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Leo Trotzki 19171121 Regierungsnote an die verbündeten Länder

Leo Trotzki: Regierungsnote an die verbündeten Länder

[„Iswestija" Nr. 220, 9. November 1917. Eigene Übersetzung nach Л. Троцкий. Сочинения. Том 3, часть 2. Москва-Ленинград, 1925]

Es ist mir eine Ehre, Sie, Herr Botschafter, zu informieren, dass der Allrussische Sowjetkongress der Arbeiter- und Soldatendeputierten am 26. Oktober eine neue Regierung der Russischen Republik in Gestalt des Rates der Volkskommissare organisiert hat. Wladimir Iljitsch Lenin ist der Vorsitzende dieser Regierung; Mir wurde die Leitung der Außenpolitik übertragen, als Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten.

Ich möchte Sie auf den Wortlaut des Vorschlags für einen Waffenstillstand und einen demokratischen Friedens ohne Annexionen und Entschädigungen auf Grund der Selbstbestimmung der Völker hinweisen, den der Allrussische Kongress der Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten erlassen hat und habe die Ehre, Sie zu bitten, dieses Dokument als einen formellen Vorschlag für einen sofortigen Waffenstillstand an allen Fronten und eine sofortige Eröffnung von Friedensverhandlungen zu betrachten – einen Vorschlag, mit dem die bevollmächtigte Regierung der Russischen Republik sich gleichzeitig an alle kriegführenden Völker und ihre Regierungen wendet.

Akzeptieren Sie, Herr Botschafter, die Versicherung des tiefem Respekts der Sowjetregierung gegenüber dem Volk Ihres Landes, das sich wie alle anderen Völker, die durch dieses beispiellose Gemetzel erschöpft und blutig sind, nur um Frieden bemühen kann.

Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten L. Trotzki

8. November 19171

1 Bei John Reed findet sich folgende Übersetzung:

Ich habe die Ehre, Herr Gesandter, Sie davon in Kenntnis zu setzen, dass am 8. November der Gesamtrussische Sowjetkongress eine neue Regierung konstituiert hat: den Rat der Volkskommissare. Der Präsident dieser Regierung ist Wladimir Iljitsch Lenin. Die Leitung der Auswärtigen Angelegenheiten ist mir anvertraut worden, als dem Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten.

Indem ich ihre Aufmerksamkeit auf den vom Gesamtrussischen Kongress bestätigten Text des Vorschlages eines Waffenstillstandes und demokratischen Friedens ohne Kriegsentschädigungen, ohne Annexionen und auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechts der Völker lenke, bitte ich Sie, das Dokument als formellen Vorschlag eines sofortigen Waffenstillstandes an allen Fronten und der unverzüglichen Einleitung von Friedensverhandlungen zu betrachten. Die autorisierte Regierung der Russischen Republik richtet diesen Vorschlag gleichzeitig an alle kriegführenden Völker und deren Regierungen.

Nehmen Sie, Herr Gesandter, die aufrichtige Versicherung der Hochschätzung der Sowjetregierung für ihr Volk entgegen, das sicher auch nur, gleich allen in dieser beispiellosen Schlächterei erschöpften und weißgebluteten Völkern, den Frieden wünscht ...“

In dem 1918 in Wien erschienenen Dokumentenband „Der Frieden im Osten“ findet sich folgende Übersetzung

(An die Botschaften in Petersburg.)

Petersburg, 23. November.

Mit diesem Schreiben habe ich die Ehre, Ihnen, Herr Botschafter, mitzuteilen, dass der Kongress der Generalräte der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten ganz Russlands am 8. November eine neue Regierung der Russischen Republik eingesetzt hat, die aus dem Rat der Volkskommissäre gebildet ist. Zum Präsidenten der Regierung ist Wladimir Iljitsch Lenin ernannt, die Leitung der auswärtigen Politik meinen Händen anvertraut worden, indem ich zum Kommissär für auswärtige Angelegenheiten ernannt wurde.

Indem ich im nachstehenden Ihrer Aufmerksamkeit, Herr Botschafter, den Wortlaut der vom Kongress der Generalräte der Abgeordneten gebilligten Vorschläge eines Waffenstillstandes und eines demokratischen Friedens, ohne Annexionen und ohne Entschädigungen, beruhend auf dem Grundsatz der Unabhängigkeit der Völker und ihres Selbstbestimmungsrechtes, unterbreite, habe ich die Ehre, Sie zu bitten, in diesem Schriftstück den offiziellen Vorschlag zum Abschlusse eines sofortigen Waffenstillstandes an allen Fronten und zur sofortigen Einleitung von Friedensverhandlungen erblicken zu wollen. Die Regierung der Russischen Republik unterbreitet den gleichen Vorschlag allen Völkern und deren Regierungen. Wollen Sie, Herr Botschafter, die Versicherung vollkommenster Hochachtung der Regierung der Generalräte dem Volke Frankreichs übermitteln, das nicht wird umhin können, den Frieden anzustreben, wie übrigens alle anderen kriegführenden, durch das Weltgemetzel ausgebluteten und erschöpften Völker.

Der Volkskommissär für auswärtige Angelegenheiten: Trotzki.

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