Postskriptum

Postskriptum.

Über eine Erfindung Plechanows.

Im russischen Sammelbuch „Krieg" (Paris, 1915) behauptet Plechanow, dass das Manifest des Braunschweiger Ausschusses der deutschen Sozialdemokratie von 1870 „ebenfalls der Feder Marx' entsprungen ist" (S. 24).

Das ist einfach eine Unwahrheit. „Nachdem ich mit einigen Mitgliedern des Ausschusses gesprochen hatte, schrieb ich dieses Manifest", – schreibt W. Bracke, ein Mitglied dieses Braunschweiger Ausschusses (vergl. sein Buch: „Der Braunschweiger Ausschuss in Lötzen und vor dem Gericht", Braunschweig 1872, S. 7).

Das Manifest vom 5. September 1870 ist also nicht von Marx, sondern von Bracke verfasst. Plechanow führt die Leser irre. Im Manifest (am Schluss) ist nur ein kleines Bruchstück aus einem Briefe von Marx angeführt – sein Protest gegen die Annexion von Elsass-Lothringen, die Weissagung, dass diese Annexion Frankreich in die Arme Russlands werfen würde usw. Plechanow möchte gerne zur Verteidigung seiner jetzigen Position die Sache so hinstellen, als ob Marx 1870 nicht mit Bebel und Liebknecht solidarisch gewesen wäre, die bekanntlich sogar im nationalen Kriege 1870/71 jede „patriotische" Stellungnahme verwarfen, sondern mit dem Braunschweiger Ausschuss, der im ersten Abschnitt des Krieges nach Schweitzer oder dem jetzigen Plechanow verfuhr. Der Wunsch ist der Vater des Gedankens… Daher auch der Irrtum Plechanows, der Marx ein Werk Brackes zuschreibt.

Diese Erfindung „aus der Feder" Plechanows wird wohl kaum unserem gewesenen Marxisten neue Lorbeeren einbringen, ihm, der jetzt nur noch imstande ist, Marx zu verpetzen.

1915.

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