V. IMPERIALISMUS UND VOLKSWIRTSCHAFT.

V. IMPERIALISMUS UND VOLKSWIRTSCHAFT.

Die imperialistische Epoche ist die Epoche des am höchsten entwickelten Kapitalismus, in der die Produktivkräfte über die nationalen Rahmen hinausgewachsen sind und eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht haben, dass in den fortgeschrittenen Ländern die wirtschaftlichen Vorbedingungen für die Verwirklichung des Sozialismus bereits vorhanden sind.

Wir wollen hier die wichtigsten Gebiete der Weltwirtschaft betrachten. Und immer werden wir zwei dominierende Tatsachen vor Augen haben: 1. Der nationale Reichtum. die Weltindustrie, der Handel, die Erzeugung materieller Güter usw. in den Vereinigten Staaten Amerikas und in den wichtigsten Ländern Europas haben einen ungeheuren, grandiosen, noch nicht dagewesenen Umfang erreicht. Die Zahlen, mit denen wir zu tun haben werden, sind geradezu schwindelerregend hoch. 2. Als roter Faden zieht sich durch das ganze europäische sozialökonomische Leben der wütende Wettstreit der imperialistischen Staaten, der verzweifelte imperialistische Konkurrenzkampf auf allen Gebieten und in allen Sphären — vor allem zwischen England und Deutschland. Wenden wir uns zunächst der Größe der nationalen Reichtümer der wichtigsten kapitalistischen Staaten zu.

Der nationale Reichtum und das nationale Einkommen in Zahlen.

Wie groß ist der nationale Reichtum der meistentwickelten kapitalistischen Staaten? Eine genaue wissenschaftliche Berechnung auf diesem Gebiet ist außerordentlich schwer. Wir wollen aber wenigstens die annäherndsten Zahlen anführen die von kompetenten Schriftstellern der europäischen Literatur genannt worden sind.

Sartorius von Waltershausen schätzt den nationalen Reichtum der Vereinigten Staaten Nord-Amerikas zu Beginn des XX. Jahrhunderts auf 138 Milliarden Dollar = 725 Milliarden Francs. Der Verfasser nennt das „die höchste Stufe des Kapitalismus“, „die Höchstausbildung des Kapitalismus“.1

Von den Daten des „Census Office“ ausgehend, berechnet Helfferich den nationalen Reichtum der Vereinigten Staaten auf 500 Milliarden Mark gleich 625 Milliarden Francs.2

Alfred Neymark berechnet das Gesamtkapital Frankreichs auf 105-110 Milliarden Francs.

Edmond Zhery berechnet den nationalen Reichtum Frankreichs im Jahre 1908 auf 287 Milliarden Francs (im Jahre 1892 232,5 Milliarden).

Der Vorsitzende des Hansabundes in Deutschland, Dr. Rießer, schätzt den nationalen Reichtum Deutschlands auf „mindestens 300 Milliarden Mark“ (375 Milliarden Francs).3

In den neunziger Jahren taxierte Schmoller den Nationalreichtum Deutschlands auf 200 Milliarden Mark. Helfferich schätzt den jetzigen Reichtum Deutschlands auf 300-310 Milliarden Mark (375-390 Milliarden Francs).4

Der Nationalökonom Steinmann-Bucher schätzt den Nationalreichtum Deutschlands auf 300-400 Milliarden Mark. Den jährlichen Zuwachs des Volksvermögens berechnet er auf 6-12 Milliarden Mark.

Für England führt Helfferich die Zahl 230-260 Milliarden Mark 285-325 Milliarden Francs an.5

Eine offizielle amerikanische Statistik berechnet den nationalen Reichtum der Vereinigten Staaten im Jahre 1904 auf 107,104 Milliarden Dollar = gegen 580 Milliarden Francs, den nationalen Reichtum pro Kopf der Bevölkerung auf 1310 Dollar gegen 7000 Francs.6

Das nationale Jahreseinkommen Großbritanniens hat Chiosso-Money für das Jahr 1904 auf 1,710 Millionen Pfund Sterling = 17 Milliarden Rubel berechnet.

Das Jahreseinkommen Frankreichs schätzte Leroy-Beaulieu vor einigen Jahren auf 25 Milliarden Francs.

Das Jahreseinkommen Deutschlands berechnet Helfferich jetzt auf 43 Milliarden Mark = 54 Milliarden Francs (im Jahre 1895 waren es nur 23,5 Milliarden Mark).

Auf den Kopf der Bevölkerung kommen vom Nationalreichtum: in den Vereinigten Staaten 5.500 Mark, in England 5.100-5.800 Mark, in Frankreich (1908) 5.924 Mark, in Deutschland 4.650 Mark.

Der Kapitalexport.

Der Export von Kapital in den Formen, in denen er jetzt vor sich geht, ist das Produkt der Epoche des neuesten Imperialismus. Der Kapitalexport ist eine seiner charakteristischsten Erscheinungen.

Wir haben schon gesehen, wie groß die Rolle ist, die der Kapitalexport in der Politik der „Großmächte“ spielt. Wir wissen, dass die Konkurrenz um die Anlagesphären des „nationalen“ Kapitals oft zu blutigen Kriegen geführt hat, dass diese Konkurrenz der wichtigste Faktor der ganzen internationalen Politik ist, dass auch in diesem Kriege — dem ersten imperialistischen Weltkrieg — der Kampf um die Anlagesphären des Kapitals nicht die letzte Rolle spielt.

Wenden wir uns jetzt den Zahlen zu. Wir werden sehen, dass die Profite, um deretwillen sich die einzelnen Cliquen des Finanzkapitals gegenseitig in den Haaren liegen, nach Milliarden zahlen.

Folgende Zahlen beleuchten quantitativ die Sachlage:

Auf Grund der Berechnungen von Sartorius von Waltershausen betrugen die französischen Kapitalien im Auslande zu Beginn des XX. Jahrhunderts rund 30 Milliarden Francs. Diese 30 Milliarden setzten sich folgendermaßen zusammen:

Französische Kapitalien im Auslande im Jahre 1900.


Millionen Francs

1. Handelsunternehrungen

995,25

2. Besitz an Grund und Boden

2.183,25

3. Banken und Versicherungen

551,00

4. Eisenbahnen

4.544,00

5. Bergwerk und Industrie

3.631,00

6. Schifffahrt, Hafenanlagen usw.

461,00

7. Staatliche und städtische Anleihen

16.553,50

8. Verschiedenes

936,00

Summe7

29 855,00

Nach den Angaben von Leroy-Beaulieu betrugen die französischen Kapitalien im Auslande im Jahre 1902 34 Milliarden Francs, im Jahre 1905 40 Milliarden Francs.

Alfred Neymarck schätzt das Einkommen, das Frankreich seine Kapitalien im Auslande jährlich einbringen, auf 2 Milliarden Francs. So bringt das von Frankreich ausgeführte Kapital 5 Prozent ein, während der normale Gewinn in Frankreich sich auf 3½ bis 4 Prozent beläuft.

Nach den Angaben von B. Harms8 verteilte sich das französische, im Auslande angelegte Kapital im Jahre 1912 folgendermaßen (in Milliarden Francs):

Russland

9-10

England

0,5

Belgien und Holland

0,5

Deutschland

0,5

Türkei, Serbien, Bulgarien

4,5

Rumänien, Griechenland

3-4

Österreich-Ungarn

2,0

Italien

1,1-5

Schweiz

0,5

Spanien, Portugal

3,5

Kanada und Vereinigte Staaten von Amerika

0,5-1

Ägypten, Suez

3-4

Argentinien, Brasilien, Mexiko

2,5-3

China, Japan

1

Tunis und die französischen Kolonien

2-3

Summe

30-35,5

In dieser Tabelle ist die ganze auswärtige Politik des regierenden Frankreich enthalten. An erster Stelle steht Russland, wohin Frankreich den größten Teil seiner Kapitalien ausführt. Am Ende der achtziger Jahre beginnt die Annäherung zwischen Russland und Frankreich, und schon 1888 schließt die russische Regierung ihre erste Anleihe von 500 Millionen Francs in Paris ab. Seither folgt eine Anleihe der anderen. Milliarden französischen Kapitals fließen nach Russland. Wenn das französische Kapital in Russland im Jahre 1902 schon 9-10 Milliarden Francs betrug, so ist es im Jahre 1915 sicherlich um das Doppelte gestiegen und hat eine Summe von nicht weniger als 20 Milliarden erreicht. Von kardinaler Bedeutung ist dabei die Bestimmung dieser Milliarden. Das französische Kapital ist in Russland nicht so sehr in der Industrie angelegt als in Staatsanleihen. Der offizielle „Wjestnik Finanzow“ (Finanzanzeiger) gibt folgende Zahlen über russische industrielle Gründungen: von 1889 bis 1899 entstanden in Russland 677 neue Unternehmungen mit einem Grundkapital von 825 Millionen Rubel. Davon sind 78 Unternehmungen mit einem Grundkapital von 126,5 Millionen Rubel ausländischen Ursprungs. Nach anderen statistischen Angaben wurden in der Zeit von 1894 bis 1899 943 neue Unternehmungen zugelassen mit einem Grundkapital von 1120 Millionen Rubel, davon gehören 161 mit einem Kapital von 202 Millionen Rubel Ausländern.

Für Deutschland gibt C. K. Hobson für das Jahr 1905 das ins Ausland exportierte Kapital mit 800 Millionen Pfund Sterling an, das sind 8 Milliarden Rubel = 21 Milliarden Francs.9 Der bekannte deutsche Nationalökonom Robert Liefmann ist der Ansicht, dass die genannte Zahl besonders für die jetzige Zeit viel zu niedrig sei.10

Die Ausfuhr englischen Kapitals wird durch folgende von Hobson aufgestellte Tabelle charakterisiert. (Wir führen gleichzeitig auch die Zahlen über die Auswanderung aus der Metropole in die Kolonien an.)

Kapitalexport und Emigration in England:11

Jahr

Kapitalexport

Emigration

1900

31.200

168.825

1901

13.900

171.715

1902

11.200

205.662

1903

23.009

259.950

1904

27.200

271.435

1905

62.800

262.077

1906

104.400

325.137

1907

140.200

395.680

1908

29.900

263.199

1909

110.100

288.761

1910

150.800

397.548

1911

192.200

454.527

1912

226.000

467.666

Bernhard Harms bringt folgende Tabelle12

Englisches Kapital, das 1911 im Auslande angelegt war:


Tausend Pfund Sterling

Englische Kolonien und Indien

1.554.152

Vereinigte Staaten

688 .078

Kuba

22.700

Philippinen

8.202

Argentinien

269.808

Mexiko

87.334

Brasilien

94.330

Chile

46.375

Uruguay

35.255

Peru

31.986

Die übrigen amerikanischen Länder

22.517

Russland

38.388

Türkei

18.320

Ägypten

43.753

Spanien

18.808

Italien

11.513

Portugal

8.134

Frankreich

7.071

Deutschland

6.061

Die übrigen europäischen Länder

36.317

Japan

53.705

China

26.809

Übriges Ausland

61.907

Zusammen im Ausland

1.637.684

Total (Ausland und Kolonien)

3.191.836

Wer etwas von der auswärtigen Politik Englands verstehen will, der mag die letzte der angeführten englischen Tabellen eingehend studieren. 15 Milliarden Rubel oder 40 Milliarden Francs führte England 1911 in seine Kolonien aus. Wenn eine geringere Ausfuhr in die amerikanischen Staaten dem englischen Kapital eine Milliarde jährlich einbringt, so verschafft die Ausfuhr in die Kolonien ihrerseits dem Finanzkapital ungeheure Vorteile.

Der jährliche Gewinn aus der Ausfuhr des englischen Kapitals in industriell schwächere Länder im Jahre 1899 wurde von Giffen auf 90-100 Millionen berechnet, im Jahre 1909 von Paish auf 140 Millionen Pfund Sterling. Lloyd George veranschlagte ihn in einer vor kurzem gehaltenen Rede auf 200 Millionen Pfund Sterling, d. h auf fast 2 Milliarden Rubel. Hier liegt die Haupttriebkraft der englischen auswärtigen Politik. Hier sind die Wurzeln des englischen Imperialismus.

Noch neuer sind die Angaben des englischen Sozialisten J. B. Askew.

Englisches Kapital wurde angelegt:13

Jahr

England

Kolonien

Ausland

Kolonien u. Ausland zusammen

1903

44,9

50,8

12,8

63,6

1904

50,0

36,0

37,0

73,0

1905

48,4

46,0

74,5

120,5

1906

39,3

26,7

55,2

81,9

1907

33,0

27,3

63,2

90,5

1908

50,0

58,7

83,5

142,2

1909

18,7

74,7

88,9

163,6

1910

60,3

92,3

114,7

207,0

1911

26,1

65,0

100,6

165,6

1912

45,3

72,6

92,3

165,4

Im ganzen

416,0

550,1

723,2

1273,3

(Millionen Pfund Sterling)

So hat England innerhalb des einen Jahrzehnts 1903-1912 in seine Kolonien und ins Ausland 1273 Millionen Pfund Sterling = 12 Milliarden Rubel ausgeführt. Nach Angaben Askews betrug das mit Steuern belegte Einkommen Englands vom Auslandskapital in den Jahren 1906-1908 durchschnittlich 80 Millionen Pfund Sterling = 800 Millionen Rubel. Askew nimmt sehr richtig an, dass diese Zahl in Wirklichkeit mindestens doppelt so groß ist. Die Gewinne des englischen Kapitals von der Ausfuhr des Kapitals ins Ausland sind tatsächlich bedeutend höher.14

Einige eingehendere Angaben über die Ausfuhr der Kapitalien aus England in seine wichtigsten Kolonien sind folgende:15

Millionen Pfund Sterling


1908-10

1911-13

Steigerung (+) oder Verminderung (-)

Kanada

91,5

132,3

+40,8

Australien u. Neuseeland

28,8

35,4

+6,6

Südafrika

20,9

14,5

-6,4

Indien u. Ceylon

46,4

12,7

-33,7

Andere Kolonien

38,0

18,8

-19,2

Am stärksten ist demnach die Ausfuhr britischer Kapitalien nach Kanada und Australien (es handelt sich nur um die Ausfuhr nach den Kolonien).

Von 1908-1913 hat England nach seinen Kolonien 439,5 Millionen Pfund Sterling ausgeführt. Davon: nach Südafrika 35,4 Millionen Pfund Sterling, nach Australien 64,3 Millionen und nach Kanada 223,8 Millionen Pfund Sterling, im Ganzen also nach Südafrika, Australien und Kanada 323,5 Millionen Pfund Sterling = 6,5 Milliarden Mark gegen 3 Milliarden Rubel. Das sind drei Kolonien mit der größten Zukunft.16

Die Ausfuhr des englischen Kapitals nach China betrug:17

Im Jahre

Millionen Pfund Sterling

1908

5,0

1909

7,4

1910

1,6

1911

7,4

1912

6,0

1913

6,9

Über die auswärtigen Kapitalanlagen Deutschlands haben wir folgende Angaben: Schmoller berechnete sie im Jahre 1892 auf 10 Milliarden, Christians auf 13 Milliarden, Sartorius im Jahre 1906 auf 16 Milliarden Mark.18 Nach schätzungsweisen Angaben der allerletzten Zeit beläuft sich das deutsche Auslandskapital jetzt auf 35 Milliarden Mark.

B. Harms liefert Einzelheiten über die Länder, in denen deutsches Kapital angelegt ist.19 Es würden in den fahren 1897 bis 1906 ausländische Wertpapiere von Deutschland aufgenommen (in Millionen Mark) aus folgenden Ländern:

Argentinien

92,1

Belgien

2,4

Bosnien

85,0

Brasilien

77,6

Bulgarien

114,3

Chile

75,8

China

356,6

Dänemark

595,4

Finnland

46,1

Großbritannien

7,6

Italien

141,9

Japan

1290,4

Kanada

152,9

Kuba

147,0

Luxemburg

32,0

Mexiko

1039,0

Niederlande

81,9

Norwegen

60,3

Österreich

4021,6

Portugal

700,7

Rumänien

948,9

Russland

3453,9

Serbien

152,0

Schweden

355,3

Schweiz

437,6

Spanien

11,2

Türkei

978,1

Ungarn

1506,3

Vereinigte Staaten

4945,8

Über die Kapitalausfuhr aus Belgien führt Schilder20 folgende Zahlen an (in Millionen Francs):

Holland

70

Frankreich

137

Brasilien

143

Italien

166

Ägypten

219

Deutschland

244

Argentinien

290

Kongo

322

Spanien

337

Russland

441

Übrige Länder

338

Im Ganzen also 2¾ Milliarden Francs. Wie wir sehen, ist auch die Bourgeoisie des „heroischen“ Belgien schlau genug und versteht ihr Geschäft.

1912/13 erreicht das Exportkapital Frankreichs und Deutschlands fast die gleiche Höhe: gegen 35 Milliarden Mark. Englands Exportkapital ist doppelt so groß … In einer Anfang 1915 gehaltenen Rede schätzt Lloyd George die englischen Kapitalien im Ausland auf 4 Milliarden Pfund Sterling, d.h. gegen 80 Milliarden Mark.

Die Summe aller Wertpapiere in der ganzen Welt wurde 1915 auf 732 Milliarden Francs geschätzt. Hiervon fielen auf England 130 Milliarden Francs, auf die Vereinigten Staaten von Amerika 115, auf Frankreich 100 und auf Deutschland 75 Milliarden Francs.

Um die Profite und Vorteile der Besitzer dieser Papiere, um die Profite der Kanonenfabrikanten (die Profite Armstrongs z. B. stiegen von 606.000 Pfund Sterling in den Jahren 1905/06 auf 856.000 im Jahre 1913 und auf 940.000 im Jahre 1914) geht jetzt der Weltkrieg.

[Während des Krieges ruhte der Kapitalexport aus den kriegführenden Ländern. Es trat eine entgegengesetzte Bewegung ein: die Kapitalien der imperialistischen Mächte strömten in der Naturalform von Lebensmitteln und Rohstoffen zurück. Die Aktien und Obligationen wurden von den Kapitalisten der betreffenden neutralen Länder, Kolonien oder den Vereinigten Staaten gekauft.

Der Kapitalexport der Vereinigten Staaten nahm riesige Dimensionen an. Sie zahlten nicht nur die dort angelegten europäischen Kapitalien zurück, sondern hatten bald eine Forderung von über 10 Milliarden Dollar an die Entente-Staaten und weiteren vielen Milliarden an privat angelegtes Kapital.

Nach dem Kriege kam der Kapitalexport der europäischen Länder erst schwer in Gang. Frankreich gab eigentlich nur Kriegsanleihen in Form von Waffenlieferungen an seine osteuropäischen Verbündeten. Nur England nimmt langsam seinen alten Rang als Kapitalexporteur wieder ein.

Die wichtigsten Daten für die Vereinigten Staaten und England sind die folgenden:

Kapitalexport der Vereinigten Staaten nach dem Kriege:


1920

1921

1922

1923

An Regierungen

261,7

414,4

495,7

213,8

hiervon: Europa

177,3

138,3

131,7

70,0

Ferner Osten

-

12,0

110,7

50,0

Lateinamerika

-

188,2

148,3

67,5

Nordamerika

84,4

75,8

105.0

26,3

An Unternehmungen

170,7

161,6

203,9

89,8

hiervon: Europa

15,7

3,3

97,3

18,5

Ferner Osten

5,9

-

1,3

19,9

Lateinamerika

52,7

53,4

57,3

17,3

Nordamerika

96,4

104,9

48,0

34,1

Ausland zusammen

432,4

576,0

699,0

303,6

in Millionen Dollar

Federal Reserve Bulletin

Kapitalexport von England nach dem Kriege:


1920

1921

1922

1923

Britisches Reich (außer GB)

11,9

73,7

58,6

69,4

Regierungen

19,7

16,9

16,3

23,3

Andere

31,6

90,6

74,9

92,7

Zusammen

-

5,0

14,3

26,5

Ausland

7,8

16,3

40,9

18,2

Regierungen

7,8

22,2

55,2

44,7

Andere

39,4

112,8

130,1

137,4

in Millionen Pfund Sterling

The Economist Nr. 4192 (29. XII. 1923).

Der Kapitalexport der übrigen europäischen Länder ist ziffernmäßig schwer zu erfassen. Ein großer Teil des Exportes war Kapitalflucht, d. h. Export des Kapitals nicht zu Anlagezwecken, sondern um es der Kapitalsabgabe ev. der Expropriation im Falle einer Diktatur zu entziehen.

Eugen Varga]

Eisenbahnen, Handelsflotte und anderes.

Die wichtigste Rolle im wirtschaftlichen Leben der Völker spielen natürlich die Eisenbahnen. Wir verfügen über folgende Zahlenangaben, die die Eisenbahnen betreffen.

Das Bild des Eisenbahnbaus stellt sich -- nach Jahrzehnten gerechnet folgendermaßen dar:


Länge des Eisenbahnnetzes in Tausenden km

Zuwachs in Tausenden km

Zuwachs in Prozenten

1840

2,9

-

-

1850

25,5

20,8

710

1860

51,8

28,3

121

1870

104,9

53,1

102

1880

168,9

64,0

61

1890

223,8

54,9

32

1900

283,8

60,0

27

1910

333,8

50,0

17

Die Zuwachstabelle (in Prozenten) weist auf eine regelmäßige Verlangsamung im Eisenbahnbau der alten europäischen Länder hin. Auch auf diesem Gebiet beginnen sich einige Merkmale der „Überreife“ zu zeigen.

Das absolute Wachstum des Welteisenbahnbaus kann auch durch folgende Zahlentabelle21 ausgedruckt werden:

1835-1845

1:8,1

1845-1855

1:4,2

1855-1865

1:2,2

1865-1875

1:2,0

1875-1885

1:1,7

1885-1895

1:1,4

1895-1905

1:1,3

Die Verlangsamung im Tempo tritt hier sehr anschaulich hervor.

Rosa Luxemburg bringt in der „Akkumulation“22 eine Tabelle der Entwicklung des Eisenbahnnetzes, die zeigt, dass das Eisenbahnnetz am raschesten wuchs in den vierziger Jahren in Europa, in den fünfziger Jahren in Amerika, in den sechziger Jahren in Asien, in den siebziger und achtziger Jahren in Australien, in den neunziger Jahren in Afrika.

Im letzten Jahrzehnt betrug der Zuwachs des Eisenbahnnetzes in:

Europa

17%

Australien

30 %

Amerika

31 %

Afrika

80 %

Asien

85 %

In Europa ist das Eisenbahnnetz schon sehr stark entwickelt. In den letzten Jahrzehnten entwickelt es sich mit verhältnismäßig größter Schnelligkeit in Afrika und Asien, in den Erdteilen, die jetzt das Hauptobjekt des Imperialismus sind.

Folgende Tabelle23 charakterisiert das Wachstum des Eisenbahnnetzes in über sieben Jahrzehnten in allen fünf Erdteilen. Die Schienenlänge betrug:

Im Jahre

Europa

Amerika

Asien

Afrika

Australien

Insgesamt auf der Erde

1845

8.235

7.683

-

-

-

15.918

1855

34.185

32.417

350

144

38

67.134

1865

75.882

62.534

5.489

755

825

145.485

1876

142.494

134.098

11.332

2.576

3.748

294.238

1885

195.833

249.246

22.285

7.032

12.947

487.343

1895

251.421

370.370

43.375

13.147

22.318

700.631

1905

309.805

460.196

81.421

26.210

28.069

905.702

1910

333.848

526.382

101.916

36.854

31.014

1.030.014

1911

338.880

541.028

105.011

40.489

32.401

1.057.809

Kilometer

In der Mitte des vorigen Jahrhunderts (1850) betrug die Länge des Eisenbahnnetzes 38.600 km; 30 Jahre später, im Jahre 1880, war sie auf 372.000 km gestiegen.

Im Jahre 1911 überstieg die Länge des Welteisenbahnnetzes bereits eine Million Kilometer! Diese Zahl spricht schon an und für sich für das Wachstum des Handels und Verkehrs zwischen den verschiedenen Erdteilen, für die zahlreichen und mannigfaltigen Verbindungen unter Menschen, die in verschiedenen Breitegraden leben; mit jedem Eisenbahnkilometer werden solche Verbindungen hergestellt.

Selbst in einem so zurückgebliebenen Land wie Russland macht der Eisenbahnbau trotz allem bedeutende Fortschritte. Dies zeigen folgende Zahlen:

Länge der Eisenbahnstrecken in Russland

1845

144

1855

1048

1865

3940

1875

19.584

1885

26.847

1895

37.717

1905

55.006

1910

59.559

1911

61.078

Etwas andere Zahlen werden in der grundlegenden Arbeit Dr. Quadfliegs „Russische Expansionspolitik“ angeführt.24


Gesamtlänge

Mittelasiatisches Gebiet

Sibirien und die Mandschurei

1858

1.165

-

-

1878

22.910

-

-

1890

32.390

1.433

-

1908

73.699

4.519

10.337

1909

76.284

6.544

10.337

Zum Vergleich wollen wir noch Zahlen über die Ausdehnung der Eisenbahnlinien in England, Frankreich und Deutschland anführen.

Im Jahre 1911 betrug die Länge des Eisenbahnnetzes:

in England (mit Irland)

37.649 km

in Frankreich

38.653 km

in Deutschland

61.936 km

Soweit es sich um die europäische Metropole handelt, hat Deutschland auch hierin seinen Rivalen England übertroffen. In den siebziger Jahren steht England noch vor Deutschland. In den achtziger Jahren beginnt Deutschland England den Vorrang streitig zu machen.

Das Bild des ungeheuren Wachstums des Wassertransports ergibt sieh aus den Zahlen der Entwicklung der Handelsschifffahrt. Nach französischen Angaben ist der prozentuale Zuwachs der Handelsschifffahrt in den 35 Jahren 1872-1907 folgender: die englische Flotte +184 Prozent, die deutsche + 281 Prozent, die französische + 70 Prozent, die norwegische + 64 Prozent, die japanische (1885-1907) + 1077 Prozent

Die englische Handelsflotte erreicht einen Tonnengehalt von 18,5 Millionen Tonnen, die deutsche 4,25 Millionen Tonnen. Die Schifffahrtsgesellschaften operieren mit ungeheuren Geldsummen.

Weiter: Im Jahre 1913 betrug die Zahl der Kabel 2547 mit einer Gesamtlänge der Leitungen von 515.578 km. Zusammen mit dem gewöhnlichen Welttelegraphennetz stellt das einen mächtigen verzweigten Verbindungsapparat dar, der die Handels- und Industrieoperationen im internationalen Maßstab außerordentlich erleichtert.

Die gesamte Handelsflotte. der Welt hatte am 1. Juli 1915 einen Tonnengehalt von 49.261.700 Tonnen, — um 122,7 Prozent mehr als 25 Jahre vorher. Die Zahlen für die einzelnen Länder sind nach einer Aufstellung, die bis zum 1. Juli 1915 geht,25 folgende:

Länder

Bevölkerungszahl

Größe der Dampferflotte (nur Schiffe über 100 t)

Zahl der Tonnen pro Kopf der Be-völkerung

Norwegen

2.400.000

1.977.809

0,824

Großbritannien

45.250.000

19.235.705

0,425

Dänemark

2.800.000

803.701

0,287

Holland

6.000.000

1.498.519

0,250

Schweden

5.500.000

1.021.796

0,185

Griechenland

5.000.000

892.991

0,179

Deutschland

65.000.000

4.419.167

0,068

Vereinigte Staaten

92.000.000

4.854.748

0,053

Frankreich

40.000.000

1.909.609

0,048

Spanien

20.000.000

885.755

0,044

Italien

35.000.000

1.513.631

0,043

Belgien

7.500.000

269.252

0,036

Japan

50.000.000

1.826.068

0,036

Uruguay

1.100.000

36.561

0,033

Chile

3.400.000

100.320

0,029

Argentinien

7.250.000

188.771

0,026

Österreich-Ungarn

50.000.000

1.016.695

0,020

Kuba

2.150.000

35.395

0,016

Brasilien

23.000.000

302.513

0,013

Russland

164.000.000

851.951

0,005

An letzter Stelle steht Russland.

Im letzten Jahrzehnt sehen wir folgende Entwicklung des Welttransports

Von 1900-1910 sind gewachsen:

die Länge des Welteisenbahnnetzes

Um 27,5 %

die Handelsflotte der Welt

Um 44,3 %

der Warenumsatz der 7 größten europäischen Häfen

Um 37,5 %26

Die Schwerindustrie.

Welch ungeheuer großen, geradezu märchenhaft klingenden Umfang die Weltproduktion angenommen hat, sieht man am besten aus den Zahlen über die europäische und die Weltproduktion an Eisenerz, Roheisen, Kupfer und Gold.

Die Roheisenproduktion (in 1000 t)27

Jahr

Deutschland (einschl. Luxemburg)

Frankreich

Belgien

Großbritannien und Irland

Zusammen

1892

4.937

2.057

753

6.817

14.564

1902

8.530

2.405

1.069

8.819

20.823

1912

17.617

4.949

2.301

9.031

33.898

Zuwachs:

256,8 %

140,6 %

205,9 %

32,6 %

132,7 %

Die gesamte Weltproduktion an Roheisen ist von 4.750.000 Tonnen im Jahre 1850 auf 64.898.000 Tonnen im Jahre 1911 gestiegen.28

Die Stahlproduktion (in 1000 t)

Jahr

Deutschland (einschl. Luxemburg)

Frankreich

Belgien

Großbritannien und Irland

Zusammen

1892

2.756

825

280

2.920

6,761

1902

7.422

1568

787

4.009

14.686

1912

17.302

4.404

2.515

6.903

31.125

Zuwachs:

527,6 %

431,8 %

867,3 %

136,4 %

360,2 %

Die Kohlengewinnung (in 1000 t)29

Jahr

Deutschland (einschl. Luxemburg)

Frankreich

Belgien

Großbritannien und Irland

Zusammen

1892

92,544

26.178

19.583

184.704

323.009

1902

150.000

29.997

23.877

230.739

435.213

1912

259.435

41.308

22.983

264.749

588.475

Zuwachs:

176,4 %

54,2 %

17,3 %

43,2 %

80,9 %

Die Kohlengewinnung der Welt ist von 82,6 Millionen Tonnen im Jahre 1859 auf 1165,5 Millionen Tonnen im Jahre 1911 gestiegen.

Die Weltproduktion ist in einem Jahrzehnt (1900-1910) gestiegen: Kupfer um 75,9 % Steinkohle um 49,4 % Eisenerz um 57%. Die Roheisenproduktion in den Vereinigten Staaten, in England und Deutschland ist um 67,1 Prozent gestiegen.

Die Weltproduktion von Kohle ist von 82,6 Millionen Tonnen im Jahre 1859 auf 771,1 im Jahre 1900 und 1165,5 im Jahre 1911 gestiegen.

Die Weltproduktion von Gold ist von 1.375.701.000 Mark im Jahre 1903 auf 2.143.434.000 Mark im Jahre 1913 gestiegen.30

Die Petroleumgewinnung der Welt beträgt (in 1000 Barrel zu je 42 Gallonen) 400.484 im Jahre 1914 gegen 384.668 in‘ Jahre 1913.31

P. Weiß („Industries extractives et metallurgiens“) bringt folgende Angaben über die Rohstoffgewinnung: Im Jahre 1909 waren in der ganzen Welt Mineralstoffe in einem Gesamtwert von 20 Milliarden Francs aus dem Boden gewonnen worden, davon:

Steinkohle

1098 Mill. Tonnen

10.215 Mill. Francs

Eisenerz

135 Mill. Tonnen

974 Mill. Francs

Petroleum

37 Mill. Tonnen

1081 Mill. Francs

Salz

15 Mill. Tonnen

249 Mill. Francs

Gold

663.641 Kilogramm

2.285.871 Mill. Francs

Silber

6.600.000 Kilogramm

589.681

Die wichtigste Rolle in der modernen Weltindustrie spielt die so genannte Schwerindustrie, und in dieser wiederum nimmt die Eisenproduktion die wichtigste Stelle ein.

Die Schwerindustrie ist aufs engste verknüpft mit der Herstellung der Produktionsmittel, und ist somit der wichtigste Faktor der ganzen Weltindustrie. Andrerseits ist die Schwerindustrie untrennbar verknüpft mit der Produktion der Werkzeuge, die der Ausrottung der Menschen dienen, sie ist der wichtigste Faktor des modernen Militarismus. Die Stahlkönige, die Kanonenfabrikanten, die Waffenfabrikbesitzer spielen nicht nur im industriellen Leben der vorgeschrittenen kapitalistischen Länder eine ungeheure Rolle, sie gehören auch zu den ersten Faktoren, die die auswärtige Politik der Mächte bestimmen und die Frage von Krieg und Frieden entscheiden.

Als bester Maßstab für die Entwicklung der Produktivkräfte in einem bestimmten Land dient die Entwicklungsstufe seiner Schwerindustrie. Sein Anteil an der Weltproduktion von Eisen, Stahl usw. ist der sicherste Anzeiger für die Rolle seiner Gesamtindustrie in der Weltproduktion überhaupt.

Wenden wir uns darum zunächst den vergleichenden Zahlen in den verschiedenen Ländern zu. Von den neuesten Arbeiten, die dieser Frage gewidmet sind, erweckt eine ernste wissenschaftliche Untersuchung, die Ende 1914 in „Schmollers Jahrbuch“ erschienen ist, das größte Interesse. Wir sprechen von der Arbeit Ernst Günthers: „Die internationale Stellung der deutschen Eisenindustrie“. Aus dieser an wichtigen Zahlenangaben außerordentlich reichen Arbeit können wir hier nur die wichtigsten und grundlegenden Daten angeben, die die Entwicklung im letzten halben Jahrhundert charakterisieren.

Hier die erste Tabelle. die die Angaben über die Entwicklung in den sechs wichtigsten Ländern und die Zahlen der Gesamtproduktion in der ganzen Welt zusammenfasst:

Roheisenproduktion 1860-191332

in Kilotonnen 1000 t à 1000 kg

Jahr

Großbritannien

Deutschland

Vereinigte Staaten

Frankreich

Belgien

Russland

Weltproduktion

1860

3.889

479

834

898

320

296

7.400

1865

4.896

933

845

-

471

-

9.100

1870

6.057

1.346

1.691

1.178

632

358

12.100

1875

6.465

1.981

2.055

1.448

542

-

14.100

1880

7.876

2.692

3.895

1.725

690

449

18.300

1885

7.532

3.647

4.108

1.635

713

528

19.700

1890

8.028

4.625

9.347

1.962

788

918

27.500

1895

7.824

5.433

9.597

2.004

829

1.454

29.400

1900

9.103

8.470

14.010

2.714

1.019

2.709

42.000

1905

9.762

10.814

24.461

3.077

1.310

2.733

54.800

1910

10.173

14.793

27.742

4.043

1.852

3.040

66.000

1912

9.100

17.853

30.293

4.872

2.345

3.588 [1911]

72.000

1913

10.647

19.309

31.214

ca. 5100

ca. 2.470

-

-

Die angeführte Tabelle veranschaulicht vor allem die grundlegende Tatsache der modernen Weltindustrie: an erster Stelle stehen jetzt in der Weltproduktion zwei Länder mit verhältnismäßig jungem Kapitalismus: die Vereinigten Staaten von Amerika und Deutschland. Die beherrschende Lage Englands in der Weltproduktion gehört der Vergangenheit an. Das ist das wichtigste Ereignis der neuesten Geschichte, das unübersehbare Folgen auf allen Gebieten des sozial-ökonomischen und politischen Lebens der ganzen Welt in sich birgt.33

Die Förderung von Eisenerz ist in Deutschtand im Jahre 1913 fast doppelt so groß, in den Vereinigten Staaten fast dreimal so groß wie in England. Noch im Jahre 1885 erzeugte England fast zweimal soviel Roheisen wie die Vereinigten Staaten (7532 : 4108). Zwischen 1885 und 1890 überflügeln die Vereinigten Staaten zum ersten Mal England (8028 : 9347). Noch im Jahre 1900 steht England vor Deutschland. (9103 : 8470). Zwischen 1900 und 1905 übertrifft Deutschland zum ersten Mal England (9762 : 10814). Und seit der Zeit eilen die Vereinigten Staaten und Deutschland England immer mehr und mehr voraus.

Innerhalb von 25 Jahren, von 1885-1910, ist die Eisenproduktion in Deutschland nach Angaben von Diepenhorst um 301 Prozent gestiegen, während sie in England nur um 35 Prozent gestiegen ist.34

Besonders anschaulich wird die Lage durch eine zweite Tabelle Günthers charakterisiert, die die Anteilnahme der wichtigsten Eisen erzeugenden Länder an der Weltproduktion von Eisen im Prozentsatz anzeigt:35

Anteil der Haupteisenländer an der Weltproduktion von Eisen 1860-19 12

Jahr

Großbritannien

Deutschland

Vereinigte Staaten

Frankreich

Belgien

Russland

1860

52,6

6,5

11,3

12,1

4,3

4,0

1870

50,6

11,1

14,0

9,7

5,2

3,0

1880

43,0

14,7

21,3

9,4

3,8

2,5

1890

29,2

16,8

34,0

7,1

2,8

3,0

1900

21,0

20,2

33,4

6,5

2,4

6,4

1910

15,4

22,4

42,0

6,1

2,8

4,6

1912

12,6

24,8

41,0

6,8

3,3

5,0

In dem halben Jahrhundert 1860 bis 1912 hat England seine Rolle als unbestreitbarer Beherrscher des Weltmarkts aufgehen müssen, um sich mit der Rolle eines Staates, der in der Eisenindustrie an dritter Stelle steht, zufrieden zu geben. Nichts charakterisiert so scharf das Tempo der Entwicklung des Kapitalismus in Amerika und in Deutschland wie die oben angeführte Tabelle.

Innerhalb von 50 Jahren ist der Anteil Englands an der Weltproduktion von Eisen von 52,6 Prozent auf 12,6 Prozent, d. h. auf weniger als ein Viertel gesunken. In derselben Zeit ist der Anteil Deutschlands an der Weltproduktion von Eisen von 6,5 Prozent auf 24,8 Prozent gestiegen, d. h. fast viermal so groß geworden. Und der Anteil Amerikas an der Weltproduktion ist von 11,3 Prozent auf 41 Prozent, d. h. ebenfalls fast auf das Vierfache gestiegen!

Nicht weniger lehrreich ist das Schicksal Frankreichs. Noch 1860 stand es vor den Vereinigten Staaten und Deutschland. 1870 ist es nicht nur von Amerika, sondern auch von Deutschland überflügelt worden. Innerhalb von 50 Jahren ist der Anteil Frankreichs an der Eisenproduktion von 12,1 Prozent auf 6,8 Prozent, d. h. auf fast die Hälfte gesunken.

Großes Interesse bietet auch folgende Tabelle Günthers über den Eisenexport aus Deutschland:36

Deutschlands Eisenausfuhr nach Bestimmungsländern (in 1000 Tonnen)

Bestimmungsland

1891-1900

1901-1910

1911-1913

Verhältnis 1891-1900 zu 1911-1913

Belgien

133

465

724

100 : 541

Dänemark

40

88

147

100 : 368

Frankreich

68

94

211

100 : 310

England

131

644

1079

100 : 824

Italien

71

195

286

100 : 403

Holland

120

339

536

100 : 447

Österreich

82

100

289

100 : 352

Russland

161

58

136

100 : 84

Schweden

153

220

327

100 : 214

Spanien

13

16

33

100 : 252

Britisch Indien

31

94

150

100 : 484

China und Japan

52

133

250

100 : 481

Argentinien und Brasilien

66

217

430

100 : 652

Vereinigte Staaten

33

86


100 : 109

Die wichtigste Tatsache, die bei der Betrachtung dieser Tabelle in die Augen fällt, ist das ungeheure Steigen der Eisenausfuhr aus Deutschland nach England. Innerhalb von 20 Jahren ist die Ausfuhr außergewöhnlich gestiegen. Der Vergleich zwischen der Eisenausfuhr aus Deutschland nach England in den Zeiträumen 1891-1900 und 1911-1913 ist ausgedrückt durch das Verhältnis 100 : 824, d. h. die Ausfuhr ist auf mehr als das Achtfache gestiegen. Gleichzeitig ist auch der Export von Eisen aus Deutschland nach den englischen Kolonien sehr gewachsen: der Export nach Britisch Indien ist fast auf das Fünffache gestiegen (100 : 484). Aber auch die deutsche Eisenausfuhr nach einer Reihe anderer Länder Europas und Asiens ist bedeutend gewachsen.

Sehr lehrreich sind ferner zwei weitere kleine Tabellen, die eine Vorstellung geben von der Beanspruchung der Eisenproduktion und vom Umfang des Eisenbahnhaus in den letzten Jahrzehnten in Deutschland, England und den Vereinigten Staaten:37

Inländischer Schienenverbrauch von 1880-1912 (in Kilotonnen)

Jahr

Deutschland

England

Vereinigte Staaten

1880

252

281

1589

1885

282

239

994

1890

446

312

1898

1895

481

262

1300

1900

767

392

2044

1905

698

523

3088

1910

728

481

3299

1911

840

484

2443

Schon zwischen 1880 und 1885 wird England von Deutschland überflügelt im Schienenverbrauch innerhalb des Landes, von den Vereinigten Staaten gar nicht zu reden. Das Wachstum der Eisenbahnen geht natürlich überall vor sich, aber in Nordamerika und Deutschland sehr viel rascher als in England. Im Jahre 1912 war der Schienenverbrauch innerhalb Deutschlands zweimal, in den Vereinigten Staaten fünfmal so groß wie in England.

Nach den Angaben Barmms38 wuchs die Kohlengewinnung in den 25 Jahren von 1885 bis 1910: in England von 162 auf 269, in Deutschland von 74 auf 222, in den Vereinigten Staaten Von 101 auf 455 Millionen Tonnen.

Die Kohlengewinnung in den drei genannten Staaten umfasst drei Viertel der gesamten Kohlengewinnung der Welt. Mit raschen Schritten nähert sich Deutschland England. Im Jahre 1912 erreichte die Kohlengewinnung Deutschlands bereits 259 Millionen Tonnen. Im Allgemeinen ist Deutschland reicher an Kohle als England. Bald wird auch in dieser Beziehung England von Deutschland überholt sein.

Auf Grund der Angaben der neuesten Zusammenstellung39 ist der Kohlenverbrauch pro Kopf der Bevölkerung von 1885-1910 gestiegen: in Deutschland um 116,7 %, in England um 12,1 %, in Frankreich um 78,5%.

Nach anderen Angaben beträgt in der Periode von 1887 bis 1912 die Gewinnung von Steinkohle(in Millionen Tonnen):


1887

1912

Zunahme

Deutschland

76

226

197,3 %

England

162

264

62,9 %

Frankreich

31

41

95,2 %

Das Tempo der Entwicklung ist in Deutschland ein bedeutend rascheres als in England und Frankreich. Noch anschaulicher zeigt sich der geradezu Schwindel erregende Fortschritt der deutschen Industrie in den Zahlen der Roheisenproduktion:

Die Roheisenproduktion betrug in Millionen Tonnen:40


1887

1912

Zunahme

Deutschland

4,024

17,853

343,6 %

England

7,631

9,031

17,6 %

Frankreich

1,568

4,872

210,7 %

Das Übergewicht Deutschlands im Vergleich mit England und Frankreich ist nicht zu bestreiten. Auf dem europäischen Festland steht Deutschland an erster Stelle. Es lässt nur den Vereinigten Staaten den Vorrang.

Die Rivalität zwischen den drei industriellen Riesen der Welt — den Vereinigten Staaten, Deutschland und England — und das Kräfteverhältnis zwischen diesen drei Riesen in diesem Augenblick wird am besten durch folgende Zahlen gekennzeichnet:

Es betrug in Millionen Tonnen die:

Eisenerzproduktion im Jahre 1913

Vereinigte Staaten

59,44


Deutschland (mit Luxemburg)

35,94

Deutschland + England: 52,19

England

16,25


Roheisenproduktion im Jahre 1913

Vereinigte Staaten

31,46


Deutschland (mit Luxemburg)

19,30

Deutschland + England: 29,94

England

10,64


Stahlproduktion im Jahre 1912

Vereinigte Staaten

31,46


Deutschland (mit Luxemburg)

19,30

Deutschland + England: 24,31

England

10,64


Kupferverbrauch im Jahre 1913 (in Kilotonnen)

Vereinigte Staaten

348,1

Deutschland (mit Luxemburg)

259,3

England

144,7

Bleiverbrauch im Jahre 1913

Vereinigte Staaten

401,3

Deutschland (mit Luxemburg)

223,5

England

191,4

Zinkverbrauch im Jahre 1913

Vereinigte Staaten

313,3

Deutschland (mit Luxemburg)

221,3

England

194,6

Zinnverbrauch im Jahre 191341

Vereinigte Staaten

45,1

Deutschland (mit Luxemburg)

19,3

England

24,4

In all diesen wichtigsten Zweigen haben die Vereinigten Staaten den Vorrang, denn dort werden Zahlen erreicht, die Deutschland und England zusammengenommen übertreffen.

Das ist eine Tatsache, die nicht bestritten werden kann.

Und ebenso unbestreitbar ist die Tatsache, dass auf all diesen wichtigen Gebieten Deutschland England überflügelt und weit hinter sich zurückgelassen hat.

Nur was die Kohlengewinnung anbetrifft, stehen England und Deutschland im Jahre 1913 noch ungefähr auf gleicher Stufe (292 und 278 Millionen Tonnen), während die Vereinigten Staaten auch hier bei weitem den Vorrang haben (517,14 Millionen Tonnen).

Die starke Entwicklung seiner Schwerindustrie gab Deutschland auch in Bezug auf die Kriegsführung große Vorteile. Es genügt, die Zahlen der Stahlproduktion zu betrachten. Diese betrugen im Jahre 1913 in runden Zahlen (in Tonnen):

Deutschland

19.000.000

England

7.800.000

Österreich-Ungarn

2.700.000

Frankreich

4.400.000



Russland

4.500.000



Belgien

1.900.000

zusammen

21.700.000

zusammen

18.600.000

Jetzt, wo Belgien und ein Teil von Frankreich von Deutschland besetzt sind, hat sich das Verhältnis noch mehr zugunsten Deutschlands geändert. Jetzt ist das Bild folgendes (in Tonnen):

Deutschland + Österreich-Ungarn

21.700.000

England

7.800.000

Belgien

1.900.000

Frankreich

1.100.000

Der besetzte Teil Frankreichs

3.300.000

Russland

4.500.000

zusammen

26.900.000

zusammen

13.400.00042

Die Zentralmächte erzeugen genau doppelt soviel Stahl wie die Entente. Daraus geht klar hervor, wie groß die Bedeutung ist, die die Hilfe der Vereinigten Staaten von Nordamerika für diese hat.43

Der Außenhandel.

Der Außenhandel der Großmächte wächst ungeheuer rasch; er erreicht einen Jahresumsatz von 100 Milliarden Francs und wird so zum stärksten Ausdruck der Erweiterung des Weltmarkts.

Der ganze Außenhandel (die Summe des Imports und Exports) der größten Länder kann in folgenden Zahlen44 ausgedrückt werden (in Millionen Mark):

1903

101.944,0

1904

104.951,9

1905

113.100,6

1906

124.699,6

1907

133.943,5

1908

124.345,4

1909

132.515,0

1910

146.800,3

1911

153.870,0

In weniger als 10 Jahren ist der internationale Außenhandel um 50 Prozent gewachsen, von 101 Milliarden Mark ist er auf 153 Milliarden gestiegen!

Der gesamte Außenhandel Deutschlands allein (Export und Import) betrug 1881 5 Milliarden Mark, 1891 8 Milliarden (Import 4,5, Export 3,5), 1902 11 Milliarden (6 plus 5). Seit 1902 geht die Entwicklung mit besonders raschen Schritten vorwärts. Im Jahre 1907 beträgt der ganze Außenhandel Deutschlands bereits 17 Milliarden Mark. 1908-1909 ist die Periode der industriellen Krise, des Stillstands. 1912 beträgt der Außenhandel Deutschlands bereits über 21 Milliarden Mark.

Im Jahre 1890 ist die deutsche Ein- und Ausfuhr geringer als die englische Einfuhr allein, und der ganze deutsche Außenhandel verhält sich zum englischen wie 1 : 2, wobei sich dieses Verhältnis zeitweise zugunsten Deutschlands verschiebt. In den Jahren um 1900 verhält sich der deutsche Außenhandel zum englischen wie 8 : 11. Zu Beginn des zweiten Jahrzehnts des Jahrhunderts wird dieses Verhältnis 21: 27. So nähert sich Deutschland England auch auf dem Gebiet des Außenhandels.45

B. Harms bringt folgende Angaben46 über das Wachstum des Außenhandels in verschiedenen Ländern:

Zunahme des Außenhandels von 1891-1910 (in Prozenten von 1891)


Einfuhr

Ausfuhr

Vereinigte Staaten von Amerika

78

77

England

43

52

Deutschland

105

107

Frankreich

25

54

Russland

100

85

Niederlande

110

90

Belgien

105

84

Britisch Indien

75

62

Australien

35

74

China

64

79

Japan

300

233

In der Zeit von 1900 bis 1910 ist der Außenhandel der zwölf größten Länder um 52,4 Prozent gestiegen.

Die Summe des Umsatzes im Außenhandel betrug (in Millionen Mark):47


1887

1912

Wachstum

England

10.721,5

22.858,1

113,1 %

Frankreich

5.890,8

10.721,5

98,1 %

Deutschland

6.245,9

19.648,2

2 14,7 %

Das sehr viel raschere Entwicklungstempo in Deutschland unterliegt keinem Zweifel. Was die absolute Summe des deutschen Außenhandels anbetrifft, so ist sie im Jahre 1912 noch niedriger als die Summe des englischen Außenhandels. 19 Milliarden stehen 22 Milliarden gegenüber. Aber schon 1914 sind die absoluten Summen einander fast gleich. Was die Hauptsache ist, das verhältnismäßige Wachstum, d. h. das Entwicklungstempo ist in Deutschland ein viel rascheres als in England. Innerhalb von 25 Jahren beträgt der Zuwachs in England 103 Prozent, in Deutschland 225 Prozent Das bedeutet, dass die Entwicklung in Deutschland doppelt so rasch vor sich geht und dass — unter sonst gleichen Bedingungen — Deutschland auch auf dem Gebiet des Außenhandels England, den früher unumstrittenen Herrscher des Welthandels, unbedingt überflügeln muss.

Noch lehrreicher ist folgende Tabelle,48 die den prozentualen Anteil der vier wichtigsten Mächte am Welthandel in den letzten 25 Jahren charakterisiert:

Anteil am Welthandel (in Prozenten)

Im Durchschnitt der Jahre

Vereinigte Staaten

Großbritannien

Deutschland

Frankreich

1886-1888

8,7

19,8

10,6

11,7

1892-1894

9,9

19,5

10,4

10,4

1898-1900

9,1

18,2

10,9

9,7

1904-1906

9,5

16,9

11,7

8,5

1909-1911

9,3

16,6

11,9

9,5

Die Lage ist klar. Während Englands und Frankreichs prozentualer Anteil am Welthandel im Sinken begriffen war, stieg er in Deutschland und in den Vereinigten Staaten.. In dieser Beziehung ist das Bild das gleiche wie in der Erzeugung von Roheisen. Nur dass hier Deutschland sogar den Vereinigten Staaten den Rang streitig macht und nicht umgekehrt. Innerhalb von 25 Jahren ist der deutsche Anteil am Welthandel um 1,3 Prozent gestiegen, der amerikanische um 0,6 Prozent: der französische Anteil ist um 2,2 Prozent gesunken, der englische um 3,2 Prozent

Interessant sind die vergleichenden Angaben49 über den Import nach Deutschland und nach England:

Deutschland.

Jahr

Bevölkerungszahl pro qkm

Einfuhr pro Kopf der Bevölkerung in M.

1880

83,7

63

1890

91,5

86,5

1900

104,2

107,2

1910

120,0

138,5

Großbritannien.

Jahr

Bevölkerungszahl pro qkm

Einfuhr pro Kopf der Bevölkerung in M.

1881

111,6

211,0

1891

120,7

202,0

1901

132,7

223,0

1911

145,0

261,0

Die Zwanzigmilliardensumme des deutschen Außenhandels im Jahre 1912 war folgendermaßen verteilt: Einfuhr von Lebensmitteln, Vieh, Rohmaterial und Halbfabrikaten für 9 Milliarden, von fertigen Waren nur für 1,6 Milliarden Mark. Von der Ausfuhr kamen im Gegenteil von 8,9 Milliarden 5,8 Milliarden auf fertige Waren. So wird es klar, dass — wie Helfferich sich ausgedrückt hat — Deutschland im Großen und Ganzen die Produkte seiner industriellen Arbeit gegen Produkte der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft usw. eintauscht.50

Wir wollen noch einige Einzelheiten über den Import und Export Deutschlands anführen. Gleichzeitig tritt auch die Rolle des Imports und Exports der übrigen Länder klarer hervor. Über den Umfang der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Russland und über ihr Wachstum geben folgende zwei Zahlenreihen51 eine gute Vorstellung:

Jahr

Einfuhr nach Russland aus Deutschland

Einfuhr nach Deutschland aus Russland

1901

318

716

1902

344

760

1903

378

826

1904

315

816

1905

368

1021

1906

406

1068

1907

438

1107

1908

450

944

1909

444

1364

1910

547

1387

1911

625

1634

1912

680

1528

1913

880

1425

An der Einfuhr nach und der Ausfuhr aus Deutschland des Jahres 1910 waren beteiligt in Prozenten der deutschen Gesamteinfuhr bzw. -ausfuhr des Spezialhandels:52


Einfuhr nach Deutschland

Ausfuhr aus Deutschland

Russland

16,6

7,3

Vereinigte Staaten

13,3

8,5

Großbritannien

8,6

14,7

Britische Besitzungen

10,8

3,6

Ägypten

1,1

0,5

Österreich-Ungarn

8,5

11,0

Frankreich

5,7

7,3

Französische Besitzungen

0,5

0,1

Argentinien

4,0

3,2

Belgien

3,6

5,2

Belgischer Kongo

0,3

0,0

Brasilien

3,1

1,6

Italien

3,1

4,3

Niederlande

2,9

6,7

Niederländische Besitzungen

2,1

0,7

Einfuhr nach Deutschland (in Millionen Mark)53

aus

1900

1910

Belgien

220,5

325,6

Dänemark

71,4

158,1

Frankreich

305,5

508,8

Großbritannien

840,7

766,6

Italien

186,4

254,5

Niederlande

215,4

258,5

Österreich-Ungarn

724,3

759,2

Russland

716,5

1386,8

Schweden

104,9

163,8

Schweiz

170,5

173,9

Spanien

82,4

140,2

Britisch Westafrika

28,2

108,3

Britisch Ostindien

204,8

404,0

Niederländisch Ostindien

83,7

187,5

Argentinien

234,5

357,2

Brasilien

115,5

278,9

Chile

89,3

154,6

Vereinigte Staaten

1020,8

1187,6

Australien

122,2

281,7

Russland importiert somit nach Deutschland für 1¼ Milliarden Mark jährlich, England (zusammen mit seinen Kolonien) für eine ungefähr ebenso große Summe.54

Die Rolle der Kolonien am Außenhandel.

Welche Rolle spielen die Kolonien im Export und Import der wichtigsten imperialistischen Länder Europas?

Es erhielten aus ihren Kolonien in Prozenten ihrer gesamten Spezialeinfuhr:55

Jahr

Deutschland

Frankreich

England

1907

0,25

9,80

24,33

1908

0,30

10,84

11,90

1909

0,34

10,74

23,25

1910

0,55

-

25,15

Es verkauften in ihre Kolonien in Prozenten ihrer gesamten Spezialausfuhr:56

Jahr

Deutschland

Frankreich

England

1907

0,54

12,25

32,24

1908

0,55

13,56

33,34

1909

0,62

12,42

33,64

1910

0,65

-

34,21

Die verhältnismäßig verschwindend kleine Rolle der deutschen Kolonien tritt aus diesen Zahlen mit aller Anschaulichkeit hervor. Ihre Rolle in der deutschen Ein- und Ausfuhr ist vorläufig noch vollkommen mikroskopisch. Die Rolle, die für England die Kolonien spielen, ist 50-60 mal größer. Nun, muss eine solche „Ungleichheit“ dem ganzen deutschen Imperialismus nicht wehe tun? Ist das etwa eine „gerechte“ Verteilung der Kolonien?

Auch der „Sozialdemokrat“ Hildebrand fühlt sich beleidigt. „Ungeheuerlich!“ — ruft er in Bezug auf diese Zahlen aus. „Wir“ sind so benachteiligt worden! Und England und Frankreich erschweren „uns“ noch jeden Erwerb kolonialer Gebiete. In der Tat. Wo ist da Gerechtigkeit? Müssen sich da Hildebrand und Scheidemann den deutschen Imperialisten nicht an den Hals werfen?

Die Rolle der Kolonien ist für England, wie wir gesehen haben, überhaupt sehr groß. Aus Indien z. B. presst England jährlich nicht weniger als eine halbe Milliarde heraus.

Wie sehr die indische Ausfuhr die Einfuhr übersteigt, geht aus folgender Tabelle57 hervor. Es betrugen in Millionen Mark:


1904

1905

1906

1907

1908

1909

1910

1911

1912

Einfuhr

1.517

1.637

1.715

1.958

1.850

1.768

1.927

2.086

2.407

Ausfuhr

2.228

2.290

2.493

2.495

2.167

2.636

2.947

3.208

3.478

Mehr-Ausfuhr

711

653

778

573

317

868

1.020

1.122

1.071

Die englische Einfuhr aus Ägypten betrug im Jahre 1872 16,5 Millionen Pfund Sterling (bei einer Gesamtsumme der Einfuhr von 354,7 Millionen Pfund Sterling), im Jahre 1912 25,9 Millionen Pfund Sterling (bei einer Gesamtsumme von 744,9). Die englische Ausfuhr nach Ägypten betrug im Jahre 1872 7,3 Millionen Pfund Sterling (Gesamtsumme 314,6 Millionen Pfund Sterling), im Jahre 1912 9,6 Millionen Pfund Sterling (599,6 Millionen Pfund Sterling)58

Wie sich die Ausfuhr Englands unter seine Kolonien und das Ausland verteilt, geht aus folgender Tabelle59 hervor:

Englische Ausfuhr heimischer Produkte nach dem Ausland und den Kolonien

Durchschnitt der Jahre

Gesamtwert in Millionen Pfund Sterling

Prozentsatz nach dem Ausland

Prozentsatz nach den Kolonien

1855-1859

116

68,4

31,6

1860-1864

138

66,7

33,3

1865-1869

181

72,4

27,6

1870-1874

234

74,2

25,8

1875-1879

201

66,9

33,1

1880-1884

234

65,5

34,5

1885-1889

226

64,9

35,1

1890-1894

234

66,5

33,5

1895-1899

237

65,9

34,1

1900-1904

282

62,7

37,3

1905-1909

369

66,3

33,7

1910

421

65,4

34,6

Weltwirtschaft und Weltkrieg60

In der ganzen Welt sind Großbanken, Großindustrie, Großhandel in den Händen von ein paar hundert Königen der Schwerindustrie, der Börse usw. konzentriert. Sie alle sind durch innige Bande miteinander verknüpft. Ihre Funktionen sind auf Schritt und Tritt ineinander verflochten. Ein metallurgisches Großunternehmen z. B. braucht eine große Bank für die Unterbringung seiner Aktien und Obligationen. Dasselbe metallurgische Unternehmen hängt von den großen Eisenbahn- und Schifffahrtsgesellschaften, von Gas- und Elektrizitätsgesellschaften ab. Und umgekehrt. Oft gründen die großindustriellen Unternehmungen ihre eigenen Hilfsinstitutionen, ihre eigenen Banken usw.

Außer den Direktoren, die Spezialisten sind und die technische Seite der Sache beherrschen, kann man an der Spitze all dieser großen kombinierten Unternehmungen auch Nichtspezialisten, Großfinanziers, finden. Sie sind es, die das ganze moderne Leben beherrschen, sie leiten Trusts und Kartelle, sie sind die Gesetzgeber und Diktatoren des einigen kapitalistischen Staatstrusts, der sich moderner Staat nennt.

Die Weltwirtschaft hat einen so grandiosen Umfang angenommen, dass die früheren Maßstäbe jetzt ganz veraltet sind. Im Vergleich mit dem, was die Entwicklung z. B. nur in Nordamerika gezeitigt hat, kann das ganze alte Europa als eine kleine Provinz erscheinen, von den einzelnen Ländern Europas gar nicht zu reden.

Selbst Länder mit einer industriellen Entwicklung wie Deutschland fühlen ihre Machtlosigkeit gegenüber der stürzenden Lawine der weltwirtschaftlichen Entwicklung. Größere, stärkere, kompaktere staatliche Einheiten, als die bestehenden nationalen Staaten, tun not. Die wirtschaftliche Entwicklung ist über den nationalen Rahmen hinausgewachsen. Hieraus ziehen die Sozialisten die Schlussfolgerung, dass die Bedingungen für die Verwirklichung der sozialistischen Produktionsweise reif geworden sind. Hieraus leiten die Pazifisten ihre in wirtschaftlicher Beziehung utopische Losung der Vereinigten Staaten Europas ab. Hieraus entstehen die imperialistischen Pläne der Vertreter des Kapitals.

Zu den letzteren gehört der Plan des „Mitteleuropäischen Staatenverbandes“,61 d. h., der Plan der Knechtung von ganz Mitteleuropa durch Deutschland, den die deutschen Imperialisten ausgeheckt haben.

Zum „Mitteleuropäischen Staatenverband“ sollen nach dem Plan des deutschen Imperialisten Franz von Liszt gehören:

1. Das jetzige Deutschland.

2. Das jetzige Österreich-Ungarn.

3. Holland (2.000.000 qkm und 43.000.000 Einwohner [einschließlich der Kolonien — d. Hg.]).

4. Die drei skandinavischen Staaten und Finnland.

5. Die Schweiz.

6. Italien (1.200.000 qkm und 36.000.000 Einwohner).

7. Die Balkanhalbinsel, einschließlich der europäischen Türkei.

Der ganze Verband soll ein Gebiet von 8.000.000 qkm (auch die entsprechenden Kolonien sollen mit einbegriffen sein) und eine Bevölkerung von 200.000.000 umfassen.

In diesem Verband soll Deutschland nur (nur!) primus inter pares (der erste unter Gleichen) sein.62 Dann — meint Liszt — würden „wir“ mit England konkurrieren können, dann würden „wir“ überhaupt eine Kraft darstellen, die in dieser imperialistischen Epoche für sich einstehen kann.

Die letzten Jahrzehnte der stürmischen Entwicklung des Kapitalismus haben die Gegensätze zwischen den einzelnen kapitalistischen Mächten besonders auf die Spitze getrieben. In den Jahren des Stillstands, in den Jahren der langsamen Entwicklung sind die Gegensätze nicht mit so elementarer Kraft zutage getreten.

Früher lebten wir in der Zeit der langsamen Vorwärtsbewegung, in der Zeit der in diebischer Weise maskierten Jagd nach Profiten, und nicht in der Zeit des „ehrlichen“ Raubens. Jetzt nähert sich die faule, heuchlerische, verlogene Zeit des industriellen Stillstands ihrem Ende. Überall beginnt eine neue stürmische Zeit, die von verwickelten politischen Konflikten begleitet ist. Von der Lösung dieser Konflikte wird es abhängen, welche Rolle in der neuen Entwicklung des Weltmarkts den einzelnen Staaten zufallen wird … Es ist sehr möglich, dass diese Konflikte mit einem Weltkrieg ausgehen werden.“ — So schrieb noch im Jahre 1895 der selige (für den Marxismus) Parvus.63

Auf Grund der marxistischen Analyse der Tendenzen der Weltwirtschaft sind auch andere Marxisten zur Prophezeiung des Weltkriegs gekommen. Im Jahre 1901 schrieb Kautsky:

Es wachsen Kapital und Arbeit im eigenen Lande, es wächst die Zahl der konkurrierenden Industrieländer, indes die der Agrarländer sich verringert. Bald werden diese, soweit sie noch frei, völlig aufgeteilt sein, und dann gibt es zur weiteren Ausdehnung des monopolisierten Gebiets nur noch einen Weg: nicht mehr den Kampf zwischen Industriestaat und Agrarstaat, sondern den blutigen Kampf der großen Industriestaaten untereinander, also den Weltkrieg.

Dies ist das unvermeidliche Ziel der heutigen Weltpolitik; nicht die Launen einzelner Machthaber drängen dahin, sondern die eherne Notwendigkeit der ökonomischen Bedürfnisse, die die modernen Industrienationen dem Verderben entgegentreibt, selbst wenn sie es erkennen sollten.

Vom Standpunkt der heutigen Produktionsweise, die auf der Arbeitsteilung von Industriestaaten und Agrarstaaten und auf steter Zunahme der industriellen Ausfuhr aus den ersteren, der agrarischen Ausfuhr aus den letzteren aufgebaut ist, von diesem Standpunkt aus ist der Weltkrieg unvermeidlich.“64

So schrieb Kautsky vor 14 Jahren. Aber damals vergaß er nicht hinzuzufügen: „Der Weltkrieg ist nur die eine Alternative des heutigen, seinem Zusammenbruch entgegen schreitenden Welthandelssystems; die andere ist die sozialistische Gesellschaft.“

1 Sartorius, „Das Volkswirtschaftliche System der Kapitalanlage im Auslande“, S. 27

2 „Deutschlands Volkswohlstand 1883-1913“, von Dr. Karl Helfferich, Direktor der Deutschen Bank, IV. Aufl., 1914, S. 116.

3 Jacob Rießer, „England und wir“, Leipzig 1914, S. 17.

4 Dr. Karl Helfferich, Deutschlands Volkswohlstand 1883-1913“, 7. Aufl., S. 112.

5 a.a.O., S. 113.

6 Singer, „Das Land der Monopole“, Berlin 1913, S. 2

7 „Das Volkswirtschaftliche System der Kapitalanlage im Auslande“, von A. Sartorius Freiherr von Waltershausen, Berlin, 1907, S. 56.

8 Bernhard Harms, „Volkswirtschaft und Weltwirtschaft, Versuch der Begründung einer Weltwirtschaftslehre“, Jena, Gustav Fischer, 1912, S. 235.

9 C. K. Hobson, „The export of capital. Studies in economic and political science“, London 1914, S. 263.

10 Siehe „Jahrbuch für Nationalökonomie und Statistik“, von Bruno Hildebrand, Johannes Conrad etc., Jena, 1916, S. 274.

11 Hobson, „The export of Capital“, London 1914, S. 226

12 a.a.O., S. 229.

13 Diese Tabelle ist vom englischen „Economist“ zusammengestellt worden. S. Askew, „Der britische Imperialismus“ (Ergänzungshefte der „Neuen Zeit“), S. 39

14 Askew, S. 37, 42.

15 a.a.O., S. 38.

16 Kautsky, „Nationalstaat“, S. 37-38. Vergl. Askew.

17 Askew, 5. 38.

18 Sartorius, 101. Nach der Berechnung von Sartorius ergibt sich, dass das Auslandskapital in den ersten Jahren des XX. Jahrhunderts betrug: England 66 Milliarden Francs, Frankreich 40 Milliarden Francs, Deutschland 20 Milliarden Francs.

19 a.a.O., S. 242.

20 S. Schilder, „Entwicklungstendenzen der Weltwirtschaft“, Berlin, 1915, S. 364.

21 „Encyklopädie des Eisenbahnwesens“, von Dr. Freiherrn von Röll, Sektionschef im k. k. österreichischen Eisenbahnministerium. Artikel von Birk, Band IV, S. 36.

22 Rosa Luxemburg, „Die Akkumulation des Kapitals“, Leipzig 1921, S. 395

23 „Encyklopädie des Eisenbahnwesens“, a.a.O., vergl. auch „Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich“, 1913, S. 43.

24 Dr. Franz Quadflieg, „Russische Expansionspolitik 1774-1914 Berlin, 1914, S. 239.

25 Merchant Marine Commission of the National Foreign Trade Council, „Ocean Shipping“. („Weltwirtschaft, Zeitschrift für Weltwirtschaft und Weltverkehr“, März 1916, S. 276.)

26 Die Handelsflotte der wichtigsten Länder am 30. Juni 1923.

LänderBevölkerungszahlGröße der Dampferflotte (nur Schiffe über 100 t)Zahl der Tonnen pro Kopf der BevölkerungNorwegen2.600.0002.376.0000,91Großbritannien (ohne Kolonien)47.300.00019.115.2000,40Dänemark3.300.000937.7000,28Holland6.800.0002.607.2000,38Schweden5.900.0001.135.6000,19Griechenland4.800.000747.5000,15Deutschland62.000.0002.509.8000,04Ver. Staaten105.700.00015.684.8000,14Frankreich39.200.0003.452.9000,08Spanien21.300.0001.198.7000,05Italien38.800.0002.880.8000,07Belgien7.500.000605.1000,08Japan56.000.0003.604.1000,06Uruguay1.500.00072.6410,04Chile3.800.000163.6340,04Argentinien5.700.000160.6090,02Kuba2.900.00043.0840,01Brasilien30.600.000459.4160,01Eugen Varga

27 Nach dem Stat. Jahrbuch f. d. Deutsche Reich, 1914, S. 33.

28 Produktionszahlen für 1923 (in 1000 t)

Deutschland ohne Luxemb.LuxemburgFrankreich

BelgienGroßbrit. u. IrlandZusammenRoheisen5.0001.4045.3002.1847.60021.488Stahl5.0041.2004.9802.2808.62822.092Kohle80.000-47.80022.920281.400432.120Zuwachs (+) oder Rückgang (-) im Vergleich zu 1912

Roheisen--+7-5-16-37Stahl--+13-9-10,5-29Kohle--+16-0,2+6,4-26Weltproduktion

19101920Zuwachs (+) Rückgang (-) in ProzentKohle (Millionen t)1166 [1911]1320+13,2Eisenerz (Millionen t)176121-30,7Kupfer (1000 t)990 [Ø 1912-14]945-4,6Petroleum (Millionen Barrel)327 [1911]695 [1923]+112,5Gold (Millionen Goldmark)19351403-27,6Eugen Varga

29 Stein- und Braunkohle. Bei Belgien bloß Steinkohle. Ebenfalls nach dem Stat. Jahrb. f. d. D. R., a.a.O.

30 Nach den Angaben des amerikanischen Münzdirektors.

31 „Weltwirtschaft, Zeitschrift für Weltwirtschaft und Weltverkehr“. März 1916, S. 280. (Nach Zusammenstellungen des United States Geological Survey.)

32 Ernst Günther, „Die internationale Stellung der deutschen Eisenindustrie“, Schmollers Jahrbuch, 38. Jahrgang, 1914, Heft 3, S. 319

33 Roheisenproduktion 1923 (in 1000 t)

GroßbritannienDeutschlandVereinigte StaatenFrankreichBelgienRusslandWeltproduktion7.4004.00039.5005.0002.10070064.600Anteil an der Weltproduktion in Prozent:

11.46,261,17,83,31,1-Eugen Varga

34 Dr. Fritz Diepenhorst, „La concurrence anglo-allemande“.

35 a.a.O., S. 321.

36 a.a.O., S. 370

37 Ernst Günther, a.a.O., S. 349

38 Rudolph Barmm, „Deutschlands Stellung im Welthandel und im Weltverkehr“, Braunschweig, 1914.

39 „Die wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands“, herausgegeben von der Dresdner Bank, Berlin, 1913.

40 S. Helfferich, „Deutschlands Volkswohlstand“, 7. Aufl., S. 61.

41 Neuere Daten über Metallproduktion und -verbrauch.

JahrVer. StaatenDeutschlandEnglandEisenerzproduktion192247,65,8 [1921]7,0Roheisenproduktion192339,54,0 [ohne Lux.]7,4Stahlproduktion192344,45,0 [ohne Lux.]8,5Kupferverbrauch19200,50,070,1Bleiverbrauch19200,490,070,13Zinkverbrauch19200,30,070,12Zinnverbrauch19200,070,0070,02Millionen Tonnen

Eugen Varga

42 Dr. Ing. e. h. E. Schrödter, „Die Eisenindustrie unter dem Kriege“, Kriegshefte aus dem Industriebezirk, 8. Heft, Essen 1915, S. 56.

43 Das wichtigste Ergebnis des letzten Jahrzehnts ist die ungeheure Verstärkung der Tendenz zum Übergang des Schwergewichts der Wirtschaft auf die Vereinigten Staaten. Die Vereinigten Staaten haben Europa in der Produktion weit hinter sich gelassen, wie die oben angeführten Zahlen schlagend beweisen.

Ein zusammenfassendes Bild der Entwicklung der letzten Jahre zeigen die folgenden Wirtschaftszahlen der vier größten Industrieländer der Welt:

Wirtschaftszahlen der Vereinigten Staaten, Großbritanniens, Deutschlands, Frankreichs. (Monatsdurchschnitt)

Vereinigte Staaten (Survey of Current Bus.):

19131920192119221923Produktion von: Roheisen (1000 t)2.6013.0831.4012.2763.392Stahl (1000 t)2.5643.4611.6282.9273.660Kupfer (Millionen pounds)1021013982123Weichkohle (1000 sh, t)39.68947.38934.66033.71045.485Anthrazit (1000 sh. t)7.6277.4677.5394.3937.936Rohöl (1000 Barrels)20-70436.91139.13746.46160.475Verbrauch von: Wolle (1000 pounds)--44.12554.51053.467Baumwolle (1000 Ballen)465488451507543Großhandelsindex aller Waren pro Monat100226147149154Automobile (1000 Stück)40183139214334Großbritannien (Economist Monthly Suppl.)

1913192019211922192324,319,413,821,123,4Roheisen (1000 t)869680222415630Stahl (1000 t)649768314393719Großhandelsindex (Economist)100283181160162Kurs des £ in Dollar4,873,663,854,434,57Ausfuhr in Millionen £43,8111.358,660,063,9Einfuhr in Millionen £55,0142,981,575,081,6Deutschland (Wirtschaft und Statistik)

19131920192119221923Steinkohlenförderung (1000 t)11.72910.94511.35110.8305.200Braunkohlenförderung (1000 t)7.2699.32310.25011.4239.833Koksproduktion (1000 t)2.6392.0742.3942.426-Eisen (1000 t)909463625730333Stahl (1000 t)1.412643750762417Prozent der arbeitslosen

Gewerkschaftsmitglieder [Januar]-3,3 4,73,83,9Großhandelsindex (St. R.)114,919,1341,8-Großhandeisindex (in Gold)100----Einfuhrwert934329479526507Ausfuhrwert 850300351517507Kurs der Mark (Dollarcent) 23,81,8--0,02 [für 1000 Mark]Frankreich (Economist Monthly Suppl. - Fed. Res. Bul.)

19131920192119221923Kohlenproduktion (1000 t)3.4042.8903,2133.5963.986Kohlenimport (1000 t)1.5582.0051.4721.861-Eisenproduktion (1000 t)434276280427443Stahlproduktion (1000 t)396246255373415Arbeitslose 1000 [Januar]--649,72,4Ausfuhr (1000 t)1.8401.0711.3331885-Einfuhr (1000 t)3.6854.2113,1654281-Ausfuhr (Millionen Francs)5732.2411.64817202.536Einfuhr (Millionen Francs)7024,1591.83919922.718Großhandelsindex 100509345327419Kurs des Francs in New York19,37,07,58,26,1Banknotenumlauf (Milliarden Francs)5,737,936,436,439,1Eugen Varga


44 Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1913, S. 66.

45 Paul Rohrbach, „Der Krieg und die deutsche Politik“, S. 11.

46 B. Harms, S. 212.

47 Helfferich, a.a.O., 5. 71.

48 Nach Barmm, S. 20.

49 Barmm, S. 8

50 Vergleiche Max Apt, „Der Krieg und die Weltmachtstellung des Deutschen Reiches“, Leipzig 1914, S. 10

51 Professor Karl Ballod, „Herrscht in Russland Einigkeit?“, „Preußische Jahrbücher“, Oktober 1914, S. 34 f.

52 Gerhard Hildebrand, „Sozialistische Auslandspolitik“, Jena 1911, S. 34f.

53 a.a.O., S. 32f.

54 Die aufsteigende Linie des Außenhandels, die den Kapitalismus vor dem Kriege kennzeichnete, wurde durch den Krieg unterbrochen. In der Nachkriegszeit ist der Gesamtaußenhandel der Welt viel kleiner als vor dem Kriege, mit einem kleinen Zug zur neuerlichen Erhöhung. Der Vergleich wird besonders erschwert durch den Umstand, dass die Preise — entsprechend der raschen Änderung des Geldwertes — rasch steigen und fallen und in den meisten Ländern bedeutend höher sind als vor dem Kriege.

Die Hauptzahlen der wichtigsten Länder zeigt folgende Tabelle (zusammengestellt bei Varga: Aufstieg oder Niedergang des Kapitalismus, S.83):

Einfuhr

19131920192119221923MillionenGroßbritannienPfund7681932108710041098DeutschlandGoldmark107703947575163126081FranreichFrancs842149905220682390132600ItalienLire364526821172661572717225SchweizFranken19194200224819152245BelgienFrancs50502294210055937712538DänemarkKronen8552943163514671975Vereinigte StaatenDollar17495279258731164792KanadaDollar6701337800722908ArgentinienGoldpesos496881635686-Britisch-IndienPfund122336178155-ChinaUS-Dollar416-599775-JapanYen729233516141859Ausfuhr

19131920192119221923MillionenGroßbritannienPfund6341557810824886DeutschlandGoldmark100973724-61996079FranreichFrancs688026894197732064230400ItalienLire2312117748275929711059SchweizFranken13763277214016901760BelgienFrancs37168862714761108993DänemarkKronen7211962150512421243Vereinigte StaatenDollar24468228448538324168KanadaDollar37713038038981002ArgentinienGoldpesos5191031672673-Britisch-IndienPfund166262164210-ChinaUS-Dollar294-457537-JapanYen6321947125315951447Großhandelsindex

19131920192119221923Großbritannien100283181160162Deutschland100----Frankreich100509345327419Italien 100624578562575Schweiz100 [1914]-191168181Belgien100 [1914]-366367497Dänemark100341178181204Vereinigte Staaten100226147149155Kanada100241170150154Argentinien100----Britisch-Indien100204181180176China100152150146156Japan100260201196-(Stat. Jahrbuch für das Deutsche Reich, Commerce Yearbook, für 1923 Wirtschaft und Statistik, Economist Monthly Suppl 22. III. 1924.)

Wir sehen, dass die absoluten Zahlen stark gestiegen sind. Vergleichen wir aber diese Zahlen mit dem Großhandelsindex, so finden wir, dass bei fast allen Ländern eine Verminderung eingetreten ist, mit Ausnahme der Vereinigten Staaten und überhaupt den Überseeländern.

Besonders, scharf kennzeichnet sich der Rückgang bei den Industrieländern Europas. deren Ausfuhr durch die während und nach dem Kriege erfolgte Industrialisierung der Überseeländer, der Verarmung Mittel- und Osteuropas, der Ausschaltung Russlands stark gelitten hat. Die betreffenden Zahlen sind die folgenden

Ausfuhr in Millionen Goldeinheiten

19131923GroßhandelsindexUmgerechnet auf 1913WenigerMehrEngland634886162 (Economist)54787Frankreich6.88030.0404197.250370Deutschland10.0976.079umger. auf Preise 19136.0794018Belgien3.7168.9934971.8101906Schweiz1.3761.760181908468Wir sehen, dass die Ausfuhr der „industriellen Werkstätte“ mit Ausnahme Frankreichs, das einen territorialen Zuwachs und eine Inflationskonjunktur hatte, sehr stark hinter der der Vorkriegszeit zurückbleibt: Belgien mit 52 Prozent, Schweiz 30 Prozent, Deutschland 40 Prozent, England 13 Prozent

Die Verminderung der Ausfuhr führt zu einer ständigen Arbeitslosigkeit gerade in jenen Industriezweigen, die stark auf den Export eingestellt waren. (England: Maschinenbau, Schiffbau, Baumwollindustrie.) Daher auch die Bestrebungen der englischen Kapitalisten, „den Handel der Welt wiederherzustellen“, was ihnen aber bis heute nicht gelungen ist.

Eugen Varga

55 Hildebrand, S. 38.

56 a.a.O., S. 39.

57 Kautsky, „Nationalstaat“, S. 43.

58 a.a.O., S. 72

59 Englisches Blaubuch 1911, zitiert bei Askew in „Britischer Imperialismus“, S. 26.

60 Ein Teil des neuesten Zahlenmaterials zu diesem Artikel ist in den Julitagen 1917 verloren gegangen. Mir fehlt jetzt die Möglichkeit, das Material wieder zu beschaffen. — d. Verf.

61 Siehe hierüber Genaueres In meinem Büchlein „Österreich und der Weltkrieg“ (1918), Kapitel „Mitteleuropa“.

62 „Ein Mitteleuropäischer Staatenverband“, von Franz von Liszt, aus der Serie „Zwischen Krieg und Frieden“, S. 32, 45 u. a. Siehe auch das Buch des bekannten Pastors Naumann, „Mitteleuropa“, der mit Enthusiasmus für den gleichen Plan eintritt. Ihm antwortete Karl Kautsky in einer langen Artikelserie („Mitteleuropa“) in der „Neuen Zeit“, 1916, Nr. 14-18. Kautsky entlarvt das imperialistische Wesen des Naumannschen Planes. Aber er selber kann ihm — infolge seiner ganzen Stellung — nichts entgegenstellen als das pazifistische Projekt der „Vereinigten Staaten Europas“ oder sogar der „Vereinigten Staaten Mitteleuropas“.

63 Parvus, „Entwicklung des Weltmarktes und die deutsche Gewerkschaftsbewegung“ (1895). Jetzt ist Parvus selbst ein Sozial-Imperialist geworden. (Anmerkung d. Übers.: Das Zitat ist aus dem Russischen übertragen, da die angezogene Schrift nicht aufzutreiben war.)

64 „Handelspolitik und Sozialdemokratie“, S. 91.

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