Rolle, die in der russischen Revolution das vom Krieg ermüdete Bauerntum spielte, bis zu einem gewissen Grade in der deutschen Revolution von den des Zerfalls müden breiten Massen der städtischen Kleinbourgeoisie, die durch die Entwicklung des Kapitalismus an den Rand des ökonomischen Abgrundes gelangt sind, übernommen worden sind. Diese Schichten schwanken natürlich zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie hin und her. Sie werden vielleicht im Verlaufe der Revolution mehr als einmal auf die Seite der Gegenrevolution neigen. Aber sie sind auch nicht die Hauptmacht der Revolution. Das Proletariat in Stadt und Land bleibt selbstverständlich der Hauptträger der revolutionären Idee. Aber dennoch bilden die jetzt mehr zur Seite Arbeiter neigenden Schichten der städtischen Kleinbourgeoisie augenblicklich einen bedeutenden Faktor im Kräfteverhältnis. Sie bilden bis zu einem wissen Grade den Hintergrund des Bildes. Bereits jetzt ist es dem revolutionären Proletariat in verhältnismäßig kurzer Zeit gelungen, teilweise einige Schichten der Kleinbourgeoisie zu neutralisieren, teilweise aber sogar sich ihren Beistand zu sichern. Bereits jetzt nimmt ein Teil der Angestellten, der kleinen Beamten usw. an den illegalen Versammlungen der von der K. P. D. geführten Betriebsräte teil.

Wir wissen, das hat uns Genosse Lenin gelehrt dass jede große Revolution sich in jedem neuen Lande auf eigene Weise entwickelt. Wir wissen, dass deutsche Revolution nicht einfach dasselbe wiederholen kann, was wir während der russischen Revolution beobachten konnten, wir wissen, dass sie unbedingt ihren eigenen Charakter haben wird. Jetzt steht es bereits außer allem Zweifel, dass einer dieser besonderen Charakterzüge in der Rolle bestehen wird. die Stimmung der Kleinbourgeoisie der Städte in deutschen Revolution spielen wird.

Ein klassisch proletarischer Charakter der Revolution und dennoch ein gewisses Wohlwollen für revolutionäre Proletariat seitens der städtischen Kleinbourgeoisie — wie passt das zusammen, Liegt darin nicht ein innerer Widerspruch?

Keineswegs.

Die Stellung der städtischen Kleinbourgeoisie Deutschlands wird einerseits durch die brutale Politik der Entente bedingt, die alles getan hat, um diese Bevölkerungsschicht zu erregen und zu erbittern, andererseits ist die Stellung der städtischen Kleinbourgeoisie durch die äußerst beschränkte Klassenpolitik der deutschen Großbourgeoisie bedingt, die, ohne an den morgigen Tag zu denken, durch ihre ganze Politik die zahlreichen Schichten der städtischen Kleinbürger an den Rand des ökonomischen Abgrundes gebracht hat. Als Marxisten wussten wir bereits früher theoretisch, dass das Großkapital das städtische Kleinbürgertum aufreibt, vernichtet und zu einem großen Teile proletarisiert. Aber besonders anschaulich ist das Bild eines derartigen Prozesses im Maßstabe eines großen Staates, wie wir es jetzt zum ersten Mal in Deutschland beobachten können.

Die Verelendung des Kleinbürgertums schreitet in Deutschland in einem bisher noch nie dagewesenen Tempo vorwärts. Dadurch wird ein Teil der kleinbürgerlichen Intellektuellen veranlasst, die Arbeiter zu unterstützen. Eine bedeutende Schicht derselben städtischen Kleinbourgeoisie, die in Russland im Jahre 1917 infolge eines Zusammentreffens vieler Umstände lange Zeit hindurch unser unversöhnlichster Gegner und die verlässlichste Stütze der sozial-revolutionären Gegenrevolution war, ist in Deutschland teils derartig demoralisiert, dass sie bei den nahenden Ereignissen überhaupt keinen ernstzunehmenden Faktor mehr bilden kann, teils ist sie so gestimmt, dass sie im entscheidenden Augenblick entweder neutral bleiben oder sogar sich auf die Seite der Arbeiter stellen wird. Der unerhörte finanzielle Bankrott Deutschlands hat die städtische Kleinbourgeoisie schmerzlich getroffen. Der Besitzer eines Berliner Zigarrenladens, der seine Bude schließt und ein Plakat des Inhalts aufhängt, dass er infolge der Preissteigerung des Marksturzes nicht mehr existieren könne begibt sich nach der Schließung seines Ladens in die Kommunistische Partei. Das ist keine Anekdote, keine bloße Metapher, das ist gewissermaßen ein Symbol.

Bei einer richtigen Politik kann die Proletarisierung in Deutschland sehr wohl der deutschen Revolution einen dauernden und völligen Sieg sichern, denn die Unterstützung des deutschen Proletariats plus eines Teiles der städtischen Kleinbourgeoisie sichert der Proletarierregierung die Unterstützung der Mehrheit der Bevölkerung im Innern des Landes. Und darin besteht ja die Hauptbedingung für die Bewahrung der Macht.

Die nahende deutsche Revolution wird, wie wir sagten, eine klassisch proletarische Revolution sein. Das schließt keineswegs aus, sondern setzt im Gegenteil voraus, dass das Verhältnis zur Kleinbourgeoisie voll weiser Voraussicht und Nachgiebigkeit muss. Die deutsche Revolution wird sich die Lehren der russischen Revolution zunutze machen und jedenfalls bemüht sein, ihre Fehler nicht zu wiederholen. Die proletarische Revolution Deutschlands wird von den ersten Augenblicken des staatlichen Wiederaufbaus an ungeheures Gewicht auf ein geregeltes Verhältnis zwischen Stadt und Land einerseits und dem Proletariat und der städtischen Kleinbourgeoisie andererseits legen. Die deutsche Proletarierrevolution wird wohl kaum zu einer absoluten Nationalisierung des Handels, des Kleingewerbes, einzelner Grundstücke usw. greifen. Soweit der Widerstand der kleinen und mittleren Besitzerschichten die proletarische Regierung Deutschlands im Interesse der Verteidigung der Revolution nicht zu äußersten Maßnahmen zwingen wird, wird diese Regierung zweifellos eine richtige, vorsichtige und im höchsten Grade entgegenkommende Politik hinsichtlich dieser Schichten befolgen. Die revolutionäre Regierung Deutschlands wird vom ersten Augenblick ihrer Tätigkeit an bemüht sein, hinsichtlich der Kleinbourgeoisie, der Intellektuellen, der Handwerker, der kleinen und mittleren Bauern eine Politik zu befolgen, die geeignet ist, die Sympathien des städtischen Kleinbürgertums und der Landbevölkerung für die proletarische Regierung Deutschlands zu festigen.

Gerade aus dem Grunde, weil die proletarische Revolution Deutschlands ein solches Fundament aus Eisenbeton hat; gerade darum, weil die Arbeiterklasse in der deutschen Revolution ein so ungeheures Übergewicht haben wird, kann sie sich den Luxus erlauben, alles zu vermeiden, was die Kleinbourgeoisie brutal von ihr zurückstoßen müsste. Gerade darum, weil die materiellen Voraussetzungen zur Durchführung einer ganzen Reihe wichtigster wirtschaftlicher Maßnahmen sozialistischer Natur im gegenwärtigen Deutschland in vollem Maße herangereift sind, wird das deutsche Proletariat, zum mindesten in der ersten Zeit, nicht genötigt sein, die Lebensinteressen des Kleinbürgertums der Städte in rauer Weise zu verletzen.

Was für Wunder an Tatkraft das kampferprobte, geschulte, an Organisation gewöhnte, zwanzigmillionenköpfige deutsche Proletariat verrichten wird, wenn es sich zum entscheidenden Kampf für den Sozialismus erhebt, — das lässt sich in diesem Augenblick überhaupt noch schwer voraussehen.

* Die obigen Daten sind dem von der Kommunistischen Internationale für das Jahr 1922/23 herausgegebenen „Jahrbuch für Wirtschaft, Politik und Arbeiterbewegung“ (Verlag der „Kommunistischen Internationale“, Hamburg, S. 613 und 614) entnommen. In demselben Jahrbuch finden wir in dem Artikel des Genossen E. Varga „Die Klassengliederung in den kapitalistischen Staaten“ folgende Daten über Deutschland:

Herrschende Klasse 4.400.000Halbproletarier 3.500.000Arbeiter und Angestellte, Proletarier 26.000.000Die letzte offizielle Betriebszählung in Deutschland war im Jahre 1907. Diese Zählung ergab folgende Daten:

Gesamtbevölkerung Deutschlands 55.765.460Davon waren:In Handel und Industrie tätig 26.176.168Berufslos 3.404.983Die in der Produktion Beschäftigten bestanden ihrerseits aus:Selbständig Tätigen 5.801.365Arbeitern 14.2450.982ihren Familienmitgliedern, die sich an der Produktion beteiligen 4.287.888Dienstboten 1.042.129insgesamt proletarische Bevölkerung 19.581.094Angestellte 1.588.168Da seit dem Jahre 1907 die Bevölkerung Deutschlands um 10 Prozent zugenommen hat und der Prozess der Konzentrierung das Kapitals und der Proletarisierung der mittleren Bevölkerungsschichten in ziemlich schnellem Tempo weitergegangen ist, so dürften die im Jahrbuch angeführten Daten der Wirklichkeit sehr nahe kommen.

Wir wollen noch hinzufügen, dass in den Daten des Jahrbuchs zu jeder Gruppe auch die ‚‚an der Produktion beteiligten Familienmitglieder“ zugezählt sind; außerdem haben diese Daten das ganze Deutschland im Auge, die von den Franzosen besetzten Gebiete mit eingerechnet.


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