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Leo Trotzki 19180104 Russisch-persische Beziehungen

Leo Trotzki: Russisch-persische Beziehungen

Hinweis an die persische Regierung

[„Iswestija“ Nr. 259, 23. Dezember 1917/5. Januar 1918. Eigene Übersetzung nach Л. Троцкий. Сочинения. Том 3, часть 2. Москва-Ленинград, 1925, verglichen mit der englischen Übersetzung]

1Ich erhielt eine Note vom persischen Geschäftsträger in Petrograd, in der es heißt:

Ich halte es hiermit für meine Pflicht, Sie darüber zu informieren, dass die persische Regierung, die rechtzeitig über den Inhalt des Artikels 12 des in der Stadt Brest am 2./15. Dezember geschlossenen Waffenstillstandsabkommens informiert wurde, dessen Text oben wiedergegeben wird, mich bevollmächtigt, Verhandlungen über den Abzug der Truppen aus den persischen Grenzen mit der für solche Verhandlungen zuständigen und bevollmächtigten russischen Macht aufzunehmen, und dass nach dem von der persischen Botschaft in Petrograd empfangenen Telegramm der Regierung von Teheran gleichzeitig dem persischen Gesandten in Konstantinopel [Istanbul] Anweisungen erteilt wurden, Verhandlungen über den Abzug der türkischen Truppen aus dem persischen Gebiet durch die türkische Regierung aufzunehmen.

Indem der Unterzeichnende das oben genannte mitteilt, ersucht er, möglichst bald zu geruhen, über den Tag und die Stunde zu unterrichten, wann die Verhandlungen über die Evakuierung russischer Truppen aus Persien beginnen könnten.

Geschäftsträger Persiens in Petrograd M. Assad-Khan.“

Bei dieser Gelegenheit würde ich es für notwendig halten:

1. Einen allgemeinen Plan für den Abzug der russischen Truppen aus Persien in kürzester Zeit auszuarbeiten und die Türkei durch die persische Regierung und direkt durch die türkische Delegation in Brest-Litowsk einzuladen, einem Plan für die Evakuierung der türkischen Truppen mit der Evakuierung der russischen Truppen zuzustimmen.

2. Sofort mit dem Abzug derjenigen Abteilungen zu beginnen, die nach ihrer Lage in Persien von keiner militärischen Bedeutung sind und als Instrument für die Besetzung des persischen Territoriums dienen.

3. Aus Persien unsere militärische Mission abzuberufen, die dort als Ausbilder der Kosakenbrigade auftritt.

4. Unmittelbar bei der russischen Macht in Persien Kommissare zu ernennen, um die allgemeine politische Lage in Russland und den Sinn unserer neuen internationalen Politik zu erklären, die auf der Achtung der Rechte jedes Volkes beruht, unabhängig von seiner Stärke oder Schwäche. Zur Pflicht dieser Kommissare gehörte, Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass die persische Bevölkerung durch die weniger bewussten Elementen der Armee keinen Straftaten und Gewalt ausgesetzt ist.

5. Es muss sichergestellt werden, dass die Versorgung der russischen Armee während dieser Zeit, die sie noch in Persien ist, so gering wie möglich auf den armen Massen der persischen Bevölkerung lastet.

Ich bitte Sie, so bald wie möglich zu informieren, welche praktischen Schritte Sie für die geplante Richtung in Betracht ziehen.

In diesem Fall ist die größte Eile notwendig, um so schnell wie möglich jene Gewalt zu liquidieren, die der Zarismus und die bürgerlichen Regierungen Russlands am persischen Volk begangen haben.

Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten

L. Trotzki.

1 Die englische zeitgenössische Übersetzung beginnt mit folgenden Absätzen, die in der Wiedergabe der „Sotschinenija“ fehlen: „Der stellvertretende Kommissar für auswärtige Angelegenheiten hatte am 1. Januar 1918 an den Geschäftsträger Persiens folgendes Schreiben gerichtet:

,Im Namen des Volkskommissars für Auswärtige Angelegenheiten muss ich Ihnen mitteilen, dass kraft des Vertrags, den Russland mit Deutschland, Österreich-Ungarn, der Türkei und Bulgarien am 15. Dezember in Brest gemäß Artikel 12 geschlossen hat des Vertrags, die Vertragsparteien zustimmen, unmittelbar nach Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens, Friedensverhandlungen aufzunehmen und sich bereit zu erklären, ihre Truppen aus Persien abzuziehen. Um die Einzelheiten der Evakuierung auszuarbeiten und die oben genannten Prinzipien auszuführen, werden die russischen und osmanischen Oberbefehlshaber unverzüglich mit der persischen Regierung verhandeln. Infolgedessen erklärt der Rat der Volkskommissare sofort seine Zustimmung, Verhandlungen mit Persien über den Abzug seiner Truppen aus dem persischen Territorium aufzunehmen, unter der Bedingung, dass die türkische Regierung den Vertrag befolgt, und wartet darauf, dass die persische Regierung die entsprechenden Schritte zu diesem Ziel unternimmt.

(gezeichnet) Poliwanow.'

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