Leo Trotzki‎ > ‎1917‎ > ‎

Leo Trotzki 19171215 Aus dem Volkskommissariat für Auswärtige Angelegenheiten

Leo Trotzki: Aus dem Volkskommissariat für

Auswärtige Angelegenheiten

[„Iswestija“ Nr. 243, 3. Dezember 1917. Eigene Übersetzung nach Л. Троцкий. Сочинения. Том 3, часть 2. Москва-Ленинград, 1925]

Zur Auskunft für alliierte und neutrale Botschaften und Missionen.

Einige Botschaften weigerten sich, den diplomatischen Kurieren des Volkskommissariats für auswärtige Angelegenheiten Pässe auszustellen. Als Motiv wiesen die zuständigen Institutionen darauf hin, dass der Rat der Volkskommissare noch nicht als Regierung „anerkannt" worden sei. Die Frage der Anerkennung ist eine formale Frage, und die Sowjetregierung tritt diesem Detail des diplomatischen Rituals mit völliger Gleichgültigkeit gegenüber. Die Nichtanerkennung befreit jedoch nicht davor, mit der Sowjetregierung als Tatsache rechnen zu müssen. Die Andeutungen, dass eine „nicht anerkannte" Regierung keine diplomatischen Kuriere haben könne, sind schon deshalb unbegründet, weil die Sowjetregierung es für erforderlich hält, diplomatische Beziehungen nicht nur mit Regierungen, sondern auch mit revolutionär-sozialistischen Parteien zu haben, die versuchen, bestehende Regierungen zu stürzen. Schließlich können wir nicht umhin, darauf hinzuweisen, dass die genannten Botschaften die Politik der „Nichtanerkennung" äußerst einseitig verfolgen, da sie selbst ständig an das Volkskommissariat für Auswärtige Angelegenheiten appellieren, mit Anfragen, ihnen die eine oder andere Genehmigung und Urkunde zu geben, um ihren diplomatischen Kurieren freie Durchreise zu gewährleisten etc., etc.

Da wir die Beibehaltung einer solchen Ordnung für absolut unannehmbar erachten, ordnet der Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten an, dass von nun an keine Pässe ausgestellt und allgemein keine Erleichterungen gewährt werden für Vertreter derjenigen Botschaften, die es als ihre Aufgabe sehen, der Sowjetmacht kleinliche Kanzleischwierigkeiten zu bereiten.

Kommentare