Leo Trotzki‎ > ‎1918‎ > ‎

Leo Trotzki 19181210 Ein Wort über die Kosaken und an die Kosaken

Leo Trotzki: Ein Wort über die Kosaken und an die Kosaken

[nach Leo Trotzki: Die Geburt der Roten Armee. Wien 1924, S. 161 f.]

Wer ist Krasnow?

Ein früherer zaristischer General aus einer Gutsbesitzerfamilie. Krasnow ist Monarchist, d. h. er ist bestrebt, die Herrschaft des Zaren und des Adels wiederherzustellen.

Im Oktober vorigen Jahres, als die Petrograder Arbeiter ihre Sowjetregierung aufrichteten und damit der Arbeiterklasse ganz Russlands und der ganzen Welt mit gutem Beispiel vorangingen, führte Krasnow die von ihm betörten Kosaken gegen Petrograd. Er hoffte damals die Macht zu erobern, aber stattdessen ist er selbst von den Petrograder Arbeitern gefangengenommen worden. Die Arbeiter ließen ihn ziehen. Aber er hat seinen Eid gebrochen und zettelte am Don einen Aufstand gegen die Sowjetregierung an. Durch Krasnows Schuld sind Bäche Bruderblutes vergossen worden.

Aber Krasnow schwört ja hoch und heilig, dass er für die Interessen Russlands kämpfe.

Traut Krasnows Schwüren nicht. Vor einem Jahre machte Krasnow der Sowjetregierung den Vorwurf, dass sie nicht gegen Deutschland Krieg führt. Dann hat Krasnow ein Bündnis mit dem deutschen Kaiser geschlossen, empfing von ihm Gelder, Geschosse und Patronen, um die russischen Arbeiter und Bauern zu bekämpfen. Doch der deutsche Kaiser wurde von den deutschen Arbeitern zum Teufel gejagt. Krasnow warf sich sofort auf die andere Seite und ruft nun in der Ukraine und am Don die englischen und französischen Truppen herbei. Krasnow ist bereit, das ganze russische Volk unter das fremde Joch zu zwingen, wenn nur mit Hilfe der ausländischen Bajonette die Macht der russischen Gutsbesitzer und der Kosakengenerale wiederhergestellt wird. Krasnow am Don ist dasselbe wie Skoropadski in der Ukraine. Das sind die ehrlosen Feinde des werktätigen Volkes.

Ist es wahr, dass Krasnow für Ordnung ist?

Krasnow ist für die zaristische und adelige Ordnung – gegen die Arbeiter- und Bauernordnung. Aber Krasnows Wirken sät nur blutige Unordnung. Krasnow hat das Dongebiet vom übrigen Russland abgeschnitten und hat die Don-Bevölkerung der Textilien und anderer Waren beraubt. Wer sät blutigen Zwist? Krasnow und seine Banden. Wer hetzt die nackten und barfüßigen Soldaten und Bauern gegen ihre Brüder auf? Krasnow. Wer zerstört Wege, sprengt Brücken? Die Krasnowschen Banden.

Damit in Russland Ordnung, Frieden und ehrliche Arbeit einziehen, müssen die Krasnowschen Banden zertreten werden.

Wie kommt es, dass dem Verräter Krasnow die Kosaken folgen?

Nicht alle. Es gibt auch viele ehrliche werktätige bewusste Kosaken, die in den Reihen der Roten Armee gegen Krasnow kämpfen. Leider aber gibt es noch einen großen Teil Kosaken, die Krasnow Gefolgschaft leisten. Dies sind in erster Linie die Kosakenoffiziere und die Reichen. Ihnen folgen die Alten und die Unwissenden, die nach Urgroßväterweise denken. Die Jungen haben einstweilen noch zu wenig Courage. So herrscht Krasnow über die Kosaken: durch die Offiziere – über die Alten, durch die Alten – über die Jungen.

Seid zum letzten Mal gewarnt, Kosaken!

Die Verbrechen Krasnows und seiner Verbündeten haben die Herzen der Arbeiter und Bauern verhärtet. Der Hass gegen Krasnow wird hie und da auf die Kosaken überhaupt übertragen. Immer öfter werden Stimmen von Arbeitern und Bauern laut: „Man muss alle Kosaken ausrotten, dann werden Friede und Ruhe in Südrussland einziehen!" Das ist selbstverständlich falsch und ungerecht. Aber je länger die Kosaken als blindes Werkzeug in den Händen Krasnows verbleiben, um so grausamer werden die Soldaten der Roten Armee mit ihnen abrechnen.

Welcher Ausweg heilt Euch, Ihr werktätigen Kosaken?

Nur ein Ausweg: mit Krasnow brechen und zur friedlichen Arbeit zurückkehren.

Im Namen des Sowjets der Volkskommissare erkläre ich:

Die Kosaken, die die Waffen strecken und sich der Sowjetregierung unterordnen, werden keine Strafe erleiden. Ich verbiete strengstens, die gefangengenommenen einfachen Kosaken zu erschießen. Im Übertretungsfalle werden die Schuldigen zur Verantwortung gezogen und mit der ganzen Strenge des Gesetzes bestraft werden.

Der Kosak, der sich freiwillig gefangen gibt, wird als Freund aufgenommen werden.

Der Kosak, der uns freiwillig sein Gewehr abgibt, wird als Belohnung eine Uniform oder 600 Rubel Geld erhalten.

Werktätige Kosaken!

Macht dem Brudermord ein Ende! Verhaftet Eure verräterischen Offiziere! Liefert die Waffen ab! Kehrt friedlich zu Euren Familien zurück!

Die Sowjetregierung wird Euch Frieden, Ruhe und Unabhängigkeit sichern, Hand in Hand mit den Arbeitern und Bauern von ganz Russland.

Woronesch, den 10. Dezember 1918.

Kommentare